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Einleitend möchte ich erwähnen, dass ich bei meiner Recherche auf eine
Fülle von Informationen gestoßen bin, die mich dazu veranlasst haben,
das Thema des antiken Griechenlands in nicht nur einem Artikel zu behandeln,
sondern dieses zu teilen.
Während dieser Artikel dem Leser zunächst eine Übersicht bieten möchte,
werde ich in der nächsten Ausgabe stärker auf die magische Praxis im Einzelnen eingehen.
Einen kurzen Überblick über die vorgriechische Kultur findet man unter anderem bei Georg Luck
in „Magie und andere Geheimlehren in der Antike“.
Laut dieser Quelle soll vor der griechischen Antike im Mittelmeerraum
eine große Erdgottheit verehrt worden sein.
Der Kult der Mutter Erde ist älter als die bis heute bezeugten griechischen
und römischen Götter und lässt die Annahme zu,
dass er bis in die Stein- bzw. Bronzezeit zurückreicht.
Heute kennen wir diese Erdgottheit zum Beispiel unter dem Namen Gaia.
Viele Elemente aus diesem Kult wurden in spätere übernommen.
Beispielsweise wurden keine eisernen Messer verwendet,
weil Eisen ein Material einer jüngeren Epoche darstellte,
Magie und Religion jedoch vielmehr dafür standen, alte Traditionen zu bewahren;
ebenso galt Eisen als unrein.
Aus diesen Gründen wurden eher Stein oder Bronze genutzt.
Die Riten der Hexen und Magier wurden scheinbar barfuß durchgeführt,
um den Kontakt zur Mutter Erde zu halten.
Zu ihrer Zeit hatte die Erdgottheit auch in Delphi ihr Heiligtum,
welches später dem Apollon-Kult diente.
Ein Bild von Apollons Sieg über die Pythonschlange, einem Geschöpf der Erdgöttin Gaia,
zeugte von der Übernahme Delphis.
Wenn man einigen Quellen Glauben schenken darf, stammte die Praxis,
in der sich eine Priesterin in Trance begab, um die Stimme der Gottheit aus der Erde zu vernehmen,
noch aus der Zeit des alten Kultes.
Auch aus der Dichtung der Griechen kennen wir große Zauberinnen.
Kirke und Medea stellen zwei von ihnen dar.
Ursprünglich scheinen sie Priesterinnen von Gottheiten aus vergangenen Zeiten gewesen zu sein.
Ihr Wissen um Kräuter, Pilze und Wurzeln wurde in der Dichtkunst emporgehoben,
wodurch ihnen besondere Macht zugesprochen wurde.
Über die Magier (griech. magoi) wurde in vorangegangenen Ausgaben schon berichtet.
Sie stammten ursprünglich nicht aus Griechenland.
Der Name wurde der Priesterklasse der Meder durch die Griechen verliehen.
Die Meder galten für die Griechen als die Kenner religiöser Überlieferungen und Riten Persiens.
Das bedeutet also, dass persische Priester, die magoi, der Magie ihren Namen gaben.
Die griechische Antike hat den Bereich der Magie um ihren rationalen Teil erweitert.
So wurde der Gegenstand Magie, ebenso wie die Philosophie,
als naturwissenschaftlicher Bestandteil des griechischen Weltbildes verstanden
und fand in den Lehren verschiedenster Philosophen Einzug.
Die Existenz von göttlichen und übernatürlichen Kräften wurde
aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.
Philosophen wie Aristoteles oder Platon beschäftigten sich eingehend mit Theologie und Theurgie.
Während die Theologie die Wissenschaft vom Göttlichen darstellt,
kann der Begriff Theurgie als „Wirkung des Göttlichen“ oder auch
die „Wirkung auf das Göttliche“ verstanden werden.
Es ist aus den Wörtern theos (Gottheit) und ergon (Wirkung) entlehnt.
Das bringt mich wieder auf die viel diskutierte Frage,
ob man Religion oder Magie voneinander trennen
oder zwischen ihnen genau unterscheiden kann.
Das ist eine Frage, die recht gut in die Zeit der aufkommenden Theurgie passt,
denn es ist schwer zu beantworten, ob die Theurgen in ihrem Sinne nun Priester,
Magier, Mystiker oder alles zusammen waren.
Dieser vermeintliche Zwiespalt zwischen Magie und Religion trat oft an Stellen zu Tage,
an denen der Mensch versuchte Abgrenzungen zu schaffen, was ihm,
wie der weitere Text zeigen wird, nicht immer gelang.
Man kann annehmen, dass Religion und Magie sich aus den gleichen Wurzeln in gelegentlich
unterschiedliche Richtungen entwickelt haben.
