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#1

Die Mistel:

in Pflanzen: 08.06.2010 17:36
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Aus: http://kats-welt.blogspot.com/2008_12_01_archive.html




Botanischer Name: Viscum album
Englischer Name: Mistletoe
Volksnamen: Affalter, Affolter, Albranken, Birnäpsel, Bocksfutter, Bocksbutter, Donarbesen, Donnerbeseb, Drudenfuss, Elfklatte, Geisskraut, Geißkrut, Guomol, Heil aller Schäden, Heiligkreuzholz, Hexenbesen, Hexenchrut, Hexennest, Immergrün, Kenster, Kinster, Klüster, Knisterholz, Marenstocken, Marentaken, Nistel, Offölterholz, Vogelchrut, Vogelleimholz, Vogelmistel, Wespe, Wispen, Wintergrün, Wintersamen
Familie: Sandelholzgewächse (Santalaceae)
Inhaltstoffe: Alkaloid, Asparagin, Bitterstoff, Harz, Histamin, Inositol, Oleanolsäure, Pyridin, Saponine, Schleim, Tyramin, Viscalbin, Viscin, Viscotoxin, Xanthophyll, Zink
Verwendete Teile: Blätter, Zweige
Sammelzeit: Spätherbst, Winter und Frühling

Heilwirkungen:
wirkt beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, tonisierend, Blutdruck regulierend, herzstärkend, Stoffwechsel fördernd
wird eingesetzt bei Bluthochdruck, Herzschwäche, Beschleunigter Puls, Arteriosklerose, Ödeme, Fieber, Verdauungsschwäche, Verstopfung, Magenschwäche, Bauchspeicheldrüsenschwäche, Diabetes (leichte Formen), Gallenschwäche, Nervenschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel, Chronische Arthrosen, Chronisches Rheuma, Gelenkentzündung, Wechseljahrsbeschwerden, Menstruationsbeschwerden, Gebärmutterschmerzen, Gebärmutterblutungen, Gebärmuttergeschwülste, Weissfluss, Epilepsie, Heuschnupfen, Krampfadern, Ekzeme, Geschwüre, Eitrige Wunden, Krebs (therapiebegleitend),

Misteltee immer als Kaltauszug zubereiten.

Wissenswertes:
althd. "mistil" = Mist, da sich die Samen der Pflanze durch den Kot von Vögeln verbreiten. Aus den Früchten der Mistel wurde bei den Römern Leim hergestellt. Daher der Name lat. viscum = Leim.
Da die Inhaltsstoffe der Mistel von ihren Wirtspflanzen abhängig sind, werden die Misteln der Linde, des Ahorns, der Pappel, Rubinie und der Walnuss als die Giftigsten betrachtet, während die Mistel des Apfelbaumes nur wenige Giftstoffe enthält.
Die sogenannte Eichenmistel ((Loranthus europaeus) gehört zu einer anderen Pflanzenfamilie und verliert im Herbst ihre Blätter.

Geschichte/Mythologie/Magie:
Plinius schrieb in seiner "Historia naturalis": "Nichts haben die Druiden - so nennen die Kelten ihre Priester -, was ihnen heiliger wäre als die Mistel und der Baum, auf dem sie wächst. In ihrer Sprache heißt die Mistel "die alles Heilende." Eine alte Druidenregel war: "Der Mistelzweig muß mit Achtung und, wenn möglich, im sechsten Monde gesammelt werden. Er muß mit einem goldenen Messer abgeschnitten werden. Das Pulver von Mistelzweigen macht Frauen fruchtbar."
Die Misteln, die an den Eichen wachsen, Loranthus genannt, galten früher als besonders heilkräftig. Bei ihrer Ernte wurden weiße Stiere geopfert und sie durfte nicht den Boden berühren, damit ihre himmlischen Heilkräfte nicht in die Erde abfließen konnten.

Die Mistel steht in engem Zusammenhang mit der Wintersonnwende und ist dem Gott Balder geweiht.

