RE: Neandertaler: - 2

#16

RE: Neandertaler:

in Mythologie & Weltgeschichte 30.11.2022 05:57
von Adamon • Nexar | 15.449 Beiträge

https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de...edacht20210909/

Späte Neandertaler auf der Schwäbischen Alb waren geschickter als gedacht:


Mittelpaläolithischer Kern aus der Heidenschmiede: Durch Zusammensetzen dieser Steinartefakte konnte das Forschungsteam das verzweigte Herstellungskonzept nachvollziehen.
Copyright/Copyright: Jens A. Frick / Universität Tübingen

Tübingen (Deutschland) – Neue Analysen von Funden aus der Mittleren Altsteinzeit auf der Schwäbischen Alb belegen, dass Neandertaler mit ausgeprägtem Arbeitsgedächtnis und viel Geschick an die Herstellung von Steinwerkzeugen gingen.
– Bei der folgenden Meldung handelt es sich um eine Pressemitteilung der Eberhards Karls Universität Tübingen
Neandertaler, die vor mehr als 45.000 Jahren auf der Schwäbischen Alb lebten, haben bei der Herstellung von Steinwerkzeugen anspruchsvolle Techniken mit verzweigten Arbeitsgängen verwendet. Das belegen Sammlungen steinerner Artefakte von der Fundstelle Heidenschmiede, aus denen ihre Vorgehensweise rekonstruiert werden konnte. Diese Forschungsergebnisse veröffentlichten Dr. Berrin Çep, Benjamin Schürch und Dr. Jens Axel Frick vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters sowie Dr. Susanne Münzel vom Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie, alle von der Universität Tübingen, in der Fachzeitschrift PLOS ONE. Sie unterstreichen einmal mehr, dass die Neandertaler hochentwickelte Fähigkeiten besaßen.

Die Heidenschmiede, ein Felsdach oder Abri bei Heidenheim an der Brenz auf der östlichen Schwäbischen Alb, wurde 1928 von dem Amateurarchäologen Hermann Mohn als Fundstelle von frühen Menschen bearbeiteter Steine und Knochen entdeckt und ausgegraben. „Seit dem Erscheinen einer ersten Publikation über die Funde 1931 ruhte die Forschungsarbeit weitgehend. Unsere Studie ist seither die erste detaillierte Untersuchung, die sich mit den zahlreichen Funden befasst und diese näher einordnet“, berichtet Benjamin Schürch. Die Knochen- und Steinwerkzeuge stammten aus dem Mittelpaläolithikum, der Mittleren Altsteinzeit, und seien mindestens 50.000 bis 42.000 Jahre alt. „In diesem Zeitraum lebten noch keine modernen Menschen unserer heutigen Art Homo sapiens in der Region. Es waren späte Neandertaler, die sich in der Heidenschmiede aufhielten.“

Einzelstücke wieder zusammengefügt
Aus Stein fertigten die Neandertaler unter anderem Klingen, Schaber, Keilmesser, zum Beispiel für die Bearbeitung von Leder, und auch Spitzen, die bei der Jagd zum Einsatz kamen. „Es war bekannt, dass sie verschiedene Konzepte zur Herstellung solcher Werkzeuge nutzten“, sagt Berrin Çep, die Erstautorin der neuen Studie. Sie hat versucht, einzelne Stücke wieder zusammenzufügen, um genauer zu verstehen, wie die Menschen in der Heidenschmiede vorgegangen sind. „In einzelnen Fällen ist es uns gelungen, im Detail nachzuvollziehen, wie aus sogenannten Kernen zunächst weitere Grundformen, wie zum Beispiel Abschläge und Klingen, gefertigt und diese zu Werkzeugen weiterverarbeitet wurden“, sagt Çep. „Solche Rekonstruktionen sind an den Höhlenfundstellen der Neandertaler auf der Schwäbischen Alb nur selten möglich, da in der Regel nicht das ganze Material des Herstellungsprozesses am Fundort zurückbleibt. Auch wurden bei forschungsgeschichtlich frühen Grabungen häufig nicht alle Funde erfasst.“