Religion stellte im antiken Griechenland eine moralische Instanz dar, die das Gute will
und Schlechtes bekämpft, welches meist in einer Art Katalog festgelegt war.
Magie hingegen schien die moralische Trennung von gut und böse nicht zu kennen
und war auf Erfolg ausgerichtet.
Eine rituelle Verfluchung würde nach dieser Definition theoretisch
jedem religiösen Gefühl widersprechen.
Jedoch war die Schadenszauberei in der damaligen Gesellschaft eher toleriert als geächtet,
da auch der Fluch einen Teil der griechischen Mythologie darstellte.
Der antike Magier schien fern von gut und böse zu agieren.
Er erkannte nur das kosmische Gesetz an, weil er sich in seiner Praxis
außerhalb jeglicher von Menschen erschaffenen Gesetze zu befinden vermochte.
Zumindest lassen Texte aus dieser Zeit darauf schließen,
dass ihnen für den Augenblick ihres Tuns das menschliche Schuldbewusstsein
und der Wunsch nach Vergebung ferner waren als im gesellschaftlichen Leben.
Der Glaube an die Macht, die eine Verfluchung haben kann,
schien auch unter gebildeten Männern wie Ovid recht stark.
Sein Werk „Ibis“ besteht aus vielerlei Verwünschungen und Verfluchungen
eines dem Leser unbekannten Feindes.
Der Geist in dem Werk weist eine gewisse Verwandtschaft mit dem der Zauberpapyri auf.
So kann man davon ausgehen, dass Ovids Werk zum einen von einem hellenistischen Vorbild
und zum anderen vom persönlichen Hass des Autors lebt.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass Handlungen religiöser Natur
in der Regel am Tag vollzogen wurden und somit in der Öffentlichkeit sehr präsent waren.
Magische Rituale hingegen fanden in größter Heimlichkeit und nachts statt.
An dieser Stelle sind einige Mysterienkulte auszuschließen,
da sie ihre Festlichkeiten der breiten Bevölkerung zuteil werden ließen
und zusätzlich einem geringen Teil die Möglichkeit boten,
diese durch Einweihung im Ganzen zu erfahren.
Die Praktiken, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren,
erfolgten ebenfalls im Geheimen.
Der operierende Magier schien hingegen eher allein zu arbeiten,
bestenfalls mit einem Gehilfen oder einem Klienten an seiner Seite.
Dadurch gewannen die von einem Magier vollzogenen Handlungen
einen exklusiveren Charakter als die ebenfalls geheimen Mysterienkulte.
Ein Teil der religiösen Praktiken war also auf Öffentlichkeit und Gemeinschaft ausgelegt.
Sie lebten von gemeinsamen Opfern, Gesängen und Gebeten.
Die Gebete bedienten sich der griechischen Sprache.
Nur wenn man etwas zu verheimlichen hatte, sprach man seine Gebete in einer anderen Sprache.
Die Assoziation zur Magie war in diesem Punkt nicht fern.
Gern wurde sich fremder Sprachen bedient, zum einen,
um die Geheimhaltung besser aufrecht zu erhalten, zum anderen,
weil man glaubte, manche Sprachen hätten mehr magische Macht und Wirkung als andere.
Eine bevorzugte Sprache war beispielsweise Ägyptisch.
Trotz der bereits aufgezählten Unterschiede zwischen Magie und Religion
findet man in einigen magischen Texten auch eine religiöse Stimmung.
Die Möglichkeit, Dinge für sich aus der Religion zu entlehnen,
hatte die Magie schon immer gehabt, nicht zuletzt deswegen,
weil man ihnen gemeinsame Wurzeln zuschreibt.
Man kann also vermuten, dass in manchen magischen Riten
Namen verschiedener Gottheiten auftauchten.
Wenn die göttlichen Mächte so große Verehrung genossen,
brachten sie bestimmt auch positive Verstärkung für den Zauber.
Andererseits findet man auf religiöser Ebene sympathiemagische Elemente.
So wurden Statuen entsprechender Gottheiten beispielsweise gesalbt und bekränzt,
wenn sich die Gottheit als gnädig erwiesen hat.
Der Glaube an die kosmische Sympathie ging soweit, dass man dachte,
die Gottheit würde die Liebkosung spüren, wenn man deren Statue küsste.
Der Magier bediente sich unter anderem auch der Nötigung und der Erpressung der Götter,
wobei diese Form des Umgangs mit ihnen auch in der allgemeinen Verehrung
nicht ganz fremd gewesen zu sein scheint.
