Zaubersprüche / Dämonenbeschwörung:
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Zaubersprüche / Dämonenbeschwörung:

in Cumhachd - Damhain Alla: 01.02.2010 15:37
von Atlan • Nexar | 15.551 Beiträge

Wenn man Magie anwendet, sollte man sein Ziel kennen und auch möglichst den Weg dorthin.
So betrachtet ist die Formulierung eines Rituals, eines Spruches oder einer Anrufung sehr wichtig.
Daher widme ich dem einen eigenen Artikel.

Am Anfang:

Man könnte sagen: Je wichtiger ein Zauberziel ist, mit umso mehr Aufwand sollte man es laden.
Das ist ein Signal an das Unterbewusstsein.
Wenn ich nur mit dem Finger schnippe, weiß mein Unterbewusstsein,
dass die Sache nicht allzu wichtig sein kann.
Es klappt dann vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Wenn ich mich hingegen tagelange mit dem kommenden Ritual beschäftige
und mich um Details kümmere, dann signalisiere ich damit meinem Unterbewusstsein,
dass dieses Ziel eine wichtige Sache ist.
Entsprechend erhöhe ich damit die Chancen auf ein Gelingen.

Zielkennung – Zielformulierung:

Bevor wir loslegen, kommt das Wichtigste überhaupt.
Was wollen wir ?
Wer zaubert, ohne das Ziel zu kennen, zu benennen und exakt zu formulieren,
darf sich nicht über lustige, seltsame oder chaotische bis unschöne Ergebnisse wundern.

Erste Grundlage: Das Ziel kennen.
Zweite Grundlage: Das Ziel lückenlos formulieren.
- Diese beiden Punkte gehen meist Hand in Hand.

Man stelle sich mal das folgende böse Beispiel vor!
Man braucht dringend Geld, weil es sonst mit der Miete nächsten Monat knapp wird.
Also legt man einen Schnellzauber zwecks Geldbeschaffung hin.
Die Formulierung hält man ganz simpel. "Genügend Geld für die nächste Miete."

Dieser Schuss ging schon allzu oft in die falsche Richtung los.
Was denn, wenn ein geliebtes Familienmitglied stirbt und man das Geld als Erbe erhält?
Oder wie wäre es mit einem Unfall und dem darauf folgenden Versicherungsgeld?
Ich schätze, man erkennt, was ich damit sagen will.


Negierungen.

Wir verwenden keine Negierungen wie: Nichts, keine, niemals, nein, etc.
Das Unterbewusstsein klammert in den allermeisten Fällen Negierungen kurzerhand aus.
In dem Fall würden wir beispielsweise anstatt "Ich rauche nicht mehr" ein "Ich rauche mehr" zaubern.
Das Ergebnis wäre sicher nicht das, was man gemeint hat.

Geübte können auch schon mal mit Negierungen arbeiten.
Aber diesen ist bewusst, dass der magische Aufwand sich damit mehr als verdoppelt.
Denn das, was weg soll, muss zuerst heran geholt werden, um dann wieder gebannt zu werden.
Das ist Energieverschwendung.
Es geht einfacher durch positive Formulierung.

Zeit:

Die nächste Regel ist die Zeitregel. Das Unterbewusstsein ist zeitlos.
Wenn wir eine Formulierung in die Zukunft legen, holen wir uns selbst niemals ein.
Das ist wie mit dem Hund, der seinen eigenen Schwanz im Kreis jagt. Nicht sehr sinnvoll.

Beispiel "Ab Morgen geht es mir gut."
Nun, wenn für dich der nächste Tag zum Jetzt geworden ist,
so ist dein Unterbewusstsein immer noch auf Morgen programmiert.
Es wartet Tag um Tag auf den nächsten Morgen und nichts tut sich.

Also immer in der Gegenwart formulieren
"Es geht mir ab jetzt besser." Oder einfach: "Es geht mir besser."

„Ich will“:

"Ich will!" Das ist gut für klassische Ritualmagier, die auf den Ausdruck des Willens
viel Wert legen oder trotzige Kinder, die mit den Füßchen stampfen.

