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#1

Aegypt. Schöpfungsgeschichte:

in Aegyptica. - 15.10.2009 22:09
von Atlan • Nexar | 15.548 Beiträge

Die Erschaffung der Welt

Ich, Chepra, bin der Schöpfer alles dessen, was Leben in sich trägt, nachdem ich selbst in uralten Zeiten ins Leben trat.

Selbst erzeugte ich mich aus dem Urwesen, mein Name ist Osiris, das Urwesen aus dem Urstoff.
Ich war der Herr über alle Welt, und die ganze Welt war von mir erfüllt, denn ich war allein.
Die Götter waren noch nicht entstanden. Es gab auch sonst noch keine anderen Geschöpfe und Wesen, ich war ganz allein, und ich erschuf alles, was erschaffen ist. Kein Wesen half mir, ich allein erschuf alles.

Dann hob ich die ins Leben getretenen Wesen aus dem Urwasser, dem Zustande des Nichtseins empor, obwohl ich noch keinen festen Platz fand, darauf zu stehen. In meinem Herzen formte ich ein herrliches Urbild, den Uranfang legte ich für mich. So erschuf ich alles Lebendige, und es entstanden viele Wesen, die wiederum andere Wesen erzeugten.
Ich spie die Gestalten von Schu und Tefent aus und wurde damit aus einem Gott zu einer dreifachen Gottheit, ja aus mir selbst kamen zwei Götter zum Leben. Schu und Tefent wurden aus dem Urwasser, aus mir selbst hervorgehoben, und dann entstand die Pflanzenwelt.

Als ich weinte, entstanden die Menschen aus meinen Tränen. Schu und Tefent gaben Geb und Nuth das Leben, Geb und Nuth erweckten die anderen Götter, und diese riefen unzählige Wesen auf der Erde ins Leben.

Sie alle rufen meinen Namen an, sie vernichten ihre Feinde, sie äußern Worte der Kraft.

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Die Vernichtung des Menschen (Teil I)

Als der Gott Re alt und schwach wurde, begannen die Menschen, böse Anschläge gegen ihn auszuhecken und ihm lasterhafte Dinge nachzusagen.

Und als Re dieses Böse, das man ihm nachsagte, zu Ohren kam, sprach er zu seinem Gefolge:
"Ruft mir doch mein Auge herbei und auch die anderen Götter, die der Luft, der Erde und des Himmels, die bei mir waren, als ich mich noch im Urwasser, aus dein alles entstanden ist, befand; aber sorgt dafür, daß die Menschen es nicht merken und keinen Argwohn schöpfen. Kommt mit ihnen in den Palast, wir wollen ihnen unsere Pläne darlegen."

Da traten die Götter ihm zu Seiten und verneigten sich vor seiner Herrlichkeit, daß ihre Stirnen den Boden berührten, und der Schöpfer der Menschen, Nun, sprach sein Wort zu Re, dem Vater der Götter, und die übrigen Götter sagten:
"Sprich zu uns, wir werden hören."
Da sagte Re zu Nun:
"O du erstgeborener Gott, aus dem auch ich hervorgegangen bin, und ihr, Älteste der Götter, gebt acht, was die Menschen treiben; denn sie, die aus meinem Auge geboren sind, erheben Klage gegen mich. Sagt mir eure Meinung in dieser Sache, überlegt mit mir und ersinnt einen Plan, denn ich will sie nicht bestrafen, ehe ich nicht euer Urteil gehört habe."
Darauf sprach Nun:
"Mein Sohn Re, der du größer bist als der, der dich geschaffen hat, du bist der Herrscher über jene, die zugleich mit dir erschaffen worden sind; bleibe ruhig auf deinem Thron sitzen; denn groß ist die Furcht vor dir, schon dann, wenn du nur dein Auge auf die richtest, die dich verlästern."
Re antwortete:
"Die Menschen sind ins Gebirge geflohen, denn die Angst ist über sie gekommen wegen der bösen Worte, die sie gesprochen haben."

Da gaben die Götter Re den Rat, sein Auge in der Gestalt der Göttin Hathor auszuschicken, um die Menschen, die Böses von ihm gesprochen hatten, zu töten.

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Die Vernichtung des Menschen (Teil II)

Hathor begab sich zur Erde und streckte Männer und Frauen im Gebirge nieder, und als sie zurückkam, sagte Re:
"Sei mir willkommen, Hathor, du hast dein Werk gut getan!"
Hathor antwortete, daß es erquickend für ihr Herz gewesen sei, die Menschen zu vernichten.

Offenbar waren jedoch noch nicht alle Menschen getötet worden, denn Re befahl, Boten herbeizuholen, die so schnell waren wie der Wind. Und als diese vor ihm erschienen, schickte er sie nach Elefantine mit dem Befehl, eine große Menge Mennige zu holen. Diese Boten kamen mit vieler Mennige zurück, Re ließ sie feinstampfen, Sklavinnen brauten Bier aus Gerste, und man mischte die Mennige darunter, so daß es wie Menschenblut aussah. Darauf füllte man das Bier in siebentausend Krüge. Re betrachtete das blutrote Bier und sprach:
"Dadurch werde ich die Menschen schützen." Er wollte nämlich nicht, daß alle Menschen von Hathor umgebracht würden, und so gebot er:
"Tragt das Bier an den Ort, an dem Hathor die Menschen umbringen will!"
Und Re ließ in der Nacht das Bier ausgießen, so daß es vier Fuß hoch den Boden bedeckte. Als Hathor mit Anbruch des Morgens an jene Stelle kam, fand sie das ganze Land mit Bier überströmt, und sie trank davon, bis sie trunken ward und nicht mehr an die Menschen dachte, die sie vernichten wollte.

