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Sabine Seidel / historicum.net:

in Vampirismen. - 01.06.2010 12:01
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

III. VAMPIRE

3.1. Einleitung

Wie bereits eben dargestellt gab es Hexenverfolgungen nur im katholisch-protestantischem Teil Südosteuropas und spielte der Hexenglaube im orthodoxen bzw. islamischen Teil nur eine sehr geringe Rolle, wobei er zum Teil auch von Hexenvorstellungen im übrigen Europa abwich. Dafür trieb in diesem Bereich ein anderes Wesen mit übersinnlichen Fähigkeiten sein Unwesen, welches die Menschen dadurch bedrohte, dass es ihnen ihr Blut aussaugte. Die Rede ist hier von den sogenannten Vampiren. Spätestens seit Bram Stokers Roman "Dracula" (1897) bzw. dem Musical "Tanz der Vampire" von Roman Polanski [63] kennt jeder Vampire ebenso wie Hexen. Doch wie schon die üblichen Vorstellungen von Hexen viele Merkmale aufweisen, welche jeglicher wissenschaftlichen Belegung entbehren, entsprechen auch hier die von Film und Kino bekannten Klischees kaum den tatsächlichen Glaubensvorstellungen. "So wird zum Beispiel vom Markenzeichen des Vampirs - der Biss in den Hals - in keiner historischen oder volkskundlichen Quelle berichtet." [64] Doch dies ist nur eines von vielen anderen Klischees, wie noch gezeigt werden wird.

Obwohl es sich bei Vampiren um Tote bzw. "Un-Tote" handelt, lassen sich bei aller Verschiedenheit und der gebotenen Vorsicht, dennoch hexenähnliche Elemente finden, auf welche in diesem Kapitel ein besonderes Augenmerk gelegt werden soll. Ebenfalls verstärkt wird wieder die Rolle der Kinder betrachtet, wobei sich zeigen wird, dass Kinder nicht nur eine bevorzugte Blutquelle für Vampire waren, sondern unter besonderen Umständen selbst ebenfalls zu Vampiren werden konnten. Hierbei spielten vor allem diverse Umstände bei der Geburt eine große Rolle.

3.2. Definition(sproblem)

So wie jedes Kind Hexen kennt, kennt jeder Vampire - zumindest dem Begriff nach. Für die meisten Menschen steht jedoch Dracula als Synonym für Vampir, weshalb man sich unter einem Vampir zumeist ein stattliches, männliches Wesen mit langen spitzen Eckzähnen vorstellt, das nächtens in die Kammer der Schlafenden eindringt und ihnen durch den berühmten Biss in den Hals das Blut aussaugt, um anschließend in Form einer Fledermaus lautlos durch das Fenster zu verschwinden, um noch vor Sonnenaufgang wieder in seinem Grab bzw. in seiner Gruft zu sein, da es ansonsten durch die ersten Sonnenstrahlen zu Staub zerfallen würde. All dies hat mit den Vampiren des Volksglaubens im südöstlichen Europa jedoch nur wenig gemeinsam. Doch was hat man dann unter Vampiren zu verstehen? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, da es nicht nur unterschiedliche Vorstellungen von Vampiren gibt, sondern auch viele verwandte Formen. So sucht man schon im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens vergebens nach Vampiren, da die Herausgeber jene nachtaktiven Wesen unter dem Stichwort "Nachzehrer" anführen. Dieser stellt dabei eine besondere Klasse der Wiedergänger dar, der seine Verwandten oder auch andere Menschen nach sich in den Tod zieht. Dies kann dadurch geschehen, dass er leibhaftig zurückkehrt, sich auf die Schlafenden legt und ihnen das Blut aussaugt (= Vampir) oder aber auch durch Fernzauber, indem er ihnen von seinem Grab aus die Lebenskraft entzieht. Als dritte Variante zehrt der Nachzehrer an seinen eigenen Gliedern und Kleidern und zieht die damit noch immer verbundenen Verwandten nach. [65]

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In dieser Definition stellt der Vampir also nur eine spezifische Art des Nachzehrers dar. Etwas konkreter wird da schon das Handlexikon der magischen Künste, das unter dem Stichwort "Vampire" folgendes anführt: "[...] eine besonders in den Balkanländern einst sehr verbreitete Vorstellung, derzufolge Tote unter gewissen Umständen wiederkehren können, um Lebenden das Blut auszusaugen, bis der (unverweste) Leichnam ausgegraben und geköpft oder verbrannt wird." [66] Diese Definition ist zwar schon etwas genauer und enthält auch schon einen wesentlichen Hinweis auf Vampire, nämlich den unverwesten Leichnam, erscheint aber dennoch nicht sehr zufriedenstellend. Das Buch der Vampire, ebenfalls als Lexikon tituliert, unternimmt erst gar nicht den Versuch einer Definition, sondern beschreibt eher allgemein, was Vampire sind. [67] Wie ist es möglich, dass zwar die Vampirforschung blüht und sich viele verschiedene Disziplinen, allen voran die Volkskunde, mit Vampiren beschäftigen und die Wissenschaft dennoch keine klare Definition dieses Phänomens gefunden hat? Der Grund liegt darin, dass es nur möglich ist, sich auf eine Kerndefinition (Vampir = unverwester Leichnam, welcher wiederkehrt, um Lebenden das Blut auszusaugen) zu einigen, "denn jedes Volk im Südosten Europas, jede Bevölkerung einer Landschaft hat ihre eigenen Vorstellungen vom Vampir, manchmal gibt es selbst von Dorf zu Dorf unterschiedliche Ausgestaltungen des Volksglaubens." [68]

Diese Erkenntnis ist allerdings wenig hilfreich auf der Suche nach einer Erklärung was nun ein Vampir sei. Spannen wir den Bogen der Betrachtungen daher etwas weiter und wenden uns zuerst der Frage zu, wer überhaupt zu einem Vampir werden konnte.

3.3. Entstehung eines Vampirs

Prinzipiell gibt es vier Möglichkeiten zu einem Vampir zu werden, welche nochmals untergliedert werden können, ob man selbst daran schuld ist oder durch die Einwirkung anderer zu einem Vampir wurde, selbst also unschuldig ist. Ohne Selbstverschulden kann zu einem Vampir werden:

a) wer unter ungünstigen Umständen geboren wurde bzw. auch Kinder, welche ungetauft verstarben;

b) bei dessen Tod die Hinterbliebenen bei den Trauerfeierlichkeiten bzw. beim Begräbnis unvorsichtig waren;

c) alle Menschen, welche vor Ablauf ihrer Zeit starben (Ermordete bzw. im Krieg Gefallene) sowie alle in extrem hohen Alter Verstorbene;

d) jene Menschen, die von einem Vampir gebissen wurden und nicht rechtzeitig entsprechende Schutzmaßnahmen treffen konnten.

All jene Menschen, die hingegen ein unchristliches Leben geführt hatten, wie Räuber, Diebe, Mörder, Hexen etc., hatten ihr Vampirsein selbst zu verantworten. Zu diesem Personenkreis zählen jedoch auch jene, die an Feiertagen arbeiteten, Exkommunizierte, Verschwender des Familienvermögens, aber auch Dirnen und verräterische Schankwirtinnen. [69] Obwohl in dieser Aufzählung auch Frauen zu Vampiren werden können, wird in den diversen Dokumenten fast ausschließlich von männlichen Vampiren berichtet.