Denkt mal nach ! Wann sagt man "Ich will"?
Doch nur, wenn man etwas will, was man nicht hat.
Und wie oft funktioniert es, seinen Willen in dieser verbalen Form auszudrücken?
Eigentlich nur, wenn man eh schon gewonnen hat.
Wozu in dem Fall also noch Magie einsetzen?

Und wenn wir etwas wollen, das schwieriger zu erhalten ist
und wir uns deswegen dazu entschlossen haben, mit Magie nachzuhelfen,
was soll es da noch helfen, das zu betonen, was man sowieso schon weiß?
Dass man das, was man will, noch nicht hat?

Genau genommen dient die Formulierung eines "Ich will"
innerhalb eines magischen Rituals lediglich dazu, die Tatsache zu untermauern,
dass man das Gewünschte eben NICHT hat. Und das wissen wir ja nun schon.

Die Formulierung "Ich will" ist ein sinnloser und energievergeudender Umweg.
Je mehr Kraft wir in ein "Ich will" legen, umso härter wird nur die Realität,
in der wir das Gewünschte nicht haben.

Mit "Ich will" verfestigen wir einen bereits bestehenden Ist-Zustand.

Also Finger weg von "Ich will"-Formulierungen!
Allenfalls kann ein "Ich will" als Synonym für ein Versprechen eingesetzt werden,
das wir bei magischen Abmachungen einsetzen.
Wobei ich auch in diesem Fall empfehlen würde, das "Ich will" zu meiden
und lieber beim "Ich verspreche" zu bleiben. Das macht die Sache eindeutiger.

Genau – aber nicht einengend.

Wenn das Ziel erstmal formuliert und der Zauber mit dieser Intention gewirkt ist,
wird es schwieriger, falsche oder ungenaue Formulierungen zurückzunehmen.

Deshalb kann ich nur empfehlen, lieber mehr als genug Zeit auf die korrekte Formulierung zu verwenden
und sie möglichst auch noch wenigstens einmal zu überschlafen.

Ich zeige euch ein Beispiel.

Anfang der 90er war ich arbeitslos und brauchte ganz dringend einen Job.
Einer befreundeten Hexe ging es gleich.
Davon erfuhr ich aber erst später, als wir unsere diesbezüglichen Erfahrungen austauschten.

Sie hatte sich um einige Stellen beworben.
Eine davon gefiel ihr speziell.
Sie hat ihren Zauber ganz gezielt auf diesen Job gelegt:
"Ich habe diesen Job bei der Firma so und so."

Schon nach zwei Tagen bekam sie einen Anruf, dass man sich für sie entschieden hätte.


Auch ich selbst hatte mich schon bei einigen Firmen vorgestellt gehabt.
Darunter auch welche, die mir gefielen
. Trotzdem wollte ich in meiner Formulierung nicht so eng werden und mir Möglichkeiten offen lasse.
Ich handhabe das eigentlich immer so.

Meine Formulierung lautete:
"Ich habe einen Job gefunden, der genau zu mir passt, interessant ist, mich motiviert und befriedigt."
Damit hatte ich umschrieben, was ich vom Job erwarte, den Fokus aber branchentechnisch nicht eingeschränkt.
Ich bekam meinen neuen Job innerhalb von fünf Tagen und zwar auf einem damals eher ungewöhnlichen Weg.

Das Ergebnis bei meiner Bekannten:
Sie entdeckte nach knappen zwei Wochen zahllose Haken an ihrem neuen Job
und nach drei Monaten war sie vom Arbeitsklima derart entnervt,
dass sie am Ende der Probezeit freiwillig wieder ausstieg.

Das Ergebnis bei mir:
Ich kam durch "Zufall" an einen Job in einer Branche,
an die ich mich normalerweise eigentlich gar nicht ran getraut hätte.
Es war super interessant. Ich war hoch motiviert. Es war spannend und befriedigend.
Und ich habe sehr viel gelernt. Ich blieb da knapp sieben Jahre.

