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#1

Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 03:55
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Seelenfilter:

bist du Maske oder Spiegel?
bist du Larve oder Siegel?
Seh ich mich in dir
oder
siehst du dich in mir?

Entwickelt euch ihr Herzensaugen,
die allein zum Sehen taugen!
Schaut hinter Maske, Spiegel
erlöst der Seele Siegel!


(WhiteRaven, 2.9.2003)

*

Wahre Liebe ist nicht davon abhängig, ob sie erwidert wird.
Sie ergießt sich unablässig über alle und alles in Ihrem Wirkungskreis
und findet innere Erfüllung in diesem Akt des Selbstausdruckes.
Denn Liebe ist Ihre eigene Freude. Sie entsteht aus einer unerschöpflichen
Quelle und braucht nichts weiter um zu wachsen,
denn sie bezieht das Wasser ihrer Erneuerung aus einem Brunnen, der unbegrenzt ist.

(H.K. Challoner)

*

Herr der Moleküle

Ein Gedicht über Ursprünge:

In formalen, molekularen Gärten
stiegen du und ich empor
(Fäden von Bewusstsein,
verwoben
mit mentalem, altem Blut) ?
Wie lange verweilten wir
am Tor zur Welt,
während unsere Geschichten
unsere Bilder in den Kokon
der Zeit einspannen?

Erinnern unsere Atome sich an ihre Pilgerreise
auf sanftem Molekülpfad ?
Bewegten sie sich Zoll für Zoll einst,
erklimmend kühle Träume von Reptilien,
um Sonnenlicht
auf prähistorischem Fels zu finden?
Denn heute formen
Ihre Wissenswelten unser Fleisch,
und unser Menschsein ist ein Geschenk
zahlloser
mikroskopisch kleiner Spender.

Wenn Gott in allen Dingen ist,
dann ist jedes der Atome meines Körpers göttlich;
eine kleine Gottheit in einem zellularen Königreich,
wie der Himmel unsichtbar;
Elektronen kreisen rasend schnell
in Galaxien winzig klein
in meinem Fleisch,
jeder Zoll dick wie die Ewigkeit,
wie die Planeten wohl geordnet.

Oder haben wir verweilt
in Himmeln winzig klein,
zufrieden in einem Rahmen der Vollendung,
der klein und doch unendlich war;
eins mit dem, was wir einst waren,
in kleinen Universen eingeschlossen –
wir alle einst Atome –
in süßer und spontaner
Ordnung sicher ?
War das der Garten Eden –
eine innerliche Landschaft perfekten Funktionierens,
ein jeder von uns kreisend um einen göttlichen Kern,
zeitlos, noch vor der Weltenschöpfung?
Unsichtbare, stille Götter waren wir vielleicht,
wirbelnd in unseren perfekten Welten,
Atome voll Persönlichkeit, deren Träume
schließlich auch als Bilder Ausdruck forderten.

Wenn dem so ist, welch überwältigende Unschuld
Hat unsere ewige Bewegung angetrieben,
als ob gefüllt mit dem Gewicht
gewaltiger Wahrscheinlichkeiten;
zusammen wögen wir
eine Million mal weniger
als eines fliegenden Vogels Feder,
und dennoch trüg’ ein jeder
aller möglichen Welten Last,
die verborgen in der Dunkelheit in uns wirbelten
und gegen unsere Perfektion sich stemmten
und mit kraftvollen Stimmen sängen,
verlangend nach der Unabhängigkeit des Seins,
flehend um das Recht des Fehlerhaften ?
Wie lange hielt sich wohl
die Exklusivität der Perfektion,
bevor die sehnende Wucht
aller wahrscheinlichen Welten durchbrach
und so der Götter Träume
Befreiung endlich zuließ ?

Oder mischten sie
(oder wir, wenn wir sie waren)
Vollkommenheit mit Unvollkommenheit,
das Ganze mit dem Unvollständigen,
zu einer göttlichen Mixtur,
in der die Sterblichkeit geboren wurde ?

Weilten jene Wesenheiten
in einer ungeteilten Existenz,
massenlos und doch
so machtvoll,
dass ihre Träume gipfelten
in einer Kreativität,
die nachstehend ihrer eigenen nur,
in welcher sogar Makel
sich zeigten in perfekten Licht,
in der des Ganzen Wissen
verborgen war in jedem
unvollkommenen Teil,
und jedes einzelne Fragment
ein Zentrum auch der Ewigkeit enthielt ?


(Jane Roberts)

*

Für die Meditation über das Erd-Element:

Erde, ich spüre dich,
Leise berühr ich dich,
Fühl' neu den Menschenfuß,
Hör meinen Liebesgruß:
Trägst mich bei jedem Schritt,
Trägst meine Last noch mit.
Gibst mir die Heimat hier,
Erde, ich danke Dir!

(Hedwig Diestel)

*

Hätten Zehen Augen:

Hätten Zehen Augen,
dann könnt' ich sehen
wie meine Füße wissen, wohin sie gehen müssen,
doch Zehen sind ja blind.
Wie kann meine Zunge Worte sprechen,
die sie nicht hören kann ?
Auch wenn begabt mit Eloquenz,
so ist die Zunge dennoch taub,
und tonlos ist ihr Flattern.

Hätten Zungen eigene Gehirne,
dann könnte ich verstehen,
wie sie ganz ohne Bildung rechnen können
oder auch Sätze sprechen,
ohne Grammatik je gelernt zu haben.
Und wer hat meinen Fingern beigebracht zu schreiben ?
Denn wenn ich schreibe,
formen sie die Zeichen,
als ob gelesen sie ein Rechtschreibbuch,
als ob studiert die Wörter.

Ehrenwerte Männer und Gelehrte sagen uns,
dass das Gehirn Botschaften überträgt
und jedem Körperglied mitteilt,
was es zu tun hat,
sodass zu denken es erschaffen wurde.
Wie weiß es aber, was Gedanken sind,
wenn ein Gedanke
von ihm zuvor niemals gedacht ?
Und warum schreit die neue Zunge,
wenn sie nicht hört den vorgebrachten Ton
und taub nur hängt im neuen Mund ?
Wodurch wird sie bewegt ?

Doch sind wir außer Fleisch nichts anderes
und Fleisch aus Molekülen nur besteht,
wie weise sind dann wohl Atome,
die zu gehen sich selbst zeigen,
und stumme Ohren Wörter hören lehren,
die sie nie selber sprechen können.

Der Urgedanke...

Vergessen habe ich,
wie groß mein Schreck wohl war,
als mein Gehirn zum ersten Mal
entdeckte den Gedanken
und dreiste, neue Moleküle
sich auf die Suche
nach Sätzen machten.
Und alle meine Zellen,
noch kindlich und unwissend,
erhoben ihre Häupter und reckten sich,
als die ersten Meldungen
wartende Chromosomen weckten.

Mein Urgedanke hat sich wohl
gebahnt durch unberührte, geistige Stille,
und aufgeweckt durch leises Klingeln
hat er Millionen von Neuronen,
die bis dahin nur gedöst,
mit den ersten Funken,
die auch das winzigste Atom erreichten,
verborgen in der neuen Hornhaut
meiner erstmals offenen Augen.

Magisch ist der Urgedanke,
nicht das erste Wort;
stumm und doch auch kräftig
elektrisiert der Urgedanke
noch ungeschriebene Moleküle,
als ob Biologie
aufs Neue göttlich wird,
angesammelte Partikel belebten Staubs,
durchdrungen mit des Menschen
geistigen Eigenschaften.

Nicht nur der Nahrung,
auch des Gedankens
erster süßer Duft lockt uns,
nährt das Mark unseres Seins
und schickt uns forschend auf
neurale Pfade,
um Sinn zu suchen.

Als mein Gehirn zum
ersten Mal durchbrach die Stille
und goldne Silben plötzlich in
meinem Schädel wisperten -
wie überbrückten dann die
Zellen des Gehirns den Graben,
den Chemikalien die Gabe
des Gedankens schenkend ?

(Jane Roberts)

*


Lichtflug:

Meine Feuer leuchten hell.

Auf den Schwingen des Sturms

gleite ich über Ozeane,

singe von gewonnen Schlachten

und eroberten Schätzen.


Neue Widerstände bauen sich auf

doch ich fürchte sie nicht,

zu groß der Lohn, der mich erwartet.

Warten, beobachten, forschen,

finden, erkennen.

Gleissendes Licht, leuchtende Augen,

Sinnfindung.

(Leah ... März 2007)

*

Der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836), der auch Goethe
und Schiller behandelte, dichtete 1836 auf dem Sterbelager seine
berühmten "Lebensregeln", in denen er über das Wasser-Element schreibt:

Das zweite ist das Wasserreich,
Es reinigt dich und stärkt zugleich.
Drum wasche täglich deinen Leib,
Und bade oft zum Zeitvertreib.

Das Wasser ist der beste Trank,
Es macht fürwahr dein Leben lang,
Es kühlt und reiniget dein Blut
Und gibt dir frischen Lebensmut.

*

Minze:

Auf grüner Wiese glänzt,
im warmen Schein
der Sonne lichtes
Funkeln.
Scharfsüßer Duft
aufsteigt aus
hunderten Kräutern:
Die Elfe tanzt.
Liebliches Wesen,
Sonnenlicht durch
schlanke, zarte
Glieder strahlt.
Geist der Minze mich erfüllt.
Nah bist du mir,
umschwebst mich sanft,
heilst mich durch
das Schwingen
deines Duftes.

(© Goliard)


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#2

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 04:04
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Der Karneol:

Ein feuerlebendiger Venussohn,
der in guten, glücklichen Stunden geboren,
hellglühend wie heißer Minne Lohn.
Er kräftigt das Herz und stärkt das Gemüt,
dass es neu im Leben und Lieben glüht.

(Theodor Körner "Die Monatssteine")

*


Meinem liebsten Aaron gewidmet:

Suchen und Finden:

"Auf meinem Lager des Nachts, suchte ich den Liebsten meiner Seele.
Ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht.

So will ich den aufstehen und durchstreifen die Stadt, die Gassen und Plätze;
ich will suchen den Liebsten meiner Seele. Ich suchte ihn doch ich fand ihn nicht.

Es trafen mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt "
Habt ihr ihn gesehen, den Liebsten meiner Seele"?

Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich den Liebsten meiner Seele.
Ich hielt ihn fest und ließ nicht von ihm, bis ich ihn brachte ins
Haus meiner Mutter, in die Kammer derer die mich gebar.

Ich beschwör euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen und Hirschen der Flur;
Weckt nicht auf und stört nicht die Liebe, bis daß es ihr selber gefällt.

(Aus dem Hohelied)


Alchemie der Liebe:

Das Zusammentreffen von zwei Persönlichkeiten, ist wie eine Mischung
zweier verschiedener chemischer Körper.
Tritt eine Verbindung ein, so sind beide gewandelt.

(C.G. Jung)

In Liebe Schechina



*

noch immer:

sei stark !
die wölfe lauern noch immer.
auch wenn du die rote kappe schon lange abgelegt hast,
sehen sie dich noch immer als gefundenes fressen.

wehre dich!
die großmütter warten noch immer.
lass dich nicht von müttern auf wege schicken,
die du gar nicht gehen willst.

sei mutig!
die jäger gibt es noch immer.
obwohl du deinen weg auch alleine kennst,
bieten sie dir ihren schutz an.

mach die augen auf!
die blumen blühen noch immer.
pflücke sie und trinke den wein
nur zu deinem spaß

sei frei!
lass die wölfe verhungern,
die großmütter warten,
verjage die jäger.
aber pflücke die blumen.

- Lobelia -

*

Die Ameise:

Es richtete sich eines Tages vor mir auf die Ameise und sprach:
"He du, halt deinen mächtigen Fuß zurück,
der über mir just schwebt.
Halt ein, ich bitte dich.
Vor deinem nahenden Schatten bin ich davongerannt,
im Zickzack atemlos geflüchtet vor dem gewaltigen Schritt,
doch scheint’s, du stellst mir nach.
Warum auch würdest du sonst kreuzen
meinen abgeschiedenen Pfad,
wo dir doch alle Dimensionen offen stehen?
Würdest du in deiner Gnade den sich senkenden Fuß
ganz sacht um einen Zoll
nach links oder auch nach rechts verschieben,
denn wenn er fortfährt wie begonnen,
wird dieser Schrei
bestimmt mein letzter sein."

Staunend hielt ich inne.
"Würdest du", fragte die Ameise,
"deinen Fuß gänzlich zurückziehen, Herr?
Verzeih mir meine Unruh'.
Doch hat meine ängstlicher Geist vergessen
wie man sich bewegt; ich fürchte,
in einer Stimmung göttlicher Zerstreutheit
entfesselst du vielleicht
die Kräfte deines mächtigen Gewichts
und lässt herunterfallen ohne Absicht deinen Fuß.
Doch leider wär' für mich
der Ausgang gleich:
als ob mit Vorsatz umgebracht.

Natürlich fühle ich mich geschmeichelt,
das Interesse eines Gottes zu erwecken,
doch ist der Gehsteig gegenüber größer
und ich nehm' an, dass du ihn wohl
für deine nächste Reise hier vorbei
viel angebrachter findest,
doch bin ich jetzt noch zu verängstigt,
um mich aus deiner Sicht zu rühren.
So sprich. Was soll nun aus mir werden?
Ich kann mich nicht bewegen.
Dein Wille soll geschehen."

Ich lächelte und trat beiseite.
Die Ameise erhob sich zitternd, verneigte sich und floh,
indem sie über ihre Schulter
nervös Hosiannas plapperte.
Ein dicker Ast,
um mich zu töten schwer genug,
fiel plötzlich
neben mir zu Boden.
Nur einen Zoll näher
und ich wär' tot gewesen.

