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#1

Ekstase / Trance:

in Schamanismus: 07.06.2010 21:03
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

SchamanInnen und Ekstase:

Die Ekstase ist das zentrale Element im Schamanismus und die wichtigste Arbeitsmethode
jedes Schamanen. Im Standardwerk über Schamanismus charakterisiert M. Eliade den/die SchamaneIn
als Meister der Ekstase. Aber was heisst das?

Ekstase heisst, ausserhalb stehen. In der Ekstase verlässt der/die SchamaneIn also unsere Alltagswelt,
auch sich selbst. Er oder sie ist ausser sich. Nur, wo denn?

Im Gebiet zwischen den Welten! Im Land der Mythologie!
Er oder sie geht in die dann sogenannte niedere Welt oder die so genannte obere Welt.
Das sind alles Wortbegriffe, welche vielleicht nur noch mehr Verwirrung stiften.
Also versuche ich es noch mit einem anderen Zugang:

Trance und Ekstase meint dasselbe. Dabei ist Ekstase das Wort aus dem spirituellen
oder religiösen Bereich, Trance das Wort aus unserem Alltagsbereich oder dem
medizinisch-psychologischen Bereich.



Den Zustand von Trance haben - in mehr oder minder ausgeprägter Form
- fast alle Menschen schon einmal erlebt. Sie haben dabei gemerkt,
dass sich die gewohnten Massstäbe verschieben, dass die Beziehungen plötzlich anders aussehen
und dass Ideen und/oder Bilder auftauchen, die uns aus dem Alltagserleben nicht bekannt sind.
Dinge, die wir sonst zu kennen glauben, nehmen plötzlich andere Gestalt an
(zum Beispiel wird der Opferstein, der in etwa die Gestalt eines Bären hat,
plötzlich lebendig und beginnt zu tanzen).

Trance erleben wir wie einen hellwachen Traum.
Und wer, wie die SchamaneInnen den Übergang bewusst steuern kann, lernt diesen Übergang
als Pforte zwischen die Welten zu benutzen.

Zwischen den Welten finden wir, gleichsam als Grundlage unter dem Alltagsbewusstsein,
ein Land der Mythologie. Dieses ist einem Labyrinth ähnlich.
Und dementsprechend brauchen wir oft lange und es bedeutet oft ein grosses Abenteuer, es zu durchqueren.
Der Eingang zum Labyrinth wird von einer dunkeln Türe gebildet:
einem Höhleneingang zum Beispiel, einer Quelle, einem dunklen Wald, der Glut eines Feuers oder so.
Dort finden wir den Weg hinein ins Labyrinth. Dieses Labyrinth wird oft als "die niedere Welt" bezeichnet
und enthält unser ganzes instinktives Erbe und alles, was aus unserer Vorgeschichte nie
ganz bis ins Bewusstsein hochgekommen ist.

Wenn wir den Weg durch das Labyrinth gefunden haben, wartet quasi am andern Ende eine helle
Türe, welche wieder aus dem Labyrinth hinaus führt in die Welt der Erleuchtung.


Wir können zwischen den Welten aber auch aufwärts reisen.
Von oben können wir unser Alltagsleben in einem Überblick sehen, wie wir ihn sonst nicht kennen.
Deshalb kommen wir dort ins Land der weisen (manchmal als "göttlich" bezeichneten) Ratgeber.
Hier können wir nach Lösungen für unsere Lebensaufgaben fragen.

Zwischen den Welten können wir aber auch auf dem Boden unserer Erde reisen ohne dass
sich dafür unser Körper bewegt. So können wir zu Auskünften und Erfahrungen über Vorgänge kommen,
die örtlich gesehen eine grosse Distanz zu uns, aber für uns doch eine Bedeutung haben.




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#2

RE: Ekstase:

in Schamanismus: 07.06.2010 21:06
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Die SchamanInnen sind also Meister der Ekstase. Oder in der Alltagssprache:
Meister der Trance.
Ich kenne aber mehr als einen Schamanen, welche es gerade umgekehrt sehen:
Indem sie zwischen die Welten reisen, versinken sie nicht in Trance sondern erwachen
aus der Alltagstrance, in welcher wir alle üblicherweise gefangen sind.

Und das befähigt dann eben, mehr zu wissen als andere und Lösungen für Aufgaben zu finden,
welche uns sonst verschlossen sind. In diesem Zustand sehen wir Vorder- und Rückseite
der Münze unseres Lebens gleichzeitig. Also etwas, was mir im Alltag nicht gelingt.


Nur: wie gelange ich denn dort hin?

Es gibt viele verschiedene Wege zur Ekstase: trommeln, tanzen, singen,
bewusstseinsverändernde Pflanzen oder Pilze und - wenn wir Glück haben
- sexuelle Vereinigung.
Welche Methode wir am leichtesten benutzen um in den Zustand der Ekstase zu kommen,
hängt von der individuellen Veranlagung, der Kultur in der wir leben und wahrscheinlich
auch vom Lebensabschnitt, in dem wir uns gerade befinden, ab.

Eines aber ist klar: im Gegensatz zu gewissen Meditationsformen, welche zwar auch
eine Bewusstseinsveränderung bewirken, ist Ekstase immer
mit absolut hellster Wachheit verbunden
und der Kontakt zur Alltagswelt zwar verändert, aber nicht unterbrochen.




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