3.3.1. Die Geburt

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Die Geburt spielte und spielt in jedem Kulturkreis eine besondere Rolle und konnte damit auch im Vampirglauben keine Ausnahme bilden. Der Moment der Geburt, der Beginn eines neuen Lebens, war und bleibt nicht nur ein wundervoller sondern auch ein mystischer Moment, dem man in früheren Zeiten natürlich noch mehr Bedeutung beimaß und jede noch so kleine Abnormität bemerkte und entsprechend bewertete. So war kahlgeborenen Kindern aber auch Kindern mit roten Haaren und blauen Augen das Vampirdasein sicher. In Ungarn galten Kinder, die mit Zähnen auf die Welt kamen als übersinnlich. [70] Doch auch Kindern, die mit dem roten Glückshäubchen auf die Welt kamen (in anderen Orten ein Zeichen besonderen Glücks, das von den Hebammen getrocknet und dem Kind bei Erreichen der Volljährigkeit feierlich übergeben wurde), drohte nach dem Tod ein Dasein als Vampir. Dass es regional große Unterschiede im Vampirglauben gab, zeigt sich auch am Beispiel der Geburt mit der Glückshaube, denn sicherte sie einem in dem einen Fall ein Dasein als Vampir, so hatten Menschen, welche mit der Glückshaube geboren wurden, vor allem in Serbien und Bosnien die Macht, "die Fruchtbarkeit für ihre Gemeinde, ihre Sippe, ihr Dorf oder ihre Region zu sichern und diese vor Angriffen böser Mächte zu schützen. Sie mussten um die Fruchtbarkeit kämpfen, manchmal gegen Hexen, manchmal gegeneinander. Der Kampf wurde von ihren Seelen ausgetragen, die ihren scheinbar leblosen Körper verließen, um sich dem Gegner, häufig in Tiergestalt, zu stellen." [71]

Doch nicht nur solch äußerliche Zeichen, sondern auch der Geburtstermin, ja selbst der Termin der Zeugung waren von solchen Gefahren nicht frei, "gilt doch auf dem Balkan ein an bestimmten, religiös bedeutsamen Tagen wie Karfreitag, Ostern oder in der Fastenzeit Gezeugter als Kandidat für die Existenz als Untoter." [72] Wurde jemand hingegen an einem Samstag geboren, so prädestinierte ihn dies dazu, zum Kämpfer gegen Vampire zu werden und selbst unsichtbare Vampire wahrzunehmen und so zu ihrer Aufspürung beizutragen. [73] Es spielte auch eine große Rolle, als wievieltes Kind einer Familie man geboren wurde, denn der siebente Sohn einer Familie musste ebenfalls nach seinem Tod sein Dasein als Vampir fristen. [74]

3.3.2. Nachlässigkeiten der Hinterbliebenen

Auch der zweite Punkt obiger Aufzählung bedarf einer eingehenderen Betrachtung, da auch hier kleinste Unachtsamkeiten dazu führen konnten, dass man zu einem Dasein als Vampir verdammt wurde. So droht schon Gefahr, wenn der Leichnam nicht unmittelbar nach Eintritt des Todes gewaschen und mit Weihrauch versehen wird. Außerdem muss er bis zu seiner Beerdigung bewacht werden, um zu verhindern, dass ein Tier über den aufgebahrten Toten oder das noch nicht zugeschüttete Grab springt bzw. unter der Bahre durchkriecht. Sollte dies trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht verhindert werden können, so muss zumindest dafür gesorgt werden, dass das Tier denselben Weg zurück geht. Jedoch nicht nur Tiere können dazu beitragen, dass man zu einem Vampir wird, sondern auch der Schatten der Angehörigen darf auf keinen Fall auf den Toten fallen. [75] Allgemein verbreitet ist auch der Glaube, dass allzu heftiges Weinen und Klagen den Toten zu einer Rückkehr zwingt. Eine, vor allem in Bulgarien, verbreitete Vorsichtsmaßnahme, um die Rückkehr unverheiratet Verstorbener zu verhindern, besteht darin, dass man noch nach ihrem Ableben eine Heiratszeremonie mit einem Lebenden vollzieht, da Ledige nach bulgarischem Glauben vom Jenseits abgewiesen werden. [76]

Die übrigen Punkte scheinen vorerst keiner näheren Ausführung zu bedürfen, da innerhalb der später noch behandelten Schutz- und Abwehrmaßnahmen von Vampiren noch genauer darauf eingegangen wird.

3.4. Merkmale und Eigenschaften

Wenden wir uns nunmehr den spezifischen Merkmalen und Eigenschaften von Vampiren zu, wobei sich zeigen wird, dass auch diese regional unterschiedlich waren. Allen gemeinsam ist jedoch, dass die Leiche eines Vampirs auch noch nach Jahren, ja teilweise sogar nach Jahrhunderten unverwest ist, und dass Vampire es vorrangig auf das Blut Lebender abgesehen haben, obwohl der allen bekannte Vampirbiss in keinem Dokument überliefert ist. Überliefert ist einzig und allein der immer wieder erwähnte Hinweis, dass sich im Mund des Vampirs noch das Blut seines letzten Opfers findet. So berichtet beispielsweise der Regimentsfeldscher Johann Flückinger am 26. Jänner 1732 über die Untersuchung des Haiduken Arnont Paule, "daß man gefunden hat, daß er [Arnont - Anm. d. V.] ganz vollkommen und unverwesen seye; auch ihme das frische Bluht zu den Augen, Nasen, Mund, und Ohren herausgeflossen, das Hemmet, Übertuch, und die Trugel ganz blutig gewesen; [Außerdem wird berichtet,] daß dieser Arnont Paule nicht allein die Leüthe, sondern auch das Vieh angegrifen, und ihnen das Blut ausgesauget habe." [77] Hier wird also explizit festgehalten, dass der Vampir das Blut ausgesaugt hatte. Dem widerspricht jedoch der Bericht [78] des banater Regimentschirurgen Georg Taller, welcher im Raum Banat, Südsiebenbürgen und Kleine Walachei insgesamt 30 Jahre lang in vampiristischen Angelegenheiten tätig war. In diesem Bericht stellt sich die Krankheit wie folgt dar:

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Die Kranke, welche von denen Moroi [79] angefochten zu sein uns vorgezeiget wurden, befragten wir restlich: Wie lange sie bettlägerich - Andwort: Kaum 2 biss 3 Tage. Was sie klagen - das Herz thätte ihnen wehe. Mann fragte, umb welche Gegend ligt dann das Herz - und sie zeigten uns die Gegend des Maagen und deren Därmen; aber dieser Schmerzen im unechten Herz klagte ein jeder. Nebst anderen nohtwendigen Fragen auch umb den Schlaaf - ja, sie hetten wohl Schlaaf, manche aber, besonders zu Kallatsa, sachten, wann sie einschlafen wolten, da seye gleich der Moroi da. Mann fragte, wie dieser Moroi aussehe, und wer er seye - einige sachten, balt dieser verstorbene Mann, andere wiedrumb, balt jenes verstorbene Weib. Was dann dieser Moroi thäte - er stundt nur vor ihnen, oder in jenem Winkel. [...] [80]

