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Das Grab als heiliger Ort. -

in Das Erlöschen, - Trennung / Vereinigung: 07.09.2010 11:54
von Adamon • Nexar | 15.430 Beiträge

Aus: http://www.uni-heidelberg.de/uni/presse/rc8/2.html

Ein heiliger Ort zieht eine Grenze zwischen sich und dem Profanen, zwischen innen und aussen.
Ein heiliger Ort muss begehbarer Raum sein, und man muss eine Grenze ueberschreiten,
um hineinzukommen. Innen gelten andere Gesetze.

"Zieh deine Schuh aus, denn der Grund, da du stehst, ist heilig" (Ex 3.5; Josua 5.15).
So verstanden ist das Grab normalerweise kein heiliger Ort.
Es hat bestenfalls Anteil an der Heiligkeit einer Nekropole.
Das gilt normalerweise auch fuer aegyptische Graeber.

Die Grundfunktion des Grabs, die fuer alle, auch die bescheidensten Graeber gilt,
ist sicher nicht die, einen heiligen Ort auszugrenzen, sondern die, den Leichnam zu bergen
und ein Zeichen zu setzen, als Ort der Erinnerung und vielleicht auch einer Wasserspende.

Der heilige Ort zieht eine Grenze zwischen sich und dem Profanen, dem Aussen.
Das heisst aber nicht, dass innerhalb dieser Grenze das Heilige selbst einfach anwesend waere.
Innerhalb des ausgegrenzten Bereichs ist allenfalls ein Kontakt mit dem Heiligen moeglich.
Der heilige Ort stellt den raeumlichen Rahmen her fuer diesen Kontakt.
Wir muessen daher zum Begriff der Grenze einen weiteren hinzunehmen,
der fuer den Begriff des heiligen Ortes konstitutiv ist:

den Begriff des Kontakts. Der heilige Ort besitzt in seinem Zentrum eine "Schnittstelle",
eine Schwelle zwischen dieser und einer anderen Welt.
Das Heilige gehoert immer zu einer anderen Welt.
Heilige Orte sind solche Schnittstellen oder Kontaktzonen zur anderen Welt.
Es gibt fuer sie ueberhaupt kein sinnfaelligeres Symbol als das der aegyptischen "Scheintuer".

Sie markiert den Ort der Opferdarbringung und des Opferempfangs,
den Ort, bis zu dem der Tote aus dem Jenseits sich nahen kann
und bis zu dem andererseits der Totenpriester an den abwesenden Toten herankommt.
Die Scheintuer ist zugleich Gedaechtniszeichen und Kultstelle sowie Grenze und Kontaktstelle
zwischen Diesseits und Jenseits.

Aber sie selbst ist noch kein heiliger Ort. Erst in Verbindung mit dem Element der Grenze,
die den Raum des durch die Scheintuer ermoeglichten Kontakts ausgrenzt,
entsteht ein heiliger Ort.

Jedes Grab, auch das heutige, uns vertraute, erfuellt zwei Funktionen:
Es birgt den Leichnam und setzt ein Erinnerungszeichen mit Namen und Lebensdaten.
Das aegyptische Grab, vor allem in seinen aufwendigen, monumentalen Formen,
steigert diese Funktionen.

Es entfaltet das "Erinnerungszeichen" zu grossartigen biographisch- repraesentativen Bildern
und Inschriften, und es baut die Berge des Leichnams zu nicht minder grossartigen,
hermetisch abgeschlossenen Sargkammern aus.

Aber damit ist die Grundstruktur des aegyptischen Grabs noch nicht erfasst.
Zu den beiden Extrempolen "Gedaechtnis", dem nach aussen gewandten,
oeffentlichen Aspekt des Grabs, und "Geheimnis",
seinem nach innen gewandten, verborgenen, jede Oeffentlichkeit hermetisch
blockierenden Aspekt, tritt ein drittes, vermittelndes Element konstitutiv hinzu, - der Kult.



. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -

"Es ist alles Illusion, - was nicht aus mir selber spricht,
- denn es ist ein Zusatz, - dieses Eine nicht". -

http://adamonstasy.weebly.com/
zuletzt bearbeitet 01.12.2022 17:47 | nach oben springen
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