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Henna:

in Pflanzen: 01.06.2010 19:19
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

https://de.wikipedia.org/wiki/Hennastrauch

HENNA, DIE EXOTISCHE NUTZPFLANZE

Es ist ein uraltes Bedürfnis der Menschen, besonders der Frauen, ihre Reize und Schönheit hervorzuheben. So lernten sie seit prähistorischen Zeiten, wie die Funde der Archäologie ans Tageslicht brachten, die pflanzlichen und natürlichen Stoffe ihrer Umgebung durch optimale Nutzung dafür einzusetzen. Amulette, gefärbte Stoffe, Knollen (deren Extrakte zum Bemalen des Körpers dienten) sind die ältesten nachweisbaren kosmetischen Gegenstände überhaupt.

Eine solche vielseitig einsetzbare Nutzpflanze ist der Hennastrauch, in der Botanik „Lawsonia inermis" genannt . Ihren Namen erhielt sie im 19. Jahrhundert durch den Englischen Botaniker Marmaduke Alexander Lawson, der die Flora in Indien katalogisierte.

Bekannt war sie mehrere Jahrtausende vor ihm. Bei den Ägyptern hieß sie „puker"; im Althebräischen „kopher"; im Altgriechischen „kypros". Dies erinnert uns an die Insel Zypern, auf Griechisch „Kypros" genannt. Es ist bis heute sprachhistorisch nicht eindeutig, ob sie nach dem Kupfererzvorkommen oder nach den begehrten und zahlreichen Hennalustgärten und Plantagen mit ihren betörenden „kýpros"-Blüten benannt wurde. Der Name „henna" oder „hinna" kommt aus dem Arabischen. Daraus entstand das Spanische „Alhenna" und das Mittelalterliche „Alkanna". In der türkischen Sprache ist es als „kinna" bekannt. Im heutigen Hindi heißt es „Mehendi", „mendi" ausgesprochen , welches aus dem Sanskritischen „mendhika" kommt, was soviel wie „das was Farbe gibt" heißt.

Der Hennastrauch ist in den Tropen und Subtropen so weit verbreitet, dass es schwer ist, seine ursprüngliche Heimat anzugeben. Sie dürfte zwischen Ostafrika, Persien und Indien gelegen haben.

Diese Art von Körperverzierung ist also seit Jahrtausenden fester Bestandteil in den kulturellen und religiösen Riten verschiedener nordafrikanischer und orientalischer Länder.

Aus den getrockneten Blättern, Blüten und Zweigen dieses Weiderichgewächses wird der grünliche Henna-Rohstoff gewonnen.
Daneben gibt es noch neutrales Henna ohne Farbpigmente, welches im Frühling geerntet wird und fast nur Gerbsäure enthält. Die beste Farbausbeute erreicht man mit Hennaprodukten, deren Rohstoffe im Herbst geerntet werden. Zu dieser Zeit ist der Anteil an Lawson in der Hennapflanze voll ausgebildet.

Es ist ein sehr ästiger, wild meist bedornter, in der Kulturpflege aber vielfach dornenlos gewordener Strauch (weswegen der lateinische Beiname „inermis", d.h. „unbewaffnet"), von 2 bis 4 Meter Höhe mit 1 bis 1,5 cm langen Blättern und gelblich - weißen bis ziegelroten, duftenden Blüten in reichen Rispen. In der Trockenzeit wirft er sein Laub ab.

Die Blüten sind wegen ihres Wohlgeruchs sehr geschätzt und spielen nicht nur bei den religiösen Akten der Buddhisten eine große Rolle. Der süße, eindringliche Duft machte den Hennastrauch unentbehrlich in den Gärten des Nahen Ostens. Aus den destillierten Blüten wurden gefragte Duftöle und Essenzen bis in die dreissiger Jahre unseres Jahrhunderts hergestellt.

Danach schlief das aufwendige und kostspielige Verfahren auch in den führenden Parfümstädten Europas zugunsten der künstlichen Duftherstellung ein. Die Vorlieben in den Duftrichtungen hatten sich auch verändert. Der leicht erdige Ton, der alle Hennaextrakte auszeichnet, ist kontinuierlich seit dem Mittelalter nicht mehr gefragt. Zu Sapphos oder

Kleopatras Zeiten waren diese Duftmischungen jedenfalls hochaktuell und wurden mit Gold aufgewogen.

Der Prophet Mohammed -verzaubert durch den Duft ihrer Blüten- soll, den muslimischen Mythographen nach, die Hennapflanze zur „Königin aller Blüten" und zur „obersten Pflanze, sowohl der diesseitigen als auch der jenseitigen Welt" ernannt haben.

