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Der Storch
(... der Reiher und der Kranich):
"Wo kriegten wir die Kinder her, wenn Meister Klapperstorch nicht wär'?"
(W. Busch)
Storch, Reiher und Kranich sind die Vögel der Göttin Holda, sowie der ihr
verwandten Göttinnen Freyja und Frigg. Obgleich es sich hierbei um drei unterschiedliche Arten handelt,
wird in der germanischen Mythologie, wie im mittelalterlichen Volksgut, oft keine klare Trennung
dieser drei Vogelarten vollzogen. Im Vordergrund dieser Seite soll jedoch der Storch stehen,
aus dem einfachen Grund, weil über ihn die meiste deutsche Folklore überliefert wurde.
Kranich und Reiher werden dann nicht ungenannt bleiben, wenn sich eine Verbindung zur Holda herstellen lässt.
Der Storch kann in einigen Punkten mit Holda in Zusammenhang gebracht werden.
Er gilt als Götterbote, als Bote der Holda. Auf ihren Reisen durch die Welt fliegt er ihr voran.
Auf ihr Geheiß holt er die Neugeborenen aus dem Brunnen, bzw. der Quelle, des Lebens
und bringt sie den werdenden Eltern. Überall in Deutschland und anliegenden Ländern
ist der Storch ein Symbol der Fruchtbarkeit, des Glücks und des Wohlstands.
In Thüringen, z.B., einem der Hauptverbreitungsgebiete der Holdaverehrung,
herrschte ursprünglich die Vorstellung, dass der Storch an Ostern die Eier bringt
und den Frühling ankündigt, nicht wie in vielen anderen Gebieten der Hase.
Ebenso als Frühlingsbote gilt der Kranich, Symbol der Erneuerung, der im antiken
Griechenland der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter heilig war, und dessen Vogelzug
auch dort den Beginn der fruchtbaren Jahreszeit verkündete.
Und laut Gardenstone (Germanischer Götterglaube) existiert eine norddeutsche
Vorstellung, nach der Störche frühere Menschen seien, die einst im Dienste der Göttin Holda standen.
Auch mit Wodan, oft ein Gefährte der Holda, kann Meister Adebar laut Walter Braun
in Beziehung gebracht werden: Nach Braun verkleideten sich in Ostpreußen zum
Jahreswechsel stets drei Männer als Schimmel, Bär und Storch
(bzw. zwei verkleideten sich, und trugen einen nachgebildeten Storch als dritten im Bunde mit sich)
und zogen grölend um die Häuser. Hierhinter vermutet er einen Brauch zu Ehren oder
zum Gedenken an Wodan, der eine besondere Verbindung zu allen drei Tieren hat.
Namen
Die meisten deutschsprachigen (Bei-)Namen des Storches, der wissenschaftlich als
„Ciconia ciconia“ bekannt ist, deuten auf seine Rolle als Glücksbringer
und Fruchtbarkeitssymbol hin. Hier nur drei davon:
Storch: althochdeutsch storah, mittelhochdeutsch storke (siehe englisch: stork)
soll verwandt sein mit „Stock“, „Stecken“ was sowohl an den langen Schnabel
wie auch den stelzenden Gang des Vogels erinnert. Interessant ist, dass zeitweise
auch das männliche Geschlechtsorgan als „Storke“ bezeichnet wurde,
was auf den fruchtbaren Charakter des Storches hinweisen würde.
Laut der Autorin Barbara Walker jedoch kommt „Storch“ von dem griechischen Wort „storge“,
was sie wiederum mit „Mutterliebe“ übersetzt (verweisend auf Brasch, 21).
(Meister) Adebar: Für Adebar habe ich bisher keine einheitliche Übersetzung gefunden.
Eine Quelle leitet diesen Titel von Ade = „Od“ = „Atem“ oder „Besitz“, „Glück“, „Reichtum“
und –bar = „bero“ „ „bringen“ ab. Adebar wäre dann also der „Glücksbringende“ oder „Atembringende“
im Sinne von der das Leben (die Kinder) bringt. Eine andere, naturwissenschaftlichere,
Deutung die ich fand ist Adebar = „Sumpfläufer“.
Heilebart: Auch hier –bar(t) angeblich von „bero“, der „Heilbringende“.
Herodiós: Dies ist die griechische Bezeichnung für Reiher. Interessant hierbei ist lediglich,
dass „Herodias“ (sehr nah verwandt mit herodiós) eigentlich eine biblische Figur,
die zusammen mit ihrer Tochter Salome für die Enthauptung Johannes des Täufers sorgte,
im Mittelalter mit Holda in Verbindung gebracht wurde. Bereits die Brüder Grimm
berichteten mit Verwunderung darüber, dass sich im deutschen Sprachraum die Mythen
der Herodias mit denen der (im christlichen Deutschland bereits verteufelten) deutschen Göttin
Holda vermischten. Demnach existiert der Glaube, dass die hexenhafte Herodias nach ihrem
Ableben im Heer der Holda und ihrer wilden Jagd mitziehen musste (als Mensch, oder als verwandelter Reiher?).
