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Aus: http://www.joachim-gross.de/de/sib/schamanismus.htm
Schamanismus
Es war immer dem Menschen eigen, nicht nur an die Existenz einer realen Welt,
sondern auch anderer Welten zu glauben.
Eine lange Zeit vor Entstehung des Christentums kam schon bei verschiedenen Völkergruppen
die Idee über eine zusammengesetzte Weltgestaltung auf.
Bei jedem Volk gab es sogenannte Hexenmeister und Kurpfuscher.
Nicht selten sind die Bezeichnungen für diese Hexenmeister nur schwer auszusprechen
und in der Regel nur Fachleuten vertraut, allein das Wort "Schamane" wird in allen Weltsprachen gleich
oder ähnlich ausgesprochen.
Schamanismus haben die Entdecker Sibiriens sowie sich mit Sibiriens Bevölkerung befassende
Anthropologiewissenschaftler (vor allem die deutschen) entdeckt.
Das Wort "Schamane" ist auf das tungusische Wort "Saman", "Haman" zurückzuführen und bedeute
t "rasend", "exaltiert". Schamanen in Sibirien waren zu gleicher Zeit Hellseher, Wunderheiler
und Träger einer ungewöhnlichen Weltanschauung.
Von der Lebensart und vom äußeren her unterschieden sie sich kaum von den anderen Leuten.
Sie betrieben Kunstgewerbe, gingen auf die Jagd und den Fischfang wie die anderen Leute es taten.
Einige Schamanen von heute sind gut ausgebildet und besitzen sogar einen akademischen Grad.
Aber jeder von den Schamanen hat merkwürdige Begabungen.
Jedem Schamanen stehen bestimmte Attribute zu: Ein spezielles Kostüm und Schellentrommeln.
Durch diese Attribute kommt die mystische Kraft eines Schamanen zur Geltung.
Der schamanischen Vorstellungen über das Universum zufolge leben wir in einer mittleren Welt,
außer der es noch eine untere (unterirdische) und eine obere (himmlische) Welt gibt.
Alle diese drei Welten werden durch eine sogenannten Weltbaum durchdrungen,
dessen Wurzeln in der Unteren Welt ihren Anfang nehmen, dessen Stamm durch die Mittlere
Welt läuft und dessen Krone sich in der oberen Welt befindet.
Diese Welten wimmeln von bösen und guten Geistern und ausgerechnet der Weltbaum ist es,
der einem Schamanen zu seiner Reise durch die Welten und zur Herstellung des Kontaktes
zu den Geistern verhilft. Viele Erforscher des sibirischen Schamanismus bemerkten,
daß es neben der Behausung eines Schamanen immer einen Baum beziehungsweise
einen Holzpfahl gibt, der für den Weltbaum steht.
Bemerkenswert ist auch, daß die Schamanen mit peinlichen Korrektheit die Suche nach einer Stelle
für die Behausung und für die Durchführung der Rituale angehen.
Meistens ist es eine Erhebung oder eine energiegeladene Stelle mit einer guten Verbindung zum Kosmos.
Ein Schamane reist durch die Welten und verrichtet einen eigenartigen Tanz, der "Kamlanje" heißt.
Kamlanje ist nichts weiter als eine Übergangsstufe zu einer Art Trance.
Dieser Zustand ermöglicht einem Schamanen verschiedenartige Visionen.
Jedoch ist es nicht mit dem Jogiverfahren oder dem meditieren der Buddhisten zu vergleichen,
da die Reise durch die Obere und Untere Welt gefährlich, ja sogar lebensgefährlich sei kann.
Ein Schamane geht die Kamlanje an, wenn ein kranker Heilung sucht.
Das heißt, man sollte einen bösen Geist von jenseits herausfinden, der die Seele des
kranken Menschen gestohlen hat und dann diese Seele aus dem Bann zu befreien.
Wenn eine Frau lange nicht empfangen kann, steigt ein Schamane in die Obere Welt,
wo auf den Weltbaumzweigen die Seelen der Säuglinge in Vogelgestalten hängen.
So ähnlich ist es auch, wenn ein Mensch beigesetzt wird
- der Schamane begleitet die Seele des Verstorbenen auf dem Weg in die untere Welt,
in das Totenreich und überreicht sie den längst verstorbenen Verwandten.
