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#1

NEHALENNIA:

in Formen & Namen der Göttin: 21.05.2010 19:53
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Nehalennia

Nehalennia ist eine germanische Göttin, die im zweiten und dritten Jahrhundert
von römischen, keltischen und germanischen Einwohnern im Gebiet
der niederländischen Scheldemündung verehrt wurde.

Nehalennia wurde durch Darstellungen auf etwa 25 Weihereliefs bekannt,
die 1647 bei Domburg auf der Halbinsel Walcheren gefunden wurden.
Etwa 25 km nördlich von Domburg wurden nach 1970 aus der Oosterschelde
in Höhe des Ortes Colijnsplaat über 100 Reliefs, Statuen und Statuetten der Göttin geborgen.
An beiden Fundstellen hatte ein Tempel gestanden.

Auf den Bilddenkmälern findet sich Nehalennia sitzend oder stehend.
Die Darstellungsweise entspricht der der Muttergöttinnen (Matronen) im Rheinland.
Im Gegensatz zu diesen trägt sie eine Pelerine und hat einen Hund bei sich.
Gelegentlich ist sie als Galionsfigur am Bug von Schiffen abgebildet,
wurde aber auch mit einem Fruchtkorb dargestellt.
Zwei der Weihesteine enthalten Inschriften, aus denen hervorgeht,
dass es Kaufleute und Schiffer des Englandhandels waren,
die die Steine aufgestellt hatten.

Die Inschriften sind in lateinischer Sprache gehalten.
Viele Dedikanten sind römische Bürger.
Der Decurio Q. Phoebius Hilarus aus Nimwegen stiftete
einen Altar vor Beginn einer Fahrt (pro mercibus bene conservandis)[3]
und einen nach der Rückkehr (pro merces suas bene conservatas)[4].

Es finden sich auch keltische und germanische Namen.
Durch Zeitangaben in einigen Inschriften lässt sich der Tempelbetrieb
in die Zeit zwischen 188 und 227 datieren.[5]

Man deutet Nehalennia als eine Göttin der Fruchtbarkeit und der Schifffahrt.
Ellmers hält sie für eine „zweifelsfrei germanische“ Göttin der Schifffahrt[6]
Ein Teil der Wissenschaft geht davon aus, dass es sich um eine
germanische Gottheit handelt, und deutet den Namen als
„Die das Wasser nahe hat“, die also am Ufer wohnt.
Wahrscheinlich steht der Name jedoch mit Nebel in Verbindung
(idg. nebh - Nässe, Feuchtigkeit; hel - verhehlen, verhüllen).
Der zweite Namensbestandteil -lennia könnte mit gotisch linnan
(verschwinden, weggehen) in Verbindung stehen.
Nehalennia würde daher bedeuten, „die im Nebel Verschwindende“.

Weiterhin scheint Nehalennia, welche oft mit Mantel und einem Hund
oder Wolf dargestellt wird, auch die Göttin der Unterwelt gewesen zu sein.
Verbindungen bestehen daher wohl zur nordischen Totengöttin Hel
(siehe auch Niflhel) und zur deutschen Gestalt der Frau Holle.

Der frühere Vorschlag, Nehalennia mit Isis zu identifizieren, die nach Tacitus[7]
von den Sueben verehrt wurde, wird heute nicht mehr weiterverfolgt.[8]

Dazu:

http://books.google.at/books?id=XaL_QgBL...epage&q&f=false



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#2

RE: NEHALENNIA:

in Formen & Namen der Göttin: 13.07.2014 12:32
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Nehalennia (Nirdu, nord. „Schutz?") ist die niedergermanische
Schutzpatronin der Kauf- und Fahrensleute und der Fluß- und Seefahrer
und wurde von diesen zwischen Britannien und dem Niederrhein verehrt,
bzw an der holländischen Küste.

In Köln finden sich die südlichsten Spuren dieses Kultes
anhand zweier Inschriften, die später beim Bau des Deutzer Kastells
als Bauglieder dienten.

In Darstellungen - aus Köln sind von ihr keine eindeutigen bekannt -
wird die Göttin gekleidet in einheimische Frauengewänder
zumeist auf einem Thronsessel sitzend mit Früchten oder
einem Früchtekorb gezeigt.
Oft sitzt neben dem Thron ein kleiner Hund.

Sie hatte auf der Insel Walchern an der Mündung der Schelde
einen heiligen Hain, in dessen Mitte sich in späterer Römerzeit ihr Tempel erhob.
Darin waren ihr zahlreiche Votivsteine aufgerichtet,
nicht nur von Germanen, sondern auch von Römern,
denn diese entlehnten ihren Cultus von jenen.

Sie wird auf denselben entweder stehend dargestellt,
einen Hund mit zu ihr erhobenem Kopfe zur Seite,
den einen Fuss auf den Vorderteil eines Schiffes gestützt; oder sitzend,
den Hund zur Seite und ein Körbchen mit Früchten auf dem Schosse haltend,
oft steht ein zweites Körbchen neben ihr.
Den obern Teil der Altäre schmücken Gewinde von Früchten oder
Hörner des Ueberflusses, die wir oft auch auf dessen Seiten antreffen.

