Wieviel Philosophie braucht der Mensch ? » 5. - Polit-Philosophie:
#1

5. - Polit-Philosophie:

in Wieviel Philosophie braucht der Mensch ? 05.04.2016 22:47
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

Auszüge aus "Wieviel Philosophie braucht der Mensch"
von Werner Schneider, - Anaconda-Verlag,
ISB N 978-3-86647-149-8:

102:

Politische Gruppen und ihre führenden Persönlichkeiten
sind immer zugleich mehr und weniger als ihre eigenen
Programme, Parteien sind meist nur dumpfe Stimmungs-
und Gesinnungsgemeinschaften, die hauptsächlich
durch negative Orientierungen (Feindbilder)
zusammengehalten werden. -

Und jedes Mitglied versteht die eigene politische Gruppe
und deren Ziele anders - was dann auch zu Unterscheidungen
zwischen den wahren Zielen und den faktischen Taten
führen muss. -

Denn Menschen denken und handeln nicht nur
aufgrund ihrer Wirklichkeitsannahmen, sondern
auch aufgrund ihrer normativen Ideale. -


Beide Arten von Vorstellungen beruhen aber nicht selten
auf wenig gesicherten Voraussetzungen oder
unzureichend begründeten Urteilen, also auf Vorurteilen,
- um nicht zu sagen auf Wahnideen. -

Unsere Vorstellungen von der Wirklichkeit sind immer auch
Verstellungen der Wirklichkeit, unsere Weltanschauungen
sind mehr oder weniger auch Wahnsysteme:
Jeder lebt in seiner Wahnwelt. -


Und so wie die individuelle, so gibt es auch
die kollektive Selbstverblendung - nur weil der eigene Wahn
meist mehr oder weniger mit dem allgemeinen Wahn
übereinstimmt, oft nur Teil oder Variante davon ist,
fällt der eigene wie auch der allgemeine Wahnsinn
zunächst gar nicht auf. -

Aber natürlich muss man noch zwischen verrückten Inhalten
(wahnhaften Vorstellungen) und verrückten Personen
(wahnsinnigen Individuen) unterscheiden. -


. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 06.04.2016 22:12 | nach oben springen
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#2

RE: 5. - Polit-Philosophie:

in Wieviel Philosophie braucht der Mensch ? 06.04.2016 22:45
von Adamon • Nexar | 15.548 Beiträge

103:

Politik bewegt sich auf der Basis eines unentwirrbaren
Gemisches von Wissen, Scheinwissen und Unwissenheit,
von Neigungen, Wünschen und Interessen;
und überall da, wo es um besonders komplexe
Sachverhalte geht, ist die Tendenz zur Entwicklung
fixer Ideen, nämlich radikal vereinfachender
Deutungen, besonders gross. -

112:

Zunächst könnte der Philosoph für die Politik
besonders geeignet erscheinen. -

Er ist derjenige, der anscheinend mehr als alle anderen
nachgedacht hat; er durchschaut am ehesten die
wesentlichen Sachverhalte, weil er grundsätzlich,
vermutlich also weiter und klarer als andere denkt. -

Politik scheint nicht nur (auf kurze Sicht) Klugheit,
sondern auch (auf lange Sicht) Weisheit zu fordern. -

Wer kann schon wollen, dass die Dummen regieren ?

Allerdings könnten sich die vermuteten Vorteile des Philosophen,
z.B. das Maß an Reflexion, auch als Nachteile erweisen. -

Politik steht nämlich unter ständigem Handlungs-
und Entscheidungsdruck, - Denker sind aber selten
handlungs- und entscheidungsfreudig,
sozusagen klassische Zögerer, nicht "gewissenlos" genug,
d.h. nicht dogmatisch genug, um jederzeit aus dem Stand
agieren zu können. -

Hinzu kommt die Neigung des Philosophen zur
Zurückgezogenheit, um nicht zu sagen der
Zwang zur Selbstisolierung; denn Denken führt,
wenn es nur halbwegs gründlich ist; unvermeidlich
aus dem Kreis der Gedankenlosen hinaus. -


Philosophieren bedarf immer wieder der Distanz zum Alltag;
Politik aber ist Handeln mit Bezug auf den gegenwärtigen
öffentlichen Raum, sie bedarf der (113) permanenten
selbstbewussten Selbstdarstellung im gnadenlosen
Licht der Öffentlichkeit (und nicht zuletzt in einem Klima
der öffentlichen Heuchelei). -

Wie aber will der Philosoph dies alles durchhalten,
ohne dabei selbst als Philosoph zugrunde zu gehen ?

115:

Im Übrigen kann die Praxis (insbes. die der Politik) nicht warten,
bis irgendeiner die absolute Wahrheit entdeckt hat und alle
anderen sie als Leitlinie ihres Handelns übernommen haben. -

Daher wird Politik immer auf Irrtümern und Halbwahrheiten,
auf Vermutungen und Vorurteilen, - vor allem auf
Vorentscheidungen beruhen. -



. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 08.04.2016 19:04 | nach oben springen
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