Hier zeigt sich schon sehr deutlich das Problem. Ein Vampir, der nur in einem Winkel steht, kann schwerlich gleichzeitig Blut saugen. Auch Peter Mario Kreuter geht diesem Phänomen nach und kommt schließlich zu der These, "daß der Vampir die Menschen zwar aussaugt, aber eben nicht das Blut, sondern ihre Lebensenergie entzieht. Hierfür wäre keinerlei Körperkontakt notwendig, und das Resultat wäre dasselbe. [...] Kurz gesagt: Sie saugen Blut in einem übertragenen Sinne, aber mit 'blutiger Manifestation' im Grab. [81] Dass Blut mit Leben gleichgesetzt wird, ist hingegen bereits ein alter Mythos. Hans Meurer drückt dies zwar etwas philosophisch aber dennoch sehr treffend folgendermaßen aus:

Wenn Frauen ihr Blut nicht von sich gaben, entstand ein Kind. Männer betrachteten dieses Blut mit heiliger Furcht. Sie sahen es als Essenz des Lebens, das unerklärlicherweise ohne Schmerzen vergossen wurde und männlicher Erfahrung völlig fremd war. Auf der anderen Seite sah man auf dem Schlachtfeld, wenn Blut floß, daß jemand starb. Blut war und ist der Sitz des Lebens. [82]

Es wäre sicherlich reizvoll, diesem Thema weiter nachzugehen, doch müsste dies in einer eigenen Arbeit geschehen. Hier sollte lediglich auf die Problematik des so fest mit dem Vampirglauben verankerten Motiv des Blutsaugens hingewiesen werden.

Eine ebenfalls in fast allen südosteuropäischen Regionen herrschende Vorstellung ist jene, dass der Vampir sein Grab durch kleine Löcher in der Erde verlässt. Dabei verwandelt sich seine Seele in jedes beliebige Seelentier, zumeist jedoch in einen Schmetterling, wobei sie sich beliebig vergrößern oder verkleinern kann, so dass sie auch durch kleinste Ritzen einzudringen vermag. Außerdem ist es ihr möglich sich unsichtbar zu machen. [83] Der Vampir hat zumeist auch die Fähigkeit das Wetter zu beeinflussen. "Er kann die Qualität des Brotes aus anderen Backöfen ziehen und in sein eigenes zwingen. Selbst die Ernte kann er beeinflussen, so daß er auf den Zustand von Vieh und Korn Einfluß nehmen kann." [84] - Hiermit zeigt sich wieder eine enge Verbindung zu den Fähigkeiten der Hexen. - Weiteres glaubte man, dass der Teufel nur mehr die Haut des Verstorbenen mit Blut fülle, so dass ein Vampir keine Knochen habe und nichts als ein Blutsack sei. [85] Eine ähnliche Form dieses Blutsackes findet sich auch im bulgarischen bzw. albanischen Volksglauben, dem zufolge der Vampir mit fortschreitender Zeit immer gefährlicher wird:

"Während er die ersten 40 Tage (bzw. 6 Monate) nur als feurige Schattenseele oder als gefüllter Ziegenschlauch die Leute erschreckt, erfolgt nach Ablauf dieser Frist - wenn er nicht vorher unschädlich gemacht werden konnte - die Inkarnation. [...] Hat der Vampir - nach dem bulgarischen Volksglauben - diesen Zustand erreicht, dann verlässt er nicht mehr nur nachts bis zum ersten Hahnenschrei das Grab, sondern auch tagsüber, lebt mit seiner Frau zusammen wie früher, oder geht sogar in fremde Länder wo er sich unerkannt als Händler oder Handwerker betätigt. [...] In Griechenland glaubt man, der vrykólakas drücke in den ersten 40 Tagen die Schlafenden nur und zeige erst anschließend seinen zunehmend blutdürstigen Charakter." [86]

Laut kretischem Volksglauben kann ein Vampir nur in diesen 40 Tagen mit Gewehr- oder Kanonenschüssen verjagt werden, danach ist er unzerstörbar. Deshalb muss er auch vor Ablauf dieser Frist von einem Priester mit Gebeten und Beschwörungen vernichtet werden. [87] In Bulgarien herrscht außerdem der Glaube, dass nicht jeder Vampir die Lebenden quält, sondern zum Teil nur lästig ist, indem er beispielsweise im Haus Unordnung anrichtet oder das Vieh auslässt. [88] In Kroatien ging man hingegen davon aus, dass Untote vor allem in Pestzeiten ihre Gräber verließen und Menschen, mit denen sie zu Lebzeiten Streit hatten, das Blut aussaugten bzw. ihr Herz oder ihre Gedärme fraßen. Diese waren außerdem an einem bestimmten Laut, einem Eselsgeschrei vergleichbar, zu erkennen. [89] Diese Liste von unterschiedlichen Merkmalen in den einzelnen Regionen könnte natürlich noch weiter fortgesetzt werden, was jedoch nicht das Ziel dieser Arbeit ist. Wichtig erscheint nur festzuhalten, dass der Vampirglaube, obwohl in Südosteuropa entstanden, keineswegs ein homogenes Gebilde ist, sondern viele verschiedene Erscheinungsformen aufweist.

3.5. Abwehr- und Schutzmechanismen

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Doch egal in welcher Form der Vampir zurückkehrt, seine Wiederkehr ist nur in den seltensten Fällen positiv zu werten, weshalb die Menschen auch eine Reihe von Schutz- und Abwehrmechanismen entwickelten. Neben den oben bereits genannten Vorsichtsmaßnahmen bei den üblichen Grab- und Trauerriten wurden auch an der Leiche selbst verschiedene Handlungen vorgenommen. So verstopft man beispielsweise einen offenen Mund mit Lehm oder Erde bzw. band das Unterkiefer nach oben, da ein offener Mund als Hinweis auf einen künftigen Vampir gewertet wurde. Vielen Toten streute man auch Körner aller Art in den Sarg bzw. legte ihnen ein netzartiges Gewebe hinein, da der Vampir zuerst alle Körner zählen muss bzw. jährlich nur eine Masche des Netzes auflösen kann, bevor er wiederkommen darf. Dies verhinderte zwar sein Dasein als Vampir nicht wirklich, zögerte es aber doch auf lange Zeit hinaus. Vielfach band man ihnen auch die Füße zusammen oder schnitt gar die Fußsehnen durch, um Vampire so am Laufen zu hindern. In Bulgarien hingegen legte man Vampiren leicht brennbare Gegenstände wie Schießpulver, Streichhölzer etc. in den Sarg, da Vampire Angst vor Feuer haben. Um zu verhindern, dass ein Vampir ins Haus zurückkehrt muss außerdem darauf geachtet werden, dass er mit den Füßen voran aus dem Haus getragen wird. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme ist es, ihn durch eine eigens zu diesem Zwecke gemachte Öffnung im Dach oder in der Wand bzw. unter angehobener Türschwelle hinauszutragen, da er dann den Weg zurück nicht mehr finden kann. Nachdem der Vampir nicht nur Feuer sondern auch Wasser scheut, gießt man zum Teil auch Wasser in die Bahre.

