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Magie - Farbe Weiss:

in Cumhachd - Damhain Alla: 01.02.2010 15:34
von Atlan • Nexar | 15.551 Beiträge

Mir - und sicherlich auch dem einen oder anderen der Leser - ist aufgefallen,
dass man auf vielen Darstellungen der Göttin die drei Farben Weiß, Rot und Schwarz findet.
Vielleicht messen manche Leute dieser Auffälligkeit keine oder kaum eine Bedeutung zu,
doch ich bin der Meinung, dass dahinter mehr steckt.
So kam ich auf die Idee, etwas über diese drei Farben zu schreiben.

Zu Beginn möchte ich auf diese drei heiligen Farben generell eingehen.
Weiß steht für die jungfräuliche Jägerin, Rot für den Mutteraspekt und Schwarz symbolisiert die alte Weise.

Wir finden diese Farben jedoch nicht nur in den westlichen Kulturkreisen, sondern zum Beispiel auch Indien.
Dort werden sie „gunas“ oder auch „Strähnen“ genannt,
welche zusammen alle Naturkräfte als eine Form der Kali darstellen.

Gleichzeitig repräsentieren diese Strähnen die Schicksalsfäden,
die ineinander verwoben sind.
Die weiße Strähne wird „sattva“ genannt, die rote „rajas“ und die schwarze Strähne nennt man „tamas“.

Hier soll es nun um die erste der Farben der Göttin gehen:
Weiß, die Farbe der Unschuld und der Reinheit, aber auch der puren Wildheit und der Freiheit.

Wir bringen diese Farbe mit vielen Dingen und Umständen in Verbindung.
Um nur ein paar Beispiele für ihre Bedeutungen zu nennen:
Hochzeit, Jungfräulichkeit, Schutz, Sauberkeit, Ordnung, Leichtigkeit, Weisheit, Neuanfang,
Freude, Frieden und kindliche Neugier.

Allerdings steht Weiß bei den Sorben für die Trauer und in China für den Herbst und das Alter.

Weiß an sich gehört wie Schwarz und Grau zu den so genannten unbunten Farben,
wobei Weiß logischerweise die hellste unbunte Farbe ist.

Im Endeffekt ist sie das Fehlen von Farben.
Die Inuit haben für diese Farbe ca. 200 Wörter je nach Beschaffenheit und Farbton in ihrer weißen Welt.
In Deutschland gibt es Wörter wie schlohweiß, käseweiß, schneeweiß, kreidebleich und brillantweiß.
Schon hier kommen wir zu der Erkenntnis, dass die Farbe Weiß nicht einfach nur eine helle,
unbunte Farbe ist, sondern ihr auch in verschiedenen Kulturkreisen
höchste Bedeutung zugeschrieben wird.

Viele Priesterinnen und Priester trugen früher und tragen heute noch weiße Gewänder.
Im Katholischen darf allerdings nur noch der Papst außerhalb der Liturgie weiße Gewänder tragen;
der Rest der Priesterschaft trägt einen kleinen weißen, kaum auffallenden abknöpfbaren Kragen.
Ich habe mir so einige Gedanken darüber gemacht, da Weiß ja bekannterweise
eine Symbolfarbe für Reinheit und Weisheit ist.
Vielleicht ist es ja möglich, dass die christliche Priesterschaft fast nur noch Schwarz trägt,
weil die Menschheit ihrer Ansicht nach von Anfang an sündig und demzufolge nicht mehr rein,
sondern befleckt ist.

In der Kabbalah begegnen wir der Farbe Weiß in der sogenannten Königinnenskala der Farben,
die den Sephiroth vom Baum des Lebens zugeordnet sind.
Weiß ist dort die Farbe der Sephirah Kether.
Der Grund hierfür ist, dass weißes Licht alle Farben in sich enthält,
ebenso wie Kether die Kräfte aller Sephiroth in sich trägt.

Weiß wird kabbalistisch daher als die „vollkommenste“ oder „vollständigste“ Farbe betrachtet,
die dem Ursprung aller Dinge am nächsten ist.
Auch ist Weiß eine Farbe, die nicht wirklich eine Farbe ist.

