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https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Tollkirsche
Die Tollkirsche (Atropa belladonna)
Brauchtum und Überlieferung:
Tollkirschen spielen, besonders im südöstlichen Raum Europas, im Liebeszauber eine Rolle, sollen sie doch die sexuelle Bereitschaft des Mannes dämpfen, dagegen die Frauen erregen – eine Ausnahme, die interessanterweise durch pharmakologische Forschung untermauert wird. In Siebenbürgen, wo die Pflanze „mantreguna“ genannt wird, tragen die Mädchen Tollkirschenwurzel am Busen, um die Burschen an sich zu ziehen. Die Wurzel macht ihren Träger bei Jung und Alt beliebt; deshalb wird sie als Glückspflanze auch in den Hausgärten kultiviert. Man pflanzt sie an einer den Blicken anderer nicht zugänglichen Stelle vor Sonnenaufgang unter Besprechung mit einer Zauberformel in einem Loch, in das man zuvor ein Geldstück, ein Stück Brot und etwas Salz gelegt hat.
Die Tollkirsche im Garten ist bei den Rumänen in der Bukowina der Sitz des Hausgeistes; man darf sie nicht ausgraben, sonst stirbt die Hausfrau oder das Hausmädchen. Die Wurzel einer freiwachsenden Tollkirsche verleiht einem Mädchen, das den Burschen gefallen und beim Tanz die erste sein will, Zauberkräfte; sie muss die Wurzel aber an einem Sonntag im Fasching graben, sie dann auf dem Haupte heimtragen und dabei weder streiten noch das Vorhaben erklären; am Grabungsort muss sie Brot, Salz und Branntwein als Opfer für den Pflanzengeist zurücklassen.
Unter Hersagen bestimmter Zaubersprüche lassen sich Liebestränke aus der Tollkirsche brauen; auch mischt man die getrockneten Beeren dem Liebhaber in Speis und Trank. Diebe verraten sich, wenn man dem Verdächtigen eine Tollkirschenabkochung unter die Speise mischt: hat er wirklich gestohlen, so wird er es jetzt bekennen.
In der Volksheilkunde wurde die Tollkirsche gegen die Gicht angewendet; dazu musste sie von einem Menschen des jeweils anderen Geschlechts, der bereits über 60 Jahre alt war, nach Sonnenuntergang gegraben werden. Nach solchem Trank wird der Kranke zuerst tobsüchtig; nach einer Stunde vergeht der Anfall und mit ihm die Gicht. In der Bukowina wurde die „Wolfskirsche“ zu Abtreibungen benutzt, in Westböhmen gegen die Tollwut.
Nicht selten wurden mit der Tollkirsche Giftmorde verübt. So sollen die Schotten Tollkirschensaft unter ein Getränk gemischt haben, mit welchem das Kriegsheer des Dänenkönigs Sveno eingeschläfert und dann durch einen Überfall bezwungen wurde.
Am Niederrhein heissen die Früchte der Tollkirsche heute noch „Walkerbeeren“, da jeder, der sie zu sich genommen hatte, den Walküren zum Opfer gefallen war.
Im Mittelalter schminkten sich die schönsten Venetianerinnen mit Tollkirschensaft. Ausserdem wurde er als kosmetisches Hilfsmittel zur Vergrösserung der Pupillen (bella donna = schöne Frau) genutzt, d.h. schöne, tiefe Augen, um den Preis eines nur verschwommenen Sehens. Der Gattungsname „Atropa“ leitet sich ab von Atropos, einer der drei Moiren der griechischen Sage, welche den Lebensfaden des Menschen abschneidet.
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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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