RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge: - 2

#16

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:10
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

150:
Plato meint, "dass sich Erkenntnis und Meinung auf verschiedene Gegenstände beziehen"...
Er meint, "dass etwas, das einmal Gegenstand einer Meinung war, niemals Gegenstand der
Erkenntnis sein kann". -
Die Erkenntnis ist sicher und unfehlbar,
- "meinen" ist nicht nur fehlbar, muss vielmehr zwangsläufig falsch sein,
da "es Wirklichkeit annimmt, wo es sich nur um Schein handelt". -

Anm.: Ich würde sagen: "Erkennen und Meinen sind zwei unterschiedliche Betrachtungsformen desselben
Gegenstandes"...

Da "eine Erkenntnis haben", einen bleibenden Eindruck vermittelt,
- kann diese Erkenntnis zwar falsch sein, bleibt jedoch als tiefer Eindruck in Erinnerung. -
Eine "Meinung" dagegen ist recht häufig falsch, - was den / der Meinungstragenden
auch nicht immer interessiert, - und "deshalb", - wegen der fehlenden Bereitschaft,
Meinungen zu hinterfragen, - sind sie so oft falsch. -
Erkenntnisse werden schon deshalb häufiger hinterfragt, - weil sie "als bleibende Erinnerungen häufiger
wiederkehren", - und Ich meine, "diesen Unterschied wollte Plato
herausstreichen":

"Erkentnisse führen weit öfter zu Einsichten als Meinungen",
- und zwar ungleich öfter...
Und insofern kann man natürlich behaupten, "Meinungen spiegeln einen Schein der Wirklichkeit wieder,
- Erkenntnisse kommen der Wirklichkeit weit näher",
- und das halte Ich auch für angebracht. -

"Meinen" ist zwar nicht zwangsläufig falsch, - aber doch ziemlich oft,
und es gibt eigentlich keinen Grund, davon auszugehen, "dass Platos Bewusstsein weniger
beweglich gewesen ist, als unser heutiges", - insofern sehe Ich keinen Hinweis auf Russels
eigentümliches Bestreben, "festlegen zu wollen, wie Plato seine Welt sah", - denn darüber
gibt es eben nur Meinungen, auch wenn Wir sie mitunter für Erkenntnisse halten. -

*

151:
"Was zeitlos ist, kann nicht erschaffen sein",
- nur "die Zufallswelt, die in Zeit und Raum gestellte Welt,
kann erschaffen worden sein", - die Alltagswelt, die als Täuschung entlarvt wurde...

*

Der Philosoph, der Wächter werden soll, muss nach Plato "in die Höhle zurückkehren,
und unter denen weiterleben, die niemals die Sonne der Wahrheit erblickt haben"...
Fast hat es den Anschein, als müsse Gott ebenso handeln, wenn Er seine Schöpfung
verbessern würde...

Anm.:
Und wenn Wir Uns Gott als ein "Wesen, unseren Vorstellungen von "Wesen" ähnlich",
vorstellen, wäre dem wohl auch so, - doch eben dort beginnt das Absurde, - denn "was gleicht sich weniger,
als etwas Geschaffenes und das, was es geschaffen hat ?"
Eine "Ähnlichkeit" gibt es hier nur "innerhalb derselben Spezies". -
Wer also , - wann immer auch, - annahm, - "Gott habe den Menschen nach seinen Ebenbild geschaffen",
oder ähnlichers, - muss sich infolge "selber für einen Gott gehalten haben",
- insofern bezieht sich so ein Resümee "auf die Summe der Unsterblichen",
- aber sicher nicht auf das sich als endlich begreifende Individuum. -

Ich sehe indes nicht das geringste Indiz für "eine etwaige Ähnlichkeit zwischen der Quelle der Schöpfung
und der Schöpfung an sich", - eben, weil diese Quelle sich niemals aufbraucht,
- die geschaffene Individualität dies jedoch sehr wohl tut. -


. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#17

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:12
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

156:
"Der Tod", - sagt Sokrates, - "scheidet die Seele vom Körper". -
Hier kommen Wir zum platonischen "Dualismus von Wirklichkeit und Erscheinung,
von Idee und Sinnesobjekt, - von Seele und Leib". -
Etwas verbindet diese Paare:
- Der erste Teil jedes Paares ist dem zweiten an Realität und Güte überlegen. -