In Griechenland wurden potentielle Vampire daher meist auf einer Insel im Meer begraben, da Vampire Wasser nicht überqueren können und somit auf der Insel gefangen sind. Ist der Tote erst aus dem Haus, so wirft man das Stroh, auf welchem er gelegen hatte, auf das Feld, damit es schnell verfaule - in Analogie, dass der Leichnam ebenso schnell verwese. Liegt eine Beerdigung noch nicht lange zurück, und fürchtete man, dass der Tote zu einem Vampir wurde, so näherte man sich auch dem Friedhof mit ausgefeilten Verwirrungsstrategien, um eine mögliche Rückkehr des Toten in sein ehemaliges Haus zu verhindern. So wird aus dem bosnischen Savegebiet berichtet, "daß Bäuerinnen, wenn sie auf einen Totenbesuch oder einen Friedhof gehen, sich alte und abgenutzte Schuhe anzuziehen pflegen und ein wenig Weißdorn hinters Kopftuch stecken. Auf dem Rückweg werfen sie die Schuhe und Weißdorn weit von sich und gehen barfuß nach Hause. Dies geschieht in dem Glauben, daß der Verstorbene, so er ein Vampir geworden sein sollte, nicht den Weg zu ihrem Hause finden könne, sondern lediglich auf die Schuhe am Wegesrand und auf den ihn abschreckenden Weißdorn treffe. [90]

All diese Maßnahmen sind jedoch nur nützlich, wenn man den Vampir kennt bzw. wenn man schon beim Tod des Betreffenden annehmen konnte, dass er zu einem Vampir werden würde. Schwieriger war es da schon, wenn der Vampir erst aufgespürt werden musste. Zum Teil lässt sich jedoch schon aus der Umgebung des Grabes schließen, ob es sich beim Toten um einen Vampir handelt. So weisen Löcher in der Erde bzw. eine aufgewühlte Erde, umgestürzte Grabsteine, zerbrochene oder umgestürzte Grabkreuze, Trittspuren, die vom Grab wegführen, sowie Hunde, die in der Nähe des Friedhofes zu knurren beginnen, oder Vögel, die nicht singen, unweigerlich auf die Existenz eines Vampirs hin. [91] Sind diese Zeichen nicht vorhanden, so streut man in der Herzegowina Asche um die verdächtigen Gräber und sucht sie am Morgen ebenfalls nach Fußspuren ab. [92]

Neben den genannten Hunden und Vögeln kann auch ein schwarzer Hahn bei der Auffindung des Grabes eines Vampirs behilflich sein, denn auf dessen Grab der Hahn übernachtet, derjenige ist als Vampir entlarvt. [93] In Rumänien hingegen gilt jenes Grab als verdächtig, vor dem der Hahn stehen bleibt und kräht. [94] Häufiger kommt jedoch ein Pferd zur Aufspürung eines Vampirs zum Einsatz. Bei den Bulgaren und Serben ist dies ein fleckenloses, männliches Fohlen, bei den Albanern und Rumänen ein weißer Hengst. In Ungarn hingegen wird diese Methode noch etwas verfeinert und besteht darin, dass man "ein Kind, das klein genug ist, um Jungfrau zu sein, auf ein ebenfalls jungfräuliches Pferd setzt, das noch nie gestrauchelt ist". [95] Das jeweilige Pferd wird über die Gräber geführt "und falls in einem davon ein Vampir verborgen liege, so werde e[s] sich weigern, über das betreffende Grab zu schreiten oder zu springen." [96]

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Hat man so das Grab eines Vampirs ausfindig gemacht, so gilt es nun, das Grab zu öffnen, um die letzte Gewissheit zu erlangen, ob es sich tatsächlich um einen Vampir handelt, denn wie wir aus den diversen Berichten wissen, weisen Vampire eindeutige Zeichen auf, an denen sie unzweifelhaft erkannt werden können. So heißt es beispielsweise in einem Schreiben des Kameralprovisors Frombald an ein Wiener Verwaltungsorgan:

[...] habe ich mich mit Zuziehung des Gradisker Poppen in benanntes Dorf Kisolova begeben, den bereits ausgegrabenen Cörper des Peter Plogojowiz besichtiget und gründlicher Wahrheit gemäß folgendes befunden: daß

Erstlich von solchem Cörper und dessen Grabe nicht der mindeste sonsten der Todten gemeiner Geruch verspüret; der Cörper ausser der Nasen, welche etwas abgefallen, gantz frisch; Haar und Bart, ja auch die Nägel, wovon die alte hinweg gefallen, an ihme gewachsen; die alte Haut, welche etwas weißlicht ware, hat sich hinweg geschellet, und eine frische neue darunter hervor gethan; das Gesicht, Hände und s.v. Füsse, und der gantze Leib waren beschaffen, daß sie in seinen Lebzeiten nicht hätten vollkommener seyn können. In seinem Mund hab nicht ohne Erstaunung einiges frisches Blut erblickt, welches, der gemeinen Aussag nach, er von denen, durch ihme umgebrachte, gesogen. In summa waren alle Inditia vorhanden, welche derley Leute (wie schon oben bemercket) an sich haben sollten. [97]



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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 03.12.2022 17:36 | nach oben springen
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RE: Sabine Seidel / historicum.net:

in Vampirismen. - 01.06.2010 12:05
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

Hat man auf diese Weise den Vampir aufgespürt, gilt es, ihn zu vernichten. Im gesamten slawischen Raum geschieht dies dadurch, dass man dem Vampir einen Pfahl aus Weißdorn bzw. Eschenholz durchs Herz treibt. Weitere Maßnahmen sind, dass man das Herz herausnimmt, in Wein oder Essig kocht und wieder einsetzt, oder aber auch den Kopf des Leichnams abschlägt und ihn so ins Grab legt, dass er ihn mit Händen nicht mehr erreichen kann, das heißt man legt ihn gewöhnlich zwischen die Füße. Grund hierfür ist der Glaube, der Vampir würde sich den Kopf ansonsten wieder aufsetzen und so sein Dasein weiterführen. Sollten all diese Maßnahmen nichts helfen, verbrennt man schließlich den Körper des Vampirs, um so sein Seele zu erlösen, "denn ein solcher Vampir ist nicht mehr der Mensch, dessen Hülle er bewohnt, sondern hält den Körper und Seele gegen deren eigentlichen Willen auf der Erde fest - die Vernichtung des Monsters ist also ein Erlösungsakt für die Seele des 'ursprünglichen' Menschen. Je nach dessen Lebenslauf wird diese dann doch in die Hölle fahren oder in den Himmel eingehen dürfen. Denn für die Taten des Vampirs ist sie nicht verantwortlich." [98] - Auch hier dient das Feuer also - analog den Hexenverbrennungen - zur Reinigung der Seele. - Außerdem wird durch die Verbrennung sozusagen künstlich eine rasche Verwesung herbeigeführt, welche in der Ostkirche als Zeichen besonderer Gnade gilt. Die Menschen holen somit nach, was dem Toten bislang verwehrt blieb. [99] Durch all diese Maßnahmen konnte ein Vampir unschädlich gemacht werden, so dass in der Dorfgemeinschaft wieder Ruhe und Ordnung einkehren konnte.