Die Hennapflanze gibt es in vielen verschiedenen Arten, viele davon wachsen auch bei uns, diese besitzen jedoch im Gegensatz zu ihren äquatorialen Verwandten nur schlechte Farbeigenschaften. Schauen Sie sich doch mal auf einer heimischen Naturwiese um, irgendwo am Rande steht bestimmt eine Hennapflanze. Henna, das im Handel erhältlich ist, stammt meistens aus Indien, China, Süd-Amerika und anderen Ländern die wärmeres, subtropisches Klima besitzt.

Die Blätter und die jungen Triebe werden in der Regel zweimal im Jahr geschnitten, getrocknet und zu Pulver vermahlen. Das Schicksal des Hennastrauchs wurde in alten Quellen manchmal beweint, da dieser sich kaum seines Blätterschmuckes erfreuen konnte. Denn sobald ein schmales grünes Blättchen zum Vorschein kam, wurde dieses rasch gepflückt. Und es dauert 6 bis 8 Wochen bis andere nachkommen.

Die kühlende Wirkung
Neben seiner färbenden Wirkung hat Hennapaste eine weitere Eigenschaft, die vermuten lässt, dass ihr Gebrauch bis in die Frühgeschichte der Menschheit zurückreicht: Henna hat eine ausgesprochen kühlende Wirkung. Gerade in den Regionen, in denen der Hennastrauch ursprünglich wächst, hat man mit Sicherheit jede Möglichkeit genutzt, den Körper bei besonders hohen Temperaturen auch von außen zu kühlen. Bis in die Gegenwart werden dort während der heißen Jahreszeiten die Handinnenflächen und Fußsohlen mit Hennapaste bestrichen. Es verschließt die Poren und verhindert somit die Transpiration. Noch Tage danach empfindet man nicht nur die behandelten Stellen als deutlich kühler, die Kühle scheint auf den gesamten Körper auszustrahlen.

Die schweißhemmende und kühlende Wirkung von Hennacremes, -packungen und -lotionen haben eine jahrtausende alte Tradition. Trotzdem wissen heute nur noch wenige Menschen, dass sich auf diese einfache und natürliche Art erhöhte Körpertemperatur und vermehrte Schweißbildung erfolgreich bekämpfen lassen. Vermischt man etwa pulverisierte Hennablätter zu gleichen Teilen mit Babypuder, erhält man ein effektives Deodorant, das verhindert, dass der Körper sich aufheizt und unangenehmer Geruch entsteht.

Die heilende Kraft
Die Hennapflanze enthält nicht nur färbende und äußerlich kühlende, sondern auch viele heilende Wirkstoffe. Aus diesem Grund findet man die Pflanze in der Ayurveda-Medizin ebenso wie in der Heilkunst Asiens, Afrikas und Ägyptens. Die Nutzung von Henna hat in diesen Ländern eine lange Tradition, und auch heute verwendet man Pflanzenteile nicht nur zur Körperbemalung, sondern auch als Basis zahlreicher gesundheitsfördernder Hausmittel. Die gebräuchlichste „Zubereitungsart" ist ein gefilterter Sud aus den Blättern des Strauchs. Er lässt sich vielfältig einsetzen und hilft beispielsweise gegen Rheuma, Magenschmerzen und Erkältungskrankheiten. Frauen können nach einer Geburt mit seiner Hilfe ihren Zyklus schnell wieder regulieren. Aber auch Rinde und Samen des Strauches lassen sich zu medizinischen Zwecken verwenden. In Ägypten wurden nervöse Leiden mit einer Mischung aus Rindenextrakten kuriert. Die Samen wurden zu Pulver zerrieben und sollten die Zellbildung stimulieren.

Mittlerweile hat auch die moderne westliche Medizin die heilenden Eigenschaften der Hennapflanze erkannt, die vor allem auf den adstringierenden (zusammenziehenden) Inhaltsstoffen beruht.

Für medizinische Zwecke werden Blüten, Früchte, Blätter und auch die Wurzel verwendet. Speziell die Blätter werden benutzt, um Brandwunden, Hitzeallergien, Hautrisse und sogar Aphthe zu lindern und zu heilen. In den hiesigen Zahnarztpraxen wird oft ein orangefarbenes Präparat namens „Aphthesan" bei der Behandlung von Zahnfleischentzündungen eingesetzt. Seine intensive Färbung bekommt es durch die Extrakte der Hennablätter, die darin beinhaltet sind.

In der Ayurveda gibt es Hennaanwendungen für alle Extremitäten, i.e.= Haupt, Hände und Füße, wegen der kühlenden und harmonisierenden Eigenschaften dieser Heilpflanze speziell auf die erwähnten Körperteile. Damit wird ein ganzheitliches Wohlbefinden angestrebt.

