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Familie:
Der kleinwüchsige aber stämmige walachische Bojar (Großbauer/Adelige) und spätere Wojwode (Fürst) namens Vladislaus III. Drâcul hatte viele Namen. Er ist heute bekannt als Dracula oder "Vlad Tepesch", auf Deutsch ungefähr: "Laslo Pfähler".
Wegen Namensähnlichkeiten örtlicher Herrscher seiner Zeit setzt sich nun für ihn der zeitgenössische Kurzname "Draculea" durch, den er auch selbst bevorzugt haben soll.(1) Portraits reichen bis in seine Lebenszeit zurück, so daß der bekannte Gesichtstypus, der auch mit zeitgenössischen Beschreibungen übereinstimmt, als authentisch anzusehen ist.(2)
Er wurde 1431 geboren in Schäßburg (Sighišoara), Region Siebenbürgen (Transsylvanien), und wuchs vermutlich auf im Haus des späteren Bürgermeisters Schuller v.Rosenthal am Markt neben der Spitalsschule, wo er seinen ersten Unterricht erhielt. Als Regent lebte Draculea später in der benachbarten slawischen Walachei auf Burg Poenari, nördlich Curtea de Arges und später in der Hauptstadt Tirgoviste (Târgoviste).
Sein Vater, Vlad II. Drâcul (1395-1447), war ab 1430 Amtswalter im deutschen Siedlungsgebiet, häufig mit Aufenthalten am Königs- und Kaiserhof in Nürnberg, wo er schließlich auch das Lehen als Fürst der Walachei erhalten hatte, um seinen Stiefbruder Aldo (Alexandru Aldea) zu verdrängen, der sich durch Türkenbeziehungen verdächtig gemacht hatte. Dieser Machtwechsel gelang 1436, worauf Vlad Sen. mit der Familie in die Residenz der Walachei umsiedelte. Seine von ihm verstoßene, heute unbekannte Ehefrau gebar ihm Mircea II. (†1447/Basarab) und Vlad III. (1431-1476/Draculea). Sie hatte während der langen Abwesenheit des Vaters Ehebruch begangen und mit dem Liebhaber zusammengelebt. So ist anzunehmen, daß Vlads dritter Sohn Radu III. (1438-1500/cel Frumos="der Hübsche") einer zweiten Ehe mit Cneajna entstammt aus der moldawischen Fürstenfamilie der Musat(in).
Ein vierter und illegitimer Sohn, Vlad IV. (†1496/Mircea, der Mönch), sei durch die Mätresse Caltuna geboren worden.(3)
Sohn Vlad III. Draculea erhielt eine umfängliche Ausbildung und beherrschte mehrere Fremdsprachen . Er war wie sein Bruder Radu Kinder-Geisel im türkischen Kerker Egrigöz von 1442-1448 unter Mehmet II., was ihn zeitlebens prägte. Letztlich nur Söldnerführer für Ungarn, fiel auch er wie einige Verwandten einer Intrige des dortigen Königs zum Opfer. Er verbrachte 13 Jahre (1462-1475) im Hausarrest und starb nach seiner Freilassung um 1476 in der Schlacht gegen türkische Truppen. Die Quellenlage ist gemessen an den Umständen vergleichsweise gut; inzwischen wurde eine Urkunde, Briefe und sein Tagebuch aus der ungarischen Gefangenschaft gefunden.(4)
Drache: Der Familienname wird oft in einen satanistischen Zusammenhang gestellt. Er entstand jedoch aus der Aufnahme Vlads II. auf dem Nürnberger Reichstag Februar 1431 in den Drachenorden (SD, "Societas Draconistarum"). Er wurde am 13.12.1408 vom späteren Kaiser Sigismund v.Luxemburg (1368-1437) gegründet für Ritteradel sowie andere "begabte und charakterfeste Männer". Ab 1409 entstand eine Abteilung für ausländische Fürsten, zunächst aus England, Polen, Litauen und der Walachei. Der Orden hatte sich die Verteidigung des christlichen Glaubens zum Ziel gesetzt gegen heidnisch-islamische und ketzerische Gefahren.(5) Unglücklicherweise bedeutet der lateinische Name (draco=Drache), den sich Vlad Senior nicht aussuchen konnte, in der Sprache seines Landes (drâc) ebenso Drache wie Teufel (Drache/Schlange/Teufelsschlange). Das Wappensymbol geht indes bis auf den röm. Kaiser Trajan zurück und wurde weitergepflegt bei den angelsächsischen Königen (Arthus-Sage). Der Drache ist bis heute Wappentier im königlich-britischen Staatswappen. In der alten europäischen Symbolwelt bedeutet der Drache u.a. einen mächtigen und klugen Wächter.(6)
Machtpolitik: Draculeas Heimatland Walachei (von "Volcae", ein Keltenstamm) entwickelte sich aus dem oströmischen Dakien (106-271), das im Mittelalter unter bulgarische Herrschaft fiel. Nach dem Sturz von Byzanz entstand 1330 erstmals die Walachei als selbständiges Fürstentum. Während der weiteren osmanischen Eroberung Richtung Europa wurde es ab 1396 dem Sultan in Konstantinopel tributpflichtig. Zur Zeit von Draculea war die Walachei verbunden mit dem Königreich Ungarn und von dort über das Haus Luxemburg/Anjou mit dem deutschen Kaiserreich, unter Friedrich III. (1415-1493). Die Südostgrenze Ungarns ("Siebenbürgen") war deshalb auch Siedlungsraum deutscher Kolonisten verschiedener Herkunft wie Rheingau und Lüttich, meist summarisch als "Sachsen" bezeichnet.
Die Walachei war um Draculeas Zeit ein Konfrontationsraum an der Grenze verschiedener Kulturen und Herrschaften. Streit brodelte zwischen römisch-katholischem Christenum in Ungarn und der Polen an der Moldau sowie dem alten lateinisch-orthodoxen Christentum aus byzantinischer Zeit (seit dem 9. Jh.) gegen den expandierenden Islam der Osmanen. Das gerade erst etablierte Fürstentum Walachei drohte zwischen diesen Mühlsteinen zerrieben zu werden.
Reibungspunkte: Fürst Vlad Drâcul Senior tanzte also ohne Schuhe auf einem Vulkan, als er aus dem gemütlichen Nürnberg abgereist war und seine Landesherrschaft mit Münzprägerecht per westlicher Hilfe antrat. Er war nominell sowohl Vasall von Ungarn wie auch des Osmanischen Reiches, zusätzlich noch familiär mit den polnischen Moldawiern verbunden. Es sah aber nur so aus, als ob er alle Karten zugleich in der Hand hatte, um die benachbarten Mächte zu eigenem Vorteil gegeneinander ausspielen zu können. Denn solange Vlad Senior das versuchte, konnten walachische Adelige im Bojaren-Rat wie ein Uhrpendel zwischen diesen Polen schwingen und für sich Vorteile ziehen.(7) Die Wirren spiegeln sich in der Regentenliste der Zeit (links): während 32 Jahren gab es im Durchschnitt alle 1,7 Jahre einen neuen Landesfürsten, darunter aber nur sieben verschiedene Personen, die sich ständig abwechselten. Vier von ihnen waren Mitglieder der bewußten Familie Drâcul (violette Markierung).
Draculea machte schnell deutlich, daß er weniger als sein Vater den Interessen ausländischer Machtpole gerecht werden würde. Mit stets gleicher Brutalität bekämpfte er innerwalachische Korruption und Kriminalität, sowie adeligen Egoismus, der mit allem paktierte, was ihm nützlich war. Den osmanischen Herrschern kündigte er 1460 die Tribute auf und begann sich auch militärisch gegen ihre Bevormundung zu wehren. Mit neuen Partisanen-Taktiken erzielte er regelmäßig erstaunliche Erfolge gegen feindliche Übermacht (1458, 1462). Da die Siebenbürger-Deutschen in Transsylvanien weiter im Handel mit den Osmanen blieben über die Handelswege der Walachei, wurden auch sie teilweise Opfer harter Strafen. Davon waren auch katholische Geistliche nicht ausgenommen.(8) Draculea gelang der Aufbau einer Zentralverwaltung, innere Stabilität und Sicherheit, sowie das allmähliche Wachsen eines selbständigen slawischen Staates. Trotz ihrer Übermacht errangen die Osmanen nie vollständige Kontrolle über die Walachei. Sie wurde schließlich südliches Kernland des heutigen Staates Rumänien. Draculea gilt dort deshalb abweichend von der westlichen Medienwelt als Volksheld und Begründer ihres 1861 aus der Vereinigung mit anderen Fürstentümern errichteten Staates.
Walachei: 18 Herrscher in 32 Jahren:
1436–1442 Vlad II. Dracul
1442 Mircea II. Basarab
1442–1443 Basarab II.
1443–1447 Vlad II. Dracul
1447–1448 Vladislav II.
1448 Vlad III. Draculea
1448–1456 Vladislav II.
1456–1462 Vlad III. Draculea
1462–1473 Radu cel Frumos
1473 Basarab Laiota
1473–1474 Radu cel Frumos
1474 Basarab Laiota
1474 Radu cel Frumos
1474 Basarab Laiota
1474–1475 Radu cel Frumos
1475–1476 Basarab Laiota
1476 Vlad III. Draculea
1476–1477 Basarab Laiota
"Hier folgt eine grausige, schreckliche Geschichte von dem wilden Wüterich Dracol Wayde. Wie er die Leute aufgespießt und gebraten und mit den Köpfen in einem Kessel gekocht hat. Und wie er die Leute geschunden und zerhacken läßt wie Unkraut. Jetzt hat er auch den Müttern ihre Kinder gebraten, die sie dann selbst verspeisen mußten. Und viele andere schreckliche Dinge sind in diesem Traktat aufgeschrieben. Und in welchem Land er regiert hat".
Pamphlet der Linie Markus Ayrer, Nürnberg 1499
Hiervon mindestens 11 weitere ähnliche Fassungen
an verschiedenen, stets deutschen Druckorten.