Erster Beleg aus dieser Region
„Anhand der Zusammensetzungen der Steinartefakte konnten wir nachweisen, dass die Neandertaler an der Heidenschmiede ein verzweigtes Herstellungssystem angewendet haben. Ein einzelnes Ausgangsstück wurde nach verschiedenen Konzepten, von denen die Menschen ein ganzes Reservoir kannten, in getrennten Arbeitsgängen bearbeitet“, erklärt Schürch. Solch anspruchsvollen Fertigungsprozesse seien aus der Mittleren Altsteinzeit bisher erst selten nachgewiesen worden. „Für die Schwäbische Alb ist es der erste Beleg“, setzt Jens Axel Frick hinzu. Wer das Rohmaterial aus Stein bearbeitet hat, musste in der Lage sein, von Vornherein zu bedenken, dass Teile des Steins mit einer anderen Technik weiterbearbeitet werden können. „Das erfordert eine ausgeprägte dreidimensionale Vorstellungskraft, Kreativität und geistig flexible Planung“, sagt Berrin Çep.

Das Forschungsteam bescheinigt den Bearbeitern der Steine aus der Heidenschmiede insgesamt ein ausgezeichnetes Arbeitsgedächtnis. Die neuen Studienergebnisse untermauerten andere Untersuchungen, denen zufolge die Neandertaler große geistige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit besaßen, gepaart mit handwerklichem Geschick. Zugleich lieferten die sichtbar gemachten verzweigten und durchdachten Herstellungsprozesse auch eine Erklärung dafür, warum im Mittelpaläolithikum eine große Formenvielfalt bei Steinartefakten zu finden sei.

© Eberhards Karls Universität Tübingen



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#17

RE: Neandertaler:

in Mythologie & Weltgeschichte 05.12.2022 20:57
von Adamon • Nexar | 15.449 Beiträge

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#18

RE: Neandertaler:

in Mythologie & Weltgeschichte 10.02.2024 04:59
von Adamon • Nexar | 15.449 Beiträge

https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de...sapiens20231016

Ausgrabungen zeigen: Neandertaler waren genauso intelligent wie Homo sapiens:


Symbolbild: Rekonstruktion eines Neandertalers.
Copyright: Neanderthal-Museum, Mettmann (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 4.0

Trient (Italien) – Eine aktuelle Analyse des Speiseplans des Neandertalers zeigt, dass unsere ausgestorbenen Cousins genau so intelligent waren, wie jene modernen Menschen, mit denen sie sich einen gemeinsamen Lebensraum teilten.
Wie die Archäologen João Zilhão von der Universidade de Lisboa, Diego Angelucci Università degli Studi di Trento und die Archäologin Mariana Nabais vom Katalanischen Institut für Humanpaläoökologie und soziale Evolution (IPHES) aktuell im Fachjournal „PLoS ONE“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0292075) berichtet, waren Neandertaler zu symbolischem Denken in der Lage, konnten künstlerische Objekte schaffen, wussten, wie man ihren Körper mit persönlichem Schmuck dekorierte und hatten eine äußerst vielfältige Ernährung. „Hinzu kommt, dass wir aufgrund unserer Ergebnisse mit Sicherheit sagen können, dass sie gewohnheitsmäßig gekochte Nahrung zu sich nahmen. Diese Fähigkeit bestätigt, dass sie genauso geschickt waren wie die Homo sapiens.“

In ihrer Studie zeigen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, dass es keinen Zweifel daran gibt, dass Neandertaler Feuer machen konnten und dass Feuer ein zentraler Bestandteil ihres täglichen Lebens war. Darin verglichen die Forschenden die Überreste von gezielten Feuern an der Gruta de Oliveira in Portugal und damit an einer der wichtigsten europäischen archäologischen Fundorte für das Mittelpaläolithikum.