Da sprach Re:
"Ich bin müde und traurig und bin nicht willens, länger unter den Menschen zu wohnen."
Und obgleich ihn sein Gefolge daran erinnerte, daß seine Macht doch groß genug sei, um alles auszurichten, was er nur wolle, blieb Re bei seinem Entschluß, die Erde zu verlassen.
Der Urgott Nun wollte ihm dazu verhelfen, fortan im Himmel zu wohnen, und befahl seinem Sohne Schu, der zwischen Himmel und Erde wohnt und jeden Morgen die Himmelsgöttin Nuth emporhebt, damit es hell werde, die Himmelsgöttin Nuth aufzuheben und Re auf ihren Rücken zu setzen.
Die Himmelsgöttin verwandelte sich in eine Kuh, und Re setzte sich auf ihren Rücken. Er begab sich in seinen himmlischen Palast und blieb dort mit den Göttern, die ihm gefolgt waren. So war Re der Erde fern, daß es dunkel wurde. Aber die Himmelskuh wurde in der Höhe schwindlig und sagte zu Re:
"Ich brauche Träger, die mich stützen." So entstanden die Götterträger. Re befahl nun Schu, sich unter Nuth zu stellen und die Götterträger zu bewachen.

Da nun Re seitdem im Himmel wohnte, übertrug er die Herrschaft über die Erde fortan dem Erdgott Geb, insbesondere die Bewachung der Schlangen im Wasser und auf dem Lande.
Er ließ den Mondgott Thot rufen und befahl ihm:
"Du sollst an meiner Stelle am Himmel stehen, solange ich in der Unterwelt mein Licht über den Toten leuchten lasse."
Wenn Re abends im Westen untergeht, dann reist er jedesmal durch die Unterwelt, und die Erde ist dunkel; darum stellt er nachts Thot an seine Stelle.
Thot ist der Gott der Weisheit und er muß alles aufschreiben, was er sieht, und die Übeltäter bestrafen.

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Aus:http://www.enctype.de/mythologien/aegypt...gypteingang.htm


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#2

RE: Aegypt. Schöpfungsgeschichte:

in Aegyptica. - 30.01.2010 02:08
von Atlan • Nexar | 15.548 Beiträge

Aus: http://www.aegypten-geschichte-kultur.de/die-bedrohung

Die Bedrohung der Schöpfung

Schöpfungsmythos - Die Bedrohung

Apophis verschlingt die Sonne:

Die Bedrohung verursachten die Menschen selbst, indem sie gegen Re rebellierten (siehe: Das goldene Zeitalter).

Ein personifizierter Feind der Schöpfung ist Apophis, die Schlange. Er will den Lauf der Sonne aufhalten. Apophis symbolisiert das Chaos, das Dunkel und damit den Zustand vor der Schöpfung, als Erde und Himmel noch nicht getrennt waren und es außer dem einen Schöpfer (der Urschöpfer) nichts anderes gab.

Das ist das Schlimmste, was einem Ägypter passieren konnte. Denn diese Bedrohung der Schöpfung gefährdet ihn selbst. Er hat also mit seiner Rebellion gegen den Sonnengott sein eigenes Überleben in Frage gestellt.

Die Bedrohung und Aufhebung der Schöpfung bedeutet das Ende der Welt. Erde und Himmel werden sich wieder vereinigen. Der Sonnenlauf endet. Urflut und Urfinsternis erfüllen das All. Nur der Urschöpfer überlebt in diesem Zustand des Chaos.

Mit dem Anfang der Schöpfung ist nun das Ende der Schöpfung genannt. Damit ist die Schöpfung im gewissen Sinne vervollständigt. Denn ohne Ende gibt es kein Anfang und ohne Anfang kein Ende. Die Schöpfung selbst trägt den Keim des Verfalls in sich. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Gegensätze bzw. Unterschiede.
Schöpfung und Chaos als gleichwertige Zustände

Die Bedingung eines Anfangs - die Bedingung der Schöpfung - ist ihr Ende. Umgekehrt liegt in jedem Ende der Keim eines Anfangs und der Erneuerung. Das ist ein zentraler Grundgedanke und Grundsatz ägyptischen Denkens und der ägyptischen Kultur.

Schöpfungsmythos - Die Bedrohung - Chaos

Der Gedanke des Verfalls und der Zerstörung beinhaltet den Gedanken der Erneuerung und Verjüngung.

Die Schöpfung ist keine einmalig abgeschlossene Aktion, denn sie altert und muss durch permanente Wiederholung immer wieder erneuert, verbessert, verjüngt, regeneriert und bestätigt werden.

Schöpfung und Chaos stehen unmittelbar nebeneinander. Beides existiert gleichzeitig .Der alte Ägypter stellte sich die Schöpfung als Ordnung umgeben von Chaos, einer ständigen Bedrohung, vor. Beide sind gleich wichtig:

* Zum einen muss die Ordnung aktiv aufrechterhalten werden.
* Zum anderen kann nur etwas erschaffen werden, wenn es sich zuvor im Chaos als Nicht-geschaffen, Nicht-seiend "befand". Hier kann es sich um etwas handeln, was zerstört wurde, oder um etwas, was es zuvor überhaupt nicht gab (Ungestaltetes, Formloses).


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