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#1

Die Hölle nach Dante:

in Die Unterwelt: 01.06.2011 02:05
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6ttliche_Kom%C3%B6die

Der Beginn der Jenseitsreise:

Der Dichter erzählt in der Ichform seine Reise durch die drei Reiche der Toten.
Die Reise soll ihren Anfang am Karfreitag des Jahres 1300 genommen haben.

Der Protagonist Dante verirrte sich in einen tiefen Wald, weil er den rechten Weg verloren hatte.
Nun strebte der 35-jährige dem Berg der Tugend entgegen, als er von einem Panther
(dem Sinnbild der Wollust), einem Löwen (dem Sinnbild des Hochmutes) und einer Wölfin
(dem Sinnbild der Habgier) in ein finsteres Tal abgedrängt wird.

Dort begegnet er dem von ihm verehrten römischen Dichter Vergil, den er auch sogleich um Hilfe bittet.
Vergil entgegnet ihm folgendermaßen vor der Wölfin, die wütend auf Dante schaut:
„Du musst auf einem andern Wege gehen […] wenn du aus dieser Wildnis willst entfliehen.“ [2]

Dante wird daraufhin von Vergil durch die Hölle und auf den Läuterungsberg begleitet.
Mit der Jenseitswanderung des Aeneas hat Vergil in der Aeneis das literarische Vorbild geliefert,
auf das in der Commedia immer wieder Bezug genommen wird.

Da Vergil aus vorchristlicher Zeit stammt und er nicht getauft ist,
ist ihm trotz seiner Rechtschaffenheit der Eintritt ins Paradies verwehrt.

Dante wird daher von seiner früh verstorbenen und tugendhaft idealisierten Jugendliebe Beatrice geführt.
Aber auch diese wird später vom hl. Bernhard von Clairvaux abgelöst.



Das Höllentor von Auguste Rodin nach Szenen aus dem Inferno, aus der Göttlichen Komödie.
Erster Bronzeguss des Portals (posthum erfolgt), Musée Rodin


1. Inferno/Die Hölle:

Die Hölle ist der einem antiken Amphitheater gleichende Trichter mit steilen Terrassen zum Erdmittelpunkt hin,
entstanden durch den Absturz Luzifers, wodurch auf der Südhalbkugel
der Läuterungsberg aus dem Meer getrieben wurde.

Die zehn „Kreise“ der Hölle (die Vorhölle und neun Kreise) sind die Orte,
Standpunkte, Horizonte oder Charaktere, in und wegen derer sich die Buße und Läuterung der Sünder vollzieht.

In der oberen Hölle büßen die Sünder aus Maßlosigkeit (2. – 4. Kreis),
in der mittleren Hölle die Sünder aus Bosheit (5. – 7. Kreis),
in den zwei untersten die Sünder des Verrats (8. und 9. Kreis),
deren hoher Rang an Sünde sich aus dem Schicksal des Autors erklärt.

Zunächst decken sich Gesänge und Kreise, dann treten Kreise mit Unterkreisen auf,
die in einem Teil eines Gesangs, einem ganzen Gesang oder
über mehrere hinweg beschrieben werden.

Immer wieder überraschen die starken, in der Weltliteratur häufig verwendeten Bilder,
die Symbole der Macht und die hier nicht zu erwartenden Fürsten der Kirche.



Grafische Darstellung von Dantes Weltbild nach Paul Pochhammer


Die Höllensequenz ist Geschichtsbuch, Warnung und literarische Vergeltung
an den Gegnern Dantes mit manch kritischer Einsicht auch gegenüber der Politik der eigenen Partei.

Sowohl die offene Darlegung der eigenen miserablen Lage als auch ein später Triumph Dantes
über seine Gegner sind die bestimmenden Gesten.

Der Gedanke der Abrechnung mit den Feinden legt er z. B. Sündern in den Mund,
die selbst Opfer anderer Täter wurden:
„Doch dient mein Wort zum Samen,
draus dem frechen Verräter Schande sprießt, den ich hier speise.“

Die Seelen im Fegefeuer erhoffen sich von ihm die Verbreitung der Wahrheit
unter den Lebenden oder die Ermahnung der Angehörigen zu eifriger Fürbitte für ihre armen Seelen.