Auch soll man mit Misteln Schätze finden können. Das kann man vielleicht darauf zurückführen, dass sich ihre Blätter beim Trocknen golden verfärben.

Misteln galten als Dämonen, Hexen, Feuer und Geister abwehrende, bringen Glück und Gesundheit und schützen vor allem Unheil. Zudem verleiht sie dem Träger Unsichtbarkeit.

Als Kraut, das zwischen Erde und Himmel schwebt, wird die Mistel auch bei Riten und Zaubern verwendet, die mit Übergang, Visionen, Tod und Wiedergeburt, Unterbewusstsein, Bewusstseinserweiterung, Träume und ähnlichen in Zusammenhang stehen.
Da sie außerdem mit der Liebe in Verbindung gebracht wird, soll die Mistel Paaren dazu verhelfen können, dass sie weiterhin ineinander verliebt bleiben, wenn sie sich unter einem Mistelzweig küssen.
Wird das Mistelkraut verbrannt, so hilft es dabei, dunkle Mächte zu vertreiben und Pforten zu anderen Ebenen/Welten zu öffnen. Sie vertreibt negative Schwingungen und bringt Licht ins Dunkle.
Da die Mistel neben ihrer eigenen hohen Schwingung auch die Energie ihres Wirtsbaumes in sich trägt, sollte bei der magischen Verwendung darauf geachtet werden, von welchem Baum die Mistel geerntet wurde.

Planet: Mond, Saturn, Sonne
Element: Luft
Gottheiten: Pluto, Freya, Frigga, Venus, Odin, Balder, Loki



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zuletzt bearbeitet 03.12.2014 07:53 | nach oben springen
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#2

RE: Die Mistel:

in Pflanzen: 11.06.2015 02:02
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

"Die Mistel":

Die Mistel - Mehr als nur weihnachtliches Glückssymbol:



Botanisches:

Die Mistel gehört hinsichtlich der Lebensweise zu den parasitischen Blütenpflanzen.
Parasitische Blütenpflanzen gibt es nur in wenigen Verwandtschaftskreisen.
Sie fehlen bei den Nacktsamern und den Einkeimblättrigen ganz,
bei den zweikeimblättrigen Blütenpflanzen sind sie auf die Sandelholzartigen
und Röhrenblütigen (Tubiflora) konzentriert.

Die Mistel - Viscum album - gehört zur Familie Viscaceae in der Ordnung der Sandelholzartigen.
Als weitere bekannte halbparasitische Vertreter gehören dieser Ordnung an:
Loranthus europaeus (Riemenblume oder Eichenmistel), ein sommergrüner,
etwa halbmeterhoher Strauch der Eichenmischwälder des südöstlichen Europa,
und die Wacholdermistel Arceuthobium oxycedrus (Südeuropa).

Das Verbreitungsgebiet der Mistel selbst umfaßt Südskandinavien,
Mittel- und Südengland, südl. bis NW-Afrika, östlich bis SW- und
Zentralasien bis in die Mandschurei und Japan.

Innerhalb der Art Viscum album unterscheidet man nach der Wirtsspezifität 3 Unterarten:
Viscum album ssp. album - Laubholzmistel
Viscum album ssp. abietis - Tannenmistel, nur auf Tanne
Viscum album ssp austriacum (V. laxum) - Kiefernmistel, mit kleineren, gelblichen Beeren.

Die aktuelle Verbreitung ist außer von klimatischen Grenzen (Winterkälte)
sehr von der Verbreitung der Wirtsbäume abhängig, wobei nach neueren Beobachtungen
in Gebieten mit starken Waldschäden eine starke Zunahme des Mistelbefalles zu beobachten ist,
so besonders in den letzten 20 Jahren bei der Weißtanne.
Bei dem Wirtsbaum vermindert die Mistel die Vitalität und den Ertrag
und kann zum vorzeitigen Absterben führen.

Auch bei den Laubgehölzen sind es bestimmte Arten, die von Misteln befallen werden:
häufig: Apfel, Pappel, Linde, Weide, Vogelbeere, Birke
selten: Eiche, Esche, Hainbuche, Birne, Kirsche
mistelfrei: Rotbuche, Faulbaum, Traubenkirsche, Walnuß, Ulme, Holunder.