In den irrealen Welten steht jedem Schamanen Raum für Reisen zur Verfügung, sowie Pfade und Routen.
Diese werden vor den anderen Schamanen geheimgehalten.
Dort hausen außer bösen Geister auch die Geister, die dem Schamanen helfen oder die,
die der Schamane sich unterwirft um eine Ritual durchführen zu können.
Je mehr die Geister dem Schamanen unterworfen sind, desto mehr Chancen hat er den bösen Geist zu bezwingen.
Nicht zuletzt sind da die persönlichen Eigenschaften des Schamanen zu nennen:
Kühnheit, Einfallsvermögen und Geschicklichkeit. Alle Geister verbleiben in einer bestimmten Hierarchie:
je stärker der Geist ist, desto weiter ist er von der realen Welt entfernt, daß heißt,
er befindet sich entweder tiefer oder höher. Deswegen ist es notwendig, mit der Kamlanje sehr schnell zu
beginnen, wenn ein Mensch krank ist, sonst wird die Seele des Kranken zu einem noch stärkeren Geist
getragen und der Schamane wird es schwer haben, diese Seele dem Geist zu entreißen.
Da ist auch der moralisch - ethische Aspekt mit im Spiel.
Nach Ansicht der Schamanen sind die Krankheiten die Folgen eines moralischen Vergehens.
Auf diese Weise läßt der Zusammenhalt zwischen Seele und Körper nach.
Die bösen Geister streben danach die Seele in ihren Bann zu nehmen.
Je schwerwiegender das Vergehen, desto schwieriger ist es, die beeinträchtigte Verbindung
zwischen Seele und Körper wiederherzustellen.
Ein schweres Vergehen verursacht, daß die menschliche Seele von einem sehr bösen Geist gefangen wird,
und nur von einem sehr starken Schamanen wieder befreit werden kann.
Die Gefahr, die auf den Schamanen im Jenseits wartet, spiegelt sich auch im Ritual der Überreichung der Seele
eines verstorbenen Menschen in das Totenreich. Nach Überlieferungen der nördlichen Völker ist es sehr
wichtig sofort die Seele des Verstorbenen unterzubringen, sonst wird sie unsichtbar unter den Verwandten
herumschweben und ihre Energie verzehren, anders gesagt wird sie zu einem "energetischen Vampir".
Um das zu vermieden wird ein Schamane aufgefordert, die Seele des Verstorbenen aufzufangen
und sie in einer extra für diesen Zweck gefertigten Puppe unterzubringen.
Die Puppe wird im Haus einige Wochen lang aufbewahrt, sie hat ihren Platz auf der besten
Stelle in dem Nomadenzelt .Die Puppe wird bestens gepflegt ihr wird Essen angeboten,
man bringt sie abends ins Bett und morgens wird sie wieder an die gleiche Stelle gebracht.
Wenn sich in einem bestimmten Zeitraum in einem Dorf mehrere Puppen zusammengetragen haben,
wird wiederum ein Schamane aufgefordert ein Ritual der Trauerfeier durchzuführen.
Diese Zeremonie ist die Überreichung der Seelen von den Toten in die Untere Welt.
Der Schamane beginnt mit dem Verfahren der Kamlanje und auf der astralen Ebene steigt er in das Totenreich herab.
Dort bleibt er vor der Pforte dieses Reiches stehen, wo er die Stimmen seiner längst verstorbenen
Verwandten zu hören bekommt. Der Schamane klopft und bittet, die von ihm mitgebrachten Seelen hineinzulassen.
Man fragt ihn nach dem Namen und aus welcher Sippe er stammt.
Im Totenreich haben es den Seelen langweilig und sie sind froh, sich mit jemandem unterhalten zu können,
aber ein erfahrener Schamane ist im klaren darüber, daß er von seinen verstorbenen Verwandten
nie losgelassen wird, falls er seinen richtigen Namen nennt
. Deswegen nennt er einen falschen Namen, seine Verwandten halten ihn für einen Fremden und ihr Interesse vergeht.
Nicht selten stellt sich der Schamane als ein Bär vor und sagt etwa:
Da bin ich, der Bär und habe die Seelen der Menschen mitgebracht.