(von Jane Roberts)

*

119

Ach, du Siebensinnige,
kamst und gingst, hierher, hinfort
Behütet reigen weiter dort,
wer du bist, die lila Augen.
Märchen, sagen, Fabeln....
Sagen sind doch viel gesagt, geschrieben.
Auch sonst gesagt die ganze Welt-
Lila Blick aus braunen Augen,
will mich nicht gefangen machen,
(gefangen-befangen-verfangen, gefangen)
freit die Welt.
Friere Früchte geb ich Dir;
trocken trügt der Mitte Samt.
Meist Worte trügen samt und sonders:
a. Welche Farben haben Deine Augen
b.Trockenobst verfroren dort
c. unverfroren in der Mitte
Welchen Sinn das Versen schmiedet,
birgt der Welt ein Tausendschön
mir, dir unser aller ich
antastbar, bloß-vielleicht auch nicht.

von meinem lieben Freund
ZaunköniG


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#3

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 04:09
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Elysium:

Uns gaben die Götter
Auf Erden Elysium!
Wie du das Erstemal
Liebahnend dem Fremdling
Entgegentratst
Und deine Hand ihm reichtest,
Fühlt' er alles voraus,
Was ihm für Seligkeit
Entgegen keimte!

Uns gaben die Götter
Auf Erden Elysium!
Wie du den liebenden Arm
Um den Freund schlangst,
Wie ihm deine Brust
Entgegenbebte,
Wie ihr, euch rings umfassend,
In heil'ger Wonne schwebtet,
Und ich, im Anschaun selig,
Ohne sterblichen Neid
Daneben stand!

Uns gaben die Götter
Auf Erden Elysium!
Wie durch heilige Thäler wir
Händ' in Hände wandelten,
Und des Fremdlings Treu
Sich euch versiegelte,
Dass du dem Liebenden,
Stille Sehnenden,
Die Wange reichtest
Zum himmlischen Kuss!

Uns gaben die Götter
Auf Erden Elysium!
Wenn du fern wandelst
Am Hügelgebüsch,
Wandeln Liebesgestalten
Mit dir den Bach hinab;
Wenn mir auf meinem Felsen
Die Sonne niedergeht,
Seh' ich Freundegestalten
Mir winken
Durch wehende Zweige
Des dämmernden Hains;

Uns gaben die Götter
Auf Erden Elysium!
Seh' ich, verschlagen
Unter schauernden Himmels
Oede Gestade,
In der Vergangenheit
Goldener Myrtenhainsdämmerung
Sie an deiner Hand;
Seh' mich Schüchternen
Eure Hände fassen,
Bittend blicken,
Eure Hände küssen –
Eure Augen sich begegnen,
Auf mich blicken;
Werfe den hoffenden Blick
Auf sie; sie nähert sich mir,
Himmlische Lippe!
Und ich wanke, nahe mich,
Blicke, seufze, wanke:
Seligkeit! Seligkeit!
Eines Kusses Gefühl!

Mir gaben die Götter
Auf Erden Elysium!
Ach, warum nur Elysium!


Lieben Gruß,

- Aaron -


*


Die Wünschelrute:

Die Wünschelrute brauchens voran,
die sie haben um St. Johann.
Von wilder Haselstauden zwar
und gewachsen ist dasselbig Jahr,
die zoberst hab ein Gäbelein,
dabei man sie kann halten fein,
zu jedem Erz besonderbar.
Die Ruten schneiden nehmens war
der Tagen und Planeten Stund
vermeinen deß zu haben rund.

Gedicht von Hans Rudolf Räbmann aus dem Jahre 1605,
in dem genau beschrieben wird, wie eine Wünschelrute beschaffen zu sein hat.


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#4

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 04:22
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Weiße Seerose

Im waldgeschützten Grunde ein stiller Weiher ruht,
von Abendsonnenstrahlen glimmt rosigroth die Fluth,
viel breite glänzende Blätter, die schwimmen auf dem Teich
und träumend schließt die Krone, die Wasserrose bleich.

(Franz von Gaudy 1800-1840)

*

Die Kraft, das Weh im Leib zu stillen,
verlieh der Schöpfer den Kamillen.
Sie blühen und warten unverzagt,
auf jemand, den das Bauchweh plagt.
Der Mensch jedoch in seiner Pein,
glaubt nicht an das, was allgemein
zu haben ist. Er schreit nach Pillen.
Verschont mich, sagt er, mit Kamillen,
um Gottes willen!

(Karl Heinrich Waggerl)

*

Schönheit:


Licht verdichten

Farben formen

Klänge lichten

Worte dichten



Ich bin Licht bin Klang

geformte Farbe

Wort im Raum

Gedicht Gottes farbiger Gesang


(WhiteRaven, 15.7.08)

meinem Freund gewidmet, dem Künstler, Maler, Dichter, Sänger


*

Rittersporn:

Als Georg mit dem Drachen focht,
da hat der Wurm es noch vermocht,
dass er ihm mit dem letzten Biß
das Sporenrad vom Stiefel riß.

Der Heilige, so arg versucht,
hat nicht gelästert, nicht geflucht,
und dafür wuchs, zu seinem Ruhme,
aus jenem Sporn die blaue Blume.

(Karl Heinrich Waggerl)


*

Seelenruhe:

Verständnis
streichelt die Seele
hebt sie auf Stufen
der Zuversicht

entschleiert
verbannt
Trübes.

(Sir Aaron)


*

Und so zog ich Kreis' um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk
zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze:
Schwarz und stürmisch war
die Nacht.

(Johann Wolfgang von Goethe
1749-1832 Aus dem Gedicht
"Der Schatzgräber")


*

Dieses Gedicht ist in mir am 3.3.2004 entstanden,
ich bin heute wieder draufgekommen und finde es schon
sehr bemerkenswert und zukunftsweisend,
dazu muß ich sagen, meist dichte ich nicht, sondern es fließt ruck zuck
aus mir heraus, wenig ist dann noch zu verbessern oder zu korrigieren...
Dieses entstand auch aus intensiver Beschäftigung mit dem Maya-Kalender,
wo ich eine gelbe Sonne bin.

I'm a skydancer:

a white magician

ein roter Himmelswanderer

eine goldene ChristusSonne

ein galaktisch aktiviertes Portal

geführt durch die Kraft des Universellen Wassers

aufbrechend die Gitter der karmischen Gefangenschaft

die Trennlinien zwischen den Dimensionen verblassen

aus den Tiefen angstbezogener Futtersuche

geschehe der Quantensprung des Lebens

durch die Kraft der Herzensmitte


(WhiteRavenAhau 3.3.04)

*


Zwar - man spricht von einer
Waldfrau,
Irgendwo - im blauen Grunde,
Einer Heidin, sondrer Dinge
Hat sie sonderbare Kunde.

Wohlvertraut mit allen Rätseln
Aller Kräuter und Gewächse,
Weiß sie Heiltrank zu bereiten
Und man nennt sie - eine Hexe.

(Aus: "Dreizehnlinden"
von Friedrich Wilhelm Weber 1813-1894)

*


Libellenfeengeschichte 1. Teil

Zum letzten Vollmond befuhr ich das Wildwasser und die Wasser klirrten und
gischteten und die Wasser waren stark und die Felsen flogen vorüber an mir
und die Gebirge ragten rotgolden auf im orangeblauen Abendhimmel
und die Raubvögel kreisten über mir und gaben mir die Rätsel
ihrer Rufe zu lösen auf und die Libellen umschwirrten mich neugierig
und neckisch und die Wasser glitzerten, donnerten und schäumten
und schlugen mir auf die Wangen wie Hände aus flüssigem Glas
und mein Boot sprang über die Wellenrippen und tauchte ein in tausend Lichter,
tausend Schatten und tanzte auf der Spitze gieriger Flutzungen
und auf meiner nassen Haut verdampften rotgoldene Tropfen
und meine Muskeln zuckten und schmerzten wohlig und das lispelnde Grün
der Büsche und Wälder raste vorüber an mir und meine Augen waren
berauscht von den Schönheiten einer endlosen Reihe von "Augen"-blicken
und sprühende Fontänen kühlten die Hitze meiner begeisterten Stirn
und ich besiegte den zügellosen Fluß und am Ende meiner Fahrt
warf ich das Boot ans Ufer und sprang an jener Stelle,
an der sich die ersten Sterne und der junge Mond im glatten Kehrwasser spiegelten,
nackt in den nachtschwarzen Fluß.


Aber Dir, Nymphe, bin ich dabei nicht begegnet!
Wäre ich es, ein gar wundervolles Erlebnis hätte sich eingestellt.

Vorvoriges Wochenende lag ich an meinen Lieblingsplätzen
an den angebeteten Zauberwassergestaden des Ausseerlandes
und der Samstagssee war türkis und der Sontagssee war dunkelblau
und die beiden Montags- und Dienstagsseen waren grau,
nebelig und lagen ruhig im Regen und ich sah das Lächeln einer Frau,
die sich in bronzener Blöße auf den weißen Kieseln räkelte und
verbrannte vor Verlangen und ich sah die sehnsüchtigen Blicke eines Mädchens,
deren liebeskranke Brüste sich ungeküßt der Sonne entgegenstreckten
und mir schauderte vor Wollust und ich hörte die regentropfenglitzernd
an mir vorüberfliegenden Verheißungen einer Sportlerin
wie nasse Segel im Gewittersturm klatschen und verlor mich
in sündigen Träumen und ich ging mit einer Freundin
durch den verschunschenen Regenwald und führte seltsame
Gespräche über das Leben, die Welt und die Liebe mit ihr.

Aber Dir, Waldfee, bin ich dabei nicht begegnet !
Wäre ich es, ein gar wundervolles Erlebnis hätte sich eingestellt.

Vor wenigen Nächten erst stieg ich sausekopfig nach einem
ritzefüllenden Arbeitstag ganz allein in den Abendstunden
hinauf ins wilde Gebirge und aus den fernen Tälern klangen die Glocken
der weidenden Rinderherden an mein Ohr und ich beglückte mich
an den windzerrissenen Jauchzern eines weit weg über Wiesen
ziehenden Fackelzuges und auf den höchstgelegenen Almwiesenflecken
ließ ich meine Gefühle von den Symphonien der Berggrillen
und von den Seufzern der Gipfelluft in den Kiefern und Latschen
ins Traumland entführen und ich dachte an Deine Brieflibelle,
Waldfee, und plötzlich schallte Dein geflüsterter Schrei aus einer
hinter knorrigen Büschen versteckten Felsnische in die menschenleere
Endlosigkeit der steinernen Riesenwände

... und ich sah Dich, Bergfee !! Ich habe Dich gesehen, Hochgebirgsfrau,
wenn auch nur für die Dauer einiger weniger, beschleunigter Herzschläge !
Und noch jetzt grüble ich aufgeregt darüber nach, ob Du Amazonin,
die Du mir in Begleitung eines stolzen Hirsches erschienst,
nicht womöglich auch ein ganz klein wenig die griechische Göttin Artemis
oder die römische Diana bist - die Herrin der Tiere,
über die ich Dir vieles zu berichten weiß und die ich sehr verehre.

Wie zum Trotze verbrachte ich das letzte Wochenende in der Wasserstadt
der Wasserstädte und ob Du mir dort begegnet bist - in irgendeinem
prächtig skandalösen Palazzo, in einem zeitdumpfen Museum
oder in einer raumschrillen Kunsthalle, in einer nach Salzhautküssen
und Granatapfellächelblicken duftenden Cafebar,
in einem von cremigen Südmenschenleidenschaften belebten Fischlokal
oder im unschuldssündigen Kristallfoyer eines Hotels,
auf dem brandzeichenheißen Strand des Lido oder in den
strahlendurchtanzten Untiefen des Meeres - wer weiß das zu sagen?

Am kommenden Wochenende aber - bis dahin wird meine Stimmung
wohl schon die rotbraungelben Farben des Herbstes angenommen haben
- werde ich meine Zeit meinem wunderstarken, geliebten Halbwildkater widmen,
der mich bereits voller Ungeduld in meinem urigen Bauernhaus erwartet
und nach Streicheleinheiten lechzt und Buchenscheite werden im Kachelofen knistern,
eine Kerze wird flackern, die Käuze werden schreien, die Grillen zirpen,
die Böcke schrecken, die Winde in den Baumkronen rauschen
und mein Kater und ich, wir werden auf einer taufeuchten Wiese sitzen
und hinauf in den Sternenhimmel blicken und gemeinsam
in den Spirallichternebeln unserer bunten Träume schwebkreisen
und am nächsten Morgen werden wir am Holzbalkon frühstücken
und danach durch die Wälder streifen und alles wird so sein,
wie es immer sein sollte und doch nicht sein kann.

Wer weiß, vielleicht erzähle ich "Kater" von Dir, meine Fee
- und er legt mir seine ganz geheimen, katzenpfotensehnsüchtigen
Kätzinnenanbetungsgeständnisse ab !

Eine pflichtsüße Spätaugustwoche hält mich erregend gnadenlos umschlungen
und preßt mich wohlig aus wie spielseidige Kelterinnenhände süßsaftige Trauben.
Gestern noch die aufregenden Farben und die träumerischen Düfte
des mediterranen Südens - heute der erste Schnee auf den älpischen Bergen
und die erste, zarte Frosthaut auf meiner steirischen Seele, Vorseptembermontagsgefühle !

Doch Du, Fee, steigst unbeirrt aus den Wassern Deines höchlichst
hochsommerlichen Hochbergsees, der auch ein bißchen der meine ist.
Oh, es bereitet Dir Spaß, Dich zu recken und mich zu necken,
mich in Versuchung zu führen und meine Träume zu schüren !
Und ich bin ganz und gar berauscht von den tausendundein Wundern
Deines prächtigen, ach ! so mächtigen Feenfleisches !
Dein Anblick, meine Fee, wird mir den Schlaf rauben, tausendundein Nächte lang !

Weh mir, dem Du Deine Paradiesapfelbrüste zeigst,
die ich nicht traumtrunken greifen kann !
Weh mir, dem Du Deine Flaumglanzschenkel zeigst,
die ich nicht sehnsuchtsschaudrig kitzeln kann !
Weh mir, dem Du Deine Moosscham zeigst, die ich nicht
wonnemund küssen kann !

