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John Dee:
in Ausserordentliche Persönlichkeiten: 28.07.2018 21:37von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge
Im Jahre 1564 ersann der Mystiker, Astronom, Mathematiker und Astrologe Dr. John Dee, für den Kaiser Maximilian II, die Monas-Hieroglyphe. Sie war sein Versuch, eine einheitliche Mystik wie auch Religion zu schaffen.
Dee war davon überzeugt, dass alle damalig bekannten Weltreligionen, Islam, Christentum und Judentum, eine Urquelle besitzen. Er selbst war Christ, doch sehr stark in der mystischen Kabbalah involviert. Beides findet in der Hieroglyphica seinen Niederschlag.
In dieser Serie möchte ich gern die 24 Leitsätze, die John Dee zur Monas-Hieroglyphica, geschrieben hat, mit den henochischen Buchstaben, die er Jahre später mit Hilfe des Mediums Edward Kelly entdeckt hat, in Verbindung bringen. Da es 24 Leitsätze gibt und nur 21 Buchstaben, gehe ich davon aus, das die ersten drei Leitsätze der himmlischen Triade zugeordnet werden können, also zu „Vater, Sohn, Heiliger Geist“ als auch zu der kabbalistischen Triade „Kether, Chokmah, Binah“.
Die Hieroglyphica ist als Meditationsobjekt nutzbar, und ist meiner Meinung nach auch so gewollt. Dabei projiziert man die Hieroglyphe auf den sitzenden Körper.
1. Leitsatz: „Mit der Linie und dem Kreis können alle Dinge dargestellt werden, selbst jene, die nicht sichtbar sind oder sich unter dem Schleier der Natur verbergen.“
Dieser Leitsatz steht in einem engen Verhältnis zum ersten Satz der biblischen Schöpfungsgeschichte: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Die Linie ist in Dees Leitsatz der Himmel, und der Kreis die Erde. Auch wenn Dee noch von einer Scheiben-Erde ausgegangen ist, so ist sie dennoch rund. Die Linie ist unendlich, wobei der Kreis in sich geschlossen ist.
Dee unterstellt, dass das Unendliche im Endlichen verborgen liegt. Das nicht Sichtbare des Menschen ist sein Unbewusstes. So kann man vom Endlichen ausgehend zum Unendlichen gelangen.
Wir durchbrechen den Kreis, indem wir uns nur auf einen Teilabschnitt des Kreises konzentrieren, und so eine Linie erhalten. Wie ist das möglich? Versenken wir uns in uns selbst, so gelangen wir in das unendliche Meer des Unbewussten. Die Meditation ist das Werkzeug, um durch den Schleier der Natur hindurchzuschauen.
Dies kann durch Konzentration auf einen natürlichen Gegenstand geschehen, als auch durch die Vorstellung eines Objektes. In der Kabbalah nennen wir diesen Schleier Paroketh. Er befindet sich unterhalb der Sephirah Tiphareth, der Schönheit. Wahre natürliche Schönheit, die unsichtbaren Dinge von denen Dr. Dee spricht, erkennen wir nur, wenn wir durch den Schleier schauen. Dies ist eine Sicht auf lebende Objekte, die nicht wertend, beurteilend und/oder benennend ist. Das meint der erste Leitsatz.
Die Verbindung zu der Sephirah Kether erhalten wir, wenn wir den
Gottesnamen der Sphäre zur Hilfe nehmen:
„Ich bin der ich bin"
Der Name ist in sich geschlossen wie ein Kreis, jedoch durch das ICH BIN gelangen wir in das Unendliche. ICH BIN weist auf die Gegenwart hin, auf das JETZT. Das Jetzt ist ein Mysterium: Es ist nicht zu fassen in einem normalen Bewusstseinszustand, da wir uns meistens mit den Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft aufhalten.
Gehen wir aber in die Versenkung, in der alle Gedanken ausgeschaltet werden, befinden wir uns in einem unendlichen Bewusstseinsraum. Das ist das Jetzt. So ist im Gottesnamen sowohl das Endliche als auch das Unendliche vorhanden, wie in John Dees Kreis.
Für die Meditation zu diesem Leitsatz, konzentrieren wir uns auf den oberen Halbkreis. Wir imaginieren uns diesen oberhalb unseres Kopfes. Der untere Teil der „Schale“ berührt den Scheitel. Wir stellen uns vor, das kosmische Energie, die in der Mystik dem Feuer entspricht, sich in dieser Schale sammelt. Ungebundene kosmische Energie wird mit Hilfe dieser Meditation gesammelt, und später, im nächsten Leitsatz, durch die Monas-Hieroglyphe geleitet, sprich durch unseren Körper.
