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Dämonen:

in Cumhachd - Damhain Alla: 02.02.2010 06:57
von Atlan • Nexar | 15.551 Beiträge

Dämonen und die Mächte der Rebellion und Antithese haben
im dualistischen jüdischen Weltbild einen festen Platz.

Vor allem in der jüdischen Mystik, der Kabbalah, finden wir genaue Klassifizierungen
bezüglich der Eigenschaften, des Aufenthaltsortes, der Funktion
und der Entstehung von dämonischen Mächten.

Die jüdische Dämonologie beeinflusste und beeinflusst prägend
die gesamte Dämonenvorstellung der modernen westlichen Magie
und der heutigen Gesellschaft.

Auch das Bild der Dämonen im christlichen Sinne hat darin seine Wurzeln.

Im folgenden Artikel soll der umfangreiche Themenkomplex jüdischer Dämonologie
verständlich und zum Nachdenken anregend berührt werden.

Dämonologie ist ein „verbotenes“ Thema in der Kabbalah:
Viele Kabbalisten warnen davor, sich mit den Kräften der Finsternis auseinanderzusetzen,
mit ihnen zu arbeiten, ja sogar von ihnen zu wissen.
Eine Beschäftigung mit diesen Mächten stelle eine ernsthafte Gefahr für Leib und Seele dar.

Man kann hier bereits die Furcht erkennen, die man den Kräften der Dunkelheit entgegenbringt,
da sie dem lichten, geordneten und harmonischen Bild der göttlichen Einheit widersprechen.
Hier kann sowohl Gefahr als auch Chance liegen.

Der okkult Praktizierende steht bei diesem Thema vor einer Entscheidung,
die mythisch auch Adam und Eva hatten:
Verzichtet er auf Wissen und Verständnis zugunsten seiner Sicherheit und Harmonie?
Oder wagt er es, den gefahrvollen Weg innerer und äußerer Schatten
der Wirklichkeit zu beschreiten und die Früchte vom Baum der Erkenntnis zu kosten
und diese zu integrieren?
Ist man bereit, für Wissen, Freude und Erkenntnis den Preis der Sterblichkeit zu zahlen?

Vielen Hexen und Magiern dürfte das Bild vom kabbalistischen Baum des Lebens ein Begriff sein.
Dieser stellt die Glyphe der Schöpfung des Kosmos und der menschlichen Seele dar.
Die Sephiroth, aus denen der Baum erbaut ist, sind mit Pfaden verbunden,
die Ausgleich und Interaktion der Kräfte fördern.

Insgesamt ist nach dem Baum des Lebens
der gesamte Kosmos eine Emanation („Ausstrahlung“) der göttlichen Einheit.

Gott als Urgrund hat beschlossen zu existieren, somit bringt er aus sich selbst heraus
die schöpferische Polarität ins Spiel, die daraufhin die Vielfalt erschafft.
Je mehr sich seine eigenen Emanationen durch Gestaltwerdung jedoch von ihm entfernen,
desto materieller, grober und unreiner werden sie.

Hier kommen bereits die dunklen Kräfte ins Spiel, die erste Katastrophe geschieht:
Die ursprüngliche Einheit göttlichen Lichts wird durch
die Vielfalt der Formen der materiellen Welt verschleiert.

Der Kabbalist hat nun zum Ziel, zu dieser Einheit zurück zu kehren
und sich in ihr aufzulösen, die „unio mystica“, das Einssein mit Gott. Shekinah,
die Braut Gottes, wird durch die Mächte der Finsternis ebenso von Gott getrennt
wie der Mensch, strebt aber stets danach, zu ihm zurück zu kehren.

Dies kann sie nur durch das Streben der Menschen zu Gott erreichen.
Wie kam der Mensch denn überhaupt in die unreine materielle Welt, die so weit von Gott entfernt ist?


Dazu kann ich nur jedem die Geschichte von Adam und Eva und des Garten Eden empfehlen.
Dieser „Fall in die Materie“ wird in der jüdischen Kabbalah
oftmals als schmerzhafte Katastrophe bezeichnet.

Ursprünglich waren die Sterblichkeit des Menschen
und sein Wissen um Gut und Böse von Gott selbst nicht geplant.