3.6. Kinder im Vampirglauben

Bis jetzt war ausschließlich von erwachsenen Vampiren die Rede, doch lassen diverse Dokumente auch darauf schließen, dass nicht nur Erwachsenen, sondern auch verstorbene Kinder als Vampire gefürchtet wurden. Kindern kam auch im Vampirglauben eine zweifache Rolle zu, denn sie wurden nicht nur als Vampire gefürchtet, sondern konnten auch Opfer von Vampiren werden. Auf die große Bedeutung der Geburt wurde bereits unter Punkt 3.3.1. hingewiesen. Erwähnenswert ist in dieser Hinsicht daher nur mehr, da es wiederum eine Analogie zum Hexenglauben darstellt, dass Kinder auch aus dem Beischlaf eines Vampirs mit einer Lebenden gezeugt werden konnten. So war beispielsweise in Serbien der Glaube verbreitet, dass ein Vampir nachts seine Frau besuchen kann, ohne ihr zu schaden. Er kann auch ein Kind mit ihr zeugen, doch hat dieses keine Knochen und lebt auch nicht lange. [100] Über eine solche Geburt berichtet auch Fähnrich Alexander Freiherr von Kottwitz in einem Brief vom 26. Jänner 1732, worin es heißt:

[...] und was noch abscheulicher, so ist ein gestern beerdigter Heyducke folgende Nacht zu seinem Weibe gekommen und solcher ordentlich beygewohnet, welche solches gleich Tages darauff dem Hadnack selbiges Orts angedeutet, mit Vermelden, daß er seine Sache so wohl, als bey Lebzeiten verrichtet, ausser daß der Saamen gantz kalt gewesen. Sie ist davon schwanger worden und hat nach gewöhnlichem Termino derer 40 Wochen ein Kind gebohren, welches die völlige Proportion eines Knabens, iedoch kein eintziges Glied gehabt, sondern wie ein pures Stücke Fleisch gewesen, auch nach dreyen Tagen wie eine Wurst zusammen geruntzelt. [101]

Selbstverständlich waren die Leute ob solcher Geburten entsetzt, vor allem weil man fürchten musste, es hier mit einem potenziellen Wiedergänger zu tun zu haben und so schritt man schnellstens zur Vernichtung solcher Kreaturen. Trotz des nicht zu leugnenden makabren Beigeschmacks dieser Beschreibungen erscheinen sie insofern interessant, da sowohl bei Hexen als auch bei Vampiren Kinder, welche durch den Beischlaf mit nicht mehr dem Diesseits angehörigen Wesen gezeugt werden, stets Missgeburten sind. Dies weist deutlich auf die Tatsache hin, dass Dinge, die an und für sich nicht geschehen dürfen, insofern sanktioniert werden, dass auch das Ergebnis daraus nicht existieren darf und Kinder daher stets missgebildet auf die Welt kommen und zumeist auch keine lange Lebenserwartung haben. Andererseits zeigt es auch gut, wie man sich Missbildungen an Kindern, für welche die Medizin noch keine Erklärung hatte, erklärte.

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Wie schon zuvor angedeutet, galten Kinder, vor allem in Griechenland, auch als bevorzugte Opfer von Vampiren. Von ihnen berichtet unter anderem Voltaire (1694 - 1778) in seinem Artikel "Vampires" im Dictionnaire Philosophique: "Diese griechischen Toten gehen in die Häuser, um das Blut kleiner Kinder zu saugen, den Vätern und Müttern das Abendmahl wegzuesssen, ihren Wein zu trinken und die Einrichtung zu demolieren." [102] Die Toten haben es hier also ausschließlich auf das Blut der Kinder abgesehen. Die Erwachsenen quälen sie nur insofern, dass sie ihr Abendmahl essen bzw. ihre Einrichtung demolieren. Voltaire steht diesem Glauben jedoch eher skeptisch gegenüber und meint: "Was es mit den gerichtlichen Protokollen auf sich hat, alle jene Toten betreffend, die ihre Gräber verlassen hätten, um die kleinen Buben und Mädchen ihrer Nachbarschaft auszusaugen, ist meiner Ansicht nach eine sehr absonderliche Sache." [103] Es erscheint jedoch nicht verwunderlich, dass es gerade griechische Vampire auf Kinder abgesehen haben, ist dieser Glaube doch schon in der antiken Mythologie verankert. Hier sind es besonders die Lamien, welche es auf Kinder abgesehen haben. Dies sind im griechischen Volksglauben gespenstische Frauen, die Kinder, vorzugsweise schöne Jünglinge, anlocken, ihnen das Blut aussaugen und ihr Fleisch genießen. Dies geht auf die Sage von Lamia, der Geliebten des Zeus zurück, "die durch die eifersüchtige Hera dem Wahnsinn verfiel, ihre Kinder tötete und vor Kummer häßlich wurde und schließlich in schlaflosen Nächten anderen Müttern die Kinder raubte. [...] Auch die sogenannten Empusen, sehr verwandlungsfähige Spukgeister, töten Kinder und saugen ihnen das Blut aus." [104]

Doch auch aus anderen Regionen besitzen wir Zeugnisse, in denen es jedoch in erster Linie Verwandte auf die Kinder abgesehen hatten. So zum Beispiel ein Fall aus Rumänien: Einige Monate nach dem Tod der alten Mutter eines Bauern begannen zuerst die Kinder des ältesten Sohnes und anschließend jene des jüngsten Sohnes zu sterben. Dies hörte erst auf, als man den Leichnam der Mutter exhumierte, das Herz herausnahm, zerstückelte, über einem Holzkohlenfeuer verbrannte, die Asche aufsammelte, mit Wasser vermischte und dieses Getränk den noch lebenden Kindern zu trinken gab. [105] Ein anderer Fall wird aus Ungarn berichtet, wo ein Vater drei Tage nach seinem Tod seinen (allerdings schon erwachsenen) Sohn aufsucht, nach einer Mahlzeit verlangt und man den Sohn am nächsten Morgen tot auffand. [106]

All diese Beispiele weisen Kindern angefangen von den diversen Umständen ihrer Geburt, über ihre Zeugung durch einen Vampir bis hin zu ihrer Rolle als Opfer, vorerst nur eine passive Rolle zu. Kinder konnten jedoch durchaus auch aktiv in Erscheinung treten und man fürchtete sich vor der Erscheinung der Vampire in Form von Kindern - sie sollen der Einfachheit halber, in Analogie zu den Kinderhexen, hier als Kindervampire bezeichnet werden - ebenso und kannte auch entsprechende Abwehr- und Schutzmaßnahmen gegen sie. So durchbohrte man ungetauft verstorbene Kinder noch vor ihrer Beerdigung mit einem Pfahl, da man fürchtete, sie würden ansonsten als Vampire wiederkehren. Dass dies jedoch keineswegs eine "Erfindung" des 18. Jahrhunderts ist, lässt sich daran erkennen, dass Burchard von Worms schon 1007 Frauen verurteilte, "die beim Tod eines ungetauften Kindes 'seinen Leichnam an einen verborgenen Ort tragen und ihn mit einem Stab durchbohren. Wenn sie dies nicht täten - so behaupten sie - würde das Kind zurückkehren und vielen Menschen Böses tun." [107]