Sie ist demnach mit der Nirdu verwandt, und wohl dieselbe mit Folla,
der Göttin der Fülle, und einer Göttin, welche nach dem Berichte
des Tacitus unter dem Symbol eines Schiffes verehrt wurde, die er Isis nennt.

Noch im zwölften Jahrhundert finden wir den Gebrauch,
dass ein mit göttlichen Ehren empfangenes Schiff die Niederlande durchzog.
Wo es einkehrte, war Freudengeschrei und Jubel, man tanzte bis in die späte
Nacht um dasselbe herum, und sang festliche Lieder.

Keiner aber durfte dem Schiffe nahen, ohne dass dessen Hüter es erlaubten
und dies geschah nur gegen reiche Gaben.
Lange nachher, im sechzehnten Jahrhundert, dauerte ein ähnlicher Umzug
mit Schiffen und Pflügen in Schwaben fort.
Diese Umzüge fallen mit dem der Mutter Erde (Nerthus) genau zusammen,
nur dass jene Göttin in dem Schiff unsichtbar thront.



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#3

RE: NEHALENNIA:

in Formen & Namen der Göttin: 13.07.2014 12:57
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Am 5. Januar 1647 wurde der Name dieser Göttin erstmals wieder bekannt,
als stürmende Brandung Teile des Ufers der batavischen Insel Walcheren
in der Scheldemündung fortriß.
Als die Ebbe eintrat, fanden die Bewohner 45 Trümmer von Säulen,
Altären und Statuen mit Inschriften und Darstellungen.
Man erkannte, daß sich es offensichtlich um einen Tempel der Göttin Nehalennia handele.
(HERRMANN, 284)

Es soll sich um eine Göttin der ländlichen Fruchtbarkeit handeln,
der bei den Friesen der Hase heilig war. (BÄCHTHOLD-STÄUBLI, III,1506)

Das Gründliche mythologische Lexikon, erstmals 1724 erschienen,
überarbeitet 1770, faßt den seinerzeitigen Wissensstand wie folgt zusammen:

„NEHALENNIA, æ, eine Göttinn der alten Deutschen und
der mit ihnen verwandten Völker.
Ihr Daseyn wurde nur erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts recht bekannt,
da man altes verfallenes Mauerwerk auf der Insel Walchern entdeckte,
worunter viele Altäre, Gefäße und Bildsäulen waren, welche sie vorstelleten,
und durch die haben befindlichen Aufschriften ihren Ramen anzeigeten.
Vredii addit. ad Hist. Comis. Flandr. l.I. Prodr.II.p.XLIV.sqq.

Man findet sie auf denselben bald sitzend, bald stehend.
Sie hat ein jugendliches Ansehen, und eine Kleidung,
welche sie vom Kopfe bis auf die Füße bedecket, und worunter
auch zuweilen ihre Arme und Hände selbst verborgen sind.
Auf dem Kopfe hat sie eine Art Kappe oder Haube,
und es sitzt ein Hund neben ihr, gemeiniglich zur Rechten, der sie ansieht.
Zuweilen steht ihr linker Fuß auf einem Schiffschnabel,
zuweilen auf einem Stücke Säulen.
Sie trägt in ihrem Schooße Früchte und hat dergleichen auch
wohl neben sich stehen.
Dabey wird sie noch oftmals von einem oder zweyen Hörnern
des Ueberflußes oder Bäumen an der Seite begleitet.
Martin Relig. des Gaulois T.II.I.IV.c.17.p.79 fqq. Montfauc. Antiq. expliq. T.II.P.II.p.443).

Man hat ihren Namen bald aus dem Ebraischen und Phönicischen,
bald aus dem Griechischen und Lateinischen, herleiten wollen,
und sie zu einer Göttinn der Schifffahrt, oder zu einer Vorstellung des Neumondes gemacht.
Er soll aber aus dem Celtischen her zu holen seyn,
wo Neh oder Nick nichts anders, als einen Wassergeist angedeutet;
und die in den Auffschriften oder vorkommenden Deæ Nehæ sind dafür anzunehmen.
Keysler l.c.p.263sqq.

Ob man nun gleich vorgiebt, daß ihr Dienst weit ausgebreitet gewesen
und sich bis nach England erstrecket: Banier. Erl. der Götterl. II B. 811 S.
so behauptet man doch sicherer, daß sie bloß eine topische Gottheit vorgestellet,
die an die solchen Orten verehret worden, welche Hallen oder Allen geheißen.
Keysler l.c.p.277.” (HEDERICH, Sp. 1695f.)