Die Kiefernmistel kommt neben der Föhre auf anderen zweinadeligen Kiefern (Latsche, Schwarzkiefer),
seltener auf Fichte vor. Verbreitet werden die Früchte der Mistel meist durch Vögel,
entweder durch Ausscheiden der gefressenen Samen oder indem sie am Gefieder
oder Schnabel haften und auf anderen Ästen Halt finden.

Die Mistel in der bildenden Kunst:

Als Motiv erscheint die Mistel meist in der angewandten Kunst, wenig in der Malerei.
Die große Zeit der Misteldekore im europäischen Kunsthandwerk ist die Phase des Jugendstiles.
Dieser überdeckte den vorher herrschenden Historismus mit neuen Prinzipien, vor allem Linie und
Fläche betonende Ornamentik wurde gebraucht.

Zur Erneuerung der Motive bediente man sich in Deutschland besonders der Naturbeobachtung.
Daß gerade die Mistel in ganz Europa als Ornament häufig gebraucht wird,
hängt sicher mit der Neubelebung der mythischen und legendären Bedeutung dieser Pflanze zusammen,
für die man in dieser Zeit sehr aufgeschlossen war.
Die Mistel in der Mythologie und dem Brauchtum

Wegen ihrer eigentümlichen Lebensweise gehört die Mistel seit frühesten Zeiten zu
den viel beachteten Gewächsen - der Ausdruck Wundermistel weist auf ihre heilenden,
abwehrenden, bannenden oder glückbringenden Eigenschaften hin, die man ihr nachsagte.
Aber nicht immer soll sie das Geschehen positiv beeinflussen.

Im Naturmythos der Kelten und Germanen kommt ihnen eine zentrale Bedeutung zu,
so auch in der jüngeren Edda-Sage, wo sie eine unheilvolle Entwicklung einleitet.

Nach Plinius galt die Mistel auch als Abwehrschutz gegen böse Geister.
Man hängte sie in Haus und Stall und steckte sie auch gegen Blitzgefahr unter das Dach.
So findet sich auch in den altgermanischen Siedlungsgebieten Norddeutschlands an Giebeln
alter Bauernhöfe der sog. "Donner- oder Hexenbesen", wie die Mistel im Volksmund bezeichnet wurde.
Auch hier steht das Motiv in der Überlieferung des alten Abwehrzaubers.

Prähistorische Siedlungsfunde weisen die Mistel seit dem 5. Jh. v. Chr.
in Europa bis nach Skandinavien nach.
Um ihre Wirksamkeit zu behalten, mußte sie mit einem Pfeil abgeschossen oder mit Steinen
heruntergeworfen und mit der linken Hand oder einem Mantel aufgefangen werden,
ohne die Erde berührt zu haben.

Die heidnische Verehrung der Mistel im Jahreslauf deckte sich auch mit den christlichen
Feiern der Weihnachts- und Neujahrszeit. Als "immergrünes" pflanzliches Symbol der
Wintersonnenwende und des Jahreswechsels ist sie sehr viel älter als der Tannenzweig und Tannenbaum,
deren Vorkommen zu Weihnachten sich erst seit dem 16. bzw. 18. Jh. nachweisen läßt und im 19. Jh.
durchzusetzen begann.

Zusammen mit den Tannenzweigen fällt die Mistel im Elsaß seit dem 16. Jh. auch
mancherorts unter das hauptsächlich kirchliche Verbot "dannwedel und mistelzweig"
zur Weihnachtszeit anzuheften. Wie vom Elsaß aus der geschmückte Christbaum zur
Weihnachtszeit in Frankreich, England, ja, in aller Welt seinen Einzug hält, so läßt
sich dies umgekehrt für die Mistel feststellen, die in jüngerer Zeit von Frankreich,
England und Skandinavien aus nach Deutschland, in andere europäische Länder und bis Amerika vorgedrungen ist.
Die Mistel in alten Kräuterbüchern und als Heilpflanze

Als Heilpflanze hat die Mistel eine lange Tradition. So empfiehlt sie bereits
der griechische Arzt Hippokrates (460 377 v. Chr.) gegen Milzsucht, auch Theophrastos
(371 - 285 v. Chr.) und Plinius erwähnen sie.

