Mythologie & Weltgeschichte » Himmelsscheibe von Nebra:
#1

Himmelsscheibe von Nebra:

in Mythologie & Weltgeschichte 14.09.2009 17:29
von Atlan • Nexar | 15.454 Beiträge

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#2

RE: Himmelsscheibe von Nebra:

in Mythologie & Weltgeschichte 08.05.2010 22:20
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

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#3

RE: Himmelsscheibe von Nebra:

in Mythologie & Weltgeschichte 16.01.2012 09:15
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspo...s-national.html

Halle/ Deutschland - Erstmals in Sachsen-Anhalt findet Kulturgut aus öffentlicher Hand Eingang in das "Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes". Es handelt sich um herausragende Kulturgüter des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle und des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg- darunter auch die sogenannte Himmelsscheibe von Nebra, eine rund 3.600 Jahre alte Bronzeplatte mit Applikationen aus Gold, die wahrscheinlich astronomische Phänomene und Symbole religiöser Themenkreise darstellt.

Zum Schutz der Kulturgüter "hat Kultusministerium im Einvernehmen mit dem Sachverständigenausschuss für Kunstwerke und anderes Kulturgut (außer Archivgut) beim Kultusministerium Sachsen-Anhalt der Eintragung zugestimmt", berichtet das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (lda-lsa.de) in einer Pressemitteilung.

"In das Verzeichnis können Kunstwerke und anderes Kulturgut, deren Abwanderung aus Deutschland einen wesentlichen Verlust für den deutschen Kulturbesitz bedeuten würde, eingetragen werden. Seit 2007 gilt dies auch für im öffentlichen Eigentum befindliches Kunst- und Kulturgut. Die Eintragung stellt eine besondere Würdigung der Sammlungsobjekte und ihrer hohen wissenschaftlichen, kulturgeschichtlichen und wissenschaftshistorischen Bedeutung dar."

Das nun unter staatlichem Schutz stehende Kulturgute umfasse einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren und reicht von der Geiseltalsammlung mit ihren Fossilien aus dem Eozän (55,8 – 33,9 Millionen Jahre vor heute) über Himmelsscheibe von Nebra aus der Bronzezeit bis hin zu der etwa 20.000 Einzelstücke umfassenden Vogeleiersammlung des Begründers der wissenschaftlichen Oologie (Kunde zu Vogeleierschalen) Max Schönwetter (1874 – 1961).

Seit Sommer 2010 wird das gesamte deutsche national wertvolle Kulturgut über die Internetseite "www.kulturgutschutz-deutschland.de"; dokumentiert. Mit der Eintragung in die Datenbank werde die identitätsstiftende Wirkung des Kulturgutes für die jeweilige Region unterstrichen und sowohl national als auch international betont. "Daneben bietet sie jedem Interessierten im In- und Ausland die Möglichkeit, das Kulturgut unmittelbar zu betrachten, und dient damit der Schaffung von Transparenz sowie der nationalen und internationalen Präsentation von Kulturgut und dessen Bedeutung."


Die erste Aufnahme der Himmelsscheibe von Nebra nach ihrer Beschlagnahme. | Copyright/Quelle: LDA Sachsen-Anhalt (Foto: Juraj Lipták)


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#4

RE: Himmelsscheibe von Nebra:

in Mythologie & Weltgeschichte 01.10.2016 08:28
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/...cheibe20160827/


Raßnitz (Deutschland) – Die Auswertung der bisherigen Grabungsfunde am Großgrabhügel „Bornhöck“ in der Gemeinde Raßnitz im Sächsisch-Anhaltinischen Saalekreis stützen Landesarchäologen in ihrer Vermutung, dass es sich um das Grab eines der sogenannten „Herren der Himmelscheibe“ handeln könnte, die die sagenhafte Himmelsscheibe von Nebra – und damit die bislang älteste bekannte astronomische Abbildung des Sternenhimmels – in Auftrag gegeben hatten.

