Leben zwischen Tod und neuer Geburt:
#1

Leben zwischen Tod und neuer Geburt:

in Das Erlöschen, - Trennung / Vereinigung: 08.06.2010 12:49
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Leben zwischen Tod und neuer Geburt
der Aufstieg bis zur «Weltenmitternacht»

(siehe auch -> Leben nach dem Tod, Schema und ->
Leben zwischen Tod und neuer Geburt, der Abstieg zur neuen Geburt)

"Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes getreten ist, so hat er seinen physischen Leib abgelegt;
der physische Leib ist den Elementen der Erde übergeben.

Mit anderen Worten könnte auch über ihn gesagt werden:

Der physische Leib hat sich herausgehoben aus den Kräften und Gesetzen,
die ihn zwischen der Geburt und dem Tode vom eigentlichen Menschen heraus durchdringen
und die andere Gesetze sind als die bloß chemischen und physikalischen Gesetze,
denen er dann nach dem Tode als physischer Leib verfällt.

Vom Gesichtspunkt der physischen Welt aus hat der Mensch ja selbstverständlich die Anschauung:
Von der menschlichen Wesenheit ist zurückgeblieben auf dem physischen Plane das,
was diesem physischen Plane angehört.
Es wird dieses dem physischen Plane Angehörige nun auch dem physischen Plane übergeben.

Für den Menschen selbst aber und für alle Auffassung der geistigen Welt kommt der Gesichtspunkt
in Betracht, den der Tote, der Mensch, der durch die Pforte des Todes geschritten ist,
hat einnehmen müssen.

Für ihn bedeutet das Verlassen des physischen Leibes einen inneren Vorgang,
einen Seelenvorgang; für die Hinterbliebenen ist das, was mit dem physischen Leibe
nach dem Tode geschieht, ein äußerer Vorgang.

Das Innere des Menschen, das Menschlich-Seelenhafte des verstorbenen Menschen
drückt sich ja innerhalb dessen, was als sterblicher Überrest zurückgeblieben ist, nicht mehr aus.

Für den Menschen selbst aber, der durch die Pforte des Todes gegangen ist,
ist dennoch etwas verbunden mit dem Verlassen des Leibes.
Es bedeutet ein inneres Seelenerlebnis:
Du bist aus deinem physischen Leibe herausgegangen und lassest diesen physischen Leib zurück.




. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 02.12.2022 00:27 | nach oben springen
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#2

RE: Leben zwischen Tod und neuer Geburt:

in Das Erlöschen, - Trennung / Vereinigung: 08.06.2010 12:50
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Es ist außerordentlich schwierig, ich möchte sagen, vom Standpunkt des physischen Planes
aus dieses, was da im Inneren der Seele des Menschen vorgeht, wirklich sachgemäß zu schildern.

Denn es ist ein innerer Vorgang, der im Grunde etwas ungeheuer Umfassendes,
etwas ungeheuer Bedeutsames hat. Es ist ein innerer Vorgang, der ja im Grunde kurz dauert,
aber von einer für das gesamte menschliche Erleben universalen Bedeutung ist.

Nun, wenn man den Vorstellungsinhalt dessen schildern möchte, was da mit der Seele vorgeht,
diesen Vorstellungsinhalt, den man natürlich heute in einem öffentlichen Vortrag noch nicht berühren kann,
denn er würde die Öffentlichkeit zu sehr frappieren - vielleicht kommt aber auch dazu die Zeit
-, wenn man den äußeren, also jetzt geistig äußerlichen Vorstellungsvorgang schildern wollte,
mit dem sozusagen der Erlebensweg beginnt, der zwischen dem Tod und einer neuen Geburt verläuft,
so könnte man sagen, der durch die Pforte des Todes Geschrittene hat zunächst das Gefühl:

Du bist jetzt in einem ganz anderen Verhältnisse zur Welt als du vorher warst,
und das ganze frühere Verhältnis, das du zur Welt hattest, ist im Grunde genommen umgekehrt,
radikal umgekehrt.

Man müßte eigentlich in der folgenden Weise schildern,
wenn man das, was da vorstellungsmäßig erlebt wird, schildern wollte.
Man müßte sagen: Der Mensch hat bis zu seinem Tode auf der Erde gelebt,
er ist gewohnt gewesen in dieser Zeit auf der festen, materiellen Erde zu stehen,
auf dieser materiellen Erde die Wesen des mineralischen, pflanzlichen, tierischen Reiches,
Berge, Flüsse, Wolken, Sterne, Sonne und Mond zu sehen,
und ist gewohnt worden, durch seinen eigenen Gesichtspunkt
und durch seine im physischen Leib vorhandenen Fähigkeiten,
sich dieses Ganze so vorzustellen, wie man es sich ja doch vorstellt,
trotzdem man heute durch den Kopernikanismus weiß, daß es im Grunde ein Scheinbild ist:

Da oben ist das blaue Himmelsgewölbe wie eine Himmelsschale,
da sind die Sterne darauf, darüber gehen Sonne und Mond und so weiter,
man selber ist wie in dieser Schale, in dieser Hohlkugel,
im Inneren da drinnen in der Mitte auf der Erde mit dem,
was einem die Erde für die Wahrnehmung zeigt.

Es kommt uns jetzt nicht darauf an, daß das ein Scheinbild ist, daß wir selber nur durch die Beschränktheit
unserer Fähigkeiten uns diesen blauen Umkreis bilden, sondern darauf,
daß wir ja gar nicht anders können als das zu sehen.

Wir sehen eben das, was nur durch die Beschränktheit unserer Fähigkeiten so ist,
sehen eben eine blaue Kugel als Firmament über uns gebildet.
Wenn nun der Mensch durch die Pforte des Todes gegangen ist, so ist das erste,
daß er die Vorstellung seiner Seele ausbilden muß:

Du bist jetzt außerhalb dieser blauen Kugel, in der du warst.
Du siehst sie von außen an, aber so, als ob sie zu einem Stern zusammengeschrumpft wäre.
Man hat zunächst kein Bewußtsein von der Sternenwelt, in die man sich eigentlich ausbreitet,
sondern man hat zunächst nur ein Bewußtsein von dem, was man verlassen hat:

daß man seine Bewußtseinssphäre, die man gehabt hat im physischen Leibe, verlassen hat,
daß man das verlassen hat, bis wohin einen die menschlichen Fähigkeiten,
die im physischen Leibe ausgebildet sind, haben schauen lassen.