Gottes Gerechtigkeit, in deren Namen ewige Folter und Qual der Hölle
und ihre begrenzten Formen im Fegefeuer ausgeführt werden,
ist eine zuteilend strafende, ein „gerechter“ Ausgleich für die Sünden der Lebenden.

Bauprinzip ihrer Strafen ist eine ironische Umkehrung (contrappasso) ihrer Laster und Verbrechen,
eine verspätete Ironie der Geschichte:

Habgierige - an den Dingen klebend - schieben auf ewig Felsbrocken vor sich her,
Gewalttäter müssen sich in einem kochenden Blutstrom vor den sie beschießenden Kentauren verstecken,
Schmeichler sitzen in der Kloake,
Wahrsager tragen ihr Gesicht auf dem Rücken – jetzt ewig der Vergangenheit zugewandt,
Heuchler schleppen außen vergoldete Kutten aus Blei,
Zwietrachtstifter werden von Teufeln wieder und wieder zerhackt,
die Verräter – immer auf eine plötzliche Wendung der Geschichte spekulierend
– liegen eingefroren im Eissee Cocytus, dem tiefsten Kreis der Hölle.



Canto I: Dante verloren im Wald (Gustave Doré)


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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#2

Die Hölle nach Dante:

in Die Unterwelt: 01.06.2011 02:13
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Erster bis Fünfter Gesang:

Laut dem Danteschen Weltbild liegt die Hölle im Inneren der nördlichen Halbkugel.
Sie ist der Sitz von Luzifer und besteht aus sich zum Erdmittelpunkt hin verjüngenden Kreisen.
Der Trichter entstand durch den Sturz Luzifers und seiner Engel,
und die solcherart zurückgedrängte Erde bildet den Läuterungsberg,
der als einzige Landmasse aus der sonst von Wasser bedeckten Südhalbkugel herausragt

„Durch mich geht man hinein zur Stadt der Trauer,
Durch mich geht man hinein zum ewigen Schmerze,
Durch mich geht man zu dem verlornen Volke.
Gerechtigkeit trieb meinen hohen Schöpfer,
Geschaffen haben mich die Allmacht Gottes,
Die höchste Weisheit und die erste Liebe
Vor mir ist kein geschaffen Ding gewesen,
Nur ewiges, und ich muss ewig dauern.
Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“

– Inschrift auf dem Tor zur Hölle, dritter Gesang[3]

Hinter dem Höllentor liegt die Vorhölle, der Ort für die lauen Seelen, die weder gut noch böse waren.
Diese laufen rastlos in Scharen umher und werden von Ungeziefer gepeinigt.

Am ersten Fluss der Hölle, dem Acheron, versammeln sich die bösen Seelen,
die von Charon an das andere Ufer gebracht werden.
Hier verweigert Charon dem Dichter mit einer dunklen Andeutung
auf sein ewiges Geschick die Überfahrt.
Wie Dante den Acheron letztendlich überquert, bleibt im Dunkeln.

Jenseits des Acheron aus tiefer Ohnmacht erwacht,
heult Dante aus der Tiefe des Höllentrichters der Menschheit ganzer Jammer entgegen.

Dann schreitet er mit Vergil hinab in die lediglich durch Seufzer getrübte Stille des ersten Höllenkreises.
Hier, im Limbus, befinden sich die unschuldig schuldig Gewordenen,
alle die sündenfrei sind, aber nicht dem christlichen Glauben angehören
(bzw. nicht getauft sind), jedoch nur von ewiger Sehnsucht gepeinigt werden.

Nicht nur ungetaufte Kinder sind in diesem Kreis anzutreffen,
sondern auch Dichter und Denker der Antike oder des Heidentums.

Neben den antiken Dichtern wie Homer, Philosophen wie Aristoteles,
den trojanischen und römischen Helden, aber auch mittelalterlichen Gestalten
wie Averroes, Avicenna und Sultan Saladin gehört auch Vergil zu denen,
die unter falschen, lügnerischen Göttern lebten.

Nach der antiken Heldenschau, in deren Verlauf die beiden Dichter
von Homer, Horaz, Ovid und Lukan begleitet werden,
steigt Dante mit dem römischen Poeten weiter hinab.