Ein Gläubiger konnte beispielsweise der Gottheit mit Gunstentzug drohen,
wenn dies dazu dienen sollte, die ihr gestellte Bitte durchzusetzen.
Wie bereits erwähnt, hielt die Magie auch im Bereich der Wissenschaft Einzug.
Es lassen sich ohne Zweifel Ansätze zu wissenschaftlichem Denken darin finden,
wie zum Beispiel in der Alchemie und der Astrologie.
Der wissenschaftliche Geist in der Magie setzte sich zusammen aus Tradition,
Folklore und dem Bedürfnis der Philosophen, eine Begründung für sie zu finden,
sie somit ins alltägliche Leben einzubinden und nutzbar zu machen.
Auf der Spur der geheimen Kräfte der Natur wurde man
gewissermaßen zum Naturwissenschaftler.
Im Gegenzug dazu muss man beachten, dass der Magier im Vergleich
zum Philosoph weniger Interesse an der reinen Wahrheit zeigte,
als den Willen, ihr Wissen bestmöglich zu nutzen.
Magie war damals also Wirklichkeit und der Glaube daran in der Öffentlichkeit stark präsent.
Von außen war es kaum möglich zu beschreiben, was sich in der menschlichen Seele abspielte.
Man kann davon ausgehen, dass die Heilkundigen dieser Zeit nicht nur Erfahrung
mit Pflanzen und medizinische Kenntnisse hatten,
sondern sich auch mit Techniken wie Autosuggestion, Fasten, Schlafentzug und Hypnose auskannten.
Und da man mit diesen Techniken Ergebnisse erzielen konnte
und dafür noch keine logische Erklärung gefunden worden war,
wurden die Resultate überirdischen Mächten zugeschrieben.
Mit anderen Worten gesagt, war die Magie in der Antike fähig,
zu denselben Ergebnissen wie die Wissenschaft zu kommen,
nur dass diese nicht dem menschlichen Verstand zugeschrieben wurden.
Der Gegenstand der Magie war also ebenfalls die materielle Welt,
jedoch arbeitete sie mit unsichtbaren Mächten.
Grundsätzlich wurde die Ausübung von Magie der Gesellschaft nicht vorenthalten,
doch wurde sie in den Mysterienkulten in bestimmten Riten praktiziert,
an denen nur die Eingeweihten teilnehmen durften.
Durch die Literatur und weitere Überlieferungen können wir heute noch nachvollziehen,
dass es im antiken Griechenland Thaumaturgen, so genannte Wundertäter, gab.
Orpheus stellt so eine Gestalt dar, um die sich viele Geschichten ranken.
Er soll das Land der Toten noch zu Lebzeiten kennen gelernt haben.
Seine Musik konnte wilde Tiere besänftigen und Vögel anlocken.
Durch ihn ist ein neuer Zweig der Magie entstanden, die Orphik,
eine Geisteshaltung, die zwischen dem 8. und 5. Jh. v.u.Z. präsent war.
Der Mensch war den Göttern gegenüber nicht mehr machtlos ausgeliefert,
sondern besaß einen geistigen Wesenskern.
Das Leben bedeutete Aufstieg und somit die Möglichkeit über mehrere
Reinkarnationen eine höhere göttliche oder gottähnliche Existenzebene zu erreichen.
Der Urgrund des Göttlichen in der Orphik ist Etwas und Nichts,
das Eine und das Keine, der sich auf Erden über die geschlechtliche Vereinigung verwirklicht,
visionär in Schlange und Ei dargestellt, aus deren Verbindung sich der Reichtum der Schöpfung ergießt.
Nur wenn der Mensch die Schlange und das Ei beiderseits als Wurzeln anerkannte,
konnte er den Aufstieg zur Vergöttlichung wagen.
Das Ziel der Orphik ist es, sich nicht der Vergangenheit zuzuwenden,
sondern der Zukunft, weil nur diese Art Befreiung zu verheißen schien.
Im griechischen Mythos gibt es einige Gestalten, die in die Unterwelt herabstiegen
und wiederkehrten. Herakles, Theseus, Dionysos waren beispielsweise darunter.
Wer also in die dionysischen oder orphischen Mysterien eingeweiht war,
durfte die Hoffnung haben, selbst den Tod zu überwinden.
Die orphischen Hymnen entstanden erst im 4. oder 5. Jh. u.Z.
Nur in Fragmenten bekannt sind die orphischen soteria,
bei denen man sich nach wie vor nicht sicher ist, ob soteria Heilmittel oder Zaubersprüche bedeutet.
Eine weitere Legende schrieb Pythagoras übernatürliche Kräfte zu.
