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Dissertation erforscht historischen Feenglauben in England:
Mittelalterliche Darstellung der „Fee Melusine“.
Copyright: Gemeinfrei
Exeter (Großbritannien) – Schon von jeher waren Menschen von der Existenz von Feen und Naturgeistern überzeugt. Spätestens seit dem späten Mittelalter verbreitete sich dann auch zusehends der Glaube daran, diese Naturwesenheiten auch im Sinne guter und böser Absichten durch Bann- und Zaubersprüche sich nutz- und dienbar machen zu können. An der University of Exeter geht nun ein Doktorand diesen Praktiken nach.
Im Rahmen seiner Dissertation will der Geschichtsstudent Samuel Gillis Hogan nicht nur die umfangreichen historischen Archive und Sammlungen der altehrwürdigen Universität nach alten Schriften über Bann- und Zaubersprüche sichten und sich dabei auf entsprechende Werke aus dem 15. bis 17. Jahrhundert konzentrieren.
Grundlage für den Glauben daran, man könne Feen und Elfen bannen und sich dienbar machen, war die gerade seit dem späten Mittelalter verbreitete Vorstellung, bei derartigen Wesen handele es sich um gefallene Engel, Geister Verstorbener oder den Überbleibseln der alten heidnischen Götter.
Historische Darstellung der Zauberwirkung eines Feenkreises
Während wir uns heute Feen und Elfen also meist nur noch lieblich tanzend und blumenpflückend tugendhaft vorstellen, war dies gerade in Folge der Reformation im 16. Jahrhundert oft ganz anders, wenn den Naturgeistern etwa das Entführen von Kindern, Schadenzauber oder das in die Irre oder gar den Tod leitende Verwirren unschuldiger Wanderer vorgeworfen wurde. Legenden vom Irrlicht, das im englischen Sprachraum den Beinamen „Will-o’-the-wisp” erhielt künden davon heute noch ebenso wie historische Darstellungen des „kleinen Volkes“, das durch seinen Ringtanz Menschen die Sinne nimmt, in den Wahnsinn treibt oder gar gänzlich ins Elfenreich entführt. Auch die Vorstellung von Nixen und Nymphen, die in Teichen und Seen Menschen in ihr nasses Grab locken, erzählen heute noch von den negativen Eigenschaften, die diesen Wesen zugeschrieben wurden.
„Das Irrlicht“, Radierung von Julius Mařák zusammen mit J. L. Schmidt nach einem Entwurf von H. Knorr. Vom Österreichischen Kunstverein, 1875
Vom Bann dieser Wesen erhofften sich die Menschen im Umkehrschluss dann also die Nutzbarmachung dieser Kräfte: „Feen galten als wundersame und schöne, zugleich aber auch sehr gefährliche Wesen“, zitiert DevonLive den Doktoranden. „Aber die Menschen wollten sich immer schon ihrer Macht und Dienste zum eigenen Nutzen bemächtigen. Dies aber nicht nur zum Schaden. So gibt es zahlreiche Fälle, in denen die Feen den Menschen ihre Heilkunst beibringen sollten.“
Während Hogans Arbeit nicht zum Ziel hat, die Existenz von Feen und Elfen zu beweisen, ermögliche das Studium des einstigen Glaubens an diese Naturgeister jedoch Einsichten und Erkenntnisse über die damaligen Vorstellung- und Glaubenswelten, Religion, Medizin, Wissenschaft und Philosophie. „Diese Geschichten berichten uns sehr viel über den Glauben der damaligen Zeit. Wenn wir diese Praktiken besser verstehen, können wir vielleicht auch besser nachvollziehen, warum der Glaube an die Existenz dieser Wesen damals ganz normal und den Menschen geradezu rational erschien. (…) Es ist sehr einfach, auf all das zurück zu schauen und diese Glaubensvorstellungen als Aberglaube oder primitiv zu belächeln. Ihr Studium kann uns aber auch vor Augen halten, dass unsere heutigen Weltbilder nur einige unter vielen sind.“
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Neue Erkenntnisse über die Entstehung von Feenkreisen:
Sog. „Feenkreise“ aus der Luft.