Teilweise wurden Kinder jedoch nicht nur gepfählt, sondern vorsorglich sogar verbrannt, worüber Gerhard van Swieten in seinem "Anhang vom Vampirismus" berichtet: "Aus diesem schönen Grund [108] hat das Consistorium zu Olmütz den 23ten April 1731 neun Körper verbrennen lassen, unter welchen sieben kleine Kinderkörper waren, weil man dafür hielt, daß sie ein Vampyre angesteckt hätte, welcher vor ihnen in demselbigen Freudhofe begraben worden." [109] War man sich nicht sicher, ob das Kind ein Vampir werden würde und begrub man den Körper unversehrt, so wurde dieser, vor allem in Bulgarien und Rumänien, nach drei Jahren wieder ausgegraben um kontrollieren zu können, ob die Leiche des Kindes ordnungsgemäß verwese. [110] Auch der Regimentschirurg Georg Tallar berichtet von der Exhumierung der Leiche eines nur fünf Tage alt gewordenen Kindes, welche "ausgegraben, aufgehauen, das Bluth auffgefangen, und alle Kranke recht damit geschmihret." Doch da fing das Sterben erst recht an, "obwohlen das Kind gleich an dem Kirchhofzaun, mit ihrem Wisen [111] nach eigner Geständnus ist verbrennet worden." [112]

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Doch warum fürchtete man sich so vor verstorbenen Kindern? Was waren die Taten, welche den Kindervampiren vorgeworfen wurden? Dies hing vor allem von der Form ab, welche die Kinder nach ihrem Tod annahmen, wobei diese wiederum mit den Umständen ihres Todes zusammenhing. So werden beispielsweise ungetauft gestorbene Kinder als NAVI bezeichnet, welche "in finsteren oder regnerischen Nächten in der Gestalt meist nackter Vögel umherfliegen, um die Kamine kreisen und schreckliche Schreie ausstoßen. Wer diese Schreie hört, fällt in Ohnmacht oder stirbt. Es ist wiederum besonders der bulgarische Raum, in dem ihnen darüber hinaus nachgesagt wird, Blut zu saugen. Sie sollen Wöchnerinnen und Säuglinge überfallen und ihnen das Blut aussaugen." [113] Um sich vor ihnen zu schützen, räuchert man entweder das ganze Haus gründlich aus, oder versucht sie durch diverse Verwirrungsstrategien, wie zum Beispiel dem Männerkindbett, zu verwirren. Da sie es vorwiegend auf Säuglinge und Wöchnerinnen abgesehen haben, legt sich im Falle des Männerkindbettes der Vater anstelle der Mutter neben das Neugeborene ins Bett. Seine Anwesenheit verwirrt die Navi und sie müssen das Haus verlassen.

Eine andere Form stellt jene des MOROIU dar. Auch hierbei handelt es sich um ungetaufte oder auch totgeborene Kinder, welche ihre Form jedoch erst sieben Jahre nach ihrem Tod annehmen, sofern man ihr Flehen nicht schon zuvor erhörte und sie noch nachträglich im Grabe taufte. Geschieht dies nicht,

verwandelt sich das Kind in eine zwei Meter hohe, über dem Erdboden lodernde Flamme. Berührt diese ein lebendes Wesen, so wird es getötet, und trifft die Flamme auf ein Gebäude, so verbrennt es. Man sagt auch, das Kind verwandele sich in eine Katze, die sich auf Reisende stürzt, in einen Windhund, der sie beißt, in eine rote Flamme, die ihnen die Sprache raubt, sie von Sinnen werden läßt oder sie einfach krank macht. [114]

Eine ähnliche Form ist auch die in Bulgarien zu findende USTREL, bei der es sich ebenfalls um ungetauft verstorbene Kinder handelt, die jedoch nicht nur Menschen, sondern auch Herdenvieh töten, indem sie ihnen das Blut, vorzugsweise aus der Magengrube, aussaugen. "Nach sechs Monaten inkarniert sich der Ustrel wie ein Vampir und kann mit lebenden Frauen eine Verbindung eingehen; die daraus hervorgehenden Kinder werden Vampire. Der Ustrel kann nur von einem am Samstag Geborenen gesehen und getötet werden." [115]

Eine letzte gefährliche Form stellen sogenannte NEUNTÖTER dar. Hierbei handelt es sich um Kinder, die mit Zähnen oder sogar einer doppelten Reihe von Zähnen auf die Welt kommen. Auch sie sterben bald nach ihrer Geburt und holen ihre nächsten neun Verwandten nach (daher ihr Name), oder verursachen die Pest, wenn man ihnen nicht rechtzeitig den Kopf abschneidet. [116]

<16>

All diese Kindervampire konnten nur unschädlich gemacht werden, wenn ihre Körper, gleich jenen der erwachsenen Vampire, wieder ausgegraben und auf oben beschriebene Weise vernichtet wurden, wobei ihre Körper auch die gleichen Merkmale wie jene von erwachsenen Vampiren aufwiesen (Unverwestheit, Blut, rosige Hautfarbe, ...). Ein gutes Beispiel hierfür ist der Bericht des Regimentsfeldschers Flückinger "Über die sogenannten Vampyrs oder Blutaussaugers, so zu Medwegya in Servien, an der türckischen Gräniz, den 7. Januarii 1732 geschehen" an die Belgrader Oberkommandantur vom 26. Jänner 1732, in welchem er unter anderem über die Exhumierung von 16 Leichen, darunter fünf Kinder, wovon drei Kinder als Vampire identifiziert wurden, berichtet [117]. Dies zeigt, dass Kinder, im Gegensatz zum Hexenglauben in Südosteuropa, im Vampirglauben eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten, wobei sich durchwegs auch hier Parallelen zur Rolle der Kinder im Hexenglauben finden lassen. So gilt beispielsweise in beiden Fällen, dass Kinder, die von Hexen bzw. Vampiren abstammen, selbst zu solchen werden, dass auch Kindern die Fähigkeit zugesprochen wird, mit Hilfe übernatürlicher Kräfte Unheil zu stiften, und dass auch sie zumeist nur durch Feuer unschädlich gemacht werden können, um so ihre Seele zu erlösen.

3.7. Kritische Stimmen

Obwohl der Glaube an Vampire weit verbreitet war, wurden schon bald kritische Stimmen dagegen laut, auch wenn diese zumeist von westeuropäischen Zeitgenossen stammten, wie zum Beispiel der Königlich Preußischen Societät, den beiden Weimarer Ärzten Johann Christian Fritsch und Johann Ernst Stahl, des kurfürstlich-sächsischen Leibarztes Johann Georg Heinrich Kramer aus Dresden und des italienischen Marquis d'Argens, um nur einige zu nennen. Sie alle versuchen natürliche Erklärungen für die Phänomene zu finden, warum Leichname nicht verwesen, Haare und Nägel nachwachsen und wie man das Sterben ganz allgemein erklären könne. Marquis d'Argens hat hierfür eine psychologische Erklärung bereit, indem er sie der Furcht der Menschen zuschreibt. Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

