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Flötenspieler und Spinnenfrau:

in Indianische Welten: 21.09.2010 15:14
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Flötenspieler und Spinnenfrau
Eine Lange Nacht über die Navajo und ihre Nachbarn
Von Gretel Rieber

"Der Erste Mann der Fünften Welt breitete eine blaue Decke auf der Erde aus, formte den Berg Tsoododzil, den Türkisberg, befestigte ihn an der Erde mit einem Flintsteinmesser und gab ihm ein ye-i aus der Geisterwelt der Navajo, das Türkismädchen. Er setzte es auf den Mosca Gipfel, damit es auf ewig die Navajo beschütze". So erzählen es die amerikanischen Ureinwohner aus dem Südwesten der Vereinigten Staaten, aus dem Navajo-Land.

Es ist ein Land der göttlichen Wesen, Geister, Hexen und Werwölfe. Das Land der vier Heiligen Pflanzen: Mais, Kürbis, Tabak und Bohne. Erfüllt von Heiligen Gesängen und dem Klang der Flöten und Trommeln. Die Trommel ist immer kreisrund, sie symbolisiert die untrennbare Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Dieses Navajo-Country, das dine bikeya, das der Schriftsteller und Ethnologe Tony Hillerman in seinen Kriminalromanen so eindrücklich geschildert hat, auch mit seinen dunklen Seiten, dem weit verbreiteten Alkoholismus und der Armut, ist größer als die Schweiz, doch es wird von weniger als einer Viertel Million Menschen bewohnt. In der Langen Nacht vom Flötenspieler und der Spinnenfrau werden Geschichten der Navajos und ihrer geheimnisvollen Ahnen, der Anasazi , Geschichten der Hopi und der Puebloindianer erzählt. Ihre Gedichte und Lieder sind zu hören, auch Texte von Tony Texte des indianischen Schriftstellers Navarro Scott Momaday und vielen anderen.


Auszug aus dem Manuskript der Ersten Stunde:

Der Erste Mann der Fünften Welt breitete eine blaue Decke auf der Erde aus, formte den Berg Tsoododzil, den Türkisberg, befestigte ihn an der Erde mit einem Flintsteinmesser und gab ihm ein ye-i aus der Geisterwelt der Navajo, das Türkismädchen. Er setzte es auf den Mosca Gipfel, damit es auf ewig die Navajo beschützen solle vor dem Bösen, das die Harmonie mit dem Weltall stören könnte. Und dort auf dem Berg formte der Morgendunst das heilige Haus, das aus der Morgen- Dämmerung gemacht ist. Die Heiligen Leute legten zwei blaue Vogeleier in ein Nest auf dem Gipfel, daraus entstand Bluebird, Glücksymbol und Künder des Neuen Tages:

Im Morgenlicht ruft Bluebird,
Bluebird hat eine Stimme,
Seine Stimme ist melodiös und strömt über vor Glück, Bluebird ruft, Bluebird ruft.

Aus der Schöpfungs- Legende der Hopi:

Der Schlangenjüngling beobachtete die Wasser des Grand Canyon und fragte sich, wohin sie wohl gehen mochten. Um das Rätsel zu lösen, fuhr er in einem Boot den Fluss hinab bis es ihn an ein Ufer trug. Dort stieg er aus, sah, dass es Land gab, aber auch viel Wasser, es war der Ozean. An einer Stelle ragte ein Hügel aus dem Wasser, es war das Haus der Göttin Huruing Wuthi Frau der harten Dinge. Eine hübsche Jungfrau näherte sich ihm und ihrer Einladung folgend ruderte er zu dem Hügel. Dort gab es eine Kiva, aus der eine Leiter ragte. Die Jungfrau führte ihn zu dieser Kiva. Der Schlangenjüngling hatte eine Gebetsfeder mitgebracht. Die Göttin fragte ihn, ob die Sonne niedrig stünde, und er bejahte. Da führte sie ihn in einen anderen Raum, weil bald etwas sehr Lebendiges kommen werde. Bald darauf klapperte der Schildkrötenpanzer auf der Leiter und die Sonne eilte herunter in Gestalt eines schönen jungen Mannes, prächtig bemalt und gekleidet, so wie die Flötenspieler bei der Flötenzeremonie der heutigen Zeit.

Der Jüngling blieb über Nacht bei der Frau der harten Dinge und schlief mit ihr, weil sie es so wollte. Ihre Arme waren geschmückt mit Armbändern voller Perlen, weißen, roten und türkisfarbenen. Am Morgen entdeckte der Jüngling, dass sie eine alte Frau war.