*

Kebes äussert Zweifel am Fortleben der Seele nach dem Tod, und verlangt von Sokrates Beweise dafür:
Den ersten Beweis sieht er darin, "dass alle Dinge, die ein Gegenteil haben,
aus diesem Gegenteil bestehen", - dies erinnert an Anaximanders Auffassung
von der "kosmischen Gerechtigkeit". -
Nun sind Leben und Tod Gegensätze und müssen sich demnach "gegenseitig erzeugen. -
Daraus folgt, "dass die Seelen der Toten irgendwo existieren und in angemessener Zeit
zur Erde zurückkehren". -

Der zweite Beweis besteht darin, "das Wissen nur ein Sich-Erinnern ist",
und dass die Seele daher vor der Geburt existiert haben müsse. -

Die Theorie vom "Wissen als Erinnerung" stützt sicvh hauptsächlich auf die Tatsache,
"dass Wir Ideen und Vorstellungen haben etwa von exakter Gleichheit, die nicht
aus Erfahrung abgeleitet sein können". -
"Erfahrung haben Wir von annähernder Gleichheit",
"absolute Gleichheit jedoch ist nie bei sinnlich wahrnehmbaren Objekten zu finden",
- dennoch "wissen Wir, was Wir mit "absoluter Gleichheit" meinen". -
Da Wir dies nicht aus Erfahrung lernen können, müssen Wir dieses Wissen aus einer
früheren Existenz mitgebracht haben. -
Das Gleiche gult, - so sagt Er, - für alle anderen Ideen. -
So "beweist die Existenz der Wesen und unsere Fähigkeit, sie zu begreifen,
die Präexistenz der wissenden Seele". -

"Das Untersuchen und Lernen ist durchaus nichts als Wiedererinnerung". -

*

Russel glaubt nicht, "dass Wir eine Idee der absoluten Gleichheit haben", wie Plato annimmt. -

*

162:
"Das nur das Zusammengesetzte aufgelöst werden könne", und "dass die Seele,
wie auch die Ideen einfach und nicht aus Teilen zusammengesetzt sei". -
"Was einfach ist", glaubt man, - "könne weder beginnen, noch enden, noch sich wandeln". -
Nun "sind Ideen unveränderlich", - "die absolute Schönheit z.B. bleibt sich immer gleich,
obwohl sich schöne Dinge beständig verändern". -
Daher "sind sichtbare Dinge zeitlich, unsichtbare aber ewig",
der Körper ist sichtbar, die Seele jedoch unsichtbar; - deshalb muss die Seele
zu dern ewigen Dingen gezählt werden. -
"Die Seele, da ewig, ist in der Kontemplation ewiger Dinge, der Ideen zu Hause",
- sie ist jedoch verloren und verwirrt, wen sie, wie bei sinnlicher Wahrnehmung,
- die Welt der sich wandelnden Dinge betrachtet.

"... - dass die Seele, wenn sie sich des Leibes bedient, um etwas zu betrachten,
- durch das Gesicht, das Gehör oder irgendeinen anderen Sinn, - ...
- dann von dem Leibe gezogen wird
zu dem, was sich niemals auf gleiche Weise verhält, und dass sie dann selbst schwankt
und irrt und wie trunken taumelt, weil sie ja eben solches berührt...
Wenn sie aber durch sich selbst betrachtet, dann geht sie zu dem reinen, immer seienden
Unsterblichen und sich stets Gleichen, und als diesem verwandt hält sie sich stets zu ihm,
wenn sie für sich selbst ist und es Ihr vergönnt wird, und dann hat sie Ruhe von ihrem Irren
und ist auch in Beziehung auf jenes immer sich selbst gleich, weil sie eben solches berührt,
und dieses, ihren Zustand nennt man eben die Vernünftigkeit. -


. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#18

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:13
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

165:
"Platos Kosmogonie":
Das Unwandelbare wird von Verstand und Vernunft erkannt,
- das Wandelbare ist Objekt des Meinens. -