Copyright: Stephan Getzin
Göttingen (Deutschland) – Runde kahle Flächen, umsäumt von einem Saum deutlich stärkeren Pflanzenwuchses lassen Menschen schon von jeher über deren Entstehung und Herkunft rätseln. Göttinger Wissenschaftler gehören zu den führenden Erforschern der sogenannten „Feenkreise“ und haben nun ihre neusten Erkenntnisse vorgestellt, die erneut ihre Erklärung – laut der es sich um ein Phänomen durch Selbtsorganisation der Pflanzen handelt bzw. Feenkreise vielmehr sogar durch abiotische Prozesse entstehen – stützen.
Waren es im Volksglauben zunächst die Götter und eben die namensgebenden Feen, die für die unzähligen Kreisgebilde in der Namib-Wüste verantwortlich gemacht wurden, galten Feenkreise in Namibia lange Zeit als rein afrikanisches Phänomen. Erst 2014 entdeckten Forscher dann Feenkreise erstmals auch außerhalb Afrikas in der Nähe der Bergarbeiterstadt Newman in Australien (…GreWi berichtete). Trotz einer Entfernung von rund 10.000 Kilometern weisen beide Vorkommen ein identisches räumliches Muster auf, was sie zu direkten „Verwandten“ macht.
Lange Zeit galten Termiten als alleinige Erklärung für die namibischen Feenkreise. Dann jedoch zeigten Untersuchungen anderer Wissenschaftler, dass sich in vielen Feenkreisen gar keine Hinweise auf die Aktivität der Insekten finden ließen, weswegen die beteiligten Forscher Selbstorganisation der um Wasser-Ressourcen konkurrierenden Pflanzen als neue Lösung des Rätsels um die Feenkreise präsentierten (…GreWi berichtete).
Während die Theorie zur Selbstorganisation der Pflanzen zwar im theoretischen Modell erstaunlich passende Verteilungsmuster der tatsächlichen Kreise produziert und dieses Verteilungsmuster auch dem anderer Selbstgeordneter Strukturen in der Natur entspricht (…GreWi berichtete), konnte es in der Praxis noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Hingegen verweisen die Vertreter der Termiten-Theorie auf bereits an zahlreichen Feenkreis-Orten durch Grabungen und andere Spuren nachgewiesene Termiten-Aktivität (…GreWi berichtete 1, 2)
Wissenschaftler um Dr. Stephan Getzin von der Universität Göttingen sind nun gemeinsam mit Kollegen aus Australien und Israel der Ursache nun mit Bodenuntersuchungen und Drohnenaufnahmen auf den Grund gegangen. „Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Feenkreise in Australien durch Prozesse wie die Verwitterung der Böden durch Starkregen, extreme Hitze und Verdunstung entstanden sind“, berichtet die Presseinformation der Universität. Die gewonnenen Daten sprechen einmal mehr gegen einen kausalen Zusammenhang zu unterirdischen Termitenbauten.
Zum Thema
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gruben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun östlich von Newman auf einer Länge von zwölf Kilometern insgesamt 154 Löcher in 48 Feenkreise, um den möglichen Einfluss von Termiten neutral und systematisch zu bewerten. Mithilfe von Drohnen kartierten sie Flächen von 500 mal 500 Metern, um typische Vegetationslücken – wie sie Erntetermiten in weiten Teilen Australiens verursachen – mit den typischen Feenkreislücken zu vergleichen. Darüber hinaus untersuchten sie die Bodenverhältnisse im Gebiet der Feenkreise und in angrenzenden Referenzflächen, wo über weite Bereiche gar kein Gras wächst.