[...] Hierzu setze ich noch, es sey sehr leicht, daß gewisse Leut sich einbilden, sie würden durch die Vampyren ausgesaugt, und daß die, aus einer solchen Einbildung entstehende, Furcht in ihnen eine so heftige Veränderung verursacht, daß sie darüber das Leben einbüßen. Sie quälen sich den ganzen Tag mit der Furcht, welche diese vorgeblichen Gespenster in ihnen veranlassen. Darf es uns also wohl befremden, daß die Vorstellungen dieser Gespenster ihnen im Schlafe einfallen, und ein so heftiges Schrecken erregen, daß manche darüber den Augenblick, und andre eine kurze Zeit darnach sterben? [118]

D'Argens führt im Anschluss daran noch ein Beispiel aus der Zeit der Pest an, in der Menschen ebenfalls durch ihre Furcht starben und geht auf das Beispiel ein, in dem der verstorbene Vater den Sohn besucht, um von ihm Essen zu verlangen, bevor er sich dem Phänomen zuwendet, warum tote Körper in der Erde nicht verwesen und auch Bart, Haare und Nägel wieder nachwachsen. Dies erklärt er so:

Indessen ist es nicht unmöglich, die Ursache davon aus natürlichen Gründen herzuleiten. Man weiß es aus der Erfahrung, daß sich todte Körper in manchem Erdboden vollkommen frisch erhalten. Die Ursachen davon sind so oft angezeigt worden, daß ich der Mühe sie hier herzusetzen überhoben seyn kann. Zu Toulouse ist ein unterirrdisches Gewölbe in einer Klosterkirche, wo sich die Körper so vollkommen ganz erhalten, daß man etliche aufweisen kann, die schon fast zweyhundert Jahre daselbst gestanden haben, und noch aussehen, als wenn sie lebten. Man hat sie gerade stehend an die Mauer angelehnt, und ihnen ihre ordentliche Kleidung gelassen. Das sonderbarste dabey ist, daß Körper, die man auf die andre Seite eben dieses Gewölbes bringt, in zween biß drey Tagen den Würmern zur Speise werden.

Das Wachsthum der Nägel, der Haare und des Bartes an todten Körper ist gar nichts ungewöhnliches. Solange in den Körpern noch Feuchtigkeit genug vorhanden ist, darf man sich dieses gar nicht befremden lassen, daß man an Theilen, die keine Lebensgeister erfordern, eine Zeitlang einige Vermehrung gewahr wird. [119]

<17>

Ernst Georg Stahl untersucht ebenfalls die Verwesung bzw. warum Körper unter gewissen Bedingungen nicht verwesen und führt dies auf gehinderte Luftzufuhr in den Gräbern bzw. auch auf das Temperament der Toten zu ihrer Lebzeit sowie auf ihre Lebensgewohnheiten, vor allem was das Essen und Trinken betraf, zurück.

Es sind aber verschiedene Ursachen, die verhindern, dass die todten Cörper [...] in denen Gräbern gantz austrocknen, ohne sich in Asche zu verwandeln, oder doch nur nach und nach zu Erde werden. Und dieses kan geschehen, wenn 1) die freye Lufft von todten Cörpern abgehalten wird; [...] Denn je mehr eine materia fermentescens der Lufft exponirt ist, je geschwinder, behender, und hefftiger dieselbe fermentiret, jemehr sie aber von der Lufft verwahret wird, je langsamer, und schwächer dieselbe jähret, wie solches sonderlich an dem Most zu observieren ist.

[...] Es putresciren auch die todten Cörper langsam, wenn sie 2) nicht allzu succulent und safftig sind; deswegen die Cörper derer Phlegmaticorum und Sanguineorum eher verfaulen, als die Leiber, welche trockner Natur seyn, nemlich derer Cholericorum und Melancholicorum. [...] Ferner verfaulen und verwesen auch deren Leiber langsamer, welche in ihrem Leben der Mäßigkeit im Essen und Trincken sich beflissen haben; dahingegen die Cörper grosser Fresser und Säufer einer geschwindern Putrefaction und Corruption unterworffen seynd. [120]

Abschließend sei noch ein kurzer Blick in das Gutachten vom 11. März 1732 der Königlich Preußischen Societät geworfen, welche die Berichte über die Vampire in Serbien Punkt für Punkt durchgehen und die darin enthaltenen Beobachtungen anhand natürlicher Umstände zu erklären versuchen:

[...] Wir können aber dabey nicht unangezeigt lassen, daß, soviel die von ihnen so genannte Stana betrifft, selbige laut Protocolli im 20. Jahr ihres Alters, und allerst vor zwey Monathen von Zeit der Inquisition an zu rechnen, NB nach dreytägiger Krackheit ihrer Niederkunft gestorben, bey welchen Umständen denn ietztgedachte Stana, bevorab da selbige zu Anfang des Winters allererst begraben, zu der angegebenen Zeit unverweset seyn könne, ohne daß man nöthig habe, ihre Aussage wegen der Vampyrschafft statt finden zu lassen, wie denn auch nichts ungewöhnliches, daß die Sehnen und Blut-Adern nebst der Hertz-Cammer bey denen natürlich Verstorbenen mit keinem geronnenen Geblüthe angefüllet. [...] Ebenermassen hat das Wachsen der Nägel und Haare, so denen Vampyrs als eine besondere Eigenschafft beygeleget wierd, insoweit seine natürlichen Ursachen, daß, wen andere Umstände dabey conkurriren und in genaue Erwegung gezogen werden, nichts Miraculeuses dabey verhanden seyn werde. [...] Was aber die Veränderung des Cörpers anbelangt, kan dergleichen anscheinende Fettigkeit aus einer faulenden Jährung geschehen seyn, wie denn auch, was bey denen folgenden Numeris von denen unverweseten Cörpern angezeiget wird, solches seine natürlichen Ursachen haben kan, indem nach Art und Beschaffenheit der Kranckheit und des Cörpers, der Jahrs-Zeit, des Alters etc. ein Cörper vor dem andern der Fäulniß eher oder später unterworffen; [121]

<18>

Diese Beispiele mögen genügen um zu zeigen, wie man auf gelehrter Seite versuchte, Erklärungen für den Vampirglauben zu finden. Dass sich der Vampirglaube trotz dieser Erklärungen nicht so leicht aus den Köpfen der Bevölkerung verbannen ließ, zeigt ein Beispiel aus der Bukowina, wo man noch 1919 bzw. 1920 an Vampire glaubte und einen bereits vor langer Zeit verstorbenen Mann wieder ausgrub, nachdem sich in ein und derselben Familie kurze Zeit hintereinander mehrere Todesfälle ereignet hatten. [122] Doch auch heute haben Vampire noch nichts von ihrer Anziehungskraft verloren, auch wenn sie nunmehr eher dazu dienen, einem bei einem gemütlichen Fernseh- oder Kinoabend angenehme Schauer über den Rücken zu jagen. Dass Vampire ihren Einzug auch in die Kinder- und Jugendliteratur gehalten haben, zeigen, neben unzähligen Kinderbüchern, wie zum Beispiel von Thomas Brezina [123], Willis Hall [124] und vielen anderen, nicht zuletzt zwei Ausgaben der Walt-Disney-Taschenbücher. [125] Doch nicht nur Regisseure und Autoren beschäftigen sich heute mit Vampiren. Selbst Ahnenforscher gehen diesem Phänomen nach und kommen doch tatsächlich zu dem Ergebnis, dass Prinz Charles von Dracula abstammen solle, wie sich die BILD-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 19. Oktober 1998 nicht verkneifen konnte zu berichten. [126]

IV. ZUSAMMENFASSUNG

Dieser Text widmete sich in vergleichender Weise den Hexen bzw. Hexenvorstellungen sowie anderen magischen Wesen, allen voran den Vampiren, in Südosteuropa. Es konnte gezeigt werden, dass auch im bereits ausklingenden Hexenglauben die Völker nicht frei von Aberglauben jeglicher Art waren, sondern dass durchaus auch andere, furchterregende Unwesen existierten. Inwieweit Kinder im Hexenglauben Südosteuropas eine Rolle spielten, konnte leider nicht geklärt werden, da einzig und allein die hexenähnliche Form der Mora in der Literatur bezeugt ist, welche jedoch durch ihre blutsaugende Tätigkeit an Tieren bereits einen Übergang zu Vampiren darstellt.