2. Leitsatz: Weder der Kreis ohne Linie, noch die Linie ohne den Punkt, können künstlich erschaffen werden. Alle Dinge beginnen, aufgrund von Punkt und Monade, ihre Wirkung zu entfalten. Egal wie groß die Peripherie ist oder wird, sie kann mangels des Mittelpunkts nicht sein.
In diesem Leitsatz geht es um den Ursprung aller Dinge. Die Linie als auch der Kreis beginnen mit einem Punkt. Eine Monade ist die kleinste zahlenmäßige Größe, und somit der Ursprung aller Zahlen. Alles beginnt mit einem Samenkorn, der bereits alle Informationen enthält, die als Pflanze, Tier oder Mensch später in Erscheinung treten.
Der Punkt, der Leben hervorbringt, kann nicht künstlich erschaffen werden. Der Mensch weiß, dass die Informationen alle in der DNS gespeichert sind, doch wie sie dort hinein gekommen, und was den Anstoß dazu gibt, dass der kleinste Baustein des Lebens tatsächlich einen ganzen Organismus zu formen beginnt, ist immer noch ein Rätsel.
Dazu braucht es einen Willen, und wo ein Wille ist, muss es auch einen Geist geben, der diesen Willen äußert. Doch wo befindet sich dieser Geist der sich dem menschlichen Wissen entzieht? Trotz aller wissenschaftlichen Errungenschaften und Erkenntnissen, ist dies immer noch ein großes Mysterium.
Weiter weist uns Dr. John Dee darauf hin, dass ein Objekt unendlich groß sein kann, so groß, dass wir es mit unserem Verstand nicht erfassen können, wie z.B. das Universum, trotz allem einen Mittelpunkt besitzen muss. Mit Hilfe dieses Mittelpunkts ist es uns möglich auch das Unbegreifliche zu begreifen. Die Zentrierung des Geistes ist der Schlüssel zu diesem Wissen.
Deswegen befindet sich der Punkt der Monas-Hieroglyphica, wenn wir diese auf den Körper projizieren, im Zentrum unseres Kopfes, dort, wo wir den Geist vermuten.
Der zweite Lehrsatz steht in Verbindung mit der Sephirah Chokmah am Baum des Lebens. Der Gottesname dieser Sphäre lautet: JHVH - das Tetragrammaton.
Der Name Gottes ist vergleichbar mit der DNS. Der gesamte Baum des Lebens ist im Tetragrammaton eingebettet. Es fasst die vier Welten, in denen sich der Baum entfaltet, zusammen: Jod, der erste Buchstabe, steht für die geistige Welt, zu der die Sephiroth Kether, Chokmah und die Hälfte von Binah gehören.
Heh, der zweite Buchstabe, steht für die Welt der Gefühle, zu denen die andere Hälfte von Binah gehört, wie auch die Sephiroth Chesed, Geburah und die Hälfte von Tiphareth. Vaw, der dritte Buchstabe des Tetragrammatons, umfasst die Welt des Verstandes zu der die zweite Hälfte Tiphareth gehört, wie auch Netzach, Hod und eine Hälfte von Yesod. Das letzte Heh schließlich, steht für die andere Hälfte Yesods und für Malkuth. So beinhaltet der winzige Name JHVH wie ein Same den gesamten Baum des Lebens.
Für Menschen, die nicht so sehr in der Kabbalah bewandert sind, ist dies ein anschauliches Beispiel: Die Eizelle, aus der wir hervorgegangen sind, enthält den Willen des Lebens (Jod), unsere gesamten Gefühle (Heh), unseren Geist, der später, wenn er mit Sprache gefüllt wird, zu unserem Verstand wird (Vaw) und einen Bauplan unseres späteren Körpers (Heh)
Meditation zum 2. Leitsatz: Beginne mit der Schale über deinen Kopf.
Sie sammelt die ungebundene kosmische Energie, bündelt und konzentriert sie in dem Punkt, der sich in der Mitte unseres Kopfes befindet. Sei dir bewusst, dass dort die GESAMTE Information des Universums drin gespeichert ist.
3. Lehrsatz: Deshalb erzeugt der Mittelpunkt, den wir im Zentrum der Hieroglyphischen Monade sehen, die Erde; umrundet von der Sonne, dem Mond und den anderen Planeten in ihren jeweiligen Bahnen. Die Sonne hat die höchste Stellung. Sie wird durch einen Kreis dargestellt, der ein sichtbares Zentrum hat.
