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Höllentor von Hierapolis:

in Die Unterwelt: 06.03.2018 20:31
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

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Biologen erklären antikes Opferwunder im “Höllentor” von Hierapolis:


Der “Eingang zur Hölle” im einstigen Plutonion von Hierapolis.
Copyright: Mach (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 3.0
Duisburg-Essen (Deutschland) – In der heutigen Türkei gelegen, erschienen die Vorgänge im römischen Heiligtum Hierapolis Zeitzeugen wie ein Wunder, das selbst von Chronisten ratlos beschrieben wurde: Gesunde Opfertiere, die von Priestern in das dortige “Tor zur Hölle” geführt wurden, legten sich willenlos nieder und verstarben ohne weiteres menschliches Zutun – die Priester selbst blieben hingegen unversehrt. Jetzt haben Wissenschaftler das Rätsel des “Höllentors” gelüftet.

Wie das Team um den Vulkanbiologen Hardy Panz von der Universität Duisburg-Essen aktuell im Fachjournal “Archaeological and Anthropological Sciences” (DOI: 10.1007/s12520-018-0599-5) berichtet, besteht der 2013 entdeckte “Eingang zur Hölle” aus einem kleinen steinernen Tor, das im Innern des Pluto-Tempels (einem sog. Plutonions) in eine kleine höhlenartige Grotte führte (s. Abb. f.). Schon in der Antike war die damals griechische Stadt für die warmen Heilquellen berühmt, deren Wasser beim Verdunsten im nahen heutigen Pamukkale weiße Kalksinterterrassen entstehen lässt.

Die gleiche Kraft, die das Wasser der Thermalquellen erhitzt, war wohl auch für das Opferwunder im Römertempel verantwortlich. Wie viele andere antike Heiligtümer, so liegt auch jenes von Hierapolis über einer tektonischen Verwerfung und noch heute tritt hier aus Rissen und Spalten im Boden der Grotte vulkanisches Kohlendioxid (CO2) aus. In hohen Konzentration ist Kohlendioxid jedoch tödlich.

Hintergrund
Der griechische Geschichtsschreiber Strabon berichtet über das Ritual im Plutonion von Hierapolis, dass sich in dem Geviert des Tempels ein undurchsichtiger Dunst sammle, so dicht, dass der Boden kaum wahrzunehmen sei.


Digitale Rekonstruktion des Plutonions von Hierapolis vor dem Hintergrund der heutigen Ruinenstadt.
Copyright: Francesco D’Andria

Tiere, die man in das Geviert bringe, selbst Stiere, würden sofort sterben. Er selbst habe die Tödlichkeit des Dunstes mit Spatzen getestet, die offenbar zu eben dem Zweck in dem das Geviert umgebenden Auditorium verkauft wurden. Die verschnittenen Priester der Kybele dagegen würden nicht nur das Geviert betreten, sondern sich bis zu einer gewissen Tiefe in die Höhlung begeben, ohne Schaden zu nehmen. Zwar habe er an den Priestern Anzeichen angestrengten Atemanhaltens vermerkt, dass aber ihr Überleben in dieser tödlichen Umgebung möglicherweise der göttlichen Gnade oder auch wirksamen Gegengiften zu danken sei.

In ihren Untersuchungen konnten die Forscher hier nun genau solche Gaskonzentrationen messen, wie sie in den frühen Morgenstunden einen regelrechten CO2-See am Boden der Grotte und – wie schon von Strabon beschrieben – im einstigen Tempelvorraum entstehen lassen, dessen Konzentration noch heute für Kleintiere tödlich sein kann (…GreWi berichtete).

Da CO2 schwerer ist als Luft und sich am frühen Morgen noch nicht durch die spätere Erwärmung verdünnt, steige der CO2-Gehalt unmittelbar über dem Boden noch heute auf teilweise über 50 Prozent an. Selbst für größere Tiere können derartige Konzentrationen tödlich sei – auch für Menschen. Doch warum starben dann nicht auch die Eunuchenprister, die die Opfertiere durch das Tor führten?

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Die Antwort liegt ebenfalls in den ermittelten Daten, denn noch etwa 4o Zentimeter über dem Boden erreicht die Konzentration des bodenschweren Gases am frühen Morgen rund 35 Prozent und damit eine immer noch tödliche Dosis. “Darüber aber verliert sich die Wirkung des Gases mit zunehmender Höhe sehr schnell.”

Die Forscher um Panz vermuten, dass die Tieropfer denn auch am frühen Morgen oder aber in den Abendstunden durchgeführt wurden, wenn die Gaskonzentrationen durch die Temperaturabkühlung wieder zunimmt: “Die Opfertiere waren einfach nicht groß genug, um dem Gas zu entgehen. Die Köpfe der Priester ragten zugleich aber deutlich und in sicherem Abstand darüber hinaus. Sie wussten von dem tödlichen Atem des Höllenhundes Kerberos. Sie wussten aber wohl auch ganz genau, wie weit dieser Atem reichte.”

Für den Historiker Gil Renberg von der University of Nebraska stellt die Entdeckung der Biologen eine “faszinierende Bestätigung der antike Quellen und deren Beschreibungen dar, die nun nicht nur erklären kann, warum Menschen das Höllentor (unbeschadet) betreten konnten, sondern auch warum Tiere darin hingegen verendeten.”

Gegenüber dem “Science Magazine” zeigt sich Renberg zuversichtlich, dass die Entdeckung auch ähnliche Vorgänge in anderen Pluto-Tempeln erklären können und hofft sogar, dass mit Hilfe der Messmethoden von Panz und Kollegen auch der “Hölleneingang” des Plutoniums von Acharaka gefunden werden kann.

© grenzwissenschaft-aktuell.de



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