Was ich damit sagen will:

Es braucht etwas Fingerspitzengefühl, eine Formulierung so zu verfassen,
dass man das bekommt, was man wirklich braucht.
Es ist eine Balance von genauem Definieren und Offen lassen.
Aber ich denke, an meinem Beispiel sieht man schon gut, was gemeint ist.

Grundsätzlich gilt, je weiter man ein Ziel einengt,
umso mehr andere Lösungsmöglichkeiten klammert man aus.

Das Prinzip funktioniert bei allen Zielen. Lasst den Weg offen!

Sichert euch nur gesundheitlich und emotional ab und überlasst den Rest der Magie!
Vertraut eurem Unterbewusstsein – oder wenn ihr mit Wesenheiten arbeitet
– euren Göttern, Naturgeistern, Engeln oder was auch immer.
Wenn ihr ihnen nicht traut, ist sowieso etwas falsch.

Zaubersprüche sind Kraftworte:

Es führt einem Zauber zusätzliche Kraft zu, wenn wir ein Zauberziel in Form eines Spruchs formulieren.
Poesie und Sprache sollten als magische Kraft nicht unterschätzt werden.
Außerdem versetzt das Intonieren eines Spruchs uns schon stark in den sogenannten magischen Modus.

Die berühmten Zauberbücher mit Sprüchen aus den diversen Fernsehserien und Filmen,
die bei jedem immer und dasselbe bewirken würden, die gibt es nicht.

Verwechselt Märchen und Fiktion nicht mit der Wirklichkeit!

Selbstverständlich kann man sich sein eigenes Zauberspruchbuch anlegen.
Aber das ist eine ganz andere Kategorie.
In dem Fall reden wir von Sprüchen, die man selbst geschrieben hat.
Idealerweise schreibt man auch gleich dazu, wie gut oder schlecht ein Spruch
unter welchen Umständen und in Begleitung welcher Rituale und Ritualgegenstände gewirkt hat.

Ein Zauberspruch ist ein typischer Fall fürs persönliche Grimoire.

Wie alles andere in der Magie dienen uns die Zaubersprüche
nur zur Kanalisierung der unterbewussten Energien.
Allerdings halte ich persönlich Zaubersprüche für eines unserer schönsten Instrumente.
Das hat sicher mit meiner großen Sprach- und Musikliebe zu tun.

Dialekt?

In einem Forum las ich mal die Frage, warum Zaubersprüche meist in Hochdeutsch
und sozusagen nie in Dialekt gesprochen werden. Das hat zwei Gründe.


Der erste Grund ist ganz einfach, dass man die Sprüche im Hochdeutschen besser austauschen kann.
Weiß irgendwer eigentlich, wie viele deutsche Dialekte es im gesamten deutschsprachigen Raum gibt?
Das würde mich mal interessieren

Der zweite Grund liegt an der Stimmung.
Es wird vorgeschlagen, sich einen festen Ritualplatz zu schaffen.
Es wird vorgeschlagen, sich vor einem Ritual zu reinigen und besondere Kleider anzuziehen.
Dies soll unter anderem dazu dienen, den Moment der Magie vom Alltag abzugrenzen.
Warum sollten wir damit ausgerechnet bei der Sprache aufhören?

Ganz im Gegenteil halte ich das Hochdeutsche für eine super Gelegenheit
für alle Dialekt sprechenden Zaubertätigen.
Unsere Formeln und Sprüche im Hochdeutschen zu sprechen,
trägt zur Stimmung des Besonderen bei einem Ritual bei.
Durch das Hochdeutsche grenzen wir uns zum Alltag ab
und bringen uns gefühlsmäßig mehr ins Magische hinein.

Bitte versteht das nicht als Bedingung!
Jeder der sich mit Dialekt wohler fühlt, soll dabei bleiben!
Jeder soll es so halten, wie es ihm am Besten geht.
Irgendwie ist es doch auch ein bisschen schade, dass es kaum Dialektsprüche gibt.
Allerdings sollte es kein Problem darstellen,
Sprüche innerhalb der deutschen Sprache von einem Dialekt in andere zu übertragen.

