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Wer-Wölfe:

in Wer-Inkarnationen. - 20.04.2010 12:25
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Es gibt viele Bestien auf der Welt,
aber der Werwolf ist wohl das Abscheulichste und Widerwärtigste, was mir jemals begegnet ist.
Halb Mensch, halb Tier, schrecklich und in seiner Existenz bedauernswert.
Ich bin zutiefst dankbar, dass Gott gegenwärtig war als ich dieser Kreatur ins Angesicht sah.

Samuel Blaight (1856)
Pfarrer in Aldershot (Hampshire, England)



Das Wort "Werwolf" (ältere Schreibweisen auch Wehrwolf und Wärwolf) stammt von dem altenglischen, manche Quellen behaupten aus dem Althochdeutschen, und heißt übersetzt Mannwolf, ein Wolf, der eigentlich ein Mann ist. In Frankreich nennt man ihn "loup-garou", in Irland "fáelad" und in Russland "Orborot".
Nach dem Volksglauben verwandelt sich ein Mensch vorübergehend bei Vollmond in einen Wolf.
Als blutrünstige Bestie fällt er wahllos über seine Opfer her, tötet oder verschlingt sie. Kommt sein Opfer nur mit einer Verletzung davon, wird es ebenfalls zum Werwolf.
Es sein denn, der Fluch wird gebannt, indem der Verursacher vor dem nächsten Vollmond getötet wird.

Weitere Aberglauben besagen:
Die Verwandlung ermöglicht ein Ring aus Menschenhaut (vorzugsweise die Haut eines Selbstmörders oder Ermordeten), durch die man dreimal kriechen muss, meistens jedoch ein Gürtel, den man anlegen oder ein Tierfell, das man sich überwerfen muss.
Bei der Rückverwandlung muss man wiederum dreimal durch den Ring kriechen beziehungsweise den Gürtel oder das Tierfell ablegen.
Der Werwolf wird durch Verwundung entweder sofort zur Rückverwandlung gezwungen oder doch später dadurch erkannt.
Durch den Tod wird der Zauber unter allen Umständen gebrochen.
Der Verwandelte kann auch vorzeitig aus seinem tierischen Zustand erlöst werden, wenn man seinen Namen nennt oder ihm aus Mitleid einen Bissen Essen schenkt.

Besonders in den skandinavischen Ländern glaubte man an eine Verwandlung durch bestimmte Umstände bei der Geburt:
Wenn eine schwangere Frau etwa durch eine Fohlen-Eihülle kriecht, wird sie zwar ohne Schmerzen gebären, aber das Kind wird, wenn es erwachsen ist, fast jede Nacht zum Werwolf werden und schwangere Frauen überfallen.

Die Vernichtung eines Werwolfes kann angeblich nur durch silberne Waffen und Projektile erfolgen.
Nur die Reinheit dieses Metalls soll ihnen Schmerz zufügen können, sie schwächen und sogar töten.

Der Ursprung des Werwolfs-Glaubens:
Als Lykaon, der König der Arkadier, dem Zeus Menschenfleisch vorsetzte, verwandelte ihn der Göttervater in einen Wolf, der fortan heulend durch die Wälder zog. Damit hatten die Götter ein Privileg, das sie bisher nur für sich selbst in Anspruch nahmen, auch den Menschen zuteil werden lassen. Aber die Fähigkeit, sich in Tiere zu verwandeln, gewährten sie nur als Druckmittel und Strafe, und an die Stelle der Götter traten bald die Priester und Zauberer, die die vielen Metamorphosen in Szene setzten.
Die Sage von der Gottlosigkeit und Wildheit des arkadischen Königs Lykaon hängt mit den Menschenopfern zusammen, die noch im 4. Jahrhundert v. Chr. auf dem Gipfel des Lykaion, des "Wolfsbergs", dem Zeus Lykaios dargebracht wurden. Wer von dem geopferten Fleisch aß, der wurde, so glaubte man, in einen Wolf verwandelt und bekam erst zehn Jahre danach (so Pausanias in der "Beschreibung Griechenlands", VI, 8,2) seine menschliche Gestalt zurück.