Hinter dem ersten Höllenkreis werden die Sünder vom antiken Hadesrichter Minos,
hier zum Dämon verzerrt, empfangen.
Vor diesem müssen sie alle ihre Sünden beichten.

Der Kenner aller Sünden legt mit Hilfe seines Schweifes daraufhin fest,
in welchen Kreis der Betroffene hinabsteigen muss.

Wie schon zuvor Charon muss auch Minos erst von Vergil beschwichtigt werden.

Im zweiten Kreis büßen die Wollüstigen, die vom Höllensturm umher gejagt werden.
Dort trifft Dante auf Semiramis, Kleopatra, Dido, Achilles, Helena, Paris und mehrere Ritter.

Im 5. Gesang begegnen wir dem ehebrecherischen Liebespaar Paolo und Francesca da Rimini,
dessen Schicksal zahlreiche Werke der Musik und der bildenden Kunst inspirierte:
Unbefriedigt von ihrem Gatten und ihrer Ehe hatte sich Francesca
dessen jüngerem Bruder Paolo hingegeben,
war mit ihrem Geliebten vom Gatten ertappt und getötet worden.

Aus Mitleid über ihr zeitliches und ewiges Los bricht Dante zusammen.


Lì veggio d'ogni parte von John Flaxman (Purg. Canto XXVI)


Sechster bis Elfter Gesang:

Im dritten Höllenkreis trifft Dante auf die Seelen der Gefräßigen,
die im eisigen Regen auf dem Boden liegen und vom Höllenhund Cerberus
- hier Sinnbild der Gefräßigkeit - bewacht und geschunden werden.

Eine der Seelen, ein Florentiner mit dem Rufnamen Ciacco,
sagt Dante künftige Ereignisse voraus, die Florenz betreffen werden.

Im vierten Höllenkreis befinden sich die Verschwender und die Geizigen,
die von Plutos bewacht werden.

Die Sünder toben und wälzten Lasten mit der Kraft der Schulter, die sie gegeneinander stoßen.

Der fünfte Höllenkreis ist der Sumpf der zornigen Seelen.
Choleriker bekämpfen sich hier unablässig in den Fluten des Flusses Styx,
während die Ignoranten und Phlegmatiker für immer in den Fluten des Styx untergetaucht bleiben.

Von einem Turm am Flussufer wird ein Feuersignal hinüber gegeben,
worauf der Fährmann Phlegyas erscheint und die Dichter übersetzt.

In der Begegnung mit dem Choleriker Filipo Argenti stößt Dante erstmals das Böse bewusst von sich.
- Noch während der Bootsfahrt erblicken die Dichter am anderen Ufer die Höllenstadt.

Legionen von Teufeln verwehren den beiden Wanderern den Zugang.
Nach der Begegnung mit den Erinyen und den drei Gorgonen
erscheint ein Engel und kam zum Tore, und mit einem Zweiglein/schloß er es auf.

Es wird deutlich, dass Dantes Reise den Segen Gottes hat,
um auf den rechten Weg zurückgeführt zu werden.

Im sechsten Kreis büßen die Ketzer in flammenden Särgen,
die sich nach dem Gericht im Tal Josaphat schließen werden.

Einer der hierher Verdammten, der Ghibelline Farinata degli Uberti,
sagt Dantes Verbannung voraus und erklärt dem Poeten,
dass die Verdammten zwar in die Zukunft schauen können,
nichts aber von der Gegenwart wissen, wenn ihnen nichts durch Neuankömmlinge mitgeteilt wird.

Im Schatten des Grabmals des Papstes Anastasius II. rasten die Dichter,
um sich an den aus der Tiefe emporsteigenden Gestank zu gewöhnen.

Vergil nutzt die Rast, um Dante den Aufbau der unteren Hölle zu erklären:

Der siebte Kreis der Hölle gehört den Gewalttätigen,
der achte und der neunte Kreis gehören der Bosheit
- voneinander geschieden als allgemeiner Betrug,
der im achten Kreis Vergeltung findet, und als Betrug
in einem besonderen Vertrauensverhältnis (Verrat),
der im neunten Kreis auf dem Grunde der Hölle bestraft wird.