Pflegende Kosmetik
Nicht nur wegen der färbenden Eigenschaften wird Henna seit Jahrtausenden zu kosmetischen Zwecken verwendet. Die in der Pflanze enthaltenen Stoffe haben auch stark pflegende Eigenschaften.

Bereits im alten Ägypten nutzten Frauen die Wirkstoffe des Henna und rührten sich hautglättende und duftende Körperöle. Sie zerrieben dazu die wohlriechenden Hennablüten und mischten sie mit Olivenöl zu einer geschmeidigen Paste.

Das traditionelle Rezept ist heute noch ein bewährtes Hausmittel gegen rauhe Haut an Füßen und Ellenbogen oder gegen rissige Lippen.

Viele Kosmetikkonzerne verarbeiten Hennaextrakte in Haarpflegemitteln, wie Shampoos und Conditionern. Darüber hinaus nutzt man den natürlichen UV-Schutz in Sonnenschutzprodukten. Ein aus den duftenden Blüten gewonnenes Öl diente der Parfümherstellung.


Leider wurden die hautpflegenden Eigenschaften selbst von den Herstellern von Naturkosmetik noch kaum entdeckt. Wer seine Haut mit Henna verwöhnen will, muss sich seine Cremes, Lotionen und Seifen deshalb in den meisten Fällen selbst anmischen. Es gibt jedoch zahlreiche einfache Rezepte, mit denen sich Pflegemittel schnell und unkompliziert.

HENNA als Haarfarbe

Henna ist bei uns bekannt als „das" Tönungs- und Färbemittel für Haare durch die Jahrtausende. Dunkle Haare nehmen eine rötliche Nuance an, während helle sich brennend hochrot färben lassen. Das Pulver wird mit lauwarmem Wasser angerührt und als Paste - oft mit kostbaren Ölen, Eigelb oder Kräuterextrakten angereichert- nach sorgfältiger Entfettung der Haare aufgetragen.

In den arabischen und hinduistischen Ländern wird das Haupt- und Barthaar älterer Menschen in der ersten Nacht mit Henna und in der zweiten mit Indigo gefärbt. Diese Kombination ergibt eine pechschwarze Haarfarbe.

Ebenso wurden mittels Henna die Schweife der königlichen Pferde gefärbt oder mit Hilfe von Schablonen Quasten und Haarbüscheln auf die Flanken gemalt. Dies wurde auch in den europäischen Höfen im ritterlichen Mittelalter praktiziert.

Für die muslimischen religiösen Prozessionen und Pilgerfahrten wurden Kamele in verschiedenen Rotabstufungen damit gefärbt. Die ärmeren Leute benutzten auch das überall erhältliche Hennapulver für die Schweife ihrer Esel und Maultiere.

Im heutigen Marokko, während der alljährlichen Windhundetreffen, wo diese edlen Tiere zur Schau gestellt werden, müssen sie aus abergläubischen-prophylaktischen Gründen von ihren Besitzern mit Henna geschmückt werden. Man kann dann ein sonderbares Treiben beobachten: obwohl die Ehefrauen in großen irdenen Behältern die Hennapaste mischen, werden die „bösen -Blick-abwendenden" Zeichen (i.e.= die Hand der Fatima; 1, 3, 5 oder 7 Punkte) auf die Stirn ausschließlich von den Männern angebracht, indem sie ihre eigene Hand in das Henna eintauchen. Die Windhunde waren in früheren Zeiten ihre treuen Jagdbegleiter, wobei sie heute den höchsten Prestigestatus darstellen.

Henna als Kunst
Mehndi, wie die Hennabemalung im Indischen heißt, und dieser Ausdruck auch bei uns gebräuchlich ist, ist viel mehr als nur Bemalung auf dem Körper. Durch den Zauber der Farben öffneten sich dem Frühmenschen mystische und religiöse Welten. Die unterschiedlichen Motive auf seinem Körper sind ein Spiegel seines ästhetischen Empfindens, Ausdruck seiner Kultur und Mittel der Selbstdarstellung. Diese aufgemalten Symbole dienten unter anderem dem Jagd-oder Fruchtbarkeitszauber. Durch Farben stellte der Homo sapiens eine Verbindung zum Kreislauf der Natur her. Mensch, Tier und Pflanze waren in einen kosmischen Zyklus eingebunden. Mit Ende der Steinzeit veränderte sich auch die Symbolik der Körpermalerei. Sie diente jetzt in erster Linie religiösen Ritualen, der Geisterbeschwörung oder zur Abgrenzung gegenüber anderen Stämmen und Kulturen. Erst später entwickelte sich die ausgefeilte Kunst des Schminkens. der Wunsch des Menschen, ein anderer zu sein oder sich anders zu geben, reicht also bis in die graue Vorzeit zurück.