Legenden: Der zähflüssige Roman von 1897 des in London lebenden Iren Abraham Stoker (1847-1912/Syhphilis) entstand auf Anregung des Orientalisten Arminius Wanderbey aus Budapest.(9) Über die dichterische Verwendung von Namen und Falschangaben zur Landschaft hinaus behauptet der Roman keinen Bezug zur realen Geschichte. Sein Erfolg erklärt sich eher durch die damals noch seltenen psycho-erotischen Penthouse-Effekte. Sinnlos für Faktenermittlungen wäre auch die Exegese der zahlreichen historischen Volkslegenden zu Draculea. Sie fußen zwar grundsätzlich auf zeitgenössischen Berichten, sind aber oft geprägt von phantastischen Konstrukten. Diese passen zu genau auf andere Fälle erlogener Verleumdungen gegen Unpersonen, um ernst genommen zu werden (z.B. Gilles des Rais/Blaubart). Ebenso wurde auch Draculea Opfer einer sensationslüsternen Flugblattpublizistik. Sie blühte vor allem in Deutschland gegen den "wilden Wüterich" (links).(10) Der Balkanfürst war bei der Durchsetzung seiner Politik gerechter Strenge vom bestialischen Sadismus geprägt, den er während der osmanischen Geiselhaft als Alltagskultur türkischer Herrscherhöfe erlebte. Das Machtmittel der Disziplinierung durch Schrecken verstand er als Chance, ein Krisengebiet befrieden zu können. Seine Kopie türkischer Praktiken wie das Pfählen scheint weder in Menge noch Eigenart ihr Vorbild übertroffen zu haben. Außer einem zeitüblichen Hofastrologen (schielender Johann), Interesse an Paracelsus, und einem Hang zu lyrisch-melancholischer Phantasie hatte Draculea wohl auch keinen speziellen Bezug zum Okkultismus seiner Zeit.(11)
Vermarktung: Draculeas Mythos wurde in der Moderne rasch zum Ziel geldsaugender Kommerz-Vampire. Am Borgo-Pass (Tihuta) ließ das sozialistische Regime Rumäniens ein "Castle Dracula" mit Turm und Gruft nachträglich erbauen, weil der Romancier seine Handlung willkürlich dorthin verlegt hatte. Einen historischen Bezug zu Draculea gibt es nicht. Ebenso ist dies beim "Hotel Goldene Krone" in Bistritz (Bistritia), das erst nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurde, um die Realität dem inzwischen weltberühmten Roman anzupassen. Schloß Törzburg (rum. Bran, ungar. Törcsvar) bei Kronstadt (Brasov) ist zwar ein historisches Gemäuer aus dem 14. Jh. aber es gehörte nie den Drâcul und Draculea hatte wohl nur einmal dort übernachtet. Sein angebliches Geburtshaus in Schäßburg (Museumsplatz/ Ecke Pfarrgäßchen, Restaurant) war zu seinen Lebzeiten noch nicht erbaut.(12) Der Vermarktungsdrang hinter dem Thema ist schließlich bis zu jener Posse verkommen, in welcher ein Pseudo-Nachfahre der Drâcul-Familie, ein Berliner Barmixer, den Vampirnamen 2000/01 -gerichtlich aber vergeblich- reservieren lassen wollte für seinen neuen Weinhandel. Sein Gegner, ein Essener Schnapsbrenner, beißt seit 2005 auf gleiche Weise zurück.(13)
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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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Die Fakten sind bei diesem Thema schwer überschaubar, auch seriöse Darstellungen widersprechen sich häufig. Ein Film, der hierzu behauptet dokumentarisch zu sein, könnte aber immerhin Kenntnisse beachten, die in einem breiten Spektrum zeitgenössischer Quellen gefunden werden. Aus der Vielzahl der Abweichungen zwischen Filmdarstellung und allgemeinem Kenntnisstand seien nur einige herausgegriffen:
A) Draculas Vater wurde lebendig begraben.
Alle Darstellungen sind sich darin einig, daß der Vater im Dezember 1447 in den Sümpfen von Balteni ermordet wurde im Auftrag des ungarischen Königs, nachdem er allzu gute Kontakte mit den feindlichen Osmanen gefunden und Zugeständnisse auf Kosten des Fürstentums gemacht hatte. Tatsächlich war sein ältester Sohn, Mircea II. Basarab, im selben Auftrag und Jahr gefoltert sowie lebendig begraben worden. Kurz nach 1456 hatte Draculea dies auf dem Friedhof von Tirgoviste bei einer Sargöffnung feststellen müssen und zog daraus die für ihn charakteristischen Konsequenzen.
B) Draculas Frau "Lidia" bekam Angst vor ihrem Ehemann und stürzte sich deshalb 1464 von der Burgmauer in den Tod.
Der Name von Draculeas erster Frau scheint unbelegt, so daß hierzu jede Erfindung denkbar ist. Das ist nicht so bei ihrem Selbstmord von 1462 und nicht 1464 wie im Film, denn zum späteren Zeitpunkt war Draculea schon in ungarischer Haft. Grund ihrer Verzweiflungstat war nach gängiger Ansicht nicht Angst vor ihrem Mann, sondern vor türkischen Truppen im Sturm auf Burg Poenaria, nachdem ihr Gatte draußen in der Schlacht als gefallen gemeldet wurde. Als der Fürst, dem falschen Gerücht nacheilend, schließlich von Türken verfolgt in der Burg ankam, lag Eupraxia schon tot in der Schlucht des Arges. Auch anderslautende Versionen gehen grundsätzlich davon aus, daß Draculea nicht bei seiner Gattin war und nicht einmal in der Burg, als sie sich das Leben nahm.
C) Dracula wurde von der Ostkirche exkommuniziert und in einem Komplott von Bruder Radu und Kirche im Kloster ermordet.
Zum Verhältnis zwischen Draculea und seiner Ortskirche gibt es bislang keine verifizierten historischen Angaben. Als Kindergeisel zum Islam gezwungen (was der Film bestreitet), als Ungarnhäftling zum Katholizismus (was der Film betont), lebte der Fürst geistig eher in der semipaganen Kulturwelt der Renaissance. Daß Horrorgeschichten über seine Priestermorde nicht stimmen, wurde bereits entdeckt.(14) Niemand bestreitet daß Draculea 1676 in einem Gefecht gegen angreifende türkische Truppen umkam. Der Platz war wohl im weiteren Umfeld von Snagov, aber nicht in diesem oder einem anderen Kloster. Eine russische Handschrift von 1490 erläutert, daß der Fürst im Gefecht von seinen Soldaten getrennt, wegen seiner Kleidung mit Türken verwechselt und von eigenen Leuten getötet wurde.(15)
D) Dracula saß beim ungarischen König in finsterem Kerker.
Richtig ist, daß der hilfesuchende Fürst kurz nach dem Tod seiner Frau 1462 durch den ungarischen König Mátyás Hunyadi (1443-1490 gen. Corvin) im Törzburger Pass festgenommen wurde und 13 Jahre arrestiert war. Seinen angeblichen Verrat mit Türken, zu dem die gefälschten Briefe eines Siebenbürgers bis heute existieren, scheint aber schon damals nicht einmal der ungarische König ernst genommen zu haben, denn Verräter hätte er hinrichten müssen. So wird wahrscheinlich, was Draculea als eigentlichen Grund seiner ungerechten Haft vermutete, was dem Film aber unbekannt ist. Demnach hatte der König durch abgefangene Briefe zwischen ihm und dem Papst bemerkt, daß der gefeierte walachische Kriegsheld großes Interesse gefunden und Kriegshoffnungen gegen die Türken geweckt hatte. Draculea stand vor der Übernahme des Oberkommandos über kaiserliche Reichstruppen. Hätte sich diese Karriere fortgesetzt, wäre der Walache vielleicht bald Nachfolger eines abgeschobenen ungarischen Königs geworden. Die fragwürdigen Gründe der Haft mußten Kritik in höchsten Führungskreisen provozieren, was Draculea einen erträglichen Hausarrest auf Burg Visegrád an der Donau verschaffte, wo er als Buchbinder arbeitete und sein Tagebuch schrieb.(16)
Fazit:
Heutiges Interesse richtet sich weiterhin eher auf Draculas leere Gräber als auf sein dramatisches Leben, von dessen 45 Jahren er 17 in Haft verbrachte. Bezeichnenderweise ist es ausgerechnet jenes deutsche Land, das den Balkanfürsten am meisten verfemt hatte, wo seine Familiendynastie schließlich ausstirbt. Die Erbfolge endet 1990 bei einem Berliner Barmixer, der sich mit einem Essener Schnapsbrenner um die Vermarktung des alten Namens balgt.
Bei selten einer historischen Herrschergestalt sind die Tatsachen seines Lebensweges so hoffnungslos abgesoffen in spinnertem bis perversem Blödsinn wie bei diesem Balkanfürsten. Selbst um Aufklärung und Revision bemühte Beiträge im Netz meinen, dies mit schwarzroter Optik, Gruselfratzen und flatternden Fledermäusen anreichern zu müssen. Eine Pflicht, die hier wohl mit dem Bild zur nominierten Aussage hinreichend respektiert wurde.
Man sollte meinen, daß ein so tragisches und dramatisches Leben wie das von Dracula Filmstoff genug bieten würde, zumal inzwischen ein für so alte Zeit erfreulich umfangreiches Originalmaterial aufgestöbert worden ist. Aber sein Leben und ein willkürlich produzierter Horror-Mythos sind laut moderner Wirtschaftstheorie ein "Branding", eine mediale Qualitätsmarke, die mächtig nach Geld riecht. Eine solche Goldgrube darf nicht durch lästige Fakten zu den tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen aufgestört werden. Obwohl es doch kein Problem wäre, auch aus dem realen Stoff ein spannendes, notfalls auch reißerisches Thema zu machen. Doch ein Fluch liegt tatsächlich über dem armen Dracula, einer, der nicht mit Holzpflöcken bekämpfbar ist. Denn die heutigen Doktores Van Helsing wissen nicht, wo das Herz liegt und haben auch selbst keines, dafür aber eine Geldbörse, von der sie stets wissen, wo sie liegt.
Belege:
Netzadressen:
Burg Poenari: (http://www.draculascastle.com/html/poenari.html)
( 1 ) Namen
Familienname Drâcul (rum.: "ul drâc" = der Drache; Dräculesti, griech: Drakouli). Das slaw. Wladyslaw oder Ladislaus bedeutet vladi (Macht) und slava (Ruhm). Im Volk hieß der Fürst auch respektlos Tzepesch/Tsepes (Pfähler), familiär niedlich Draculea, also sozusagen "Drächelchen", Sohn des Drachen. Diplomaten und deutsche Hetzpamphlete verwendeten meist die Bezeichnung "Dracole Waida" (=Wojwode Dracul).
( 2 ) Portraits
Der päpstl. Gesandte am ungar. Königshof Bernardolò di Modrussa: "Er war nicht sehr groß, aber untersetzt und muskulös. Sein Auftreten wirkte kalt und hatte etwas Erschreckendes an sich. Er hatte eine Adlernase, geblähte Nasenflügel, ein rötlich-mageres Gesicht, in dem die sehr langen Wimpern große, weit offene, grüne Augen umschatteten; schwarze, buschige Brauen gaben ihnen einen drohenden Ausdruck. Er trug einen Schnurrbart. Breit ausladende Schläfen ließen seinen Kopf noch wuchtiger erscheinen. Ein Stiernacken verband seinen Kopf, von dem schwarze, gekräuselte Locken hingen, mit einem breitschultrigen Körper."
Das Portrait um 1560 heute in Schloß Ambras bei Innsbruck/Tirol. Es ist überkommen durch einen Neffen Draculeas, "Peter der Hinkende", nach dessen Flucht nach Bozen und Tod (1594) es zu seinem Sohn Stefan bei Jesuiten kam und so wohl per Verkauf zum Sammler Erzherzog Ferdinand II.
Eine weitere ähnliche Arbeit ebenfalls aus der Sammlung Ferdinand im Wiener Münzkabinett (Tafel-E). Eine Ganzkörperfigur aus dem 17. Jh. in der Ahnengalerie Esterházy auf Burg Forchtenstein/Burgenland mit der Inschrift: "Dracula Waida Princeps et Waivoda Walachiae Transalpinae hostis Turcarum infensissimus/1466“. In diesem Bild sind die Augen ausgekratzt.