Es ist wirklich, aber geistig, etwas Ähnliches vorgegangen, wie es vorgehen müßte,
wenn mit bewußtem Erleben ein Küchlein, das in der Eierschale drinnen ist, diese zerbricht und
nachher die zerbrochene Eischale, die es bisher umschlossen hat, seine bisherige Welt,
von außen statt von innen ansieht.

Natürlich ist diese Vorstellung wiederum Maja, die da durch die menschliche Seele zieht,
aber eine notwendige Maja. Wie gesagt, zusammengeschrumpft wie zu einem Sterne ist das,
was uns vorher den Inhalt unseres Bewußtseins gab,
nur daß sich, von diesem Sterne ausgehend, dasjenige ausbreitet, was man nennen könnte:

Erstrahlende kosmische Weisheit. Diese erstrahlende kosmische Weisheit ist dasselbe,
welches ich auch gestern im letzten Vortrag behandelt habe, und von dem ich gesagt habe,
daß wir es in Fülle haben.

Das glimmt und glitzert uns entgegen wie von einem feurigen Stern.
Jetzt ist es nicht blau wie das Firmament, sondern jetzt ist es feurig, rötlich erglimmend,
und davon ausstrahlend in den Raum die Fülle von Weisheit, die uns aber zuerst zeigt
- sie ist in sich ganz beweglich - das, was man ein Erinnerungstableau unseres letzten
Erdenlebens nennen könnte.

All die Vorgänge, die wir mit unserem inneren Seelenerleben durchmessen haben
zwischen der Geburt und dem Tode, wo wir bewußt dabei waren,
treten vor unsere Seele hin, aber so, daß wir wissen: Du siehst das alles, weil der Stern,
der da vor dir aufglänzt, der Hintergrund ist, der durch seine innere Tätigkeit bewirkt,
daß du das alles sehen kannst, was sich als ein Erinnerungstableau ausbreitet.

Das ist so mehr vom Standpunkt der Imagination aus gesprochen.
Vom Standpunkt der Innerlichkeit gesprochen ist das Erlebnis etwa dieses,
daß derjenige, der durch die Pforte des Todes gegangen ist, nunmehr ganz erfüllt ist von dem Gedanken:
Ja, du hast deinen Leib verlassen. Jetzt, in der geistigen Welt, ist dieser Leib lauter Wille.

Ein Willensstern, ein Stern, dessen Substanz Wille ist, das ist dein Leib.
Und dieser Wille erglüht in Wärme und strahlt dir in den Weltenweiten, in die du dich jetzt selber ergossen hast,
dein eigenes Leben zwischen der Geburt und dem Tode wie ein großes Tableau zurück.

Und du verdankst dem Umstände, daß du innen verweilen konntest in diesem Stern,
daß du alles das aus der Welt ziehen und saugen konntest, was du auf dem physischen Plan
aus der Welt eben gezogen und gesaugt hast.

Denn dieser Stern, dieser Willensstern, der jetzt den Hintergrund bildet,
das ist das Geistige deines physischen Leibes, dieser Willensstern ist der Geist,
der deinen physischen Leib durchtränkt und durchkraftet.

Das, was dir als Weisheit erstrahlt, das ist die Tätigkeit, die Beweglichkeit deines Ätherleibes.

Es vergeht die Zeit, die eigentlich nur nach Tagen dauert, wo man den Eindruck hat:
Das Leben spielt sich ab wie ein Erinnerungstableau.
Unsere Gedanken, die zu unseren Erinnerungen während des Lebens auf der Erde geworden sind,
rollen da gleichsam ab in diesem Erinnerungstableau, die treten noch einmal vor unsere Seele hin.

Und wir können es so lange aufrechterhalten, als wir die Kraft haben, unter normalen Verhältnissen
uns im physischen Leibe wach zu erhalten.

Es kommt ja nicht darauf an, wie lange wir einmal im Leben wach geblieben sind in abnormen Verhältnissen,
es kommt darauf an, welche Kräfte wir in uns haben, um eben uns wach zu erhalten.

Diese sind bei dem einen so, daß er kaum eine Nacht durchwachen kann, ohne daß ihn Müdigkeit überkommt,
bei dem anderen, daß er es länger aushalten kann, ohne müde zu werden.

Von dem Maße dieser Kräfte ist es abhängig, wie lange der Mensch braucht,
um mit diesem Erinnerungstableau fertig zu werden.
Aber man hat auch das ganz deutliche innere Bewußtsein, daß dadurch, daß der Willensstern im Hintergrunde ist,
in diesem Erinnerungstableau dasjenige ist, was wir uns im letzten Erdenleben errungen haben.

Daß darin das ist, um was wir reifer geworden sind, was wir sozusagen durch den Tod
als ein Mehr hinausgetragen haben gegenüber dem, was wir beim Eintritt in unsere Geburt als ein Geringeres
gehabt haben.

Dieses, was wir wie eine Frucht des letzten Lebens bezeichnen können,
das fühlen wir so, als wenn es nicht bleiben würde, wie es war während des Erinnerungstableaus,
sondern wie wenn es sich entfernte, wie wenn es fortginge,
wie wenn es in der Zeiten Zukunft hineinginge und in der Zeiten Zukunft entschwände.

Ich werde heute vorzugsweise davon reden, wie es sich mit dem Leben zwischen dem Tod
und einer neuen Geburt verhält bei solchen Menschen, die eine normale Lebensdauer erreicht haben
und in normalen Verhältnissen gestorben sind. Für Ausnahmefälle soll dann morgen das Nähere gesagt werden.

Also es entfernt sich unsere Lebensfrucht, wenn wir eine solche erlangt haben,
und wir wissen in der Seele: diese Frucht ist irgendwie vorhanden, aber wir sind hinter ihr zurückgeblieben.