In einem solchen Fall verrichtet der Schamane die Kamlanje als Bär verkleidet.
Dieses Ritual ist nicht der einzige Fall, wenn der Schamane seine List und sein Einfallsvermögen zur Geltung bringt.
Verteidigung der Sippeninteressen, die Sorge über das physische und seelische Wohlbefinden seiner
Verwandten, die Suche nach den besseren Viehweiden für die Renntiere und nach fischreichen Seen
und Teichen verleitet den Schamanen allegorisch zu denken.
Deswegen bedient sich der Schamane öfters Vögel und Tiergestalten während seines mystischen Tanzes
und bei der Verzierung seines rituellen Gewandes.
Während er die Kamlanje verrichtet, ahmt der Schamane sogar Vogelgesang und Tiergeräusche nach.
Man kann sagen, daß solch ein Verfahren dem Schamanen hilft,
sich in die Gestalten von Vögel und Tieren einzufühlen und ihre Eigenschaften auf sich zu projizieren.
Das hilft dem Schamanen die bösen Geister während seiner Reise in die Irrealität zu bezwingen.
Jedoch, um sich seines Sieges sicher zu sein, um sich bestens auf die Begegnung mit
den bösen Geistern vorzubereiten, besitzt der Schamane eine spezielle Ausrüstung.
Ritualkleidung und Schellentrommel mit einem Holzschläger.
Das rituelle Gewand eines Schamanen besteht aus einem Mantel und einer Kopfbedeckung.
Manchmal gehören auch rituelle Schuhe dazu.
Die berühmten Schamanen besitzen bis zu drei Gewänder für jede Welt.
Das Schamanenkostüm ist individuell und es gibt viele Schmuckdetails,
deren Bedeutung nur dem Besitzer des Kleides bekannt sind.
Die sibirischen Völker haben verschiedene Traditionen bei der Verzierung des Schamanengewandes.
Unabhängig davon ist das Grundprinzip der Verzierung bei allen sibirischen Völkern gleich:
das Schamanenkostüm soll einem Vogel ähnlich sein.
Nach dem Schamanenglauben gibt es in den irrealen Welten dichtes Waldgestrüpp,
undurchdringliche Sümpfe, Täler und Seen. Deshalb schmückt der Schamane sein Kostüm mit den
entsprechenden Details. Der Rücken und Brustbereich wird mit Metallscheiben geschmückt.
So kann der Schamane leicht die schlammigen Gebiete der Unteren Welt hinter sich bringen.
Auf der Mütze gibt es gewöhnlich ein Rehntiergeweih.
Die Mütze kann auch einem Taucherschnabel ähneln der Schnabel ermöglicht schnelles Eintauchen
in die Welt der Toten. Der Gürtel ist ein wichtiger Bestandteil des Schamanenkostüms.
Während der Schamane seinen mystischen Tanz tanzt, läßt er seine Helfer das Ende des Gürtels festhalten,
damit sich der Schamane durch die Kamlanje nicht hinreisen läßt und in der irrealen Welt nicht hängen bleibt.
Man kann sagen, daß der Gürtel die Verbindung zwischen der realen und irrealen Welt symbolisiert.
Das Schamanenkostüm ist in der Regel reich an Bildern von verschiedenen Vögeln und Tieren.
Das symbolisiert die Geister, die dem Schamanen unterstehen und zur Hilfe kommen.
Ein Beispiel dazu: Zwei Raben sitzen auf den Schultern von dem starken Schamanen.
Diese Raben sind für die menschlichen Augen unsichtbar und spielen die Rolle eines Spähers.
Wenn es nötig ist, fliegen die Raben weit fort, suchen nach der Seele eines Kranken und nach dem bösen Geist,
der diese Seele gestohlen hat und geben ihrem Herrn Auskunft bezüglich des Ortes, wo sich der böse Geist versteckt.
Die Metallscheiben auf dem Schamanenkostüm symbolisieren Seen, wo die Vogelgeister zu Hause sind.
Die Punkte auf den Scheiben symbolisieren das Futter für den Vogel.
Die Schamanen von Tuwa nähen an die Ärmel einen Streifen Luchsfells dazu, das symbolisiert die Gewandtheit
und Kraft der wilden Katze. Das Schamanenkostüm hat sehr viele bunte Bänder und Schnürchen.