Während des ganzen Mittelalters galt die Mistel vor allem als heilkräftig gegen Epilepsie.
Vom Mittelalter bis ins 18. Jh. fehlte die Mistel als Heilmittel gegen die verschiedensten
Krankheiten in keinem der bekannten Kräuterbücher.
Heutige arzneiliche Verwendung

In Deutschland gibt es zahlreiche Fertigarzneien mit Mistel, die bei Bluthochdruck,
Altersbeschwerden und Arteriosklerose eingesetzt werden.
Sie sind dabei durchweg mit anderen Drogenauszügen kombiniert.
Misteltee wird, besonders in der Volksmedizin, bei Schwindelanfällen und
Gelenkerkrankungen verwendet.
In der Homöopathie soll eine Mistel-Therapie folgende Wirkungen zeigen:
Auf das Zentrale Nervensystem, z. B. bei Melancholie, auf das Gefäßsystem,
Wirkung auf Muskeln, Gelenke und periphere Nerven.

Auf Anregung von R. Steiner (1920) finden in der anthroposophisch orientierten
Medizin einige unterschiedliche Mistelpräparate Verwendung in der Tumortherapie.
Klinische Untersuchungen der Wirksamkeit dieser Medikamente wurden seit Jahren durchgeführt,
es fehlen noch molekularbiologische Bewertungen der verschiedenen, biologisch aktiven Komponenten
wie Viscotoxine, Lektine, Alkaloide, Polysaccharide u. a.

Aus "Mistel", A II. Arzneiliche Verwendung, 1986, Wiss. Verlagsges. Stuttgart.


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rät:

Keine Mistelzweige zu Weihnachten:

Mistelzweige über den Hauseingang zu hängen, ist eine alte heidnische Tradition,
die böse Hexen und Geister abwehren soll. Die Tradition besagt auch, dass jeder, der unter
einem Mistelzweig steht, geküsst werden darf.

Küssen ist allerdings auch ohne Mistelzweig möglich.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland rät, zum Schutz der Pflanze auf den Brauch
zu verzichten und keine Mistelzweige aufzuhängen.

Da Mistelzweige hauptsächlich in der Weihnachtszeit nachgefragt werden,
lohnt sich der kommerzielle Anbau nicht. Nach Angaben des BUND führt dies dazu,
dass die Bestände in der freien Natur ausgebeutet werden.
Die negative Folge dieser alten Tradition ist die Gefährdung der Pflanzenart.

In Deutschland haben einige Bundesländer bereits darauf reagiert und die Mistel unter Naturschutz gestellt.
Weil die Pflanze bisher aber nicht international geschützt ist, werden die Mistelzweige vor allem
aus Billiglohnländern eingeführt. Ein europaweiter Rückgang ist die Folge, vor allem auch deswegen,
weil die Pflanze sehr langsam wächst: Eine Mistel von 50 Zentimetern Durchmesser hat
bereits ein Alter von 30 Jahren. Die Mistel hat eine lange Tradition als anerkannte Heilpflanze
und ist auch aus diesem Grund erhaltenswert. Tee aus Mistelblättern kann beispielsweise
blutdrucksenkend sein. Zudem bietet die Mistel in der Winterzeit eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel.


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#3

RE: Die Mistel:

in Pflanzen: 09.12.2015 22:56
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

http://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=1939

Mistel

Vom Druidenkraut zum Zytostatikum

Von Edith Schettler / Wenn die Bäume im Herbst ihre Blätter verlieren, fallen die Büsche der Weißen Mistel in ihren Zweigen besonders auf. Viscum album ist eine uralte, nicht unumstrittene Arzneipflanze. Der Volksmund nennt sie nach ihren Eigenschaften oder ihrem Aussehen auch Hexenbesen, Heiligheu, Wintergrün, Wachsbeere oder Vogelleim.