Es gibt nur "eine" Welt, nicht viele Welten, - wie verschiedene Vor-Sokratiker
gelehrt hatten; - "es kann nur eine Welt geben, denn sie ist als Abbild des von Gott
erkannten Urbildes erschaffen, und soll Ihm so nahe wie möglich kommen". -

Anm.: Den zweiten Teil dieses Satzes, - "und soll Ihm so nahe wie möglich kommen",
- halte Ich für eine Unterstellung, - denn "es ist Uns nichts gewiss ob der Absicht dieser
Schöpfung", - das "ausgesandte Urbild" ist gewisslich "der erste Entwurf", - doch eben,
weil dieser "quellgeschaffen" ist, - wird "er sich beständig neu gebären" und damit "eine
Unendlichkeit an Welten schaffen". -

*

Die vier Elemente, - Feuer, Luft, Wasser und Erde, - werden offenbar "durch je eine Zahl vertreten"
und "stehen zueinander in stetigem Verhältnis", - das heisst, - "das Feuer verhält sich zur Luft
wie die Luft zum Wasser und das Wasser zur Erde". -

*

Gott "schuf zuerst die Seele, dann den Leib". -
Die Seele setzt sich aus "dem Unteilbar-Unwandelbaren und dem Teilbar-Wandelbaren" zusammen,
- sie "ist eine dritte, dazwischenliegende Wesenheit". -

*

Nun ist "die Natur des höchsten Lebendigen eine Ewige",
- und "diese auf das Entstandene vollständig zu übertregen, war eben nicht möglich",
- "aber ein bewegtes Bild der Ewigkeit beschliesst Er zu machen und bildet,
- um zugleich dadurch dem Weltgebäude seine innere Einrichtung zu geben,
- von der in der Einheit beharrenden Ewigkeit ein nach der Vielheit der Zahl
sich fortberwegendes dauerndes Abbild", - nämlich eben das, was Wir "Zeit"
genannt haben...

Zuvor gab es weder Tage noch Nächte. -
- Vom ewigen Wesen dürfen Wir nicht sagen, "es war oder wird sein",
- sonderrn nur: "es ist". -
- Daraus folgt, "dass man von dem beweglichen Bild der Ewigkeit mit Recht sagt:
- Es war und es wird Sein". -

*

167:
Es gibt zwei Arten von Ursachen: "Geistige und solche, die, von anderen bewegt,
ihrerseits gezwungen sind, andere zu bewegen". -
Die Ersten, Geistbegabten, - gestalten die Dinge schön und gut,
während die Zweiten nur regel- und planlose Zufallswirkungen erzeugen. -
Beide Arten müssen erforscht werden, - denn "die Schöpfung ist etwas Gemischtes,
aus Notwendigkeit und Geist Entstandenes". -
- Wobei zu beachten ist, "dass die Notwendigkeit nicht Gottes Macht unterworfen ist". -

*

Nun besteht aber gewiss ein Unterschied...
168
... - zwischen "vernünftigem Wollen und richtigen Meinen",
- denn "das Eine gewinnt der Mensch durch Belehrung, zum Anderen aber wird er überredet",
- "jenes stützt sich auf die echte Vernunft; dieses aber nicht",
- "richtiges Meinen ist allen Menschen möglich, - Vernunft jedoch ist eine Eigenschaft
der Götter und nur sehr weniger Menschen". -

*

So kommen Wir "zu der Theorie der Raumes, der als etwas zwischen der Ideenwelt
und der Welt der vergänglichen, sinnlichen Dinge Befindliches angenommen wird". -



. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

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#19

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:14
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

168
Das "Eine" ist "die stets auf dieselbe Weise sich verhaltende Art, unerzeugt und unvergänglich,
- weder in Sich ein anderes von anderswoher aufnehmend, noch selber
in irgend ein anderes eingehend, - unsichtbar und aucvh sonst mittels der Sinne nicht
wahrnehmbar, - die, deren Betrachtung dem vernünftigen Denken zuteil geworden ist".
- die "Zweite" aber, - jener gleichnamig und ähnlich, sinnlich wahrnehmbar, erzeugt,
in steter Bewegung, entstehend an einem Orte und wieder von da verschwindend,
- der Vorstellung mit Hilfe der Sinneswahrnehmung erfassbar";

