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Aus: http://www.reocities.com/Area51/Corridor/7302/vampyre.html
Die Rede des unseligen Vampyrs Villain du Boaz, aufgegriffen zwischen marodierenden Truppen in den Wirren des 30-jährigen Krieges, gehalten vor der Vollstreckung seines Urteils in der Nacht zum siebenten April 1642 im Dom zu Münster:
"Ihr, Ihr seid spielende Kinder in allem, und nicht Eurer Spiele Regeln achtend ging ich in Euer Netz.
Wessen immer Ihr mich und meine Art beschuldigt, unser Dasein öffnet das letzte Portal, dahinter unsereiner über euch hinauswächst! Ihr last kein Buch der Welt siebzig Male, und kanntet keinen Eurer Philosophen selbst, seid hohl und leer trotz Doktorgrad und -titel und blasse Schatten bloß sind Eure Künste; Mythen, Epen, Poesien.
Bevor sich Euer Ikarus auf seinen Weg zur Sonne gemacht, war einer von uns am Mond schon erfroren...
Ein karges Menschenleben haben Eure Dichter Zeit, ein Epos zu Papier zu bringen, ich aber kenne solche, die ganze hundert Jahre lang bloße vier Zeilen überdachten, um sie am Ende durchzustreichen!
Nennt uns Vampyre, doch hinter uns'ren Lidern tosen Geschichten, die Ihr nie zu ersinnen vermöchtet...
Verteidigung kann meiner Worte Sinn nicht sein. Denn ich habe mein Wesen mir so wenig vorzuwerfen wie ihr das Eure Euch. Und steh' vor diesem Tribunale ich auch nicht als einer Eurer Art, ist doch der Satan nicht mein Pate. Denn Euer Teufel hat so wenig wie Euer Gott mit mir im Sinn.
Ihr aber webt uns wider Eure Religion da wir uns darin nicht fügen. Allein, es ließen sich Paläste streichen mit dem Blut das bis zu diesem Tage im Namen Eurer Kirchen floss. Fremd sind wir einander im Glauben, ob auch an meiner Wiege einer Eurer Priester stand.
Bis zu jener dunkelroten Stunde war ich nicht weniger Mensch als Ihr...
Nennt uns Vampyre,
wir sind, was Ihr zu sein nicht wagt.
Nicht eine eurer Töchter hinterließen in mir ihre Spuren, nicht Herz noch Geist erinnern einen Namen. Die Einzige, die ich niemals vergaß ist jene die mich biss, und in meinem Blute jene Nacht trieben gemeinsam wir auf düsterrote Ozeane, eine Galeere aus Fleisch, hilflos den Stürmen ausgeliefert. Sie stillte ihren Hungen und fachte mir den meinen an und ihrem tiefsten Kusse weihte ich mein Leben.
Nie sah ich sie wieder, in meinem Herzen aber hat sie Ewigkeit und in Ehren halt' ich ihr Geschenk. Dies ist, wie unsereiner fühlt.
Euer Hassen und Lieben belächeln wir stumm, denn klein pflegt ihr zu lieben und zu leben. Doch wir lächeln im Dunkeln, Euch nicht zu beschämen.
Nennt uns Vampyre,
wir sind die fleischgewordene Nacht.
Niemand, der je einen Vampyr geküsst wird sich nach Euren schalen Lippen länger sehnen. Jede Eurer kleinen Leidenschaften bekommt hier ein anderes Gesicht und Nacht liegt ewig über jenen düsterroten Ozeanen in denen man abermals und wieder und Nacht für Nacht ertrinkt.
Nennt uns Vampyre,
wir sind jene verbotenen Träume,
die Ihr so abergern verjagtet.
So einfach aber wie die Fledermäuse Eurer Krypten werdet Ihr uns nicht vertreiben. Denn wir sind nicht Ratten noch Mäuse, wir sind, was Ihr wärt, wärt Ihr wahrhaftig!
Nennt uns Vampyre, doch in unseren Zähnen spiegelt sich Eure Angst, länger als ein Leben in Euch selbst gefangen zu sein...
Denkt nicht, wir täten es gerne.
Es widert uns an
das Blut von Kreaturen wie Euch zu trinken..."
Christian von Aster
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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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