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Tiere:

in Cumhachd - Damhain Alla: 01.02.2010 16:04
von Atlan • Nexar | 15.542 Beiträge

Da ich mich durch den Schamanismus sehr eingehend mit (Kraft-)Tieren beschäftige,
kam ich auf die Idee, die Tiere, welche wir in Mythen, Sagen, Fabeln und Geschichten finden können,
genauer zu betrachten. Es ist ja eigentlich allgemein bekannt, dass überall auf der Welt bestimmte
Tiere verehrt werden. Oft erkennt man dies in Darstellungen von Gottheiten.

Sehen wir uns die Götter in Ägypten an, stellen wir fest, dass diese sehr oft mit Tieren in
Verbindung gebracht werden. Seth zum Beispiel trägt einen (vermeintlichen) Eselskopf,
jedoch wird spekuliert, dass dies in Wirklichkeit den Kopf eines Erdferkels darstellt.

Es kommen jedoch auch die Antilope, das Okapi, die Giraffe oder auch der Windhund in Frage.
Der Toten- und Wüstengott Anubis trägt den Kopf eines schwarzen Hundes oder eines Schakals.
In seltenen Darstellungen trägt er einen Widderkopf. Und Apophis, welcher in Ägypten das Böse
in Person darstellte, war selbst eine überdimensional große Schlange mit vielen Windungen.

So zieht sich dies in Ägypten fort mit Tieren wie der Katze, dem Falken, oder auch dem Krokodil.

In Indien verehrt man bis heute noch die Kuh. Bei vielen Kulten kann man erkennen,

dass die verehrten Tiere vorzugsweise geopfert wurden, die Inder sehen dies jedoch anders.

Kühe durften nie geschlachtet oder gequält werden, da diese Tiere Reichtum und Vermögen symbolisierten.
Wenn man eine Kuh schlachtet, bedeutet dies, dass man sein Vermögen ebenso wie das Leben der Kuh verwirft.

Unter anderem wird in Indien ebenfalls der Pfau verehrt.
Er dient den Indern dank seiner Zähmbarkeit und seines guten Geruchssinnes sehr häufig als Wächter,
der mit seinem lauten Ruf die Bauern und deren Tiere rechtzeitig und zuverlässig vor wilden Tieren warnt.
In Indien deutete man den Schrei eines Pfaus auch als „minh-ao“ ("Regen kommt!").
Somit diente er als sogenanntes „Frühwarnsystem“ vor Unwettern. In ländlichen Gegenden ist der Pfau
äußerst beliebt, weil junge Kobras seine Leibspeise sind.

Dies führt dazu, dass das Revier rund um den Pfau von Kobras befreit ist und demzufolge eine
Gefahr weniger in sich birgt. Jedoch besteht in Indien das Tabu, einen Pfau zu töten,
nicht, denn sein Fleisch wird von vielen Indern sehr gern verzehrt.
In Thailand werden die weißen Elefanten verehrt, die im Endeffekt nur eine sehr selten vorkommende Albino-Anomalie
der Indischen Elefanten sind. Je mehr das Königshaus von diesen Tieren besaß, umso größer sollte der Reichtum
des ganzen Landes sein, so heißt es jedenfalls. In den alten siamesischen Texten ("Die drei Welten von König Ruang")
steht folgendes geschrieben:

„Der glorreiche König besitzt sieben Dinge: eine perfekte Ehefrau,
einen fähigen Schatzmeister, einen weisen Minister, ein pfeilschnelles Pferd (genannt „Valahaka“),
ein Rad des Gesetzes (genannt „Cakkaratana“) und einen wertvollen Edelstein um seine Aktionen zu leiten,
außerdem den nobelsten der Weißen Elefanten.“

Auf meiner Suche fand ich den "Weißen Elephanten Erawan", ein Elefant so groß wie ein Berg,
oft hatte er 33 Köpfe, wovon jeder einzelne mit sieben Stoßzähnen ausgestattet war
. Der hinduistische Gott des Regens und des Donners Indra, der Herrscher über den Tavatisma-Himmel,
nutzte Erawan als Reittier. Erawan war laut Mythos in der Lage seine himmlischen Verwandten,
die Regenwolken, herbeizurufen. Und mit den Wolken kam der oft herbeigesehnte Regen.