- ein "Drittes" aber wiederum immer "die Gattung des Raumes", - "dem Untergange nicht
unterworfen, welche allem, was ein Werden hat, eine Stätte gewährt; - selbst aber,
den Sinnen unzugänglich, auch vom Geiste nur sozusagern durch einen "Bastardschluss" erfasst
und kaum zuverlässig bestimmt wird, die, welche Wir auch im Auge haben, wenn Wir träumen,
es müsse doch notwendig das, was ist, an einem Orte sein und einen Raum einnehmen,
- was aber weder auf der Erde noch sonst im Weltall sich befindet, sei überhaupt nicht vorhanden". -

*

Die eigentlichen "Elemente der Welt" sind, wie Timaios sagt, - "nicht Erde, Luft, Feuer und Wasser",
- sondern "zwei Arten von rechtwinkligen Dreiecken", - "das Dreieck als halbes Quadrat
und das Dreieck als halbes gleichseitiges Dreieck". -

Ursprünglich war alles ungeordnet "und die verschiedenen Elemente nahmen
je einen verschiedenen Raum ein, bevor noch das All aus Ihnen zusamengefügt wurde". -
Dann aber verlieh Ihnen Gott durch Form und Zahl Gestalt und "fügte sie aufs schönste
uns beste zusammen, nachdem sie sich vorher nicht so verhalten hatten". -

Die beiden obigen Dreiecksarten sind, wie Wir hören, die swchönsten Formen,
und daher verwandte Gott sie beim Aufbau der Materie. -
Mit diesen beiden Dreiecken vermag man 4 der 5 regulären Körper zu konstruieren,
und jedes Atom in jedem der vier Elemente ist ein ...
169:
... regulärer Körper. -
Die Atome der Erde sind Würfel, die des Feuers Tetraeder, die der Luft Oktaeder,
und die des Wassers Ikosaeder. -

Die "Theorie der regulären Körper", die im dreizehnten Buch des Euklid dargestellt ist.
war zu Platos Zeit eine Neuentdeckung; - sie wurde von Theaitetos vervollkommnet...

Der Überlieferung nach soll er als erster bewieden haben, "dass es nur fünf verschiedene reguläre Körper gibt"...
Die Flächen des regulären Tetraeders, Oktaeders und Ikasoeders haben die Form gleichseitiger Dreiecke;
das Dodekaeder weist reguläre Fünfecke auf und lässt sich daher nicht aus Platos beiden Dreiecken konstruieren. -
Aus diesem Grunde verwendet Er es nicht in Verbindung mit den 4 Elementen. -

Vom Dodekaeder sagt Plato nur: "Da es aber noch eine fünfte Art der Zusammensetzung von
entsprechender Eigenschaft gibt,
so bediente sich Gott dieser vielmehr für das Weltganze". -

"Das Pentagramm" hat in der Magie stets eine besondere Rolle gespielt, was offenbar
auf die Pythagoreer zurückzuführen ist,
- sie nannten es "Gesundheit", auch diente es den Mitgliedern der Bruderschaft als Erkennungszeichen. -

Seine Eignung dazu scheint es dem Umstand zu verdanken, "dass die Flächen des Dodekaeders
Fünfecke sind und dass es in gewissem Sinne ein Symbol des Universums ist". -

*

Timaios geht dazu über, "die 2 Seelen des Menschen" zu erklären, - "die Eine Unsterbliche ist von Gott,
die Andere, Sterbliche, von den Göttern erschaffen". -

Die sterbliche Seele nimmt gefährliche Eindrücke auf,
- zunächst "die Lust", - die stärkste Lockspeise des Bösen,
- dann "den Schmerz", - den Verscheucher des Guten,
- fernerhin "Mut und Furcht", - zwei törichte Ratgeber,
- schwer zu besänftigenden Zorn und
- leicht verlockende Hoffnung;

- endlich "verbanden sie, - die Götter, - mit Ihr vernunftlose Empfindung und Wahrnehmung
und allunternehmende Liebe, der Notwendigkeit gemäss,
- und so setzten sie das Geschlecht der Sterblichen zusammen". -


. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#20

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:15
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

175:
Russell:
Wie Plato "halten Wir gewöhnlich die Wahrnehmung für eine Beziehung zwischen dem Wahrnehmenden
und dem Objekt"; - Wir sagen, "Ich sehe einen Tisch", - hierbei sind "Ich" und "Tisch" logische Konstruktionen. -
Damit verbinden sich gewisse Vorstellungen, die aus der Berührung gewonnen wurden;
aus diesen Vorstellungen ergeben sich Worte, die wiederum gewisse Erinnerungern erwecken. -
Besteht der Wahrnehmungsinhalt aus Vorstellungen, die die Berührung hervorrief, dann wird er zum "Objekt",
das "als körperlich angesehen wird";
- besteht er aus Worten und Erinnerungen, so wird er zur "Wahrnehmung", die
"Teil eines Subjekts" ist und als etwas Geistiges zu gelten hat. -
Der "Wahrnehmungsinhalt" ist eben nur "ein Vorgang" und somit weder falsch noch richtig;
der "aus Worten bestehende Wahrnehmungsinhalt ist ein Urteil", - das wahr oder falsch sein kann. -
Dieses Urtzeil bezeichne Ich als "Wahrnehmungsurteil". -
Der Satz "Erkenntnis ist Wahrnehmung" ist zu verstehen als "Erkenntnis besteht aus Wahrnehmungsurteilen". -

176:
Plato unterstericht "das Sein" stark:
"Bei Ton und Farbe", - sagt Er, "haben Wir einen Gedanken, der beide umfasst", - nämlich
"dass sie sind". -
"Das Sein ist allem zu eigen" und gehört zu den Dingen, die "der geist aus sich selbst begreift";
- kann "das Sein nicht begriffen werden", - so lässt sich auch die Wahrheit
unmöglich begreifen. -

Anm.: Womit Plato etwas unbedingt Wesentliches auf dern Punkt bringt,
das spätere Denker wie Russell leider nicht davon abhält, wieder davon abzuweichen:
Es geht "um das unmittelbare begreifen des Ist-Zustandes", - des "Seins",
- ein in jedem Falle völlig subjektiver Erlebnisinhalt, - den man auf keinen Fall
"verstandesmässig beschränken soll, um einer Grammatik zu entsprechen". -
Denn dieser "Zustand der Istigkeit" kommt unserem "ersten Erscheinen in diesem Leben"
am nähesten, - jedwede "verstandesmässige Korrektur", - und sei sie intellektuell auch noch
so angebracht, - verwässert diese "individuelle Urerfahrung" erneut, - wovon Ich dringend abrate. -
Was "das Sein" betrifft, - geht es "um das Erleben dieses Seins", - und nicht darum,
"dieses Sein in einer speziellen Form der Entfremdung zu erleben", - so populär diese
Entfremdungen in späteren Zeiten auch noch sein mögen...

*
178:
Ferner können Wir, wenn Wir wollen sagen "Zahlen sind etwas Ewiges, Unveränderliches" usf.,
- müssen jedoch hinzufügen, dass es sich dabei um "logische Fiktionen" handelt. -
Anm.: Denn "das Zählen" ist ein "Prozess des beobachtenden Verstandes", - und als ein solcher Prozess
eine "fiktive Ableitung", - das reine "Erleben einer Einheit, Zweiheit usf."
ist es nicht, "im Erleben zählt der Verstand nicht", - er "durchdringt den jeweiligen Zustand". -

*

183:
Wenn ein Mensch ein Mensch ist, weil er einem "Idealmenschen gleicht",
muss es einen "noch idealeren Menschen" geben, - dem beide, - der gewöhnliche
und der ideale Mensch, gleichen". - (Russell)

Anm.: Das wärer korrekt, wenn "der idealmensch auf Erden wandeln würde",
- im Falle des "Urbildes des Menschen" ist das jedoch nicht der Fall, - und insofern
bleibt "der ideale Mensch = das Urbild des Menschen", - als "Ideal" erhalten,
- verkörpert sind "einfach Menschen", - der "noch idealere Mensch" ist eine
intellektuell entgleiste Vorstellung. -


. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#21

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:16
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

186:
Die aristotelische Metaphysik macht einen Unterschied zwischen "Form" und "Stoff". -
Dabei ist zu beachten, dass "Stoff" im Gegensatz zu "Form" gebraucht, etwas anderes ist
als "Stoff" im Gegensatz zu "Geist". -
"Wenn ein Mann eine Bronzekugel schafft, dann ist "Bronze der Stoff" und" die Kugelgestalt die Form",
- wärend bei ruhiger See "das Wasser der Stoff" und "die Glätte des Meeresspiegels die Form ist". -
Er führt weiter aus; - "dass der Stoff kraft der Form zu einem bestimmten Ding werde",
und "darin die Wesenheit des Dinges liege". -
Ein Ding "muss begrenzt sein, - und "seine Begrenzung macht seine Form aus". -
Wenn "ein Atom ein Ding ist", - so nur, "weil es von anderen Atomen abgegrenzt ist und
infolgedessen eine Form hat". -

187:
"Die Form eines Dinges" ist, - so erfahren Wir weiter, - "sein Wesen und seine Grundsubstanz". -
"Die Formen sind substantiell, - die Universalien hingegen nicht". -
Wenn jemand eine Bronzekugel modelliert, "hat es Stoff und Form schon vorher gegeben",
- Er "verbindet nur beide miteinander", - der Mann "macht nicht die Bronze, und auch nicht die Form",
- Anm.: "Was die Kugel letzlich ausmacht ist "Ihre Gestalt". -

Nicht alles ist stofflich, - "die ewigen Dinge bestehen nicht aus Stoff", - mit Ausnahme "derer,
die sich im Raum bewegen können". -
Die Dinge "werden wirklicher, wenn sie Form annehmen",
"Stoff ohne Form ist nur eine Möglichkeit". -


. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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#22

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:17
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

188:
Die "Lehre von Stoff und Form" hängt bei Aristoteles mit "dem Unterschied von Möglichkeit und
Wirklichkeit /Aktualität" zusammen. -
Der "reine Stoff" wird als "Möglichkeit der Form" verstanden,
- jede Ver#nderung würden Wir als "Entwicklung" bezeichnen in dem Sinne,
"dass das betreffende Ding nach der Veränderung mehr Form besitzt als Vorher",
- "was mehr Form besitzt, gilt als wirklicher / aktueller". -
"Gott" = "reine Form & reine Wirklichkeit";
- für Ihn "kann es daher keine Veränderung geben". -

"Das Universum und alles sich darin Befindliche entwickelt sich beständig zu etwas Besserem". -

*

Es gibt (bei Aristoteles), - "3 Arten von Substanz":
. A - Die sinnlich Wahrnehmbaren und Vergänglichen,
. B - die sinnlich wahrnehmbaren aber unvergänglichen, - und
. C - die weder sinnlich wahrnehmbaren noch vergänglichen. -

Zu A gehören: Pflanzen und Tiere,
zu B: Himmelskörper, - bei denen es nach Aristoteles "keine Veränderung, nur Bewegung gibt",
und zu C: Die Vernunftseele beim Menschen und bei Gott. -

Das "Hauptargument für Gott" = "die erste Ursache":
- Es muss "etwas geben, das Bewegung erzeugt und dieses Etwas muss Selbst
unbewegt und ewig, Substanz und Wirklichkeit sein". -

Dass "Objekt des Begehrens...
189
...und das Objekt des Denkens", - sagt Aristoteles,
"- verursachen in dieser Weise Bewegung, ohne Selbst in Bewegung zu Sein". -
- So "erzeugt Gott dadurch Bewegung, dass Er geliebt wird, - während jede andere Ursache
dadurch Bewegung bewirkt, Dass Sie Selber in Bewegung Ist", - wie eine Billardkugel. -

"Gott ist reines Denken", - denn "das Denken ist das Höchste
Gott ist aber auch "das subsistierende Leben". -
Denn "die Aktualität des Intellektes ist Leben,
- jener ist die Aktualität, die Aktualität aber "sein subsistierendes, vollkommenes und ewiges Leben". -
Darum pflagen Wir zu sagen, "Gott sei ein vollkommenes und ewig lebendiges Wesen". -
Demnach "eignet Gott stetes und ewiges Leben und stete und ewige Dauer",
- denn "Gott ist persönlich diese beide". -(1072b.)