An jenen Kultus knüpfen sich allerlei Werwolfgeschichten an:
Nach Lykaon heißen die Menschen, die an dem Wahn leiden, in einen reißenden Wolf verwandelt zu sein und ihre Mitmenschen zu verschlingen, Lykanthropen.
Werwölfe sind ein Teil der Geschichte des Menschen in allen Facetten.
In vielen Kulturen werden sie als Zauberwesen mit übernatürlichen Kräften und als Mittler zwischen der Welt der Menschen und Tiere gesehen. In der Abendländischen Tradition sind sie aber jedoch fast nur als Ausgeburt des Teufels und als Wesen des Bösen bekannt. Neben dem Teufel ist der Werwolf wohl der Dienstälteste "Bösewicht" den die Welt kennt. So ziehen sich aber die Überlieferungen über Jahrhunderte hinweg bis in unsere heutige Zeit.
Vor ungefähr 2400 Jahren schrieb der griechische Geschichtsschreiber Herodot über Menschen (im heutigen Litauen), dass Griechen und Skythen die Neurer für Zauberer hielten, die sich jedes Jahr ein paar Tage lang in Wölfe zu verwandeln würden.
Heute nimmt man allerdings an dass sie sich als Wölfe verkleideten.

Petronius, der von 54 bis 66 n. Chr. lebte schrieb mit seinem heute noch bekannten satyrischen Roman "Satyricon" eine Werwolfgeschichte.
"Satyricon", das zur Zeit Neros als Unterhaltungsliteratur verfasst wurde, hat einen Werwolf zu bieten, die durchaus mit einer Kinoversion des 20. Jahrhunderts mithalten kann.
Eine weitere Quelle besagt, dass die Legende des Werwolfes auf die Wikinger zurück geht. Bevor sie in den Kampf zogen, sollen sie sich Wolfsfelle übergezogen haben. Anschließend steigerten sie durch gewisse Rituale ihren Adrenalinspiegel, bis sie in die so genannte "Bersekerwut" verfielen.
In diesem Zustand wurden die innersten animalischen Instinkte freigelegt und sie mutierten zu regelrechten Kampfmaschinen.
Die Wikinger sollen in ihrem Wahn, ihre Opfer mit ihren bloßen Händen zerrissen haben. Nach der Schlacht brachen sie schließlich völlig erschöpft zusammen.
Stunden später, nach ihrem Erwachen, konnten sie sich zum Teil nicht mehr an ihre Bluttaten erinnern


Erkennungsmerkmale eines Werwolfes:

Ungewöhnlich starke Körperbehaarung
Zusammengewachsenen Augenbrauen
Bisswunden
Ohren die extrem anliegen
Blutunterlaufende Fingernägel
Lange Mittelfinger, rote Zähne
Extreme Wutausbrüche und hohe Aggressivität
Berührung mit Silber löst Verbrennungen aus
Ungewöhnliche Augen, die auch in der Nacht leuchten
Melancholische Einzelgänger
Haben immer Durst, Mund und Augen sind trocken
Unfähig zu weinen
Immer nur Nachts unterwegs


Dokumentierte Fälle und Berichte

*


Werwolfgeschichten voller unvermeidlicher "Zutaten" wie Vollmonde, Friedhöfe und verwandlungsresistente Wunden wurden bekanntlich bereits im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung niedergeschrieben.
Interessant ist, das etliche Jahrhunderte vergehen mussten, bis im 18. Jahrhundert das nächste Werwolf-Abenteuer veröffentlicht werden konnte.