Er konnte angeblich die Zukunft voraussagen, die Flüsse begrüßten ihn,
wenn er an ihre Ufer trat und er hatte die Fähigkeit der Bilokation.
Er vertrat die Lehre der Metempsychose (Seelenwanderung) und achtete alle Tiere,
über die er – wie auch Orpheus – Macht gehabt haben soll.
Viele betrachteten Pythagoras als Sonderling und machten sich über ihn lustig,
wie die folgende Geschichte zu beweisen versucht.
Als ein Mann seinen Hund grausam prügelte, empörte sich der Philosoph:
„Halt ein! Schlag ihn nicht! Es ist die Seele eines lieben Freundes;
ich habe sie an der Stimme erkannt.“ (Luck: Magie und andere Geheimlehren der Antike, S. 19)
Über Empedokles hieß es, das er Kranke heilen und Alte verjüngen konnte.
Er war fähig, das Wetter zu beeinflussen und soll auch Tote beschworen haben.
Er war gleichzeitig Dichter, Denker, Seher, Heiler und Lehrer.
Sowohl Pythagoras als auch Empedokles lebten im 5. Jh. v.u.Z.
Durch die alltägliche Präsenz von Magie wurden nicht nur Überlegungen angestellt,
sondern auch warnende Stimmen laut.
Beispielsweise Plutarch von Chaironeia (ca. 45 bis 125 u.Z.)
verfasste ein Traktat über Aberglauben.
Er warnte darin vor übertriebener Furcht vor allem Übersinnlichen und nennt es Aberglauben.
Seine Befürchtung ging in die Richtung, dass man die Götter zwar fürchten soll,
aber nicht die Liebe zu ihnen verlieren darf.
Zudem spricht er warnend von berufsmäßigen Hexen und Magiern,
von Riten und Beschwörungen in fremden Sprachen.
Jedoch waren die Meinungen auch hier sehr gespalten.
Platon wunderte sich nicht über Heiler, Hexen, Wahrsager und Magier,
glaubte an ihre Kräfte, proklamierte aber, dass sie im Grunde recht harmlos seien.
Aristoteles hegte den Glauben, dass die Gestirne die Geschicke auf der Erde beeinflussen.
Auch skizzierte er in seiner „Historia Animalum“ die Existenz von Dämonen.
Plutarch nahm Träume und Vorzeichen sehr ernst.
Er glaubt an gute und böse Dämonen, die zwischen der Erde und der Götterwelt wirken
und somit Verursacher vieler unerklärbarer Ereignisse sind,
welche oft eher den Göttern selbst zugeschrieben werden.
Obwohl es also Aberglauben verurteilt, bieten andere Bereiche für ihn vernünftige Erklärungen,
die sich mit seiner Philosophie vereinen lassen und somit für ihn wieder legitim erscheinen.
Apuleius von Madaura (geb. um 123 u.Z.) befasste sich auch mit Magie.
Von ihm ist eine Fassung seiner vermutlich überarbeiteten Verteidigungsrede,
die er um 160 vor Gericht halten musste, überliefert.
Er war in die Verlegenheit gekommen, den Verdacht abzuwehren, selbst Magier zu sein.
Hätte er es nicht geschafft, wäre ihm die Todesstrafe sicher gewesen.
Diese Rede mit dem Titel „Apologia“ oder „De Magia“ zeigt,
wie leicht es in der Zeit des aufkommenden Christentums war,
als Philosoph in Verdacht zu geraten, wenn man aus Wissensdurst und Neugier
gewisse Experimente durchführt, und bietet eine wahre Fundgrube an Kenntnissen über die antike Magie.
Man kann vermuten, dass Apuleius Anhänger eines Isis-Kultes gewesen ist.
Ebenso glaubte er, wie auch Plutarch, an die Existenz von Dämonen,
welche überirdische Wesen sind, die zwischen Menschen und Göttern vermitteln
und die Luft bevölkern.
Sie besitzen einen Verstand und Gefühle wie die Menschen und können
von einem Körper Besitz ergreifen.
Nach dieser Definition ist auch die menschliche Seele ein Dämon.
Es lässt sich jedoch schwer vorstellen, dass das Interesse an Dämonen rein theoretisch blieb.
Von der Kenntnis ihrer Existenz bis zu ihrer Beschwörung ist der Schritt
ebenso klein wie von der Theologie zur Theurgie.
In der späteren Antike kann man zwischen zwei verschiedenen Arten
von magischen Handlungen unterscheiden.
Man kann aber davon ausgehen, dass diese Unterscheidung
aller Wahrscheinlichkeit nach bereits älter ist.
Zum einen spricht man von der bereits erwähnten Theurgia und zum anderen von der goeteia.
