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Das Hexagramm:

in Cumhachd - Damhain Alla: 01.02.2010 16:07
von Atlan • Nexar | 15.449 Beiträge

Das Hexagramm

Das Symbol des Hexagramms ist uns allen geläufig,
viele kennen es unter dem Namen „Davidstern“.
Es besteht klassisch aus zwei ineinander laufenden Dreiecken,
die somit einen sechszackigen Stern bilden.

Das Hexagramm hat, ebenso wie das Pentagramm, eine lange Tradition in Mystik und Magie.
Man hat ihm im Laufe der Zeit verschiedene Bedeutungen und Kräfte zugemessen,
auf die wir als Magier und Hexen heute zurückgreifen können.

Dieser Artikel soll dem Leser daher einen tieferen Einblick
in den Ursprung und die Symbolik des Hexagramms geben:

Obwohl die meisten das Hexagramm mit dem Judentum verbinden,
tauchte es dort verhältnismäßig spät auf.
Als jüdisches Identifikationssymbol wurde es erst ab dem 16ten. Jahrhundert gebraucht.

Die Wurzeln des Symbols finden wir im tantrischen Buddhismus und Hinduismus.
Dort erscheint es sowohl als einfaches Hexagramm,
aber auch als komplexes Konstrukt aufrechter und inverser Dreiecke
im sogenannten „Sri Yantra“.

In tantrischem Sinne repräsentiert es als „Sri Yantra“
die Vereinigung des Göttlich-Männlichen mit der Shakti,
also die Vereinigung der Geschlechter schlechthin.

Die männliche Gottheit (häufig mit Shiva identifiziert)
wird durch das Dreieck mit der Spitze nach oben, das phallische Prinzip, dargestellt,
während die Shakti als Dreieck mit der Spitze nach unten
(das Zeichen der Yoni) erscheint.

Im Tantrismus bringt diese Vereinigung höchste Erleuchtung
und Glückseligkeit mit sich.

In vielen Mandalas und Yantras der östlichen Tadition
finden wir daher das Hexagramm als mystisches Symbol wieder,
und von Indien aus scheint es in den Westen gekommen zu sein.

Einigen Autoren zufolge soll der sechszackige Stern in Ägypten,
wenn auch nur vereinzelt, als Schutzsymbol auf Talismanen
und Amuletten verwendet worden sein.

Es wird sogar behauptet, dass die Ägypter es zum Zwecke
der Nekromantie verwendet hätten.
Allerdings habe ich für diese Aussagen weder Belege noch Datierungen finden können.

Große Bedeutung gewann das Hexagramm in der westlichen Welt
schließlich durch die Kabbalah, Alchemie und Hermetik.

Der „Davidstern“, soll jenen Schild geziert haben, den David im Kampf gegen Goliath trug,
und der mit der Macht Gottes ausgestattet war.
Auch der König und Magier Salomo soll von einem Engel einen Ring erhalten haben,
in den das Hexagramm eingraviert war.

Mit der magischen Kraft dieses Ringes soll es dem Salomo möglich gewesen sein,
Dämonen zu beschwören, zu bezwingen und zu befehligen.
Das Hexagramm ist nach diesem Mythos auch als „Siegel Salomons“ bekannt
und taucht als solches in mittelalterlichen Grimoires zur Dämonenbeschwörung auf,
deren Autor Salomo selbst gewesen sein soll.

Bekanntestes Beispiel sind hierfür die „Clavicula Salomonis“, die Schlüssel Salomons.

Fernab des Mythos finden wir das Hexagramm seit dem frühen Mittelalter in der Kabbalah.
Die Kabbalisten in Spanien erkannten im Hexagramm den gleichen Sinngehalt,
den es bereits im Tantrismus Jahrhunderte vorher hatte:
Die Vereinigung Gottes mit seiner Braut Shekinah, die von ihm getrennt ist,
sich aber dennoch nach Vereinigung sehnt.

Einige Kabbalisten behaupteten und behaupten,
dass das Hexagramm schon zur jüdischen Tradition gehörte,
seitdem Moses die Gebotstafeln in Empfang nahm.