Wie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt in einer Pressemitteilung berichtet, stammen die freigelegten Gräber aus der frühen Bronzezeit, während der sich in Mitteldeutschland erstmals eine hierarchische Gesellschaftsstruktur belegen lasse, die ihren Ausdruck in „normierten“ Grabausstattungen finde: „An der Spitze stehen sog. Fürsten, die sich über mehrere Jahrhunderte hinweg (vom 20. bis 17. Jh. v. Chr.) in riesigen Grabhügeln bestatten lassen. Der größte dieser Fürstengrabhügel ist der „Bornhöck“, Gemeinde Raßnitz, Saalekreis, der seit 2014 vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt im Rahmen von Lehrgrabungen in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg untersucht wird.

Der imposante Tumulus mit einem Durchmesser von ca. 65 m und einer Höhe von ca. 15 m in der Bronzezeit wies eine hölzerne Grabkammer auf und wurde frühestens im 19. Jh. v. Chr. errichtet: „Er ist damit eindeutig jünger als das Begräbnis in dem bekannten „Fürstengrab“ von Leubingen, Lkr. Sömmerda (1942 v. Chr.). Er könnte etwa zeitgleich oder etwas jünger sein als das ebenso bedeutende Fürstengrab von Helmsdorf, Lkr. Mansfeld-Südharz (1840 v. Chr.).“


Zeitgenössische Darstellung der südl. Ansicht des sog. Bornhöck (1843) in einer Zeichnung des halleschen Stadtbaumeisters L. A. Stapel kurz vor dem Beginn der Abtragungsarbeiten im Jahr 1843.
Copyright/Quelle: LDA Sachsen-Anhalt

Obwohl die zentrale Grabkammer des „Bornhöck“ bereits vor langer Zeit beraubt worden ist und daher erwartungsgemäß keine Goldfunde mehr zu Tage kamen, erhärten die Ergebnisse die Vermutung, dass im „Bornhöck“ einer der „Herren der Himmelsscheibe“ bestattet war.

Zu dieser Vermutung gelangen die Historiker und Archäologen u.a. aufgrund eines angeblichen Hortfundes mit zahlreichen Goldobjekten, der etwa zur selben Zeit, als der Grabhügel vor 150 Jahren abgetragen wurde, in der Nähe gefunden wurde. Mittlerweile scheint jedoch gewiss, dass die Artefakte in Wirklichkeit wohl aus dem Grabhügel stammen und ursprünglich zur Grabausstattung des Fürsten gehört haben dürften: „Metallurgische Untersuchungen dieses Goldfundes bestätigen Übereinstimmungen mit diversen Goldobjekten aus den Fürstengräbern von Leubingen und Helmsdorf“, erläutern die Archäologen um Torsten Schunke.

Obwohl es bislang zwar noch keinen Nachweis von Übereinstimmungen mit den Goldauflagen auf der Himmelsscheibe von Nebra gibt, ergebe sich jedoch aus dem schichtweisen Aufbau des Grabhügels, „dass hier möglicherweise mehrere Fürsten in einer Art dynastischer Folge bestattet worden waren. Dagegen lag in den älteren Hügeln von Leubingen und Helmsdorf jeweils nur eine Person. Danach scheint sich der ‚Bornhöck‘ als zentraler Bestattungsort einer Dynastie von Fürsten fest etabliert zu haben.“

In einem diesjährigen, zunächst eher unscheinbaren Fund sehen die Wissenschaftler nun ein weiteres Indiz für diese Interpretation, belegt er doch jenseits der herausragenden Gold- und Bronzefunde die enge Einbindung der Dieskauer Fürsten in ein überregionales Kommunikations- und Handelssystem: „Es handelt sich um ein wegen seiner Form sog. Brotlaibidol, von denen bislang aus dem südlichen Sachsen-Anhalt und Thüringen nur drei mögliche, schlecht erhaltene Vergleichsstücke bekannt sind.“