Man hat das Bewußtsein, man ist an einem früheren Zeitpunkt verblieben,
die Lebensfrucht zieht schnell fort, so daß sie früher ankommt an einem späteren Zeitpunkt,
und wir müssen ihr nachziehen, dieser Lebensfrucht.

Das, was ich jetzt gesagt habe, dieses innere Erlebnis, daß die Lebensfrucht im Weltenall weilt,
vorhanden ist, das müssen wir uns so recht vorstellen, denn das ist es, was den Grund bildet
für unser Bewußtsein, für den Beginn unseres Bewußtseins nach dem Tode.

Unser Bewußtsein muß ja sozusagen immer durch etwas angeregt werden.

Wenn wir des Morgens aufwachen, so wird unser Bewußtsein neuerdings angefacht
- während wir beim Schlaf bewußtlos sind - durch das Eintauchen in den physischen Leib und dadurch,
daß uns die äußeren Dinge gegenübertreten, dadurch daß etwas von außen wirkt.

In den Verhältnissen unmittelbar nach dem Tode wird dieses Bewußtsein angefacht durch das
innere Erfühlen und Erleben dessen, was die Frucht unseres letzten Lebens ist,
was wir uns errungen, erobert haben.

Das ist vorhanden, aber außer uns vorhanden.
Durch dieses Erfühlen und Erleben unseres innersten irdischen Wesens außer uns haben wir
die erste Entzündung unseres Bewußtseins nach dem Tode, daran belebt sich dieses Bewußtsein.

Dann beginnt die Zeit, in welcher es notwendig ist, daß wir Seelenkräfte entwickeln,
welche während des Lebens auf dem physischen Plane eigentlich unentwickelt bleiben müssen,
weil sie alle dazu verwendet werden, den physischen Leib und das, was zu ihm gehört,
das ganze physische Leben, durchzuorganisieren, Seelenkräfte, die während des physischen Lebens
in etwas anderes verwandelt sein müssen.

Diese Kräfte müssen allmählich erwachen nach dem Tode.
Schon in den Tagen, während welcher wir das Erinnerungstableau erleben,
haben wir ein solches Erwachen von Seelenfähigkeiten zu verzeichnen.
Wenn das Erinnerungstableau nach und nach abflutet und abdämmert,
so geschieht das eigentlich dadurch, daß wir während dieser Tage schon diejenigen Kräfte entwickeln,
welche der Erinnerungsfähigkeit zwar zugrunde liegen, aber nicht bewußt werden
während des physischen Lebens, und zwar deshalb nicht, weil wir während dieses physischen Lebens
sie gerade umwandeln müssen, um Erinnerungen bilden zu können.

Die letzte große Erinnerung, die wir nach dem Tode in Form des Tableaus haben,
die muß erst abfluten, die muß nach und nach verdämmern,
dann entwickelt sich aus der Verdämmerung heraus das, was wir bewußt nicht haben durften vor dem Tode.

Denn hätten wir es bewußt gehabt vor dem Tode, so hätten sich niemals in uns die Erinnerungskräfte
bilden können. Umgewandelt in diese Fähigkeit, uns zu erinnern, haben sich die Kräfte,
die sich jetzt in der Seele während des Abdämmerns der Erinnerung des Lebenstableaus heraus entwickeln.

Umgesetzt in die Erinnerungskraft haben sich diese vor dem Tode, und jetzt kommen sie heraus,
indem die Möglichkeit, sich in gewöhnlicher Weise an irdische Gedanken zu erinnern, überwunden wird.

Diese gleichsam ins Geistige umgewandelte Gedächtniskraft erwacht als eine erste geistig-seelische Kraft in uns,
die nach dem Tode aus der menschlichen Seele so herauskommt,
wie die Seelenkräfte beim heranwachsenden Kinde in den ersten Lebenswochen herauskommen.

Indem diese Seelenkraft heranwächst, zeigt sich uns eben, daß hinter den Gedanken, die,
während wir auf dem physischen Plane waren, nur Schattenbilder waren,
Lebendiges steckt, daß ein Leben und Weben in der Gedankenwelt ist.

Wir werden gewahr, daß das, was wir innerhalb des physischen Leibes als unser Gedankentableau haben,
eben nur ein Schattenbild ist, daß es in Wahrheit eine Summe, eine Ausbreitung von Elementarwesen ist.

Wir sehen gleichsam unsere Erinnerungen abglimmen und sehen dafür
aus dem allgemeinen Weisheitskosmos heraus eine ganze Anzahl von Elementarwesen erwachen.

Sie könnten fragen, meine lieben Freunde: Ja, geht uns denn das nicht ab nach dem Tode,
daß wir gerade die Erinnerungskraft überwinden und etwas anderes dann haben?

Es geht uns nicht ab, denn wir haben reichlichen Ersatz dafür nach dem Tode.
Statt daß wir uns wie im Leben an unsere Gedanken erinnern, merken wir nach dem Tode,
daß diese Gedanken, die wir als Gedächtnisgedanken im Leben hatten,
für uns sich nur so ausnehmen wie Erinnerungen.

Oh, dieser Gedächtnisschatz während des Lebens, er ist etwas ganz anderes als ein bloßer Gedächtnisschatz!
Sind wir aus dem physischen Leibe heraus, dann sehen wir diesen ganzen Gedächtnisschatz
als lebendige Gegenwart, dann ist er da.

Jeder Gedanke lebt als ein Elementarwesen.

Wir wissen jetzt: Du hast gedacht während deines physischen Lebens,
dir sind deine Gedanken erschienen. Aber während du in dem Wahne warst, du bildetest dir Gedanken,
hast du lauter Elementarwesen geschaffen.

Das ist das Neue, was du zum ganzen Kosmos hinzugefügt hast.
Jetzt ist etwas da, was in den Geist hinein von dir geboren worden ist, jetzt taucht vor dir auf,
was deine Gedanken in Wirklichkeit waren.

Man lernt zunächst in unmittelbarer Anschauung erkennen, was Elementarwesen sind,
weil man diejenigen Elementarwesen zuerst erkennen lernt, die man selber geschaffen hat.

Das ist der bedeutungsvolle Eindruck der ersten Zeit nach dem Tode,
daß man das Erinnerungstableau hat.