Indem Draculas charakteristischen Portraitzüge auch nachweisbar sind auf Altarbildern, deren Produktion höchstwahrscheinlich bis zu dessen Lebzeiten um 1460/70 zurückreichen, scheint die Authentizität des Ambraser Portraits gesichert. Altarbilder: a) Österreichische Galerie Belvedere, Museum mittelalterlicher Kunst in der Orangerie, Wien: Martyrium des Hl. Andreas, steirischer Maler, um 1470/80 (Sonntagsseite) aus dem Stift Lilienfeld in Niederösterreich; b) Wiener Kirche "Maria am Gestade", Seitenwand, um 1460. Die Ikonographie in gründlicher Übersicht mit eigenen neuen Entdeckungen durch Konrad Klein: Vlad Tepes alias Dracula: "Ein rötlich-mageres Gesicht von drohendem Ausdruck". In: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17, 31.10.2002,
( 3 ) Familienbande
Der Zusammenhang ist unübersichtlich auch wegen der Häufungen gleicher Namen wie Vlad, Radu und Mircea im Stammbaum. Aus manchen Angaben in der Literatur würde folgen, daß Draculea seine Mutter geheiratet hatte, wenn die Namensangaben ernstzunehmen wären. Als zuverlässig hierzu erscheint derzeit Dieter Schlesak: "Die Dracula-Legende". In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, Heft Nr. 1/ 1997
( 4 ) Quellenlage (unvollständig)
a) Portraits auf Altarbildern und in zwei Ölgemälden, mindestens zwei davon zeitgenössisch
b) Traktate wie in "Die histori von dem posen Dracol"; zwölf Drucke ab 1488, zuerst durch Marcus Ayrer in Nürnberg, dann Colmar, Lambach, St. Gallen, Augsburg, Bamberg, mehrmals in Nürnberg
c) Reste alter, vermutlich zeitgenössischer Statuen in Schäßburg und Tirgoviste sowie die Stammburg Poenaria
d) mindestens eine Urkunde aus dem Kloster Snagov (Stadtmuseum Budpaest)
e) persönliche Briefe Draculeas im Nachlaß Hartmann Schedel, Brukenthal-Bibliothek
f) Handschriftenquelle durch den russ. Mönch Efrosin von 1490
g) Mönchsbeschwerde über Draculea im Kloster St. Gallen / vergl. Anm.8
h) venezianische Diplomatenberichte
i) Draculea-Tagebuch in zwei Teilen, gefunden im Kloster Arges bei Burg Poenaria und im Kloster Snagov
j) Erinnerungen des Siebenbürgers Matthias Rotarius (Currifex/Wagner), geboren 1425 in Kronstadt
k) Martin Benheim: "Epos über den Blutfürsten Vlad" Straßburg 1500; (cod. pal. germ. 312=A und - 334=C)
l) Deutsche Chronik: "Uan deme quaden thyrane Dracola Wyda", Budapester Szechenyi-Bibliothek / vergl. Anm.10
( 5 ) Drachenorden
Internet-Lexikon (http://de.wikipedia.org/wiki/Drachenorden). Wladyslaw Kuzdrzal-Kicki: Der Drachenorden Bd. 1 (einziger Band). München 1978. Friedhelm Schneidewind auf einer Netzseite (http://www.oswald-von-wolkenstein.de/draconis.htm).
( 6 ) Drachensymbol
Wächter-Bezug: Zosimos-Visionen nach Carl Gustav Jung: Studien über alchemistische Vorstellungen. Freiburg 1978, S.73. Weitere Bedeutungen: alchemisches Ideogramm des Einen, "en to pan" (Eins und Alles) und viele weitere über Griechenland bis nach Ägypten mit Inhalten von Wiedergeburt (Dionysos) bis Begrenztheit des Irdischen. Auf welche der vielen Bedeutungen der Drachenorden zurückgriff, konnte hier nicht festgestellt werden.
( 7 ) Politische Geschichte
Helmut Birkhan: Der grausame Osten. Mentalitätsgeschichtliche Bemerkungen zum Dracula-Bild bei Michel Beheim. In: Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) 1-2/11-12, Januar-Dezember 1997,
( 8 ) Mönchsklage
Ein jüngerer Fund im Frühjahr 1998 in der Klosterabtei von St. Gallen in der Schweiz (http://www.villa-fledermaus.de/vampyrjournal/handschr.htm). Ein seit 1820 bekannter siebenseitiger Text um 1460/70 wurde von zwei vor Draculea geflüchteten Mönchen verfaßt, die auch von einer Bestrafung von Zigeunern durch den Wojwoden berichten, um den Balkanfürsten als schlecht und grausam darzustellen: "Item er hat einen zigeyner der gestoln het/ Da komen die anderen zigeyner vnd paten den Dracole er solt yn yn ergeben Er sprach muß ye hohen. Sie sprachen es wer nit Ir gewonhait. Der draa ließ den zigeyner sieden in eym kessel/ vnd da er gesoten was musten sie yn essen mit flaisch vnd mit painen."
( 9 ) Stoker
Eine mögliche Vorlage für diesen Roman fand Dr. Peter M. Kreuter wie ausgeführt auf dem Kongreß "Der dunkle Mythos", 2001 . Vorlage: Ion Budai-(Deleanu) (1760-1820): Tiganiada / sau / Tabaratiganilor. / Poemation eroi-comico-satiric / Alcatuit in doaosprazece cantece. / De / Leonachi Dianeu, / Imbogatit cu multe insemnari si luari aminte critece, / filozofice, istorice, filologhice si gramatece, / De catra Mitru Perea s altii mai multi / în anul 1800 (Die Ziganiade / oder / das Zigeunerlager. / Heroisch-komisch-satirisches Epos / Geschaffen in zwölf Gesängen / Von / Leonachi Dianeu, / Angereichert mit vielen Notizen und Beobachtungen kritischer, / philosophischer, historischer, philologischer und grammatischer Art, / von / Mitru Perea und vielen anderen / im Jahre 1800.
( 10 ) Horrorstories
In einer regionalgeschichtlichen Detailstudie: Schlesak/Korrektur und Schlesak/Legende, a.a.O., Abschn.8.
Deutsche Chronik: "Uan deme quaden thyrane Dracola Wyda", Budapester Szechenyi-Bibliothek: "Item kawfflewt vnd ander lewt mit irer kawffmanschaft von Burtzenlant gegenn der Tunaw/ gen Breßlaw in zal mit allem irem gut hat er sie lassen spiessen etc. Item er hat ir vil here strick durch die nasen gezogen vnd hat sie hin vnd her geslayfft Item er hat lassen machen einen grossen kessel mit zweyen hant habenn Daruber ein pün mit pretern vnd durch die selben pün löcher geport das ein mensch mit eym haubt dadurch macht. Dar nach hat er ein groß fewr darunter gemachtt vnd wasser darein gelassen vnd hat sie lassen sieden Item er ist wider kumen in Sibenburgen gen Colmatz daselbst hat er die menschen lassen hacken als das krawt vnd die er mit im gefürt hat in die Wallachey ließ er spiessen Item er hat auch allso sewgent die kinder vnd ire mütter lass spiessen Item er hat auch den müttern ire prust von amander gesniten die kinder mit dem haubt dardurch geschoben vnd darnach mit ain ander gespiest etc Item er hat auch dye menschen seytling lassen spiessen all durch aynander jung vnd alltt frawen vnd man auch so haben sie anander gezappelt mit henden vnd mit füssen als frosch/ Darnach hat er in die hend auch lassen spießen vnd sprach/ die grosse geradigkait treyben sie yetzund ...".
( 11 ) Legenden
- Türkische Sitten: S. Stiassny.: Die Pfählung, Wien 1903; U. Heyd, Studies in Old Ottoman Criminal Law, Oxford 1973.
- Hofastrologe: Schlesak/Korrektur, a.a.O., 2.2.
( 12 ) Bau-Legenden
Andreas Winkler auf seiner Netzseite, wohl angeregt durch die Legendendemontage von Schlesak/Legende, a.a.O. von 1997.
( 13 ) Fragwürdiger Nachfahre
Barmixer im Netz: Schnapsbrenner im Netz: (http://www.dracula.de). Ein "Ottomar Rodolphe Vlad Dracul" wollte der Essener Firma Alcomix (Fritz Brüggemann http://dracula.shoppingserver.de/) verbieten lassen, im Internet den Begriff "Graf Dracula" zu verwenden. Das Landgericht München I wies dies 2000 ab (Az.: 4 HKO 23770/00) im Netz: (http://www.ra-kotz.de/graf_dracula.htm). Ottomars Berufung vor dem OLG blieb ebenfalls erfolglos ( AZ: 29 U 4121 / 01). Ottomar ist eigentlich der gelernte Bäcker und spätere Barmixer Ottomar Berbig aus Berlin, CDU-Gemeinderats-Abgeordneter (Schenkendorf/Brandenburg), der seinen Titel "Ottomar Rudolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco" 1990 im Alter von 60 Jahren per Adoption erhielt von der 96jährigen und kinderlosen Drâcula-Nachfahrin Katarina Olympia Prinzessin Kretzulesco Caradja. Neue Verfahren Brüggemann: Landgericht Kiel (Az: 15 O 205/05) und Berliner Kammergericht (Az: 5 U 121/04). Die Verbindung der von Brüggemann angegriffenen Netzseite zu Ottomar ergab sich aus der Namensgleichheit der dortigen Dracula-Marke mit einer Anmeldung des Pseudo-Nachfahren im Deutschen Markenregister Nr. 30458055 ("Castle of Dracula").
( 14 ) Kirchenverhältnis
Angebliche Abgötterei und Klerikermorde laut Benheim/Epos (hier zu 4k), Strophe4 diskutiert bei Birkhan/Osten, a.a.O.
( 15 ) Todesumstände
Übersetzung aus der Handschrift Efrosin 1490: "And this was Dracula's end. He lived in the Muntanian land and Turks came to his land and started to seize it and he attacked them and the Turks fled and the armies of Dracula started to kill them without mercy and chased them out. And Dracula was so happy he rushed to the top of the hill to see how the Turks were being punished, and he got separated from his army and those who were near him thought that he was a Turk and one of them hit him with a spear. When he saw that he was being killed by his own people, he killed five of his killers with his sword and was killed with many spears and thus he died."
( 16 ) Falschbriefe
Diese 3 gefälschten Briefe an den osmanischen Sultan vom November 1462 waren durch den Siebenbürger Rotarius gefälscht worden und sind archivarischer Teil der Bibliothek des Humanisten Hartmann Schedel, Korrespondenzpartner von Draculea (Brukenthal-Bibliothek). Erschlossen durch Schlesak/Korrektur, a.a.O., 1.1. Zum Inhalt der Pseudo-Briefe: "Johannis Dragulae immanis atque nefanda crudelitas ...(An den Kaiser aller Kaiser ... an den Großen Sultan Mohamed ... der Woiwode und Herr der Walachei erklärt hiemit seine Unterwerfung. Ich, Diener Deines großen Reiches ... erbitte und erflehe von Deiner Hoheit mir meine Verfehlungen und meine große Sünde zu vergeben ... Ich kenne sehr gut das ganze Gebiet Transsylvaniens und ganz Ungarns und bin sehr gut vertraut mit dem Charakter und allen Bedingnissen der Orte.)" Und dann ein förmliches Angebot, dem Sultan zur "Wiedergutmachung der eigenen Delikte" dazu zu verhelfen, daß Siebenbürgen und ganz Ungarn in die Hände Mohameds falle.
- Fürst Draculea zur Sache in seinem Tagebuch: "Bernardolò di Modrussa (der Legat des Papstes in Buda) hat mir vor einigen Tagen eröffnet... daß der wahre Grund meiner Einkerkerung am Anfang ein an mich gerichteter Brief des Papstes vom Juni 1462 wurde, wo mir der Papst seine Bewunderung wegen meines Sieges über Mehmed ausspricht und mich bittet, das Oberkommando seines neuen Kreuzzuges zu übernehmen. Der Brief wurde von Matthias (Ungarischer König) abgefangen, dessen tödliche Eifersucht dazu führte, daß er, anstatt mir, wie eigentlich geplant, zu Hilfe zu eilen, mich in den Kerker warf, um mich "unschädlich" zu machen. Dann schickte er dem Papst jene infamen angeblichen "Verräter-Briefe" an den Sultan, ich hätte mit den Türken einen geheimen Bündnisvertrag abgeschlossen, die den Pontifex Aeneas Sylvius Piccolomini dann tatsächlich vom ursprünglichen Plan abbrachten, mich an die Spitze seiner Heere zu stellen." In diesem Sinne auch Helmut Birkhan: Der grausame Osten. Mentalitätsgeschichtliche Bemerkungen zum Dracula-Bild bei Michel Beheim. In: Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) 1-2/11-12, Januar-Dezember 1997.