Auch dies passt wiederum zu Kether, denn über dem Abyss gibt es noch keine Trennung in Farbe,
nur Kontrast und Licht sowie Dunkelheit.

Weiße Tiere sind oft heilig, in Indien werden weiße Kühe verehrt
und bei uns hat man bis vor noch nicht allzu langer Zeit weiße Stiere geopfert.
Die Taube, die Noah ausgesandt hat, um einen trockenen Flecken auf der Erde zu finden,
auf dem sie sich niederlassen konnte, ist weiß, ebenso wie die Friedenstaube.

Auch der Heilige Geist wird als ein kleiner, niedlicher weißer Vogel dargestellt.
Dann haben wir noch das scheue strahlend weiße Einhorn,
welches sich nur im Schoß einer reinen Jungfrau fangen ließ.
Oder was haltet ihr von dem weißen Lamm, welches gern geopfert wurde?
Davon abgesehen wird Jesus auch oft als weißes, unschuldiges Lamm dargestellt.



Im Taoismus wacht unter anderem der Weiße Tiger über
die vier Himmelsrichtungen und in China herrschte der Glaube,
dass der weiße Tiger ein gutes Omen ist und dass er nur zu friedlichen Zeiten
und unter großartigen Kaisern geboren werden würde.

In Thailand werden weiße Elefanten geheiligt und nur der König darf sie besitzen
oder weiter verschenken.
Es heißt: je mehr weiße Elefanten dieser König besitzt, umso besser ginge es dem Land
und umso mächtiger wird er werden.
Das Symbol der drei germanischen Nornen ist ein weißer Schwan,
welcher ebenso das heilige Tier der jüngsten der drei, also der Skuld, ist.

In der Alchemie ist die Farbe Weiß dem Prozess der so genannten „Albedo“, zu Deutsch „Weißung“, zugeordnet.
Dieser Prozess markiert einen Schritt hin zum Großen Werk oder der Herstellung des Steines der Weisen.
Die „Weißung“ geschieht erst, wenn die Phase der „Schwärzung“ (nigredo),
also die Fäulnis der Materie und das Abtrennen der Schlacke, überstanden ist.
Dann findet die Läuterung und Reinwaschung durch das Lebenswasser
und die Vergeistigung der übrig gebliebenen Materie statt.
Weiß steht in der Alchemie somit für den Aufstieg von Materie zu Geist und die Erleuchtung des Profanen.


Jedoch möchte ich nun auch versuchen zu erläutern,
inwieweit die Farbe Weiß eine Farbe der Göttin ist.
Im Frühling, so heißt es in vielen Mythologien, kehrt die jungfräuliche und noch jugendliche Göttin
in weißen Gewändern und oft auf einem weißen Pferd in die Wälder ein.
Sie ist zu der Zeit die, welche durch die Natur streift und ihren Liebsten sucht,
mit dem sie zu Beltaine auch den neuen Gott zeugt.
Die Junge Göttin stellt die Unschuld, Neugier und die reine Jugend dar.
In ihrer kindlichen Neugier entdeckt sie die Welt und
lässt diese mit ihrer Kraft und Energie erstrahlen.


Allerdings wird von der keltischen Cerridwen,
welche ja nun eigentlich als eine dunkle und düstere Göttin bekannt ist,
als eine weiße Göttin in Gestalt einer Sau berichtet.

Bei den walisischen Barden galt sie als Getreidegöttin.
Ihr Name setzt sich aus den Worten cerrd und wen zusammen.
Wen wird mit „Weiß“ übersetzt und cerrd mit “Zunahme“.

Cerridwen als Getreidegöttin wird auch oft mit Demeter gleichgesetzt,
die wiederum in ihrer jungfräulichen Form oft als weiße Bache oder als
weiße Stute oder auch als eine weiße Kuh dargestellt wird.
Cerridwen ist also die weiße Göttin des Todes, die weiße Bache,
die Gerste-Göttin und die Göttin der Inspiration.

Die römische Göttin Carnea ist ebenfalls eine weiße Göttin der Fruchtbarkeit.
Ihr zu Ehren wurde in Rom am 1.Juni ein Fest gefeiert,
bei dem ihr Schweinefleisch und Bohnen geopfert wurden.