Die eigentümliche Art der Misteln, ohne Verbindung zur Erde zu leben, beflügelte schon früh die Phantasie der Menschen. Sie sprachen der Pflanze auch deshalb eine besondere Kraft zu, weil fast alle Unterarten immergrün den Winter überdauern. Als Erster beschrieb Theophrast von Eresos (etwa 371 bis 286 v. Chr.) die Laub- und die Nadelholzmisteln. Der griechische Philosoph und Naturforscher erkannte, dass sie sich von ihren Wirtsbäumen ernähren. Er schilderte die Verbreitung der Samen durch Vögel, hatte aber keine Erklärung für die Tatsache, dass die Samen nur auf bestimmten Bäumen und niemals in der Erde keimen. Er hielt die Misteln für »stark ... und nahrkräftig, denn mit ihnen ... füttert man die Rinder und das Zugvieh«.

Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.) beschrieb die Verwendung der Eichenmistel (Loranthus europaeus) als Vogelleim. Mit dem klebrig-zähen Fruchtfleisch getrockneter Beeren präparierten die Römer Zweige, um Singvögel zu fangen. Diese Verwendung gab der Mistel ihren Gattungsnamen: Viscum bedeutet im Lateinischen Vogelleim. Auch der Begriff Viskosität leitet sich vom selben Wort ab und geht letztlich auf den klebrigen Schleim der Beeren zurück.

Misteln sind weltweit verbreitet und wachsen in tropischen, subtropischen und gemäßigten Klimazonen. Die arzneilich genutzte Mistel, Viscum album, gehört zur Gattung Viscum in der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae). Viscum album wächst strauchartig und kugelförmig mit einem kurzen Stamm. An den reich gegabelten Ästen sitzen ledrige, länglich verkehrt-eiförmige gegenständige Blätter. Am Ende der Triebe erscheinen von März bis April drei bis fünf unscheinbare männliche oder weibliche Blüten. Aus den weiblichen entwickeln sich erst im November und Dezember des Folgejahres einsamige weiße Beeren.

Vermehrung durch Vögel

Vögel, vor allem Misteldrosseln, verzehren die Früchte und scheiden die Samen aus. Fallen die Samen mit dem Vogelkot auf die Zweige eines potenziellen Wirtsbaums, bildet sich dort ein Schlauch mit endständiger Scheibe, der in den Wirt eindringt und sich in ein Saugorgan umwandelt. Daraus entsteht dann eine Wurzel, die die Leitungsbahnen der Wirtspflanze anzapft. Aufgrund dieser Besonderheit können Misteln nicht in der Erde keimen. Als Wirtspflanze bevorzugen sie Weichlaubhölzer wie Pappel, Weide, Apfelbaum, Weißdorn, Linde und Ahorn. Einige Unterarten der Gattung Viscum wachsen nur auf Tannen, Kiefern oder Lärchen. Misteln sind immergrüne Halbschmarotzer, das heißt, sie entnehmen ihrer Wirtspflanze Wasser und Nährstoffe, können aber ihre Energie auch durch Photosynthese gewinnen. Nur die Eichenmistel, die zu den Riemenblumengewächsen (Loranthaceae) gehört, wirft im Herbst gemeinsam mit ihrem Wirt ihr Laub ab.

Einen herausragenden Platz nahm die Mistel schon in der keltischen Kultur ein. Die damaligen Priester und Gelehrten, die Druiden, sahen in der Mistel eine heilige Pflanze, ein von den Göttern gesandtes Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Sie glaubten, dass die Götter die Samen in die Bäume streuten und die Mistel ihre Zauberkraft von diesen Bäumen erhielt. Da Misteln sehr selten auf Eichen wachsen, galt diese Verbindung als besonders magisch. Am sechsten Tag nach Neumond zogen die Druiden in einer feierlichen Prozession zu einer Eiche und schnitten mit goldenen Sicheln die Mistel von ihren Ästen. Anschließend brauten sie daraus einen Trank, der alle Tiere fruchtbar machen und ein Heilmittel gegen alle Gifte sein sollte. Die Gallier nannten die Mistel »uil’-ice«, die »Alles Heilende«. Daher schneidet auch in den Asterix-Comics von René Goscinny und Albert Uderzo der Druide Miraculix im weißen Gewand Misteln und mischt sie in seinen Zaubertrank, der den Dorfbewohnern ungeheure Kräfte im Kampf gegen die Römer verleiht.