Einigen Kabbalisten zufolge hatte der Mensch am Anfang
seinen Wohnsitz ebenfalls in der spirituellen Welt (in Yesod),
woraus er dann durch die Sünde in die Materie hinab fiel,
ebenso wie vorher zahlreiche Engel.

Malkuth als materielle Welt habe es zu diesem Zeitpunkt vor dem Sündenfall nicht gegeben.
Somit stelle die materielle Welt eine von Gottes Reich durch den Abyssos isolierte Welt dar,
das Gefängnis der Shekinah.
Wer ist daran schuld?
Die Schlange, Luzifer, Samael, Lilith und somit die Mächte der Finsternis, die Dämonen.

Dämonen sind nach jüdisch-christlicher Vorstellung die Widersacher Gottes,
sie gelten als Verkörperungen des Bösen an sich,
stets danach trachtend, den Willen Gottes zu durchkreuzen und in Frage zu stellen.
Doch wodurch kamen das Böse und die Dämonen in die Welt?
Warum lies Gott dies zu?
Hierzu gab und gibt es unzählige Theorien.

Die uns durch das Christentum bekannteste und exoterische ist der Fall Luzifers und zahlreicher Engel.
Egal, ob die Engel durch ihren Stolz aus dem Himmelreich geworfen wurden
oder ob sie ihn freiwillig verließen, um mit den begehrenswerten Menschen zu verkehren,
blieb ihr Weg zurück zu Gott verschlossen.

Sie wurden in den Abgrund und die materielle Welt verbannt und trachten nun danach,
Gott zu verspotten und gegen ihn zu arbeiten sowie die Menschen auf ihre Seite zu ziehen.

Weitere, viel mehr esoterische Erklärungen finden wir im Baum des Lebens selbst.
In ihm gibt es eine linke Säule der Härte, eine rechte Säule der Gnade und die mittlere Säule des Ausgleichs.

Im Laufe des Schöpfungsprozesses haben vielen Kabbalisten
zufolge der Sephirah Geburah beschlossen,
aus dem harmonischen Ausgleich der Kräfte der Sephiroth auszubrechen
und selbst zu herrschen, wodurch sie böse und unkontrolliert wurden,
Brutalität, den Tod und Zerstörung in die Welt brachte.

Zwar wurde Geburah in die sephirothische Einheit zurückgezwungen,
doch Teile ihrer Kraft entwichen und schufen das „Böse“,
die Dämonen sowie ihre Wohnstätten, die Gehenna und die verschiedenen Höllen.

Geburah ist die strafende, zerstörerische und eingrenzende Macht Gottes
und wird manchmal sogar mit Samael und Satan gleichgesetzt.
Er ist der Ankläger Gottes und demnach auch Richtender.

Als Sephirah befindet Geburah sich auf der linken Säule der Härte.
Ihre Aufgabe ist es, die Schöpfungs- und Wachstumsprozesse
von Chesed (der Gnade Gottes) einzugrenzen und auszuformen.


Nur mit Chesed zusammen wirkt sie harmonisch für die Schöpfung.
Gäbe es Geburah nicht, so würde Chesed alles wieder
in eine Einheit zusammenschmelzen lassen.

Bildlich gesprochen wäre Chesed ohne Geburah
wie ein Krebsgeschwür statt normalen Zellwachstums.
Ohne die Gnade Cheseds jedoch wird Geburah folgerichtig „gnadenlos“ destruktiv.

Hier sehen wir, dass das Böse durch Gottes Schöpfung selbst in die Welt gekommen sein könnte.
Sein Wille zur Schöpfung machte seine emanierte Macht gleichzeitig instabil und fehlbar,
wie wir am Beispiel Geburahs sehen können.

Um eine Welt zu erschaffen, die nicht in ihm ist,
muss er sich von dieser Welt abgrenzen und zurückziehen.
Dieser Vorgang wird in der Kabbalah Zimzum genannt.

Das Zimzum, also das Einschränken von Gottes Allmacht und Allgegenwart in der Welt,
geschieht durch Geburah und Geburah ist es wiederum,
die aus der linken Seite des Baumes heraus die dämonische, „linke“ Gegenwelt entstehen lässt.

Eine andere Theorie zur Entstehung des Bösen besagt,
dass Gott durch Emanation sein Licht aus sich selbst heraus ergoss, um die Welt zu erschaffen.
Dieses Licht leitete er durch Gefäße, um ihm Form und Beschränkung zu geben.