Die pythagoreischen Mystiker hielten das Essen von Bohnen für einen schlimmen Tabubruch,
denn es heißt, dass die Göttin Demeter den Menschen erlaubte,
alle Hülsenfrüchte und Getreidearten anzubauen, die sie wollten; bis auf die Bohne.

Vielleicht liegt es ja daran, dass die Bohne in Form einer Spirale um ihre Stütze herum wächst.

Plinius sagt, dass dies ein Versuch von Verstorbenen ist, wiedergeboren zu werden,
in dem sie sich in den Bohnen verstecken und von Frauen essen ließen.
Wenn man also in Rom Bohnen nach den Geistern warf, dann nur aus dem Grund,
ihnen eine Möglichkeit zu geben, wiedergeboren zu werden.
Danach opferte man die besagten Bohnen auf dem Fest der Carnea,
weil es von ihr heißt, dass sie den Schlüssel zur Unterwelt bewahrt.

Aus Griechenland stammt die Göttin Leukothea (Λευκοθέ),
eine Schutzgöttin der Seefahrer, deren Name „Weiße Göttin“ bedeutet.



Wir wollen uns nun auch die jüngste der drei germanischen Nornen anschauen.

Wir haben bei ihnen zum einen Urd (bedeutet soviel wie „Schicksal“ oder auch „die Gewordene“),
Verdandi („Gegenwart“ oder auch „die Seiende“) und Skuld („Zukunft“ oder „die Werdende“, aber auch „Schuld“).

Man setzt die Nornen auch oft mit den römischen Parzen gleich
und bei den Griechen ähneln die Moiren den Nornen.

Im Englischen werden sie die „Weird Sisters“ genannt, was man wiederum vom germanischen Wort
„wyrd“ (Schicksal) ableiten kann.

Doch kommen wir nun zu Skuld:
Sie hat Einfluss auf Kriege und entscheidet, wer in diesen sterben wird.
Sie ist diejenige, welche die Lebensfäden der Menschen zerschneidet.
Somit ist sie im Germanischen die Verbindung zwischen Leben und Tod.
Es wird auch gesagt, dass sie die Göttin der Unsterblichkeit und der Ewigkeit ist.

Was ich an Skuld sehr bemerkenswert finde, ist die Tatsache,
dass sie immer einen Schleier vor dem Gesicht trägt.

Aus ihrer Verhüllung können wir schlussfolgern, dass man die Farbe Weiß
nicht immer mit Reinheit und Klarsicht in Verbindung bringen kann,
sondern auch mit Geheimnissen, Nebeln, Schleiern und Verhüllungen.

Die Mondphase der jungen und weißen Göttin ist umstritten.
Auf der einen Seite könnte ihr die Vollmondphase zugeteilt werden,
leuchtend in ihrer Jugend und strahlend in ihrer reinen Schönheit.

Und doch könnte man auch behaupten, dass der Neumond genauso zu ihr passt,
da die weiße Göttin, wie wir weiter oben lesen konnten,
nicht nur die junge, unschuldige und schöne Göttin ist,
sondern auch oft mit den dunkleren Aspekten der Göttin in Verbindung gebracht wird.

Auch wird die weiße Göttin dem zunehmenden Sichelmond zugeordnet,
da es bei ihr meistens um das Wachsen und Werden geht.

Den Sichelmond finden wir auch in der griechischen Mythologie als Symbol der Artemis.
Diese stellt bei den Griechen die jungfräuliche Jägerin schlechthin dar.
Ihr Bogen wird oft in der Form des zunehmenden Mondes dargestellt
und in den Bildnissen, die sich um Artemis drehen, sieht man weniger
die Unschuld der jungen Göttin, sondern eher ihre ungestüme Wildheit und Freiheit.

Nicht immer, aber oft wird Artemis in wehenden weißen Gewändern gezeigt.


Julia


Quellen:

Babara G. Walker, Das geheime Wissen der Frauen, Lexikon, 1993
Robert von Ranke-Graves, Die Weiße Göttin, 1988
Wilhelm Jordan, Die Edda, 2001

The cryptozooloigical Society of London, Das Große Buch der Ungeheuer, 2002

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