Hierzu führen die Archäologen weiter aus: „Auf der Oberseite dieses länglichen Tonobjektes sind Querstriche und kleine eingestempelte Kreise zu erkennen. Im 19. – 16. Jh. v. Chr., der Zeit der frühbronzezeitlichen Fürstengräber und der Himmelsscheibe von Nebra, tauchen im südlichen Mitteleuropa, v. a. in der Slowakei, Ungarn und Norditalien, sehr ähnliche viereckige bis ovale Tontäfelchen auf, die immer wiederkehrende ‚Verzierungen‘ aus Linien und Stempeleindrücken tragen. Ihre wirkliche Funktion wird erst seit wenigen Jahren deutlich. Offensichtlich spielten diese Objekte im Fernhandel, möglicherweise von Metallen, eine Rolle. Waren sie eine Art Frachtschein oder etwa Siegelstempel als Echtheitszertifikat? Sind auf ihnen vielleicht sogar Zahlen oder andere Informationen verschlüsselt, wie wir es aus derselben Zeit von den noch komplexeren Tontäfelchen der ersten europäischen Hochkultur, der minoischen Kultur auf Kreta (‚Linear A‘-Schrift), kennen? Dort sind sie Zeichen eines hoch differenzierten Wirtschaftssystems und gleichbedeutend mit der Einführung der Bürokratie.“

Der Fund – so stellen die Forscher abschließend fest – zeige, „dass der im ‚Bornhöck‘ Bestattete mit den Eliten der Kulturen im südlichen Mitteleuropa in engem Kontakt stand. Waren und Informationen wurden über viele hundert Kilometer getauscht, ein einheitliches Zeichensystem wurde verstanden. Im Gegensatz zu den südlichen Regionen war ein solcher Kontakt allerdings nur wenigen Personen und ihrem Umfeld vorbehalten, wie die geringe Zahl an ‚Brotlaibidolen‘ nahelegt. Der Herrscher aus dem ‚Bornhöck‘ gehörte zu ihnen.“

Die Untersuchungen sollen im nächsten Jahr fortgeführt werden.

© grenzwissenschaft-aktuell.de


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#5

RE: Himmelsscheibe von Nebra:

in Mythologie & Weltgeschichte 04.09.2018 12:57
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de...huegel20180709/

Bornhöck: Vorläufiger Abschlussbericht der Blockbergung des frühbronzezeitlichen Großgrabhügel:


Zeitgenössische Darstellung der südl. Ansicht des sog. Bornhöck (1843) in einer Zeichnung des halleschen Stadtbaumeisters L. A. Stapel kurz vor dem Beginn der Abtragungsarbeiten im Jahr 1843, gemeinsam mit einer Darstellung der „Himmelsscheibe von Nebra“, die Wissenschaftler in einem direkten Kontext zu dem bronzezeitlichen Fürstengrab setzen.
Copyright/Quelle: LDA Sachsen-Anhalt (Kollage: grewi.de)
Halle (Deutschland) – Mit ursprünglich insgesamt 65 Metern Durchmesser und etwa 13 Metern Höhe war der sog. Bornhöck bei Dieskau in der Gemeidne Raßnitz das größte bekannte „Fürstengrab“ der frühen Bronzezeit (2.300–1.600 v. Chr.) in Mitteleuropa. Im vergangenen Jahr wurde die ebenerdigen Reste der zentralen Grabkammer mittels einer spektakulären Blockbergung gehoben und in den archäologischen Werkstätten untersucht. Das Vorabergebnis dieser Analysen liegt jetzt vor und rückt den Grabhügel erneut zumindest in einen direkten historischen Kontext zur berühmten „Himmelsscheibe von Nebra“.

Hinweis: Sie lesen diese Meldung in der Rubrik “GreWi-Shortcut”: Im Gegensatz zu den gewohnt ausführlichen GreWi-Meldungen, werden hier Meldungen kurz zusammengefasst, die nicht direkt ins GreWi-Themenspektrum gehören, die ich aber dennoch ins Gesamtbild passen. Am Ende dieser “Kurzmeldung” finden Sie dann Links zu den Meldungen der Originalquelle.