Was diese Höhle so außergewöhnlich macht, ist, dass die Ausgrabungen zwischen 1989 und 2012 systematisch und äußerst präzise durchgeführt und dokumentiert wurden. Die Gruta de Oliveira ist Teil des Almonda-Karstsystems, einem weitverzweigten Höhlennetzwerk in verschiedenen Höhen über einer großen Quelle, das in verschiedenen Perioden während der Vorgeschichte bewohnt war. Die ältesten Schichten der Gruta de Oliveira, die mehrere Gänge umfassen, datieren auf etwa 120.000 Jahre, die jüngsten auf etwa 40.000 Jahre: Es wird angenommen, dass Neandertaler diesen Ort vor etwa 100.000 bis 70.000 Jahren bewohnt haben.


Ausgrabungen in der Gruta de Oliveira.
Copyright: João Zilhão

In der Gruta fanden die Archäologen rund ein Dutzend Feuerstellen auf verschiedenen stratigraphischen Ebenen in einem Ausgrabungsbereich von etwa 30 Quadratmetern und sechs Metern Tiefe. Die unverkennbaren, schalenartigen, kreisförmigen Strukturen waren mit Überresten gefüllt.

Die Funde rund um diese Feuerstellen zeigen, dass die Bewohner der Höhlen hier ihr Essen kochten. „Wir fanden verbrannte Knochen, verbranntes Holz und Aschereste. Und der Fels darunter – so Angelucci weiter – ist von der Hitze gerötet worden: Dies ist ein entscheidendes Detail, denn es zeigt uns, dass die Struktur sich in einer primären Position befindet. Feuer ist ein fundamentales Element in ihrem täglichen Leben. Es macht den Ort gemütlich und hilft der sozialen Interaktion. Es vermittelte vermutlich schon damals eine grundlegende Vorstellung von ‚Zuhause‘, vermutlich auch für die Neandertaler.“

Die Analyse der Funde offenbart die Ernährungsgewohnheiten der Neandertaler: „Wir fanden die Überreste und verbrannten Knochen von gekochten Ziegen, Hirschen, Pferden, Auerochsen (ausgestorbene Bullen), Nashörnern und Schildkröten, die wahrscheinlich auf ihren Panzern platziert und auf heißen Steinen geschmort wurden. (…) Fleisch stand auf der Speisekarte in dieser Binnenhöhle, aber in anderen Ausgrabungen in Höhlen mit Blick auf das westliche Mittelmeer in der Nähe von Cartagena (Spanien) wurden Überreste von Fischen, Muscheln und Weichtieren, sogar gerösteten Pinienkernen gefunden.“

Damit stützen die neuen Untersuchungen die Ergebnisse einer bereits 2020 im Fachjournal „Science“ veröffentlichten Arbeit der Forschenden, die zeigt, dass Neandertaler eine vielfältige Ernährung hatten. Die nun vorgestellte Studie anhand der Funde in Portugal zeigt nun aber zusätzlich, dass sie Feuer verwendet haben, um dieses Essen zuzubereiten.

Trotz aller Funde bleibt allerdings weiterhin unklar, wie die Neandertaler ihr Feuer entfachten: „Vielleicht haben sie es so gemacht wie in der neolithischen Zeit, indem sie Feuersteine gegeneinanderschlugen, um Funken auf einen Zunder zu werfen, wie zum Beispiel ein trockenes Nest. Dies ist eine prähistorische Technik, die bei der Untersuchung des Ötzis entdeckt wurde. Bisher haben wir jedoch keine Beweise dafür gefunden.“

Die Ausgrabung einer Reihe von Schichten, die 30.000 Jahre abdecken, gab den Archäologen jedoch die Gelegenheit, die Daten mit anderen Stätten in derselben Gegend zu vergleichen, die bis in das Jungpaläolithikum zurückreichen und eine jüngere Zeit umfassen, in der dann auch der Homo sapiens in der Gegend nachgewiesen wurde. „Wir haben keinen Unterschied festgestellt: Sie lebten in den Höhlen auf ähnliche Weisen. Ihre Fähigkeiten sind auch ein Zeichen von Intelligenz.“

Recherchequelle: Università degli Studi di Trento
© grenzwissenschaft-aktuell.de


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