Fazit:

Sich die Zeit zu nehmen und sich auch selbst lange Gedanken
über das Ziel eines Zaubers zu machen, verstärkt die Energie.
Sich damit zu beschäftigen und nicht nur eine genaue,
sondern auch noch eine schöne oder gar poetische Formulierung zu schreiben,
verstärkt die Kraft des Zaubers in einem Masse, das man nicht unterschätzen sollte.

Ich selbst habe große Freude daran, immer neue Zaubersprüche zu entwickeln.
Diese Freude wünsche ich jedem, der sich selbst auch damit beschäftigt.

Elli

www.hexenstern.org

*


Im Artikel der letzten Ausgabe unserer Zeitung habe ich über Dämonen im Allgemeinen,
ihre Erscheinungsform und Definition in verschiedenen Kulturen sowie über
ihre Bedeutung in Magie und Hexerei geschrieben.
Der nun folgende Artikel soll sich näher mit praktischer Dämonologie beschäftigen:
der Beschwörung und magischen Arbeit mit Dämonen.

Wie schon in der letzten Ausgabe angedeutet,
gehört die Dämonenbeschwörung zu einer der ältesten magischen Praktiken überhaupt.
Bereits in der antiken Kultur Mesopotamiens lassen sich Hinweise
auf die Beschwörung von Wesenheiten finden, die wir heute als Dämonen bezeichnen würden.
Teile des antiken Dämonenglaubens aus Mesopotamien und Ägypten
flossen vermutlich in die jüdische Kultur und in den Mittelmeerraum ein,
wodurch sich später komplexere magische Praktiken entwickelten.


Viele der alten Zauberformeln beschäftigen sich jedoch eher mit Selbstschutz
und der Bannung von Dämonen, anstatt sie für persönliche Zwecke herbeirufen zu wollen.
Die bis heute im Westen überlieferte magische Dämonologie
schöpft hauptsächlich aus kabbalistischen und hermetischen Lehren.
Die in den klassischen Grimoires, zum Beispiel der Goetia, gegebenen Anleitungen
bestehen oft aus komplexer Zeremonialmagie und folgen orthodoxer Methodik.
Viel Wert wird hierbei auf die Beschwörung der Geister zu sichtbarer Erscheinung gelegt.
Erst wenn dies gelungen ist, können dem beschworenen Dämon Befehle erteilt
oder Wünsche an ihn gerichtet werden.
Bevor der Magier jedoch mit dem tatsächlichen Beschwörungsritual beginnen kann,
wird er nicht selten zu wochenlangem Fasten, Gebeten an Gott und die Engel und dem
Herstellen komplizierter magischer Gegenstände und Waffen verpflichtet.

Dies soll bereits die Ernsthaftigkeit des Magiers prüfen,
ihn läutern und ihm Stärke und Willenskraft für die bevorstehende Aufgabe verleihen.

Die Anweisungen müssen sehr genau befolgt werden, um zum Erfolg zu führen
und den Magier vor Gefahren zu schützen.
Zu den üblichen Werkzeugen gehören meist ein Schwert, eine Robe, ein Stab,
ein Räuchergefäss, Weihrauch, ein magischer Kreis, der Evokationstext,
das Siegel des Dämons und manchmal ein Stirnband, ein Gürtel, ein Dreizack,
ein Spiegel, eine Krone und verschiedene Talismane.

Der magische Kreis dient hierbei dem Schutz des Magiers vor dem Dämon
und ist deshalb mit komplexer Symbolik und göttlichen Namen umgeben.
Unter keinen Umständen darf dieser Kreis vor dem Verabschieden des Dämons verlassen werden,
da der Magier sonst zum Opfer desselben werden könnte.

In der Goetia oder „dem kleineren Schlüssel Salomons“
finden wir zusätzlich ein Evokationsdreieck außerhalb des magischen Kreises,
welches dem Dämon als Ort der Manifestation und des Erscheinens dienen soll.
Die übrigen Werkzeuge fungieren als Zeichen der Autorität und Macht des Magiers
über die beschworenen Kräfte und helfen, diese zu kontrollieren.

