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V nach Dr. Clemens Ruthner:
in Vampirismen. - 09.11.2009 17:30von Atlan • Nexar | 15.551 Beiträge
Wir bedanken uns bei Clemens Ruthner für die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
SEXUALITÄT MACHT TOD/T
Prolegomena zu einer Literaturgeschichte des Vampirismus
Dr. Clemens Ruthner
Antwerpen / Wien
2002
redigierter Auszug aus: Ruthner, Clemens: Am Rande (geschrieben). Kanon, Peripherie und die Intertextualität des Marginalen am Beispiel der (österreichischen) Phantastik im 20. Jh. Wien: Diss.[masch.] 2001. Eine Druckfassung dieser Arbeit erscheint 2002 bei Francke (Tübingen).
Erstveröffentlicht bei Kakanien.ac.at
PDF-Version des Beitrages auf Kakanien.ac.at
S'il y eût jamais au monde une histoire garantie et prouvée, c'est celle des vampires. Rien ne manque: rapports officiels, témoignages de personnes de qualité, de chirurgiens, de prêtres, de juges: l'évidence est complète. (Jean-Jacques Rousseau)
Die Kunst versieht nebenbei die Aufgabe, zu konserviren, auch wohl erloschene, verblichene Vorstellungen ein wenig wieder aufzufärben; sie flicht, wenn sie diese Aufgabe löst, ein
Band um verschiedene Zeitalter und macht deren Geister wiederkehren. Zwar ist es nur ein Scheinleben wie über Gräbern, welches hierdurch entsteht, oder wie die Wiederkehr geliebter Toten im Traume: aber wenigstens auf Augenblicke wird die alte Empfindung wieder rege und das Herz klopft nach einem sonst vergessenen Takte. (Friedrich Nietzsche: Menschliches Allzumenschliches I, § 147)
1. Untote Künste: die Masken des Anderen
Kunst fungiert seit jeher auch als »Todtenbeschwörerin« (F. Nietzsche). Dies gilt in verschärfter Form für das periodisch wiederauflebende Genre der Gespenstergeschichte, deren Phantome nicht nur das ›Kulturelle Gedächtnis‹ – buchstäblich – heimsuchen, sondern dieses sogar auf eine bestimmte Weise verkörpern; neben den luftigen Geistern der Verstorbenen sind es hier insbesondere die mit einem Leib ausgestatteten Vampire, die häufig mit einer rätselhaften Attraktivität, zugleich aber mit einer umso größeren Unseriosität begabt zu sein scheinen: Ausgeburten eines kulturgeschichtlich marginalisierten Irrationalismus aus (Süd-)Osteuropa, der (markt-)strategisch herbeizitiert wird.
So ist es auch kein Zufall, daß sich – bedauerlicherweise – v.a. obskure Privatgelehrte dieses Wesens angenommen haben. Unter ihnen findet sich etwa der britische ›Reverend‹ Montague Summers (1880-1947), ein okkultistischer Sachbuchautor, der gerne im katholischen Ornat posierte, ohne je die Weihen dafür empfangen zu haben, und der sich alle Mühe gab, in zwei Standardwerken zum Thema[1] den Vampir als de(kon)struktiven, anziehenden wie abstoßenden Grenzgänger mehr auratisch zu beschwören denn folkloristisch zu definieren:
Throughout the whole vast shadowy world of ghosts and demons is no figure so terrible, no figure so dreaded and abhorred, yet dight with such fearful fascination.[2]
Die Mittelposition, die der Vampir zwischen radikalen Gegensätzen einnimmt und dadurch aufhebt, ist eine Lagebestimmung, mit der sich der unechte Priester Summers offensichtlich selbst identifizieren konnte: Der Vampir sei per definitionem »neither ghost nor demon but yet who partakes the dark natures and possesses the mysterious and terrible qualities of both«[3]. Der Vampir ist ein Bewohner zweier Welten, und zwar nicht nur ein Grenzgänger zwischen der Zivilisation der Lebenden und dem Totenreich. Noch ein Gegensatz wird in dieser Figur aufgehoben: Der Vampir ist einerseits ein textuelles Wesen (»for he is a thing which belongs to no world at all«[4]); auf der anderen Seite wird jedoch immer wieder im Gegensatz zum traditionell immateriellen Gespenst seine verstörende Körperlichkeit behauptet – so auch bei Summers:
[he] has a body and it is his own body. He is neither dead nor alive; but living in death.
He is an abnormality; the androgyne [!] in the phantom world; [...]