Aber dieses fängt an zu leben, richtig zu leben, und indem es anfängt zu leben,
verwandelt es sich in lauter Elementarwesen.
Jetzt zeigt es sozusagen sein wahres Antlitz, und darin besteht sein Verschwinden,
daß es etwas ganz anderes wird.

Wir brauchen, wenn wir zum Beispiel mit sechzig oder achtzig Jahren gestorben sind,
jetzt nicht mehr für irgendeinen Gedanken, den wir etwa im zwanzigsten Jahre unseres Lebens gehabt haben,
Erinnerungskraft, denn er ist da als lebendiges Elementarwesen, er hat gewartet
und wir brauchen uns nicht an ihn zu erinnern.

Denn wären wir zum Beispiel in unserem vierzigsten Lebensjahre gestorben,
so wäre der Gedanke erst zwanzig Jahre alt - und das sehen wir ihm deutlich an.

Diese Elementarwesen sagen uns selber, wie lange es her ist, seit sie sich gebildet haben.

Die Zeit wird zum Raum.

Sie steht vor uns, indem die lebendigen Wesen ihre eigenen Zeitensignaturen zeigen.

Die Zeit wird zur unmittelbaren Gegenwart für diese Verhältnisse.

Wir lernen aus diesen unseren eigenen Elementarwesen,
von denen wir im Leben schon umgeben waren, die wir im Tode erblicken,
die Natur der elementarischen Welt überhaupt kennen und bereiten uns dadurch vor,
auch solche Elementarwesen der Außenwelt zu verstehen im allmählichen Anschauen,
die nicht wir geschaffen haben, sondern die ohne uns im geistigen Kosmos vorhanden sind.

Durch unsere eigene elementare Schöpfung lernen wir die anderen kennen.

Denken Sie sich einmal, wie unendlich verschieden eigentlich dieses Leben
zwischen dem Tod und einer neuen Geburt ist von dem irdischen Leben.

Das erste, was vorgeht nach der Geburt, ist, daß sich der Mensch noch nicht selber erkennt.
Das, was er erlebt als ganz kleines Kind, das erleben die anderen mit ihm.
Er ist geboren worden, und die anderen, seine Eltern, schauen dieses Geborene an.
Nach dem Tode schaut man sich zunächst allerdings nicht selber an,
aber sein Geborenes schaut man als eine Außenwelt an.

Das, was draußen ist, was man geboren hat mit dem Augenblick des Todes,
das schaut man selber an.

So wahr der Mensch, wenn er durch die physische Geburt ins Dasein tritt,
eine ihm unverständliche Außenwelt vor sich hat und eigentlich ein Wesen ist,
welches nur für die anderen zappelt und weint und auch lacht, so ist man nach dem Tode,
nach der Geburt für die geistige Welt, die für die physische Welt der Tod ist,
zunächst so, daß man beginnt selber in der Umgebung zu sein, die man sich selber geboren hat,
die man sich selber um sich herum aufrichtet, weil man sie geboren hat.

Man hat die Welt geboren, während man, wenn man ins Physische geboren wird,
von der Welt geboren wird.

So ist es mit unseren Gedanken und mit dem, was aus den Gedanken wird mit der Erinnerung,
dem Gedächtnisschatz.

Anders ist es mit dem, was unserer Gefühls- und unserer Willenssphäre angehört.

Ich habe im ersten der Vorträge hier ausgeführt, daß das, was unserer Gefühls-
und unserer Willenssphäre angehört, eigentlich in seiner vollen Wesenheit noch nicht geboren ist in uns,
daß Wille und Gefühl in gewisser Beziehung etwas darstellen,
was nicht zu seinem vollen Ausgebären kommt.

Das zeigt sich insbesondere nach dem Tode, denn Wille und Gefühl,
so wie sie den physischen Leib durchdringen, sind noch vorhanden nach dem Tode.

So daß der Mensch also nach einiger Zeit, nachdem sich der Willensstern
mit den Früchten seines letzten Erdenlebens gefernt hat, in einer Elementarwelt lebt,
die seine Umgebung ist, und der er selbst sozusagen den Grundton gibt durch
seine umgewandelten Erinnerungen.

Es lebt der Mensch so in dieser Welt darinnen, die eigentlich er ist in dem Sinn,
wie eben auseinandergesetzt worden ist, daß er weiß:

Ja, aber dein Gefühl und dein Wille leben noch in dir, die haben jetzt eine Art von Erinnerung,
eine Art von Zusammenhang mit dem letzten Erdenleben.
Das dauert durch Jahrzehnte.

Wenn wir im Erdenleben stehen zwischen der Geburt und dem Tode,
dann genießen wir und leiden wir, dann leben wir in Leidenschaften,
entwickeln Willensimpulse dadurch, daß wir die fühlende und wollende Seele in unserem Leibe tragen.

Aber niemals ist es so, daß durch den Leib all die Kräfte,
die in Gefühl und Willen liegen, wirklich herauskommen können.

Wenn man auch das höchste Alter erreicht hat, so stirbt man doch so,
daß man hätte noch mehr genießen können, noch mehr leiden können,
noch mehr Willensimpulse hätte entwickeln können.

Das aber muß erst überwunden werden,
was an Möglichkeiten des Fühlens und Wollens noch in der Seele ist.

Solange das nicht vollständig überwunden ist,
so lange haben wir einen Begierdenzusammenhang mit dem letzten Erdenleben.

Wir schauen gleichsam auf dieses letzte Erdenleben zurück.
Es ist, wie ich es öfter mit einem trivialen Wort genannt habe,
eine Art Abgewöhnen von dem Zusammenhang mit dem physischen Erdenleben.

In die Natur dieser Kraft, die man da zu überwinden hat,
zu deren Überwindung man eigentlich jahrzehntelang braucht,
in die Natur dieser Kraft dringt derjenige, der nur ein wenig wirklicher Geistesforscher wird,
sehr bald ein, denn sie offenbart sich eigentlich verhältnismäßig leicht der Geistesforschung.