Weh mir, dem Du Deine Himbeerlippen zeigst,
die ich nicht freudenzittrig streicheln kann !
Weh mir, dem Du Deine Schattenschulter zeigst, die ich nicht lustverwandeln kann !
Weh mir, den Du mit Deiner Stutenfohlenpopschigkeit
in den Wahnsinn treibst, die ich nicht mit den Wonnespuren
meiner Pantherdaunenkrallenzärtlichkeiten zeichnen kann !

Weh mir, dem Du Deine Primaballerinahüften zeigst,
die ich nicht umschlingen und zum Tanzen vor Hingabeleidenschaft bringen kann !
Weh mir, die ich Dich in wilden Winden flattern sehe,
die lockenden Düfte Deiner Weiblichkeit atmen und allein mit meinen
Augen die Versprechungen Deiner Haut verschlingen muss,
ohne Dich hemmungslos an mich drücken zu können und Dich
feuergierig an mir verbrennen zu lassen !
Weh Dir, Die Du mir all dies in unserreichbare Aussicht stellst
und selbst vor Verlangen vergehst darüber ! Weh uns, Fee !


Liebe Grüße,
Viola


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RE: Magische Gedichte:

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Libellenfeengeschichte Teil 2:


Aus den abendgoldenen Wassern steigst Du, libellenumschwirrt, zirkadenumsirrt,
in nacktes, laszives Licht und in Kleider aus unschuldigen Schatten getaucht
und aus der weiblichsten Stelle unter Deinem männergedankenkußumkreisten
Nabel schlagen dunkle Flammen des Begehrens und versengen
den zischenden Seespiegel, unter dem ganze Mondsilberschwärme
von Märchenfischen flüchten.

Noch bist Du mir allzu fern, als dass ich Dich mit
faunischen Schönheiten beglücken, mit unverschämten
Zärtlichkeiten zur fieberwohligen Hingabe zwingen könnte.
Meine Muskeln flackern, Fee, als Du mir immer näher kommst !

Ich stehe ganz in Deinem Bann, Feh. Ich schwelge und schwelle und brenne.
Und nur die Fesseln halten mich davor zurück,
Dich in das lispelnde Gras zu werfen, auf dass alle
Wiesenschmetterlinge in bunten Wolken auffliegen und Dein
möglicher Widerstand unter der Offenbarung all
meiner aufregenden Geheimnisse und unter tausendein Wollustmysterien ermattet.


Liebe, meine Liebe, hat ihren Namen (amor) von dem Wort Haken (amus),
was heißt, zu fangen oder gefangen zu werden !

Und also entsteigst Du den Wassern.
Und also läßt mich die verminderte Ferne Deines Leibes ergriffen schaudern
und mir ist, als wäre eine in unmöglichen Farben und Formen
schillernde Kometenengelin aus den Wolken herabgestoßen
und hätte sich mit klatschend zusammenschlagenden
Schwingen vor mir niedergelassen.

Und also schreitest Du am knisternden Ufer auf und ab
und legst Dich auf ein Lager aus tausendein blutroten Blüten
und streckst Dich und räkelst Dich, bis ich Himmel und Hölle durchlebe
unter dieser süßen Marter.
Ich lebe tausendein Leben und sterbe tausendein Tode nur für Dich,
Fee - nur um Dir meine Liebe zu beweisen !

Und die Nacht neigt sich bereits ihrem Ende zu,
als Du mich endlich die Berührung Deiner Hände spüren läßt,
Dich leidenschaftlich an mich drückst,
Deinen Hunger nach Erfüllung an mir stillst und
.... mir erst im Moment der Vertreibung aller Sternbilder
von den gelichteten Himmeln durch die blutorangengestirnig
aufsteigende Morgenschamröte die Fesseln löst, die aus vibrierender,
gläserner Sehnsucht gewoben sind.

Und ehe ich mich versehe, tauchst Du ein in die schwanengesangige
Glätte des allmählich tagenden Sees.
Ich rufe Deinen Namen.
Doch selbst die Vögel haben aufgehört zu singen. Stille.
Nur noch einige konzentrische Kreise auf den Wassern,
die sich ruhig ausbreiten und sanft verklingen.

Noch trage ich keine Kleider. Noch bin ich jung und kraftvoll und schön.
Noch brennt mein Geist, noch lodert mein Körper,
noch glüht meine Seele vor Verlangen nach Dir, Fee.
Um mich von Deinem Bann zu erlösen, dessen Banden
Du nicht mit meinen Fesseln gelöst hast, hebe ich zwei Schalen
randvoll mit siedender Milch zum aufsteigenden Sonnengott empor
und verspritze ihr zischendes Weiß auf den glitzernden Spiegeln der Wassergöttinnen.

Den ganzen Tag über sitze ich einsam am Ufer und träume davon,
Dich mit aller nur erdenklichen Leidenschaft zu lieben,
stundenlang, nächtelang, bis zur unheiligsten Ekstase und
bis zur abgöttischen Erschöpfung, oh meine Geliebte !

Am folgenden Abend, in der Stunde der Dämmerung,
erwarte ich Dich abermals, Fee.
Gebettet auf ein Lager aus tausendein meerblauen Blüten
harre ich Deines Kommens - mit drei Geschenken, die Dich locken werden:
Auf meiner nackten Brust liegen drei Würfel aus Eis,
in die drei mal tausendein neugeborene Wünsche eingeschlossen sind.

Und die Hitze meiner Begierde schmilzt das Eis und
das kühle Schmelzwasser fließt über meine milchkaffeebraune Haut
und hundertein abendrot gleißende Rinnsale bahnen sich ihren
Weg zwischen meinen erwartungszuckenden Muskeln,
doch die frostigen Bäche kühlen kaum das ungestüme Feuer
meines rauschpochenden Wildprinzenblutes.

Und Du steigst abermals aus dem See, Fee.
Und Du legst Dich auf mich, Fee.
Und zwischen unseren Brüsten brüten wir drei mal tausendein Wünsche aus,
Fee - tausendein Wünsche des Geistes, tausendein Wünsche des Körpers,
tausendein Wünsche der Seele.
Und zwischen unseren Körpern zergehen die drei Würfel aus Eis, Fee.
Und zwischen unserer Haut schlüpfen dreitausenddrei gemeinsame
Wünsche aus dem Eis, Fee - kitzeln uns, lassen uns jauchzen
und seufzen und lachen und jammern und schreien.

Und all die Wünsche sind nun frei, umfliegen und umschwirren uns,
dass wir beide fast den Verstand verlieren darüber.
Und wir springen auf und tanzen ausgelassen im Mondschein
durch Auen, über Hügel und Haine, über Wiesen und Felder
- bis wir uns vom Boden erheben und in den Lüften fliegen
- Hand in Hand, Haut an Haut, hexerisch und hexisch.

Und unsere dreitausendein unerfüllten Wünsche umhüllen
uns wie eine Wolke aus bunten Lichtergefühlen,
tragen uns fort an den Ort, an dem sie allesamt ihre Erfüllung finden werden.

Du aber, Waldfee, bist noch voller Furcht vor all dem Unbekannten,
all dem Ungewohnten, fühlst Dich wie eine verzauberte Zauberin,
klammerst Dich an mich, zitternd vor Wollust und bebend vor Ängstlichkeit,
und ich binde Dich an mich fest mit sanften Fesseln,
gewoben aus knisternden, kristallenen Sehnsüchten,
auf dass Du nicht in die Leere stürzt, und ich treibe Dich an
und ich rege Dich auf, kitzle Dich ohne Unterlaß mit
der roten Feder eines Hahnes, schlage Dich zärtlich mit dem roten Schweif
eines Hengstes, küsse Dich wild mit meinen daunenmundigen Brennessellippen,
hetze Dich lustvoll in atemlose Gefühlsexplosionen,
bis Du in flackernden Flammen stehst, Märchenstute
- bereit, mit mir am magischen Ort der ins Raum- und Zeitlos
gedehnten Augenblicke puren Glücks, an der Stätte der Erlösung
von all Deinen Sehnsüchten, im Tempelbezirk der wundervollen
Verwandlung aller Wünsche und Träume in Erfüllungen und
Wirklichkeiten, zu landen, Dich einfach gehen zu lassen und alles,
was bisher geschah und jemals geschehen könnte,
für einen tausendein Jahre lang dauernden Herzschlag lang
und für einen dreitausendrei Jahre lang währenden Atemzug lang zu vergessen!

Wie schön, wie verführerisch Du bist, Märchenwesen !
Wie gerne ich Dich betören und mich an Dir berauschen würde, Waldfee !
Wie wonnig und wild wir doch gemeinsam Träume beschwören könnten !
Wenn auch nur in Worten und in Bildern ... !
Aber eines Tages, eines Nachts sollst Du es nicht mehr aushalten,
so stark sollen Dich meine in Dir geborenen Träume heimsuchen, Nymphenkönigin !
Das wünsche ich mir, das wünsche ich Dir !
Und kann dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen,
so wollen wenigstens alle anderen dreitausendzwei Wünsche
wahr werden - im Zauberreich der Worte und Bilder !

Öfters, als Du Dir denken kannst, durchstreife ich als wildernder Wolf
mit einem etwas schief auf meinem verträumten Haupte sitzenden,
güldenen Heiligenschein die windrauschenden Wälder,
lasse in lauen Nächten unter duftenden Hollerbüschen
meine Kleider fallen und tanze mit nichts als meiner
unsichtbaren Mythenkrone auf dem fantasieschwangeren Kopf
im Vollmond über Wiesen und Almen,
räkle mich im sirrendem Grillentau unter den hitzigen Küssen
der Blutorangensonne, folge faunisch silberflüsternden Bachläufen
und lasse mich berauscht einhüllen von den erregenden
Regenbogenschleiern wohlbekannter Wasserfälle,
erklimme atemberaubende, latschenblaugrünbetupfte Gipfel
und sende meine Sehnsuchtsrufe hinaus in die zurückgelassenen
Weiten der fernen Zivilisation - nach dir, Fee, sitze an den Glitzerufern
eines Salzkammergutsees mitten im Gebirge und warte darauf,
dass Du aus den gläsernen Wellen steigst, Fee,
und mich mit den Lichtspuren zärtlicher Tropfen auf Deiner
bronzeseidenen Haut betörst, mit einem erdbeerenem Märchenlächeln
auf Deinen Lippen, mit einer in Deine Augen gefallenen Milchstraße,
mit Deinen himbeerlockenden Marzipanbrüsten,
mit Deinen schaudersehnsüchtigen Nymphenbebenschenkeln,
mit Deinem rätselhaft sphingischen Schambüscheln,
mit all Deinen sinnlichen Sternrapunzelträumen und
mit all Deinem unstillbaren Hunger nach ästhetischer Sündenfreude.

Tagsüber verrast meine wertvolle Zeit beim Lösen vielfältiger Aufgaben,
aber wenn es Abend wird, dann fliehe ich hinaus in die unberührte Natur,
die ich mehr als alles andere - als all den trügerischen Luxus und
den zweifelhaften Erfolg, liebe.
Dann spreche ich mit den Tieren, lausche den Symphonien der Wipfel,
spiele mit den Wassern und suche Dich, Geliebte,
um mit Dir die Süße und den Rausch des wahren,
des märchenhaften, des aufregenden und betörenden Wunderlebens
in allen Buntheitsgraden auskosten zu können, das freilich anderswo
zu finden ist, als im Trubel der städtischen Oberflächlichkeiten.

Noch bin ich jung, schön und begehrenswert, meine Fee.
Noch suche ich Dich, Du so ganz andere Fee,
um Deinen Träumen tausendein Erfüllungen zu schenken.
Noch kann ich Deine Gedanken in Schmetterlinge und Deine Gefühle
in Wildkatzen verwandeln mit all meinen phantastischen Märchen
und mythischen Sinnlichkeiten.

Noch kann ich Dich vor Faszination und Liebe brennen lassen,
Dich in wohlige Atemlosigkeit hetzen und Dich himmelhöllisch sanft
und höllenhimmlisch wild wonnewund vor Glück machen.
Noch kann ich Dich einfach abholen und Dich für Stunden,
Tage, Nächte in mein Zauberreich entführen.

Noch habe ich Dich nicht gefunden, Geliebte !
Aber in zwanzig, dreißig Jahren wird es wohl zu spät dafür sein,
uns gar wundersam in Sehnsuchts- und Erfüllungsräusche zu versetzen !
Ich würde Dir gerne noch unzählige Seiten schreiben,
wünschte mir, Dir magische Wertwellen zu senden, deren Brandung
Dich fieberkrank werden ließe vor Sehnsucht und Sinnesträumen, meine Fee !

Ganz aufgewühlt bin ich diese Nacht !
Draußen schwirren und sirren die Grillen, die Milchstraße
funkelt am Firnament, eine honiglaue Luft schlägt durch die offenen Fenster herin,
die Erinnerungen des Tages wiederholen ihre Zauber, in mir lodert die Sehnsucht,
das Verlangen nach Dir, ferne Fee, die Du mir offenbar so ähnlich, so vertraut bist ... !

Komm, tanze Dich auf einer Märchenwiese in unlöschbare Hitze
mit mir und lasse uns umschlungen in die mondenen Wasser eines Bergsees fallen,
auf dass die alten Sehnsüchte ein glückliches Ende nehmen
und uns tausendein neue daraus geboren werden !

Liebe Grüße,
Viola

*

Anmutig und schalkhaft sind
Nixen und Elfen;
Nicht so die Erdgeister, sie
dienen und helfen
treuherzig den Menschen. Ich
liebe zumeist
die, welche man Wichtel-
männchen heißt.

(Heinrich Heine 1797-1856
aus dem Gedicht "Waldeinsamkeit")

*

Wegwarte:

Es steht eine Blume,
Wo der Wind weht den Staub,
Blau ist ihre Blüte,
aber grau ist ihr Laub.