Alte Frauen der Morgendämmerung
Matronen der Morgendämmerung
Jungfrauen der Morgendämmerung
Mädchen der Morgendämmerung...
Vielleicht, wenn wir Glück haben,
Wird unsere Erdmutter
Sich in eine vierfache Robe hüllen
Eine Robe aus weißem Mehl.

Die Navajo Nation im Südwesten der USA umfasst Teile des westlichen NewMexiko, des nördlichen Arizona, einen Teil des südlichen Utah im Norden und im Nordosten grenzt es an den südlichen Teil von Colorado. Dieses Viereck, das bewacht wird von den vier Heiligen Bergen, ist das Heilige Land amerikanischer Ureinwohner, das Dine Bikeyah der Navajo. Umschlossen vom Navajoland, fast an seiner westlichen Grenze, liegt das unabhängige Reservat der Hopi, außerhalb seiner Grenzen leben die Zuni, die Acoma-Indianer, und andere Stämme von Pueblo- Indianern. Vor der Ankunft der Europäer in der Neuen Welt wohnten im Navajo-Land und auch jenseits dessen Grenzen die Anasazi, die Alten, wie die Navajo diesen geheimnisvollen Stamm nennen, dessen Menschen im vierzehnten Jahrhundert nach Christus verschwanden. Nur ihre verlassenen Städte und Dörfer mit Häusern aus Stein, manche mehrere Stockwerke hoch und weiße Dörfer in Nischen und Höhlen der Canyon-Felsen, die man nur über Leitern erreichen kann, sind geblieben. Navajo-Land ist ein Land der göttlichen Wesen, Geistern, Hexen und Werwölfen. Das Land der vier Heiligen Pflanzen, dem Mais, dem Kürbis, dem Tabak und der Bohne. Erfüllt von Heiligen Gesängen und dem Klang der Flöten und Trommeln. Die Trommel ist immer kreisrund, sie symbolisiert die untrennbare Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Schlagen der Trommel entspricht den ewigen Rhythmen der Natur. Im Navajoland werden Geschichten erzählt von den Anasazi, und den Geistern ihrer Toten, die krank machen, wenn man nicht rechtzeitig einen Heiler, einen Sänger aufsucht. Warum die Anasazi im 13. Jahrhundert nach Christus verschwanden, weiß man nicht. Vielleicht, weil Trockenheit die Quellen versiegen ließ, weil die Felder unten in den Tälern der Canyons nicht mehr bewirtschaftet werden konnten. Der Reichtum ihrer religiösen Traditionen aber wurde an das Volk der Hopi und der PuebloIndianer, die wohl zu ihren Nachfahren gehören, weitergegeben, auch die Navajo-Kultur wurde zum Teil von ihnen geprägt.. Die Traditionen überlebten in mündlichen Erzählungen, religiösen Zeremonien, Tänzen, Gesängen, Felszeichnungen und Symbolen, in den Masken, in den Kachina- Puppen der Hopi und der Pueblo-Indianer, diesen Mittlern zwischen den Göttern und den Menschen.

Das Navajo-Land ist größer als die Schweiz, doch es wird von weniger als einer Viertel Million Menschen bewohnt.

Die vier Heiligen Berge, welche die religiösen Grenzen des Landes markieren, sind im Westen nördlich von Flagstaff die San Francisco Peaks, sie stehen fair die Abalone- Muschel und die Korallensteine. Im Norden, in Colorado, ist es der Mount Blanco, der den weißen Muschelstein symbolisiert. Ebenfalls in Colorado, aber weiter östlich, ist es der Mount Hesperus,, der den schwarzen Obsidian repräsentiert und im Süden, in New Mexico, ist es der Mount Taylor, der Türkisberg.

Tony Hillerman:

" Die Magie ist das Land selbst. Die Hopi, Zuni, Navajo und die Völker, die ihre Pueblos in der Wasserscheide des Rio Grande errichtet haben, sind hier viel länger gewesen als wir. Sie hatten Zeit genug, dieser Magie Formen zu geben. Ihre Vorfahren haben den Wahrzeichen des Landes Namen gegeben, seinen Geist personifiziert, das Land erklärt mit Mythologien, die so reich und komplex sind wie sie uns unsere Vorfahren über die Ströme des Irak, die Berge Libanons, die dunklen Wälder Nordeuropas und die Inseln Griechenlands überliefert haben. Die Navajo haben Shiprock und andere ähnliche Orte mit Erinnerungen an den Monster-Töter, Großmutter Spinne, die geflügelten Monster und anderer Symbole für den Überlebenskampf der Menschen bevölkert......Diejenigen , die sich für die alten Kulturen in diesem hochgelegenen, trocken Land interessieren, lernen dessen religiöse Landmarken . Wenn sie die Francisco Peaks sehen, Huerfano Mesa, Gobernador Knob, Corn Mountain oder Zuni Salzsee, bedeuten ihnen diese Orte mehr als nur deren physische Präsenz. Sie sind spirituelle Symbole, so wie der Berg Sinai, der Fluss Jordan, die Klagemauer oder der Felsendom. Dieser Teil des Südwestens ist ein amerikanisches Heiliges Land."