Wenn wir jeden Tag aus den Erlebnissen des Tages heraus einschlafen,
eine Zeit zubringen zwischen dem Einschlafen und dem Erwachen,
dann sind wir in unserem Seelisch-Geistigen außerhalb unseres Leibes.

Wir kehren zurück, weil wir im Seelisch-Geistigen einen Trieb zu diesem Zurückkehren haben,
weil wir wirklich nach unserem Leib begehren.
Wir begehren durchaus nach unserem Leib, und wer das Aufwachen bewußt erleben kann,
der weiß: Du willst aufwachen und du mußt aufwachen wollen.

Es besteht eben eine Anziehungskraft im Geistig-Seelischen nach dem Leibe hin.
Diese muß nach und nach abglimmen, muß ganz und gar überwunden werden.

Das dauert Jahrzehnte. Es ist die Zeit, in der wir nach und nach unseren Zusammenhang
mit dem letzten Erdenleben überwinden.
Das macht es, daß wir in bezug auf die Erlebnisse nach dem Tode in der Zeit, die also verfließt,
wie ich es eben geschildert habe, eigentlich alles auf dem Umweg durch unser Erdenleben erleben müssen.


Ich bin jetzt in der Lage, nachdem die vorhergehenden Vorträge gehalten worden sind,
Ihnen mancherlei Verhältnisse genauer zu schildern als sonst,
wo man mehr im Überblick schildern mußte, denn es müssen für die genaue Schilderung
immer erst die Begriffe herbeigetragen werden.

Nehmen wir einmal an, wir haben einen Menschen auf der Erde zurückgelassen
und sind selber durch die Pforte des Todes gegangen.
Wir stehen also in der Zeit darinnen, wo wir uns die Fähigkeit angeeignet haben,
in die elementaren Wesenheiten hineinzuschauen und uns selber zu erfühlen,
so daß wir wissen:

Unsere Erdenfrüchte haben sich entfernt.

Aber wir hängen noch zusammen mit unserem letzten Erdenleben.

Nehmen wir an, wir haben einen Menschen zurückgelassen,
wenn wir durch die Pforte des Todes geschritten sind, den wir sehr lieb gehabt haben.
Ja, jetzt nach dem Tode kommen wir allmählich dazu,
indem wir uns von unseren eigenen elementaren Schöpfungen aus hineingewöhnen,
die elementaren Wesenheiten von anderen zu schauen,
jetzt können wir uns hineinfinden, Gedanken anderer als Elementarwesen zu schauen.

Das lernen wir allmählich an unseren eigenen Elementarwesen,
auch bei den anderen Menschen, die wir zurückgelassen haben, zu sehen, was er denkt,
was in seiner Seele an Gedanken lebt; wir sehen es.

Denn es drückt sich in den Elementarwesen aus,
die uns in mächtigen Imaginationen vor die Seele treten.

Wir können also in dieser Beziehung jetzt schon viel mehr Zusammenhang haben
mit dem Innerlichen des betreffenden Menschen, als wir mit ihm in der physischen Welt hatten.

Denn während wir selber im physischen Leibe waren,
konnten wir ja nicht auf das Gedankliche des anderen hinschauen; jetzt können wir es.

Aber wir brauchen gleichsam die Gefühlserinnerung - bitte auf das Wort wohl achtzugeben -,
die Gefühlserinnerung, den Gefühlszusammenhang mit unserem eigenen letzten Erdenleben.

Wir müssen gleichsam so fühlen, wie wir im Leibe gefühlt haben,
und dieses Gefühl muß in uns nachklingen, dann belebt sich das Verhältnis,
das wir sonst nur wie zu einem Bilde haben würden,
als das uns die Gedanken des anderen erscheinen.

Einen lebendigen Zusammenhang bekommen wir also auf dem Umwege
durch unsere Gefühle. Und so ist es im Grunde genommen mit allem.

Sie sehen, es ist ein Herausarbeiten aus einem Zustand, den man dadurch charakterisieren kann,
daß man sagt: Es ist eine Zeit, in der wir die Kräfte noch aus unserem letzten Erdenleben beziehen müssen,
um in lebendige Beziehungen zu kommen zu unserer geistigen Umwelt,
wir müssen mit diesem Erdenleben noch zusammenhängen.

Wir lieben die Seelen, die wir zurückgelassen haben, deren Seeleninhalt uns als Gedanken,
als Elementarwesen erscheint, aber wir lieben sie, weil wir selber noch leben von der Liebe,
die wir für sie während unseres Erdenlebens entwickelt haben.

Es ist ja unangenehm, möchte ich fast sagen, solche Ausdrücke zu gebrauchen,
aber einige von Ihnen werden mich verstehen, wenn ich sage:

Das Erdenleben - also nicht das Gedankenleben -,
das Erdenleben als gefühlter und mit Willensimpuls durchsetzter Seeleninhalt,
mit dem wir noch zusammenhängen, das wird wie eine Art elektrischer Umschalter
der eigenen Individualität mit dem, was um uns herum geistig uns umwallt.

Wie eine Art elektrischer Umschalter: wir nehmen alles wahr auf dem Umweg
durch das letzte Erdenleben. Aber nur durch das, was im letzten Erdenleben
Fühlen und Wollen war, nehmen wir wahr, was in der geistigen Welt zu uns gehört.

Es ist wirklich jetzt so, daß wir uns in der Zeit weiterlebend fühlen,
wie eine Art Komet der Zeit.

Unser Erdenleben ist noch da wie ein Kern, aber der Kern entwickelt in die nächste Zukunft hinein
eine Art von Schweif, den wir durchleben.

Wir hängen noch zusammen mit unserem Erdenleben, insoferne dieses erfüllt ist von Gefühl und Wille.

In unserem Seeleninnern muß sich herausgebären aus diesem Erleben,
wie ich es Ihnen geschildert habe, etwas, was jetzt nicht unmittelbar Gefühl und Wille ist.

Denn die Seelenkräfte, die wir hier in der physischen Welt entwickeln,
auch die Kraft des Fühlens, wie wir sie eben in der physischen Welt als Gefühlskraft haben,
die Kraft des Willens, wie wir sie in der physischen Welt als Willenskraft haben,
haben wir in dieser Form dadurch, daß wir eben im physischen Leibe leben.