Ich stand an dem Wege,
Hielt auf meine Hand,
Du hast deine Augen
Von mir abgewandt.

Jetzt stehst du am Wege,
Da wehet der Wind,
Deine Augen, die blauen,
vom Staub sind sie blind.

Da stehst du und wartest,
Dass ich komme daher,
Wegwarte, Wegwarte,
Du blühst ja nicht mehr.

(Hermann Löns 1866-1914
aus "Der kleine Rosengarten")

*

Astralwelt:

Ich will Flügel.
Und bin halb hier,
halb schon dort,
an einem Ort,
an dem ich lichtend leuchte
und nur zu denken bräuchte,
um zu fliegen.

Ja, halb tot, halb lebend
gehe ich, noch hier gefesselt,
bald schwebend,
mir selbst alles vergebend,
im Licht ferner Bäume und Gärten,
die mich einst verzehrten.

( Sir Aaron)

*


Göttliches Gesetz

Ein Funke sprang von seiner Welt
in eine andere,
weil ihn dort jemand zu sich rief.
In Liebe gebar er seinem Schöpfer
eine Million neuer Funken.
Ein jeder dazu bereit,
sich selbst zu vermehren.

Der Schöpfer aber, nicht im Klaren,
dass er selbst es war, der rief,
beschenkte sich so – ohne es zu ahnen –
selbst mit Inspiration.
Ein kleiner Ideen-Springbrunnen,
dessen einzelne Tropfen gefüllt waren
mit Schöpferkraft, begann zu sprudeln.

Ein gestaltloser und allesbewohnender Beobachter
lächelt liebevoll über das Geschehen.
Sein Gesetz sich erfüllend,
schließt der Beobachter seine
nicht vorhandenen Augen
und atmet auf!




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#6

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 04:30
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Der Topas:

Wie sonnenflammendes Glas
Glänzt der Topas
Ins kalte Leben lebendig herein.
An der linken Hand als freundliche Zierde
Stillt er des Herzens wilde Begierde,
Macht die Seele des Zornes frei
Und zügelt die glühende Phantasei.

(Theodor Körner "Die Monatssteine")

*

Aus dem Talmud (Nasir 23a)

"Großartiger ist die Sünde um der Sünde willen,
als die Erfüllung eines Gesetzes nicht um seinetwillen.

Nach der Kabbala ist das Böse die "Hefe"
aus welcher der "Wein" des Guten entsteht.



LG.Sche

*


Schlange, Kraft der Erde, verhasst, gefürchtet und geliebt,
von alters her dich Bilder, Mythen, Lieder preisen,
hast zu Urbeginn auf Chaos Wogen Götter du gewiegt,
vom Baum herab den Menschen hast Erkenntnis du verheißen.

Die Menschen, naturentfremdet jetzt, verstehen dich nicht.
Du galtst als Urkraft, die aus der Erde Tiefe ist entstiegen,
um Fruchtbarkeit zu bringen und den Yogis Licht,
wenn sie versuchen über innere Dunkelheit zu siegen.

Magische Kraft gibst du den Menschenkindern,
wer dich als Gefährtin will, muss sich selbst bezwingen,
als Hüterin der Schwelle willst du jene daran hindern,
die Unruh wollen in lichtvoll, höhere Sphären bringen.


Lieben Gruß,

- Aaron


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#7

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 04:45
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Erinnere du dich, Beifuß, was du verkündetest.
Was du anordnetest in feierlicher Kundgebung.
Una heißt du, das älteste der Kräuter.
Du hast Macht gegen 3 und gegen 30,
Du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung,
Du hast Macht gegen das Übel,
das über das Land dahinfährt.

(Lacnunga - angelsächsischer Neunkräutersegen, 11. Jh.)

*

Sitz ich im Dunkelgrün
Träumend an der grauen Rinde,
eingewiegt vom Sommerwinde -
sehe ich dein helles Blühn
überall im Dunkelgrün,
sehe still dein Wunder,
sterniger Holunder.
Blätter spielen über mir,
fingergleich mit Licht und Schatten,
auf den zarten Phloxrabatten,
und ich ruhe ganz im Hier,
Glut und Mittag über mir,
lausche deinem Wunder,
sterniger Holunder.

Wie die Zeit vergessen lehnt
drüben an der weißen Mauer -
bin ich's selbst, ohne Trauer,
ohne Seele, die sich sehnt,
und am Stamm vergessen lehnt
tief in deinem Wunder,
sterniger Holunder.

(Oda Schaefer 1900-1988)

*

Wer Schmetterlinge lachen hört,

der weiß, wie Wolken schmecken,

der wird im Mondschein

ungestört von Furcht,

die Nacht entdecken.

Der wird zur Pflanze, wenn er will,

zum Tier, zum Narr, zum Weisen,

und kann in einer Stunde

durchs ganze Weltall reisen.

Er weiß, dass er nichts weiß,

wie alle andern auch nichts wissen,

nur weiß er, was die anderen

und er noch lernen müssen.

Wer in sich fremde Ufer spürt,

und Mut hat sich zu recken,

der wird allmählich ungestört,

von Furcht sich selbst entdecken.

Abwärts zu den Gipfeln

seiner selbst blickt er hinauf,

den Kampf mit seiner Unterwelt,

nimmt er gelassen auf.

Wer Schmetterlinge lachen hört,

der weiß wie Wolken schmecken,

der wird im Mondschein,

ungestört von Furcht,

die Nacht entdecken.


Der mit sich selbst in Frieden lebt,

der wird genauso sterben,

und ist selbst dann lebendiger,

als alle seine Erben.


(Novalis)


*


Augensterne:

Augensterne - Flimmerfunken,
eingetaucht um Dich zu finden.
Universen taumeln trunken,
wenn Herzen Worte binden.
Augensterne - Funkenspiel.
verbrannt um Dich zu verführen.
Parallel eine Welt zerfiel
und öffnete neue Türen.
Augensterne - Facettenglanz,
erstrahlt um Dich zu erfreuen.
Der Welt zum trotze - mit Ignoranz,
werd ich Dir Sternenstaub einstreuen.
Um das Funkeln in der Nacht,
immer zu sehen, während Deine
Augen auf mir wachen!


*

Am Ende meines Weges ist ein tiefes Tal.
Ich werde nicht weiter wissen.
Ich werde mich niedersetzen und verzweifelt sein.

Ein Vogel wird über das Tal fliegen,
und ich werde wünschen, ein Vogel zu sein.
Eine Blume wird leuchten jenseits des Abgrundes,
und ich werde wünschen, eine Blume zu sein.
Eine Wolke wird über den Himmel ziehen,
und ich werde eine Wolke sein wollen.

Ich werde mich selbst vergessen.
Dann wird mein Herz leicht werden wie eine Feder,
zart wie eine Margerite,
durchsichtig wie der Himmel.

Und wenn ich dann aufblicke,
wird das Tal nur ein kleiner Sprung sein
zwischen Zeit und Ewigkeit.

(Indianische Weisheit)


*

Traumgefühle:

Zuckerperlentraumgedanken,
nur durch Deine Nähe.
Wirres drehen - torkelnd wanken,
wann immer ich Dich sehe.

Funkelprickelwortkreationen,
nur durch Deine Stimme.
Stummes staunen - Irritationen,
bin in Deinem Netz die Spinne.

Windfeuersternenlichter,
nur durch Dein berühren.
Angeklagt - Du mein Richter,
lass ich mich verführen.

Monscheinwispermelodien,
nur durch dieses Erkennen.
Chaos - nichts wie es schien,
weil unsere Herzen brennen.


- Moonlight -


*

Kraft der Bäume:

Der Vater ist die Eiche, gerecht und weise,
die Mutter ist die Linde, gütig und beschützend,
jungfräulich ist die weiße Birke,
transzendent der dunkle, immergrüne Efeu,
Zeichen ewigen Lebens der feurige Wacholder,
voller geheimer Zauberkraft der Haselbusch,
die Esche liebt Licht und Wasser zugleich,
den Apfelbaum suchen die Liebenden in Blüte und Frucht,
die Weide am Ufer kündet vom weiblichen Hexenwesen,
schnell empor schießt die brüchige Pappel,
beständig ist das rote Holz der Erle am Wasser,
hoch empor ragt die Tanne,
wie ein Volk stehen die Fichten im Walde,
Himmel und Erde verbindet der Lebensbaum,
die Wälder sind das Haar der Erde,
sie geben die Luft zum Atmen.

Bäume des Lebens sind Hoffnung für ein Dasein mit der Natur,
groß ist die Zahl der grünen Wesen auf dem Erdenrund,
der Baobab in der Gluthitze Afrikas,
der riesige Mammutbaum an der Westküste des Pazifiks,
der uralte Ginkgo im Reich der Mitte,
der Eukalyptus, der Kauribaum auf dem fünften Kontinent,
die schlanke Araukarie in den Höhen der Anden,
die Palmen an den Stränden der Südsee
und die Olivenbäume der mediterranen Welt,
in ihrer Vielfalt an Formen, Farben, Düften und Geschmäckern
künden sie alle vom ewigen Kommen und Gehen,
Danke sei für diese Wunder Gottes.

(von Erwin Bauereiss
aus dem "Lebensbaum"
Zeitschrift für Naturbewusstsein)


*

Auf Moor und Wiese möcht ich sein
des Nachts beim letzten Käuzchenschrei
wenn aus dem Torf der Moorhexen
Dünste wehn
am Morgen wenn die Nebel silbrig
Fäden ziehn
der Sonne Strahlen den Dunst
durchbricht
in der Blütenpracht Gottes Schein berührn
und der Natur Lieder mir den Sinn betörn
mit Storch und Reicher übern Himmel ziehn
will ich dann
im Rauschgefühl des Wasserwüterichs
Geheimnis im tiefen Moore Funke sein
flackernd das Gleichnis der Urkraft
des Lebens
im Modrigen den Sinn
des Stirb und Werdens verstehn.

(Frank Schediwy)



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#8

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 04:52
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Vertrauen:

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des
Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch
doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure
Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht
ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in
euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber
versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als
lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf
Freude gerichtet sein,
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt,
so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

(Khalil Gibran: Der Prophet)

*


Heilgesang:


Klang in Licht

Licht in Klang

mein Gedicht

ist göttlicher Gesang


(WhiteRaven, 31.7.08)


*

Der goldene Ball:

Was auch an Liebe mir vom Vater ward,
ich hab's ihm nicht vergolten, denn ich habe
als Kind noch nicht gekannt den Wert der Gabe
und ward als Mann dem Manne gleich und hart.

Nun wächst ein Sohn mir auf, so heiß geliebt
wie keiner, dran ein Vaterherz gehangen,
und ich vergelte, was ich einst empfangen,
an dem, der mir's nicht gab - noch wiedergibt.

Denn wenn er Mann ist und wie Männer denkt,
wird er, wie ich, die eignen Wege gehen,
sehnsüchtg werde ich, doch neidlos sehen,
wenn er, was mir gebührt, dem Enkel schenkt.

Weithin im Saal der Zeiten sieht mein Blick
dem Spiel des Lebens zu, gefaßt und heiter,
den goldenen Ball wirft jeder lächelnd weiter,
- und keiner gab den goldnen Ball zurück!

(Börries von Münchhausen)


*

Sonnenfinsternis:


Wenn am Tage die Sonne erlischt

leuchten die Sterne

und der Neue Mond

pflanzt Saaten des Lichts

in die Dunkelheit


still ist die Welt

Tun wird zum Schauen

Altes kann sterben


Herz atmet

Neuanfang


(WhiteRaven, 1.8.08)


*

Stern des Meeres:

Die Nacht hat Alles eingehüllt in ihren Himmels-Mantel,
Samtblau und sterndurchwoben;
Das Meer lag schweigend und in silbrigem Glanz
Stand der Mond am Himmel oben

Da sah ich ganz langsam der Allgöttin Isis Gestalt
Den Meeresfluten entsteigen;
Es wollte ein Antlitz, in nächtliche Wolken gehüllt,
Sich hernieder zur Erde neigen.

Girlandengekrönt stieg Dein göttliches Antlitz herauf,
Gespensterhaft über dem Meer;
In Seidengewänder gehüllt, ein Kelch in den Händen,
so kamst Du - oh Isis! - hierher.

Du lenkst das Meer, den Wellenschlag, Ebbe und Flut,
Das ewige Spiel der Gezeiten;
Du läßt - Allmutter! - den Mond, die Gestirne kreisen,
Im Äther, in Himmelsweiten.

Oh Stern des Meeres, den dunklen Urwassern entstiegen,
Mit vielerlei Namen benannt:
Athene, Demeter - auch Juno, Bellina, Hekate -
Doch in Ägypten als Isis bekannt!

(Manfred Ehmer)


*

Abendkonzert:

Seerosen blühen im Abendrot-Schein,
schwimmen in schimmernden Flecken,
nehmen erobernd den Teich für sich ein,
trachten, ihn bald zu bedecken.

Wasser sich kräuselt im Windhauch ganz fein,
Tanz vom Ballett zarter Schnaken.
Köpfchen erscheinen worwitzig, klein
mit einem riesigen Quaken.

(Sigrid Mayr-Gruber)


*

Noch einmal:

auf dem Hügel sitzen
und die Leuchtspur
einer Sternschnuppe
sehen.
Zeuge sein,
wenn sich
Raum und Zeit
bewegen.

Noch einmal

in Wäldern
bei Blättern bleiben
und Hände in Quellen
erklärt finden.

Noch einmal

nächtens lange
Gespräche führen
über Gott und sein Gesicht.
und immer von neuem
erkennen:
Er hat kein Gesicht
und wenn er lächelt,
lächelt er in uns.