Aus dem Gesagten ist also klar, "dass es ein ewiges, unbewegtes und vom Sichtbaren
abgeschiedenes Wesen gibt". -
Es wurde aber auch gezeigt, "dass dieses Wesen keinerlei Grösse haben kann,
sondern unteilbar und unzertrennlich ist"...
Man sieht aber auch, "dass das göttliche Wesen leiden- und wandellos ist". -
- Alle anderen Bewegungen sind ja später als die Ortsbesetzung. -

Gott "besitzt nicht die Eigenschaften der christlichen Vorhersehung";
denn "die Vorstellung, Er könne an etwas anderes als das Vollkommene;
also Sich Selbst denken, würde seiner eigenen Vollkommenheit Abbruch tun". -
Mithin denkt Er Sich Selbst, wenn anders Er das vollkommenste Ist,
und Ist das Denken Denken des Denkens". - (1074b.)

Daraus müssen Wir schliessen, - "dass Gott von unserer unter dem Monde gelegenen Welt nichts weiss". -

*

"Der unbewegte Beweger" ist ein schwieriger Begriff. -
Dem modernen Betrachter "scheint jede Bewegung durch eine vorangegangene Bewegung
verursacht zu Sein", - Er glaubt, "dass es ewig dabei bleiben müsse, wenn das Universum
immer völlig statisch wäre". -
Wir müssen berücksichtigen, "was Aristoteles über die Ursachen sagt":
- Es gibt nach seiner Auffassung "4 Arten von ...
190:
... Ursachen":
. - stoffliche, formale, wirkende und Zweck-Ursachen...
- Die "stoffliche Ursache" ist der Marmor,
- die "formale" das Wesen der herzustellenden Statue,
- die "wirkende Ursache", - die Berührung des Marmors mit dem Meissel
und - die "Zweck-Ursache", - was der Bildhauer beabsichtigt. -

In "modernen Ausdrucksweise" würde die Bezeichnung "Ursache" nur auf
"die wirkende Ursache" beschränkt bleiben. -
Der "unbewegte Beweger" kann als "Zweck-Ursache" angesehen werden:
Sie "verleiht der Veränderung einen Sin, der im Wesentlichen in der Entwicklung zur
Gottgleichheit besteht". -

*

Gott ist "ewig als reines Denken, als Glückseligkeit, völlige Selbsterfüllung
und ist ewig im Verwirklichen all seiner Absichten". -
Die Sinnliche Welt dagegen "ist unvollkommen, doch es gibt darin Leben, Wunsch, Denken
(wenn auch unvollkommenes) und Sehnsucht". -
Alles Lebendige weiss mehr oder weniger von Gott und wird durch Bewunderung Gottes
und Liebe zu Gott zum Handeln getrieben. -
Somit "ist Gott die Zweckursache allen Handelns". -
"Veränderung" bedeutet, "dem Stoff Form geben", - wo es sich jedoch um sinnliche Dinge handelt,
bleibt immer ein stoffliches Substrat zurück. -
Nur "Gott ist reine Form ohne Stoff". -
Die Welt entwickelt sich beständig zu immer höherer Form und wird dadurch allmählich immer gottähnlicher. -
Der Vorgang kann aber nie zu einem Ende führen, weil "der Stoff sich nie ganz ausschalten lässt". -
Anm.: Das nicht, aber er "transformiert sehr wohl" und "hebt damit seine Schwingungsebene immer stärker an,
bis er eines Tages seine Stofflichkeit wieder völlig verliert". -

Es ist "eine Religion des Fortschrittes und der Evolution", - denn "Gott in seiner statischen
Vollkommenheit bewegt die Welt nur durch die Liebe, die endliche Wesen für Ihn empfinden". -