Der Lehrsatz bezieht sich direkt auf den 2. Lehrsatz, indem es um das Samenkorn der Schöpfung ging. Im 3. Lehrsatz geht es darum, dass dieser Same zur Entfaltung kommt.
Er „gebiert“ die Erde.
Nun kann man die Nase rümpfen und sagen, dass dieser Lehrsatz völlig veraltet ist. John Dee lebte mit einem geozentrischen Weltbild, dass ja nachweislich falsch war. So gesehen ist das richtig, doch wie wir schon in den Interpretationen zu den ersten beiden Lehrsätzen gelesen haben, geht es bei John Dee auch, und vor allem, um den inneren Kosmos des Menschen.
Das Ego steht für die meisten Menschen immer noch im Zentrum des Geschehens. Um dieses herum kreisen seine Gedanken, seine Gefühle, seine Wahrnehmungen von sich und der Außenwelt. Da John Dee auch Astrologe war, wurden diese psychischen Phänomene in Zusammenhang mit kosmischen Phänomenen gebracht.
Die Sonne z.B. steht für das wahre Selbst, während der Mond das Erscheinungsbild des Menschen repräsentiert. Die Venus die Gefühle und die weltliche Mutter, der Mars den Willen. Der Jupiter steht für das väterliche Über-Ich, Werte- und Moralvorstellungen, der Merkur für die Intuition und Inspiration, Saturn ist der Wächter zu unserem Unbewussten.
In diesem Lehrsatz ist auch die Erzeugung der Engel, in John Dees Fall der henochischen Engel, gemeint. Die Engel repräsentieren alle Facetten unseres Egos, und gehen auch darüber hinaus, da sie allesamt auch eine Verbindung zu unserem wahren Ich haben.
Die Sephirah Binah kann dem dritten Lehrsatz zugeordnet werden. Ihr Gottesname ist „Elohim“. Elohim ist die entfaltete Version des JHVH der Sphäre Chokmah. Elohim heißt in etwa „die schöpferischen Götter“, und verweist auf die Gesamtheit aller Engel, die an der Schöpfung unseres Wesens beteiligt sind. Interessant ist auch der Name des Erzengels dieser Sphäre. Er lautet Zaphkiel was so in etwa „die Anbetung und/oder die Beobachtung des Schöpfers“ bedeutet.
Vielleicht kann man die Engel auf der körperlichen Ebene mit den Billionen Zellen vergleichen, die unseren Körper bilden. Jede Zelle scheint so etwas wie ein eigenes Bewusstsein zu besitzen. Gleichzeitig beinhaltet jede Zelle den Schöpfer, die DNS, selbst. Wenn wir in einen anderen Bewusstseinszustand gehen, um mit Engeln zu kommunizieren, sprechen wir mit unseren Zellen und mit unserer DNS, die das gesamte Wissen des Kosmos in sich trägt, denn sie existiert seit Anbeginn der Zeit. So gibt es eine Übereinstimmung zu Timothy Learys Schaltkreismodell, dessen 7. Schaltkreis „neurogenetischer Schaltkreis“ genannt wird.
Leary behauptet, dass wir in außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen, hervorgerufen durch Meditation, Drogen indiziert oder holotropes Atmen, mit unserer DNS, mit dem Wissen des Kosmos, kommunizieren können. Diese Idee greift auch James Lovelock auf mit seiner „Gaia-Hypothese“ und auch Rupert Sheldrake mit seiner Theorie der morphogenetischen Felder.
Meditation zu Leitsatz 3: Stelle dir wieder den oberen Halbkreis als Schale vor, die sich auf deinem Scheitel ruhend befindet. Ungebundene kosmische Energie fließt in diese ein, und verdichtet sich. Leite diese Energie in die Mitte deines Kopfes, dort, wo sich der Punkt in der Monas-Hieroglyphe befindet.
Von hier aus explodiert der Punkt, und füllt den Raum des Kreises, der deinen gesamten Kopf umfasst. Stelle dir vor, dass du nun Zugang zum gesamten Wissen des Kosmos hast. Suche dir ein Thema aus welches du näher erläutert haben möchtest. Versuche es zunächst mit der eigenen Fantasie, und lass die Bilder in deinem Kopf von allein kommen.
