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Die Tödin:

in Das Erlöschen, - Trennung / Vereinigung: 01.06.2010 11:35
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge




Ist der Tod eine Frau ?
- Geschlecht & Tod in der Literatur


„Das Sterben ist ästhetisch bunt“ heißt es in einem Text der deutschen Band Goethes Erben.
Ebenso bunt wie das Sterben sind die mannigfaltigen Darstellungen des Todes in den Vorstellungen
der Menschen. In den verschiedenen Kulturkreisen gibt es, vor allem im romanischen,
nicht nur den „Gevatter Tod“, die männliche Personifikation, sondern auch einen weiblichen Gegenentwurf.
Durch Vermischung und Überlagerung von Traditionen und religiösen Vorstellungen
verändert sich die bildliche Darstellung und Wahrnehmung im gesellschaftlichen Gefüge.

Gerade in südlichen Gefilden wie Spanien, Mexiko oder auch Italien ist die Vorstellung einer
Tödin nicht ungewöhnlich. Sie ist die wütend dreinblickende, schwarz gekleidete „Donna“ oder „Madame LaMort“.

Im Laufe der Jahrhunderte zeigt die Veränderung der Todesdarstellung in Literatur und Kunst den
Wandel der sozial-kulturellen Vorstellungen an.

Religiöse Einflüsse gestalten das Bild des weiblichen Todes im Mittelalter,
im Lauf der Jahrhunderte aber verliert sich der Schrecken des Todes, bis in der Moderne die
Todesdarstellung Einzug in die Trivialliteratur und die Comic-Kunst hält.

Ich möchte mit dieser Arbeit den Wandel der Darstellungen des Todes, basierend auf den Vorstellungen der
vergangenen Epochen, nachzeichnen, um auf die verschiedenen Erscheinungsformen in der modernen
Trivialliteratur und Comic-Kunst hinzuweisen.

Außerdem möchte ich mit der „Neuen Deutschen Todeskunst“ auf einen Teil einer subkulturellen Szene hinweisen,
die sich zwar hauptsächlich durch ihre Musik definieren lässt, deren Affinität zum Tod und zur Trauerkultur
aber wesentlicher Bestandteil ihrer Lebensästhetik sind.
Diese Jugendbewegung zeichnet sich durch einen politisch-gesellschaftskritischen Standpunkt
und eine eigene ästhetische Individualität aus.

Auch hier finden sich verschiedene textliche Darstellungen des Todes in weiblicher und männlicher Form.



Wie kommt es zur Spaltung von männlicher und weiblicher Todesvorstellung? ....



In seinem Buch „Ist der Tod eine Frau? – Geschlecht und Tod in Kunst und Literatur“
versucht Karl S. Guthke folgende Erklärung für das Phänomen der verschiedenen Geschlechter
des Todes zu finden:

Auf psychologischer Ebene impliziert alles Große, Furchteinflössende und Starke
das männliche Geschlecht bei der Benennung der Dinge, alles Sympathieerweckende mit tröstenden,
friedlichen Eigenschaften das weibliche Geschlecht.

Je nach Art des Sterbens in komplexen Gesellschaften gibt es männliche Todesassoziationen,
da in der Schlacht hauptsächlich Männer kämpften und gewaltsam und blutig starben.

Der friedliche Tod im Bett, das Sterben an Altersschwäche oder durch Krankheit weckt weibliche
Todesassoziationen. Der Tod wird hier als Umschlossenwerden empfunden,
das mit der Mutter in Verbindung gebracht wird.

Auf philologischer Ebene ist das Erscheinungsbild des Todes abhängig vom grammatischen Geschlecht:
wie könnte DER TOD weiblich aussehen?

Ein in Amerika durchgeführtes Experiment zeigte, dass mit „The Death“, dem ungeschlechtlichen „the“,
die verschiedensten Bilder der „Person Tod“ assoziiert werden, je nach Kulturkreis des Befragten,
ist der Tod männlich oder weiblich.