Glücksbringer und Amulett

Überall dort, wo die Mistel wuchs, schrieben die Menschen der Pflanze besondere Kräfte zu. Die Germanen glaubten fest daran, dass die Mistel gegen Albträume half. Aus dieser Zeit stammt der in Schleswig-Holstein gebräuchliche Name »Alpranken«. In Pommern und in der Bretagne sollten Mistelbüsche im Haus und im Stall Mensch und Vieh vor Hexen behüten, in Schweden vor den Trollen. Hessische Bauern kochten Misteln in Bier ab und gaben dies Gebräu beispielsweise ihren »verzauberten« Kühen zu trinken, die krank waren oder keine Milch gaben. In Norwegen glaubte man, dass Misteln vor Blitz und Feuer schützen. In vielen Gegenden galt die Mistel ganz allgemein als Glücksbringer. So sagten die Bauern in Wales in Jahren, in denen wenige Misteln wuchsen, »No mistletoe – no luck«, und meinten damit, dass keine gute Ernte zu erwarten sei.

Der Brauch, das Haus in der Weihnachtszeit mit Mistelzweigen zu schmücken, hat seinen Ursprung vermutlich darin, dass die Mistel als eine der wenigen Pflanzen zu dieser Jahreszeit noch grün ist. Treffen sich ein Mann und eine Frau unter einem Mistelzweig, dürfen sie sich küssen, jedoch nur, solange Früchte an dem Zweig hängen. Nach jedem Kuss müssen sie eine Beere pflücken. Diese Sitte stammt aus England, gelangte mit den Auswanderern nach Amerika und von dort wieder zurück nach Europa.

Volksmedizinische Verwendung

Die vielen Mythen rund um die zahlreichen Wirkungen der Mistel sicherten ihr einen Platz unter den Heilpflanzen gegen unerklärliche Krankheiten wie die Epilepsie. Bereits der römische Gelehrte Plinius (23 bis 79) schrieb unter anderem über die Mistel: »Manche glauben, ... wenn man sie beim Neumonde ohne eisernes Gerät von der Eiche sammle, wirksamer werde, daß sie bei der Fallsucht helfe, wenn sie die Erde nicht berührt hat, daß sie die Empfängnis der Frauen befördere, wenn sie diese stets bei sich tragen...«

Auch der berühmte Arzt Paracelsus (1493 bis 1541) war von der Wirkung der Mistel überzeugt: »Wer bei sich in der rechten Hand eine Eichenmistel trägt, wird niemals durch epileptische Anfälle beschädigt werden.« Er schrieb ihr diese Heilkraft zu, da auch die Mistel scheinbar in der Luft bleibt und nicht zu Boden fällt.

Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) empfahl einen Sud der Arzneipflanze gegen erfrorene Gliedmaßen. In den Kräuterbüchern des Mittelalters finden sich ebenfalls viele Hinweise auf die Mistel, so zum Beispiel bei Pietro Andrea Mattioli (1501 bis 1577): »Der Eychen Mistel ist zu vielen gut ... heil alle schäden.« Ausführlich erläuterte Tabernaemontanus (1520 bis 1590) die Morphologie und Anwendung der Mistelpflanze in seinem Kräuterbuch. Er empfahl ihren Einsatz gegen Epilepsie, Würmer, Aussatz, Gicht, Lungenleiden, Ohrenschmerzen, Gelbsucht und Blutfluss.

