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Einführung in die Runenkunde:

in Odin´s Kinder. - 20.03.2010 15:10
von Atlan - Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

Einführung in die Runenkunde

Ich weiß, daß ich hing am windigen Baum
Neun lange Nächte,
vom Ger verwundet, dem Odin geweiht,
Mir selbst ich selbst,
Am Ast des Baumes, dem man nicht ansehn kann
Aus welcher Wurzel er sproß

Sie boten mir nicht Brot noch Met;
Da neigte ich mich nieder
Auf Runen sinnend, lernte ich seufzend:
Endlich fiel ich zur Erde

Hauptlieder neun lernt ich von dem weisen Sohn
Bölthorns, des Vaters Bestlas, und trank einen Trunk des teuern Mets
Aus Ödhrörir geschöpft.

Zu gedeihen begann ich und begann zu denken,
wuchs und fühlte mich wohl.
Wort aus dem Wort verlieh mir das Wort,
Werk aus dem Werk verlieh mir das Werk.

EDDA; Havamal 139 (1) - 142 (4) nach Simrock

Das Wort "Rune" kommt von "runa" (gotisch) was soviel wie Geheimnis, Mysterium oder "flüstern" und "raunen", aber auch "brüllen" bedeutet. Die ersten Runen waren Ideographen und datieren vermutlich aus der zweiten Broncezeit (ca. 1300 v. Chr.). Einige können durchaus noch älter sein, wie z.B. das Swastika (Sonnenrad/Hakenkreuz) oder das Trefot (Triskel), jedoch ist die Wissenschaft hier noch sehr uneinig. Nach neueren Schätzungen kamen ca. 250 - 150 v.d.Z. die phonetischen Runen auf, allgemein "Futhark" genannt (nach den ersten sechs Zeichen, th steht für ).

Es gibt drei Hauptarten: das ältere Futhark (auch gemein-germanisches Futhark genannt) mit 24 Runen, das jüngere Futhark (16 Runen) und das angelsächsische Futhark, auch Futhorc genannt (33 Runen), sowie einige unbedeutende "Dialekte" wie das dänische Futhark. Nicht aber, wie so oft fälschlicherweise behauptet das 18er System der "Armanenreihe". Das 18er System ist in keinster Weise überliefert, sondern erst 1902 (!) durch Guido von List entstanden!! Siehe hierzu auch die Ausführungen in "Gegen Nazis".
Die jüngere und die angelsächsische Reihe werden kaum für Orakel verwendet, wohl aber im Bereich der Runenmagie. Hinweise darauf finden wir in der Edda, z.B. Havamal, Strophen 147 - 165. Die Strophen beziehen sich auf die 16 Runen des jüngeren Futhark, sowie zwei aus dem älteren Futhark (vgl. hier auch Thorsson sowie "Die Merseburger Zaubersprüche" ).

Die Runen waren bis ins Mittelalter im nördlichen Europa und auch im deutschsprachigen Raum weitverbreitet, wer sich Fachwerkhäuser genauer betrachtet, wird viele Runen in der Anordnung der Balken oder auf den Balken direkt finden. In Jugenheim/Reinhessen gibt es dafür ein schönes Beispiel. Sie sind überliefert, bewußt und unbewußt. Hinter jeder Rune steht die Summe von Erfahrungen, Eindrücken und Wissen. Wer die Einzelteile der Summe kennt, ihre Summanden, kennt die Geheimnisse der Runen und wie man sie benutzt, um in anderen den gewünschten Effekt hervorzurufen.