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Poenari – die wahre Burg Draculas:
https://der-schwarze-planet.de/poenari-burg-dracula/
Das wahre Schloss Draculas - Burg Poenari:
https://archive.org/details/lost-places-...as-burg-poenari
Die Dracula Legende:
http://www.sibiweb.de/dracula/legende/dracleg6.php3
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Aus: http://www.aurora-magazin.at/gesellschaf...acula_druck.htm
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Die Dracula-Legende
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Der im siebenbürgischen Sighişoara/Schäßburg geborene Schriftsteller Dieter
Schlesak beleuchtet als intimer Kenner der Orte in Siebenbürgen und der Geschichte
Siebenbürgens die wahren Hintergründe, die Fälschungen, aber auch den tieferen Sinn
des Dracula-Mythos. Er berichtet über viele interessante Details, die von anderen
Berichten zum Thema "Dracula" gerne ignoriert werden und damit zu einem
falschen Siebenbürgen-Bild in der Welt beitragen.
Von Dieter Schlesak
(01. 01. 2007)
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In Berlin erzählte mir noch zu Ceauşescus Zeiten eine befreundete Kollegin, sie sei oft nach Transsylvanien gefahren, in das sie sich verliebt hatte. Es sei richtig "draculös" gewesen! Dort im fernen Transsylvanien habe sie endlich auch das "Schloss Draculas" besuchen können. Jede andere Legendenbildung hätte die scharfzüngige Berlinerin mit Hohn und Spott bedacht. Als ich diese Anekdote Revue passieren ließ, lag die Schwarze Kirche in Kronstadt (mit Orgelmusik) bereits hinter uns, das Mittagessen im "Karpatenhirsch" hatten wir eingenommen, die Tartlauer Burg (die Kreuzkirche mit doppelseitig bemaltem Flügelaltar aus dem Jahre 1450), wo Ingmar Bergman mit Liv Ullman die "Päpstin" gedreht hatte, war besichtigt. Und nun: Das Dracula-Schloss, mit wild fotografierenden Touristen; enormer Andrang, alle suchten Dracula. Einige Jugendliche trugen zum Spektakel stilechte T-Shirts, von denen Blutstropfen rannen, andere Pullover mit Vampirzähnen oder bizarren Aufschriften. Jemand hatte ein Tonband laufen lassen.
In Wirklichkeit gibt es Draculas Schloss gar nicht; das Schloss des Vampirs wurde vom englischen Romancier Bram Stoker erfunden und nicht in den Südkarpaten, sondern 200 Kilometer nördlich, in der Nähe der Stadt Bistritz am Borgo-Pass mit Romanmitteln aufgebaut; das war 1897. Bram Stoker, der schon 1912 an Syphilis starb, ist nie dort gewesen. Doch der Wunsch, Dracula wirklich kennen zu lernen, scheint unermesslich zu sein. Es muss dieses Schloss also unbedingt geben! Ersatzweise wurde den Fans der einträgliche Gefallen erwiesen: Ceauşescus Kulturfunktionäre ließen die auf einem Felsen gelegene Burg Bran (Törzburg) einfach zum Dracula-Domizil erklären.
Es ist ein stolzes Gemäuer, und die Burg ähnelt tatsächlich dem Klischee des Geisterschlosses. "Denn das Schloss ist auf dem Ende eines Felsmassivs errichtet, so dass es von drei Seiten aus unzugänglich bleibt. Hier sind auch ganz große Fenster eingelassen...", so Bram Stoker, der Erfinder. Von den Dracula-Touristen wird dankbar registriert, dass sogar ein großes Rokoko-Himmelbett, natürlich in "Draculas Schlafzimmer", besichtigt werden kann. Und man spielt Film: "Ich habe Draculas Bett gesehen!" Auch liegt die Burg – ähnlich wie in Stokers Beschreibung – in einer wild zerklüfteten und nachts unheimlichen Gegend.
Nicht nur Touristen, auch Autoren und Filmer treten mit Vorliebe zum schönen Gruselspiel an, ohne je hier gewesen zu sein. So heißt es schon in Jules Vernes kleinem Roman "Das Karpathenschloss":
"Einzig in Transsylvanien (Siebenbürgen), einer Landschaft, wie geschaffen für Geisterbeschwörungen und Geistererscheinungen, blüht noch der Aberglaube frührer Zeiten ... So wurde der bärtige Rübezahl Frick als ein solcher Hexenbruder, der Geister hervorzaubern kann, betrachtet ... ihm gehorchten die Vampire und Feen..."
Als der künstlerisch hervorragende Francis-Ford-Coppola-Film "Bram Stoker’s Dracula" (1992), der auch "historisch" authentisch sein will, im Fernsehen gezeigt wurde, kam im Vorspann Transsylvanien / Siebenbürgen als zeitloses Geisterland daher. Diese alte mitteleuropäische Kulturlandschaft, die ich seit meiner Kindheit kenne, wurde nicht nur durch Filmausschnitte, sondern auch durch andere Bild-Montagen für die Masse der Fernsehzuschauer ganz im Ernst als ein Gnomen- und Magierland vorgestellt: mit primitiven Schafhirten und zerklüfteten Felslandschaften, merkwürdigen Dörfern aus einer archaischen Zeit und abenteuerlich gekleideten Menschen, unheimlich von Lager- oder Kaminfeuern beleuchtet; eine pittoreske, geschäftstüchtig zurechtgemachte Grusel-Unheimlichkeit, die wohl vom Zuschauer als Realität, nicht etwa als Fiktion angesehen werden sollte! Als wäre Siebenbürgen eine Erfindung kranker Hirne.
Als ich mich entschloss, auf Bram Stokers Spuren in meine ehemalige Heimat zu fahren und zuerst nach Bistritz, in die Geburtsstadt meines Großvaters, kam, war ich dem Gruseln nah: In Bistritz – genauer gesagt: in der "Goldenen Krone" – übernachtet ja Jonathan Harker, der junge Rechtsanwaltsgehilfe, der im Roman von London aus zum Vampir geschickt wird, um harmlose Maklergeschäfte abzuschließen. Die "Goldene Krone" hat es zu Stokers Zeiten hier allerdings nie gegeben.
Den Weg, den Harper genommen hatte, fuhr ich mit meinem Auto nach. Meine Frau war dabei. Und sie war erstaunt, eine liebliche Landschaft vorzufinden: sanfte Hügel, Almen, Schafe, verstreute Gehöfte am angeblich wilden Borgo-Pass. Ich war zuvor noch nie am Borgo-Pass gewesen, da ich mich, ebenso wie alle Einheimischen, überhaupt nicht für das Gespenst interessiert hatte. Hier an diesem Pass, den es – oh Wunder – auch wirklich gibt, wird Harker von einem geheimnisvollen Kutscher mit großem schwarzem Hut, der sein Gesicht verdeckt, abgeholt. Der hartgeschnittene Mund mit den überroten Lippen und den scharfen elfenbeinweißen Zähnen des angeblichen Kutschers ist noch erkennbar: Es ist in Wahrheit der Vampir selbst, der Harker vom Borgo-Pass abholt.
Im realen Rumänien kannten die Einheimischen nie einen "Dracula", auch Vampire wurden bisher keine gesichtet. Selbst der Nationalheld Vlad Ţepeş Drăculea (sprich: Wlad Tsepesch Dröculea), genannt "der Pfähler" und Stokers Dracula-Vorbild, hat sich hier in den letzten Jahren nicht die Ehre gegeben; schließlich ist er schon seit 500 Jahren tot. Für Stoker und die Filmwirtschaft bleibt er jedoch stets der transsylvanische Ahasverus, der nicht sterben kann.
Überhaupt sind die Dracula-Filme Legion. Es gibt über 200 davon, manche behaupten, es wären sogar 400. Filme von Murnau, Herzog, Polanski, Warhol, Coppola gehören dazu. Und eine Literaturtradition wie keine zweite, auch in Deutschland: Von Goethes "Braut von Korinth" über Novalis, Heine bis zu Stefan George und Johannes Bobrowski; vom Griechen Phlegon bis zu Gogol oder Tolstoj, von Byron bis Ingeborg Bachmann. Nachhaltig hat der Vampirismus in der Kunst, in Kirche und Wissenschaft mit "vitalen Menschenleichen" und "aufhockenden Toten" die Gemüter beschäftigt. Von den vielen Gespenstergeschichten, die oft "jenseitige" Liebesgeschichten sind, ganz zu schweigen. Und die Touristen suchen den Nichtexistenten als gäbe es ihn wirklich, als wäre er ein echtes Phantom. Sie suchen in der ganzen Gegend das Schloss oder zumindest eine Ruine, samt Wolfsgeheul. Vergeblich.
Das Einzige, was die meisten Westeuropäer und Amerikaner von Transsylvanien wissen, ist, dass es die Heimat Draculas ist. Schauergeschichten werden zu Fertigteilen der Kulturindustrie und der Werbung: Stereotypen, die an alte Ahnungen appellieren, um neue Lüste zu verkaufen. Kleine Plastikdraculas im Kaufhaus für Kinder. Es gibt sogar ganz reale Reiseführer, die den Wahnsinn mit Methode und harter Währung betreiben. Ein englischer, reich illustrierter Reiseführer (gedruckt in Hongkong), ein wahres Kunstwerk, sei hier hervorgehoben: "The Tourist´s guide to TRANSSYLVANIA" – Transsylvania in Blockschrift! Eine mittelalterliche Karte im Hintergrund, darüber die Maske mit dem Draculadarsteller Christopher Lee, aufgerissene Augen, Wildschweinzähne, Blut. Auf dem Titelblatt das Gleiche, dazu noch vier weiße Hunde, die im fahlen Licht des Mondes aus der Erde steigen. In der Einleitung heißt es, die Bewohner des Landes seien Nachkommen der Ostgoten, Petschinegen, Gepiden, Magyaren, ihr Aussehen erinnere an Tiere und Figuren von Bosch. In den Karpaten hausen noch Harpyien und Wolfsmenschen. In der Ortschaft Vatra-Jiu steigen Strigoi (Gespenster) aus den Gräbern, mit Grabsteinen auf den Köpfen. Das "Orakel vom Berg Albac": Hier reden und prophezeien noch die Waldgeister dem geneigten Besucher. Ein spektakulärer Kitsch, wie man ihn billiger und geschmackloser nicht erfinden kann; aber, wie gesagt, ganz real: ein Reiseführer.
Wer aber ist Dracula wirklich, wenn er nicht nur eine Romanfigur sein soll?
"Er war nicht sehr groß, aber untersetzt und muskulös. Sein Auftreten wirkt kalt und hatte etwas Erschreckendes. Er hatte eine Adlernase, geblähte Nasenflügel, ein rötliches, mageres Gesicht, in dem die sehr langen Wimpern große, weit-offene, grüne Augen umschatteten; schwarze buschige Brauen gaben ihnen einen drohenden Ausdruck. Er trug einen Schnurrbart. Breit ausladende Schläfen ließen seinen Kopf noch wuchtiger erscheinen. Ein Stiernacken verband seinen Kopf, von dem schwarze gekräuselte Locken hingen, mit seinem breitschultrigen Körper."