Die fehlende geschlechtliche Vorgabe bestätigt die kulturellen und psychologischen Abhängigkeiten.
Die Weltanschauung einer Kultur- und Sprachgemeinschaft legt anscheinend das grammatische
Geschlecht fest, und alles weist auf eine Festlegung des Geschlechts in vorsprachlicher Zeit hin.






Prägung der Todesdarstellungen durch griechische und biblische Mythologie....

Die Vorstellungen des Todes sind geprägt durch den antiken Kulturraum und biblische Traditionen.

Im Pantheon der griechischen Mythologien steht der männlichen Todespersonifikation jeweils
eine weibliche Personifikation zur Seite, deren Bedeutung sich teilweise überschneidet.

Thanatos findet seinen weiblichen Gegenpart in Aurora/Eos, die den frühen und sanften Tod repräsentiert.

Des weiteren gibt es die Keren. Sie sind Hades blutrünstige Dienerinnen, die die Toten vom Schlachtfeld holen,
die einen blutigen, gewaltsamen Tod gestorben sind.

Es sind die drei Moiren, Klotho, Lachesis und Atropos, oder in der germanischen Mythologie Nornen
genannten Frauen, die den Lebensfaden spinnen. Atropos schneidet den Faden ab.

Die Erinnyen oder Furien sind Sense- und Schwert schwingende Racheweiber,
die an ihr männliches Pendant, die vier apokalyptischen Reiter erinnern.

Aus der biblischen Tradition stammt die Vorstellung des Todesengels. Er wird in der Bibel erwähnt.
Weiter finden sich Darstellungen des Todes als Jäger, Schäfer, Schnitter, und natürlich darf auch der Teufel,
Samael oder Satan, nicht als Bote und Verursacher des Todes fehlen.




Evas Verantwortung für den Eintritt in die Sterblichkeit....



Ein wichtiger religiöser Aspekt darf in der mittelalterlichen Sicht des Todes nicht vergessen werden:
Eva, als Urmutter der Sünde wird verantwortlich gemacht für den Eintritt in die Sterblichkeit.

„Von einem Weibe ging die Sünde aus, und um ihretwillen müssen wir alle sterben“

In christlicher Zeit wurde es üblich, die Rolle Evas als Verführerin zur Sünde und die
Rolle Marias als Heilsbringerin einander gegenüberzustellen.

Die Eine führt aus dem Paradies heraus in die Welt mit dem Tod,
die andere aus dieser Welt zurück ins ewige Leben im Garten des Herrn.

„Eva ist die Urheberin der Sünde, Maria die Urheberin des Heils.
Eva schadet uns durch den Sündenfall, Maria rettet uns, indem sie uns das Leben schenkt.
Die eine tötete, die andere heilte“ heißt es in einer pseudo-augustinischen Predigt.
Eva wird also mit dem Tod gleichgesetzt. Manchmal
wird sie auch dargestellt mit dem Apfel und dem Stundenglas.



Mittelalterliche Moraltheologie....

Weiterhin entwickelte sich in der mittelalterlichen Moraltheologie die Vorstellung von
der Sexualität als Quelle allen Übels.
`Luxuria´, die Wollust, die eine der sieben Todsünden ist, wurde gewöhnlich der Frau angelastet.
Frauen sind ungebändigt, zügellos und widerspenstig und müssen erst vom Vater
und später vom Ehemann „erzogen“ werden, um Demut und Gehorsam zu lernen.

Der Mann hingegen ist wie geschaffen dafür, ein gottgefälliges Leben zu führen.
Besonders die Sexualität der Frau bedarf einer Reglementierung.
Ihre Triebhaftigkeit, die den Mann stets ins Verderben zu führen droht,
kann nur durch die Ehe gebrochen werden.
In der Ehe ist die Sexualität der Frau auf die Verpflichtung, für Nachwuchs zu sorgen, reduziert,
und der Frau werden Aufgaben als Mutter und Herrin des Hauses zugewiesen.
Die Darstellung des weiblichen Todes setzt sich aus all diesen Aspekten zusammen
fast bis zur allegorischen Stellvertretung: Eva – Sünde – Luxuria – Tod.
Dargestellt wird sie als Frau mit langem, wehendem Haar. ....




Satan als Verursacher der Sterblichkeit....