Dem jüdischen Religionshistoriker Gershom Scholem zufolge,
hat das Hexagramm jedoch keine ursprüngliche Verbindung zum Judentum.
Es wurde dort anfänglich, wie in vielen anderen Kulturen auch, als Ornament verwendet.

Erst später erlangte es nachweisbar spirituelle Bedeutung.
Die jüdischen Mystiker schrieben dem Hexagramm starke schützende Kräfte gegen Dämonen,
Feuer und Unheil zu, weshalb man es im Mittelalter
als magisches Mittel in der Mesusah verwendete.

Heute ist der Davidstern, neben der Menorah, Symbol des Judentums
und des israelischen Volkes.
Die häufigste Interpretation ist, dass es darstellt, wie Gott den Menschen geschaffen hat,
und wie dieser schließlich wieder zu Gott zurückkehren wird.

Mitunter gibt es auch Deutungen, die besagen,
dass die sechs Dreiecke des Hexagramms die sechs Schöpfungstage der Genesis darstellen,
wobei das Hexagon in der Mitte den siebten Tag der Ruhe versinnbildlicht.

Eine weitere Deutung lässt sich aus den zwölf Ecken des Hexagramms herleiten,
die auf die zwölf Stämme Israels hinweisen.
Auch im Gnostizismus taucht das Hexagramm als ein Symbol der Vereinigung auf,
namentlich derer zwischen Sophia, der Weisheit, und Christus, dem Gesalbten.

In der mittelalterlichen Alchemie stellt das Hexagramm
die Vereinigung der Gegensätze und Elemente dar.

Das aufrechte Dreieck mit der Spitze nach oben entspricht dem Feuer,
das mit der Spitze nach unten dem Wasser.

Diese „mystische Hochzeit“ der Elemente kommt wiederum
der Vereinigung der Geschlechter sehr nahe.
Die Symbole für die vier Elemente, wie wir sie in der Magie kennen,
sind dem alchemistischen Hexagramm entlehnt.

Die Vereinigung von „Oben“ und „Unten“, Feuer und Wasser,
Geist und Materie stellt das „Große Werk“ der Alchemie dar:
Das Finden des Steines der Weisen.

Scheinbar wurde das Hexagramm durch alchemistische Assoziationen
zum sogenannten „Brauerstern“, dem Zunftzeichen der Brauer.

Entweder, weil es als Zeichen des Schutzes vor Feuer und Gefahr gilt,
oder aber, weil es Wasser, Feuer und Luft darstellt,
die für das Brauen essentiell wichtig sind,
kann man diese Verwendungsform nachvollziehen.

In der hermetischen Kabbalah taucht das Hexagramm in Verbindung
mit dem Baum des Lebens auf.

Dabei wird es auf den Baum so projiziert, dass
die Sephirah Tiphaereth in der Mitte des Hexagramms liegt.
Wir erhalten so ein harmonisches Bild des Zusammenspiels der Kräfte
im Baum, die durch Tiphaareth ausgeglichen werden.

Magische Bedeutung bekommt das Hexagramm genau dann,
wenn man die Ecken mit den Sephiroth assoziiert, die es auf dem Baum berührt.
Den Sephiroth entsprechen durch Analogie die sieben klassischen Planeten.

Somit wird das Hexagramm in der Zeremonialmagie
als magisches Symbol zur Anrufung und Bannung der planetaren,
als auch der sephirothischen Kräfte verwendet.

Der „Golden Dawn“ hat diese Anwendung systematisiert,
was sich in Hexagrammritualen äußert.
Diese Rituale beginnen stets mit einer einleitenden Bannung,
um den Ort des Geschehens zu leeren.
Hierfür wird entweder das kleine bannende Ritual des Pentagramms
oder des Hexagramms verwendet.

Anschließend wird die Planetenkraft oder Kraft der Sephiroth
durch das Schlagen der entsprechenden Hexagramme
in die vier Himmelsrichtungen invoziert.

Vervollständigt wird das Ritual stets mit der L.V.X-Formel, um das göttliche Licht herabzuziehen.