Manchmal wird sie auch als Oberpriesterin der Holda genannt, in anderen Versionen gar als
ihre Tochter oder als Personifikation der Göttin selbst.
Adebar, der „Lebenbringende“
„Wo kriegten wir die Kinder her, wenn Meister Klapperstorch nicht wär?“,
fragte sich schon der Dichter Busch und macht deutlich, was die Hauptrolle des Storches,
des Klapperstorches, in der deutschsprachigen Folklore war und ist: Das Bringen der Kinder.
Weit zurück reicht die Idee, dass der Storch die ungeborenen Kinder aus einem Teich oder einem
Brunnen fischt und sie den Müttern bringt. Noch heute kennt jedes Kind diese erste aller Antworten
auf die neugierige Frage, wo denn die Kinder her kämen. Ursprünglich verbirgt sich hier hinter wohl
die sehr alte Vorstellung, dass die Seelen der Ungeborenen in einem See, Sumpf oder Brunnen
schwimmen, bevor sie von den Göttern, vornehmlich der Holda, oder ihren Boten, in den Leib
der Mutter gesetzt werden. Da Störche sich oft an genannten Orten aufhalten, dauerte es nicht lang
und sie wurden ganz automatisch zu den Bringern der Kinder. Es sind sehr alte Bilder bekannt
auf denen ein Storch ein kleines Wesen im Schnabel trägt. Es ist nicht zu erkennen ob es sich
dabei um einen Frosch oder ein Neugeborenes handelt. Psychologen deuten Brunnen wie Seen
auch gerne als Symbol des weiblichen Geschlechtsorgans oder Uterus. Das Wasser ist der Urquell des Lebens.
Laut psychologischen Thesen erinnert sich jeder Mensch unbewusst an seine Geburt aus dem Fruchtwasser,
seine Herkunf aus dem „Urwasser“ des Lebens, wodurch Mythen von Kinderbergenden Seen geprägt wurden.
Der Storch mit seinem langen Schnabel wird, wie gesagt, auch als Symbol für das männliche Glied angesehen.
So war Bild des Kinder aus dem Wasser fischenden Storches schon immer eine Metapher für den
Geschlechtsakt. (Eine Sage verheißt auch, dass der Storch der Frau nicht nur die Kinder bringt,
sondern sie durch einen Biss in den Schenkel befruchtet, schwängert.) Herrin des Brunnens oder Sees
„des Lebens“, ist laut vielen Überlieferungen die Holda.
Nicht nur der Storch ist als Kinderbote bekannt. In Böhmen wie Ostpreußen sind Versionen bekannt,
nach denen Krähenvögel oder Eulen, ebenfalls bekannte Göttervögel, als Kindesbringer agieren.
Heilebart, der Heilbringende
Der Storch bringt auf viele Arten Heil und Glück.
Er war stets ein Götterbote, der den Menschen den göttlichen Segen sichern konnte.
Hier einige Vorstellungen über den Storch als Glücksbringer:
- Ein Storch auf dem Dach verhieß noch in längst christlichen Zeiten Glück und Wohlstand
für die Menschen die unter diesem Dach lebten.
- Sein Nest auf dem Dach soll auch vor Blitzeinschlag schützen.
- Hatten einmal Störche auf dem Dach genistet, galt es als großes Unglück,
wenn sie von dort vertrieben wurden oder nicht mehr zurück kamen,
weshalb viel getan wurde um Familie Storch ungestört zu lassen.
- Einem Storch ein Leid zuzufügen, seine Eier zu stehlen oder Storchenfleisch
zu verspeisen galt noch in christlichen Zeiten als großer Frevel.
Oft wurde er bei diesem Verbot in einem Satz mit Taube und Schwalbe genannt,
die ebenfalls nicht getötet werden sollten und, was für ein Zufall,
auch mit bestimmten Göttinnen des germanischen Pantheons in Verbindung gebracht werden können.
- Wünschte sich die Herrin des Hauses auf dem ein Storch nistete,
Nachwuchs, so pflegte sie ein Stück Zucker auf die Fensterbank zu legen,
um Meister Adebar gnädig zu stimmen.
- Er galt auch als Verkörperung der Treue. Treue gegenüber seiner Familie,
die er bevorzugt auf den Dächern der Menschen ernährte und Treue gegenüber Haus
und Hof auf dem er nistete. Man erhoffte sich, dass durch ihn die Liebe und Treue
auch auf die Eheleute des Hauses übertragen wurde.
Störche können Vorboten bestimmter Ereignisse sein, z.B.:
- Sieht ein junges Mädchen einen Storch fliegen, wird sie bald heiraten.
- Sieht sie einen auf der Erde laufen, wird sie bloß zu einer Hochzeit geladen werden.
- Sieht sie nur einen Storch, muss sie noch ein wenig auf die Hochzeit warten.
- Sieht sie hingegen ein Storchenpaar, kommt die Hochzeit schneller als sie denkt.
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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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