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#1

Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 04.09.2023 16:49
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Dumm·heit
/Dúmmheit/
Substantiv, feminin [die]
1.
[ohne Plural]
mangelnde Begabung auf intellektuellem Gebiet; Unwissenheit, schwache, nicht zureichende Intelligenz
"etwas aus reiner, purer Dummheit sagen, tun"
2.
unkluge Handlung
"das war eine große, sträfliche Dummheit von dir"

https://de.wikipedia.org/wiki/Dummheit

https://www.gmx.at/magazine/wissen/psych...schaft-36568130

Heidi Kastner:

Dummheit ist weniger eine Persönlichkeitseigenschaft als ein Verhalten, das sich in bestimmten Handlungen manifestiert. Wobei bei manchen Menschen solche dummen Handlungen häufiger vorkommen als bei anderen.

Dummheit kann auf einer situativ veränderbaren Haltung beruhen.

Dass man eher dem Gefühlten als dem Erkennbaren nachgeht,
Entscheidungen ohne ausreichende Informationen als Entscheidungsgrundlage trifft.

Wenn man das langfristige Schädigungspotenzial für sich oder andere nicht bedenkt oder ausblendet. Wenn man generell allen Fakten misstraut, ist das dann schon das fortgeschrittenere Stadium.

Dann wird es doch schon eher eine Persönlichkeitseigenschaft. Es ist ein Verhalten, das prinzipiell sehr viel Schädigungspotenzial beinhaltet und das man immer wieder antrifft. Und es führt immer wieder zu Erstaunen.

Wie gefährlich ist Dummheit für unsere Gesellschaft?

Ziemlich. Es hängt natürlich davon ab, wer solche dummen Entscheidungen trifft.

Wenn das Menschen sind, die in entscheidenden Positionen sitzen, kann es für sehr viele Menschen sehr schädlich sein. Wenn es Menschen sind, die für sich in einem bestimmten Sachverhalt entscheiden, kann es sie selbst schädigen und andere natürlich auch.

Es ist dumm, wenn man mit unpassender Geschwindigkeit unterwegs ist, obwohl man weiß, dass das die Unfallwahrscheinlichkeit erhöht.

Prinzipiell ist Dummheit nichts, was langfristig von Vorteil ist.


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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#2

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 18.02.2024 15:05
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

André Glucksmann - "Die Macht der Dummheit"
- Ullstein Sachbuch - ISBN 3-548-34472-0 - Auszüge:

13:

Die Dummheit ist etwas Ursprüngliches;
unsere Geistesblitze stammen nicht aus einer anderen Welt,
sie sind immer sozusagen aus zweiter Hand und entstehen
aus dem Zurückweichen vor der steigenden Flut der modernen Torheit,
aus dem Grauen, das sie allgemein verbreitet, und aus den Rebellionen,
die sie von Zeit zu Zeit auslöst. -

Jedem seine Dummheit, man beklage das nicht, denn die unverhoffte
Begegnung mit dieser Intimfeindin kann einen banalen Lebenslauf
in ein Schicksal verwandeln. -

Einerseits ist die Dummheit ein so einzigartiges Ereignis, wie der Tod
oder (für manche) Gott; andererseits ist sie die verbreitetste Nebensache
der Welt. -

Keiner kommt ganz ohne sie aus (so wie "jeder an irgend etwas glaubt,
auch Sie haben sicher irgendein Ideal..."), doch niemand identifiziert das,
was ihn in seinem tiefsten Inneren gefesselt hält, mit dem, auf das er
bei seinem Nächsten mit Fingern zeigt. -

Jeder gibt nach seiner Dummheit, jeder erhält nach seiner Dummheit
- diese Maxime erlaubt die Umkehrung des Individuellen ins Kollektive
und zurück, die Aufhebung der Vereinzeltheit in die Allgemeinheit,
die freie Dialektik von privat und öffentlich, von einzeln und allgemein,
von Sonderwunsch und öffentlichem Wohl. -