Bleibe IMMER in der Beobachter-Rolle. Führe am besten Tagebuch über deine „Astralreisen“
Leitsatz 4: Der Halbkreis des Mondes ist über der Sonne angebracht. So könnte es erscheinen, dass er höher gestellt sei. Wir wissen aber, dass die Sonne der Herrscher und König ist. Wir sehen, dass der Mond in seiner Gestalt und seine Nähe zur Sonne mit ihrer Großartigkeit konkurriert. Was für jedermann offenbar ist. Das Gesicht oder die Sichel des Mondes spiegelt immer nur das Licht der Sonne wider.
Der Mond wünscht sich so sehr, sich an den Strahlen der Sonne zu sättigen, und sich in die Sonne zu verwandeln, dass zuweilen er völlig vom Himmel verschwindet, um einige Tage danach wieder als Sichel in Erscheinung zu treten; wie wir ihn hier dargestellt haben.
Der Mond steht für unser Erscheinungsbild, für unser scheinbares Ich. Es versucht so zu sein wie unser Wahres Ich (Sonne), doch erreicht es dies niemals. Manchmal verliert es sich völlig in unserem Wahren ich, dann, wenn es Neumond ist.
Dies ähnelt unserem Nacht- und Tagesrhythmus. Wenn wir uns in unserer Tiefschlafphase befinden, ist unser Tages-Ich nicht mehr vorhanden. Sobald wir erwachen ist das Ich wieder da. Zunächst nur als kleine Sichel, aber je mehr wir in den Alltag gehen, desto voller wird das Erscheinungsbild unseres Ich und verdeckt das Wahre Sein. Doch es kehrt in jeder Nacht wieder zurück. Wird uns dies bewusst, geben wir dem Wahren Ich eine Chance auch am Tage hervorzukommen. Dann vereinen sich letzten Endes Mond und Sonne, was wir chymische Hochzeit nennen können.
Dem 4. Leitsatz würde ich dem ersten henochischen Buchstaben zuordnen: B Pe.*
Pe steht für die Quelle der Wahl und der Möglichkeiten. Als Mensch haben wir die Möglichkeit unser Wesen ständig zu wechseln. Zu Hause sind wir Frau, Mutter, Vater, Ehemann, Partner, Partnerin. An der Arbeitsstelle sind wir Angestellte, Fachkraft, Berater, Ausführende oder Befehlsgeber. In der Kneipe sind wir Freund, Nachbarin, Kumpel, Freundin u.s.w.
Der Mensch hat viele Gesichter, doch sein Wesenskern bleibt immer gleich, ähnlich wie ein Schauspieler, der die Masken wechselt, doch hinter der Maske immer der oder die Gleiche bleibt.
Der Leitsatz besitzt meines Erachtens auch eine Korrespondenz zur Tarotkarte „der Narr“. Der Narr ist wie ein amorphes Wesen, ohne Form, besitzt aber dennoch das Potenzial alles zu sein. Ähnlich wie die Eizelle aus der später unser gesamtes Wesen hervorgeht, und dessen späteres Erscheinungsbild noch völlig unklar ist.
Auf der Tarotkarte des Raider-Waite Decks kehrt der Narr sich von der Sonne ab, und stolpert in die Welt hinaus. Genau dies beschreibt John Dee in anderen Worten in seinem 4. Leitsatz.
Meditation zum 4. Leitsatz: In der Monas-Hieroglyphe besitzen die Formen mehrere Deutungsmöglichkeiten. Die Schale, die Sichel oberhalb des Kreises mit dem Punkt in der Mitte, die wir im ersten Leitsatz als Kether erkennen konnten, wird nun zum Erscheinungsbild des Mondes. Wir konzentrieren uns wieder auf unseren Scheitel, nehmen die kosmische Energie wahr, die dort aufgefangen wird, und erkennen die Möglichkeiten die diese Energie hat, alles zu sein.
Wir können uns Gedanken darüber machen wie viele Masken wir tagsüber tragen, und diese in unser magisches Tagebuch niederschreiben, wir können Imaginationsübungen machen, wie wir Masken wechseln oder neue erschaffen könnten, und wir können uns auf die Energie konzentrieren, aus der die Masken geformt werden. Diese Energie ist unser Wahres Sein.
* Die Reihenfolge der henochischen Buchstaben und dessen Bedeutungen, entnahm ich dem online-Buch „The Whole Enochian Dictionary“.
(Stefan Lööck)
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John Dee und Edward Kelly I - Alchemie & Magie:
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John Dee und Edward Kelly II - Die Sprache der Engel:
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John Dee und die Sprache der Engel:
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