Während des Tanzes bilden sie eine Illusion der Flügel eines Vogels.
Die Bänder haben auch ihren magischen Inhalt. Kurze Bänder befinden sich im rechten Teil des Kostüms
und spielen die Rolle der Schlangen: böse Geiste haben große Angst vor Schlangen.
Unter den kurzen Bändern sind lange Bänder mit Spitzen enden das sind so genannte "schießende Schlangen",
denn die spitzen Enden spielen die Rolle von Pfeilen. Das Schamanenkostüm enthält auch viele Glöckchen
und metallische Sachen. Während des Tanzes bilden sie eigenartiges Klingeln und Pfeifen und die Illusion
des Fluges wird verstärkt. Abgesehen davon, daß das Schamanenkostüm einem Vogel ähnlich sein muß,
gibt es noch einen kennzeichnenden Zug, der allen Schamanenkostümen in Sibirien eigen ist.
Das sind die ungewöhnlich grellen Farben des Schmucks. Hier muß man sich erinnern,
daß sich die sibirische Landschaft nicht gerade durch grelle Farben auszeichnet.
Es gibt entweder gelb - grüne Farben im Sommer oder die Schattierungen von weiss und grau im
langen Winter. Deswegen schon schockiert das äußere eines Schamanen die Zuschauer und versetzt
sie in Angst, wenn sie sich das Schamanenmysterium ansehen.
Aber das Schamanenkostüm ist nicht ein unbedingtes Schamanenattribut.
Einige Schamanen vollführen ihre Rituale in ihren alltäglichen Kleidern.
Es gibt doch ein Attribut, das jeder Schamane ohne Zweifel besitzt. Es geht um die Schellentrommel.
Die Schellentrommel erfüllt viele Funktionen: die eines Schutzschildes,
einer Waffe für die Attacken und eines Transportmittels.
Die Hauptfunktion ist die Helfer (gute Geister) zu versammeln.
Mit oftmaligen und lauten Schlägen regt der Schamane die guten Geister an und vergibt die Aufgaben.
Die Trommelsprache ist die Sprache die der Schamane und gute Geister gemeinsam verstehen.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen vom Einfluß der Schellentrommel auf den menschlichen Bewußtsein
sind sehr interessant. Es gibt die Meinung, daß die Schamanen eine Resonanz zwischen den Schlägen
der Schellentrommel und den Herzschlägen erreichen. Auf solche Weise führt der Schamane
sich selbst und die Zuhörer in die Trance.
Bei diesem Phänomen gibt es noch viel Unbekanntes für uns, aber in der modernen wissenschaftlichen
Literatur kann man schon die Überlegungen über die Veränderung des Bewusstseinszustandes
(wenn ein Mensch verschiedene irreale Erscheinungen sieht) treffen.
Trotz ihrer äußerlichen Einfachheit hat die Trommel etliche Fertigungsbesonderheiten.
Für den Rand wird nur Lärchenholz, für den Bezug entweder Steinbockleder (bei Tuwiner)
oder Renntierleder (bei nördlichen Vollkern) angewendet.
Der Griff wird in Kreuzform gefertigt, öfters einem Vogel nachgeahmt.
Zuweilen sind auf der Schamanentrommel hervortretende Stellen zu sehen,
wodurch die Trommel geschliffene Umrisse bekommt.
Die Menge von diesen Umrissen spricht von der Kraft eines Schamanen.
Viel Aufmerksamkeit wird von Schamanen der Fertigung und dem Schmuck eines Schlegels geschenkt.
Der Schlegel ist üblicherweise 30 - 32 cm lang, der funktionierende Rand ist etwas gebogen
und mit Pelz gefüttert. Der Schlegel ist aus Birkenrinde hergestellt, andernfalls
wird ein bißchen Birkenrinde an den Griff angebunden.
Nördliche Völker (Keten, Evenken) haben statt Holzschlegel eine Bärenpfote gebraucht.
Es wird angenommen, das ein Schamane nicht mehr als drei Trommeln haben darf. Falls die dritte Trommel bricht,
bedeutet es das Vorzeichen des baldigen Todes des Schamanen.