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#3

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 18.02.2024 15:22
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

14:

Doxa nannten die griechischen Philosophen jenes
Irrtumsvermögen, kraft dessen wir glauben, wir wüssten etwas. -

Sie sahen in ihr mehr als nur einen einfachen Mangel an
Aufmerksamkeit oder Charakter und etwas Subtileres als
eine reine intellektuelle Unfähigkeit. -

Sie erkannten, dass ein positives Fehlleitvermögen in uns wohnt,
und sie schätzten dessen Reiz und Verführungskraft so hoch ein,
dass sie lobend von der doxa theou sprachen ("Ruhm", nicht
"Meinung" Gottes). -

Wenn wir doxa mit "Meinung" übersetzten - selbst mit der Kraft,
die - 15: Hegels Kommentare diesem Wort einhauchen -, so unterschätzen
wir den Eroberungswillen der doxa die mit der ganzen Autorität
eines Wissens daherkommt, dessen Ansehen umso grösser ist, als es
kein Wissen im strengen Sinne ist. -

Die doxa ist das Welt-Wissen, die Wissenschaft der Wissenschaft,
womit sich der gewöhnliche Sterbliche über die Natur, die anderen und
sich selbst auf den Standpunkt eines Gottes erhebt. -

Doch: "Wer sich zum Engel versteigt, wird zum Tier", bemerkte Pascal;
und seither gibt es nur noch eine moderne Übersetzung von doxa:
bétise: Dummheit. -



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#4

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 18.02.2024 15:42
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Die Welt des Meinens umfasst einen partikulären, subjektiven,
im Vergleich zum weltgeschichtlichen Zeit-Raum notwendigerweise
abgewerteten Kosmos, den berühmten primären Gemein-Kosmos,
mit dem uns die bedeutenden Geister berieseln. -

Und die Welt der Dummheit ist als Gemein-Welt nicht weniger
originär als die Lichtsphäre, auf deren Zugehörigkeit sich der Held,
der Weise und der Heilige berufen. -

Weshalb die beiden sich zum Verwechseln ähnlich sind. -

Jedenfalls obliegt unseren edlen Geistern der Beweis, dass sie
nicht so sind wie der Dummkopf:

Der Heilige hat zu beweisen, dass er nicht dumm zum Kreuzzug aufruft,
der Weise hat dafür zu sorgen, dass er nicht dumm selbstgenügsam erscheint,
und der Held hat blutige Dummenjungenstreiche zu vermeiden. -

21:

Kurzfristig erbringt nur die Politik praktische Antworten. -
Langfristig stellt nur der Intellektuelle Fragen. -

Doch der erste bietet dem zweiten nie Antworten an,
und der zweite stellt sich nie die Frage des ersten;
ihre Augenkrankheiten passen zueinander wie die
Kurzsichtigkeit und die Weitsichtigkeit, und, statt
sich zu kompensieren, kumulieren sie manchmal die
negativen Effekte. -



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#5

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 18.02.2024 15:58
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

29:

Wie Sand am Meer gibt es sie, die Beispiele für Dummheit,
täglich nehmen sie zu und bestärken uns in der Illusion,
wir seien unbeteiligte Beobachter. -

Aber es gibt keine Dummheit, die nicht auf irgendeine Weise
auch die unsere wäre, und so wird der Wunsch, sie von Grund
auf zu verstehen, von der Sorge hintertrieben, sich vor ihr zu schützen. -

Solange ich glaube, dass Dummheit etwas Zufälliges ist, etwas, das nur
den anderen zustößt, und mir nur dann, wenn ich unter Fremdeinfluss
stehe - Ich was außer mir ! Ich wusste nicht mehr, was mir geschah !
-, werde Ich nie begreifen, wie subtil dieses Phänomen ist. -

30:

Mit der Dummheit lässt man sich nicht ein, ohne zu mogeln. -

Selbst wenn wir uns in gutmütiger Bescheidenheit darein fügen,
den Dummen zu spielen, bleibt der Verdacht bestehen, dass der
Trumpf im Ärmel steckt, und wir uns für besonders klug halten. -

Behandeln wir aber die Dummheit von oben herab, verzerrt sie
den Blick, den wir herablassend auf sie richten. -

"Wir befinden uns fortan in der Lage eines Spielers, der zu seiner
Verblüffung feststellen muss, dass sein Mitspieler ihm ein nie
zuvor gesehenes Blatt austeilt und dass sich die Spielregeln in
einem fort ändern. -

Da hilft keine Wahrscheinlichkeitsrechnung mehr, und selbst
die Möglichkeit, die Karten einfach hinzuwerfen, ist uns genommen. -
Warum ? Nun, je länger wir unserem Gegenüber ins Gesicht schauen,
um so deutlicher erkennen wir uns selbst darin...!" (Paul Valéry)



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#6

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 18.02.2024 16:36
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

34:

Wer wünschte sich nicht einen direkten Zugriff auf die Wahrheit ?

Nichtsdestoweniger scheitern das aggressive Bestreben, sie festzuhalten,
zu behalten und zu besitzen, an ihrer Scham, die dem Wahrheitsliebenden
ein bestimmtes Maß an Zurückhaltung auferlegt und, wie in den Dingen
der Liebe überhaupt, ein hohes Maß an Feingefühl verlangt. -

Die Wahrheit achten, heißt vor allem, dass ich sie nicht daran hindern will,
hoch und heilig zu schwören, sie existiere nicht. -
Und zweitens, dass ich sie nicht zwingen will, indem ich mich ihrer zu
- 35 - bemächtigen suche. -

Wir sollten ihr zu begegnen bereit sein, ohne sie von vorneherein
kontrollieren zu wollen. -

37:

Es gibt Augenblicke im Leben, in denen die Frage,
ob man anders denken kann, als man denkt, und
anders sehen, als man sieht, unerlässlich wird,
will man weiter sehen und weiter nachdenken können. -

(Michel Foucault)

181:

Die Dummheit will sie selbst sein, sie sieht sich nicht als etwas Dummes,
sie will sein; sie ist ein Wille in Bewegung, der auf sich vertraut und versucht,
die Gesamtheit der Wesen im Verhältnis zu sich selbst einzuschließen. -

191:

Die Struktur des Dummen schützt sich selbst, indem sie eliminiert,
was sie in Frage stellt. -


Was ihre Gefräßigkeit erklärt. -

Sie erhellt das scheinbare Paradox desjenigen,
der nichtssagende Reden führt und dabei kein Ende findet. -

Sein Redefluss reicht nicht aus, um das Nichts zu beleuchten,
auf das er hinaus will. -

Die Beredsamkeit des Falschdenkenden zeugt von seinem Trachten
nach Selbstbestätigung, indem er keinen Augenblick nachlässt. -



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#7

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 20.02.2024 08:14
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

193:

Der absolute Dualismus:

So ist die Dummheit gleichzeitig mit zwei Aufgaben konfrontiert:

Zum einen ordnet sie. -
Zum anderen sondert sie aus, was aus dem Rahmen fällt. -

Die erste der beiden Tätigkeiten ist zweifellos nicht besonders anspruchsvoll,
sogar kindisch, - 194 - gewissermaßen wie das Herunterleiern vorgefasster
Meinungen. -

Die zweite erfordert mehr Schneid, sie bestätigt den Grundsatz:

Der Nomenklatur des Dummen ist nichts unmöglich,
also gibt es das Unmögliche an sich nicht, also besteht eine
prästabilierte Harmonie (= eine vorbestimmte Einheit)
zwischen dem, was der Trottel erwartet, und dem, was eintritt. -