Die Blockbergung der zentralen Grabkammer-Reste des Bornhöcks.
Copyright/Quelle: www.ida-lsa.de

https://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung...ck_bei_dieskau/

© grenzwissenschaft-aktuell.de


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#6

RE: Himmelsscheibe von Nebra:

in Mythologie & Weltgeschichte 04.03.2020 00:54
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de...jahren20200227/

Die „Himmelsscheibe“ zeigt: Menschen berechneten Schaltjahre vor 3600 Jahren:

Halle (Deutschland) – 2020 ist wieder einmal ein Schaltjahr, wenn – wie alle vier Jahre – mit dem 29. Februar ein zusätzlicher Tag eingefügt wird, um Mond-und Sonnenjahr im Einklang zu halten. Die Darstellungen auf der „Himmelsscheine von Nebra“ zeigen, dass dieser Tag Jahrtausende zuvor geschaltet wurde.

Die piktogrammartige Darstellung auf der 1999 von Raubgräbern gefundenen, 2002 in einer spektakulären Polizeiaktion sichergestellten und dann 2013 ins Weltdokumentenerbe aufgenommenen „Himmelsscheibe“ zeigt die weltweit älteste Darstellung astronomischer Phänomene in konkreter Form.

Schon frühere Untersuchungen der Himmelsscheibe hatten gezeigt, dass diese während ihrer Nutzungszeit mehrfach umgestaltet wurde. „Die erste Phase zeigte eine Regel zur Verschaltung von Mond-und Sonnenjahr“, berichtet der stellvertretende Landesarchäologe vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und dem Landesmuseum für Vorgeschichte, Dr. Alfred Reichenberger, in einer aktuellen Pressemitteilung.


Die verschiedenen Phasen der Himmelsscheibe von Nebra: Im Urzustand in Phase 1 zeigt die Himmelsscheibe nur astronomische Objekte, die die Schaltregel kodieren. In Phase 2 werden rechts und links zwei goldene Applikationen angebracht, die als Horizontbögen interpretiert werden. In Phase 3 wird ein Schiff am unteren Rand ergänzt. In Phase 4 wird die Scheibe am Rand 39 Mal gelocht. In Phase 5 wird ein Horizontbogen entfernt oder geht verloren und die Scheibe wird vergraben.
Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Birte Janzen

Hintergrund
Die ältesten Kalendersysteme basieren auf der Abfolge der Mondzyklen und waren sogenannte Lunarkalender. Allerdings ist das Mondjahr etwas kürzer als das Sonnenjahr und um zu verhindern, dass beispielsweise Feiertage deshalb durch das Jahr wandern, waren regelmäßige Anpassungen durch das Einfügen von Schalttagen oder Schaltmonaten notwendig. Diese einfache Erkenntnis stellt die Menschen bis heute in der Praxis jedoch vor große Probleme, da beide Zyklen nicht ganzzahlig umgerechnet werden können. Der Mond ist eine verlässliche Himmelsuhr. Jeder kann durch einfache Beobachtung seine Phasen mit bloßem Auge erkennen. Bei einer Verabredung zu Vollmond ist pünktliches Erscheinen garantiert. Alle 29,5 Tage ist der Neumond zu beobachten. Der Monat beginnt, wenn eine junge, schmale Mondsichel (Neulicht) am Abendhimmel erstmals erscheint. Nach 12 Neulichten, also nach 354 Tagen, fängt ein neues (Mond-)Jahr an. Die Beobachtung der Sonne ist hingegen schwieriger und langwieriger. Erst nach wochenlanger Himmelsschau lässt sich erkennen, dass die Tage beispielsweise kürzer oder länger werden. Wir wissen heute, dass ein Sonnenjahr – also der Umlauf der Erde um die Sonne – ungefähr 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden dauert. Der darauf basierende Sonnenkalender misst abgerundet 365 Tage und ist damit um 11 Tage länger als der Mondkalender.
Quelle: Landesarchäologe vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und dem Landesmuseum für Vorgeschichte