Die Schamanenzauberei ist eine komplexe rituelle Handlung mit theatralischen Kultbräuchen,
mit Anwendung von Worten, Musik, Gesang, Darstellung, Wohlgerüchen und Rauch.
In der Regel sind die Schamanen gute Meister in Wort: Dichter, Sänger, Improvisatoren.
Sie besitzen das Können Volkskunst vorzuführen, und sie sind gute Schauspieler.
Einst haben die Ethnographen, Wissenschaftler aus Nowosibirsk Kassetten ausgegeben,
um epische Sagen eines bekannten evenkischen Schamanen aufzunehmen,
- im Gedächtnis dieses Schamanen waren wesentlich mehrere epische Gedichte als alle Poeme
von Homer enthalten. Bis bei sibirischen Völkern Schriftsprache entwickelt worden war,
trugen die Schamanen epische Volkskunst, die das geschichtliche Gedächtnis eines Volkes widerspiegelte.
Die genannten Schamaneneigenschaften ließen verschiedene llusionstricks, Kunststücke und Spiele vorführen,
dafür bezeichnete man die Schamanen als Betrüger und Scharlatane. In ethnographischen Schriften 19.
- Anfang 20. Jahrhunderts finden wir viele Beschreibungen von verschiedenen Schamanentricks.
Der bekannte tuwinische Schamane Doktor der Geschichte erzählt in seinem Buch
"Die Schamanen von Tuwa" über folgende Wirkungen und Umgestaltungen von Tuwa
- Schamanen in Vergangenheit: Schamane Dongak Kajgal war dadurch bekannt,
das er in sich selbst aus dem Gewehr schoß und die Kugel aus dem Mund ausspuckte.
Dabei blieb er am Leben und die Wunde schloß sich vor den Augen des verwunderten Publikums.
Nach dem Wunsch des Schamanen Khuren - Ool wuchsen ihm auf den Schultern zwei Zuerbelkiefern,
dem Ojun - Kham -Ool anschien das dritte Auge, der Khuren - Ool verschluckte eine Axt,
und er konnte sich in eine Schlange oder in einen Bären verwandeln, die Schamanin Tokpan verwandelte
sich in einen schwarzen Raben. Die Schamanin Tschyrtak konnte den Blitz hervorrufen,
um jemanden zu heilen, oder um den Beteiligten zu bestrafen.
Die Nordschamanen waren auch dank ihren Kunststücken bekannt.
Aber besonders interessant ist, daß der Tuwa - Schamane Mongusch Kenin
- Lopsan mit dem Stolz im Jahre 199 gesagt hat: "Schamanen sind wunderbare Trickser und IIusionisten."
Aber die Schamanin Nadeshda Stepanowa aus Buratien (1999, Ulan - Ude)
haben wir mit dem Wort "Kunststücken" beleidigt.
Und es scheint uns, daß sie sich verletzt fühlte, denn sie behauptete daß,
es in den Schamanentaten keine Tricks gibt.
Aber die Kunststücke und Blitzhervorrufen sind mehr die Ausnahmen in der Arbeit von Schamanen.
Das Hauptziel des Schamanenrituals ist den Menschen zu helfen, sie zu heilen.
Das eine wichtige und schöne Aufgabe. Trotzdem wollen nicht alle Schamanen sein.
Die Menschen gaben sich viel Mühe seine Fähigkeiten und Begabungen zu verheimlichen.
#Das ist wahrscheinlich mit der sogenannten "Schamanenkrankheit" verbunden, die der Epilepsie ähnlich ist.
Der Buddhist bekommt die Einsicht (das heißt er kann sich mit der irrealen Welt unterhalten) infolge
seiner langjährigen Arbeit und Meditation. Zu einem Schamanen hingengen wird man ganz unerwartet:
die Geister beherrschen das Bewußtsein. Die Geister finden den Kontakte mit den Menschen selbst.
Man sagt, daß es die schwerste Zeit im Leben vom Schamanen sei. Der Mensch entscheidet selbst,
ob er mit den Geistern in den Kontakt treten will. Wenn er aber auf diesen Kontakt verzichtet,
bekommt er eine Seelenkrankheit oder stirbt. Deshalb, wie schwer die Schamanenkrankheit auch immer ist, #
nimmt der Mensch die Herausforderung der Geister an.