Bei der Behandlung der Vampire wurde gezeigt, dass eine allgemein gültige Definition praktisch unmöglich ist, da die Vorstellungen hierüber je nach Region stark variieren. Weiters wurde die Entstehung eines Vampirs behandelt, wobei sich zeigte, dass die Daseinsform eines solchen entweder selbst verschuldet sein konnte, indem man beispielsweise ein unchristliches Leben geführt hatte. Andererseits konnte man jedoch auch durch Einwirkung Dritter zu einem Vampir werden. Dies war in folgenden Fällen möglich:

a) wenn man unter ungünstigen Umständen geboren wurde bzw. noch ungetauft verstarb;

b) wenn Hinterbliebene bei den Trauerfeierlichkeiten bzw. beim Begräbnis unvorsichtig waren;

c) wenn man vor Ablauf seiner Zeit starb (beispielsweise im Falle von Ermordeten bzw. im Krieg Gefallenen) bzw. wenn man in extrem hohem Alter verstarb;

d) wenn man von einem Vampir gebissen wurden und nicht rechtzeitig entsprechende Schutzmaßnahmen treffen konnte.

Allen Vampiren gemeinsam ist ihr unversehrter Leichnam und die Feststellung, dass sich stets frisches Blut in ihrem Munde findet, obwohl der berühmte Vampirbiss in keinem Dokument explizit belegt ist. Schon früh regten sich daher auch kritische Stimmen, welche versuchten, die Merkmale, welche den Vampiren zugeschrieben wurden, wissenschaftlich zu begründen und damit nachzuweisen, dass Vampire nur im (Aber)Glauben der Menschen existierten.

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Kinder spielten im Vampirglauben sowohl eine passive als auch aktive Rolle, so dass die Menschen auch hier verschiedene Abwehr- und Schutzmechanismen entwickelten, um sich vor ihnen zu schützen. Als Kindervampire wurden die Formen der Navi, des Moroiu, der Ustrel sowie des Neuntöters kurz betrachtet. Die entsprechende Form hing vor allem vom Umstand ihrer Geburt bzw. ihres Todes ab. Allen gemein ist jedoch die Tatsache, dass es sich meist um ungetauft verstorbene Kinder handelte, womit sich wieder eine Parallele zum Hexenglauben finden lässt, denn auch hier war es von entscheidender Wichtigkeit, dass Kinder noch vor ihrem Tod zumindest die Nottaufe von der Hebamme erhielten, um ihre Seele vor dem Zugriff des Teufels zu retten.

Obwohl ein Vergleich zwischen Hexen und Vampiren keinesfalls zulässig ist, da es sich bei Hexen um lebende Menschen, bei Vampiren hingegen um bereits Verstorbene handelt und dies somit einen eklatanten Unterschied darstellt, wie von den meisten Forschern stets betont wird, wurde in den vorangehenden Betrachtungen doch immer wieder auf ähnliche Elemente hingewiesen, welche im Folgenden nochmals kurz zusammengefasst werden sollen:

(Miss)Geburt:


Sowohl durch den Beischlaf einer Hexe mit dem Teufel als auch eines Vampirs mit seiner Witwe können Kinder gezeugt werden, welche jedoch meist missgebildet auf die Welt kommen und keine lange Lebenserwartung haben.

Taufe:


Ist sowohl im Hexen- als auch im Vampirglauben zur Rettung der Seele eines Kindes unerlässlich.

Kinder:


Sowohl Hexen- als auch Vampirkinder können Unheil stiften. (Für Hexenkinder ist dies zwar nicht explizit auch für Südosteuropa belegt, da sich jedoch im südosteuropäischen Hexenglauben ähnliche bzw. gleiche Elemente wie im übrigen Europa finden, kann angenommen werden, dass dies auch hier der Fall ist.)




Weiters stellen sie sowohl für Vampire als auch für Hexen bevorzugte Opfer dar.

Einfluss:


Nicht nur Hexen sondern auch Vampire haben die Macht, das Wetter sowie die Ernte zu beeinflussen, die Qualität von Brot bzw. Milch auf die eigenen Produkte umzulenken, Hagel und Unwetter vom eigenen Gebiet fernzuhalten

Seelentier:


Sowohl bei Hexen als auch bei Vampiren geht man (zumindest in Südosteuropa) davon aus, dass nicht der Mensch an sich, sondern nur seine Seele aktiv wird, welche in Form eines Tieres den Körper verlässt, welcher, vor allem bei Hexen, in dieser Zeit in einen der Ohnmacht ähnlichen Zustand verfällt.

Schutz:


Knoblauch und Wachholder schützte in Südosteuropa nicht nur vor Vampiren sondern auch vor Hexen.

Verbrennung:


Sowohl bei Hexen als auch bei Vampiren dient die Verbrennung des (toten) Körpers zur Erlösung der Seele.



Selbstverständlich dürfen trotz dieser Ähnlichkeiten die generellen Unterschiede nicht vergessen werden. Dadurch kam es möglicherweise auch zu einer unterschiedlichen (wissenschaftlichen) Rezeption. Waren Gelehrte wie Richter, Anwälte, Ärzte etc. jahrhundertelang davon überzeugt, dass es sich bei den angeklagten und in den meisten Fällen auch verurteilten Personen tatsächlich um Hexen bzw. Hexer handelte, so wurden schon bald nach dem Auftreten der ersten Fälle von Vampirismus kritische Stimme dagegen laut. Freilich darf dies insofern nicht verwundern, da Hexen bereits seit Ende des 15. Jahrhunderts verurteilt wurden, man von Vampirattacken jedoch zum ersten Mal erst 1725 hörte. Dass heute jedoch nicht nur die Hexen- sondern auch die Vampirforschung in voller Blüte steht, zeigt, dass sowohl Hexen als auch Vampire auch nach Jahrhunderten nichts von ihrer Faszination verloren haben.

Sie sind alt wie die Welt, diese Geschichten von [Hexen und] Vampiren,
die sich auf einen legen und einem das Blut aussaugen!
Man glaubt natürlich nicht mehr daran. Ich auch nicht.
Trotzdem werde ich von nun an
die Fenster und die Türen verschließen
und Papier auf die Scheiben kleben ...

(Michel de Ghelderode, zitiert nach: Sturm, Völker: 1994, o.S)



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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 03.12.2022 17:38 | nach oben springen
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