Wenn die Seele nun nicht mehr im physischen Leibe lebt,
so muß sie andere Fähigkeiten entwickeln, die während des physischen Lebens nur schlummern,
sie muß, während noch der Nachklang von Gefühl und Wille Jahre hindurch in ihr wirkt,
aus diesem Zusammenhang das herausreifen,
was sie nun für die geistige Welt auch in dieser Beziehung brauchen kann,
Kräfte, die ich bezeichnet habe, indem ich sagte, es ist etwas wie ein fühlendes Begehren
oder ein begehrendes Fühlen.

Von unserem Gefühl und unserem Willen wissen wir,
die sitzen in unserer Seele darinnen.

Doch von einem solchen Gefühl und Begehren, wie sie in unserer Seele sitzen,
da haben wir nach dem Tode im Grunde genommen nichts,
die müssen nach und nach abdämmern und abdumpfen;
und das tun sie eben nach Jahren.

Aber während dieses Abdämmerns und Abdumpfens muß sich von Gefühl und Wille etwas entwickeln,
wovon wir nach dem Tode etwas haben.

Unsere Gedanken leben draußen als Elementarwesen.

Von einem Gefühl und einem Willen, wie sie in uns lebten, würden wir nichts haben für diese Welt,
die wir selber sind und die da draußen ist. Wir müssen nach und nach einen Willen entwickeln
- und den entwickeln wir auch -, der von uns ausströmt, der sich wie von uns ergießt und hinwallt
und hinwogt dorthin, wo unsere lebendigen Gedanken sind.

Diese durchdringt er, weil auf den Wogen des Willens das Gefühl schwimmt,
das im physischen Leben nur in uns ist.

Auf den Wogen des Willens schwimmt das Gefühl, da draußen wallt und wogt das Meer unseres Willens,
und auf diesem schwimmt das Gefühl.

Nämlich es schwimmt dann, wenn der Wille heranstößt an ein Gedankenelementarwesen,
dann geschieht durch diesen Zusammenstoß des Willens mit den Gedankenelementarwesen ein Aufglimmen
des Gefühls, und wir nehmen wahr als eine reale Wirklichkeit der geistigen Welt dieses
Zurückgeworfenwerden unseres Willens.

Ich will so sagen: Nehmen wir an, in der geistigen Außenwelt sei ein Elementarwesen.
Wenn wir uns herausgearbeitet haben aus dem Zustand, den wir zuerst durchmachen müssen,
dann brandet unser Wille, der jetzt aus uns herausgeht, zu dem Elementarwesen hin.

Da, wo er heranstößt an das Elementarwesen, wird er zurückgeworfen:
jetzt kommt er nicht als Wille zurück, jetzt kommt er als Gefühl zurück,
welches in diesem Meer des Willens zurückflutet zu uns.

Als Gefühl, welches in den Fluten des Willens zu uns zurückkommt,
lebt unser eigenes Wesen ausgegossen in den Kosmos.

Dadurch werden die Elementarwesen real für uns,
dadurch nehmen wir allmählich immer mehr und mehr wahr,
was wirklich da draußen an geistiger Außenwelt außer uns vorhanden ist.

Aber noch eine Seelenkraft muß aus uns herauskommen,
die noch in viel tieferen Schichten der Seele schlummert als das fühlende Wollen oder wollende Fühlen:
die kreative Seelenkraft, die wie ein inneres Seelenlicht ist, die hinausleuchten muß über die geistige Welt,
damit wir nicht nur auf den Gefühlswogen, die da zurückkommen in dem Meer unseres Willens,
schwimmend schauen die lebend webenden objektiven Gedankenwesen,
sondern damit wir auch mit geistigem Licht diese geistige Welt durchleuchtet haben.

Kreative geistige Leuchtekraft muß von unserer Seele hinausgehen in die geistige Welt.
Die erwacht allmählich.

Sehen Sie, meine lieben Freunde, von dem fühlenden Wollen und wollenden Fühlen haben wir,
während wir im physischen Leibe leben, wenigstens, ich möchte sagen,
das Geschwisterpaar Fühlen und Wollen in uns differenziert.

Zu zweien haben wir das, während es eine Einheit ist,
wenn wir durch die Pforte des Todes durchgegangen sind.
Diese kreative Seelenkraft, die wir wie ein Seelenlicht ausstrahlen in den geistigen Raum hinaus
- wenn ich den Ausdruck « Raum» hier gebrauchen darf,
denn es ist eigentlich kein Raum,
aber man muß diese Verhältnisse in gewisser Weise dadurch zum Verständnis bringen,
daß man sich bildlich ausdrückt -,
dieses Seelenlicht schlummert tief unten in uns, weil es zusammenhängt mit dem,
wovon wir im Leben nichts wissen dürfen und können.

Ganz tief unten schlummert in uns während des Lebens im physischen Plan,
was dann als Licht wie erlöst ist und dann die geistige Welt erleuchtet und erhellt.

Was da von uns ausstrahlt, muß umgewandelt und verwendet werden während
unseres physischen Lebens dazu, daß unser Leib wirklich lebt und Bewußtsein in sich bergen kann.

Aber ganz unterhalb der Schwelle des Bewußtseins wirkt diese geistige Leuchtekraft in
unserem physischen Leib als die Leben und Bewußtsein organisierende Kraft.

Wir dürfen sie nicht ins Erdenbewußtsein hereinbringen,
sonst würden wir unserem Leibe die Kraft rauben, die ihn durchorganisieren muß.

Jetzt, wo wir keinen Leib zu versorgen haben, wird sie geistige Leuchtekraft und durchstrahlt
und durchleuchtet und durchhellt und durchglitzert alles - die Worte bedeuten reale Wirklichkeiten.




. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 18.03.2014 20:12 | nach oben springen
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#3

RE: Leben zwischen Tod und neuer Geburt:

in Das Erlöschen, - Trennung / Vereinigung: 08.06.2010 12:50
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

So arbeiten wir uns allmählich hinein, in der geistigen Welt ebenso zuhaus zu werden,
sie als eine Realität zu erleben, wie wir hier die physische Welt als eine Realität erleben.