Die Verwandten spielen dabei eine große Rolle. Ein Beispiel dazu: Wenn die Verwandten das
merkwürdige Benehmen des jungen Menschen oder manchmal sogar des Kindes bemerken
(das Kind verläßt das Haus für viele Tage, geht in die Taiga oder Tundra, und fügt sich selbst Verletzungen zu),
laden sie einen richtigen Schamanen ein. Der Schamane führt ein Weihe Ritual durch.
Der junge Schamane bekommt eine Trommel und tanzt den Schamanentanz.
In der gemeinsamen Trance lehrt der Lehrer seinen Schüler die irreale Welt,
ihre Wege und Richtungen. Die Trance kann von ein paar Tagen bis 2 - 3 Wochen dauern.
Wenn es in der Sippe Schamanen gab, wird der junge Schamane stark sein.
Ein schwacher Schamane kann nur wahrsagen und sich selbst heilen.
Die Schamanengabe wird in der Regel vom Großvater zu dem Enkelsohn weitergegeben,
die Geschichte kennt aber auch die Schamaninnen.
Während die einfachen Leute das Essen (Fisch, Beeren, Fleisch) für lange Winter vorbereiten, ist der Schamane gezwungen
die umliegenden Dörfer zu besuchen und den Einwohnern zu helfen.
Deshalb waren die Schamanen oft auf den kalten Winter nicht vorbereitet.
Die Schamanen waren niemals reich.
Die Geldsumme, die sie von den Verwandten der Kranken bekamen, war oft sehr niedrig.
Die Schamanenarbeit wurde sehr selten hoch bezahlt.
Wenn das passierte, erinnerte sich der Schamane an diesen Fall noch lange.
Mongusch Kenin - Lopsan beschreibt solch einen Fall in seinem Buch und betont die
Großzügigkeit der Geschenke: Im 19. Jahrhundert konnte ein Lama eine kranke Frau nicht heilen.
Der Lama wendete sich an die Schamanin Tschyrtak - Ool. Die Schamanin führte ein Ritual durch und bat
die Kranke, auf ein anderes Bett zu liegen. Das Bett stand in der anderen Ecke der Jurte.
Alle Einwohner mußten die Jurte verlassen. Die Schamanin selbst bestieg ihr Pferd,
und verschwand hinter dem Berg. Plötzlich erschien eine Gewitterwolke und der Blitz schlug in die Jurte ein.
Die Verwandten kehrten in die Jurte zurück und sahen, daß das Dach über dem Bett und das Bett,
wo die Kranke lag, völlig verbrannt war. Die Kranke saß schon auf dem anderen Bett.
So wurde die Frau mit Hilfe des Blitzes geheilt. Der Lama wollte sich vor Tschyrtak -
Ool bedanken, und schenkte ihr ein Pferd, ein Schaf und weißen Filz.
In einigen Perioden der russischen Geschichte, war es gefährlich Schamane zu sein.
In den ersten Jahrzehnten der Sowjetmacht wurden tausende von Vertretern der sibirischen Völker
in Schamanei beschuldigt, verhaftet und zum Tode verurteilt.
Bis zu dieser Zeit standen die Schamanen unter dem starken Druck von der Seite
der russisch orthodoxen Kirche und später von der Kommunistischen Partei.
Die ganze schamanistische Praktik ist auf der Überzeugung gebaut, daß die ganze Welt von den
Geistern mit verschiedenen Funktionen besiedelt ist.
Die Geister sind mit der Taiga, dem Wasser, den Bergen, der Erde und dem Feuer verbunden.
Und so entsprechend heißen die Geister: Feuergeist, Wassergeist u.s.w.. Alle Geister übten
einen großen Einfluß auf das Leben, Wohlsein, Wirtschaft und Gewerbe aus.
Wie die Geister aussehen, erfahren die Menschen in den Träumen, besonders in den Schamanenträumen.
Die Schamanen erzählen den Verwandten und Bekannten ihre Träume.
Diesen Erzählungen nach schnitzen die Handwerker kleine Geistfiguren aus.
Alle sibirischen Völker teilen die Geister in gute und böse ein. Böse werden diejenigen genannt,
die den Menschen nicht gehorchen, und man machte keine Götzen von diesen Geistern.
