Eine Freundin von mir, hat sich oft über ihren Lebenspartner beschwert und war oft ziemlich verzweifelt. Es hat ihr unheimlich viel Energie gekostet und manchmal erschien sie mir auch etwas stur und trotzig, was ihren eigenen Standpunkt angeht. Oft war sie kurz davor alles hin zu schmeissen.

„Er kommt zu spät nacht Hause, hat mir nicht die Wahrheit gesagt und macht immer wieder die gleichen Fehler – obwohl ich ihm schon so tausend mal erklärt habe, wie er es besser machen könnte.“

Doch wir können unsere Mitmenschen nicht zur Veränderung zwingen, das kann nur nach hinten los gehen.

[Tweet “ Wir selbst sind die Veränderung, die wir haben möchten!“]



Nach einem der vielen Gespräche habe ich gemeint, ob sie nicht aufhören möchte, ihn im akuten Streit per Sms mit Vorwürfen zu bombardieren. Sondern einmal wirklich aus der Negativschleife auszubrechen.

Oft braucht es Mut über unseren eigenen Schatten zu springen.
Wie würde er wohl reagieren wenn sie ihm folgende Botschaft mit auf den Weg gibt?!

„Ich habe gestern Abend zuHause auf dich gewartet und du bist später gekommen, ohne mir Bescheid zu geben oder erreichbar zu sein. Es hat mich echt gekränkt und erschüttert, dass ich so lange auch dich warten musste. Mir war regelrecht zum Heulen zumute, weil ich dachte, ich bin dir nicht wichtig genug. Ich habe mir schon die ärgsten Szenarien ausgemalt. Ich hatte mich auf dich gefreut weil ich unsere kostbare Zeit gerne mit dir alleine verbringe. Du kennst mich ja, und ich habe gerne einen konkreten Plan, wie sich unser Tagesablauf gestaltet – und möchte gerne die Kontrolle haben.Ich würde mir wünschen, dass du du mich das nächste mal rechtzeitig informierst, wenn dir etwas dazwischen kommt und wir stattdessen einen anderen Abend für uns planen. Wie siehst du das?“

Das ist gewaltfreie Kommunikation wie sie im Buche steht :-)

In der beschriebenen Situation meiner Freundin hat es schon Wunder gewirkt, statt Vorwürfen, die eigenen Gefühle offen zu legen und das einmal im Raum stehen zu lassen.
Kennzeichen der „Kuschelkommunikation“

Vom Du zum ICH

Du nimmst enorm viel Druck und Konfliktpotential aus deinen Unterhaltungen, wenn du auch in der Sprache bei dir bleibst. Deine Wahrnehmungen, Beobachtungen, Gefühle und Wünsche schilderst.

Sie ist bewertungsfrei

Alles was du erklärst solltest du nicht beurteilen, einfach deine Sicht der Dinge beschreiben. Das hilft ungemein dabei, dass dein Gegenüber überhaupt die Möglichkeit hat, die Welt aus deiner Brille zu sehen.

Sie kommt vom Herzen und ist aufrichtig gemeint

Gefühle berühren uns Menschen und lassen uns innehalten. Gefühle sind so stark, dass sie eher zur Veränderung führen, als die bloße Darlegung von Fakten. Es ist ein Zeichen von Stärke deine Gefühle offenzulegen. Wenn es für dich zu herausfordernd ist kannst du nachdem du deine Gefühle beschrieben hast, auch die Situation verlassen – um weiter zu reden, nachdem sich die Wogen geglättet haben.
Die vier Bestandteile der gewaltfreien Kommunikation

Beobachtung: Was geschieht in der Situation wirklich. Beschreibe die Situation aus deiner Sicht ganz neutral, ohne sie zu bewerten.
Gefühl: Wie geht es dir dabei? Was berührt dich? Wühlt dich etwas auf? Was spürst du gerade?
Bedürfnisse: Nach welchen zentralen Werten lebst du dein Leben? Welches Bedürfnis ist dir in der aktuellen Situation am wichtigsten? Das Bedürfnis nach Liebe, Nähe, Ordnung, Sicherheit?
Bitten: Damit dein Gegenüber seinem Verhalten auch tatsächlich eine andere Richtung geben kann, ist es wichtig auch einen Vorschlag von deiner Seite zu liefern.

Praktische Einsatzbereiche um gemeinsam besser zu schwingen

Wenn du die gewaltfreie Kommunikation gezielt einsetzt, wirst du dich selbst besser verstehen und ausdrücken können. Damit kannst du automatisch auch anderen Menschen ein guter Zuhörer sein und ihnen flexibel das geben, was sie aktuell brauchen.

Das schöne ist, dass diese Art der Kommunikation alle unsere Lebensbereiche enorm bereichern kann, beruflich sowie privat.

zB. beim Feedback geben, in Verhandlungssituationen, bei emotional geladenen Gesprächen in Beziehungen aller Art, bei immer wieder aufkeimenden Streitereien, im Coaching- und Beratungskontext, in der Kindererziehung, etc.

Du kannst es täglich trainieren, indem du Menschen bewusst zuhörst und die vier Anteile der Botschaft für dich herausfilterst. In einem Meeting wird dir nie wieder langweilig!

Für mich ist es die größte Challenge, auch wenn ich gerade leicht wütend oder gereizt bin, nicht in Widerstand oder Abwehr zu geraten. Sondern nocheinmal durchzuatmen und meine Bedürfnisse wertschätzend zu formulieren. Das hat mein Gegenüber und ich selbst verdient. Sonst hör ich von meinem Schatz (der das Geheimnis der GFK auch kennt), mit einem zynische Lächeln auf den Lippen nur allzu schnell: „ Na, geht das auch gewaltfrei?!“…

Kanntest du die gewaltfreie Kommunikation bereits? In welchem Kontext wendest du sie an, oder möchtest sie in Zukunft anwenden?



Sei bei dir – bleib bei dir