Detail der Himmelsscheibe von Nebra: Die Stellung des mehrere Tage alten Sichelmondes zu den Plejaden gab den Zeitpunkt für das Einfügen einen Schaltmonats vor: Steht im Frühlingsmonat eine sehr schmale Mondsichel bei den Plejaden, dann ist alles im Takt, steht eine dickere, ungefähr 4,5 Tage alte Mondsichel bei den Plejaden, dann muss geschaltet werden.
Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták

Wollte man die kalendarischen Daten im Verlauf der Jahreszeiten beständig halten, mussten zusätzliche Monate oder Tage eingefügt werden. „Wann das zu geschehen hatte, wurde erstmals vor über 3.600 Jahren auf der Himmelsscheibe von Nebra kodiert dargestellt“, erläutert Reichenberger und verweist auf die auf der Himmelsscheibe verschlüsselt abgebildete früheste Darstellung einer Schaltregel:
„Mit dieser Regel lassen sich Sonnen-und Mondkalender annäherungsweise wieder in Einklang bringen. In dem von uns heute benutzten Kalender wird kein ganzer Schaltmonat mehr eingefügt, sondern lediglich alle vier Jahre ein zusätzlicher Tag im Februar – so wie am kommenden Samstag, den 29. Februar 2020. Das Bemühen, Mond-und Sonnenkalender in Einklang zu bringen, verbindet uns bis heute mit den Menschen der Bronzezeit.”

Der auf der Himmelsscheibe abgebildete Sternenhimmel zeigte – in der ersten Phase – 32 Sterne sowie Vollmond beziehungsweise Sonne und Sichelmond.

Bis auf eine Ansammlung aus sieben Sternen folgt die Anordnung der restlichen 25 Sterne keinem erkennbaren Muster. Sie bilden kein bekanntes Sternenbild ab, vielmehr sind sie mehr oder weniger gleichmäßig um die übrigen Himmelskörper herum angeordnet. Dadurch wird der Fokus umso mehr auf die Gruppe der sieben, eng beieinanderstehenden Sterne gelenkt.

Diese Sternengruppe symbolisiert die Plejaden, die als sogenanntes „Siebengestirn“ weltweit durch alle Zeiten sowohl in Mythen, als auch als Kalendersterne Erwähnung fanden und immer wieder in ähnlicher Weise dargestellt wurden.“

Laut Reichenberger liefern die Plejaden auf der Himmelsscheibe von Nebra in Kombination mit dem Sichelmond den entscheidenden Hinweis zur Entschlüsselung besagter Schaltregel: „Astronomen folgerten anhand der Dicke des sichelförmigen Mondes, dass es sich nicht um ein Neulicht, sondern um einen bereits mehrere Tage alten, zunehmenden Mond handelt. Sein Erscheinen bei den Plejaden gab den Eingeweihten das Signal für das Einfügen eines Schaltmonats.“

Tatsächlich ist ein schriftlicher Beleg dieser Regel ist aus einem babylonischen Keilschrifttext des 7./6. Jahrhunderts vor Christus (MUL.APIN) – der ungefähr 1000 Jahre später entstand –bekannt: „Steht im Frühlingsmonat eine sehr schmale Mondsichel bei den Plejaden, dann ist alles im Takt, steht eine dickere, ungefähr 4,5 Tage alte Mondsichel bei den Plejaden, dann muss geschaltet werden (s. Abb. f.). Dies ist alle drei Jahre der Fall.“
Ein sehr schmaler Sichelmond (r.) – das Neulicht – signalisiert den Beginn eines neuen Monats. Ein mehrere Tage alter Sichelmond bei den Plejaden (l.) gibt hingegen den Termin für das Einfügen eines Schaltmonats vor. Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Karol Schauer.