C ameil
Der Wahnsinn in den letzten Jahrhunderten. Halle 1848, zitiert nach Leubuscher
Gegen Ende des Herbstes 1573 wurden durch einen Parlamentserlass die Bauern in der Umgegend von Dôle autorisiert, auf Werwölfe Jagt zu machen.
Einige Monate später verurteilte das Parlament von Dôl den Gilles Garnier, genannt
den Eremiten von St. Bonnot zum Feuertode, weil er als Wolf mehrere Kinder getötet habe.
Die einzelnen Angaben sind:
Der Angeklagte habe bald nach dem letzten Tage des Festes des heiligen Michael unter der Gestalt eines Werwolfes, ungefähr eine Viertelstunde von der Stadt entfernt, in dem Orte Gorge, einem Weinberge zu Chastenoy gehörig, nahe bei dem Gehölze de la Serre ein kleines Mädchen von 10 oder 12 Jahren mit seinen scheinbar in Tatzen verwandelten Händen und seinen Zähnen getötet, habe sie dann bis zu dem Gehölze geschleppt, entkleidet, das Fleisch von ihren Schenkeln und Armen abgenagt und damit nicht zufrieden, auch noch seiner Frau Apollinie in seine Wohnung, die Eremitage von St. Bonnot, nahe bei Amenges etwas mitgebracht.
Er habe acht Tage nach dem Allerheiligenfeste ebenfalls als Werwolf, nahe an der Wiese de la Pouppe, auf dem Territorium von Athume und Chastenoy ein anderes Mädchen ergriffen und ihr mit seinen Zähnen und Händen fünf Wunden beigebracht, mit der Absicht, sie zu verzehren, woran er indes durch das Hinzukommen von drei Personen verhindert wurde, was er mehrmals anerkannt und eingestanden hat
Er habe vierzehn Tage nach dem Allerheiligenfeste gleichfalls als Wolf, ungefähr eine Meile von Dôle zwischen Gredisans und Menoté ein anderes männliches Kind von ungefähr zehn Jahren erdrosselt und getötet, wie die vorigen, und von dem Fleische der Schenkel, Beine und des Bauches gegessen, nachdem er noch ein Bein vom Körper gänzlich losgetrennt
Endlich habe er am Freitag vor dem letzten Bartholomäusfest einen Knaben von 12 bis 13 Jahren unter einem großen Birnbaum nahe bei dem Gehölze des Dorfes Perrouze ergriffen, in das Gehölz geschleppt, erwürgt, um ihn ebenso, wie die andern Kinder zu verzehren, was er auch getan hätte, wenn er nicht durch das Herannahen von Menschen daran verhindert worden wäre. Aber das Kind war schon tot, und der Angeklagte erschien als Mensch und nicht mehr als Wolf, Trotzdem es aber Freitag war, würde er unfehlbar von dem Fleisch gegessen haben, wenn nicht Leute gekommen wären, wie er mehrmals gestanden hat.
Wegen der freiwillig wiederholt abgelegten Geständnisse verurteilte ihn der Gerichtshof, zum Richtplatz geschleift und dort lebendig verbrannt zu werden.

Pierre de Lancre

L´incrédulité et méscréance du sortilège. Paris 1622, zitiert nach Leubuscher
Im Jahre 1598 wurde in Angers der Prozess eines Lykanthopen verhandelt.
Man sieht wie ansteckend diese Vorstellungen waren.
Man hatte in der Nähe von Caudean einem wilden abgelegenen Orte an den zerfleischten Leichnam eines fünfzehnjährigen Knaben gefunden. Als man hinzukam, flüchteten zwei Wölfe, die noch von dem Körper gefressen hatten. Man verfolgte sie, kam von der Spur ab, fand aber in der Nähe einen seltsam verwilderten Knaben mit langem Haar und Bart und mit blutigen Händen, mit langen Nägeln, wie mit Krallen.
Dieser Mensch hieß Roulet.
Nach einigen Zeugenaussagen sollte er ebenfalls erst bei der Annäherung von Menschen von dem Leichnam geflüchtet sein. Er war blutarm und erbettelte sich mit seinem Cousin Julien und seinem Bruder Jean seinen Unterhalt in den benachbarten Ortschaften. Als die Tat geschah, war er schon acht Tage von Hause enfernt.
Im Verhör gab er an, dass er sich auf seiner Reise mit seinen Begleitern in Wölfe umwandle, mit Hilfe einer Salbe, die er von seinen Eltern erhalten habe. Er gestand ein, dass er das Kind überfallen und zuerst durch Ersticken getötet; die beiden andern Wölfe seien seine Verwandten gewesen; er erkannte die Kleider wieder, die er an jedem Tage angehabt, den Leichnam des Kindes, gab die Stelle an, an der die Tat geschehen, erkannte den Vater des Kindes als denjenigen, der auf das Geschrei desselben zuerst zur Hilfe herbeigeeilt.
Roulet zeigte sich im Gefängnis als Idiot.
Bei seiner Gefangennahme war sein Bauch sehr gespannt, aufgerieben und hart, im Gefängnis trank er an dem Abend einen ganzen Eimer mit Wasser aus und wollte seitdem nichts mehr zu sich nehmen. Seine Eltern waren brave Leute, und es erwies sich, dass sein Bruder und sein Cousin sich an demselben Tage nicht an demselben Orte befunden haben. Es ist wahrscheinlich, dass wirkliche Wölfe jenen Knaben zerrissen haben; hätte ihn Roulet getötet, so begreift man nicht, wie Wölfe so plötzlich auf den Leichnam hätten losstürzen können. Roulet mag sich an der Nähe befunden haben, und um seinen Hunger zu stillen, da er schon acht Tage in den Wäldern umherirrte, mag er, während man die Wölfe verfolgte, sich auf den Leichnam gestürzt haben, wobei er sich mit Blut besudelte.
Der Lieutenant Criminell verurteilte Roulet zum Tode. Er appellierte jedoch an das Parlament zu Paris, und dieses erkannte: es steckt mehr Tollheit in dem armen Idioten, als Bosheit und Zauberei und befahl, ihn auf zwei Jahre in ein Irrenhaus zu stecken, damit er unterrichtet und zur Erkenntnis Gottes zurückgeführt werde, die er in seiner bittern Armut außer Acht gelassen habe.