Dante fragt, warum die Bewohner des zweiten bis fünften Kreises separat bestraft werden,
worauf Vergil auf die Differenzierung von Unmaß, verwirrtem tierischen Trieb
und Bosheit durch die aristotelische Ethik verweist.


Dante und Vergil im neunten Höllenkreis. - Dante et Vergil dans le neuvième cercle de l'enfer von Gustave Doré

Zwölfter bis Siebzehnter Gesang:

Der siebente, achte und neunte Kreis bilden die innere Hölle,
deren Eingang von dem Minotauros von Kreta bewacht wird.

Hier werden die schlimmsten Sünden bestraft: Gewaltverbrechen, Betrug und Verrat.

Doch weil man drei Personen kann verletzten ist der siebte Kreis in drei Ringe unterteilt.

Im ersten Ring werden die Gewalttaten an den Nächsten gebüßt.
Mörder, Räuber und Verwüster kochen in einem Blutstrom,
in den sie immer wieder von Kentauren zurückgetrieben werden,
wenn sie versuchen, ihm mehr zu entsteigen, als ihre Schuld es zulässt.

Je nach Schwere ihrer Tat sind sie unterschiedlich tief in dem Blutstrom eingetaucht.

Alexander der Große und der Tyrann Dionysios stecken bis zu ihren Brauen im Strom,
während Attila am tiefsten Grund gepeinigt wird.

Einer der Kentauren, Nessos, trägt auf Geheiß seines Gefährten Cheiron Dante über den Blutstrom.

Selbstmörder (darunter Pier delle Vigne, der Kanzler Friedrichs II.) büßen im zweiten Ring ihre Schuld.
Sie müssen als Sträucher und Bäume ihr Dasein fristen,
die immer wieder von den Harpyien zerzaust werden,
da sie sich mit ihrem Selbstmord selbst von ihrem Körper losgerissen haben
- denn was man selbst sich nahm, darf man nicht haben.

Auf ihrem Weg durch das Selbstmörderbuschwerk begegnen die beiden Dichter zwei Seelen,
die in ihrem Leben ihren Besitz stückweise verprasst haben
und dafür von schwarzen Höllenhunden durchs Dickicht gehetzt und stückweise zerrissen werden.

Diejenigen, die Gewalt gegen Gott (Blasphemie), gegen die Natur (Sodomie)
und gegen die Kunst (Wucher) verübt haben, büßen im dritten Ring, dessen Boden aus Sand besteht.

Die Gotteslästerer liegen ausgestreckt und schreiend auf dem Boden,
die Sodomiten laufen ohne Rast und Ruh umher,
die Wucherer hocken am Abgrund, wo der dritte Höllenfluss Phlegethon
sich in den achten Kreis hinab ergießt, untätig bei ihren Geldsäcken,
und auf alle rieseln ständig Feuerflocken herab.

Hier begegnet Dante dem Gotteslästerer Kapaneus,
aber auch seinem einstigen Lehrer Brunetto Latini sowie drei Florentiner Offizieren.



Anselm Feuerbach: Paolo und Francesca, 1864


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#3

Die Hölle nach Dante:

in Die Unterwelt: 01.06.2011 02:20
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Achtzehnter bis Dreißigster Gesang:

Am Abhang des Phlegethon erblicken sie die mythologische Gestalt Geryon.
Dante blickt auf das Ungeheuer mit Erstaunen und beschreibt es folgendermaßen:

„Hier kommt das Ungetüm mit spitzem Schwanze, Das Berge nimmt und Mauern bricht und Waffen,
Hier kommt es, das die ganze Welt verstänkert.“ [4]

Der achte Höllenkreis (Malebolge) ist in zehn Gräben unterteilt.
Im ersten schleppen sich die Kuppler und Verführer (unter letzteren die Gestalt des Iason),
von gehörnten Teufeln mit Peitschen getrieben, im Gegenzug durch den Graben.

Schmeichler und Huren wälzen sich im zweiten Graben in ätzendem Kot.