(Walter Lobenstein)


*

Ich möchte:

mich um Dich kümmern,
ohne Dich verändern zu wollen;

Dich lieben,
ohne Dich einzuengen;

Dich wertschätzen,
ohne Dich zu bewerten;

Dich ernst nehmen,
ohne Dich auf etwas festzulegen;

zu Dir kommen,
ohne mich Dir aufzudrängen;

Dich einladen,
ohne Forderungen an Dich zu stellen;

Dir etwas schenken,
ohne Erwartungen daran zu knüpfen;

von Dir Abschied nehmen können,
ohne Wesentliches versäumt zu haben;

Dir meine Gefühle mitteilen,
ohne Dich für sie verantwortlich zu machen;

Dich informieren,
ohne Dich zu belehren;

Mich an Dir freuen,
so wie Du bist.

Wenn Du mir auch so begegnest,
können wir uns gegenseitig bereichern.

(Khalil Gibran)

*


Wie alles sich zum Ganzen webt.
Eins in dem andern wirkt und lebt !
Wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen
Und sich die goldnen Eimer reichen !
Mit segenduftenden Schwingen
Vom Himmel durch die Erde dringen.
Harmonisch all das All durchklingen !

(Goethe, Faust I)

*


Wer bist Du ?

"Du bist Magier und Krieger,
ganz Verlierer und ganz Sieger,
eiskalt hassend, voller Liebe,
sehr beherrscht, im Bann der Triebe,
gern allein, oft Führer Vieler,
mal ein Weiser, dann ein Spieler,
sprühend vor Kraft, die Seele zart,
sensibel fühlend, schroff und hart,
feurig begeistert, ganz die Ruh' -
sag' mir doch eines: Wer bist Du?"

"Die Antwort, Freundin, geb' ich gern,
enthüllt sie Dir doch meinen Kern:
das ist ja grad' mein Wesenszug -
e i n Leben war mir nie genug !"

(Peter Bahn)



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#9

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 05:00
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Der Schamane:

Er segnet den Eingang zur Hütte
mit Federn in der Hand.
Er segnet auch uns,
die wir uns an den Großen Geist
verlieren wollen.

Alles Europäische fällt ab.
Alles Indianische ergreift uns ganz
Glauben macht sich breit
an die Pflanzen,
an die Tiere,
an die Steine,
an die ganze beseelte Natur.

In der stockdunklen Hütte
Glühen rötlich die heißen Steine.
Es zischt Wasser über sie,
Dampf umwallt uns,
heißer Dampf,
heißer als das Feuer selbst.
Man meint, zu verbrennen.

Das reinigt uns
Außen und innen,
Verstand und Sinne schwinden,
damit der Große Geist
in uns einziehen kann.

Der Schamane murmelt
Ein heiliges Lied seines Volkes.
Visionen werden geboren.
Allumfassende Liebe erfüllt uns.

(Brigitte Schneider-Ehring)

*


Indianertanz:

Indianer tanzen! Dieses Wortes Macht
schlägt magisch ich in seinen Bann.
Ich zieh mein schönstes Leibchen an:
Das mit dem Wolf, der heult im Tann
In mondenheller Geisternacht.

Dann sitze ich gespannt im grossen Kreise.
Singsang und Trommeln tönen monoton.
Die Seele schwingt ins Traumland sich davon.
Da sieh! Es zeigt sich eine Federkron!
Die Tänzer ziehen ein zur dumpfen Weise.

Ein jeder trägt das schönste der Gewänder.
Die Adlerfedern wippen, als der Tanz beginnt,
auf allen Häuptern und im Abendwind
klingen die Schellen an den Mokassins, geschwind
flattern in allen Farben die bestickten Bänder.

Wir, die wir diesen Tanz nicht ganz verstehen -
jede Bewegung ist bedeutungsschwer -
vergessen alles um uns her,
fallen in Trance tief und leer
und lassen alles wirken und geschehen.

(Brigitte Schneider-Ehring)

*


All-Seele:

Ich spürte Zittern in der Nacht
dies hat mich um den Schlaf gebracht
Ätherklang und Sternenblut
macht meine Seele beben
Zum All sich meine Gedanken und Gefühle erheben
Es ängstigt sie der Tag - doch nicht die Nacht
Meine Seele liebt der Sterne Pracht
Zu neuem Dasein will sie dort aufleben
In der Akasha-Chronik lesen
Wie neues ungeborenes Leben
Geist will ich sein, ohne Körper leben
Lichtjahre fern von dieser Erde schweben
Es schreckt kein Morgen kein Druck von heut
Schwing auf astrale Seele
erhebe dich und schwebe
Vereine dich mit der All-Seele

(Hans Wagner)

*


Lichtwesen:

Siehst Du die Wesen
dort bei der Tür,
schau genau hin,
sie wollen zu Dir.

Sie kennen Dich lange
und sind da für Dich,
vertrau' auf ihr Wissen,
sie bringen das Licht.

Du kannst sie auch rufen,
ihr Schutz hüllt Dich ein,
sie lassen Dich spüren,
Du bist nicht allein.

*

Aus dem "Lebensbaum":

Die Birke:

Es decken, Auge, Ringe, Striche
Wie Götzendienst indianerhaft
Mit Grau und Schwarz den Birkenschaft
als ob er einer Seele gliche,

In der ein alter Weihekult
Noch nicht verdarbt sei vor dem neuen.
Das Krongrün flüstert über scheuen
Und blinden Zeichen der Geduld

Das Laub summt für die stille Schar
Was wahr gewesen ist bleibt wahr.
Die Erde leitet das Geschehen
Mit Augen die ihr Licht nicht sehen.

(Oskar Loerke)

*


Verwurzelt:

Begegnungen
Erfahrungen
Gründen tief
In der SinnWurzel deiner Erdentage

Hoffnungen
Ängste
Widerfahrnisse
Schlagen Wurzeln
Im Herzland deines Daseins

Halte inne
Du bist nur ein Gast auf dieser Erde
Deine HoffnungsWurzeln sind im Himmel

Staune
Deine FreudenWurzeln wachsen in die Luft
Sie werden Blüten tragen

Schaue nach oben
Deine HerzWurzeln
Reichen bis zu den Sternen.

(Benedikt Werner Traut)

*


Die Eichbäume:

Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
Aus den Gärten, da lebt die Natur, geduldig und häuslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! steht wie ein Volk von Titanen
In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
Der euch nährt und erzog, und der Erde, die euch geboren.
Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
Untereinander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich.
Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd ich unter euch wohnen!

Friedrich Hölderlin (1770-1843)


*


Mondscheinzauber im Walde:

Wenn Du nachts im Walde gehst
bei Mondschein spazieren,
erlebst Du Dinge,
die Du am Tage nicht siehst;
es umgibt Dich ein heimliches Raunen,
ein Wispern, ein Schleichen und Flüstern,
Du meinst, der Wald ist voller Geister;
des Mondes Silberstrahlen scheinen
durch die Bäume,
die Wiesen sind wie in einen Schleier
es flimmert und zittert,
als tanzten Elfen darin;
ein Eichhörnchen sitzt wie verzaubert
auf einem Baum,
das Gesicht dem Mond zugewandt -
ein Reh äst am Waldesrand,
von Mondscheinstrahlen umflossen -
plötzlich bedeckt eine Wolke den Mond,
und der Wald ist sogleich wieder
in tiefstes Dunkel gehüllt,
vorbei ist der nächtliche Mondscheinzauber.

(Martha Kaiser)

*


Die Einladung:

Es interessiert mich nicht, wie du dein Brot verdienst.
Ich will wissen, wonach du dich sehnst und ob du es wagst,
dich dem Verlangen deines Herzens zu stellen.

Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.
Ich will wissen, ob du es riskierst, wie ein Narr auszusehen
aus Liebe zu deinen Träumen und zu dem Abenteuer am Leben zu sein.

Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu deinem Mond stehen.
Ich will wissen, ob du das Zentrum deines Kummers berührt hast;
ob du aufgebrochen bist durch die Enttäuschungen des Lebens
oder ob du geschrumpft bist und dich verschlossen hast aus Angst vor weiteren Schmerzen.

Ich will wissen, ob du mit Schmerz in Kontakt bleiben kannst,
mit meinem oder deinem ohne zu versuchen ihn zu verstecken,
zu zerstreuen oder zurechtzubiegen.

Ich will wissen, ob du Freude ertragen kannst und Ekstase, ob du zulassen kannst,
dass sie dich erfüllt bis in die Fingerspitzen und Zehen, ohne uns zu ermahnen,
vorsichtig zu sein, realistisch zu sein und die menschliche Begrenztheit im Auge zu behalten.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du mir erzähst, wahr ist.
Ich will wissen, ob du einen anderen enttäuschen kannst, um dir selbst treu zu bleiben;
ob du die Anschuldigung ein Verräter zu sein, ertragen kannst, ohne deine eigene Seele zu verraten.
Ich will wissen, ob du wahrhaftig sein kannst und daher vertrauenswürdig.

Ich will wissen, ob du die Schönheit sehen kannst, selbst wenn sie nicht nett ist jeden Tag.
Und ob du dein Leben aus seiner Gegenwart entspringen lassen kannst.

Ich will wissen, ob du mit Versagen leben kannst, deinem und meinem,
und immer noch am Rand eines Sees stehen kannst und rufen:
DAS SILBER DES MONDES! JA!

Es interessiert mich nicht, wo du lebst oder wieviel Geld du hast.
Ich will wissen, ob du nach einer Nacht des Kummers aufstehen kannst voller Verzweiflung,
zerknirscht und geschunden bis auf die Knochen und für die Kinder tun kannst,
was getan werden muss.

Es kümmert mich nicht, wer du bist und wie du in diese Welt gekommen bist.
Ich will wissen, ob du, mitten im Feuer, mit mir stehen wirst ohne zu schrumpfen.

Es interessiert mich nicht, wo, was und mit wem du studiert hast.
Ich will wissen, was dich von innen heraus aufrecht erhält, wenn alles andere abfällt.

Ich will wissen, ob du mit dir selbst allein sein kannst und wahrhaft Freude hast,
an deiner eigenen Begleitung in den leeren Augenblicken.


Ein Ältester der Stämme der großen Ebene. -

(Aus dem "Lebensbaum")

*


Laurentiustränen:

(Sternschnuppenschwärme um den 11. August)

Dämmerung kommt wie ein Sehnen:
Sommerabend im August.
Warten auf Laurentiustränen,
hast du's noch gewußt?

Abendglocken längst verklangen,
stille ward' die Welt.
Heller nun die Lichter prangen,
dort am Himmelszelt.

Und auf einmal fallen Sterne
in die Nacht hinein,
sinken in die dunk'le Ferne,
schon ist es vorbei.

Leise rufst du: "Wünsch' dir was!
Sterne bringen Glück!
Reglos liege ich im Gras
wie gebannt den Blick.

Viele Sommer sind dahin,
lautlos rinnt die Zeit.
Immer noch die Sterne glüh'n,
wie zur Jugendzeit.

Immer werden Menschen träumen
von der Wunderwelt,
wenn in weiten Himmelsräumen
hell ein Sternlein fällt.

Sommerabend im August:
Warten auf Laurentiustränen.
Immer hab' ich es gewußt:
Zu den Sternen geht mein Sehnen.

(Anny Rupflin)



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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#10

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 06:14
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Eine Reise in die Zukunft:


Die Erntezeit hat ihren eignen Duft,
Geruch von Obst, Gemüse in der Luft.
Von Feldern zieht die leichte Brise
Und bringt Erfrischung von der Wiese.

Verstummt sind Tages Lauten,
Verschwommen auch die Kirchenbauten.
Wie jeden Abend unbeschwert,
Beginnt der Thriller sein Konzert.

Ein alter Mann mit Falten im Gesicht
Nachdenklich blickt im Sternen Licht.
Wie wird die Welt nach hundert Jahren sein?
Gespannt, steigt er in die Zeitmaschine ein.

die Zeitmaschine schleudert ihn ins All,
Durch dunkle Löcher und den Feuerball.
Die Reise in die Weite dauert an,
zurück zur Erde kommt er irgendwann.

Er raste schneller, als der Sonnenschein,
doch die Vergangenheit, die holt ihn ein.,
er sieht das Elternhaus, den großen Stahl.
Mit Freunden auf der Straße kickt er Ball.

In Scharen laufen sie zum Strand
Und bauen Burgen aus dem Sand.
Unbändig rollen Wolga Wellen
Gespeist von vielen Tausend Quellen.

der Abend kommt, und von der Weide
die Gernden ziehen durch die Heide.
Er riecht nach Milch ,nach Heu und Staub.
der leichte Wind treibt an die Zäune Laub.

Gefühlt mit Brunnenwasser sind die Fässer,
Und voll mit warmer Milch die Gläser,
zufrieden gruntz im Stall das Schwein,
Im Hof kehrt Abendruhe ein.

Auch bei den Hähnen ist´s soweit,
beendet um die Plätze ist der Streit.
Der Mond erscheint auf seiner Bahn,
die Lichter gehen in den Häusern an.

Am Dorfrand, unter Birken Pracht
Ist die Harmonika erwacht.
Ihr leises liebevolles Klingen
die Mädchen Herzen bringt zum singen.

Ganz unerwartet kam der Fluch,
Zog über die Dächer schwarzes Tuch.
BEdrohlich peitschen die Befehle,
Versetzten in die Angst die arme Seele.

Sie müssen plötzlich, ab sofort
Weit weg von hier, an andren Ort.
Nach Ostsibirien und Kasachstan
Beginnt für sie Verbannungswahn.

Die Hunde bellen, brüllen Rinder.
Laut schluchzen Frauen und die Kinder.
ein letzter Blick auf eignes Gut und Haben,
Die Männer Hände im Gesicht vergraben.

der Mensch , das Tier haben geahnt,
das etwas schlimmes ist geplant.
was ist vergleichbar mit den Schmerzen?
getrennte, Kindes und der Mutter, Herzen?

Mit einem Schlag auf diese Weise
Ein Kind von nun an ist ein Waise.
Er selbst , mit fünzzehn laut Gesetz,
als Arbeitskraft wird eingesetzt.

Die Freiheit eingesperrt in die Baraken
mit Läusen, Mäusen, Kakarlaken.
Dawai , Dawai bei jedem Wetter,
gejagt sie wurden von den Bretter.