Mit dem Ausklingen des Mittelalters verliert die Denkweise, Eva sei die Mutter aller Sünde,
immer mehr an Boden. Den Zeitgenossen der Renaissance leuchtet die prinzipielle Sündhaftigkeit
des Menschen nicht mehr ein.

Nicht Adam und Tod oder Eva und Tod – nein Schuld ist nun:
der Teufel. Er wird zum Urheber der Sünde.

Die im Mittelalter tonangebende Theologie begründet, dass die Sünde die Ursache des Bösen ist,
nicht umgekehrt, das Böse die Ursache der Sünde.
Der Gedanke, dass es im Paradies eine böse kosmische Macht gibt,
die für den Sündenfall verantwortlich ist, ist undenkbar.

Das ändert sich im 16. Jahrhundert. Der Teufel, Vater aller Lügen,
bekommt die Sündenschuld aufgebürdet und ist nun, statt Eva, verantwortlich für den Tod.
Luzifer, der gefallene Engel, kann beide Geschlechter annehmen.

Als „Weib“ führt er Mönche und Einsiedler in Versuchung und
als Mann verführt er Mädchen und Frauen.
Oft wird er bildhaft mit beiderlei Geschlechtsmerkmalen dargestellt.

Das christliche Motiv verschwimmt immer mehr und auch die zugewiesene Rollenverteilung
löst sich unter den verschiedensten Deutungsweisen der Sünden-Moraltheorie
und durch die Befreiung der sexuellen Unterdrückung durch die Kirche auf.



Welche Todesbilder dominieren in welcher kunst- und literaturhistorischen Periode?....



Im 8. und 9. Jahrhundert glich der Tod dem antiken Jüngling Thanatos oder einer Männergestalt
am Fuß des Kreuzes Christi. Der Tod wurde durch die Auferstehung Christi von diesem besiegt.
Der Tod wurde zur erbärmlichen und lächerlichen Gestalt herabgewürdigt.

Ab ca. 1200 verändert sich die Vorstellung hin zum Tod mit Sense oder dem wenig verwesten Leichnam
mit aufgeschlitztem Bauch und ohne Eingeweide ähnlich einer Mumie.
Der uns heute bekannte Tod als Knochenskelett war im Mittelalter das Standardbild.
In der Antike allerdings symbolisierte das Skelett nicht den personifizierten Tod,
sondern den Verstorbenen oder dessen umgehendes Gespenst.

Mit der Veränderung des Bildes ändert sich auch die Macht des Todes in der Vorstellung der Menschen:
die von Christus besiegte Gestalt wandelt sich zu „König Tod“ mit von Gott verliehener Macht.

Auf Abbildungen wird der Tod oft als Ritter, König oder Landmann dargestellt.



Einige Abbildungen zeigen die Tödin oft als Massenmörderin, die in ihrer Lust geradezu Orgien und Massaker feiert.
Ab ca. 1300 setzt sich die weibliche Todesfigur immer mehr durch:
die Reiterin mit wehendem Haar schwingt Schwert und Sense und sieht recht damenhaft aus. ....



Selten gibt es hier auch ein friedliches Gegenstück: es ist die hässliche Alte, mit Sense und Sarg ausgestattet,
die am Bettrand Wache hält. Sie hat sich gegenüber der brutalen Schlächterin jedoch nicht durchsetzen können.
Aber das Sterben ist zu dieser Zeit auch nicht friedlich. Im 14./15. Jahrhundert reißt die Pest riesige Lücken in
die Bevölkerung, es gibt Hungersnöte und Natur-Katastrophen (kleine Eiszeit).



5.1 Renaissance und Barock....

Die bildhafte Vorstellung des männlichen Todes, das Skelett, ändert sich kaum,
auch der König Tod und die Apokalyptischen Reiter bleiben ebenfalls parallel bestehen.

Die Bedeutung und Wahrnehmung des Todes verändert sich. Der Tod wird zur Flucht aus dem Leben,
hinein in den Himmel, den Schoß Gottes.



5.2 Der Tod als Freund....

Der Tod wird ein freundlicher Geselle, dem zu folgen erstrebenswert scheint.
Der Tod wird ab dem 16. Jahrhundert zur Gestalt des alltäglichen Lebens.