Im dritten Graben stecken die Simonisten;
Betrüger, die schwunghaften Handel mit Kirchenämtern trieben, kopfüber in Felsenlöchern,
aus denen nur ihre brennenden Sohlen herausragen.

Wie ein Beichtvater spricht Dante mit der Seele des Papstes Nikolaus III.,
der glaubt, dass sein Nachfolger Bonifatius VIII. schon in der Hölle angekommen sei.

Außerdem prophezeit er die Ankunft Clemens V. als Sünder.

Dante geißelt den Handel mit Kirchenämtern,
der die Verweltlichung der Kirche vorantreibt, mit scharfen Worten.

Im vierten Graben beobachten Vergil und Dante die Zauberer und Wahrsager,
deren Körper so verrenkt wurden, dass ihre Gesichter nach hinten gewendet sind
- Zum Rücken nämlich standen die Gesichter.

Neben etlichen Frauen, die der Zauberei verfallen waren
(darunter die mythische Manto, von der Vergils Geburtsstadt Mantua
ihren Namen bekommen hat, wie Vergil selbst ausführlich berichtet[5]),
fristen Amphiaraos und Teiresias, berühmte Seher der Antike,
aber auch Zeitgenossen wie Guido Bonatti dort ihr Dasein.

Der fünfte Graben ist mit kochendem Pech gefüllt, in dem die Bestechlichen büßen.
Eine besondere Gruppe von Teufeln, die Malebranche, holt ihre Seelen und bewacht sie:
wer den Kopf aus der Pechflut steckt, wird mit Gabeln an Land gezogen und dort geschunden.

Dante und sein Begleiter schaffen es, den Teufeln zu entkommen, und gelangen in den sechsten Graben.
Dort müssen die Heuchler in schweren vergoldeten Bleimänteln einherschreiten.
Unter ihren Tritten leidend liegen die gekreuzigten Ratsmitglieder der Pharisäer am Boden,
darunter Kajaphas, der vor der Jerusalemer Ratsitzung heuchlerisch dazu geraten hatte,
Jesus Christus zum Wohle des Staates zu töten.

Im siebten Graben werden Diebe und Räuber unablässig von Schlangen angegriffen,
durch deren Bisse sie zu Asche zerfallen, um bald darauf wieder auferstehen zu müssen
– die ewige Strafe der Diebe.

Nicht alle Sünder werden von den Schlangen lediglich gebissen,
andere verschmelzen mit ihnen (oder einem Drachen) zu einem ungeheuerlichen Ungetüm.

Hinterlistige Berater und betrügerische Räuber büßen,
indem sie wie Glühwürmchen in Flammen gehüllt durch den achten Graben schweben.

Hier spricht Dante mit Odysseus, der mit Diomedes für die List,
durch welche Troja zu Fall gebracht wurde, büßen muss,
sowie mit dem einstigen Ghibellinenführer und späteren Franziskaner Guido da Montefeltro,
der sich selbst für seinen trügerischen Rat an Papst Bonifaz VIII., Palestrina zu brechen,
um sein ewiges Heil betrogen hat.

Im neunten Graben begegnet Dante den Glaubensspaltern und Zwietrachtstiftern,
zu denen er auch den Stifter des Islam, Mohammed, und seinen Schwiegersohn Ali zählt.

Ein Teufel schlägt ihnen unablässig Gliedmaßen ab und tiefe Wunden
- Die waren Stifter von Gezänk und Zwietracht/Im Leben, darum sind sie so zerspalten.

Im letzten Graben des achten Höllenkreises leiden die Fälscher,
Alchemisten und falschen Zeugen unter ekelhaften Krankheiten
und fallen in blinder Raserei übereinander her.

Unter ihnen befinden sich die Gattin Potiphars, die Josef verleumdet hatte, sowie Sinon von Troja.

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(D.A.)

Einunddreißigster bis Vierunddreißigster Gesang:

Wie Türme ragen Riesen (Vergil nennt Nimrod, Ephialtes, Briareus, Tityus und Typhoeus)
am Rande des neunten Höllenkreises empor.

Auf Bitten Vergils setzt Antaeus die beiden Wanderer auf dem Grund des letzten Höllenkreises ab.
Dort büßen die Verräter, bis zum Kopf in einen See eingefroren:
in der Kaina die Verräter an Verwandten, und in der Antenora die politischen Verräter.