Wir arbeiten uns allmählich hinein, wirklich auch die toten Menschenseelen,
insofern sie real leben in der geistigen Welt, als unsere Genossen in der geistigen Welt zu haben.

Wir leben unter den Seelen, wie wir hier im physischen Leibe unter Leibern leben.
Und indem man immer mehr und mehr vordringt in den eigentlichen inneren Geist der Geisteswissenschaft,
wird die Behauptung, die jemand etwa tun wollte,
daß wir nach dem Tode nicht mit all den Menschen, mit denen wir gelebt haben,
wiederum zusammenkommen würden, diese Behauptung wird für den, der tiefer eindringt in die Sache,
so töricht, wie für den physischen Plan die Behauptung töricht wäre,
daß, wenn wir durch die Geburt hereintreten in diese Erde, wir keinen Menschen darin finden.

Die Menschen sind eben um uns herum.
Genau dasselbe ist es für den Kenner des geistigen Lebens, wie wenn jemand sagen wollte:
Das Kind lebt sich in die Welt herein, aber Menschen sieht es nicht.

Das ist ein offenbarer Unsinn. Ebenso ist es ein Unsinn, wenn gesagt wird:
Wir finden, wenn wir uns in die geistige Welt hineinleben, nicht all die Seelen wieder,
mit denen wir in Zusammenhang gestanden haben, und wir finden nicht Wesenheiten
der höheren Hierarchien, die wir stufenweise kennenlernen,
wie hier auf der Erde die Mineralien, Pflanzen und Tiere.

Das aber ist der Unterschied, daß wir hier in der physischen Welt wissen:
Indem wir die Dinge sehen, hören, kommt die Möglichkeit, sie zu sehen und zu hören durch die Sinne,
von der Außenwelt.

In der geistigen Welt, wissen wir, kommt diese Möglichkeit von uns,
indem das, was wir Seelenlicht, Seelenleuchte nennen können,
von unserer Seele ausstrahlt und die Dinge erhellt, erleuchtet und durchleuchtet.

So leben wir in die Zeit hinein, die man die erste Hälfte des Lebens zwischen dem Tod
und einer neuen Geburt nennen kann. Indem wir in diese Zeit hineinleben,
machen wir die zwei Zustände durch, von denen ich auch im öffentlichen Vortrag gesprochen habe,
eine Zeit, die eben nach Jahren dauert, in der wir so, wie es geschildert worden ist,
durch die Ausstrahlung unserer Seelenleuchtekraft mit der geistigen Welt zusammenhängen,
in der wir also das schauen, was an Geistern und Seelen um uns herum ist.

Das dämmert dann ab, wir fühlen: Du kannst jetzt immer weniger deine Seelenleuchtekraft entwickeln,
du mußt es dämmeriger und immer finsterer werden lassen im geistigen Sinn.

Dadurch siehst du immer weniger die geistigen Wesenheiten.

Das wird immer mehr und mehr so, daß man abwechselt mit einer Zeit, in der man sich sagt:
Da, um dich sind die Wesenheiten, aber du wirst immer einsamer,
du hast nur deinen eigenen Seeleninhalt, und dieser Seeleninhalt wird in dem Maße reicher,
in dem man aufhört, da draußen die Wesen beleuchten zu können.

Es gibt Zeiten der geistigen Geselligkeit und Zeiten der geistigen Einsamkeit,
in der ein Nacherleben dessen ist, was man in den Zeiten der geistigen Geselligkeiten erlebt hat,
aber alles dann in der Seele: das schwingt ab und wechselt ab.

So leben wir uns hinein in die geistige Welt: geistige Geselligkeit - geistige Einsamkeit.

In den Zeiten geistiger Einsamkeit, da wissen wir:
Was du sonst in der geistigen Welt rings um dich herum erlebt hast, das war ja alles da,
von all dem weißt du, aber jetzt sind nur die Nachklänge davon in deinem Inneren.

Man könnte sagen: Erinnerungen sind es in den Zeiten geistiger Einsamkeit.

Allein, wenn man solche Worte gebraucht, trifft man die Sache nicht richtig.
Ich will daher versuchen, es Ihnen noch von einer anderen Seite her zu schildern.

Es ist nicht so, als wenn man in der geistigen Dunkelheit, in der man nichts Geselliges hat,
sich erinnern würde an das, was man früher in der geistigen Welt erlebt hat,
sondern als wenn man das in jedem Augenblick frisch hervorbringen müßte:

Es ist ein fortwährendes inneres Schaffen. Aber man weiß:
Während da draußen die Außenwelt ist, mußt du mit dir selber sein und schaffen und schaffen.
Was du schaffst, ist die Welt, die da draußen dich umbrandet jenseits der Ufer deines eigenen Wesens.

Aber indem man so in der ersten Hälfte des Lebens zwischen dem Tod und einer neuen Geburt
weiterlebt und sich der Mitte der Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt nähert,
fühlt man das einsame Leben immer reicher werden und die Ausblicke auf die geistige Umgebung
gleichsam kürzer und dämmeriger werden, bis die Zeit herankommt in der Mitte zwischen dem Tod
und einer neuen Geburt, die ich versucht habe, in meinem letzten Mysterienspiel
«Der Seelen Erwachen» als die Weltenmitternacht darzustellen,
wo der Mensch das stärkste Leben in seinem Inneren hat, aber nicht mehr die kreative Seelenkraft,
um seine geistige Umgebung zu beleuchten, wo sozusagen unendliche Welten
aus unserem Inneren uns innerlich geistig erfüllen können,
aber wir von anderem Sein als unserem eigenen Sein nichts wissen können.

Das ist die Mitte in den Erlebnissen zwischen dem Tod und einer neuen Geburt: die Weltenmitternacht.

Nun beginnt die Zeit, in der im Menschen die Sehnsucht zu einer positiven schöpferischen Kraft wird.

Denn obzwar wir ein Unendliches als ein inneres Leben haben, erwacht in uns die Sehnsucht,
eine Außenwelt wieder zu haben. So verschieden sind die Verhältnisse der geistigen Welt
von denen der physischen Welt, daß, während die Sehnsucht in der physischen Welt die passivste Kraft ist
- wenn wir etwas haben, nach dem wir uns sehnen, so ist es dieses Etwas, was uns bestimmt -,
ist das Gegenteil in der geistigen Welt der Fall.