http://www.umsl.edu/~smueller/


Bibliographie Tony Hillerman

Tony Hillerman
Der Skelett-Mann
von Hillerman, Tony;
Thriller. Deutsche Erstausgabe. Dtsch. v. Fried Eickhoff .
2006 Rowohlt TB.
In Zuni, New Mexico, wird ein Diamantenhändler überfallen und umgebracht. Als Verdächtiger gilt der junge Hopi Tuve, der versucht hatte, bei ihm einen wertvollen Diamanten zu verpfänden. Lieutenant Chee glaubt jedoch an Tuves Unschuld und stößt bei seinen Ermittlungen auf einen alten Fall: Vor 50 Jahren stürzte über dem Grand Canyon ein Flugzeug mit einem Mann ab, der eine Tasche voller Diamanten bei sich trug.

Fotoband
"Indian Country-America's sacred Land",
Text von Tony Hillerman,
Photos von Béla Kalman
Verlag Northland Press, Flagstaff, Arizona.

Der deutsche Ethnologe und Indianerkenner Hartmut Krech über die AcomaIndianer: " Ein junger Keres wurde nicht in eine biologische Familie hineingeboren, wie man sie in Europa kennt: Eltern, Geschwister und vielleicht noch Großeltern. In Acoma wurde das Neugeborene von den Eltern getrennt und sogleich in den sphärischen Kosmos der sozialen Verwandtschaft aufgenommen. Nicht die Mutter, sondern die Schwester des Vaters versorgte den Säugling in den ersten vier Tage nach der Geburt. Ein Medizinmann aus der Sippe des Vaters adoptierte das Kleinkind nach Ablauf dieser vier Tage und gab ihm seinen ersten Namen. Jungen und Mädchen erhielten dieselben geschlechtsneutralen Namen. Erst mit der Heirat wurde die Ungleichheit der Geschlechter deutlich. Nicht die Braut, sondern der Bräutigam verließ das Haus der Mutter und lebte künftig mit seiner Ehegefährtin. Am Ende ihres Lebens kehrten alle Acomas in die Sippe des Vaters zurück. Bevor man sie zur letzten Ruhe bettete, wurde den Toten das Haar kurz geschnitten und dieselbe Gesichtsbemalung aufgetragen, die sie nach ihrer Geburt erhalten hatten.

Nach der Heirat lebte also ein Keres-Mann im Hause seiner Ehefrau. Seine Kinder wurden von der Sippe seiner Frau erzogen, wie überhaupt die Häuser und die Schafherden in weiblicher Linie vererbt wurden. Zur bevorrechtigten Stellung der Keres-Frauen gehörte es, dass sie sich ihren Partner selbst auswählten und auch sexuell initiativ wurden. Weil die Erziehung der Kinder nicht in den Händen ihrer leiblichen Eltern lag, gab es in Acoma keine Waisenkinder, Scheidungen waren in alter Zeit fast so häufig wie Eheschließungen.

Im Lauf seines Lebens erhielt ein Keres mehrmals die Gelegenheit, einer Geheimgesellschaft beizutreten und dadurch die Beschränkungen oder die Übermacht der Verwandtschaftsgruppe auszugleichen, der er angehörte."

"The book of the Navajo"
von Raymond Friday Locke,
verlegt von Mankind Publishing Company, Los Angeles

Hartmut Krech (Hrsg.)
IndianerLeben
Indianische Frauen und Männer erzählen ihr Leben.
2009 Books on Demand

In seiner Sammlung indianischer Lebensgeschichten interessiert sich der Ethnologe Dr. Hartmut Krech vor allem auch für die Sprachen der Ureinwohner Nordamerikas und was diese Sprachen über die Kultur der Menschen aussagen. Hier ein Zitat aus der Einleitung des Buches "IndianerLeben- Indianische Frauen und Männer erzählen ihr Leben, herausgegeben von Hartmut Krech,Verlag Books on Demand.:

Hartmut Krech:
"In Amerika gab es Völker, die nur wenige Hundert Menschen zählten, die sich aber mit Hilfe der schwierigsten Sprachen verständigten, die Wissenschaftler jemals beschrieben haben. Sprachen, die sich um Gruppen von Konsonanten aufbauen, in denen Europäer orientierungslos nach Vokalen suchen. Andere Sprachen, die mit wenigen Wortstämmen auskommen, die jedoch in mehreren Tonhöhen ausgesprochen oder um Leersilben erweitert werden. Sprachen die den Inhalt in einem einzigen Wort zusammenfassen.Wieder andere Sprachen, die Dutzende von Namen für Farben und Ortslagen kennen, aber auf Tätigkeitswörter verzichten, indem sie Handlungen, Veränderungen und Wirkungen an den Gegenständen darstellen. Sprachen, in denen Männer und Frauen eigene Dialekte sprechen und dieselben Dinge anders benennen oder in denen Wörter nach dem Tod eines Verwandten nicht mehr ausgesprochen werden dürfen, wenn sie ein Teil seines Namens waren ... Die gesprochene Sprache war nicht der einzige Zusammenhang, der indianische Menschen miteinander verband. Aber sie wurde als Mittel eingesetzt, um Verantwortungsbereiche abzugrenzen und den notwendigen Beziehungen in der Gesellschaft Dauer zu verleihen. Bei allen Völkern wurden mehrere Mitglieder einer Familie mit demselben Verwandtschaftsnamen angesprochen - zum Beispiel als 'Vater', als 'Mutter', als 'Bruder' oder als 'Schwester'. Dadurch erhielten sie ganz bestimmte Rechte und Pflichten. In manchen Kulturen war es also nicht ungewöhnlich, dass man mehrere 'Väter' oder 'Mütter' hatte, und ein 'Bruder' konnte durchaus einer fremden Familie angehören.

Andererseits fehlt in manchen Sprachen ein eindeutiges Wort für die erste Person Einzahl. In diese Kulturen ist es nicht üblich, Gedanken zu formulieren, die ein 'Ich' hervorheben.Die Zugehörikeit zu einer Gemeinsachft gilt bei ihnen mehr als ein übermäßiger Freiheitsdrang."

Seite von Hartmut Krech zur Kultur und Geschichte der Geistes- und Naturwissenschaften.

Kultur-Express, Nachrichten aus den Wissenschaften von der Natur des Menschen


Einen Überblick über die Geschichte der Besiedlung Amerikas bietet das Buch

"Die ersten Indianer- Das Abenteuer der Besiedlung Amerikas"
von Brian F.Fagan,
erschienen als Lizenzausgabe bei der Büchergilde Gutenberg.
Lizenzgeber C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung.

Linkstipps:
New Mexico Museum of Indian Arts and Culture

Acoma Culture Museum

Native America

Gateway to Pueblo History

Hopi Culture

Navajo Culture

Navajo Culture

Navajo Culture and Tourism

Navajo Nation - Chaco Canyon and other natural monuments

Hubbell Trading Post

Homepage Hubbell Trading Post

Literaturliste der in der Sendung verwendeten Bücher:

Tony Hillermann
Wolf ohne Fährte
rororo 1991


Tony Hillermann
Wer die Vergangenheit stiehlt
rororo 1990


Tony Hillermann
Das Tabu der Totengeister
Goldmann-Verlag 1984


N. Scott Momaday
Haus aus Dämmerung
Reclam Leipzig 1988


Colin Taylor
Die Mythen der Nordamerikanischen Indianer
C.H. Beck


David Hurst Thomas
Die Welt der Indianer
Verlag Frederking und Thaler


Tony Hillermann
Die Nacht der Skinwalkers
rororo 1997


Tony Hillermann
Der Wind des Bösen
rororo 1992


Dee Brown
Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses
Knaur Taschenbuch 2005



Gisela Ermel
Das Moundbuilder-Phänomen
Verlag Ancient Mail


Hartmut Krech
Indianerleben - Indianische Frauen und Männer erzählen ihr Leben
Verlag Books on demand, Hartmut Krech
(1. Auflage: Verlag Carlsen, Hamburg, 2. und 3. Auflage: Deutscher Taschenbuch-Verlag, München
1., 2. und 3. Auflage erschienen unter dem Titel: Meine Seele wird nach Süden ziehen)


D.H. Lawrence
Briefe
Diogenes-Verlag 1979


Auszug aus dem Manuskript der Dritten Stunde:

Navarro Scott Momaday, ein Kiowa-Indianer, wurde 1934 in Oklahoma geboren, Spross einer gebildeten Indianerfamilie, die nicht mehr traditionell stammesgebunden lebte. Er verbrachte seine Kindheit in vielen verschiedenen Orten des Südwestens. Als Momaday 12 Jahre alt war, nahmen seine Eltern Lehrerstellen an im Jemez Pueblo in New Mexico, wo Momaday heute noch lebt. Seine große Liebe gehört den Sprachen, den indianischen,aber auch dem Spanischen und dem Englischen. Er studierte Jura und politische Wissenschaften und erwarb in Stanford einen Doktorgrad in Anglistik. Seine Romane und Gedichte sind Meilensteine in der amerikanischen Literatur, zum ersten Mal wurden literarische Werke eines Ureinwohners nicht nur beachtet, sie gewann auch Preise. 1969 wurde Momaday der Pulitzerpreis für seinen Roman "Haus aus Dämmerung" verliehen, in dem Momaday den Identitätskonflikt der Indianer zwischen ihrer traditionellen Welt und der Welt des weißen Amerikas thematisierte. Der Dichter und Schriftsteller lehrte Englische und Amerikanische Literatur an der Universität von Albuquerque und lebt seit seiner Emeritierung in Jemez.

Vor einigen Jahre in einem Interview gefragt, was der Amerikanische Traum für ihn bedeute, antwortete er, er gehöre zu einer Rasse, die unterdrückt wurde, die sehr schwere Zeiten durchlebt hat. Aber der amerikanische Traum gelte den Indianern ebensoviel wie allen anderen, man könne kaum einen größeren Patrioten finden als den amerikanischen Indianer. Er selbst, ein Mitglied der Gourd Dance Society, der Kürbis-Trommel-Tanz -Gesellschaft, fahre jedes Jahr am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, nach Oklahoma, um dort zu tanzen. Er versucht, die Traditionen seines Volkes mit den Erfordernissen der Moderne zu verbinden. In seinem preisgekrönten Roman "Haus aus Dämmerung" beschreibt er immer wieder, wie die Ureinwohner der Moderne mit und in den überlieferten Traditionen leben, zum Beispiel den Ritualen, die der Jagd vorausgehen müssen.


"Francisco rüttelte ihn wach, und er kleidete sich bei bitterer Kälte an. Wie alt war er damals - etwa siebzehn.

Francisco hatte das Gespann bereits an den Karren geschirrt, und sie brachen auf Das war am 1.Januar 1937 gewesen. Mond und Sterne standen noch am Himmel, nirgends war eine Spur von Morgengrau zu sehen. Sein Gesicht brannte vor Kälte, er kauerte sich zusammen und hauchte in seine Hände. Eine Weile rannte er sogar neben den Pferden her und warf die Arme in die Luft, dass sie erschrocken in Trab verfielen. Das Rotwild und die Antilopen waren bereits hinausgegangen und auf die Hügel gestiegen, die Krähen waren in der Kiva beim Ankleiden. Sobald es draußen grau geworden war, begaben sie sich ins Zentrum. Ein paar in Decken gehüllte alte Männer waren schon dort, Navajos und Domingos. Der Gesang hatte bereits begonnen. Eben schien die Sonne über den Horizont, die Antilopen und das Rotwild kamen den Hügel herabgelaufen, die Krähen und die Büffel und die Sänger traten ins Freie und der Tanz begann. Alles war erregt, die meisten der Männer hatten Flinten bei sich, sie feuerten in die Luft und stießen Schreie aus. Er sah den schwarzen Krähentänzern zu, wie sie hüpften und sich bückten mit ihren bloßen Oberkörpern, und unwillkürlich dachte er daran, wie eisigkalt ihnen sein mochte, wenn sich die großen glitzernden Conchos wie Eis an ihre Bäuche und Rücken legten. Aber es war alles, wie es sein sollte, sie tanzten sehr gut, fast vollkommen.

Später, nachdem er auch etwas Wein getrunken hatte, legte sich eine der Töchter Medinas ein Stück außerhalb der Stadt zu ihm auf eine Düne am Fluss. Sie war hübsch, und sie lachte fortwährend - und auch er lachte viel, obwohl ihm der Wein zu Kopf gestiegen war und sein Gelächter künstlich war und nichts weiter bedeutete. Als ihr Körper dann erschauerte und erschlaffte, hatte er nicht genug und wollte sie noch einmal haben. Aber sie zog sich rasch an und lief davon, und er konnte sie nicht einholen, weil er betrunken war und nicht ganz sicher auf den Beinen. Er versuchte, sie zurück zu rufen, aber sie blieb in einigem Abstand und lachte ihn nur aus."



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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 15.05.2024 19:58 | nach oben springen
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