Die Hexagrammrituale werden meist als Rituale für Fortgeschrittene und Adepten angesehen,
denen die Beherrschung der Pentagrammrituale vorausgehen muss.
Dies wird wiederum damit begründet, dass die planetaren und makrokosmischen Kräfte
„durchschlagendere“ oder „unberechenbarere“ Wirkungen als die Elementaren hervorrufen können,
und somit nur durch erfahrene Hände gefahrlos gelenkt werden können.

Das Hexagramm kann im Baum des Lebens weiterhin
auch allein als Symbol der Sephirah Tiphareth gelten, da es sechs Zacken besitzt,
die der Zahl Tiphareths entsprechen.
Diese Verwendung des Symbols ist jedoch zweitrangig.

Das bekannte Symbol der Freimaurerei, Zirkel und Winkelmaß,
könnte ein stilisiertes Hexagramm andeuten.
Dies wird auch durch den Freimaurer J. D. Buck in seinem Werk
„Mystic Masonry or the Symbols of Freemasonry and the Greater Mysteries of Antiquity“ gestützt,
wobei er das Hexagramm als Zeichen perfekter Harmonie zwischen Geist und Materie ansieht.

In ähnlicher Bedeutung erscheint das Hexagramm
im Siegel der Theosophischen Gesellschaft.
Darin ist das nach unten weisende Dreieck dunkel, das nach oben Weisende hell gefärbt.
Die Spitze des hellen Dreiecks steht dabei für die göttliche Monade,
die Spitze des Unteren für die manifestierten Welten.

Ein wichtiger Aspekt zum Verständnis des Hexagramms ist noch jener,
dass es auch als Symbol für den gesamten Makrokosmos verwendet wird,
während das Pentagramm für den Mikrokosmos,
den Menschen und die grundlegenden Elementarkräfte steht.

Somit werden mit dem Hexagramm „höhere“ oder eben „makrokosmische“ Kräfte angerufen.
Das Hexagramm verdeutlicht uns dies dadurch, dass es aus zwei Dreiecken besteht,
die sich begegnen, und schließlich ineinander greifen, eben „Unten“ und „Oben“:

Nicht weit davon entfernt ist die hermetische Formel: „Wie oben, so unten“,
die die Beziehung von Mikrokosmos und Makrokosmos erklärt.
Im Hexagramm werden alle wirkenden Kräfte des großen Kosmos
als harmonische Gesamtheit abgebildet.

Das Pentagramm symbolisiert dasselbe für den Mikrokosmos.
Fügt man dem perfekten Menschen, der durch die harmonische Proportion
des Pentagramms beschrieben wird,
noch das Göttliche außerhalb seines Selbst als Dreieck hinzu,
verschmelzen beide zum Hexagramm.

Nirgendwo kann man dies deutlicher erkennen als im Drittgradsymbol der Wicca.
Es ist ein aufrechtes Pentagramm, über dem das Dreieck des höchsten Göttlichen steht.
Mitunter findet man auch Versionen dieses Symbols,
bei dem die obere Spitze des Pentagramms in das Dreieck hineinragt.

Damit wird sehr klar der Sinngehalt dieses Symbols deutlich:
Die Kluft zwischen Mensch und Gottheit ist überwindbar geworden.
Es kann keine dauerhafte Verschmelzung beider Dinge sein,
da der Mensch sich dann als solcher auflösen würde.

Der Abyss besteht noch immer. Allein die Möglichkeit, diesen zu überschreiten,
wird uns durch das Symbol des dritten Grades gezeigt.

Ich hoffe sehr, dass ich mit diesem Artikel beim Leser etwas mehr
Aufmerksamkeit für dieses schöne Symbol erwecken konnte.
Und warum sollte nicht statt der vielen Pentagramme,
auch einmal das Hexagramm den einen oder anderen Altar zieren?

Danny

Quellen:

Julius Evola, “Die hermetische Tradition”, Ansata, 2001
John Michael Greer, „Circles of Power“, 1997, Llewellyn
Israel Regardie, “The Complete Golden Dawn System of Magic,” 1984
Das Tagebuch des Frater Nimrod, 2008
www.wikipedia.org (Stand Januar 2010)
www.theosophie.de (Stand Januar 2010)

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