Sie erheben den Magier symbolisch in eine gottgleiche Position,
von der aus er Herrschaft über die Dämonen ausüben kann.
Der Weihrauch wird so gewählt, dass er eine gute Basis für die Materialisation der Wesenheit darstellt.

Sind die Werkzeuge und der Magier selbst ordnungsgemäß vorbereitet, kann die Zeremonie beginnen.
Diese besteht im Grunde genommen nur aus dem Verlesen langer Beschwörungstexte,
die an den zu beschwörenden Dämon gerichtet sind.
Sehr häufig tauchen darin sogenannte „Worte der Macht“ oder „barbarische Namen der Evokation“ auf.
Diese Namen sollen den Dämon durch ihre hierarchische Überlegenheit zum Gehorsam zwingen können.
Viele dieser Beschwörungstexte tragen nicht zufällig deshalb den Namen „Höllenzwang“.

Das soeben beschriebene klassisch-orthodoxe Vorgehen hat den Vorteil,
dass es durch lange Tradition an Kraft gewonnen hat und über einen langen Zeitraum erprobt ist.
Allerdings sind diese Arbeiten oftmals zu kompliziert oder für heutige Verhältnisse
schier unmöglich durchführbar.
Auch könnte diese Vorgehensweise für einen Magier, der weder Christ noch Jude ist,
unvereinbar mit seinem Weltbild sein.

Die moderne Magie hat neuartige Herangehensweisen an das Thema der Dämonenbeschwörung entwickelt,
die vor allem auf psychologischer Funktionalität beruhen.
Dabei kann vollkommen Abstand von religiösen Inhalten genommen werden.
Stattdessen treten mehr individuelle Assoziationen und persönlicher Zugang
zu dieser Form der Magie in den Vordergrund.

Man geht heute beispielsweise davon aus,
dass es die erschöpfende Wirkung der langatmigen Zeremonien war und ist,
die den Magier selbst schließlich in einen veränderten Bewusstseinszustand (Trance) versetzt,
in der er den Dämon dann tatsächlich wahrnehmen und mit ihm kommunizieren kann.

Auch die religiösen Inhalte dieser Rituale wirken hauptsächlich
auf den Glauben des Magiers, der, wie wir alle wissen,
wiederum eine entscheidende Rolle beim Erfolg magischer Praktiken spielt.

Zusätzlich arbeitet die orthodoxe Methode mit dem äußerst wirkungsvollen Mittel der Angst.
Der Magier darf den Kreis unter keinen Umständen verlassen,
da der Dämon ihn sonst überwältigen könnte.
Somit wird ihm Angst impliziert, die schließlich
anziehend auf dämonische Wesenheiten wirken kann.

Die modernen Praktiken der Dämonenbeschwörung
minimalisieren den Aufwand der orthodoxen Methode.
In ihnen wird das Augenmerk insbesondere auf einen veränderten Bewusstseinszustand
des Praktizierenden gelegt, alle anderen Werkzeuge stellen helfendes,
aber nicht notwendiges Beiwerk dar.

Ziel bei moderner Dämonomagie ist weniger das physische Erscheinen der Wesenheit
als vielmehr der Kontakt auf inneren Ebenen und die Einsetzbarkeit der Wesenheit
für persönliche Zwecke der Illumination und Zauberei.

Hierfür ist eine Materialisation des Dämons nicht unbedingt erforderlich.

Eine sehr einfache, aber wirkungsvolle moderne Methode der Evokation
besteht beispielsweise darin, das Siegel des zu rufenden Dämons
auf ein Blatt Papier zu zeichnen und es mit dem Blick zu fixieren,
während man seinen Namen als Mantra verwendet.

Stellt sich nach einer Weile eine leichte Trance ein, so beginnt sich das Siegel zu verzerren
und Bilder tauchen im Geiste des Magiers auf.
Dieser fährt so lange mit der Intonation des Namens und der Imagination des Siegels fort,
bis der Dämon schließlich erscheint.

Korrespondenzen der zu rufenden Wesenheit, wie passende Farben für Kerze und Siegel,
entsprechendes Räucherwerk und andere Werkzeuge können den Erfolg der Evokation beschleunigen.