Die Ergebnisse dieser Studie haben Getzin und Kollegen aktuell im Fachjournal „Ecosphere“ (DOI: 10.1002/ecs2.2620) veröffentlicht und berichten darin: „Die von Erntetermiten verursachten Vegetationslücken sind nur etwa halb so groß wie die Feenkreise und deutlich weniger geordnet“, erläutert Getzin. „Auch harte unterirdische Termitennester, die anderswo in Australien das Graswachstum verhindern, haben wir in den meisten Fällen keine gefunden.“ Die hohen Bodenverdichtungen und Lehmanteile in den untersuchten Feenkreis- und vegetationslosen Referenzflächen sind nach Ansicht der Forscher hingegen Indizien dafür, dass die Feenkreise durch abiotische Prozesse wie mechanische Verwitterung der Böden durch Starkregen in Zyklonen, extreme Hitze und Verdunstung gebildet werden.
„Insgesamt zeigt unsere Studie, dass Termitenbaue zwar im Gebiet der Feenkreise auftreten können, die reine lokale Korrelation zwischen Termiten und Feenkreisen jedoch keinen kausalen Zusammenhang hat“, so Getzin. „Für die Bildung der markanten Feenkreismuster sind somit keine destruktiven Mechanismen notwendig, wie sie von Termiten verursacht werden, sondern hydrologische Boden-Pflanzen-Interaktionen sind alleine ausreichend.“
Ovale Riesen-Feenkreise bilden eine Kettenstruktur entlang einer Drainagelinie in Namibia.
Copyright: Google Earth (oben), Stephan Getzin (unten)
In Namibia hatte sich die Forschung bislang hingegen auf typische Feenkreise in homogenen Landschaften konzentriert. Mit Unterstützung der Schimper-Stiftung legten die Wissenschaftler um Getzin nun auch hier in einer Pilotstudie erstmals den Fokus auf „außergewöhnliche Feenkreise“ in untypischer Umgebung, um die existenziellen Grenzbedingungen der Kreise zu verstehen. Mithilfe von Google Earth machten sie ungewöhnliche Kreise ausfindig – riesige mit mehr als 20 Meter Durchmesser, kettenförmige ovale von mehr als 30 Metern Länge in Drainagelinien (s. Abb.), Kreise in Autospuren sowie Kreise in besonders trockenen, gestörten oder von Wolfsmilchgewächsen benachbarten Gebieten.
Über die Ergebnisse dieser Untersuchungen berichtet Getzin gemeinsam mit Hezi Yizhaq vom Blaustein Institute for Desert Research an der Ben-Gurion University of the Negev „Journal of Arid Environments“ (DOI: 10.1016/j.jaridenv.2019.01.017): „Hier haben unsere Untersuchungen zur Bodenfeuchte gezeigt, dass die Feenkreise unter solch heterogenen Bedingungen weniger als Wasserspeicher fungieren als unter typischen homogenen Bedingungen, wo sie extrem stark geordnet sind“, so Getzin. Die Wissenschaftler wollen mit dieser Arbeit ein neues Themenfeld eröffnen, da sie sich von „außergewöhnlichen“ Feenkreisen weitere Erkenntnisse über die Entstehung und Erhaltung der Feenkreise erhoffen.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Weitere Studie stützt Selbstorganisations-Hypothese als Erklärung für Feenkreise 29. März 2017
Termiten und Pflanzenwuchs gemeinsame Ursache der Feenkreise 19. Januar 2017
Australiens Feenkreise doch das Werk von Termiten? 9. September 2016
Feenkreise erstmals auch außerhalb Afrikas entdeckt 16. März 2016
Verteilungsmuster der Namibischen Feenkreise gleicht dem von Hautzellen 8. April 2015
Neue Studie: Namibische Feenkreise doch nicht das Werk von Termiten 21. Mai 2014
Computermodell von Pflanzen- und Wurzelwachstum erklärt Afrikas „Feenkreise“ 27. Juni 2013
Erneute Kontroverse um Entstehung der Namibischen Feenkreise 29. März 2013
Studie offenbart „Lebenszyklus“ der Namibischen Feenkreise 30. Juni 2012
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Kontroverse um Feenkreise: Forschungsteam widerlegt Euphorbia-Hypothese:
Drohnenaufnahme der Feenkreise und eines einsamen Baumes in den Giribes Plains. Hunderttausende von Feenkreisen kommen in der Giribes vor, ohne dass Büsche der Euphorbia damarana in der Nähe sind.