(Anm.: Diese Annahme setzt voraus, "dass das Mögliche eine bekannte,
in jedem Fall erfassbare Größe darstellt", - dieser These widerspreche
Ich an dieser Stelle, - weder ist das Mögliche feststehend, noch ist
sein Eintreten vorhersehbar, - daher kann es sehr wohl das - scheinbar
- Unmögliche umfassen, -
- insofern kann das Unmögliche nicht
in jedem Falle unmöglich sein, - auch wenn solche Annahme einem Scherze
zugestanden sei. -

Die Annahme, der - scheinbaren - "Unverrückbarkeit des Möglichen gegenüber
dem Unmöglichen", - hebt sich immer dann, wenn bislang noch nicht eingebrachte
Ideen verwirklicht werden, - und senkt sich, - gleich einem Schleier der Unbelehrbarkeit,
- nach jeder neu verwirklichten Möglichkeit, - wieder über das Bewusstsein der
Unbelehrbaren. - Anm. Ende)

Wenn Vernunft und Dummheit mit demselben Dünkel ihre jeweiligen Grenzen
nicht erkennen, wer wird dann wohl wen verschlingen ?



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#8

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 20.02.2024 08:23
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

195:

In der Tat ist kein Widerspruch stark genug, das doppelte Spiel
einer Dummheit zu lähmen, die durch Klassifizierung einschließt
und durch Ausschluss deklassiert. -

Die Dummheit kann bis ins Unendliche ordnen und klassifizieren,
ohne in ihrem Tun je auf Grenzen zu stoßen: Grundvoraussetzung
dafür ist, dass die einfache Syntax, die sie benutzt, ein Formulieren
dieser Grenzen nicht zulässt. -

Genauso wie die Dummheit die Kunst beherrscht zu sehen,
ohne selbst gesehen zu werden, interessiert sich die Logik
der ersten Ordnung nicht dafür, wie real sie ist. -

205:

Es ist vergeblich, klüger sein zu wollen als die Dummheit und
mit ihrem Dünkel wetteifern zu wollen. -

Es ist vergeblich, sie zu karikieren und darauf zu hoffen, dass sie
sich bis ins Groteske verzerrt und dann in Wohlgefallen auflöst. -

Es ist vergeblich, ihr den Rücken zuzukehren, ihre Realität
zu ignorieren. -

Und es ist vergeblich zu fragen, mit welchem Recht,
der kluge Verstand urteilt. -

Unabhängig von der Frage nach dem Urheber- und Kontrollrecht
breitet sich die Dummheit aus, anonym, beständig, dominant. -

Sie behauptet sich kraft ihrer eigenen Mittel, setzt beharrlich
den Weg ihrer Logik fort, funktioniert unwillkürlich wie die
Ursache ihrer selbst. -

Sie ist ihr eigener Vater und ihre eigene Mutter. -

Der Weise bewertet sie als einen Verlust an Weisheit, der Gelehrte glaubt,
in ihr einen Mangel an Wissen zu erkennen, der Vernünftige sieht in ihr
einen Verfall der Vernunft, der proletarische Held betrachtet sie als ein
vermindertes Klassenbewusstsein und der Logiker als einen Fehlschluss
des Verstands. -



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#9

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 20.02.2024 08:52
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

209:

Das Phänomen der Dummheit enthüllt eine Wirkung,
das Produkt der Dummheit veranschaulicht sein
(duplizierendes) Herstellungsverfahren. -

Auf einer dritten Ebene der Wahrnehmung erweist sich die Dummheit
als die Einheit von Ursache und Wirkung, sie unterwirft sich die Handlung
und den Handelnden, den Absender und den Empfänger, und das ist der
Augenblick des Geistes. -

Man ist nicht geistreich sich selbst gegenüber; zu viel Nähe schadet. -

Zwischen ich und du muss ein - 210 - dritter sein, dem der überraschende
Geistesblitz die Rettung bringt. -