Die Verräter an Tischgenossen sind rücklings in der Tolomea eingefroren,
sodass ihre zu Kristallen gewordenen Augen sich für immer verschließen.

Den Sündern in dieser Zone können schon zu Lebzeiten
die Seelen vom Körper geschieden werden.

In die leblose Hülle schlüpft dann ein Dämon, der sein Unwesen auf der Welt treibt.

In der untersten Höllentiefe, der Judecca, liegen vom Eis völlig bedeckt diejenigen Sünder,
die ihren Herrn und Wohltäter verraten haben.

Und in ihrer Mitte steckt der gestürzte Luzifer im Eis,
in seinen drei Mäulern die Erzverräter Judas, Brutus und Cassius zermalmend.



Vergil nimmt Dante und greift sich das zottige Fell Satans,
an dem er zwischen Satan und der Eiswand erst nach unten und,
da sie sich ja im Erdmittelpunkt befinden, damit auch nach oben klettert:

Nur über Satan selbst sei der Ausweg möglich.

Vergil findet in der Wand ein Felsloch, in das sie treten können,
und sie kommen über einen Gang in eine neue Hemisphäre.

Dante ist verunsichert und erhält von Vergil zur Antwort:
An Satans Fell seien sie durch den Erdmittelpunkt gekrochen,
das Eis sei weg, Ost und West, Oben und Unten seien nun vertauscht.

Über einen Pfad gelangen sie entlang einem Bach zurück zur Lichtwelt, zu den Sternen.


Dante schaut auf den Läuterungsberg. Gemälde von Agnolo Bronzino (1530)


2. Purgatorio/Der Läuterungsberg:

Der Läuterungsberg bzw. das Fegefeuer ist als ein hinter einem Tor beginnender Rundweg
um einen Berg angelegt, der sich allmählich dem Licht entgegen schraubt.

Auf sieben Terrassen büßen die Seelen – zusammen mit dem von Cato
bewachten Meeressaum und dem sich anschließenden Bereich
für die Säumigen sind es also auch hier neun Stufen.

Gegenüber der Trostlosigkeit der Hölle dominieren nun Buße und Hoffnung der Sünder.
Noch immer regiert die ironische Umkehrung die Strafen, die aber endlich sind
(wenn sie auch 500 Jahre und länger dauern):

Im Fegefeuer bzw. auf dem Läuterungsberg können die Hochmütigen
unter der Last von Steinen den Blick nicht mehr vom Boden lösen,
den Neidischen wurden die Augen mit Draht zugenäht,
die Trägen müssen um den Berg hetzen,
die Habsüchtigen liegen mit dem Gesicht im Staub des Weges…

Vor der Pforte des Läuterungsberges zeichnet der wachende Engel
mit seinem Schwert sieben „P“ auf Dantes Stirn für die 7 Todsünden
(Hochmut, Jähzorn, Neid, Habgier, Wollust, Völlerei und Trägheit),
von denen auch er sich zu reinigen habe.

Dann erst schließt der Wächter das Tor auf und Dante beginnt
seine eigene Buße auf dem Weg zum Licht und sucht sich
von falschen Leidenschaften, vor allem von seinem Hochmut, zu befreien.


Die Terrassen des Läuterungsberges:

Auf den ersten drei Terrassen werden die Seelen mit der Liebe zur Untugend geläutert.

Erste Terrasse:

Auf der ersten Terrasse büßen die Stolzen, indem sie riesige Steine auf dem Rücken tragen müssen,
ohne sich aufrichten zu können.
Dies soll sie lehren, dass der Stolz Gewicht auf die Seele legt und man ihn deshalb ablegen sollte.
Auf dem Boden eingraviert finden sich historische und mythologische Beispiele für Stolz.
Durch das Gewicht gebeugt, sind die Sünder gezwungen, diese zu studieren,
um von ihnen zu lernen.

Am Aufstieg zur nächsten Ebene erscheint ein Engel und entfernt ein P von Dantes Stirn.

Dies wird an jedem Aufstieg wiederholt.