Der Götze ist keine Darstellung eines Geistes, sondern ein Behälter, Körper oder Wohnraum des Geistes.
Krankheiten bei Menschen werden von Schamanen dadurch erklärt, daß ein bestimmter Geist es
einem Menschen etwas übelgenommen hat und er nun wünscht, daß sich der Mensch um ihn kümmert.
In diesem Fall befiehlt der Schamane einen Götzen anzufertigen.
Während die Zauberei fängt er den Geist und sperrt ihn in den Götzen ein.
Der Mensch muß dann lange Zeit (sogar nach der Genesung) diesen Götzen mit dem Geist "füttern"
- er stellt das Essen vor den Götzen. Es wird angenommen, daß jeder Geist einen schwierigen
Charakter hat, sogar ein guter Geist hat negative Eigenschaften. Darum "reinigt" der Schamane
den Geist von negativen und schädlichen Eigenschaften vor der Unterbringung im Götzen.
Wenn eine negative Eigenschaft des Geistes vom Schamanen unbemerkt bleibt,
wurde der Mensch lange Zeit nicht gesund. Unabhängig davon, wie tüchtig er sich um den Götzen kümmert.
So hat man langweilige Krankheit erklärt.
Unter den Geistern gibt es keine strenge Hierarchie und Rangordnung. Man muß auch die obere (himmlische)
und untere (unterirdische) Welt als Paradies und Hölle im Christentum wahrnehmen.
Die Weltanschauung von Schamanen ist sehr kompliziert und flexibel.
Sibirische Völker wurden immer von Nachbarkulturen beeinflußt, darum wurde ihre Weltanschauung ergänzt
durch Elemente, Symbole und Allegorien aus anderen Religionen und Traditionen.
Zum Beispiel: an der Kleidung eines evenkischen Schamanen vom Unteren Amur können wir
ein Drachenornament sehen, aus einem alten chinesischen Mantel ausgeschnitten.
Nördliche Schamanen von Jakutien haben viel von der orthodoxen Kirche angenommen.
Die Farbenpalette, Schmuck von Schamanen aus Tuwa und Burjatien fallen mit traditionellen Farben
des Buddhismus zusammen. Diese Beispiele zeigen, wo die Schamanen die Ideen für die
Lösung des Hauptprinzips ihrer Kleidung und des Inhalts ihrer Weltanschauung genommen haben,
und zwar - Grellheit und Rätselhaftigkeit.
In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts war der sibirische Schamanismus im Aufschwung,
was bestimmte Erklärungen hat. Erstens stürzte die kommunistischen Ideologie,
die alle Volksglauben und Religionen verbot. Beeinflußt hat auch die gesamte Atmosphäre im Staat
- Suche nach neuer politischer Gestaltung - jedes Volk, jede Nationalität strebte nach
politischer Souveränität, das bedeutete die Wiedergeburt der traditionellen Volkskultur.
Mit Hilfe von Schriften erinnerten sich die Leute an Feste und Bräuche und riefen sie ins Leben zurück.
Legal und offen wurden Schamanenritualien durchgeführt, in einigen Republiken (Tuwa, Burjatien)
entstanden Schamanenvereinigungen, deren Tätigkeit auf die Ausbildung von jungen Schamanen
ausgerichtet ist, so wie dem Kampf gegen Leute, die sich Schamanen nennen, aber diese Gabe nicht haben.
Gesundheitsministerien dieser Republiken erlauben den Schamanen ärztliche Praxen zu haben.
Das heiß, der Schamanismus ist heute als eine der nationalen Religionen gleich wie das Christentum,
der Islam und Buddhismus anerkannt. Gespräche mit heutigen Schamanen sind sehr interessant,
spannend und im bestimmten Sinne lehrreich. Infolge ihrer Ausbildung und hohen Kultur
fassen sie auf verwunderliche Weise die traditionellen Ansichten der Menschen über die Natur
in der Sprache der modernen Wissenschaft. Auch in Fragen von Ethik und Moral,
schonendem Umgang mit der Natur - so kann man die Hauptrichtung von Gesprächen und Bräuchen
heutiger Schamanen bezeichnen sind sie kompetente Ansprechpartner.
Dazu zeigen sie erstaunliche Fähigkeiten zum Hellsehen.
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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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