So wurde der Weiße Elefant zum Symbol vieler Herrscher in Süd- und Südostasien.
Erawan wird jedoch bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht mit seinen 33 Köpfen,
sondern meist mit drei Köpfen dargestellt. Auf dem Wappen der Stadtverwaltung von Bangkok besitzt
er nur einen Kopf. Man kann ihn sehr oft an Bauten entdecken, wie zum Beispiel an Brücken,
welche er bewacht, oder an Giebeln von heiligen Gebäuden.
Bei den Indianern war es Brauch, alle Tiere, die in ihrem Zusammenleben mit dem Land und der Natur wichtig waren,
zu verehren. Natürlich fällt dem geneigten Leser sofort der Bison ein, welches eine wirklich sehr bedeutende Rolle
im Leben der Indianer spielte. Ebenso ehrten sie auch den Mustang, dem sie mit größter Ehrfurcht und Respekt
begegneten. Wenn wir uns die Schutz- und Totemtiere der Indianer anschauen, sehen wir in diesem
Zusammenhang sehr oft den Weißkopfadler, den Biber, das Pferd, den Bison oder den Hund.

Jedoch musste ich auf meiner Suche nach Totemtieren feststellen, dass nahezu jedes Tier,
welches die indianischen Stämme kannten, als Schutz- oder Totemtier dienen konnte.

Bevor ich jedoch weiter schreibe, möchte ich darauf hinweisen, dass in meinen Augen jedes Lebewesen
den gleichen Wert hat und dass ich keinen Mensch oder kein Tier über ein anderes Geschöpf
unserer Mutter Erde stelle. In diesem und auch in den folgenden Artikeln geht es mir lediglich darum,
die einzelnen Mythen näher zu beleuchten, in denen Tiere eine sehr große Rolle spielen.
Es geht mir um die Bedeutung, welche Tiere in Magie und Mythos hatten und haben.

Der Wolf

Obwohl sicherlich auf der ganzen Welt die verschiedensten Tiere verehrt wurden,
möchte ich doch langsam nach Europa wandern, denn immerhin leben wir ja hier und haben
hier auch Tiere, die allzu gern als heilig und besonders angesehen werden.
Besonders häufig stieß ich hier auf den Wolf.

Völker in Nordeuropa, die von der Jagd lebten, sahen in ihm einen ebenbürtigen
oder gar einen überlegenen Konkurrenten. Sie bewunderten die Jagdtechnik der Wölfe,
ihre Ausdauer und ihr Geschick. Der Wolf galt nicht nur als herausragender Jäger,
sondern auch als übernatürliches Wesen, welches die Krieger und Kämpfer beschützen sollte.
Dies können wir zum Beispiel an den Namen Wolf, Wolfgang und Wolfram heute noch sehen.

Allerdings ist es eine traurige Tatsache, dass die Wölfe auch als bösartiges Raubtier angesehen wurden,
welche angeblich unentwegt Nutzvieh getötet haben. Dadurch wurde der Wolf von den Menschen als
Plage angesehen und demzufolge in West- und Mitteleuropa größtenteils ausgerottet.

In Deutschland wurde er in den 90er Jahren wieder angesiedelt und im Jahre 2000 u. Z.
stellte man endlich fest, dass sie sich wieder vermehren.

Allein in der germanischen Mythologie treffen wir überall auf Wölfe.
Der Göttervater Odin wurde ständig von den zwei Wölfen Geri (der Gierige) und Freki (der Gefräßige) begleitet.
Wenn Odin sich in Wallhall aufhielt, bekamen sie sämtliche Speisen zu fressen, welche Odin gereicht wurden,
während er selbst nur Wein trank.

Die Pferde der Sonne, die im germanischen Mythos Sol genannt wird, wurden den Tag über
von dem Wolf Skalli (oder auch Skoll) verfolgt, was dazu führte, dass der Sonnenwagen an einem
Tag einmal die Erde umrundete. Der Wolf Hati (oder auch Hate) verfolgte in der Nacht den Mond,
welcher Mani heißt, und trieb diesen durch die Finsternis.