Jakob Bincks Kupferstich zeigt den Krieger Tod: kein Gerippe, sondern ein bärtiger, muskulöser Kämpfer,
der mit der Linken die Lanze des am Boden liegenden Landsknecht zerbricht, mit der Rechten das gezückte
Schwert schwingt und siegessicher seinen Fuß auf die Brust des Gegners stellt.





5.3 Todesromantik....

Der memento-mori-Gedanke lässt den Tod zu einer intimen, vertrauten Gestalt werden,
die, da sie immer gegenwärtig ist, ihren Schrecken verliert.
Wenn christliches Sterben nichts ist, als „in den Himmel schreiten“,
wie es in einem Sonett des Andreas Gryphius heißt, dann kann das Nahen des Todes
nicht nur mit Gleichmut, sondern mit Inbrunst begrüßt werden.

Hier ist, wie auch später in der Romantik, die Todesromantik nicht weit:
der Tod wird zum erwarteten Bräutigam.

Dieses Motiv kann auch durchaus von der eben erzählten christlichen Heilsgeschichte
her betrachtet werden. Im Themenkomplex „Der Tod und das Mädchen“ werden beide Konsequenzen
des Sündenfalls, Tod und Sexualität, zusammengefasst.

Nachdem Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatten, erkannten sie,
dass sie nackt waren und bedeckten ihre Blöße.
So sind beide, Tod und Sexualität durch die sündhafte Handlung in die Welt gekommen.
Allerdings gibt es nur wenige weibliche Darstellungen von der sündigen Verführerin Tod,
sondern bis ins späte 18. Jahrhundert ist es ein männlicher Verführer, Bräutigam, Liebhaber.

In dieser Form handelt es sich allerdings nicht um das gemeinsame In-den-Tod-gehen zweier Verliebter,
hierbei handelt es sich um die erotische Begegnung mit dem personifizierten Tod:
Auf dem Bild von Nicklaus Manuel, genannt Deutsch, von 1517 zeigt sich ein Mädchen
einem téte-a-téte mit dem Tod gar nicht abgeneigt.
Ihr tief dekolletiertes Kleid lässt ihren Busen blitzen,
ihr Mund ist dem Tod zum Kuss hingewendet und beider Hände greifen unter ihr Kleid.
Es ist nicht ersichtlich, von wem hier die Initiative ausgeht.



Kokette Skelette und die Dialektik der Aufklärung....


Erst im 19. Jahrhundert steigt die Präsenz der Tödin wieder. Es ist „Madame la Mort“.
Mittlerweile scheint es keinerlei Unterschied mehr zu machen, wie der Tod an den Menschen heran tritt.
Die in der christlichen Tradition verflochtene Sünde-Tod-Darstellung verliert an Aktualität,
die Deutung der religiösen Einflüsse, Adam, Eva, Teufel, Tod, verlieren sich.
Tod und Tödin leben in kleinbürgerlichem Milieu, haben abgesprochene Arbeitsteilung
und sind im Allgemeinen ganz und gar domestiziert.
Kein Schrecken geht mehr aus vom Sensemann, auch nicht von seiner Sensefrau.



Je weiter sich das 19. Jahrhundert dem Ende zuneigt, desto mehr Faszination gewinnt die Vermischung
der koketten Verführerin mit der Todesvorstellung.

Die häufigste Darstellung der Frau sind der Todesengel und die femme fatale.

Sie haben durchaus ihre Verwandtschaftsmerkmale und werden als männermordende Undinen,
Nixen, Vampire oder Sirenen in einer Figur vermengt.

Zur „Belle Dame sans Merci“ wird der erotisierte weibliche Tod, die Todesengel werden mit
femininer Schönheit und erotischer Anziehungskraft ausgestattet.

Auf der einen Seite erklärt man diese Bewegung als Folge der emanzipatorischen Bestrebungen
im 19. Jahrhundert. Adorno und Horkheimer (1947) deuten dieses Thema in ihrer
„Dialektik der Aufklärung“ anders.