Die ersten medizinischen Versuche veröffentlichte der englische Apotheker John Colbatch (1666 bis 1729) in seiner Broschüre »Abhandlung von dem Mistel und dessen Kraft gegen die Epilepsie«. Darin beschrieb er eine Anzahl von Heilungen, aber auch Fälle von Epilepsie, in denen die Mistel nicht geholfen hatte.

Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 bis 1897) empfahl in seinem Büchlein »Volkstümliche Anwendung der einheimischen Arzneipflanzen« die Mistel als Tee gegen Frauenleiden. Der österreichische Dermatologe Gustav Riehl (1855 bis 1843) erforschte die Klebkraft des Viscins, das in den Beeren und der Rinde der Mistel vorkommt. Riehl empfahl in mehreren Artikeln in der Pharmazeutischen Zeitung im Jahr 1900 und 1903 das Viscin als Kautschukersatz zur Anwendung in Klebemassen für Pflaster. Dabei erörterte er bereits den Einsatz wirkstoffbeladener Pflaster – also wahre Vorläufer der modernen Transdermalen Therapeutischen Systeme.

Im Jahresbericht über die Neuerungen auf den Gebieten der Pharmakotherapie und Pharmazie aus dem Jahr 1907 der Firma E. Merck wurde erstmals die Anwendung der Mistel durch einen Franzosen namens Gaultier erwähnt. Der Arzt setzte Mistel in Form von Pillen zum innerlichen Gebrauch und als wässrige Injektionen gegen arteriellen Bluthochdruck ein. Im Unterschied zur Frischpflanze wurde der Droge damals bereits eine toxische Wirkung zugeschrieben. Im darauf folgenden Jahr veröffentlichte das Chemische Centralblatt eine Analyse der Inhaltsstoffe der Mistel. Wissenschaftlern war es gelungen, neben Viscautschin und Viscinsäure ein Alkaloid, ein Glucosid, einen Harzkörper und eine Oxidase nachzuweisen.

Anwendung in der modernen Medizin

Inzwischen kennen Forscher sogar mehr als 600 verschiedene Proteine und über 1000 Enzyme der Mistel. Zwei besonders interessante Stoffgruppen sind die pharmakologisch stark wirksamen Viscotoxine und die Lectine. Zu den Viscotoxinen gehören mehrere Polypeptide, deren chemische Struktur Schlangengiften ähnelt und die Zellen auflösen (Zytolyse) können. Ihr Gehalt in der Pflanze ist im Sommer am höchsten. Lectine sind Verbindungen aus Aminosäuren und Zucker, sogenannte Glykoproteine, mit zytostatischer, also Zellwachstum hemmender Wirksamkeit. Ihre maximale Konzentration wird im Winter erreicht. Viscotoxine und Mistellectine verlieren ihre Toxizität allerdings im Verdauungstrakt eines Menschen oder Tiers. Außer diesen wichtigen Inhaltsstoffen enthält die Mistel Triterpene, Flavonoide und Amine. Das Spektrum und die Konzentration der Inhaltsstoffe sind abhängig vom jeweiligen Wirtsbaum und bestimmen die pharmakologische Wirksamkeit.

Umstrittene Krebstherapie

Anfang des 20. Jahrhunderts führte Rudolf Steiner (1861 bis 1925) die Mistel in die Krebstherapie ein. Als Anthroposoph sah er die Ähnlichkeiten zwischen der Pflanze und einer Krebsgeschwulst: Die Mistel wächst ebenso wie der Krebs an einem falschen Ort, und zwar statt in der Erde auf einem Baum, trägt zur falschen Zeit, und zwar im Winter, Früchte und ernährt sich wie der Krebs von ihrem Wirtsorganismus. Aus diesen Ähnlichkeiten folgerte Steiner, dass die Mistel eine gute Waffe im Kampf gegen den Krebs sein könnte. Seine Mitarbeiterin, die Frauenärztin Dr. Ita Wegman (1876 bis 1943), war fasziniert von diesem Gedanken und entwickelte 1917 gemeinsam mit einem Züricher Apotheker das erste wässrige Mistelpräparat zur Injektion. Im Jahr 1935 gründete Wegmann im Schweizer Arlesheim den noch heute tätigen Verein für Krebsforschung, der sich die Erforschung der Misteltherapie bei Krebs zur Aufgabe gemacht hat.