So beschreibt ihn Nikolaus Modrussa, der im 15. Jahrhundert Legat des Papstes am ungarischen Hof war und Vlad Ţepeş (der rumänische Iwan der Schreckliche) gut kannte. Stoker hat diese Beschreibung in seinen Roman übernommen. Jener grausame walachische Fürst Vlad Ţepeş diente ihm als Vorlage für seinen "Dracula". Das historische Vorbild wird im Roman jedoch weniger deutlich als in den Filmen: Vor allem in Francis Ford Coppolas "Dracula", aber auch bei Dan Curtis oder schon bei Tod Browning – mit dem berühmten Bela Lugosi als Vampir – agiert auch der echte Vlad. Und es gibt sogar Dokumentarfilme, die diesen Hintergrund ausleuchten wollen, etwa "Die blutig ernste Geschichte des Grafen Dracula, erzählt von Vincent Price" (Canada 1984). Hier werden auch Schlacht-Sequenzen des historischen Schinkens "Vlad Ţepeş" (The True Life of Dracula, 1978) eingeblendet, den Ceauşescu bestellt hatte: Ţepeş sozusagen als getürkter Ceauşescu-Vorgänger, grausamer Patriot und Volksheld. Bei Coppola wiederum stellt sich der Vampir der Mina tatsächlich als "Prinz Vlad" vor. Sogar Vlads bekanntes Porträt eines anonymen Malers blendet Coppola einmal ein. Meist aber ergeben sich heillose Vermischungen und Verwechslungen.
Ein gutes Beispiel dafür liefert Bram Stoker selbst. Schon bei ihm finden wir eine irre Mixtur aus geografischen und historischen Berichten, verknüpft mit einer Vampirsage aus Siebenbürgen. Vieles hat der Autor aus anderen Büchern plagiiert. Seit der Entdeckung eines Stoker-Archivs in Philadelphia weiß man es: Es gibt die Reisebeschreibungen des britischen Gesandten in den rumänischen Fürstentümern aus dem Jahre 1822, ein Transsylvanienbuch der Emily Gerard, die Vampir-Erzählung "Carmilla" des Sheridan Le Fanu, und ein Buch der Sabine Gould "Cartea pricolici", wo auch die Geschichte der Mädchenmörderin Elisabeth Báthory vorkommt. Die Blutgräfin, die zur Verjüngung in Blut badete, diente Stoker mit als Blutmonster-Modell. Eine Reihe dieser und anderer Plagiate nutzte später auch Coppola und montierte sie für "Bram Stoker’s Dracula" so, dass es am Ende wieder ein heilloses Durcheinander gab.
Noch komplizierter wird die Sache übrigens durch die Vermischung aus Fiktion und realer Geschichte des walachischen Fürsten Vlad Drăculea: Im Jahr 1963 deckte der rumänische Gelehrte Grigore Nandriş (sprich: Nandrisch) auf einem Kongress in New York den "historischen Dracula" und dessen Identität auf. Im Anschluss daran kam es zwar zu einer Demythisierung, so etwa durch die Professoren McNally und Radu Florescu 1972 in ihrer Untersuchung "Search of Dracula". Doch insgesamt fehlte eine faire Auseinandersetzung, und Konzessionen an Publikumsgeschmack und Sensationsgier blieben bestehen.
Und die Fälschungen nehmen kein Ende. In einem Buch über Dracula-Filme wird Siebenbürgen-Transsylvanien als "rumänisches Land jenseits der Berge" beschrieben, und so heißt es zum Beispiel: In Sighişoara / Schäßburg "lebte Dracula in einem Haus mit massiven Mauern, das heute noch steht". In Wirklichkeit war Schäßburg eine siebenbürgisch-sächsische Stadt, die damals zu Ungarn, später zu Österreich-Ungarn gehörte; erst seit 1918 ist sie rumänisch! Zu Vlads Zeiten war sie eine freie Stadt, lag im sogenannten "Königsboden" im Fürstentum Siebenbürgen und war nicht rumänisches Land, gehörte nie zur Walachei.
Während unseres Besuchs in Schäßburg aßen wir mittags im Dracula-Restaurant, das touristisch günstig im Paulinus-Haus, dem angeblichen Geburtshaus Vlads, eingerichtet worden war. Vorher bestaunten wir noch den Schwibbogen über dem Pfarrgässchen und den Blick auf die schiefen, alten Häuser, den Pfarrhof und – oben, wie eine Steinglucke thronend – die alte Bergkirche, die es schon zu Vlads Zeiten gegeben hat. Geboren ist er mit ziemlicher Sicherheit hier; sein Vater Vlad Dracul hatte nach der Rückkehr von Nürnberg von 1431 bis 1435 in der Stadt Asyl gefunden, bevor er 1436 auf den Thron der Walachei kam.
Rückblende: Vlads Vater, Vlad II. Dracul, auf dem Reichstag zu Nürnberg. Irgendwo brannte rot die Jahreszahl 1431, er kniete vor Sigismund von Luxemburg, König von Gottes Gnaden der deutschen, böhmischen und ungarischen Lande. Vater Vlad wurde gerade zum Fürsten der Walachei erhoben und zum Ritter des Drachenordens geschlagen. Von jetzt an, kam die tiefe Stimme des Königs, trägst du den Namen Dracul. Dracul – und man sah aus dem Wort einen Teufel auffliegen, alle bekreuzigten sich. Denn "Dracul", das heißt auf Rumänisch: Der Teufel! Aus dem Ehrennamen also wurde aus Unkenntnis ein Höllenname. Auch hier eine Verballhornung! Drăculéa, wie der Sohn genannt wurde, Vlad III. Ţepeş der Pfähler erbte von seinem Vater Vlad II. Dracul den Namen, aber dieser Name geht zurück auf den Drachenorden "Societas Draconis", einen Kampfbund gegen die Türken. Der in Nürnberg so hoch geehrte Vater kehrte dann 1431 nach Schäßburg zurück, wo er sein Hauptquartier hatte und auch das Recht zur Münzprägung besaß (es gibt noch heute solche Münzen mit dem Drachen in Ringform, dem Uroborus, der ein Kreuz hält).
Wir aßen. Wir schwiegen. Ich erinnerte mich, dass die Ungarn meine Geburtsstadt an der Wende zum 17. Jahrhundert nach einer schrecklichen Kriegsverwüstung Nemesvár genannt hatten. Das ganze Land nun ein Niemandsland? Ich erinnerte mich: Bukarest, Snagovsee und das Inselkloster, wo uns früher einmal, als ich noch hier lebte, ein schmuddliger Mönch das Grab des Vlad Ţepeş gezeigt hatte ... das freilich verschlossen war: 1931, zum 500. Geburtstag von Vlad, war es geöffnet worden, und – es war leer!
Vlad ist tatsächlich verschollen, verschwunden. Woher die Historiker heute den wirklichen Toten, also die Knochen, nehmen wollen, ist schleierhaft. Er kam in einer Schlacht gegen die Türken ums Leben. Und es heißt, sein Kopf sei nach Istanbul, sein zerstückelter Körper aber nach Snagov gebracht worden. Doch beides hat sich wie bei einem Phantom in Nichts aufgelöst, ist nirgends zu finden. Und die Geburtslegende des Vlad Ţepeş hier in Sighişoara / Schäßburg ist Legende geblieben.
Vlads gewaltsame Lebensgeschichte
Vater Vlad, Ritter des Drachenordens und gewählter Fürst, fand Hilfe bei König Sigismund und beim Vetter am moldauischen Hof. Er zog von Schäßburg aus 1436 in die Hauptstadt Tîrgoviste in der Walachei ein. Schon als Kind, nach der ersten Thronbesteigung seines Vaters, begleitete Vlad, der Sohn, seinen Vater auch in den Krieg. 1444 etwa an die türkische Pforte, wo der Alte seine beiden Söhne, Vlad und Radu (den Schönen) als Geiseln zurücklassen musste. Hier erlebte der halbwüchsige Vlad Grauenhaftes im Kerker Egrigötz in den anatolischen Bergen. Dort folterte ihn der Gefängniswärter Gugusyoglu, ließ ihn hungern, gab ihm Menschenfleisch zu essen und Kot, dann Tierhoden, sodass er gequält wurde von Begierden. Und der Aufseher zwang den damals erst 14-jährigen Jungen ihm zu Willen zu sein. Fader Gestank in der Zelle nach dieser schweißigen Gewalt. Der junge Vlad sann auf Rache. Gugusyoglu sollte ein spitzer Holzpfahl vorbehalten sein.
Vlad Dracul, der Vater, wurde dann vom ungarischen König Johann Hunyadi geschlagen, der älteste Sohn, Vlads Bruder Mircea, getötet. Vater Vlad floh. Der Geisel, dem Sohn Vlad, erzählte man Gräuelgeschichten über den Tod seines Bruders und Vaters: Diese seien von Vladislaws Henkern gezwungen worden, ihr eigenes Grab zu schaufeln, und sie seien in Stücke geschnitten worden. Was nicht stimmte. Es war Rache, die Vlad zum Blutfürsten werden ließ.
Der Vater entkam. Damals machten Gräuelnachrichten die Runde. Es gab ja kaum Zeitungen. Und so waren es auch Chroniken und tendenziöse Flugblätter, die Vlad zum "argen Wüterich" und Vampir machten, der er nicht war. Der Vater also entkam. Mircea allerdings wurde tatsächlich lebendig begraben.
Acht Jahre lang war Vlad auf Wanderschaft, Reisender in Sachen Macht, Versprechungen, Taktik, Lügen. Er war gleich alt wie der Sultan Mehmed, er kannte den Hof, die türkischen Wesire. Er sah viele Städte und Höfe, Rom, Stambul, Nürnberg, das Prag des Alchemistenkaisers Rudolf II. Er konnte viele Sprachen, hatte ein solides Wissen. Hunyadi söhnte sich mit Vlad aus, die Sachsenstädte sprachen für ihn. Vlad hatte den Rücken frei, und er marschierte in der Walachei ein.
Aber was hat all das mit dem Film- und Romanhelden Dracula zu tun? Es ist die Idee, die immer wiederkehrt, schon in Stokers Roman, aber auch in vielen Filmen, bei Curtis, Corman, Polanski, Herzog oder Coppola: nämlich dass es sich bei Dracula um eine wirkliche Fürstengestalt handelt, die 500 Jahre überlebt; um einen historischen Wiedergänger also, einen Un-Toten, der weder leben noch sterben kann, doch ausgestattet ist mit einem ungeheueren Lebensdurst aus ungestillter Liebe eines ungelebten, unfertigen Lebens. In Coppolas Film wird Vlad durch die Liebe von Harkers Verlobter Mina erlöst. Sie tötet ihn und er darf endlich zu Staub zerfallen.
In Stokers Roman wird es betont: Dem pedantischen Rechtsanwaltsgehilfen Jonathan Harker wird im verfallenen Schloss des Vampirs eine Geschichtslektion in Form einer falschen Familiengeschichte der Drăculeas zuteil:
"Wir Szekeler sind mit recht stolz, denn in unseren Adern fließt das Blut manchen tapferen Volkes, das kämpfte, wie es der Löwe tut – um die Herrschaft nämlich. Hierher ... brachten die ukrainischen Stämme von Island herunter den Kampfgeist, den Thor und Wotan ihnen verliehen hatten und den ihre Krieger an den Küsten von Europa, ja, an denen von Asien und Afrika so wütend austobten, dass schließlich die Leute glaubten, es seien keine Menschen, sondern Werwölfe."