Dank diesem "ich komme von nirgendwo", das Freud als das Merkmal des
Unbewussten pointierte, entzieht sich der Geistesblitz sowohl seiner
Prädikation als auch seinem Prädikat; er kommt, wenn - und nur wenn
- man nicht auf ihn wartet, um das zu sagen, was er nicht zu sagen beabsichtigt. -



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#10

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 20.02.2024 08:56
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

236:

Um Tabula rasa zu machen, genügt es keineswegs, Dinge und Lebewesen
auf ihr Ursprungs-Nichts zurückzuführen, denn sie sind ja aus diesem
Ursprung hervorgegangen. -

Der Winter löscht die Erinnerung an den Frühling nicht aus. -

Die Verneinung läuft Gefahr, den Ursprung dessen, was sie verneint,
unangefochten zu lassen; um ganz konsequent - 237 - zu sein, muss
sie vorstoßen bis zur ursprünglich-spontanen, symmetrischen
Bewegung, die bejaht, was erscheint. -

"Die Vergangenen zu erlösen und alles "Es war" umzuschaffen in ein
"So wollte ich es !"..." (Nietzsche)

Die Macht, zunichte zu machen, und die Macht, bei Null anzufangen,
fallen im Punkt Null zusammen, wo zwischen Nicht-mehr und Noch-nicht
nichts mehr das ozeanische Gefühl aufhält, dass alles möglich wird. -

Virtuell beißt sich dann die Idiotie in den eigenen Schwanz;
es kommt der zentrale Augenblick, dessen trunkene und mechanische
Funktionsweisen die Existenz antizipieren, ohne sie zu umfassen. -

238:

Ein Ereignis, privater oder kollektiver Natur, erweckt nur dann
den Eindruck eines plötzlichen Zurückschleuderns an den
Ursprung der Dinge, wenn Gewalttätigkeit Nummer 1, Zerstörung,
und Gewalttätigkeit Nummer 2, Aufbau, miteinander kombiniert sind. -




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#11

RE: Dummheit:

in Die psychologische Interpretation: 20.02.2024 09:40
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

252:

König Narziss:

Die Inszenierungen wechseln, lassen uns aber ahnen,
dass ein dramaturgisches Gerüst festhält, was der idiotes
zu erbringen hat. -

Das altgriechische Wort, von dem sich unser Schimpfwort ableitet,
bedeutete ursprünglich "einfach, einzigartig, besonders"; dann glitt
es ins Pejorative ab: "simpel, an gesundem Menschenverstand mangelnd". -

Der Idiot ist ein Gefangener seiner Besonderheit, er kann sich keinen
einzigen Augenblick lang selbst vergessen. -

253:

Die Idiotie verhält sich zur Vernunft wie das Singuläre zum
Gemeinschaftlichen und das Individuelle zum Allgemeinen. -

265:

Der Dumme führt sich auf, als wäre er Herr über das Ding. -

Der Idiot, als wäre er Herr über den Code. -

Dem Dummen kann es passieren, dass er vom Hundertsten ins Tausendste gerät
und, wie Bouvard und Pécuchet, in eine endlose Suche hineinschlittert. -

Der Idiot lässt sich nicht so leicht aus der Fassung bringen; er urteilt, ohne selbst
beurteilt zu werden; die Erfahrung kann ihm nichts anhaben, selbst wenn sie ihn
zu widerlegen scheint, denn diese Widerlegungen sind ja auch zu interpretieren. -

Und wer sollte dies tun ? Wer, wenn nicht er ?

Die Idiotie ist ein höchstinstanzliches Gericht; in ihr findet die verunsicherte
Dummheit ihre Daseinsbedingung, nämlich die sichere Ruhe. -

André Glucksmann



Dateianlage:
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zuletzt bearbeitet 20.02.2024 22:52 | nach oben springen
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