Jede Rune steht für einen Aspekt der Natur, des Menschen, der Gesellschaft und noch einiger anderer Attribute. Die Runen können helfen, solche Einzelheiten sichtbar, greifbar zu machen. Das Wissen darum kommt aus uns selbst, somit sind die Runen nur Werkzeuge des eigenen Geistes und des eigenen Willens, wenn wir Sie dazu benutzen, um anderen Gutes oder auch Schlechtes zu tun. Wer keinen oder zuwenig Willen hat kann deshalb auch nicht mit Runen arbeiten. Runen wirken oft nur auf den unbewußten Teil des menschlichen Denkens, und gerade da entfalten sie Ihre Wirkung. Man ist sich mittlerweile im Bereich der Parapsychologie einig, das es so etwas wie "kollektives Bewußtsein" (im Fachjargon "Sediment") gibt, auf das unser Unterbewußtsein zugreift, häufiger, als uns dies gewahr wird. Erkennt nun unser Unterbewußtsein eine Rune, kennt es auch ihre Bedeutung, die Summe und die Summanden und ... handelt dementsprechend. Im Bereich des Unterbewußten kann man Runen auch senden .. nonverbale Kommunikation genannt. Das Ergebnis ist die Beeinflussung eines andern Individuums, einer Sache, Handlungsweise etc. Um aber ‚bestmögliche' Resultate in dieser ‚Kunst' zu erreichen, bedarf es jahrelanger Übung, nervenraubenden Lernens und noch einiger Dinge mehr und um alle (?) Facetten zu kennen muß man sehr tief in sich selbst reisen.

Bei den Runen handelt es sich aber auch um heilige Zeichen, die, vorausgesetzt, man kann damit umgehen, Dinge möglich machen, die mit der Parapsychologie nicht mehr in Einklang zu bringen sind. Außerhalb der "wissenschaftlichen" Welt gibt es noch eine andere, eine "runische" Welt.

Runenmagie: Wer daran glaubt, gut! Wer nicht daran glaubt, auch gut, sollte sich aber nicht wundern, wenn er trotzdem davon be(ge)troffen wird. Wer nun mal in einem Bereich geboren ist, in dem diese Zeichen früher verwendet wurden, hat Wurzeln und über diese ist er empfänglich, ob er nun daran glaubt oder nicht. Gut gewirkte Runenmagie verfehlt ihr Ziel nie, meist nur nicht sofort! Runen brauchen Zeit zum Wirken, sie werden durch den "Anwender" sozusagen "gesät". Und jeder Samen muß aufgehen, reifen, bevor er Frucht trägt. Daher auch die Nutzung von fruchttragendem Holz als Träger von Runen (Analogie !).

Vielleicht ein paar Gedanken zum Material ... Holz ist LEBEN, verkörpert das JETZT, aber auch die ZUKUNFT ... Knochen stehen für die VERGANGENHEIT (Runen aus Knochen oder Horn erleichtern den Zugang zu den Ahnen [hyljaruna], für "Orakelrunen" würde ich sie nicht empfehlen, sie zeigen die Zukunft oftmals bereits als Vergangenheit, haben häufig einen negativen Touch), Ton ist Erde, bodenständig, ohne eigenes Leben, aber lebensspendent! Eigentlich das optimale Material zum Einsteigen.

Meine Tonrunen verwende ich, wenn ich für andere Personen "einen Wurf" tätige. Hier kann ich sicher sein, das eine Beeinflussung meinerseits zum größten Teil ausgeschlossen ist.

Anders verhält es sich mit meinen "Blutrunen". Irgendwann beschloß ich, mir einen zweiten Satz anzufertigen. Wenn man Holz nimmt, sollte es von einem fruchttragenden Baum sein, wie z.B. Eiche, Buche, Apfel etc. Natürlich hat so jedes Holz seine "eigene Bedeutung, Schwingung, Erinnerung oder auch Zweck". Der Apfelbaum z.B. ist fast überall heilig, oft eng mit den Mythen und den Göttern verbunden. Runen aus Apfelholz haben eine extrem starke Bindung zu diesem Aspekt. Als "Schwierige Hölzer" würde ich die Eibe und die Birke bezeichnen. Die Birke ist nicht fruchttragend, gilt aber als heiliger Baum (Rune: berkano). Aus dem altenglischen Runengedicht:

Berkano [die Birke], ist ohne Frucht,
dennoch trägt sie
Glieder ohne fruchtsamen Samen;
sie hat schöne Äste, hoch auf ihrem Wipfel
ist sie prachtvoll bedeckt,
beladen mit Blättern,
den Himmel berührend

Die Eibe ... erstens ist das Holz schwer zu beschaffen, zweitens enthalten alle Teile des Baumes außer dem roten Fruchtfleisch Toxine (besonders die Nadeln und die Fruchtkerne), drittens gilt sie als "ewiger Baum" ( man weiß tatsächlich nicht, wie alt Eiben werden können; die Eibe von Fortingall [England] wird auf 8.000 Jahre geschätzt!). Eibenholzrunen können ein gewisses "Eigenleben" haben, begründet in der Natur des Baumes (altes Sprichwort: Vor Eiben kann kein Zauber bleiben). Würde ich einem Anfänger nicht empfehlen, wer mit einer Rune aus diesem Holz in der Hand meditiert, könnte durch die Fülle der Eindrücke überfordert werden. Wer Bäume "fühlen" kann und schon mal Eibenholz in der Hand hatte, weiß, was ich meine!

Warum "Blutrunen"?! Nun, Runen wurden schon immer gefärbt. Meist blau (Färberweid) oder rot (rote Ockerfarbe, Mennige = rotes Blei, Krapp oder Blut). Auch schwarz ist bekannt und wird aus Kohle gewonnen. Das Blut hat natürlich seine eigene Bewandtnis. Vor allem das Eigene. Wenn man seine Runen mit eigenem Blut färbt, "überträgt" man in gewisser Weise einen Teil von sich auf das "Werkzeug" Rune. Die Bindung zwischen "Werkzeug" und "Anwender'" wird dadurch um ein vielfaches erhöht. Die Rune wird sozusagen "maßgeschneidert". Die Auswirkungen können wirklich erschreckend sein. Runen mit einer starken Eigenbindung eignen sich aber nicht dazu, um für andere Personen einen Wurf (Orakel) zu tätigen, die Fixierung ist zu stark und beeinflußt das Ergebnis enorm (auch schon ausprobiert ... laßt es bleiben!)

Der Einsatz von Runen: Wer nur "orakeln" will, dem wird es genügen, sich ein oder zwei gute Bücher zu besorgen und sich intensiv mit der Bedeutung der einzelnen Runen zu beschäftigen. Wer "mehr" will, kommt um ein "Studium" der Mythen, Legenden, Sagen und Sagas, sowie deren wissenschaftliche Betrachtung nicht herum. Dazu kommt noch eine intensive Beschäftigung mit den Runen und dem, was diese in einem selbst wachrufen ... nennt es darüber sinnieren, meditieren oder wie auch immer. Darüber vergehen auf jeden Fall Jahre.

Richtig "geil" wird es, wenn man in einen Bereich eindringt, den ich mal vorsichtig "als Schulung durch die Ahnen" bezeichnen möchte. Dies geschieht z.B. über die Totenlieder (altnord. = valgadr; gotisch = haljaruna oder hyljarrunar; althochdeutsch = hellirúnar, Menschen die sich auf den Umgang mit Totengeistern verstehen, nennt man daher auch Hylja-Runenkundige). Das sind Runen, mit denen man in die Welt der “Ahnen “ reist, diese befragt, von ihnen unterrichtet wird, Runenweistum erlangt. Es handelt sich dabei nicht um bestimmte, definierte Runen, vielmehr ist es die Beschäftigung mit den Runen an sich und dem inneren Wunsch, zu wissen, wie die Runen in früheren Zeiten gebraucht wurden. Acht Stunden Schlaf können zu einem "mörderischen Unterricht" werden. Man wacht früh morgens auf, fühlt sich ausgelaugt, kaputt und krank und im Kopf hat sich zu verarbeitendes Material für mehrere Wochen angesammelt, kurz, man ist physisch und psychisch am Ende seiner Kräfte. Beim ersten Mal eine niederschmetternde Erfahrung. Man fühlt sich überfordert. Mit der Zeit wird es einfacher. Und, typisch dafür, wenn man sich mit "Wissen" beschäftigt, je mehr man weiß, desto öfter erkennt man, wieviel man nicht weiß! Jeder Fortschritt erhöht die Distanz zum Ziel. Nur nicht entmutigen lassen, da die Runen "dynamisch" sind, kann man das "Ziel" (alles darüber zu wissen) gar nicht erreichen. Wer erst mal an diesem Punkt ist und aufgibt, für den waren die Runen wohl nichts, wer weitermacht sollte sich darüber im Klaren sein, daß er seinen Weg gefunden hat, wie schnell er weitergeht bestimmt der Einzelne selbst.