Wir können diese Gefäße als die ursprünglichen Schalen der Sephiroth verstehen.
Der Druck und die Geschwindigkeit des Lichtes waren jedoch so groß,
dass die Gefäße zerbrachen und ihre Schalen zusammen
mit einigen Funken in den Abgrund hinab fielen, wo sie zu dämonischen Gegenwelten wurden.

Dieser „Unfall“ der Schöpfung kann mit einem Geburtsprozess verglichen werden,
bei dem die Abfallprodukte zu eigenständiger Existenz erwachen.
Die leeren und zerbrochenen Schalen im Abgrund sind die Kellipoth oder Qliphoth,
die Wohnorte der Dämonen und Mächte des Bösen.
Sie werden als Exkremente der Schöpfung betrachtet.
Die Funken des göttlichen Lichts beleben diese Schalen teilweise,
obwohl sie als tot und leer gelten.
Das Böse wurde mit dem Guten vermischt.

Die Qliphoth selbst bilden eine Art „Gegenbaum“ zum Baum der Sephiroth.
Manchmal wird dieser Baum als „Baum des Todes“, „äußerer Baum“
oder gar „Baum der Erkenntnis“ betrachtet und stellt die direkte Antithese
zum Baum des Lebens dar.

Kenneth Grant beschreibt die Qliphoth als die Rückseite oder Nachtseite des Baumes des Lebens.
Während die Sephiroth als die ausbalancierten und harmonischen Kräfte Gottes wirken,
so wirken in den Qliphoth die Kräfte des Chaos, der Zerstörung und der Dunkelheit.

Manchmal wir das sephirothische Malkuth als Kether („Krone“) der Qliphoth angesehen,
so dass damit ausgesagt wird, dass diese Schalen von Gott noch weiter entfernt sind,
noch materieller sind als die Erde selbst.

Zwar wird die Entstehung der Qliphoth hauptsächlich auf das Wirken von Geburah
bzw. das Zerbrechen der Gefäße zurückgeführt, jedoch besteht unter Gelehrten auch die Meinung,
dass die Welten der Qliphoth bereits vor der Schöpfung selbst existiert haben könnten.

Das Tohu („wüst“) und Bohu („leer“), das vor dem Beginn der Schöpfung existierte
(siehe dazu in der Genesis), können dabei als die ersten Quellen der Schöpfung betrachtet werden.
Tohu, das Chaos, war vor Bohu, der Leere, in der die Ordnung Gottes entstand.
Und Tohu könnte demnach auch die Quelle der Kellipoth sein.

Anm.: Wobei sich die Frage aufwirft, "wo sich das Chaos denn aufgehalten haben könnte",
- denn "vor der Leere" ist kaum etwas definierbar, also auch kein Chaos,
- es sei denn, man definiert "das Chaos als das Undefinierbare", - in diesem
Falle kann man jedoch nichts darüber aussagen. - A. -


Die Qliphoth, oder Schalen des Bösen, beherbergen unzählige Dämonen,
die den Menschen von seiner Rechtschaffenheit entfernen wollen.

Einige Kabbalisten sind der Ansicht, dass die sonst toten und kraftlosen Hüllen der Kellipoth
erst durch böse Taten des Menschen belebt werden,
ebenso wie die Sephiroth durch die Rechtschaffenheit des Menschen an Kraft gewinnen.

Die Eigenschaften der Dämonen in den qliphotischen Welten
reichen von ungezähmt destruktiv und brutal, bis hin zu verführerisch und sexuell.

Der Braut Malkuth und der Eva der Sephiroth sind
die dämonische Lilith und die Hure Naamah entgegen gestellt.

Aus dem Glanze der Vernunft Hods wird Samael, das Gift Gottes, die Qlipha des Irrsinns.

Die Taube als Frieden bringendes Symboltier der Sephirah des Sieges Netzach
wird zum Raben des Krieges in der korrespondierenden Qlipha.


Statt mit Licht beschienenen Pfaden sind die Sphären der Qliphoth
durch unterirdische, düstere Tunnel verbunden, die auch als „Tunnel des Set“ bezeichnet werden.
Je tiefer man in die Welten der Qliphoth hinab dringt, desto wahnsinniger, destruktiver
und unmenschlicher werden die darin wohnenden Kräfte.