Peter Stump
Auch menschliche Massenmörder erklärte man damals zu Werwölfen.
Exemplarisch ist der Fall des Peter Stump, der sich um 1590 in Bedburg nahe Köln zutrug. Man klagte Peter an, sich in einem Wolf verwandelt zu haben, mindestens zwei Männer, zwei schwangere Frauen und dreizehn Kinder und gefressen sowie mit seiner Tochter Inzest begangen zu haben.
1589 gestand Peter Stump aus Bedburg bei Köln vor Gericht,
zwanzig Jahre lang eine teuflische Succube als Beischläferin gehabt zu haben; diese habe ihm einen Gürtel geschenkt, mit dem er sich, sobald er ihn anlegte, in einen Werwolf verwandeln konnte. In dieser Gestalt habe er fünfzehn Knaben, zwei Weiber und einen Mann erwürgt, jedoch jeweils nur das Gehirn von ihnen gegessen.
Stump wurde gerädert, fürchterlich gefoltert.
Man riss ihn mit Kneifzangen in Stücke, flocht ihn aufs Rad und enthauptete ihn, bevor man seinen Kopflosen Leichnam verbrannte.
Für den Fall, dass man etwas ausgelassen hatte, wurden seine Geliebte und seine Tochter gleich mit verbrannt.

Der letzte Dokumentierte Fall war ein tragischer Zwischenfall im Jahr 1925, der sich in Uttenheim in der nähe von Straßburg zutrug.
Dort wurde ein Jude von einem Polizisten erschossen, der ihn für ein Werwolf hielt.



In ältesten Zeiten war es allein den Göttern vorbehalten, sich in Tiere zu verwandeln. Der ägyptische Gott Osiris war wahrscheinlich der erste, dem Tiergestalt verliehen wurde: Man erzählt, dass er, als sich Isis mit Horus anschickte, Typhon zu bekämpfen, aus der Unterwelt zurückgekehrt sei, um seiner Gemahlin und seinen Sohn in Gestalt eines Wolfes gegen den Gott der Finsternis beizustehen.
Und seitdem verehren die Ägypter dieses Tier, dessen Erscheinen ihnen zum Sieg über Typhon verholfen hatte, und brachten ihm Opfer dar.
Fast alle Gottheiten hatten ihre tierischen Verkörperungen.
Adonis erschien als Eber, Demeter als Schwein und Dinoysos als Stier.
Für ihre Unternehmungen und zahlreiche Liebesabenteuer benutzten die Götter die Tiergestalt.
Man sagt: Als die Menschheit entschied, dass sie nun nicht länger Teil des Tierreiches war, wurde der Werwolf geboren.
Und nicht nur der Werwolf, sondern auch eine Unzahl anderer Wer-Bestien.

Auf der ganzen Welt sind Geschichten über menschliche Monster zu finden, in denen sich die Tierhaftigkeit des Menschen ausdrückte und immer wieder verleugnet wurde.
Der Betreffende Mensch erhielt den Körper eines Tieres,
das in der jeweiligen Gegend am meisten gefürchtet war.

In Asien strichen Wer-Tiger, Wer-Bären, Wer-Wildschweine, Wer-Füchse, Wer-Leoparden, Wer-Adler, Wer-Geier oder Wer-Schlangen umher
In Europa: u.a. auch Wer-Hunde
In Afrika: die Wer-Hyänen und Wer-Leoparden
In Mittelamerika: die Wer-Kojoten
In Neuseeland: die Wer-Echsen,
In Russland die Wer-Bären.