Copyright: Dr. Stephan Getzin
Göttingen (Deutschland) – Zwar ist grundsätzlich bekannt, dass es für die sogenannten Feenkreise in der Namib-Wüste eine natürliche Erklärung gibt, doch welche genau das ist, darüber sind sich Wissenschaftler bis heute immer noch nicht ganz einig. Eine der ersten Theorien darüber, was kreisförmig die Graslandvegetation entfernt und verhindert, wurde nun von einem Forschungsteam der Universität Göttingen widerlegt.
Bereits 1979 veröffentlichte der südafrikanische Botaniker Theron G.K. Theron die ersten Forschungen über Entstehung der sogenannten Feenkreise. Seine Hypothese war, dass giftige Substanzen aus den Blättern der Euphorbia damarana die Feenkreise verursachen. Im Rahmen einer neuen Studie fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen und des Gobabeb Namib Research Institute die ursprünglichen Euphorbia-Pflanzen, die Teil von Therons Studie waren. Vier Jahrzehnte nach Therons Überlegungen sind die Forschenden nun in der Lage, seine ursprüngliche Hypothese schlüssig zu widerlegen.
Wie das Team um Dr. Stephan Getzin von der Abteilung Ökosystemmodellierung an der Universität Göttingen aktuell im Fachjournal „BMC Ecology and Evolution“ (DOI: 10.1186/s12862-021-01834-5) berichtet, bemerkte Theron in den späten 1970er Jahren in der Giribes-Region im Nordwesten Namibias mehrere absterbende und sich zersetzende Euphorbia-Büsche. „Er schlug daher vor, dass giftige Substanzen aus den Blättern dieser Pflanze die Gräser abtöten und Feenkreise hervorrufen könnten, und seine Hypothese wurde 1979 veröffentlicht“, erläutert die Pressemitteilung der Universität Göttingen.
Im Rahmen der aktuellen Studie kehrten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dasselbe Gebiet zurück und konnten die ursprünglichen Metallstäbe ausfindig machen, mit denen der Forscher die Pflanzen markiert hatte. Im Jahr 2020 dokumentierte das Team diese abgelegenen Standorte dann zum ersten Mal im Detail, wobei es sowohl bodengestützte Fotografien als auch hochauflösende Drohnenbilder und historische Satellitenaufnahmen verwendete.
In der aktuellen Untersuchung zeigt das Forschungsteam nun, dass sich keiner der markierten Euphorbien-Standorte zu einem Feenkreis entwickelte, stattdessen aber um alle Metallstäbe sogar langlebige Grasbüschel wuchsen. „Dies widerspricht der Hypothese, dass die Gifte der Euphorbien das Wachstum anderer Pflanzen hemmten, weil diese Gräser überlebten. Da die Euphorbien-Hypothese besagt, dass nur abgestorbene und verrottende Büsche einen kahlen Fleck hervorrufen würden, maßen die Forschenden auch die Größe der absterbenden Euphorbien und verglichen sie mit den Größen der Feenkreise in denselben Untersuchungsparzellen.“
Ein vitaler Euphorbia-damarana-Busch, der am Rande eines viel größeren Feenkreises in der Region Brandberg wächst. Die Größenverteilung der abgestorbenen Sträucher stimmte nicht mit den Größen der Feenkreise in der Studie überein.