Was die Benutzung und/oder Nutzung der Runen als Werkzeug betrifft, egal in welchem Bereich sie eingesetzt werden, schließe ich mich weitgehend den Ausführungen von Earthchild an:

"Meine bescheidene Meinung zur ‚Macht' oder zum ‚Funktionieren' der Runen oder anderer magischer Dinge sieht allerdings so aus:
Runen oder Tarot-Karten oder andere ‚magische' Werkzeuge sind lediglich so gut, wie derjenige, der damit umgeht.
Sie sind Hilfsmittel und Werkzeuge um denjenigen, der sie handhabt bei seinem Vorhaben zu unterstützen. An sich haben sie ganauso wenig ‚Macht', wie die verborgenen Zauberringe irgendwelcher mystischer Magier, die nur auf ihren unbedarften Finder warten - hmmm, zwar eine nette romantische Vorstellung - aber wohl so hoffnungslos wie die Suche nach dem verzauberten Frosch, der beim Kuß zum Märchenprinz wird ...
Auch das tollste Schnitzwerkzeug nützt dem Handwerker mit zwei linken Händen gar nichts - umgekehrt kann ein Schreiner wohl auch mit relativ schlechtem Werkzeug noch gute Ergebnisse erzielen - oder er findet andere, die den gleichen Zweck erfüllen.

Es ist am allerwichtigsten, denke ich, daß man persönlich einen Bezug zu dem "Werkzeug" hat - ob einem jetzt die Karten oder die Runen mehr liegen - das ist sicherlich eine sehr subjektive Sache. Besser oder schlechter ist wohl keines von beiden - so sehe ich auch nicht, warum gekaufte Steine beispielsweise schlechter sein müssen, als selbst hergestellte - aus heiligem Holz und mit eigenem Blut getränkt. Jedem das seine!"

Nur wie oben erwähnt oder angedeutet, sollte man ein paar Überlegungen und Aspekte bezüglich des Materials und der "Farbe" beachten. Magie ist etwas sehr mächtiges, aber es benötigt oft nur scheinbar unwesentlicher Kleinigkeiten um sie zu verstärken oder abzuschwächen. Gerade aber solch "einfachen" Dinge machen sie aus, nicht das große Trallala drumherum! Und in diesen Kleinigkeiten liegt der Schaden oder der Nutzen sehr nahe beieinander! Daran sollte man immer denken, bevor man mit diesen Kräften arbeitet!

Weißt du zu ritzen? Weißt du zu erraten?
Weißt du zu finden? Weißt zu erforschen?
Weißt Du zu bitten? Weißt Opfer zu bieten?
Weißt du wie man senden, weißt wie man tilgen soll?

Besser nicht gebeten, als zuviel geboten:
Die Gabe will stets Vergeltung.
Besser nichts gesendet, als zuviel getilgt;
So ritzt Thundr (Odin) zur Richtschnur den Völkern.
Dahin entwich er, von wannen (wo) er ausging.

Havamal 145, 146 nach Simrock


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