Ein sehr schmaler Sichelmond (r.) – das Neulicht – signalisiert den Beginn eines neuen Monats. Ein mehrere Tage alter Sichelmond bei den Plejaden (l.) gibt hingegen den Termin für das Einfügen eines Schaltmonats vor.
Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Karol Schauer.

Die Aussage aus dem Text finde denn ihre Entsprechung in der Darstellung von Sichelmond und Siebengestirn auf der Himmelsscheibe von Nebra, so der Archäologe weiter. „Damit ist die dort kodierte Schaltregel deutlich älter als der schriftliche Beleg aus dem Vorderen Orient.“ Die Schaltregel spiegele sich aber nicht nur in der Darstellung und Gestaltung des Sichelmondes und der Plejaden, sondern auch in der Anzahl der Sterne: „Auf der Himmelsscheibe sind neben den 7 Sternen der Plejaden 25 weitere, also insgesamt 32 Sterne zu sehen“, erläutert Reichenberger. „Auch hierin liegt der Schlüssel zur Schaltregel. Denn vergehen seit dem Neulicht des Vormonats 32 Tage bis der Mond im Frühlingsmonat bei den Plejaden steht, dann muss geschaltet werden.“ Die Schaltregel sei also sogar doppelt auf der Himmelsscheibe verschlüsselt.


Das Sonnenjahr und das Mondjahr dauern unterschiedlich lang. Mit Hilfe des Mondes ist es möglich, beide in Einklang zu bringen. Der Mond zieht Jahr für Jahr in wechselnder Dicke an den Plejaden vorbei. Erschien im Frühjahr neben den Plejaden eine Mondsichel, die so dick wie die auf der Himmelsscheibe war, wusste man, dass Sonnen- und Mondjahr außer Takt waren und man einen Schaltmonat einfügen musste.
Copyright: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Wolfhard Schlosser.

„Das Wissen um die Divergenz zwischen Mond-und Sonnenjahr ist uralt, jedoch nicht alle Kulturen sahen die Notwendigkeit, die Abweichungen auszugleichen“, kommentiert auch der Bochumer Astronom Wolfhard Schlosser. So sei zum Beispiel der islamische Kalender ein reiner Mondkalender. „Hier spielt die Schaltregel keine Rolle. Es kommt hauptsächlich auf die Bestimmung religiöser Feste an.“

Andere Hochkulturen hingegen bemühten sich mit unterschiedlicher Genauigkeit um Schaltregeln, was etwa im antiken Griechenland zu verschiedensten regionalen Kalendern führte. Relativ große Genauigkeit erreichte der von Gaius Julius Caesar im Jahr 45 vor Christus reformierte und nach ihm benannte Julianische Kalender. Caesar führte mit Hilfe ägyptischer Astronomen einen Schalttag Ende Februar ein. (Das römische Jahr begann mit dem 1. März. Dies ist auch der Grund, weswegen wir bis heute zu genau diesem Termin einen Schalttag einfügen.) Doch auch der Julianische Kalender wies Mängel auf, die sich bis ins 16. Jahrhundert auf ganze 11 Tage summierten. Erst Papst Gregor XIII. beseitigte das Ungleichgewicht und so folgte 1582 auf Donnerstag, den 4. Oktober, Freitag, der 15. Oktober. Den nach ihm benannten Gregorianischen Kalender samt neuer, angepasster Schaltregel verwenden wir im „normalen“ Leben heute noch, wenngleich durch moderne Atomuhren immer wieder nachjustiert wird.