Damals wie heute ist die Anwendung von Mistelpräparaten bei Krebs umstritten. Es gibt zahlreiche Studien, die ihre Wirksamkeit belegen, und nicht minder zahlreiche Wissenschaftler, die diese anzweifeln. In Untersuchungen verbesserte sich die Lebensqualität von Tumorpatienten bei einer begleitenden Misteltherapie, Müdigkeit, Übelkeit, Infektanfälligkeit, Abgeschlagenheit und Depressionen gingen zurück.

Allerdings sollten nur erfahrene Ärzte eine Injektionstherapie mit Mistelpräparaten durchführen, denn sie müssen zwischen Mistelextrakten verschiedener Wirtsbäume wählen, um für den Patienten eine individuelle Behandlung zusammenzustellen. Die Herstellerfirmen verwenden stets Ganzpflanzenauszüge und mischen Extrakte von Sommer- und Wintermisteln, um ein möglichst breites Spektrum an Lectinen, Viscotoxinen und Begleitstoffen zu erhalten und so zytostatische mit zytolytischen ­Eigenschaften zu kombinieren.

Die ehemalige Kommission E des Bundesgesundheitsamtes bewertete die Anwendung von Mistelkraut zur Palliativtherapie im Sinne einer unspezifischen Reiztherapie bei malignen Tumoren positiv. In Deutschland erstatten private und gesetzliche Krankenkassen die Misteltherapie nur zur palliativen und nicht zur adjuvanten Therapie. Die Kommission nennt als Gegenanzeigen eine Eiweiß-Überempfindlichkeit und chronisch fortschreitende Infektionen wie Tuberkulose. Als Nebenwirkungen gibt sie an: Schüttelfrost bis hohes Fieber, Kopfschmerzen, pektanginöse Beschwerden, orthostatische Kreislaufstörungen und allergische Reaktionen. Bei der intrakutanen Injektion können lokale Entzündungen auftreten, die bis zu einer Nekrose führen können.

Weitere anthroposophisch begründete Indikationen für eine Misteltherapie sind Autoimmunerkrankungen, Sarkoidose (eine Bindegewebserkrankung mit häufigem Befall der Lunge), Hepatitis C, Hypertonie und Arthrose. Die Kommission E ­bewertete auch die Segmenttherapie bei degenerativ-entzündlichen Gelenkerkrankungen mit intrakutanen Injektionen von Mistelextrakten positiv.

Homöopathika und Tees

Auch die von Samuel Hahnemann begründete Homöopathie nutzt die faszinierende Pflanze. Für die Herstellung von Viscum album nach dem Homöopathischen Arzneibuch werden die frischen, im Herbst geernteten beblätterten Sprosse und Früchte der Weißen Mistel verwendet. Einsatzgebiete sind Arteriosklerose, Asthma bronchiale, Epilepsie, Myalgien und Arthrosen sowie arteriosklerotische und essentielle Hypertonie.

Manche Herz-Kreislauf-Tees enthalten getrocknetes Mistelkraut alleine oder auch gemischt mit anderen Drogen, da dem Kraut in der Volksmedizin eine blutdrucksenkende Wirkung zugeschrieben wird. Zur abschließenden Beurteilung dieser Indikation fehlten der Kommission E experimentelle und klinische Daten. Die Anwendung gilt jedoch als unbedenklich.

Kinder unter zwölf Jahren, Schwangere und Stillende dürfen keine Mistelpräparate einnehmen. Selten wurden bei Kindern Vergiftungen beobachtet, nachdem sie frische Früchte gegessen hatten. /



Wenn Vögel die weißen Mistelbeeren fressen und später ihr Kot auf den passenden Wirtsbaum fällt, wächst dort ein neuer Mistelbusch.

Foto: Weleda


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