Die Verballhornung ist verwirrender gar nicht möglich, ein grausiges Gemisch. So kommen später etwa die Hunnen vor, auf die diese "Werwölfe" stießen, auf Attila. Wahr ist, dass die Székler, nicht Szekeler wie im Roman, ein ganz normaler madjarischer Stamm und dass die Dráculesti Walachen sind, nicht Székler. Vlad Ţepeş gehört in die Walachei und nicht nach Transsylvanien, wo er nur zufällig geboren wurde, weil sein Vater zeitweilig dort im Exil lebte. Aber alle Filme plappern diese Fälschung nach. So wird etwa in John Badhams Film "Dracula" (1979) Vlad vom Irrenarzt Dr. Seward in London gebeten, ein Buch in ungarischer Sprache zu übersetzen. Das könne er nicht, meint er, da er Székler sei und kein Madjar. Ein Blick ins Lexikon hätte genügt: Székler sind ein madjarischer Volksstamm, die natürlich Madjarisch sprechen. Coppola wiederum lässt Dracula mit starkem ungarischen Akzent sprechen, was völlig falsch ist. Im "Spiegel" wurde sogar von einem "unverkennbaren transsylvanischen Akzent" gesprochen.
Stokers Ignoranz wird auch heute noch weitergetrieben. Sein Gewährsmann in Sachen Transsylvanien, der Budapester Orientalist Arminius Wanderbey, der auch als Figur im Roman auftaucht, hatte Stoker sicher richtig informiert. Stoker lernte Wanderbey, der ihm Erstaunliches aus Transsylvanien berichtete, an einem Abend des Jahres 1890 kennen. Transsylvanien war schon damals ein Zauberwort. Jules Verne, aber auch James Frazer in "The Golden Bough" (1890) hatten behauptet, dass in Transsylvanien / Siebenbürgen wie in keinem anderen Land Material für Vampire zu finden sei.
Warum haben Stoker und Jules Verne Transsylvanien zum Handlungsort gewählt? Vermutlich weil sich da ohne Realitätskontrolle wild drauflos phantasieren lässt. Doch Harker wie auch der mit hineingezogene Leser haben im Buch selbst keine Chance, die Wahrheit zu erfahren. Stoker hetzt sie von einem Schrecken zum andern, keine Realität darf die hysterische Geschichte stören, die Märchen-Spannung mindern. Alles muss aus der Welt fallen, Aufklärung soll nicht sein. Harker entdeckt den Vampir und Wiedergänger als tagschlafenden Untoten im Sarg, also bleibt die reichhaltige Schlossbibliothek unkonsultiert; in Budapest ist´s das Nervenfieber, das den Besuch der Nationalbibliothek verhindert; in London die Blässe der ihm nahestehenden, nun mit dem Vampirvirus infizierten Frauen Mina und Lucy. Und in der Mythenherstellung sind die Geübtesten Dracula selbst und der Irrenarzt Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Van Helsing, Gegenspieler des Vampirs und Vampirbekämpfer.
Dracula zeigt etwas von der Irrengeschichte unserer Zivilisation. So ist ein Teil des Schlosses mit den vergitterten Fenstern tatsächlich ein privates Irrenhaus. Und bei Professor Van Helsing, Vampirologe und Irrenarzt in Amsterdam, ist der Vampir (oder der Irre) schon im Psychiater selbst angelegt, beim Essen eines Roastbeefs leckt er sich genüsslich die blutigen Finger ab. Diese Metapher der Heilanstalt – die übrigens viele Vampir-Filme durchzieht – ist voll auf unsere Zivilisation übertragbar. In Tod Brownings "Dracula" aus den dreißiger Jahren mit dem berühmten Vampir-Darsteller Bela Lugosi, einem Ungarn aus Siebenbürgen, der in einem schwarz-roten Umhang als Dracula beerdigt werden wollte, ist ein Großteil der Handlung sogar in eine englische Schloss-Klinik verlegt.
Aber auch die blutige Geschichte Vlad Drăculeas des Pfählers spiegelt im Kleinen den Kern der gesamten Historie: ihren Blutfaden. Krieg. Grausamkeit. Kannibalismus. Mehr noch: Vlad ist unser Zeitbild: Die Zivilisation hält sich rückblickend als blutiges historisches Verbrechen nur durch Gewalt, durch Grausamkeiten, Raubbau, Blutsaugen an der Natur und dem Menschen am Leben.
Aber Stokers Buch ist ungewollt auch Spiegel des Spiegels. Der geschichtliche Betrug und die Verfälschungen beginnen schon bei der historischen Darstellung des Stoker-Vorbildes Vlad Drăculea, dem Todes- und Blutfürsten der Chroniken – die eigentlich tendenziöse Flugschriften meiner Vorfahren, der Siebenbürger Sachsen, sind. Ihre hasserfüllten Berichte an den ungarischen und deutschen Hof bildeten die Grundlage für die Dracula-Legende. Vlad war besser als sein Ruf. In rumänischen und russischen Chroniken ist er Patriot und Held. Die deutschen Chroniken sind Tendenzschriften, und es ist anzunehmen, dass sie auch Inspirationsquelle Stokers waren, als er sie im Britischen Museum las.
Kehren wir zurück zur Realität. Am Anfang stand der Handelskrieg. Vlads Land war unvorstellbar arm, Staat und Gesellschaft korrupt. Und abhängig. Der rabiate und intelligente Mann brauchte Geld, Waffen, Söldner. Sein sogenanntes Stapelrecht schröpfte den Transithandel der Sachsenstädte in den Fernen Osten, der über seine Donauhäfen lief. Die Krämerseelen versuchten deshalb, Vlad zu stürzen: sie unterstützten je einen feindlichen Thronprätendenten. Vlad rächte sich. Er verwüstete ihr Land. Frauen und Kinder wurden getötet, die Männer gepfählt. Ein Kaufmannszug, der das Stapelrecht nicht beachtete, wurde aufgespießt, ein anderer in einen Saal gesperrt und lebend verbrannt.
"Es war sein Lust und gab ihm Mut,
wenn er sah fließen Menschenblut."
So Martin Beheim, der ein großes Epos über den Blutfürsten Vlad geschrieben hat. Geschichtsschreibung beruht recht oft auf Phantasie, auf nicht nachprüfbaren Berichten von längst Toten, oft auf Fälschung. Ereignisse werden durch Sprache gelenkt, ja schließlich postum erfunden. Wie etwa Vlads Geschichte in dem berühmten Straßburger Druck von 1500: Vlad der Pfähler speist unter den Gepfählten, vor ihm ein Henkersknecht, der Leiber zerstückelt und siedet, als äße Vlad dann diese Gekochten. Darüber die Schrift:
"Hie facht sich an gar graussamliche erschröckenliche hystorien von dem wilden Wütrich Dracole wayde. Wie er die leut gespiesst hat. vnd gepraten. und mit den häuptern in einem kessel gesoten."
Auf diesem Druck ist ein Wald von Gepfählten zu sehen, die in den unmöglichsten Körperhaltungen aufgespießt sind. Im Hintergrund wohl das siebenbürgisch-sächsische Kronstadt. Der Überlieferung nach geschah dies einsame Mahl des Grauens bei einem erneuten Einfall des Pfählers in Siebenbürgen, einer Strafaktion.
Man muss sich vorstellen, was Pfählen heißt – Stephanus Gerlach, ein Zeitgenosse Vlads, schildert diese Folterart in seinem Türkischen Tagebuch.
"... die Spieße von Holtz mit Unschlitt oder Talk ... man bindt solchen Übeltätern Sailer an die Füße, stößt ihnen den Spieß zu dem hinteren Leib hinein... Zuerst aber kniet der Delinquent mit in den Staub gedrücktem Haupte nieder, die angezogenen Oberschenkel gekreuzt; ... und die Bahn hinreichend eingefettet, der Pfahl, aber nicht angespitzt, sondern abgestumpft, ... die Organe beiseiteschiebt, und wird fünfzig bis sechzig Zentimeter in den Mastdarm eingeführt, dann mit dem Delinquenten senkrecht aufgerichtet. Und der Körper mit seiner Schwere drückt Mann oder Weib hinab, und langsam dringt der Pfahl durch den Körper, sucht den tödlichen Weg."
Erst seit einigen Jahren ist erforscht, dass die Dracula-Legende auch zur deutschen spätmittelalterlichen Literatur gehörte. Sie beruht auf den Pamphletschriften "Die histori von dem posen Dracol". Es gibt zwölf Drucke, der früheste stammt von 1488, er wurde bei Marcus Ayrer in Nürnberg hergestellt. Außerdem existieren Drucke in Colmar, Lambach, St. Gallen, Augsburg, Bamberg und Nürnberg. Die überlieferten Anekdoten in den deutschen Tendenzschriften widersprechen anderen historischen Berichten über Vlad, sie sind bunt und voller Grausamkeiten: Behinderte und Arme werden von ihm zum Gastmahl eingeladen. Wieder wird der Saal mit den vielen Männern, Frauen und Kindern niedergebrannt. Dem entsetzten Gefolge erklärte Vlad, er wolle nicht, dass in seinem Land jemand arm und krank sei. Den Zigeunern erging es noch schlimmer:
"Item es komment in sin land by drie huntert Ziginer, da nahm er die besten ... und ließ sy braten, die mußten die ander Ziginer essen ..."
Geschichte war und ist blutig. Aber die (meist erfundenen) Scheußlichkeiten des Vlad Drăculea sind grausame Fiktion. Dazu kam das tierische, pathologische Ergötzen des Volkes an Hinrichtungen und Folter in Buden- und Jahrmarktsatmosphäre. Es war die sadistische Phantasie nicht nur jener Zeit!
In den russischen und rumänischen Chroniken hat Vlad wohl gepfählt, jedoch nur als strenger, aber gerechter Richter wider Reiche und Korrupte zur Abschreckung. Und gegen die Türken als Kampfmittel. Mittels seiner "Methoden" wird die Walachei ein starker und organisierter Staat. Es gibt ein gut instruiertes Heer, das er selbst unterweist. Weil die Macht eines Fürsten im Inland schwach ist, liquidiert er Ostern 1459 den Kronrat. Etwa 500 Großbojaren und Kleriker lässt er mitsamt ihren Frauen durch den Spieß ziehen. Ihre Ländereien verteilt er an Kleinadlige und freie Bauern, die ihm dafür gewogen sind, doch müssen sie auch Kriegsdienste leisten.
. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -
"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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Jetzt erst ist Vlad zu seinen großen Heldentaten fähig. 1458 schlägt er ein türkisches Heer, 10.000 werden gepfählt. 1459 wird eine Gesandtschaft, die Tribut fordert, gepfählt. Eine Aktion unter der Führung des Beg von Nicopolis Hamza, die Vlad mit List gefangennehmen soll, misslingt. 4.000 Türken werden rings um Tîrgoviste aufgespießt. Doch ist sein Land zu klein, um der Großmacht Paroli zu bieten. So schreibt er an mehrere Fürsten und Könige, auch an Matthias Corvin, den ungarischen König, um Verbündete zu gewinnen. Sie lassen ihn allein. Mohammed II, der Eroberer von Byzanz, greift ihn mit einem Heer von 150.000 Soldaten und vielen Schiffen auf der Donau an. Vlad hat 30.000 Mann. Er führt den ersten Guerillakrieg der Welt. Er legt Hinterhalte und attackiert bei Nacht. Die Osmanen ziehen erschöpft ab. Doch auch seine Kräfte sind aufgebraucht; er muss wieder nach Transsylvanien fliehen. Bruder Radu verrät ihn, er wird Fürst. Sein Freund und Vetter aus der Moldau, Stefan, verrät ihn, greift ihn sogar an. König Matthias Corvin verrät ihn, schickt das versprochene Heer nicht, nimmt ihn auf dem Höhepunkt seiner heroischen Karriere des Abwehrkampfes gefangen und sperrt ihn jahrelang in die finsteren Verliese der Festung Visegrád unter der Donau bei Budapest. Der Grund sind drei gefälschte Briefe, in denen Vlad dem Sultan angeblich Verhandlungen anbot und sich ihm unterwerfen wollte, also ein Verräter war; sie wurden dem ungarischen König (möglicherweise) von den Sachsenstädten zugespielt. Corvin schickt dem Papst über den Legaten Modrussa eine Kopie der gefälschten Briefe und eine Reihe der kursierenden verleumderischen Gerüchte über den "Wütrich". Denn der Ungar muss sich sowohl dem Papst als auch den Venezianern gegenüber rechtfertigen, warum er den großen Türkenkämpfer ausgerechnet jetzt gefangen nimmt, obwohl er Geld für den Türkenfeldzug erhalten hat: Diese Flugschriften sind der Beginn der schriftlichen Dracula-Legende. Pius II publiziert sie in seinen "Comentarii". Hier sind alle Motive der deutschen Chroniken über den "Wütrich" Vlad aufgeführt:
"Ein wunderliche vnd erschröckliche History von einem grossen wüterich genannt Dracol Wayda. Der do so gar unchristeliche marter hat angelegt de meschen als mit spissen. auch die leute zu tod geschliffen."
Einige Jahre später lebt Vlad wieder frei in Buda. Dann folgen neue Schlachten, um den Thron wiederzugewinnen. Doch er ist zu Tode erschöpft und fällt im Kampf. Sein Kopf kommt nach Tzarigrad, der arg zugerichtete und zerstückelte Körper angeblich nach Snagov, in ein Grabmal ohne Namen. Ist Vlad wirklich ein Untoter, ein Phantom? Sein Grab war, wie wir sahen, als es geöffnet wurde, leer ...?
Stoker und die vielen Filme stellen ihn mit Recht als Wiedergänger und Hasser dar. Ein außerweltliches unheimliches Porträt des Rächers, ein ressentimentgeladenes Ungeheuer der Geschichte, das jede Nacht ein anderes menschliches Wesen anfällt und es infiziert, sodass es auch zum Vampir wird und die tödliche Blutsauger-Krankheit fortschreitet. Was ist Geschichte anderes als Revanche, Rache, Ressentiment, Gemetzel um Gemetzel? Ob nun 1914, 1933 oder als Rachephänomen im Kommunismus, wo die ehemaligen Widerständler ihre früheren Peiniger übertrafen?
Leider bleibt in den Dracula-Filmen die wesentliche historische Tragödie Vlads ausgeklammert. Sie dient nur als pittoresker Hintergrund. Keiner der vielen Filme hat den grausamen Wahnsinn der Geschichte als Irrenstück, als Verrat an der Wahrheit und am einzelnen Menschen in Schreckensbilder übersetzt.
...
Dieser stark gekürzte Beitrag wurde in voller Länge am 12. März 1997 im Süddeutschen Rundfunk in S2 Kultur ausgestrahlt und vom Mitteldeutschen Rundfunk Leipzig am 22. September wiederholt. Er wurde abgedruckt in "Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik", Heft Nr. 1/ 1997. Siehe dazu:
www.halbjahresschrift.homepage.t-online.de
Schloß Dracula:
. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -
"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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Aus: http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspo...bilitation.html
Mittwoch, 14. Juli 2010
Ausstellung: Historische Rehabilitation für Dracula:
Bukarest/ Rumänien – Seit dem 8. Juli bemüht sch eine Ausstellung im "Nationalen Kunstmuseum Rumäniens" (MNAR) darum, das Image des historischen Vorbilds für den "Vampirfürsten" Graf Dracula zu korrigieren. Der walachische Fürst Vlad III. Draculea, der aufgrund seiner Vorliebe für Pfählungen als Hinrichtungsart auch den Beinamen "der Pfähler" bekam, sei lediglich ein Opfer westlicher Propaganda gewesen, so die Macher.
"Vlad Draculea war zwar zweifelsohne grausam, jedoch nicht mehr und nicht weniger als andere Prinzen seiner Zeit" zitiert der "Daily Telegraph" die Kuratorin der Ausstellung "Dracula - Woiwode und Vampir" Margot Rauch vom "Kunsthistorischen Museums Wien" an dem die Ausstellung einst konzipiert wurde.
Vlad III. wurde 1431 im transsilvanischen Sighisoara geboren und herrschte zwischen 1456 und 1462 über die Walachei. Hierbei soll er Tausende seiner Feinde und Krimineller, darunter auch türkische Soldaten auf Holzpfähle aufspießen gelassen haben. Schätzungen gehen von bis zu 50.000 derartigen Hinrichtungen aus. Hinzu heißt es, dass Vlad eine Vorliebe für besonders grausame Foltermethoden an den Tag gelegt habe und sowohl den Hinrichtungen als auch während der Folter immer wieder speisend beigewohnt habe.
Die Ausstellung, so die Macher, stelle den Versuch dar, die historische Figur Vlad III. so objektiv wie möglich darzustellen und dabei über die Klischees des blutsaugenden Vampirs hinweg auch die historischen Fakten zu präsentieren.
Der Balkan, bzw. das Südosteuropa des Mittelalters bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts wird dabei in seinem Konflikt mit dem Osmanischen Reich lebendig. In diesem Konflikt spiele Vlad III. eine wichtige Rolle, wobei er je nach Interessenlage als Freiheitskämpfer, grausamer Tyrann, Ordnungspolitiker oder Verräter gesehen und dargestellt wurde. Aberglaube und Vampirismus waren zudem entlang der Grenzlinie zum Osmanischen Reich im damaligen europäischen Kontext besonders stark ausgeprägt. Aus diesem Grund widmet sich die Ausstellung dann auch diesem Thema und wendet sich zu guter Letzt auch dem Dracula des Bram Stoker und den zahlreichen Verfilmungen des Romans aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, dem Zeitalter der Romantik, zu.
"Es ist endlich an der Zeit, Vlad Draculea in einem neuen Licht zu sehen", so Rauch. Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Oktober 2010 zu sehen.
Hist. Holzschnitt zeigt Vlad III. Draculea speisend während einer Massenhinrichtung durch Pfählung | Copyright: Public Domain
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Aus: http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspo...las-keller.html
Dienstag, 6. Oktober 2009
Archäologen finden Draculas Keller:
Pecs/ Ungarn - In der südungarischen Stadt Pecs sind Archäologen auf ein Kellergemäuer gestoßen, dass sie dem historischen Vorbild für den Vampirfürsten Graf Dracula, dem walachischen Fürsten Vlad III. Draculea zuordnen.
Laut den Archäologen um Tomas Fedeles von der Universität Pecs handelt es sich um die Kellerräume eines einstigen zweistöckigen Hauses, das einst am zentralen Platz der historischen Stadt gestanden habe. Aus historischen Dokumenten geht auch ein "Drakulya", von dem die Archäologen glauben, dass es sich um Vlad III. handelt, als einstiger Besitzer hervor.
Wie "Astigan.com" berichtet, handele es sich um einen der beeindruckendsten mittelalterlichen Keller überhaupt und die Forscher erhoffen sich von weiteren Ausgrabungen vor Ort neue wichtige Informationen. Sollten jedoch keine wichtigen Gegenstände gefunden werden will die ungarische Altertumsverwaltung die Räume schon bald wieder auffüllen, da man hier nicht glaubt, dass der Keller eindeutig dem "Dracula Haus" zugeronet werden könne.
Vlad III. wurde 1431 wahrscheinlich im transsilvanischen Sighisoara geboren und wurde aufgrund seiner Vorliebe für die Hinrichtungsart der Pfählung im Volksmund auch als "Vlad Tepes" (Vlad der Pfähler) genannt. Sein zusätzlicher Beiname "Draculea" (Sohn des Drachen) geht auf die Mitgliedschaft seines Vaters Vlad II. (Dracul) im sogenannten Drachenorden (lat. Draco = Drache) zurück, wurde jedoch oft, gerade vor dem Hintergrund der späteren Vampirassoziation mit "Sohn des Teufels" (rum. Drac = Teufel) falsch übersetzt.
Die zahlreichen Legenden rund um die bizarren Vorlieben des Grafen, etwa die Behauptung, er habe während Massenhinrichtungen gegessen, dienten später dem britischen Schriftsteller Bram Stokers als Vorlage für seinen Vampirroman "Dracula
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Schloss Dracula:
Ein wenig gruselig ist das schon: Im sonst so beschaulichen Brandenburg, genauer gesagt in Schenkendorf bei Königs Wusterhausen, lebt auf einem Schloss einer echter Vertreter des uralten rumänischen Grafengeschlechtes Dracula. Kein Witz: Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco ist ein legitimes Familienmitglied der Draculas - auch ohne blutsverwandt zu sein. Der Berliner wurde 1990 von der waschechten Nachfahrin des transsylvanischen Adelsgeschlechts, Katarina Olympia Prinzessin Kretzulesco Caradja, adoptiert. Die damals 96 Jahre alte Prinzessin fürchtete, ihre Dynastie könne bald aussterben.
Als sie den gelernten Bäcker Ottomar Berbig, so dessen eigentlicher Name, in einem Antiquitätenladen kennenlernte, war sie sich sicher, dass er ein würdiger Stammhalter sei. Fehlte für den frischgebackenen Dracula nur noch die dementsprechend repräsentative "Visitenkarte": ein Schloß. Statt geheimnisumwobenen Standesdünkel zu betreiben, setzt der neue Graf in seiner Residenz in Schenkendorf auf Gastfreundschaft. Das alte Gemäuer, das zu DDR-Zeiten von Grenz-Miltiärs bewohnt wurde, ist heute eine beliebte Touristendestination.
An Berühmtheit toppen kann Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco seinen unheilvollen Vorfahren jedoch sicher nie. Gemeint ist Vlad Tepes, genannt auch "der
Pfähler". Er war es, der Bram Stoker zu seinem Bestseller-Roman "Dracula" inspirierte. Vlad Tepes bekämpfte im 15. Jahrhundert von seinem Schloss am Borgo-Pass in Transsylvanien aus die einfallenden Türken und ließ alle, die ihm in die Hände fielen, am lebendigen Leibe auf Pfähle spießen. Groteske Grausamkeiten dieser Art brachten schließlich das Gerücht in Umlauf, er habe sogar das Blut seiner Feinde getrunken. Der Mythos des blutdürstenden Grafen war geboren.
Vor derartigen Brutalitäten muss man sich jedoch keineswegs fürchten, wenn man sich dem Dracula-Schloss in Schenkendorf nähert. Im Gegenteil: das 46 Zimmer umfassende Anwesen hat sich zu einer wahrhaften Touristenattraktion entwickelt. Als leidenschaftlicher Gastgeber lockt der moderne Dracula mit Vampirpartys, Mittelalterspektakeln, Walpurgisnächten und Open-Air-Konzerten. Gemeisam mit dem DRK lädt der Adoptiv-Dracula sogar zu Blutspendeparties auf sein Schloss. Im Rahmen von Besichtigungen kann man sich zudem durch die imposante Antiquitätensammlung des Schlosses oder das Kutschen- und Schlittenmuseum mit Gefährten aus dem 18.Jahrhundert führen lassen.
Früher gehörte ein verkleideter Vampir zum Besichtigungsprogramm. Der sollte den Besuchern das Fürchten lehren, indem er plötzlich knarzend den Deckel eines Sarges lüftete. Als eine amerikanische Besucherin daraufhin einen Herzinfarkt erlitt, wurde der Programmpunkt jedoch gestrichen.