Die Menschen fragten sich: Wie wirke ich auf andere? Es begann die Suche nach dem verloren gegangenen Ich? Dabei spielt die Haut eine besondere Rolle. Sie trennt als letzte, dünne Schicht unser Ich von der Aussenwelt. Ein Grund, warum Menschen aller Völker die Haut als eine Fläche nutzen, auf der sie Ihre Gefühle ausdrücken wollen.

Die Kunst der Körperverzierung hat ihren Platz in den kulturellen und religiösen Riten auf der ganzen Welt.
Man verwendet es auch als Hilfsmittel zur Hexerei und Geister werden durch verschiedene Muster und Farbtöne erfreut.
Traditionell werden Hennamotive an verschiedene Stellen des Körpers aufgetragen. Handrücken, Handflächen, Finger, Füsse und Sohlen.


Der Farbton, den Henna auf der Haut hinterlässt, ist je nach Individuum und Körperstelle unterschiedlich. Bei europäisch heller Haut bleibt die Hennabemalung ziemlich hell bzw. rötlich, bei natürlich dunkler Haut wirkt auch die Bemalung dunkelbraun.

Henna wird aber nicht nur ausschließlich zur Körperbemalung verwendet.

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in einigen Dörfern des Feija-Stammes im marokkanischen Anti-Atlasgebirge noch Gewebe geschaffen, die mit dem pflanzlichen Farbstoff Henna bemalt sind. Viele der Textilien - manche sind über vier Meter lang - gehörten als Wickel- oder Kopftücher zur traditionellen Frauenkleidung, andere Stücke hatten z. T. aber auch rituelle oder magische Funktionen. Im Unterschied zu den in der Region sonst üblichen, vielfarbig gewebten Textildekorationen zeigen diese Arbeiten architektonische Motive, Glücks- und Schutzsymbole oder auch geheimnisvolle arabische und Tuareg-Schriftzeichen, die von Frauen auf das Gewebe gemalt wurden. Die Malereien, die sich auf den großen, ungefärbten Gewebeflächen ausbreiten, sind für das Auge des heutigen Betrachters von atemberaubender Schlichtheit und Expressivität zugleich.

Des weiteren findet man in Marokko in den großen Souks wunderschöne „Hennalampen".

Hier wird mit Henna bemaltes Ziegenleder verarbeitet. Dies wird auf einen Metalldraht gespannt. Die Lampen sind in allen Größen erhältlich: von kleiner Lampe bis zur Stehlampe mit um die 1,00 - 1,50 m Höhe. Die ein wenig bizarr wirken Lampen findet man auch als Wand- oder Deckenlampe.

Der Paradiesbaum der Muslime

Von dem mystischen Tooba-Baum, der in der Mitte des muslimischen Paradieses stehen soll, um den herumzureiten, auch die schnellsten Reiter auch mehr als hundert Jahre brauchen (Koran, Sure 53,14), wird auch angenommen, dass es sich um den Hennastrauch handelt. Der Prophet soll sie auch „Paradieserde" genannt haben. Somit wird auch verständlich, weshalb die Pflanze eine so große Bedeutung in der islamischen Welt hat.

„Henna" ist sogar ein häufiger arabischer Frauenname, mit eindeutig öfterem Vorkommen als Rufname im Vergleich zum indischen analogen „Mehendi".

Höchstwahrscheinlich handelt es sich auch bei den in der Bibel erwähnten „Zyperblumen" um die Hennablüten. Aus dem Alten Testament, im Hohen Lied Salomons, 4.13, geht hervor, dass sie Bestandteil bei der Weihrauchherstellung waren. Anders als bei uns diente Weihrauch in biblischen Zeiten den Frauen, um ihren Auserwählten mit seinem Duft zu betören und ihren eigenen Reizen gegenüber zugänglicher zu machen. So spricht auch der Geliebte die Frau an: „Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born./ Du bist gewachsen wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zyperblumen mit Narden, Narde und Safran, Kalmus und Zimt mit allerlei Weihrauchsträuchern, Myrrhe und Aloe, mit allen feinen Gewürzen...".

Dass die Hennasträucher sehr beliebt in den ehemaligen Lustgärten des Orients waren, erfahren wir in der Anrede der Geliebten an ihren Auserwählten im Hohen Lied 1.14: „Mein Freund ist mir eine Traube von Zyperblumen in den Weingärten von En-Gedi".



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