Diese zwei Wölfe hatten auch noch einen großen Bruder, der Managarm genannt wurde.
Es hieß, dass jener über das Festland wanderte und das Fleisch der Toten fraß.
Dadurch wurde er zum größten und stärksten der Wolfsgeschwister.
Zur Ragnarök brachte Hati den Mond Mani zum Stehen und Managarm verschlang ihn daraufhin.
Die Sonne Sol wurde vom Blut des Mani bespritzt und verdunkelte sich, laut Mythos, daraufhin.
Allerdings erzählt ein anderer Mythos, dass Hati seine Beute selbst verschlang.

Wir haben hier, wie in jedem Mythos mehrere Erzählungen.
Managarm wird auch oft mit dem vieräugigen Wolf der Hel gleichgesetzt, der Garm genannt wurde.
Dieser mächtige Wolf bewachte am Fluss Gjöll den Eingang zur Unterwelt und stürze sich laut den
Erzählungen auf jeden, der sich dieser nähern wollte.

Am Tage der Ragnarök riss Garm sich los und kämpfte zusammen mit den Riesen gegen die Asen.
Ihm stellte sich der Gott Tyr entgegen und beide fanden in diesem schrecklichen Kampf den Tod.

Der bekannteste Wolf der germanischen Mythologie ist jedoch Fenrir (oder auch Fenris), der Endzeitwolf,
der Zerstörende. Fenrir war ein Kind des Loki und der Riesin Angrboda, seine Geschwister waren
die Totengöttin Hel und die Mitgardschlange Jörmungandr.

Die Nornen warnten die Asen davor, dass Fenrir Odin den Tod bringen würde, und so versuchten diese,
den großen und dämonischen Wolf gefangen zu nehmen und unschädlich zu machen.
Jedoch vermochten sie erst im dritten Versuch ihres Vorhabens und mit Hilfe des Tyr,
welcher währenddessen seine Hand verlor, Fenrir anzuketten und seiner Macht zu berauben.

Erst zur Zeit der Ragnarök sollte Fenrir sich von seiner Kette losreißen können und die düstere
Prophezeiung der Nornen erfüllen.
Ebenso finden wir einen Wolf im Germanischen als Reittier der Riesin Hyndla,
wie es bei den Riesinnen üblich gewesen sein soll.
Wenn wir uns von der germanischen Mythologie fort bewegen und weiter in den Süden schauen,
dann finden wir in Griechenland und in Rom ebenfalls einige sehr bekannte Wölfe.
Zum Beispiel säugte die Wölfin Lupa die beiden Jungen Romulus und Remus,
welche laut Mythos die Söhne des Mars gewesen sein sollen.

Der griechische Cerberus oder auch Zerberus bzw. Kerberos („Dämon in der Grube“)
war der Wolf des Hades und bewachte die griechische Unterwelt.
Wie allseits bekannt, hatte dieser mächtige Wolf drei Köpfe, jedoch wird bei Hesiod (Theogonie) folgendes erwähnt
: „...Kerberos, den blutrünstigen, den des Hades fünfzigköpfigen Hund mit der Kupferstimme.“
Cerberus wurde also nicht nur ein- oder dreiköpfig dargestellt, sondern auch mit 50 Köpfen.

Auch trug er auf manchen Darstellungen einen Skorpionschwanz und Schlangenköpfe auf dem Rücken,
aus deren Mäulern Gift tropfte.
Als Herakles Cerberus lebendig auf die Erde und ebenso lebendig zurück in die Unterwelt bringen musste,
tropfte giftiger Geifer aus dem Maul des Wolfes, woraus der Eisenhut entstanden sein soll.
Er war ein Nachkomme des Typhon und der Echidna und hatte viele ungeheure Geschwister,
wie zum Beispiel die Chimaira, die Hydra und die Sphinx.
Cerberus ließ unter normalen Umständen keinen in die Unterwelt hinein und auch niemanden hinaus.
Dies belegt uns ein Ausschnitt aus den Homerischen Gesängen:
„Auch den Kerberos sah ich, mit bissigen Zähnen bewaffnet
Böse rollt er die Augen, den Schlund des Hades bewachend.
Wagt es einer der Toten an ihm vorbei sich zu schleichen,
So schlägt er die Zähne tief und schmerzhaft ins Fleisch der Entfliehenden
Und schleppt sie zurück unter Qualen,
Der böse, der bissige Wächter.“

Er konnte scheinbar nur selten überlistet werden, sei es mit dem Gesang des Orpheus oder
mit Honigkuchen von Psyche und Aeneas.