Vielleicht inspizieren Sie das Dracula-Anwesen zunächst einmal vorsichtig bei einem schaurig-romantischen Dinner im schloßeigenen Restaurant, der ehemaligen Orangerie ? Doch Vorsicht: Wer seine Mitmenschen am nächsten Tag nicht verschrecken will, sollte sich bei den diversesten Knoblauchgerichten besser in Abstinenz üben. Die haben es nämlich gehörig in sich. Wer es dennoch probiert, braucht immerhin so schnell keinen nächtlichen Vampir-Übergriff zu fürchten. Infotelefon: 03375-921251
Text von ak für In-Berlin-Brandenburg.com
Rumänien Siebenbürgen:
https://archive.org/details/rumanien-sie...gen-reisetraume
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"Graf Dracula" ist tot:
Graf Dracula ist tot, seine Stadt trauert: Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, adoptierter Nachfahr des uralten rumänischen Geschlechts, ist im Alter von 67 Jahren gestorben.
"Über Jahre hat 'Graf Dracula' das Stadtbild Schenkendorfs mitgeprägt", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin von Mittenwalde, Hedda Dommisch. Ein schwerer Schlag für die Gemeinde, die ihren "Graf Dracula" zeitlebens zu würdigen gewusst hat. In seinem einstigen Schloss Schenkendorf hatte "Dracula" regelmäßig dem roten Lebenssaft gefrönt und mit dem Deutschen Roten Kreuz "Blutsauger-Partys" veranstaltet. Das mittlerweile legendäre Blutspenden im Hause des Grafen entwickelte sich über die Jahre zu einem regelrechten Event.
Exil:
Vor rund einem Jahr ist es allerdings ruhig geworden um den umtriebigen Schlossherren. Er habe sogar Mittenwalde den Rücken gekehrt und sei nach Königs Wusterhausen gezogen, heißt es. Der Grund seien Schulden gewesen - das Schloss rund 30 Kilometer südlich von Berlin werde nun zwangsversteigert. Die Beerdigung von "Graf Dracula" ist für Samstag, den 24. November, dennoch in Schenkendorf geplant.
Adoption:
Kretzulesco war ein legitimes Familienmitglied der Dracula, auch ohne blutsverwandt zu sein: Eine waschechte Nachfahrin des 1447 gestorbenen Grafen aus Transsilvanien (Siebenbürgen) hatte ihn 1990 adoptiert. Die alte Dame war kinderlos und fürchtete um das Ende ihrer Familienlinie. "Da ich nach ihrer Meinung typisch rumänisch aussah, entschloss sie sich, mich dem Rest der Familie vorzustellen", hatte sich Kretzulesco einst an die erste eher zufällige Begegnung mit der alten Dame erinnert.
Stammbaum:
Aus dem gelernten Bäcker Ottomar Berbig wurde dann schon bald Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, Nachkomme eines Adelsgeschlechts, dessen Wurzeln Historiker bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt haben. Das bekannteste Familienmitglied wurde 1897 zur Inspiration für Bram Stokers Roman "Dracula": Vlad Tepes - "der Pfähler". Von seinem Schloss am Borgo-Pass in Transsilvanien aus bekämpfte der Prinz (ca. 1431 bis 1476/1477) die einfallenden Türken und ließ Tausende von ihnen lebendig auf Pfähle spießen. Erst nach Jahren erbitterter Kämpfe holten sich die Ottomanen seinen Kopf und stellten diesen in Konstantinopel zur Schau.
"Ich beiß mich durch."
"Angesichts solcher Familien-Historie musste nach der Adoption auch für mich als brandenburgischen Nachkommen des "Pfählers" ein angemessenes Schloss her", erzählte einst Kretzulesco. So kaufte er 1995 in Schenkendorf das 46 Zimmer-Anwesen und lockte Besucher mit Vampir-Partys, Besichtigungen und anderen Veranstaltungen. Seit 2003 saß "Graf Dracula" für die FDP im Kreistag von Dahme-Spreewald. "Wir sprachen ihn immer mit "Herr Kretzulesco" an", erzählte am Dienstag eine Kreissprecherin. Zuletzt war er schwer krank. Nach Zeitungsangaben wird sein kleiner Sohn "Otti" den Fortbestand des Dracula-Geschlechts sichern. Das Motto seines Vaters lautete übrigens: "Ich beiß mich durch."
Das Schloss Bran wird Touristen als Draculaschloss präsentiert. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass Vlad III. Draculea es nie betreten hat.
Im Jahr 1931 erlaubte das rumänische Kloster Snagov das offizielle Grab von Vlad III. Draculea zu öffnen. Der Sarg war jedoch aus unerklärlichen Gründen leer...
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David Holy - Dracula Hörspiel:
Dracula 1: Das Tagebuch des Jonathan Harker:
https://www.youtube.com/watch?v=G2THYglt7dc
Dracula 2: Die letzte Fahrt der Demeter:
https://www.youtube.com/watch?v=v81wg19Bv8I
Dracula 3: Van Helsings Verdacht:
https://www.youtube.com/watch?v=ouws-y3I794
Dracula 4: Die Jagd auf den Grafen:
https://www.youtube.com/watch?v=omKKk_gq9bk
Dracula 5: Der Zoophag:
https://www.youtube.com/watch?v=RlHg0PY3F-M
Dateianlage:
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Nach Thomas Tippner
https://www.youtube.com/watch?v=GPAqXtXlIIg
https://www.youtube.com/watch?v=bqZK__3llE0
https://www.youtube.com/watch?v=TcDqbRJ0YwI
https://www.youtube.com/watch?v=oIKp5GEW2aY
Nach Bram Stoker:
https://www.youtube.com/watch?v=w0b3vzBs9YU
https://www.youtube.com/watch?v=Vaadjxbytf4
Hörspiel:
https://www.youtube.com/watch?v=2nzWp9QmLPs
Graf Dracula - Herr der Finsternis:
https://www.youtube.com/watch?v=YRTnfuXMevM
Fürst der Finsternis - Die wahre Geschichte von Dracula:
https://www.dailymotion.com/video/x8p5t3k
Draculas Schatten - Fahndung im Reich der Finsternis:
https://www.youtube.com/watch?v=Se36g_Gc3A8
Die blutig ernste Geschichte des Grafen Dracula [Vincent Price's Dracula]:
https://archive.org/details/m-m-film-pro...es-dracula-1986
Die Wahrheit über Dracula:
https://archive.org/details/stanislaw-mu...it-uber-dracula
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https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de...raenen20231011/
Analyse von Handschriften: Weinte ‘Dracula” blutige Tränen?
Ein Brief und Porträt von Vlad Drăculea III.
Copyright: Gemeinfrei / Rumänisches Nationalarchiv
Catania (Italien) – Der populär als historisches Vorbild für den Grafen Dracula bekannte walachische Fürst Vlad Drăculea III. fasziniert von jeher nicht nur Horror-Fans, sondern auch die Wissenschaft. Eine aktuelle Studie hat nun Briefe des Woiwoden biochemisch analysiert, um so auf mögliche Krankheiten rückschließen zu können. Das Ergebnis zeigt, dass der „Pfähler“ an einer Vielzahl von Gebrechen litt und nicht zuletzt vermutlich mit Blut vermischte Tränen vergoss.
Wie das Team um Maria Gaetana Giovanna Pittalà von der L‘Università di Catania und Kolleginnen und Kollegen von SpringStyle Tech Design, dem rumänischen Nationalarchiv und dem Politecnico di Milano aktuell im Fachjournal „Analytical Chemistry“ (DOI: DOI: 10.1021/acs.analchem.3c01461) berichtet, konnten sie anhand dreier Originalbriefe des Fürsten Proteine und Peptine identifizieren, die Drăculea beim Schreiben unweigerlich im Papier hinterließ.
Der auch als „Vlad der Pfähler“ oder „Vlad III. der Walache“ bekannte Fürst Vlad III. Drăculea, beherrschte im 15. Jahrhundert die Region Walachei im heutigen Rumänien. Als historische Figur diente er Bram Stoker als eine seiner Inspirationen für die berühmte literarische Figur des Vampirs Graf Dracula, dem wohl bekanntesten Vampir der Geschichte und Literatur.
Vlad III. wurde um 1431 in siebenbürgischen Schäßburg, dem heutigen Sighișoara in Rumänien, geboren. Sein Vater, Vlad II. Drăcul, war Herrscher der Walachei, und die Familie gehörte der walachischen Linie des ungarischen Adelsgeschlechts Drăculești an. Der Beiname „Drăculea“ leitet sich vermutlich von rumänischen Begriff „Dracul“ für „Drache“ oder „Teufel“ ab und deutet wohl auf Vlads Mitgliedschaft im ritterlichen „Drachenorden“ hin.
Vlad III. wurde zweimal zum Fürsten der Walachei ernannt: zum ersten Mal von 1448 bis 1449 und später von 1456 bis 1462. Seine Herrschaft war geprägt von grausamen Bestrafungen seiner Feinde, politischen Gegnern und Kriminellen. Besonders grausame Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine brutale Methode der Hinrichtung, die als „Pfählen“ bekannt ist. Einige Historiker vermuten, dass Vlad den Tod von bis zu 80.000 osmanischen Gegner und Kriegern zu verantworten haben könnte – nicht wenige davon sollen gepfählt wurden sein. Die Methode beinhaltete das Aufspießen der Opfer auf Pfähle, wodurch eine äußerst grausame und abschreckende Form des Todeskampfes und der Strafe entstand. Laut den Legenden soll Vlad während dieser Art der Hinrichtungen mit Vorliebe gegessen haben (s. Abb.) – vermutlich trug dies zu seinem Ruf als Vampir maßgeblich mit bei.
Während seiner Regierungszeit verfolgte Vlad III. eine strenge Politik gegen Eindringlinge und versuchte, die Unabhängigkeit der Walachei gegenüber den mächtigen Nachbarn Ungarn und dem Osmanischen Reich aufrechtzuerhalten. Insbesondere seine Auseinandersetzungen mit den Osmanen, die zu dieser Zeit den Balkan dominierten, trugen zu seinem Ruf als furchterregender Herrscher bei.
Vlads Leben und Taten wurden im Laufe der Jahrhunderte romantisiert und zum Inhalt folkloristischer und literarischer Legenden, die schließlich den Mythos des Vampirs Graf Dracula beeinflussten. Vlad III. Drăculea starb um 1476 in einer Schlacht gegen die Osmanen.
In den von den Briefen extrahierten Proben konnten die Forschenden mehr 500 Peptide nachweisen, 100 davon waren menschlicher Natur. Anhand dieser organisch-chemischen Verbindungen schließen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Vlad III. unter anderem an Ziliopathie sowie an einer Entzündungskrankheit litt, die sich vermutlich auf Haut und die Atemwege auswirkte.
Einer der in der Studie analysierten Briefe Daculeas (hier Archivkatalog-Nr. II 365) vom 4. August 1475 zeigt die Positionen der Oberflächen-Probenentnahme sowie eine Ansicht des Schriftstückes unter UV-Licht, das Spuen von Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan aufzeigt.
Copyright/Quelle: Analytical Chemistry (2023). DOI: 10.1021/acs.analchem.3c01461
Weitere Moleküle deuten zudem darauf hin, dass der Fürst an einer Form der Hämolakrie litt, deren Krankheitsbild sich unter anderem in blutigen Tränen äußert. Auch dieses Symptom könnte zum fragwürdig schaurigen Ruf des „Drachen“ beigetragen haben.
Recherchequellen: Analytical Chemistry
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