Der Hunger ,Krankheit un die Not
Reist junge Leben in den Tod.
der lange Winter ist besonders kalt,
Er fährt mit einem Partner in den Wald

Es gibt kein Brennholf mehr für morgen,
die beiden müssen es besorgen.
das Wetter dreht schlagartig um
und alles tobt um sie herum.

die Fuhre ist beladen schwer,
die Männer laufen hinterher.
Schon scneeverweht ist ihr Weg
sie müssen weg hier, nichts wie weg.

der Sturm bringt sie in die Verwirrung,
und sie verlieren die Orientierung.
Das Schneegestöber weit und breit,
das Überleben jetzt bestimmt die Zeit.

das ganze Körper steif gefroren,
schlaff gut- bläst Wind in seine Ohren.
Oh nein, oh nein, bleib wach, blaib wach
Auch wenn die Kräfte lassen nach.

So kreisen sie noch viele Stunden
Und endlich haben sie ihr Ziel gefunden.
Der Schmerz fängt an die Füße bohren,
die Zehen durch erfrieren sind verloren.

Die Wunden sind noch kaum verheilt,
erneunt Verbannung wird erteilt.
Er muss jetzt weiter in die Wüste
Zur glühend heißer Kaspijküste

Die Kälte und die Hitze brechen Stein.
Wie viele Tränen sollen noch vergossen seiN?
die Sklavenarbeit nur tagein tagaus
wie halten das erschöpfte Körper aus?

verdammter Krieg ist nun zu Ende.
Für die Vertriebenen kommt nicht die Wende.
Es werden locker etwas Zügel
Für immer bleibt das schwarze Siegel

Auch wenn der Winter war soo kalt,
der Frühling kommt bestimmt schon bald.
Dann kommen raus die zarten Triebe,
der junge Mann trifft seine Liebe.

Aus den Ruinen Krieges Beben
Erblickt das Licht ein neues Leben.

Rundum die unsichtbaren Gitter,
für seine Kinder bleibt es bitter.

Er baut für sich ein Nest erneut
und keine Arbeit wird gescheut.
bis in die Nacht macht Überstunden,
So kommen sie über die Runden.

Trotz allen harten Schicksalschlägen,
Stets ist er auf der Suche nach neuen Wegen.
Der Weg zum Glück hat viele Bahnen
Und einer führt zur Heimat seiner Ahnen.

Er ist daheim, er ist jetzt frei
und die Strapazen sind vorbei,.
Geniest die Ruhe nach den Jahren
Und freit sich über Enkel Scharen.

Die Zeit verflog wie Augenblick,
Er wirft von oben einen Blick,
Kein anderer Stern oder Komet,
Kann schöner sein als sein Planet.

Er sieht schon Berge und die Seen
und freut sich auf das Wiedersehen.
Im Regenbogen grüne Wälder,
die großen Städte und die Felder.

in Stiller Größe zieht der blaue Ozean.
von schönem AUsblick ist er angetan.
Zurück gebliben ist die Nordpoltracht.
Er landen in der warmen Sommernacht.

Die Erntezeit hat ihren eigenen Doft,
Geruch von Obst, Gemüse in der Luft.
ein junges Paar schaut in die Ferne
Und wie er damals, zählt die Sterne.

Der Junge flüstert liebevoll zu ihr:
ich fand mein großes Glück bei dir.
für dieses Glück und da zu sein
Ich werd dem Alten ewig dankbar sein.

Der Leise Dank aus dieser Zukunftswelt,
das hat viel Wert, das bleinbt und zählt.
das war die Krönung, ein Beleg
Für sein´ nicht leichten Lebensweg.

in seinem tiefen Schlaff schritt er voran,
aus dem er diesmal nicht erwachen kann.
Mit einem Lächeln im Gesicht
Erlosch in seinen Augen Licht.



(eine Story Russlanddeutscher...
geschrieben von einem meiner alten Verwandten
Willi Faber)

*


Wer sind wir?

Wer sind wir?
Ein Atemzug der Geschichte,
Eine Sternschnuppe im Weltall,
Ein Tropfen im ewigen Ozean.

Wer sind wir?
Ein hilfloses Blatt an einem Baum,
Ein Samenkorn im Wind,
Ein Stäubchen in der unendlichen Wüste.

Wer sind wir?
Ein Stein auf vielen Wegen,
Eine Stadt im undurchdringlichen Urwald,
Eine Narbe auf dem uralten Gesicht der Erde -

Das werden wir sein!

(Aus dem "Lebensbaum")

*


Das Bad des Lebens:

Hineintauchen
in das schillernde Farbenmeer
des Sonnenunterganges

Wiederemporkommen
um der Vielfalt der Vogelstimmen
gewahr zu werden

Und mich schließlich
vom sanften Abendwind
trocknen zu lassen

das nenne ich:
Ein Bad des Lebens nehmen!

(Bettina Fröhlich)

*


Atropa belladonna

Urgrundtiefe,
Göttin des violetten Lichtes,
verborgen ist Dein ganzes Wesen,
wird es sich mir je ganz offenbaren?
Deine mächtige Wurzel
bindet all die tellurischen Kräfte
aus den Tiefen unserer Erde.
Im Schatten des Waldes, im Schatten der Nacht
reifen Deine schwarz-violetten, süßen Beeren.
Das ganze Mysterium des Weiblichen
vereinst Du in Dir,
bist das wahre Ziel aller männlichen Sehnsüchte.
Königin der dunklen Wälder,
verbinde Dich mit der lichten Kraft der Eiche, der Manneskraft,
im Gewahrwerden aller Weltenwesen,
im ewigen Wechselspiel zum göttlichen Ganzen.

Druide Quercus (Erwin Bauereis)

*


Lebe:

Ich lebe im Atem der Natur
mit dem Schlag meines Herzens
spür ich die Welt

giere nach Schönheit
bunter Sommerwiesen
genieße die Ernte im Herbst

solange die Mächtigen dies noch nicht endgültig für sich beanspruchen
tropft mein Erwarten
im Takte eines schmelzenden Eiszapfens
auf die Flamme in meinem Leben

gute Gedanken schicke ich
in das mächtige Blau der Himmelsphäre
versenke die Sorgen
im Tief des Mariannengrabens
so dass nur die Erde selbst
diese mir wiedergeben könnte

in naiven Worten meiner Kindheit
male ich das Bilderbuch der Phantasie
reise bis an die Grenzen meiner Möglichkeiten
um immer in Einheit mit mir selbst zu sein.

(Georg Walz)

*


Edelstein:

Edelstein des zartunendlichen Traumes. Zauberstab der du
heiße Tränen kühltest. Innerstes vergoldend
gerade auch im prosaschlichten Morgenbad.
Gestern noch so fern, heute schon nur Schein?!
Ich ahne die Hieroglyphenchiffre,
des Schicksals Offenbarung auf Bergeshöhen und im Abgrunde des Dämonischen,
dort wo die Natur heilsam sich spiegelt zum göttlichen Lebensganzen
zarten Ichs.
Über alle Grenzen hinweg im geträumten Leben des lebendigen
Traumes webend mit unendlichem Flügelblütenschlag die Natur des
edlen Geistes und geschmückter Seele auf der Haut des
Lebensschmetterlings.
Oh Hermes, oh Pan, nur ein astrales Atom der tiefen multiplen
Herzensspur in Himmelsweiten, auch hier in mir?
Was ist mir durch uns heut prophezeit?
Welch Feier im verheißungsvollen Zwielicht seligen Abends
blaustrahlender Blumennacht!
Oh verehrter, vergangener Mond! Oh, geliebte, ankünft'ge Sonne?
Edelstein, Liebster, Verwandler trüber Sorge im süßen
Morgenmarienspiegel der weißen Sonne tuscht du im närrischen Bild,
algebraisch verkürzt, der tiefen See dich nähernd, offenbarend kühles
Schicksal gewoben zwischen uns im hellen Land. Wie geliehener
Rubin, strahlend Bergkristall.
Besitz ich Strahl oder was vom Punkt naht?
Salamanderglut bestäubt heut wieder besänftigend
die eigentliche Tat.

(Romina Lutzebäck)

*

Diese Worte schrieb Charlie Chaplin
an seinem 70. Geburtstag
am 16. April 1959

*

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das nennt man
“AUTENTHISCH-SEIN”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
wie sehr es jemanden beschämt,
ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
noch der Mensch dazu bereit war,
auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß ich, das nennt man
“SELBSTACHTUNG”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört
mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, dass nennt man
“REIFE”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und das alles, was geschieht, richtig ist
- von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, as nennt sich
“SELBSTACHTUNG”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe
und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise
und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man
“EHRLICHKEIT”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das “GESUNDEN EGOISMUS”
aber heute weiß ich, das ist “SELBSTLIEBE”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt,
das nennt man “EINFACH-SEIN”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert,
weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen,
jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick,
wo ALLES stattfindet.
So lebe ich heute jeden Tag und nenne es
“VOLLKOMMENHEIT”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
diese Verbindung nenne ich heute
“HERZENSWEISHEIT”.

Wir brauchen uns nicht weiter
vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen
mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen
manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich,
DAS IST das Leben! ..

*


Sacred Fire:

Du siehst Berichte über die
Besiedelung des Mars
oder irgendwelcher Planeten
in ferner ferner Zukunft

du siehst Berichte über die
künstliche Evolution
des Menschen gesteuert
von klugen Wissenschaftlern

du siehst Berichte über das
Verschwinden der Wildnatur
und ganz neuen Tierarten
und Pflanzen auf der Erde

aber du liebst
das uralte Feuer
zwischen den Steinen
der schwarzen Nacht

du liebst das Feuer
unter dem leeren Raum
eines weiten Himmels
ohne die tausend Augen

einst war es anders und frisch
die Luft und das Wasser der Flüsse
das Meer und die Gipfel
der weißen Berge

du lebst in einer Zeit der Technik
der künstlichen Intelligenz
aber deine Seele fliegt
mit dem Adler zum

uralten Feuer am Fluss

(Silent Wolf)

*


Jenseits der Worte:

Einst - ganz jenseits aller Worte
Öffnet sich die Himmelspforte.
Dann siehst du das Weiße Licht,
dann erleuchtet dein Gesicht.

Die Worte sind wie Sand und Staub,
Wie Bäume ohne Ast und Laub.
Du wirst klein und riesig sein -
Federleicht und schwer wie Stein.

Keine Grenzen wird es geben;
Du gehörst dem Geist, dem Leben.
Ein und Alles wirst du finden:
Nichts mehr, nichts mehr wird dich binden.

Worte werden mild zerfließen,
Dem Geist werden Blüten sprießen.
Blüte wirst auch du dann sein.
Geist dem Geist - und nicht allein.

Geisteshymnen wirst du singen,
Sphärenmusik wird erklingen.
Schöpferisch im weiten All -
Freiheit ohne Wort und Zahl.

(Bernd Mertens)

*


Geheimnis:

Ich geh' alleine durch den Wald.
Geschrei dringt an mein Ohr,
bin ich noch jung, vielleicht schon alt,
es raunt ein Feenchor.

Der Tag vergeht, es kommt die Nacht,
die Frage drängt sich auf,
wer spricht zu mir, wer hat gelacht,
ich schau zum Mond hinauf.

Die Antwort bringt der Wind zu mir,
die Eule hat's geschrien,
die Seele war schon öfters hier,
der Körper ist geliehn.

(Sissi Dragoner)


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#11

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 06:23
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Wiesentanz:

Rhythmisch tanzen meine nackten Beine
über die taugetropften Wiesen.
Berühren sacht ein buntes Königreich an Blüten.
Empfinde das EINSSEIN mit jedem Grashalm,
duftender Blume, der Welt in kleinsten Körperporen.
Augen - die erkennend die Wahl angebotener Variationen sehen.
Glücklich jauchzend schlägt mein Herz
ein lustig leichtes Taktgefühl an.
Alles beginnt im begehrenswert harmonischen Lebensgefühl -
taufrisch atmende Wege zum üppigen Füllhorn zu gehen.
Wissend - dass für ALLE freudvoller Reichtum vorhanden ist -
bin ich jetzt frei und aufmerksam es anzunehmen.
Beschwingt erfolgreich erreiche ich anmutig horizontweite Ebenen.

(Beate Loraine Bauer)

*

Feuertanz der Poesie:

Wie ein Schamene
die Füße im Staub
die Stirn am Himmel
ertanzt er sich Worte
im taumelnden Kreisen
ergreift er das Feuer
spricht mit den Geistern
und trägt es hinauf
im Feuertanz sterbend
im luftarmen Raum
die Flammen verlöschen
und wortleer fallend
sinkt der Schamane
wie Asche zu Asche
und singt nicht mehr
im taumelnden Kreisen
aus flackernder Glut
ergreift ihr sein Feuer
und trägt ihn dorthin
wo er noch nie war.


(Eckhard Erxleben)

*

Der Pfauentanz:

Sie sagen, dass in einem Land Lateinamerikas
oder, ich weiß nicht, auf welcher Insel Ozeaniens
ein Frühlingsritus existiert:
die jungen Mädchen des Dorfes
gehen des Nachts auf den verzauberten Berg
wegen des Ritus der Läuterung
wenn sie bei Tagesanbruch mit Blumen bekleidet wiederkehren,
wählen sie die Väter ihrer Kinder aus,
die sie noch nicht haben
und dann tanzen die jungen Männer,
mit Pfauenfedern geschmückt,
neben den Feuern, um ausersehen zu werden.
Voller vielfarbiger Federn
habe ich die ganze Nacht getanzt
weder das Feuer noch die stundenlange Mühe
haben mich verbrannt,
ich habe deinen einladenden Blick nicht gekreuzt
und du hast dich in Richtung Röhricht entfernt
und hast dabei eine andere Hand gedrückt,
nun schauen die Frauen des Dorfes
belustigt den Schamanen an,
der vom Göttlichen Zeichen berührt,
den Pfauentanz tanzt
und es ist nicht Frühling
im Traum schlage ich ein vielfarbiges Rad
und tanze neben dem Feuer des Frühlings
dennoch wache ich immer zu früh auf
bevor es mir gelingt
das Antlitz
derjenigen zu sehen,
die mit mir den Sommer tanzen wird.