Da wird die Sehnsucht eine schöpferische Kraft,
sie verwandelt sich in das, was jetzt als eine neue Art von Seelenlicht uns eine Außenwelt geben kann,
eine Außenwelt, die aber doch eine Innenwelt ist,
indem sich uns der Blick eröffnet auf unsere früheren Erdeninkarnationen.

Die liegen jetzt beleuchtet von dem aus unserer Sehnsucht heraus geborenen Licht,
vor uns ausgebreitet.

Es gibt im geistigen Kosmos eine Kraft, die aus der Sehnsucht heraus diesen Rückblick
uns erleuchten und erleben lassen kann.
Dazu ist aber in unserem gegenwärtigen Zeitenzyklus eines notwendig.

Ich habe Ihnen gesagt, in dieser ganzen Zeit der ersten Hälfte des Lebens
zwischen dem Tod und einer neuen Geburt wechseln wir ab zwischen Innenleben und Außenleben,
zwischen Einsamkeit und geistiger Geselligkeit.

Die Verhältnisse der geistigen Welt sind zunächst so, daß jedesmal,
wenn wir in dieser geistigen Welt wieder in unsere Einsamkeit zurückkommen,
wir in unserer inneren Tätigkeit immer wiederum das vor unsere Seele bringen,
was wir in der äußeren Welt durchlebt haben.

Dadurch ist ein Bewußtsein vorhanden, das sich ausbreitet wie mit Schwingen der Unendlichkeit
über die ganze geistige Welt. Die Schwingen ziehen sich wiederum zusammen in der Einsamkeit.

Aber eines müssen wir uns erhalten, das da vorhanden bleiben muß,
gleichgültig, ob wir uns ausbreiten in die große geistige Welt oder uns zurückziehen.

Bevor das Mysterium von Golgatha geschah, war es möglich, durch die Kräfte,
durch die der Mensch mit den Urzeiten zusammengehangen hat,
den festen Ich-Zusammenhalt zu haben, nicht zu verlieren diesen Ich-Zusammenhalt,
das heißt, an das verflossene Erdenleben das eine als Erinnerung vollständig deutlich zurückzubehalten:
man war auf der Erde in diesem Leben ein Ich.

Das muß sich durchdehnen durch die Zeiten der Einsamkeit und der Geselligkeit.

Vor dem Mysterium von Golgatha war durch die vererbten Kräfte dafür gesorgt.
Jetzt kann dafür nur dadurch gesorgt werden,
daß mit dem, was wir als unser Erdengut von uns losgelöst haben,
was wir sich entfernend empfunden haben gleich beim Verlassen des physischen Leibes,
daß mit diesem eine Seelenerfüllung verbunden bleibt, die Seelenerfüllung,
die wir dadurch haben können, daß der Christus ausgeflossen ist in die Erdenaura.

Dieses Durchdrungensein mit dem Christus-Substantiellen,
das ist es, was uns in der Gegenwart bei dem Übergang aus dem physischen Leben
in den Tod die Möglichkeit gibt, bis zur Weltenmitternacht hin die Erinnerung
an unser Ich zu bewahren trotz allen Ausbreitens in die geistige Welt,
trotz allen Zusammenziehens in die Einsamkeit.

Bis dahin reicht der Impuls, der von der Christus-Kraft ausgeht,
so daß wir uns selber nicht verlieren.

Dann aber muß aus der Sehnsucht heraus eine neue geistige Kraft
unsere Sehnsucht zu einem neuen Licht anfachen.
Diese Kraft ist nur im Geiste, im geistigen Leben vorhanden.

Meine lieben Freunde, es gibt in der physischen Welt die Natur
und das diese Natur durchdringende Göttliche, aus dem wir in die physische Welt hineingeboren werden.

Es gibt den Christus-Impuls, der in der Erdenaura, das heißt in der Aura der physischen Natur,
vorhanden ist.

Aber die Kraft, die in der Weltenmitternacht an uns herankommt,
um unsere Sehnsucht leuchtend zu machen über unsere ganze Vergangenheit hin,
die gibt es nur in der geistigen Welt, die gibt es nur da, wo keine Leiber leben können.

Und hat uns der Christus-Impuls bis in die Weltenmitternacht gebracht,
und ist die Weltenmitternacht in geistiger Einsamkeit von der Seele erlebt worden,
weil das Seelenlicht jetzt nicht erstrahlen kann von uns selber aus,
ist Weitenfinsternis eingetreten, hat uns der Christus bis dahin geführt,
so tritt jetzt aus der Weltenmitternacht, aus unserer Sehnsucht, ein Geistiges heraus,
erschaffend ein neues Weltenlicht, über unsere eigene Wesenheit hin ein Leuchten verbreitend,
durch das wir uns neu ergreifen im Weltendasein, durch das wir neu erwachen im Weltendasein.

Den Geist der geistigen Welt, der uns erweckt, wir lernen ihn kennen,
indem aus der Weltenmitternacht ein neues Licht hervorleuchtet,
über unsere verflossene Menschheit erstrahlend.

In dem Christus sind wir gestorben - durch den Geist, durch den leiblosen Geist,
der mit einem technischen Wort der Heilige Geist genannt wird,
das heißt, der ohne den Leib Lebende, denn das ist mit dem Wort «heilig» gemeint,
ohne die Schwächen eines im Leibe lebenden Geistes,
durch diesen Geist werden wir in unserer Wesenheit wiedererweckt
aus der Weltenmitternacht heraus.

Durch den Heiligen Geist werden wir also in der Weltenmitternacht erweckt.

Per spiritum sanctum reviviscimus."[1]

Lit.:
[1]Rudolf Steiner, Inneres Wesen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt,
GA 153 (1978), Fünfter Vortrag, Wien, 13. April 1914

(Literaturangaben folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe
(GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@rudolf-steiner.com
URL: http://www.rudolf-steiner.com)





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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 04.11.2014 09:06 | nach oben springen
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