Man kann sagen, dass das auch einen großen Unterschied
zwischen höherer und niederer Magie darstellt.
Wobei umstritten ist, ob die Theurgie nun in die Magie eingestuft werden kann oder nicht.
Was für den Theurgen einen wichtigen Bestandteil seiner Religion bildet,
erscheint einem Außenstehenden als magische Praxis.
Der Theurg agiert in seiner Form selbst als Priester, der die Verbindung zu den Göttern
über seine Kunst aufrechterhält.
Dadurch hat er die Möglichkeit, zu ihnen aufzusteigen und eins mit ihnen zu werden.
Man kann aber auch diplomatisch sagen, dass die Theurgie eine Art der Magie ist,
die auf göttlicher Offenbarung beruht.
Das ist die alte Auseinandersetzung, ob Religion und Magie zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe sind.
Das Urteil darüber möchte ich an dieser Stelle dem Leser überlassen.
Der Theurg agiert also in direktem Kontakt mit seiner Gottheit.
Sie kann ihm entweder in Trance begegnen, oder selbst auf die Erde herabsteigen
und sich über die Besessenheit eines Menschen, vielleicht sogar seiner selbst,
eines Gegenstandes oder eines anderen Mediums wie Wasser
oder eine Lampenflamme oder über Träume und Visionen bemerkbar machen.
Er benutzt verschiedene Hilfsmittel wie Pflanzen, Steine und bestimmte Symbole,
die ihm die Arbeit und den Kontakt mir der Gottheit erleichtern sollen.
Das Wort goes tritt bei Herodot schon in Erscheinung und bedeutet ursprünglich „Gaukler“,
entwickelt jedoch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung eine andere Bedeutung,
die eher auf „Betrüger“ oder „Schwindler“ hindeutet.
Man kann also annehmen, dass die goetia eher Blendwerk war, welches ein Mittel
zur Unterhaltung darstellte, jedoch verdächtig wurde,
sobald es dem Ausübenden eine übersinnliche Aura verleihen sollte.
Eine Art Lehrbuch, welches den Anfänger zur Meisterschaft führt,
gibt es zwischen den ganzen Fragmenten von magischen Texten nicht.
Selbst die Aufzeichnungen, die existieren, können kein umfassendes Bild vermitteln,
weil die Texte entweder zu speziell oder zu allgemein gehalten sind
oder sich aber auch in kurzen Anspielungen, mystischen Kurzschriften oder Symbolen verlieren.
Der Magier selbst bedurfte keiner großen Sammlung an Substanzen und Requisiten,
was jedoch oft der Fall war, um die Vorstellungskraft der Klienten anzuregen.
Denn je mehr er zur Verfügung hatte, umso größer stellte man sich auch die magische Wirkung vor.
Alles schien zu zählen und in irgendeiner Weise Wirkung zu haben.
Die Dauer der Zeremonie, die Bewegungen des Körpers,
die Gesten und die Intonation der Stimme.
Es wurde gelegentlich über seltsame Geräusche gesprochen,
die Magier von sich gaben: Schmatzen, Seufzen, Stöhnen, Glucksen.
Hin und wieder war es auch notwendig magische Texte zu sich zu nehmen,
also buchstäblich zu essen. So findet man in einem Zauberpapyrus folgende Aufforderung:
„Schreibe diese Namen mit Hermes-Tinte. Nachdem du sie in der genannten Weise geschrieben hast,
wasche sie ab mit Quellwasser aus sieben Quellen, trinke es auf nüchternen Magen
während sieben Tagen, wenn der Mond im Aufgang ist. Aber trink reichlich!“
(Luck: Magie und andere Geheimlehren der Antike, S. 39)
Auch kam es vor, dass der Magier bestimmte Worte mit Blut schrieb.
Trotz der Vielzahl an magischen Techniken, die diese zu nutzen pflegten,
kann man den Theurgen in jedem Falle zuschreiben, dass sie das Erbe der Mysterientraditionen
und –religionen mit erstaunlicher Konsequenz gehegt haben, nachdem sie es angetreten hatten.
Lilye
Quellen (Internetseiten Stand: Januar 2010):
Georg Luck, Magie und andere Geheimlehren in der Antike
Peter Busch, Magie in neutestamentlicher Zeit
Christopher Faraone, Dirk Obbink, Magika Hiera, Ancient Greek Magic & Religion
Karl Kerényi, Urbilder der griechischen Religion
Fritz Graf, Gottesnähe und Schadenszauber
http://de.wikipedia.org/wiki/Theurgie
http://de.wikipedia.org/wiki/Magie
- Vernetze zu: Magie:
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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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