GRIMM meinte, über Benennung einer friesischen dea Nehalennia
bestehe kein Zweifel, da ihr Name in zwei gleichlautenden
Inschriften überliefert sei.
Ihr Name gestatte jedoch nur „gezwungene, unbefriedigende Anknüpfungen.
in andern am Niederrhein gefundnen incriptionen kommen zusammensetzungen vor,
deren ausgang (-nehis oder -nehabus sind dat. pl. fem.) das nemliche wort
zu verkünden scheint, das in Nehalennia die erste hälfte bildet,
die mehrzahl scheint eher auf nymphen als eine göttin zu deuten,
doch findet sich auch die Vorstellung von mater dabei.” (Deut. Mythol., I., 213)
Eine Rückführung des Namens Nehea oder Nehalennia auf
nere, neza, spinnen, gefalle GRIMM jedoch.
Das könnte Nehalennia in Zusammenhang mit Walküren
und Weisen Frauen bringen. (ebd., I., 347)

Von einer Nähe des Namens Nehalennia zum Nix und
damit zu einer Wassergöttin hielt GRIMM nichts.
Eine Änderung des H-Lautes zu einem K-Laut sei unwahrscheinlich,
zudem deuteten die Bildnisse der Nehalennia schwerlich auf eine Flußgöttin.
(Deut. Mythol., I., 404)

Als Anmerkung zu den Holzweibchen und Waldfrauen schreibt GRIMM,
die Waldfrauen hießen auch Dirnweibel, welche Äpfel im Korb tragen,
„wie die matronae und Nehalennien.” (ebd., III., 121)
Hier ließe sich eine Ähnlichkeit zu den griechischen Hamadryades denken.


Weder HEDERICHs Gewährsleute noch die GRIMMs konnten
von einem weiteren Altar der Nehalennia wissen,
der 1870 in der Nähe des 1647 freigelegten Tempels durch
Küstenbewegung ans Tageslicht kam. (HERRMANN, 284)
Auch in Deutz, im alten Ubierland, fand man Altäre der Göttin.
Einen bereits 1600, der aber nicht weiter Bekanntheit erlangte
und 1776 / 77 einen Weiteren mit Inschrift. (HERRMANN, 284)

Auf allen Bildnissen ist Nehalennia nach HERRMANNs Kenntnisstand
von 1895 in einen weiten, mit großem Kragen versehenen Mantel gehüllt,
manchmal trägt sie eine Haube, wie sie im Mittelalter in Deutschland üblich war
und heute noch in Holland getragen wird.
Elf Altäre zeigen sie mit einem Hund, bald zu ihrer Rechten, bald zur Linken.
Drei Altäre zeigen sie mit erwähnten Schiffsvorderteil,
einmal hält Nehalennia auch ein Ruder.
Einer der Doomburger Altäre ist laut Inschrift die Einlösung eines Gelübdes,
das ein Kaufmann der Göttin erboten hat, daß sie seine Schiffsladung rette.
Zehn Darstellungen mit der Göttin in sitzender Haltung zeigen
Nehalennia mit einer Schale Äpfel und weiterem Obst,
fünf Steine zeigen sie mit Füllhorn.
Ein Altar zeigt Nehalennia in Begleitung eines Jagdknechts,
der einen Hasen am Stock trägt. (Deutsche Mythologie, 284f.)

HERRMANN hielt für möglich, daß die Reste des Heiligtums
auf der Insel Walcheren jener Tempel war, den der heilige
Willibrord im Jahre 694 besuchte.
Bei einem Dorf namens Walichrum stieß er auf den Kultplatz
und zertrümmerte unter den Augen des anwesenden Tempelhüters die Bilder.
Der Heide versuchte den Missionar mit seinem Schwert zu erschlagen,
doch habe die Klinge dem Heiligen nichts anhaben können.
Nun wollten die Gefährten Willibrords den Tempelhüter erschlagen,
doch gewährte Willibrord dem Gnade und entließ ihn in die Freiheit.
Das Heiligtum hingegen wurde völlig zerstört und die Steine ins Meer gestürzt,
welches sie Jahrhunderte später freigab. (Deutsche Mythologie, 285f.)


Von den Bewohnern der Scheldemündung wurde Nehalennia
(auch Nehellennia) „Neeltje Jans” genannt.
Dieses solle sogar der ältere Name sein, beider Bedeutung:
„Das heilende Licht an der Helle”, wobei mit „Helle” damals
die Nordsee gemeint gewesen sei.
Nehalennia sei eine Muttergöttin gewesen, welche die Angst
vor dem Wasser milderte und die für die Ertrunkenen sorgte,
womit auch der Bezug zum Totenreich gegeben ist. (GARDENSTONE, 199f.)

Mit Nehellennia soll auch die Stelle gemeint sein,
an welcher Schiffer bei Dunkelheit die gefährliche Untiefe der Sandbank erkannten,
da das Wasser der Nordsee sich dort durch Phosphoreszierung aufhelle.
Der Sandbank gab man den Namen „Neeltje Jans”. (GARDENSTONE, 199f.)

Wahrscheinlich handele es sich bei Nehalennia um eine Variante der Göttin Holle.
(GARDENSTONE, 200)



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