Ausgangspunkt ist die Verbindung der Frau mit dem Elementaren, mit der Natur.
Die Männer der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, etwa Flaubert oder Oscar Wilde,
flüchteten sich vor der Bedrohlichkeit dieses Natürlichen in den Kult der Maske und der Künstlichkeit:
die Frau wurde zum Kunst- und Kultobjekt mit ihrem Schmuck, Juwelen, Kosmetik und Kleidung.
Die Furcht vor dem Weiblichen und seine Unterdrückung werden auch als ein Aspekt des
Projekts der Aufklärung gesehen, das sich zum Ziel setzt, die Natur zu beherrschen.

Die Frau wurde zur Verkörperung der biologischen Funktionen, zum Bild der Natur,
in deren Unterdrückung der Ruhmestitel dieser Zivilisation bestand.
Das war der Sinn der Vernunft. So wird die Frau- und Mutter-Imago,
die geläufige Personifikation des Lebens zugleich auch die Bringerin des Todes:

„Die Kreatürlichkeit der Frau“, damit geht Simone de Beauvoir noch ein Stück weiter,
„ihre manifeste Unterworfenheit unter den Lebensprozeß, erinnern den Mann an seine eigene Kreatürlichkeit
, seinen Ursprung und seine die biologische Entwicklung: Empfängnis, Geburt, Wachstum
und schließlich der Tod.“ Wer Leben gibt, gibt Tod.

„Wie in keiner Zeit zuvor haben Biologen und Psychologen, Philosophen und
Geisteswissenschaftler, Literaten und Künstler angesichts der Frauenemanzipation und der doppelten Moral
der Gesellschaft die Definition des Weiblichen fast einhellig in einem negativen Urteil zusammengefasst:
Die Frau wird zum Sündenbock des Lebens und der Gesellschaft ganz allgemein abgestempelt.
(…) Im Urteil der Männer um die Jahrhundertwende wird sie zur Inkarnation der zerstörerischen
Macht mit all ihrer innewohnenden Rätselhaftigkeit, die sich individuell wie kosmisch auswirkt“,
sagt Otto Weininger in seinem Buch Geschlecht und Charakter 1903/04.



Neben diesem mütterlichen Bild der Gebärenden, die den Menschen damit dem Tod preisgibt,
besteht auch nach wie vor das Bild der Verführerin.

Sie hat die Gestalt einer knöchrigen Prostituierten angenommen, die, modisch aufgetakelt,
sich eine Maske vor den Totenschädel hält, um ihre Freier in den Tod zu locken.

Eine gewisse sexuelle Freiheit scheint sich in der Malerei zu zeigen.
Doch die Frau wird lediglich in einer doppelten Moral zum Objekt der Begierde des Mannes.
Aufreizend und abschreckend zugleich stellt sich der weibliche Tod kokett zu Schau.
Mehr entblößt als verhüllt, zeigt die Tödin ihre ganze abstoßende Nacktheit.

Sie ist zugleich faszinierend und erotisch anziehend, aber auch widerlich als Inbild
der Sünde und Verworfenheit. Im Hintergrund des Bildes sieht man aber auch das lüsterne Publikum,
Frau Tod reflektiert die Gaffer in ihren Voyeurismus.

Kokett und Skelett reimen sich auf das trefflichste.
Eine Zeichnung von Félicien Rops trägt den treffenden Namen „Mors Syphilitica“.
Das Laster, mit dem die Frau den Tod bringt, trägt einen passenden Namen.





7. Der Einzug des Todes in die Trivialliteratur und die Comic-Kunst....

Mit den humoristischen Romanen des Fantasy-Autors Terry Pratchett hält der
personifizierte Tod Einzug in die Trivialliteratur.

Pratchett schafft in seinen Geschichten eine bizarre Welt, die als Scheibe auf dem Rücken
einer Schildkröte liegt, die von vier Elefanten getragen wird.
(KV) Gevatter Tod ist hier als typischer Sensemann dargestellt, als Skelett im Umhang mit Kapuze.
Seine leeren Augenhöhlen leuchten und wenn er läuft, klickern seine Knochenfüße auf dem Boden.
Er selbst bezeichnet sich als „ANTHROPOMORPHE PERSONIFIZIERUNG“,
zu denen in der Scheibenwelt z.B. auch die Zahnfee und Väterchen Frost gehören.