(Mario Ponzi)

*

Leben:

Ausruhen in der wärmenden Sonne -
aber sie nicht nur gedankenlos genießen

Nachdenken beim Rauschen des Regens -
aber ihn nicht nur über sich ergehen lassen.

Auch Stürme gehören zum Leben -
sich aber nicht von jedem Wind in seine Richtung tragen lassen.

Die weiche, weiße Reinheit des Schnees bewundern -
aber nicht in der Kälte erfrieren.

Am Himmel ziehen die Wolken, die weißen und die dunklen,
sich erheben, die Gefühle und Gedanken fliegen lassen.

Die Schmerzen gestillt vom kühlen reinen Schnee,
die Gefühle und Gedanken fliegen lassen -

getragen vom Wind,
erfrischt vom Regen,
gewärmt von der Sonne.

(Aus dem "Lebensbaum")

*

Verloren im Nirgendwo:

siehst du nicht
die Bäume, die uns auslachen
wenn wir uns streiten
denn sie vertragen sich
wunderbar mit anderen
in einer grünen Allee

siehst du nicht
die Blumen
die uns auslachen
wenn wir böse sind
denn sie vertragen sich harmonisch
giftige mit ungiftigen

siehst du nicht
die Tage
die uns auslachen
wenn wir uns fremd sind
denn sie sind für
uns verloren

siehst du nicht
den Himmel
der uns auslacht
wenn wir uns trennen
denn er hält alles zusammen.

(Katharina Niksic)

*

Druidenhain:

Dunkles Labyrinth
aus moosbedeckten Felsen
überragt von schweigendem Wald.
Wasser tropft leise
sammelt sich
ein ruhiger unbewegter Spiegel
in den Schatten.
Wurzeln und Stein
Gebein der Erde
verschlungen, gewachsen,
alt, so alt.
Geheimnisvolles Dämmer-Dunkel
- zeitlos -
KRAFT
verborgen in der Tiefe
jenseits der Welt
pulsierend
wissend
ewig.
- Stille -
ein Kranz aus Margariten
eine lächende Gabe
ein Geheimnis.

Ein Blick zurück
Erwachen wie aus einem Traum
an einem anderen Ort
in einer anderen Zeit -
im Herzen
verzaubert.

(Almut Sames)

*

Der Adler singt:

Die Strahlen der Sonne
säumen meine Flügel
und reichen weit hinaus
über die Flügelspitzen.

Ein kleiner grauer Wirbelwind
versucht mich einzufangen.
Er wirbelt, er wirbelt
quer über meinen Pfad.

(Lied eines Papago)

*

Mein weißer Bruder ist in vielen Dingen gut,
denn er ist geschickter als mein Volk,
aber ich frage mich, ob er weiß,
wie man richtig liebt.

Ich frage mich,
ob er überhaupt jemals gelernt hat
zu lieben,
die außerhalb von ihm sind
und über ihn hinaus.

Und das ist natürlich überhaupt
keine Liebe,
denn der Mensch muss alle Schöpfung lieben,
oder er liebt nichts in ihr.
Der Mensch muss umfassend lieben,
oder er wird zum niedrigsten aller Tiere.

Es ist die Kraft der Liebe,
die ihn zum Größten von allen macht.
Denn von allen Lebewesen
ist er allein fähig zur Liebe.

(Dan George)

*

Wolken sind Gedanken,
die am Himmel stehn.
Keine Schrift der Erde
schrieb sie je so schön.

Manchmal hingerissen
hart und wie im Zorn,
manchmal wie im Traume
leise und erlor'n.

Und seit Ewigkeiten
stehen so sie da,
eh' ein Menschenauge
noch nach ihnen sah.

Und in Ewigkeiten
werden so sie stehn,
auch wenn Menschenaugen
längst sie nicht mehr sehn.

(Hermann Claudius)



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#12

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 09:29
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Die weiße Muschel:

sie ist alt sehr alt
die weiße Muschel
in meiner Hand

aus längst vergangenen
Tagen meines Lebens
das ein früheres ist

dieses oder ein
anderes Leben - was ist
es gleich geworden

Tod oder Leben
es gibt keine Grenzen
im Reich der Winde

die weiße Muschel
verbindet die Ur-Zeit
mit heutigen Tagen

die Schönheit der Form
der Venusmuschel
die ganze Weisheit
des Kosmos in
einer kleinen
Schale

(Silent Wolf)

*

Stille:

Graue, stille Dünen breiten
Ihre Hügel weithin aus.
Stille weiße Wolken gleiten
Durch der Lüfte schimmernd Haus.

Ihre dunklen Schatten fliegen
Übers Meer, das raunend singt,
Wie's in langen Wogenzügen
Schäumend sich zum Strande schwingt.

Über Meer und Dünenhügel
Schweift das Auge, still und weit,
Schwebt auf ätherleisem Flügel
Ewige Ureinsamkeit.

(Hedwig Kiesekamp 1844-1919)

*

Mitternacht:

Im dunklen Zimmer
ein Fensterviereck
voller Sterne,
warten auf den Mond,
sein Kommen jede Nacht
etwas später
aber immer zu seiner Zeit,
nicht so unberechenbar
wie die Sternschnuppen
- diese Irrlichter
des Himmels -
nicht so unberechenbar
wie unser Leben
auf dieser Erde.

Der Mond und die Sterne -
seit Anbeginn der Zeit
Fixpunkte des Menschen
im Meer der Ewigkeit.

(Ursula Klinkhardt)

*

Wechselwirkung:

Der Wind
pfeift sein Jahrtausende altes Lied
von den Hügeln
raunt in Ästen und Zweigen
spielt mit den Blättern
streichelt Gräser zu wogenden Teppichen
und die Blumen
tanzen seinen Rhythmus

Mensch - vergiß nie
wenn Du seinen
Zyklus störst
wird er zum
fauchenden Orkan
der Dich vernichtet.

(Brigitte Breitenbach)

*

Quellenwunder:

Aus dem
dunklen Ursprung
mit der Wunderkraft
des ewigen Kreislaufs
von der Finsternis
an das Weltenlicht zu dringen
prickelnde Kostbarkeit
ein melodisches Rauschen
wie ein Singen zwischen den Steinen
geborgen im Bett des Baches
unermüdlicher Lebenssaft
in sprudelnder Reinheit
und kühler Erfrischung
wird zu diamantenem Glanzlicht
wenn die Sonne sich im
Wassertropfen bricht

(Friederike Amort)

*

Die Seele:

So alt wie ein Stein -
auf alle Zeit mein

So tief wie das Meer -
Kommt von ewig weit her

So heiß wie die Flamme -
Trägt schon manche Schramme

So frei wie der Wind -
Verspielt wie ein Kind

Ich kann sie nicht halten -
Sie will ewig wandeln.

(Sissi Dragoner)

*

Wieviel Schönheit:

Wieviel Schönheit ist auf Erden
unscheinbar verstreut;
möcht' ich immer mehr das inne werden.
Wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut,
in bescheid'nen alt und jungen Herzen!
Ist es auch ein Duft von Blumen nur,
macht es holder doch der Erde Flur,
wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.

(Christian Morgenstern)

*

Sonnenaufgang:

Und der Tag begann
sein Licht auszusenden
und es zu fächern
in Pigmente der Farben
und auf den Tautropfen
schlief der Nebel tief
als sie ihn aufhob
und mit dem Schleier
ihre Brüste bedeckte
leicht war der Wind
entfachte die Blüten
der Sonne die mit Faltern
das Meer in Öl eintauchten
Zirkaden erwachten
wie wir.

(Carmen Caputo)

*

Erdung:

Oft sitze ich mitten im Wald
zwischen Birken, Farn und grünbemoosten Felsen
sanft zwitschert der Zaunkönig
durch die Dämmerung schleicht der Fuchs
Stille Nebel Feuchtigkeit
Harzgeruch Spinnweben
in dieser Einsamkeit
Aber es ist die Welt
wenige Kilometer von hier
die Geräusche der Konsumgesellschaft
das Herz des Maschinenzeitalters pocht unerbittlich
sein Computerhirn denkt präzise
Hier aber hat die Erde noch ihre alte Bedeutung
Die Menschheit erzieht ihre Kinder
im unerbittlichen
Gütesiegel des Turbokapitalismus
Doch hier in der Stille
werden auch meine Gedanken still
die Erde ein einziges Ritual
der Schwarzspecht klopft
ich tanze allein im Wald.

(Hans Wagner)

*

Zugvögel:

Der Sommer verstrichen der Herbst reift heran
sie sammeln sich wieder auf den Hochspannungsleitungen
warten in schwarzen Ästen
und proben den Aufbruch über den Stoppelfeldern
vorbei die Zeit des Nesterbaus
die Tage nehmen ab die Sehnsucht nimmt zu
der Himmel krempelt die Wolken auf
der Horizont ein Ungenau
dein Weg geht allein durch den Nebel
und sie schütteln die Flügel
und fliegen zur Sonne
Gedanken halten die Zeit an
du bringst dir das Fliegen bei
und zwischen den Flügelschlägen
geht deine Erinnerung mit auf die Reise
in den Sommer.

(Peter Würl)


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#13

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 09:37
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Amazonenwind:

Frei wie der Wind
fliege ich über die Gräser dahin,
schneller als jedes andere Wesen,
dass auf dieser Steppe lebt.

Auf dem Rücken meines Pferdes
bin ich wie der wilde und freie Wind.
Streife nur noch die hohen Gräser,
die das Zeichen des Lebens sind.

(Arielen)

*

Wanderer:

Hilflos ausgeliefert meinen Stiefeln
ein verlorener Sohn des Tages
sammle Falterfarben in meiner Palette
feuchte Augen dunkler Sümpfe
und den schwarzen Schrei der Krähen über den Stoppeln
lausche dem Herzticken entfesselter Träume
und lege den Wiesen die Hände auf die Schultern
wenn die Sonne über die Hügel rollt
hinter dem pappelbestandenen Schattenriß
im sterbenden Blau des Abends
Wanderer durch die Weite der Stille
durch das Gras in dem mein Echo erlischt
und meine Zeit kommt mit wenn ich gehe.

(Peter Würl)

*

Bernstein
geheimnisvoller Bote einer
versunkenen Welt
von den zeitlosen Wellen
zufällig angespült
an meinen dürftigen
Strand deine Botschaft
ich lausche
ich höre
ich höre das alltägliche Flüstern
des tausendkörnigen Sandes
das gewohnte immerwährende
Rauschen von Wasser und Wind
auch
in das hungrige Krächzen der
kreisenden Möwen mischt sich
kein Zauberwort von dir

mischt sich kein
Zauberwort für
mich

zu meiner Erlösung

(Ingeborg Sydow-Ferenz)

*

Unsere Ebene:

Dieses, Brüder, ist unsere weite Erde,
wo nichts sich hält, wo alles vorbeifließt,
und der Wind nicht schläft, und der Horizont wandert.

Dieses, Brüder, ist unsere weite Erde,
wir leben in Zelten. Wenn das Wetter wechselt,
wechseln wir mit den Zelten. So ist unser Leben.

Dieses, Brüder, ist unsere Erde, unsere Pampa.
Es ist keine enge Erde, Die Erde ist sehr weit.
Soviel man auch davon mag, es ist für alle genug da.

Pampa-Indianer (Argentinien)

*

Welkes Blatt:

Jede Blüte will zur Frucht,
jeder Morgen Abend werden.
Ewiges ist nicht auf Erden
als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
laß es still geschehen.
Laß vom Winde, der dich bricht,
dich nach Hause wehen.

(Hermann Hesse)

*

Wie bleibt man jung ?

Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt -
sie ist ein Geisteszustand.
Sie ist Schwung des Willens,
Regsamkeit der Fantasie,
Stärke der Gefühle,
Sieg des Mutes über die Feigheit,
Triumpf der Abenteuerlust
über die Trägheit.
Niemand wird alt,
weil er eine Anzahl Jahre
hinter sich gebracht hat.
Man wird nur alt,
wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt.
Mit den Jahren runzelt die Haut,
mit Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele.
Du bist so jung wie deine Zuversicht,
so alt wie deine Zweifel.
So jung wie dein Selbstvertrauen,
so alt wie deine Furcht.
So jung wie deine Hoffnungen,
so alt wie deine Verzagtheit.
Solange die Botschaften der Schönheit,
Freude, Kühnheit, Größe
dein Herz erreichen, solange bist du jung.

(Albert Schweitzer)

*

Stern:

Ganz unverhofft, so nebenbei,
Hat sich die Nacht ins Licht getaucht
Und mich aus einer Träumerei
In eines Wortes Traum gehaucht.

Sie war mir, so ganz nebenher,
Mit Sorge, Nähe, Zeit bedacht;
Und tausend Fragen fragen: Wer
Hat meiner heute so gedacht?

Gewiß: Ein Licht schien mir voraus
Des Himmels, nach geheimen Plan.
Vielleicht führt mancher Stern nach Haus,
Der - noch im Dunkeln - zieht die Bahn.

(Nikolaus Widmann)

*

Die Waage:

Liebe Waage, schönes Kind

tanzte

mit den bunten Blättern.

Goldner Herbst-
dichter Nebel dir das Lichte nimmt
und
stolze Stürme wettern.


Ganz, ganz leis tanzt du dahin,
du schöne Wonne-Waage.
Mit violetten Astern ist dein Haupt umkränzt,
nun regiert der AUSGLEICH
als geheimer SINN
die regnerischen Tage.


Nicht zuwenig – nicht zuviel,
in diplomatischer Gerechtigkeit,
bist du
sensibel für die HARMONIE,
so verspricht dein Mitgefühl
Verständnis und Geborgenheit.