The object of the vampire is to suck blood.[5]
Trotz der mangelhaften wissenschaftlichen Reputation ihres Urhebers ko(e)nnten sich auch die meisten ernstzunehmenden Forscher vor und nach Summers dieser Definition anschließen.[6] Norbert Borrmann, ein weiterer Nebenerwerbsvampirologe, hat zusätzlich darauf hingewiesen, daß – noch ehe er in die Belletristik gelangt – der Vampir in Narrativen der Folklore bereits (mindestens)
Merkmale aus fünf verschiedenen Kategorien magischer Glaubensvorstellungen in sich
vereint: Erstens die Wiedergänger; zweitens die alp-ähnlichen, nächtlich heimsuchenden Geister; drittens Wesen von der Art der blutsaugenden Stryx des Altertums; viertens Hexen aus slawischen und balkanischen Gebieten, die auch nach ihrem Tod noch Schaden anrichten und fünftens die Werwölfe [...].[7]
Es hat auch nicht an Versuchen gefehlt, den Vampirismus als Phantasma einer religionswis senschaftlichen oder sozialpsychologischen Erklärung zuzuführen: Wiederholt wurde anhand der Bibel (AT: Gen 9, 4; Dtn 12, 23; u.a.) auf die alte Vorstellung verwiesen, wonach das Blut der Sitz des Lebens sei.[8] Es ist also das, was den Toten fehlt, ihr Treibstoff gewissermaßen – wie sich anhand der berühmten Odyssee-Stelle zeigen läßt, wo die Geister der Abgeschiedenen mittels eines Tieropfers herbeizitiert werden können (XI. Buch, vv. 34-43). Wiederholt wurde aber auch der Parallelismus zwischen dem Säugen von Neugeborenen an der Mutterbrust und dem Blutsaugen der Vampire herausgearbeitet, m.a.W.: der oral-regressive bis sadistische Zug hinter dem untoten Treiben.[9]
Die europäische Literatur blickt inzwischen auf mehr als ein Viertel Jahrtausend Vampir- Einfälle zurück, und dies im doppelten Sinn des Wortes: 1998 war es genau 250 Jahre her, daß das erste bekanntgewordene Vampirgedicht der Literaturgeschichte publiziert wurde, Heinrich August Ossenfelders Mein liebes Mägdchen glaubet. 1997 indes waren gleich zwei einschlägige Jubiläen zu begehen; es jährte sich das Erscheinen von Goethes Schauerballade Die Braut von Korinth im Musenalmanach zum zweihundertsten und jenes von Bram Stokers berühmtem Vampirroman zum hundersten Mal, wobei Los Angeles zum Schauplatz der Dracula 97 wurde, eines schaurigen Kongresses von universitär gebildeten Vampirologen, aber auch verkleideten Fans, Goths und Laien.[10]
Der untote und meist nachtaktive Blutsauger, den wir uns gemeinhin unter dem vermutlich slawischen Lehnwort ›Vampir‹[11] vorstellen, ist denn auch nicht nur das Paradegespenst der Aufklärungsära[12], eine trivialisierte Schwundstufe des Numinosen in säkularisierten Zeiten; er scheint ebenso wie geschaffen für das Lebensgefühl der heutigen Milleniumsgeneration, wie z.B. die amerikanische Folkloristin Norine Dresser und der Psychotherapeut Daniel Lapin auf jenem kalifornischen Kongreß zu betonen nicht müde wurden. Es dürfte die Polyvalenz des in hundert Jahren kein einziges Mal vergriffenen Dracula-Romans u.a. einschlägiger Texte sein, die dem postmodernen Pluralismus besonders zusagt (und die eine veritable akademische Interpretationsindustrie[13] angekurbelt hat). Laut Dresser hat der Publikumserfolg des Vampirs seit der späteren Nachkriegszeit aber auch damit zu tun, daß der Vampir wie kein anderer die Leittugenden und -phantasmen einer amerikanisierten Zivilisation verkörpert – ewige Jugend und Erfolg, d.h. Macht, Durchsetzungsvermögen und sexappeal:
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. - Habe Herrn Ruthner kontaktiert:
Sexuaität - Macht - Tod - Vampir:
...
Montag, den 9. November 2009, 17:02:54 Uhr
Von:
Peter Lang <transfor2_3@yahoo.de> [Jetzt chatten]
...