Er ist der „BEZWINGER VON KÖNIGREICHEN, VERSCHLUCKER DER OZEANE,
DIEB DER JAHRE, DIE LETZTE REALITÄT, DER ERNTER DER MENSCHHEIT“ usw.


Die Personifizierung des Todes und anderer Phänomene im Fantasy-Roman....


Terry Pratchett hat zusammen mit einem anderen bekannten Fantasy-Schriftsteller,
Neil Gaiman, einen Roman herausgebracht, in dem sie biblische Prophezeiungen mit
denen von Nostradamus verknüpfen.
In dem Roman „Ein gutes Omen“, der 1990 erschien, gibt es einen finalen Kampf zwischen Gut und Böse.
Die vier Apokalyptischen Reiter sind dabei sehr anschaulich beschrieben und treten,
wie in der Bibel vorgesehen, nacheinander auf. Hier personifiziert sich der Tod,
wie er im Mittelalter dargestellt wurde, als Sensemann, der die Menschheit erntet.

Krieg hingegen darf als rothaariger Vamp und Verführerin posieren, was dazu führt,
dass die Männer, wo auch immer sie auftritt, in Streit geraten und – natürlich – Krieg ausbricht.
Der Hunger hat in den Zeiten von Power-Diäten und Schlankheitswahn leichtes Spiel,
nur die Pest wurde aufgrund der Erfindung des Penicillins durch einen Jungen
namens Umweltverschmutzung ersetzt, der sie würdig vertritt.

Die Darstellung der personifizierten Charaktere ist eine typische Vorgehensweise
in den Fantasy-Romanen.
Abstrakte Vorgänge und Zustände wie Krieg und Tod werden auf eine menschliche Ebene gesetzt,
von der sie menschlich agieren und auf der ihre Handlungsweise vom Leser nachvollzogen werden kann.

Die im 19. Jahrhundert dargestellte Verführerin, der Todesengel in seinem Glanz oder die Kokotte
haben auch in der modernen Fantasy-Welt nicht ihren Reiz verloren.
Nur wechseln die Attribute der Verführerin von der passiven Verlockung in eine aggressiv-aktive Rolle,
so dass die Frau nicht nur Objekt der Begierde ist, sondern die Menschen nach ihrem Willen manipuliert
und in machtvoller Stärke ihre Weiblichkeit darstellt.



9. Neil Gaiman und das Sandman-Universum....

Neil Gaiman studierte Journalismus und veröffentlicht als erstes Buch eine Biographie über die
Band Duran Duran. Außerdem verfasste er im klassischen englischen humoristischen Stil
„Don´t Panic: The Official Hitchhikers Guide to the Galaxy Companion“ über den
Science-Fictionautor Douglas Adams.

Zusammen mit seinen Freunden Alan Moore und Dave McKean schuf er verschiedene Comicserien,
die wichtigste und bekannteste davon ist „The Sandman“.
1988 startete die Serie um die Abenteuer des Morpheus, der Personifikation des Traumes.
Die Sandman-Comics halfen, das Medium/Genre Comic salonfähig zu machen.
Hier handelt es sich nicht um Kindergeschichten und auch der Zeichenstil hat nichts mit
den Micky-Maus-Heften zu tun. Vielmehr entstand mit dieser Comic-Serie eine intellektuelle,
erwachsene Kunstrichtung. Neil Gaiman und Dave McKean schufen mit den Sandman-Comics
eine in der Comicgeschichte in dieser Form selten da gewesene Vielschichtigkeit.

1996 wurde die Serie eingestellt. Allerdings nicht wegen des nachlassenden Publikumsinteresses,
sondern weil Gaiman seine Geschichte zu Ende erzählt hatte. Die Figur des Morpheus wurde zu Grabe getragen,
doch die anderen Figuren aus seiner Familie, die „Ewigen“, erleben in eigenständigen Bänden andere Geschichten.


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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 04.11.2014 09:36 | nach oben springen
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