Copyright: Dr. Stephan Getzin
Außer in der Giribes wurde dieser zweite Teil der Studie auch am Brandberg durchgeführt. In beiden Regionen konnten die Durchmesser der zerfallenden Euphorbien weder die Größen der viel kleineren, noch der viel größeren Feenkreise erklären. In einem dritten Teil der Studie wurden die räumlichen Muster der Feenkreise direkt mit den Mustern der Euphorbien in denselben Gebieten verglichen, um einen möglichen Zusammenhang zwischen beiden Verteilungen in den Regionen Giribes, Brandberg und Garub zu untersuchen. „Die Muster von Büschen und Feenkreisen stimmten jedoch nicht überein“, so die Forschenden. „In vier von fünf Parzellen unterschieden sich die Muster signifikant, wobei die Kreise regelmäßig verteilt waren, während die Euphorbien überwiegend geklumpt auftraten. Folglich ist der Prozess, der das Muster der Feenkreise erzeugt, ein anderer als der, der das Muster der Euphorbien erzeugt.“
Abschließend erläutert Getzin; „Als Theron vor mehr als vier Jahrzehnten seine ursprüngliche Euphorbien-Hypothese veröffentlichte, war er ein Pionier in der Feenkreis-Forschung: Damals war fast nichts über sie bekannt. Heute jedoch sehen wir das langfristige Ergebnis seines frühen Experiments und müssen – basierend auf unseren detaillierten Feldbeobachtungen – die Euphorbien-Hypothese verwerfen. Das Widerlegen von Hypothesen über den Ursprung von Feenkreisen ist ein wichtiger Schritt zur Lösung ihres Rätsels, weil es unser wissenschaftliches Verständnis voranbringt. Es ermöglicht uns, wahrscheinlichere Mechanismen zu identifizieren, die diese erstaunlichen Formationen sowie andere faszinierende biologische Phänomene erklären.“
Quelle: Universität Göttingen
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Forschungsteam entschlüsselt Geheimnis der namibischen Feenkreise:
Drohnenaufnahme eines Autos im NamibRand-Naturreservat, eine der Feenkreisregionen in Namibia, wo die Forscher Gräser, Bodenfeuchte und Infiltration untersuchten (April 2022).
Copyright: Dr. Stephan Getzin
Göttingen (Deutschland) – Jahrhunderte stellten kreisrunde kahle Flächen und Lücken in den Grasländern Namibias Einheimische und Reisende vor ein Rätsel – ließen sie über Götter und Feen als Ursache spekulieren. Seit Jahrzehnten debattieren auch Wissenschaftler über die „Feenkreise“, die neben der Namib mittlerweile auch in Australien entdeckt wurden. Jetzt erklären Forschende der Universität Göttingen, auch diese Debatte beigelegt und das Geheimnis der Feenkreise in Namibia gelöst zu haben.
Wie das Team um Dr. Stephan Getzin und Sönke Holch von der Abteilung für Ökosystemmodellierung an der Universität Göttingen aktuell im Fachjournal „Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics“ (DOI: 10.1016/j.ppees.2022.125698) berichtet, lauteten bislang die beiden Haupttheorien: Entweder waren Termiten dafür verantwortlich, oder die Pflanzen organisierten sich irgendwie selbst.
In Folge zweier außergewöhnlich guter Niederschlagsperioden in der Namib-Wüste konnten die Forschenden um Getzin nun zeigen, „dass die Gräser innerhalb der Feenkreise unmittelbar nach dem Regen abstarben, aber Termitenaktivität nicht die Ursache für die kahlen Flecken war.“ Stattdessen zeigen kontinuierliche Bodenfeuchtemessungen, dass die umgebenden Gräser zwischen den Feenkreisen das Wasser innerhalb der Kreise stark dezimierten und dadurch wahrscheinlich das Absterben der Gräser innerhalb der Feenkreise verursachten.
Nach sporadischen Regenereignissen in zehn Regionen der nambib-Wüste untersuchten die Getzin und Kollegen die Umstände des Absterbens der Gräser in den Feenkreisen direkt nach den Regenfällen, die ja eigentlich neues Wachstum der Gräser auslösen. Sie betrachteten die Gräser, ihre Wurzeln und Triebe sowie mögliche Wurzelschäden durch Termiten. Zusätzlich installierten sie Bodenfeuchtesensoren innerhalb und außerhalb der Feenkreise, die alle 30 Minuten den Bodenwassergehalt aufzeichneten. Auf diese Weise konnten die Forschenden von der Trockenzeit 2020 bis zum Ende der Regenzeit 2022 zeigen, wie sich das Wachstum der neu aufkommenden Gräser außerhalb der Kreise auf das Bodenwasser in und um die Kreise herum auswirkte.