Kontakt anzeigen
An: clemens.ruthner@gmail.com
CC: El Adam <transfor2_3@yahoo.de>
Sehr geehrter Herr Ruthner:
Ich habe mit grosser Begeisterung Ihren Bericht gelesen,
- ich erinnere mich nicht, jemals zuvor eine derart umfassende
Abhandlung über diese Thematik gelesen zu haben,
- danke für diese Erfahrung. -
Wie sie selbst anmerkten, ist "Vampirismus" im heutigen Begreifen
dieser Welt bestenfalls eine phantastische Irritation, - wenn ich mich
aber im selbigen Heute interessiert orientiere, treffe ich auf Millionen
von Menschen, die sich als "Vampire" erleben, und eigene Untergruppen
bis hin zu Organisationen bilden...
Keinem dieser Menschen wird eine Geisteskrankheit bescheinigt. -
Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie diese Thematik noch interessiert,
- vielleicht ist es Ihnen möglich, etwas Licht hinein zu bringen. -
Was ich selbst bisher herausgefunden habe, finden sie hier:
http://adamonsvampiresken.jimdo.com/
Mit freundlichen Grüssen,
- Atlan. -
- wir werden sehen ...
. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -
"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
Das Thema wurde geschlossen. |
Lieber Atlan (if I may),
>
> die Weihnachtsferien geben mir ein bisschen Zeit, mich wieder
> erfreulicheren Dingen als dem Uni-Alltag hinzugeben... In diesem
> Sinne: Danke nochmals für Ihre interessante Zuschrift! Dürfte ich mal
> an Sie herantreten, wenn ich mein Buchkapitel über Deutsches
> Vampir-Fandom und V als Lebensform schreibe?
>
> Mit besten GrüBen und Wünschen für das neue Kalenderjahr,
>
> Ihr CR
> --
> Dr. Clemens Ruthner (Lecturer)
> German & European Studies
> Trinity College, Dublin 2
> Éire / Ireland, E.U.
*
Lieber Herr Dr. Ruthner:
Danke für Ihr Interesse. -
Natürlich können sie mich jederzeit kontaktieren. -
Ich bin Mo. bis Fr. von ca. 20-24h online, - arbeite aber an den Wochenenden
und an Feiertagen. -
Mit lieben Grüssen,
- Atlan. -
. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -
"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
Das Thema wurde geschlossen. |
Sehr gut. Und auch umgekehrt, wenn Sie mich mal für einen Vortrag
brauchen: ich habe keinerlei Berührungsängste zu Fans, Vampiren,
Goths.
Bestens, Ihr CR
*
Was das betrifft, - Ich informiere Gehirne per Net, - besitze indes keine Räumlichkeiten
und - hier in Wien, - auch - noch - keine Gruppenzugänge, - was sich aber sicher noch
ändern wird. -
Im VC dagegen finden wir eine Station, wo sich Interessierte seit Jahren focussieren,
- mglw. haben die Räumlichkeiten, - vor allen Dingen glaube Ich aber, dass Sie als
"Mitinterpret" unschätzbare Seiten auf den Gesprächtisch bringen können,
- die User reichen von 13 bis 60-jährigen, - von Realbluttrinkern bis hin zu
wirklichen Realitätsgestaltern, - und so erreichen Sie weit mehr Interessierte und
auch längerfristig, als durch jeden Vortrag...
- meint Atlan. -
. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -
"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
Das Thema wurde geschlossen. |
Danke, ich wäre an einem Treffen mit so einer Runde sehr interessiert!
Besprechen Sies mit den anderen und machen Sie mir einfach Vorschläge,
ich bin ziemlich häufig in Wien.
Bestens,
CR
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Habe Ihr Interesse im VC postiert...
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Danke, ich wäre an einem Treffen mit so einer Runde sehr interessiert!
Besprechen Sies mit den anderen und machen Sie mir einfach Vorschläge,
ich bin ziemlich häufig in Wien.
Bestens,
CR
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Könnte interessant werden,
- meint Atlan. -
. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -
"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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Hi, RC.:
Alle Augen sind auf Euch gerichtet, - das Board ist informiert, die Aufmerksamkeiten
sammeln sich...
Ein körperliches Treffen ?
Wartet ab, wie Ihr das Geistige verarbeitet, - möglich ist Alles.-
Wählt Euch einen Namen, meldet Euch im VC an und bekennt Euch zu Eurer Schrift,
- das ist der erste Schritt, - und darum diese Pforte. -
Mit lieben Grüssen,
- Atlan. -
*
Hören wir noch was von Euch im VC ?
fragt Atlan. -
*
Danke, Atlan, sehr schmeichelhaft...
Bin z.Zt. stark von irdischen Dingen überwältigt, werde mich im VC
anmelden mit Profil, wenn ich mehr Muße habe.
Auf bald,
cru+Danke... dürfte ich nochmals die Net-Adresse haben?
Ist "VanHelsing" schon vergeben?
LG, cru
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