Der Zugang zu den Qliphoth kann auf verschiedene Weise geschehen.
Wenn wir davon ausgehen, dass die bösen Schalen zur Linken
oder gar auf der Rückseite des Baumes existieren,
ist der Zugang über die linken Sephiroth auf der Säule der Härte möglich.
Falls der Eingang und die Quelle der Qliphoth Malkuth sind,
kann ein Zugang nur über die Schatten der materiellen Welt geschehen.

Am häufigsten jedoch finden wir Hinweise darauf, dass der Abyss,
der die ursprüngliche Triade des Baumes des Lebens (Aziluth) von den unteren Sephiroth trennt,
und die Nicht-Sephirah Daath die Tore zur Hölle der Qliphoth sind.

Die Wesenheit, die hier regiert und alle spirituell Suchenden zu verschlingen droht,
die den Abgrund überqueren wollen, heißt Choronzon

. Auch Abbadon wird mit dem Abyss in Verbindung gebracht.
Die Sephirah Daath („Wissen“) stellt hier das Auge Luzifers und des Abgrunds dar
und ist eine Pforte zur Rückseite des Lebensbaumes.

Aleister Crowley ist dem Dämon Choronzon scheinbar begegnet
und hat seine Auseinandersetzung mit ihm niedergeschrieben.
Choronzon ist die letzte Hürde, die der Adept des Lichtes auf dem Pfad in die göttliche,
aziluthische Welt der Sephiroth bewältigen muss.

Es wird gesagt, dass Choronzon dem Suchenden klar macht, dass er nichts ist,
nichts weis und seine Suche wertlos ist.
Im Abyss verliert der Mystiker oder Magier seine irdische, persönliche Identität,
die in den oberen Sephiroth keinen Platz mehr hat.

Moderne Praktizierende sehen in den Qliphoth und den dortigen Dämonen
Initiatoren in verbotene und lange Zeit unterdrückte Weisheit.

Statt eins mit Gott zu werden, strebt der dunkle Magier auf den Pfaden der Qliphoth an,
selbst ein Gott zu werden, indem er den Sündenfall vertieft
und die Nabelschnur zur großen Einheit Gottes abtrennt.

Er nutzt die teilenden Kräfte von Geburah, um seine Individualität zu stärken.
Ein klassischer Kabbalist, der die Qliphoth als reine destruktive und blinde Chaoskräfte ansieht,
wird diese Herangehensweise nicht nachvollziehen können,
da sie seiner Meinung nach mit dem Sprung in einen Kernreaktor vergleichbar ist.

In der Literatur des Golden Dawn wird ebenfalls vor den Qliphoth gewarnt,
da sie Balance und Harmonie zerstören und Chaos stiften.
Sollte der Magier sich also mit diesen Kräften im Rahmen seines Studiums auseinandersetzen,
so wird ihm empfohlen, die Namen und Symbole der qliphothischen Kräfte
nicht auszuschreiben oder gar anzurufen.

Wenn er sie dennoch niederschreiben sollte, wird ihm nahe gelegt,
den Namen des korrespondierenden Erzengels der Sephiroth
daneben zu schreiben, um die Kräfte auszugleichen.

Was wirklich hinter dem Modell der Kellipoth steht,
was die Wahrheit hinter den Mythen und der moralischen Warnung ist,
wird der Praktizierende selbst herausfinden müssen.

Eins sei jedoch gesagt: Die Qliphoth sind sehr chaotische und stark wirkende Kräfte.
Die Arbeit mit ihnen löst oft sehr groteske und verstörende Effekte aus,
weshalb man sich nur dann mit ihnen beschäftigen sollte,
wenn man gesund, ausgeglichen und seiner Selbst sicher ist.

Danny

Quellen:

Dion Fortune, Die mystische Kabbala, 2006
Thomas Karlsson, Kabbalah, Qliphoth und die goetische Magie, 2006
Agrippa von Nettesheim, Die magischen Werke“, 3. Aufl. 1988
Eliphas Levi, Transzendentale Magie, 1986
Kenneth Grant, Cults of the shadow, 1975
Kenneth Grant, Nightside of Eden, 1977
Julius Evola, Die hermetische Tradition, 2001

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