Indianer kennen auch Wesen,
die jedoch unterschiedliche Spezies vermischen können:
Die Formwandler.



Die Angst vor Werwölfen

*


Um das ganze Ausmaß der Furcht vor Werwölfen zu verstehen, muss man sich die entsetzliche Bedrohung vor Augen halten, die in Europa vor dem 20. Jahrhundert von den normalen Wölfen ausging.
In Europa und Asien galt der Wolf als das Tier, das dem Menschen am gefährlichsten werden konnte.
Ein einziger Wolf löste eine Massenpanik aus. Wolfsrudeln waren noch mehr gefürchtet.
In Frankreich setzte man zur Zeit Karls des Großen (768 bis 814 n. Chr.) spezielle Regierungsmaßnahmen zur Wolfsbekämpfung ein, die bis in unsere heutigen Zeit beibehalten wurde.
Während des Bürgerkriegs zwischen den Anhängern des Grafen von Armagnac und denen des Fürsten von Burgund im Jahr 1439 wagten sich hungrige Wölfe mitten in die Hauptstadt und fraßen 14 Menschen.
Das waren allerdings gewöhnliche Wölfe.

Nach Cromwells Feldzug 1649 in Irland waren Wölfe zu einem derart bedrohlichen Problem geworden, dass man für jeden Toten Wolf ein Kopfgeld von fünf Pfund aussetzte - die selbe fürstliche Summe, die auch für katholische Priester gezahlt wurde.
Tollwütige Wölfe waren noch schlimmer. Ein einziger Biss dieser furchtlosen und wahnsinnigen Tiere genügte um einen langsamen und qualvollen Tod auszulösen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die Wölfe in Europa keinen guten Ruf genossen. Die Furcht vor diesen Tieren hat in verschiedenen Gegenden und Kulturen zahlreiche Ausprägungen gefunden.

So langsam wird klar:
Wölfe galten als ebenso schlaue wie bösartige Tiere.
Das brachte ihnen den Ruf ein, selbst beinahe menschlich zu sein.
In ihnen manifestierten sich einige unserer schlimmsten Ängste vor verdrängten tierischen Instinkten.



Werwolf - Krankheiten:

Es gibt eine Reihe medizinischer Grunde, warum ein Mensch irrtümlich für ein Wolf gehalten wurde. Hier die häufigsten Erkrankungen:

Porphyrie
Die grausame Erbkrankheit Porphyrie verursacht eine gelbliche, oft behaarte Haut, die extrem lichtempfindlich sein kann. Daher können die Erkrankten nur im dunkeln hinausgehen, um keine Gewebeschäden zu riskieren. Ihre Hände sind von Geschwüren deformiert, so dass sie oft wie Tierpfoten erscheinen. Im Urin und in den Zähnen sind mitunter rote Pigmente zu finden. Das Verhalten dieser Menschen kann unberechenbar wirken.
Mutterkorn-Vergiftung
Diese Vergiftungen, die durch verdorbenen Roggen hervorgerufen werden, waren in Europa spätestens seit dem neunten Jahrhundert leider weit verbreitet. Diese häufig tödliche Vergiftung konnte lebhafte Visionen hervorrufen. Die daraus erfolgten Halluzination der unterschiedlichsten Art könnten ebenfalls für Wolfssichtungen verantwortlich sein.
Lykanthrophie
In der Lykanthrophie und anderen Tiermenschvorstellungen manifestieren sich kannibalische Wunschphantasien. Eine Krankheit, in der die Patienten mit mörderischer Veranlagung, ihren Trieb zu töten einem Tierwesen zuschreiben. Die Verantwortung übergeben sie an ihr animalisches Ich weiter. Total in ihre Wahnvorstellung versteigert, betrachten sie sich wirklich irgendwann nur noch als das Tier.

In der "Geschichte einer infantilen Neurose" analysiert Siegmund Freud den Fall eines "Wolfsmannes", dessen Kannibalismus durch Regression von einer höheren Stufe her in der Angst vor dem Wolf zum Vorschein gekommen ist. Bei der Angst, vom Wolf gefressen zu werden, handelt es sich unbewusst um die infantile Angst, vom Vater koitiert zu werden.
Der Psychoanalytiker Karl Abraham sieht deshalb im Phänomenen wie Lykanthrophie und Wolfsphobie einen deutlichen Verweis auf die frühe kannibalische Entwicklungsstufe der menschlichen Libido.