Zum Thema

„Für den Schöpfer der Himmelsscheibe von Nebra war die Schaltregel von so großer Bedeutung, dass sie auf der bronzenen Himmelsscheibe gleich mehrfach kodiert festgehalten wurde“, stellt Reichenberger abschließend fest: „Das komplexe Wissen um diese Regel hatte er vermutlich von einer Reise aus dem Vorderen Orient mitgebracht. Die weitreichenden Kenntnisse räumten ihm schließlich Macht und Kontrolle über die Zeit und damit auch über die Gesellschaft ein. Es waren immer die Mächtigen, geistige wie weltliche Herrscher, die im Lauf der Geschichte Kalender etabliert haben. Herrschaft über die Zeit bedeutete schließlich auch, Macht über die Menschen und ihren Alltag zu besitzen.

Terminhinweis
Dieses und andere Ergebnisse der Forschungen rund um die Himmelsscheibe von Nebra sind ab 20. November 2020 in der Landesausstellung „Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra –Neue Horizonte“ im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen.

https://www.landesmuseum-vorgeschichte.d...-horizonte.html

Quelle: Landesamte für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte

© grenzwissenschaft-aktuell.de


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#7

RE: Himmelsscheibe von Nebra:

in Mythologie & Weltgeschichte 24.11.2020 18:44
von Adamon • Nexar | 15.454 Beiträge

https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de...-nebra20200906/

Neue Kontroverse um das Alter der Himmelsscheibe von Nebra:

Halle (Deutschland) – Die Himmelsscheibe von Nebra gehört zu den bedeutendsten archäologischen Funden in Deutschland. Doch schon von jeher Streiten sich Wissenschaftler über verschiedene Aspekte der Entdeckung. Aktuell ist erneut eine Kontroverse um das tatsächliche Alter der Himmelsscheibe entbrannt, datieren zwei Archäologen dieses doch nicht in die Bronzezeit, sondern rund 1000 Jahre später in die Eisenzeit. Dies widerum hätte bedeutende Auswirkungen für die Bedeutung der Scheibe – wäre sie doch nicht mehr die älteste bekannte Darstellung des Himmels. Andere Archäologen wiedersprechen scharf. Ein Versuch, die Argumente zu ordnen…

Entfacht wurde die aktuelle Kontroverse durch einen aktuell in der Zeitschrift „Archäologische Informationen“ veröffentlichten Artikel von Prof. Dr. Rupert Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung und und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Prof. Dr. Rüdiger Krause vom Institut für Archäologische Wissenschaften Vor- und Frühgeschichte der Universität Frankfurt. Darin stellen die beiden Wissenschaftler als Ergebnis ihrer eigenen Analysen fest, dass es sich “bei der Stelle, die bisher als Fundort galt und die in einer Nachgrabung untersucht wurde, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um die Fundstelle der Raubgräber handelt”. Es gebe zudem “keine überzeugenden Hinweise darauf, dass die bronzezeitlichen Schwerter und Beile sowie der Armschmuck ein zusammengehöriges Ensemble bilden”. Deshalb müsse man davon ausgehen, dass sich nicht um eine der typischen Deponierungen der Bronzezeit handelt und die Scheibe sich nicht zusammen mit den anderen Objekten in originaler Lage im Grabungsloch befunden habe, so die Pressemitteilung der Universität Frankfurt.

Damit müsse die Scheibe neu als Einzelfund untersucht und bewertet werden. “Stilistisch und kulturell lässt sich die Himmelsscheibe nicht in die frühbronzezeitliche Motivwelt des beginnenden zweiten Jahrtausends vor Christus einfügen.” Statt dessen ließen sich hingegen deutlichere Bezüge zur Motivwelt der Eisenzeit des ersten Jahrtausends vor Christus herstellen. Damit wäre die Himmelssceibe rund 1.000 Jahre jünger als bislang gedacht – und nicht mehr die älteste bekannte Darstellung des Himmels. Auf einer divergierenden Datenlage und auf Grundlage dieser neuen Einschätzung, so Gebhard und Krause, “müssen alle bisherigen, teilweise weitreichenden kulturgeschichtlichen Schlussfolgerungen neu und ergebnisoffen diskutiert werden und die Scheibe in anderen Zusammenhängen als bisher interpretiert und bewertet werden. Grundlage hierzu müsse die Vorlage aller bisher nicht veröffentlichten Daten und Fakten sein.