Die Daten zeigen nun, „dass die Gräser innerhalb der Feenkreise etwa zehn Tage nach den Regenfällen bereits abzusterben begannen und in den meisten Innenbereichen der Kreise kein neues Gras keimte. Zwanzig Tage nach den Regenfällen waren die Gräser innerhalb der Kreise vollständig abgestorben und gelblich gefärbt, während die umliegenden Gräser außerhalb der Feenkreise vital und grün waren.“
Als die Forscher die Wurzeln der Gräser innerhalb der Kreise untersuchten und sie mit denen der grünen Gräser außerhalb der Feenkreise verglichen, stellten sie fest, „dass die Wurzeln innerhalb der Kreise genauso lang oder sogar länger waren als die außerhalb. Dies deutet darauf hin, dass die Gräser auf der Suche nach Wasser waren.“ Allerdings fanden die Forscher keine Hinweise darauf, dass sich Termiten von den Wurzeln ernährten. Erst fünfzig bis sechzig Tage nach den Regenfällen wurden die Wurzelschäden an den abgestorbenen Gräsern deutlicher sichtbar.
Hierzu erklärt Stephan Getzin: „Da die Gräser unmittelbar nach dem Regen abstarben, ohne dass es Anzeichen dafür gab, dass sich Insekten von den Wurzeln ernährt hatten, konnten wir zeigen, dass Termiten für das Absterben nicht verantwortlich sind. Außerdem blieben die meisten Innenbereiche der Feenkreise von Anfang an kahl, also gab es nicht einmal Biomasse, von der sich die Termiten hätten ernähren können.“
Die Wurzeln der gelblich abgestorbenen Gräser innerhalb der Feenkreise sind genauso lang und unbeschädigt wie die Wurzeln der vitalen grünen Gräser außerhalb der Kreise. Es gab keine Anzeichen von Termitenaktivität.
Copyright: Dr. Stephan Getzin
Die Analyse der Daten über die Schwankungen der Bodenfeuchtigkeit zeigte zudem, „dass der Rückgang des Bodenwassers innerhalb und außerhalb der Feenkreise nach den ersten Regenfällen, als die neuen Gräser noch nicht stark nachwuchsen, sehr langsam war. Waren die Gräser außerhalb jedoch gut gewachsen, sank das Bodenwasser in allen Bereichen sehr schnell, obwohl es innerhalb der Kreise fast keine Gräser gab, die das Wasser aufnehmen konnten. Unter der starken Hitze in der Namib transpirieren die Gräser ständig und verlieren Wasser. Daher bilden sie um ihre Wurzeln herum ein Bodenfeuchtigkeitsvakuum und das Wasser wird zu ihnen hingezogen. Unsere Ergebnisse stimmen stark mit Untersuchungen überein, die gezeigt haben, dass das Wasser in diesen Böden schnell und horizontal diffundiert, selbst über Entfernungen von mehr als sieben Metern.“
Abschließend erläutert der Wissenschaftler: „Indem sie stark gemusterte Landschaften aus gleichmäßig verteilten Feenkreisen bilden, wirken die Gräser als Ökosystemingenieure und profitieren direkt von der Wasserressource, die durch die Vegetationslücken bereitgestellt wird. In der Tat kennen wir ähnliche selbstorganisierte Vegetationsstrukturen aus verschiedenen anderen Trockengebieten der Welt, und in all diesen Fällen haben die Pflanzen keine andere Chance zu überleben, als genau in solchen geometrischen Formationen zu wachsen.“
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben Auswirkungen auf das Verständnis ähnlicher Ökosysteme, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, da die Selbstorganisation der Pflanzen negative Auswirkungen der zunehmenden Austrocknung abpuffert.
https://www.sciencedirect.com/science/ar...03?dgcid=author
Recherchequelle: Universität Göttingen
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