Wie wir sehen können, hatten Wölfe äußerst tragende Rollen bei den Göttern.
Doch was bedeuten sie für uns? In „Rotkäppchen“ oder auch in „Der Wolf und die sieben Geißlein“
wird er als „der böse Wolf“ angesehen, als ein wildes, reißendes und grimmiges Tier.
Doch wenn man sich die verschiedenen Mythologien ansieht, kann man sehen,
dass der Wolf unterschiedliche Aspekte aufweist.

Im Germanischen war er oft Symbol für die dämonischen Kräfte,
welche allesamt eine bedeutende Rolle in der Zeit der Ragnarök spielten.
Das Christentum setzte den Wolf mit dem Teufel gleich. Es wird vor dem „Wolf im Schafspelz“ gewarnt.
In vielen Sagen aus Osteuropa, Skandinavien und Russland wird berichtet, dass der Wolf vom Teufel
selbst erschaffen worden sei, wobei der Teufel die Hilfe von Gott brauchte.
Dies lässt uns darauf schließen, dass Gott dazu einwilligte, dass auf der Erde ein reißendes Tier wandelt.

Im Mittelalter existierte die Vorstellung vom Werwolf, von Menschen, welche sich nachts in Wölfe verwandelten,
das Blut von Menschen und Tieren tranken und deren Eingeweide fraßen.
Es hieß, dass diese Menschen vom Teufel besessen gewesen sein sollen und nur durch
die teuflische Macht in der Lage gewesen seien, so etwas Grausames zu machen.

Im Mittelalter wurde die Angst vor Werwölfen so stark, dass man seit dem Herauskommen
des Hexenhammers (1489) auch vermeintliche Werwölfe auf den Scheiterhaufen sehen konnte.

Im indogermanischen Raum war das Wort „Wolf“ sehr weit verbreitet und ließ nicht nur auf das Tier
schließen sondern auch auf Bedeutungen wie: Mörder, Verbrecher, Würger, Verbannter und böser Geist.
Verurteilte Verbrecher wurden mit dem Ausspruch „thou art a warg“ („du bist ein warg“, wobei warg im
Althochdeutschen mit dem Bösen gleichgesetzt wurde) zum Ausgegrenzten erklärt, welche daraufhin
gezwungen waren, in der Wildnis zu leben. Es war verboten, einem „Warg“ Nahrung und Wasser zu bringen,
sonst würde man selbst zu einem werden.

Allerdings wurde der Wolf auch von den verschiedensten Kulturkreisen verehrt.
Bei den Römern war der Wolf ein Symbol für den Kriegsgott Mars;
der Totengott der Ägypter war ein Wolf
(oder ein Schakal). Ruhmreiche Helden wurden oft mit wütenden Wölfen gleichgesetzt.
In Rom wird die Wölfin Lupa verehrt als Ernährerin des Romulus und des Remus.
Sie wurde sozusagen für ihre Mütterlichkeit geehrt und diente als Fruchtbarkeitssymbol.
Wer die Geschichte des Mowgli (Das Dschungelbuch) kennt, weiß,
dass auch er von einer Wolfsfamilie liebevoll aufgezogen wurde.

Wie wir sehen können, hat der Wolf viele Aspekte, sehr unterschiedliche Gesichter und
ebenso auseinandergehende Bedeutungen.
Und ich freue mich auf den nächsten Artikel, in dem ich euch, hoffentlich genauso vielseitig,
ein anderes Tier und dessen mythologische Hintergründe etwas näher bringen kann.

Jaronne

Quellen
(Internetseiten Stand Dezember 09):
Sergio Golowin, Gemeinsam im Garten Eden, 1993
http://www.waldwissen.net/
http://de.wikipedia.org/
http://www.sungaya.de/schwarz/

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