Bei jedem Entfernen fühlt sich Dantes Körper leichter an, da weniger Sünde ihn niederdrückt.

Zweite Terrasse:

Die Neider werden auf der zweiten Terrasse geläutert, indem sie
mit zugenähten Augen umherwandern müssen.
Gleichzeitig tragen sie Kleidung, mit der ihre Seele nicht vom Boden unterscheidbar ist.
Dies soll die Sünder lehren, andere nicht zu beneiden und ihre Liebe zu Gott zu lenken.

Dritte Terrasse:

Auf der dritten Terrasse müssen die Zornigen im sauren Rauch umhergehen.
Sie lernen, wie sie der Zorn blind werden ließ und ihre Urteilsfähigkeit verminderte.

Vierte Terrasse:

Auf der vierten Terrasse befinden sich die Sünder der mangelnden Hingabe, der Trägheit.
Die Trägen werden zu ständigem Rennen gezwungen.
Sie können nur Läuterung erfahren, indem sie rastlos ihre Buße tun.

Fünfte Terrasse:

Auf der fünften Terrasse bis zur siebten Terrasse befinden sich die Sünder,
die in ihrem Leben die weltlichen Dinge in einer falschen Art und Weise geliebt haben.
Die Habsüchtigen und die Verschwender liegen mit dem Gesicht auf dem Boden
und können sich nicht bewegen.
Die Überhöhung weltlicher Güter wird geläutert und die Sünder lernen
ihr Begehren von Besitztümern, Macht oder hohen Positionen zu Gott hinzulenken.

Hier trifft Dante auf die Seele Statius', der seine Läuterung vollendet hat
und Dante und Vergil bei ihrem Aufstieg zum Paradies begleitet.

Sechste Terrasse:

Auf der sechsten Terrasse müssen die Maßlosen in ständiger Enthaltsamkeit
von Essen und Trinken Läuterung erfahren.
Erschwert wird ihnen dies dadurch, dass sie Kaskaden passieren müssen, ohne trinken zu können.

Siebente Terrasse:

Die Wollüstigen werden gereinigt, indem sie in einer riesigen Flammenwand brennen.
Hier sollen die sexuellen Ausschweifungen, die die Liebe der Sünder von Gott ablenkt,
überwunden werden.

Durch die Flammenwand der siebten Terrasse müssen auch alle Sünder,
die ihre Buße auf einer der niedrigeren Terrassen abgelegt haben, gehen,
bevor sie den Läuterungsberg verlassen können.

Nachdem Dante dieses Los geteilt hat, wird das letzte P von seiner Stirn entfernt.


3. Paradiso:

Beatrice führt Dante durch die neun himmlischen Sphären des Paradieses.

Diese sind konzentrisch und sphärisch, wie im aristotelischen und ptolemäischen Weltbild.

Während die Strukturen des Inferno und Purgatorio auf verschiedenen Klassifizierungen der Sünde basieren,
ist die Struktur des Paradiso von den vier Kardinaltugenden und den drei theologischen Tugenden abhängig.

Dante trifft und unterhält sich mit mehreren großen Heiligen der Kirche,
darunter Thomas von Aquin, Bonaventura und dem Heiligen Petrus und Johannes.

Das Paradiso besitzt folglich mehr theologische Natur, als die Hölle und das Fegefeuer.

Dante räumt ein, dass die Vision des Himmels die er beschreibt, diejenige ist,
die ihm gestattet wurde mit seinen menschlichen Augen zu sehen.

Die Göttliche Komödie von Dante endet mit dem Anblick des dreieinigen Gottes.
In einem Erkenntnisblitz, der sich nicht ausdrücken lässt,
versteht Dante endlich das Geheimnis von Christi Gottheit
und Menschheit und seine Seele wird verbunden mit der Liebe Gottes


Angefügte Bilder:
DA.jpg

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RE: Die Hölle nach Dante:

in Die Unterwelt: 17.11.2011 21:16
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

David Holy: Dantes Inferno:
https://www.youtube.com/watch?v=6nGr-N6FB3g

Das Inferno und die neun Kreise der Hölle:
https://www.youtube.com/watch?v=3uvbKuNM-Kc


(C)Dante. -


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