*
191:
"Leib und Seele" verhalten sich zueinander wie "Stoff und Form". -
Die Seele "muss Substanz sein im Sinne der Form eines materiellen Körpers, der potentiell Leben besitzt". -
Substanz aber ist Aktualität, also "ist die Seele die Aktualität eines Körpers der Oben bezeichneten Art" (412a). -
Die Seele "ist Substanz als objektiver Begriff", - Sie "ist das eigentümliche Sein eines Körpers von dieser
bestimmten Beschaffenheit, - das heisst Leben besitzenden" (412b). -
Die Seele "ist die erste Stufe der Aktualität eines natürlichen, mit Lebensfähigkeit begabten Körpers". -
Der so beschriebene Körper "ist ein organischer Körper" (412a). -
Die Frage, "ob Leib und Seele Eines sind", ist ebenso sinnlos wie die Frage,
"ob das Wachs und die Ihm aufgeprägte Form Eines sind"(412b). -
"Selbsternährung" ist "das einzige psychische Vermögen, das Pflanzen besitzen"(413a),
Die Seele "ist die Bestimmtheit des Leibes"(414a). -

Die Seele "bewegt den Körper und nimmt sinnliche Dinge wahr",
- sie ist "charakterisiert durch Selbsterhaltung, Empfindung, Vorstellung und Bewegung"(413b),
- dem Geist aber "fällt die höhere Funktion des Denkens zu",
die "keine Beziehung zum Körper oder zu den Sinnen hat". -
Daher "kann der Geist unsterblich sein, nicht jedoch die Seele". -



. - Was Du aufdeckst, - offenbart sich . -

"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 03.11.2014 04:44 | nach oben springen
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#23

RE: Nach Bertrand Russell - Auszüge:

in Die man Philosophen nennt. - 31.03.2012 21:19
von Adamon • Nexar | 15.451 Beiträge

192:
Eine ähnliche Doktrin wird, wenn auch in leicht abgewandelter Terminologie, in der
"Nikomachischen Ethik" dargelegt. -
In der Seele "gibt es ein rationales und ein irrationales Element". -
Der irrationale Teil ist zweifach: "Vegetativ in jedem Lebewesen, selbst in den Pflanzen
und triebhaft in den Tieren". -(1102b)
Das Leben der rationalen Seele besteht in der Kontemplation, die für den Menschen vollkommene
Glückseligkeit bedeutet, obgleich er sie nicht ganz erlangen kann. -
"Aber das Leben, in dem sich diese Bedingungen erfüllen, ist höher, als es dem Menschen als Menschen zukommt,
- denn so kann er nicht leben, insofern er Mensch ist, sondern nur insofern, so er etwas Göttliches in sich hat. -
So gross aber der Unterschied ist zwischen diesem Göttlichen selbst und dem aus Leib und Seele
zusammengesetzten Menschenwesen, so gross ist auch der Unterschied zwischen der Tätigkeit,
die von diesem Göttlichen ausgeht, und allem sonstigen tugendgemässen Tun. -
Ist nun die Vernunft im Vergleich mit dem Menschen etwas Göttliches, so muss auch das Leben
nach der Vernunft im Vergleich mit dem menschlichen Leben göttlich sein. -
Man darf aber nicht jener Mahnung Gehör geben, die Uns anweist, unser Streben als Menschen
auf Menschliches und als Sterbliche auf Sterbliches zu beschränken, sondern Wir sollen,
soweit es möglich ist, Uns bemühen, unsterblich zu sein und alles zu dem Zwecke tun, dem Besten,
was in Uns ist, nachzuleben. -
Denn ob klein an Umfang, ist es doch an Kraft und Wert das bei weitem über alles Hervorragende". - (1177b)

Nach diesen Stellen scheint die Individualität, - nämlich das, was den einen Menschen vom anderen unterscheidet,
- mit derm Leib und der irrationalen Seele zusammenzuhängen, während die rationale oder Vernunftseele
oder der Geist göttlich und unpersönlich ist. -
Das Irrationale trennt Uns, das Rationale eint Uns. -
Somit ist die Unsterblichkeit des Geistes oder der Vernunft nicht an die Person eines Menschen
gebundene Unsterblichkeit, sondern Teil von Gottes Unsterblichkeit. -


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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 03.11.2014 05:07 | nach oben springen
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