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#2

RE: Wer-Wölfe:

in Wer-Inkarnationen. - 20.04.2010 12:27
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Sehr interessanter Aufsatz, Tarlanc. Bin zwar auch der Ansicht, dass Werwölfe eher zu Volksmärchen und -sagen gehören als in die Kryptozoologie (wobei die Wahrscheinlichkeit, einem Werwolf zu begegnen wahrscheinlich ähnlich hoch ist, wie beim Yeti oder dem Loch-Ness-Monster), aber als Sagengestalten fand ich die Viecher schon immer sehr faszinierend.

Vor kurzem habe ich den spanischen Film "Romasanta" gesehen, bei dem es um den historisch wohl recht gut belegten Fall eines Serienmörders Mitte des 19. Jahunderts geht, der als Verteidigung angab, ein Werwolf zu sein, womit er sein Todesurteil in lebenslange Haft umwandeln konnte (hat ihm aber wohl nicht viel genutzt, weil er kurz darauf unter nicht geklärten Umständen verstarb). Jetzt weiss ich auch, dass seine Festnahme im Film wohl nicht ganz zufällig in einem Roggenfeld stattfindet.

Meiner Meinung nach dürfte das kein Einzelfall gewesen sein. Ich könnte mir vorstellen, dass man im Mittelalter z.B. wegen der Grausamkeit und Triebhaftigkeit solcher Untaten annahm, dass kein Mensch so etwas getan haben konnte, sondern nur ein (Un-)Tier, das höchstens zeitweilig auch als Mensch herumlaufen konnte. Ausserdem dürfte es für die Verantwortlichen damals leichter gewesen sein, öffentlich von einem Werwolf zu sprechen, der nicht weiter beschriebene Grausamkeiten an Frauen und Kindern begeht, als z.B. die Taten eines Sexualstraftäters beim Namen zu nennen.

Wahrscheinlich haben sich die betreffenden Männer oft auch selbst eingeredet, von einem Dämon besessen oder einem Fluch betroffen zu sein, der sie regelmäßig (wenn der Trieb mit der Zeit immer stärker wurde, wie es ja heute von Kriminalpsychologen beschrieben wird) in Wolfsbestien verwandelte, um ihre Taten auch vor sich selbst irgendwie zu rechtfertigen und damit weiterleben zu können. Die Vorlagen dafür fanden sie in alten Märchen und Legenden, wie sie in deinem Aufsatz und dem Artikel oben beschrieben werden. Und da die einfache Landbevölkerung doch sehr abergläubisch war und von solchen Volksmärchen mehr hielt als von wissenschaftlicheren Erklärungsversuchen (die es aber auch damals ganz selten schon gegeben haben dürfte), konnten die Täter sogar damit rechnen, dass man ihnen glauben würde (auch wenn das in den meisten Fällen keinen Unterschied gemacht haben dürfte).

Von dem (im Vergleich eher wenigen) Männern, die dem Hexenwahn zum Opfer fielen, wurden meines Wissens die meisten beschuldigt, als "Zauberer und/oder Werwölfe" ihr Unwesen getrieben zu haben. Das könnte meiner Meinung nach damit zusammenhängen, dass laut modernen Kriminalstatistiken Serienmorde und Sexualstraftaten fast ausschließlich von Männern begangen werden. Was nicht heissen soll, dass die als "Werwölfe" beschuldigten und verbrannten Männer tatsächlich alle Serienkiller oder Vergewaltiger waren und ihr grausames Schicksal verdient hätten. Man muss wohl wie bei all den angeblichen "Hexen" auch davon ausgehen, dass die meisten "Werwölfe" fälschlich beschuldigt wurden und/oder böswilliger Verleumdung zum Opfer fielen. Aber da es relativ gesehen weniger Frauen gibt, denen die Verwandlung in einen Werwolf angelastet wurde, sollte es doch irgendeinen Grund geben, dass dieser "Tatbestand" fast nur Männern angelastet wurde.

Hier eine Quelle zu den "Werwolfprozessen":
http://www.elmar-lorey.de/Prozesse.htm

Es werden dort auch viele Frauen genannt, aber meistens sollen sie nur "auf Wölfen geritten" oder sich sonst irgendwie mit ihnen abgegeben haben. Der Vorwurf der tatsächlichen Verwandlung (meist durch eine Salbe oder einen Gürtel herbeigerufen) findet sich überwiegend bei verurteilten Männern.



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