Unter den zuständigen Landesarchäologen und anderen Himmelsscheiben-Experten sorgt diese Behauptung erwartugsgemäß für Unverständnis und scharfe Kritik: „Die Kollegen ignorieren nicht nur die Fülle an publizierten Forschungsergebnissen der letzten Jahre, sie führen dafür verschiedene Argumente ins Feld, die indes leicht zu widerlegen sind“, so der stellvertretende Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt Dr. Alfred Reichenberger.

Die Behauptungen, die Erdanhaftungen an der Himmelsscheibe würden nicht mit denen der übrigen Funde übereinstimmen und auch die geochemischen Analysen der Metalle würden die Zusammengehörigkeit der Funde (u.a. Himmelsscheibe und Schwerter usw.) nicht unterstützen, seien „nachweislich falsch“, kritisiert Reichenberger in einer Pressemitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und führt darin dazu weiter aus: „Nach einem von den beiden Autoren nicht zitierten Aufsatz von Dr. Jörg Adam (damals Landeskriminalamt Brandenburg), der für das Landgericht Halle als Sachverständiger die Untersuchungen der Erdanhaftungen durchführte, ‚[ist] insgesamt … somit eine Herkunft sowohl der Erdanhaftungen an der Himmelsscheibe (Sp 1) als auch am Schwert (Sp 2) von deren vermutlichem Fundort (Entnahmestelle des VM 1) als sehr wahrscheinlich anzusehen… Eine Sonderstellung nehmen die Erdreste am Beil (Sp 3) ein. Ein großer Teil der ermittelten Eigenschaften und Merkmale lassen ebenfalls eine Herkunft dieser Erdanhaftungen vom Mittelberg als möglich erscheinen‘. Da sich der Untersuchungsauftrag des Gerichtes damals auf diese drei Gegenstände beschränkte, wurden die übrigen Beifunde vom Sachverständigen seinerzeit nicht untersucht und sind daher auch nicht als Argument gegen eine Zusammengehörigkeit aller Funde brauchbar. Insofern ist die Forderung der beiden Autoren, der Meißel müsse als nicht zugehörig ausgesondert werden, nicht nachvollziehbar. Ebenso führt die Behauptung, die geochemische Untersuchung der Metalle spräche gegen eine Zusammengehörigkeit der Funde in die Irre.“

Laut Reichenberger wurde von 2008 und 2010 von Prof. Dr. Ernst Pernicka und Kollegen dargelegt, „dass das Kupfer aller Teile des Hortes aus derselben Lagerstätte stammt.“ Als Lagerstätte hingegen ist seit langem der Mitterberg im Salzburger Land nachgewiesen, dessen Kupferproduktion zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. geendet hat. Zusätzlich stellt Pernicka fest: »Analysen von keltischen [eisenzeitlichen] Kupferlegierungen zeigen ganz andere Zusammensetzungen sowohl der Hauptbestandteile als auch der Spurenelemente und Bleiisotopenverhältnisse“. Auf diese Weise scheide auch aus metallurgischer Sicht eine Datierung der Himmelsscheibe in die Eisenzeit klar aus, so Reichenberger weiter.

Auch das von Gebhard und Krause angeführte Argument, der Hinweis, die Himmelsscheibe von Nebra stelle im damaligen Symbolgut „ein(en) vollkommenen Fremdkörper“ dar, sei zwar zunächst richtig, treffe aber schließlich auf jeden einzigartigen Fund zu, so die Kritik: „Die Himmelsscheibe von Nebra wäre in jeder vorgeschichtlichen Periode ein Fremdkörper”, so Reichenberger abschließend.

Die Kontroverse dürfte damit aber noch lange nicht beigelegt sein. Grenzwissenschaft-Aktuell.de wird weiterhin berichten…

Quellen: Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e. V. (DGUF), Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
© grenzwissenschaft-aktuell.de


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