Ach, du lieber Abendstern,
was muss ich mich um deine stille Saat
bemühen?
AUSGLEICH, GERECHTIGKEIT und HARMONIE
im HERZen
sanft wachsend zu erblühen ?


So dreht sich das Rad -
und vergeht auch freudig Stund um Stund,
der kalte Hauch
herbstlicher Melancholie
nach liebevoller Waage-Art
färbt es das schöne Leben bunt.

(Ina,05.10 03)


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#14

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 09:47
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Herbstgedanken:

Noch glimmt des Sommers Holz
im Ofen der verwehten Zeit
die Astern glühen blau
und dämmernd lichtet sich der Herbst

Wir stellen unsre Suche ein
und kehren um - nach Haus
wir rasten still auf warmer Bank
und saugen Düfte auf

Wir sind die Äpfel in den Rosten
der Sellerie im trocknen Glas
Wir sind die Wolken auf der Reise
wir sind die Tür - und gehen
leise.

(Barbara Lorenz)

*

Mündung:

Hell und mutig hallt es wider
was er von der Welt nimmt wahr
spielt und tanzt, singt frohe Lieder
von seinem Bild, das ihm so klar
atmend schärft er seinen Sinn
geht in und aus sich, hin und her
er sieht und hört, kommt nicht umhin
im Fluß zu münden, in das Meer
wo alles sich im Reigen wogt
zugleich er nichts und alles ist
selbst wenn der Sturm mit brausen tobt
der Wind mit ihm den Fels auspeitscht
tut's ihm nicht weh, denn er ist wieder
am Anfang seiner Reise angelangt
wo Sonne, Mond, Gestirn und Lieder
vereint sind durch das Weltenband.

(Helmut Hall)

*

Ewigkeit:

Immer wieder und wieder
steigst du hernieder
in der Erde wechselnden Schoß,
bis du gelernt im Licht zu lesen,
dass Leben und Sterben eins gewesen
und alle Zeiten zeitenlos.
Bis sich die mühsame Kette der Dinge
zum immer ruhenden Ringe
in dir sich reiht -
in deinem Willen ist Weltenwille,
Stille ist in dir - Stille -
und Ewigkeit.

(Manfred Kyber)

*

Die Lieder des Windes:

Kennst du die Lieder des Windes,
Ihre uralten Melodien?
Mal sind sie leise und heiter,
Mal auch verwegen und kühn.
Mal streichelt ein leises Lüftchen
Die kleinen Blumen am Hang,
Mal küsst er zärtlich die Rose
Als Troubadour mit Gesang.
Dann spielt er die Kastagnetten,
Es zittert der Espenbaum.
Der Abendwind singt ganz leise
Die kleinen Vöglein in Traum.
Dann aber braust er gewaltig,
Es klingt fast wie Orgelton,
Die Bäume erzittern und beben,
Noch mächtiger kommt es schon:
Dies Lied mag ich nicht gerne hören,
Fast klingt es wie Kampfgeschrei!
Da brechen die Äste und Bäume
Und Dächer und Häuser entzwei.
Doch wenn das alles vorüber,
Dann singt er ein Liebeslied,
Daraus alle Schönheit und Größe
Auf's neue für uns erblüht!

(Margarete Steinhaus)

*

Der Funke des Universums:

Den kosmischen Gedanken in sich selbst zu suchen,
machte ich mich auf,
das Innere selbst zu finden, denn im Inneren ist auch der
Gedanke des Kosmos.

Die Allgegenwärtigkeit des Ganzen und Erschaffenen,
ist auf jene göttliche Stufe gleich allen Wundern zu stellen.

Und schließlich eröffnete sich mir der Kosmos mit seiner
ganzen Logik und Klarheit.

Die Natur ist der Kosmos und der Kosmos die Natur.
Alles Erschaffen stammt aus den Tiefen des Alls,
alles Lebendige und Tote findet und fand seinen
Ursprung in der Weite des Universums.

Eins zu werden mit dem Ganzen,
mit allem was uns umgibt ist der eigentliche Sinn des Daseins.

Es zu erforschen und zu lieben,
es einfach zu lassen wie es ist,
ist unsere Heilige Aufgabe;
denn zu erhalten was noch erhalten werden kann,
um zu sehen was noch vom Ursprung zu sehen ist,

ist die Aufgabe derer die Sehen können.

(Simon Fuchs)

*

Der Blumengärtner:

Er kennt sein Pflanzenvölkchen gut,
die Farbenprächtigen und die Bescheidnen,
die Rankenden, festkrallend am Spalier,
die Schwankenden, sich wiegend mit dem Wind.
Wehrhafte gibt es wie die stolze Rose,
Selbstständige wollen alleine stehn.
Die Trockenkünstler und die Anpruchslosen,
die Stillvergnügten auf dem Schattenplatz,
sie alle wachsen und gedeihn fast von allein.
Die Machtbesessenen erobern
mit ihren Wurzeln raffiniert das ganze Beet.
Die Eigensinnigen suchen das Spezielle
und überwuchern Weg und Steg.
Entfernen nützt nichts, denn sie kommen wieder,
pünktlich und unermüdlich einen Sommer lang.

In einer lauschig stillen Ecke
steht Gärtners Bank beim Gartenhag.
Er und die Katze, diese Kecke
beschliessen darauf ihren Gartentag.

(Brigitte Schneider-Ehring)

*

Erquickung:

Es gibt so Schönes auf der Welt,
daran du nie dich satt erquickest,
und das dir immer Treue hält,
und das du immer neu erblickst;
der Blick von einer Alpe Grat,
am grünen Meer ein stiller Pfad,
ein Bach, der über Felsen springt,
ein Vogel, der im Dunkeln singt,
ein Kind, das noch im Traume lacht,
ein Sternenglanz der Winternacht,
ein Lied, am Straßenrand erlauscht,
ein Gruß, mit Wanderern getauscht,
im Denken an die Kinderzeit,
ein immer waches, zartes Leid,
das nächtelang mit seinem Schmerz
dir weitet das verengte Herz
und über Sternen schön und bleich
dir baut ein festes Himmelreich.

(Hermann Hesse)

*

Morgen:

Dort - drüben - steigt die Sonne auf
- wie ihr Licht herübersinnt! -
Enthebt sich in des Tages Lauf
Fern, mich in den Morgen nimmt.

Höher steigt auf hohe Zinnen
Sie des Himmels: tiefes Blau;
Hebt empor, zieht mich nach innen,
Hin zur tiefen, reinen Schau.

Einmal wird sie stillestehen,
Wandeln sich, ganz werden mein,
Weltlauf wird nicht mehr bestehen,
Einzig Inn'res, Wesen, Sein.

(Nikolaus Widmann)

*

Rindenmenschen - Knospenbaum:

Ich glaube fest daran, dass die
Menschen in ihrem innersten
Mark schön voneinander
denken. Sie erkennen und
bewundern einander,
lächeln unerkannt in sich
hinein, hüten sorgsam
gemeinsame Momente
wie lebensspendendes
Wasser, ohne dass Ich
oder Du das zugeben
würden.

Stattdessen schichten wir Schalen um
unser Inneres,
Schalen des Schutzes,
Schalen der Vorsicht,
Schalen der Eitelkeit.

Krusten der Selbstsucht,
Krusten des Egoismus,
Krusten der
Unberührbarkeit.

Und die Rinden des
Neids.

Wahrscheinlich mehr.
Wahrscheinlich härtere.
Womöglich in anderer
Reihenfolge. Wenn man dann an unser
Inneres nicht mehr herankommt,
wirken wir wie ziemlich einsame,
knöcherne Geschöpfe.

Ich aber glaube,
Glaube fest an das sprudelnde
Nass in unserem Innern.

(Konstanze Keller)

*

Manchmal ...

bin ich wie eine Herbstzeitlose
bin immer zu spät mit Entscheidungen und Taten, renne dem Leben hinterher,
habe keine Zeit, keine Zeit

bin ich wie eine Rose
kommt mir nicht zu nahe, sonst steche ich

bin ich wie eine Gundelrebe
senke meine Wurzeln überall hin, will überall zuhause sein

bin ich wie ein Springkraut
verschleudere überall hin meine Lebenslust und Fröhlichkeit

bin ich wie eine Trauerweide
bin oft niedergedrückt, trauere um Vergangenes

bin ich wie ein Maiglöckchen
blühe im Verborgenen, aber wehe, einer erliegt dem süßen Duft und lernt mein
Innerstes kennen, vielleicht ist es ein tädliches Gift

bin ich wie ein Distelsamen
wie die leichten Schirmchen möchte ich fliegen mit dem Wind, weit, weit weg

bin ich wie ein Hopfen
immer weiter, immer nur fort, will ich reisen, alle Hindernisse überwinden

bin ich wie ein Löwenzahn
tief verwurzelt in der Heimaterde, risse man mich aus, würde ich eingehen

bin ich wie eine Zitterpappel
immer tanzen im Wind des Lebens, tanzen, tanzen

bin ich wie eine Mohnblüte
der Wind reißt meine Träume wie die Blütenblätter des Mohns ab,
schnell fliegen sie davon, verwehen ...

bin ich wie eine Schlingpflanze
die sich heimtückisch und schnell um Deine Seele schlingt und ankrallt

bin ich wie eine Blumenwiese
die wie ich auf viele Besucher wartet, mit denen ich Gedanken und Gefühle wie sie
Blütenstaub und Nektar austauchen kann

bin ich wie ein blühender Apfelbaum
im Frühling, der sich leise im warmen Wind wiegt und vor sich hinträumt

Bin ich wie eine Wegwarte
Öffne mich der Sonne und warte der Dinge des Lebens, die da kommen sollen.

(Angelika Wunderlich)


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#15

RE: Magische Gedichte:

in Literaturempfehlungen: 09.06.2010 09:54
von Adamon • Nexar | 15.455 Beiträge

Ende einer Sommerliebe:

Es ist der Duft der umgebrochenen Erde
die Düfte sind's von feuchtem Laub
Kartoffelkräuticht
welken Sommerblumen, Pilzen
und Rindenmulch

dieser Geruch ist es
der igelnasig mich und trunken
im Herbst
bei Mondlicht noch
durch unsern Garten strolchen lässt.

(Helga Zehrfeld)


*

Heilige Erde:

schön ist es
auf den uralten Felsen
eines Berggipfels zu sitzen

schön ist es
in einsamem Flusstal
Steine und Hölzer zu suchen

schön ist es
unter einer alten Tanne
zu meditieren

schön ist es
auf einem Gipfel zu stehen
zu rauchen die rote Pfeife

und die Geister
des Himmels der Winde
zu rufen zu lauschen

ihrer Weisheit


(Silent Wolf)

*

Spirituelle Kultur:

die Schönheiten der Erde
die alten - uralten Bäume
die Berge, die Gipfel und
die weißen Tempel des Himmels

der lichte Gesang der Lerche
im grünen Frühling
und der stille Gesang
des träumenden Einsiedlers

die träumende Weisheit
der uralten Steine
die leuchtende Weisheit
des betenden Pilgers

die Schönheit des wilden Flusses
und der weißen Steine,
die Schönheit der riesigen Tannen
im verborgenen Tal

der Kreis der heiligen Steine
der Kreis der lachenden Menschen
das Feuer der Weisheit
in offenen Herzen

Leben der Freude
der fließenden Kräfte
der tanzenden Frauen
und trommelnden Männer

die Schönheit einer Welt der gelebten Weisheit
die Schönheit einer Welt
der fließenden Kreise des Lichts


(Rintschen Phüntsog)

*

Abend:

Abendschein streut
rotgoldne Rosen
über die Tannen.
Sie glühen.
Verglühen.
Es schwinden die Farben
mit dem verdämmernden Tag.
Bleibt nur ein perlmuttner Schleier
über den dunklen Spitzen -
und bald
funkelt ein Stern darin.

(Liselotte Greife)

*

Ich schicke dir ein Lächeln:

ein Lächeln, das ich eingefangen habe
bei einem spielenden Kind,
bei einem zufriedenen Menschen,
bei einem der Schweres ertrug,
bei einem, der liebevoll tröstet.
Du bist nicht allein, selbst dann nicht,
wenn du dich manchmal einsam fühlst.

Ich schicke dir ein Lächeln:
ein Lächeln, das ich verpackt habe
in viele gute Wünsche,
das ich zusammengebunden habe
mit einem Sonnenstrahl
und einem Vogellied
und das ich verziert habe
mit einer Schleife
aus einem Fädchen Hoffnung,
aus einem Fädchen Zuversicht,
aus einem Fädchen Vertrauen
und geschmückt habe
mit einer Knospe Freude,
die sich bald öffnen soll.

(unbekannt)

*

Traumlese:

traumwörter
blau verschleiert
schweben heran
wie boten
aus dem sonnengeflecht

traumwörter
sanft entschleiert
wie bräute
in der hochzeitsnacht
weiße lebenslese

wie der winzer
den wein
lese der träume
ernte aus nachtblauen
trauben der traumnacht
weinrotes trauern

(Eckhard Erxleben)

*

Der Mann aus dem Wald:

Wachsame, alte Augen
Aus dem Wald blickend
Auf die Menschen schauend
Ohne Worte erinnernd,
mahnend.

Deine Botschaft ist
Einfach und klar.
Du bist Mittler zwischen
Natur und Mensch.
Stehst für Erdung, Verwurzelung
Verbundenheit von
Mensch mit Mutter Erde.

Oft schon hast du dich selbst
verloren geglaubt,
Hast tiefste Untiefen erlebt.
Und immer wieder
Bist du aufgetaucht.
Hast deinen Platz eingenommen
In der Welt.
Für die Welt.

Open your heart:
Lass die Liebe ausströmen
Und empfange die Liebe
Die die Welt, die Menschen
Und die Natur auch für dich bereithält.
Nehmen und Geben.
Empfangen und Austeilen.
Das ist der Rhythmus der Natur

(Aus dem Lebensbaum)


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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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