Diese Methode wird häufig von modernen Praktizierenden des linkshändigen Pfades verwendet.
Obwohl oder gerade weil sie sehr einfach ist und auf rituelle Schutzmaßnahmen verzichtet,
kann sie für den unerfahrenen Praktizierenden gefährlich werden.

Der Magier des linkshändigen Pfades begegnet den Dämonen als einer von ihnen,
da er ebenfalls dämonische Aspekte in sich trägt, die er kennenlernen und integrieren will.
Vorkehrungen für den persönlichen Schutz sind nach dieser Herangehensweise nicht nötig,
da die Konfrontation und direkte Begegnung, wenn nicht sogar
die Verschmelzung mit der Schattenseite gesucht wird.

Dies setzt ein großes Maß an Selbstbewusstsein und Selbstbeherrschung voraus.
Bestehende Angst oder psychische Probleme des Praktizierenden könnten
mit dieser Methode zu gefährlichen Fallen werden.

Zum Zwecke der Evokation dämonischer Wesenheiten
kommt manchmal der schwarze Spiegel zum Einsatz.

Als Werkzeug der Spiegelmagie dient er dabei als Tor,
wodurch der zu evozierende Dämon aus seiner Sphäre in die Unsrige vordringen
und sichtbar werden kann, ohne sich direkt materialisieren zu müssen.

Hierzu wird ein Spiegel entsprechend mit dem Siegel und Namen des Dämons versehen
und in ein Evokationsdreieck oder einen Kreis platziert,
um das Wirkungsfeld der Wesenheit symbolisch einzuschränken.

Zusätzlich wird der Spiegel manchmal mit ätherischer Energie belebt oder „eingeodet“.
Nun richtet der Magier den Stab oder das Schwert auf den Spiegel,
versetzt sich in eine leichte Trance und ruft fortwährend den Namen des Dämons,
bis dieser im Spiegel erscheint.

Nach Arbeiten der Evokation dämonischer Wesenheiten sollte man viel Wert
auf eine effektive Bannung legen, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

Diese Bannung reicht von einfachen Verabschiedungstexten der klassischen Grimoires,
über die zeremonialmagische Bannung mit bannenden Pentagramm- oder Hexagrammritualen,
bis hin zu formlosen Bannungen mit Salzwasser, Reinigungsräucherung und Gelächter.

Bleibt eine Bannung aus, so kann die Wesenheit dem Magier zunächst das Gefühl geben,
sie sei verschwunden, nur um auf die Gelegenheit zu erneuter Manifestation
und Energieaufnahme zu warten.

Es wird davon ausgegangen, dass Dämonen versuchen,
so lange wie möglich in unserer materiellen Welt zu verweilen,
um sich von Lebensenergie zu „ernähren“.

Deshalb sollte die Bannung auch nach scheinbar „missglückten“ Evokationen stattfinden,
um alle Eventualitäten auszuschließen.

Neben der Evokation gibt es noch andere Techniken,
um Kontakt zu Dämonen zu bekommen und mit ihnen magisch zu arbeiten.
Die Evokation eines Dämons ist nur dann sinnvoll, wenn
die direkte Wirkung seiner Kraft auf materieller Ebene erwünscht ist,
das heißt, zum Zwecke der Zauberei.

Für Zwecke der Illumination und Begegnung mit der Schattenseite hingegen
kann eine Reise in die Sphäre des Dämons sinnvoller sein,
da hier die Psyche des Magiers meist stärker involviert ist.

Hierfür können Reisen in hypnotischer Trance,
denen eine entsprechende Anrufung vorausgeht, verwendet werden.
Besonders effektiv wirkt diese Methode dämonologischer Arbeit
im Zusammenhang mit dem Modell der Qliphoth.

Die Qliphoth sind die Schattenseiten der Sephiroth vom Baum des Lebens.
Sie können unter anderem als Sphären und Wohnorte der Dämonen betrachtet werden,
wodurch es möglich ist, sie zu bereisen.
Bei solchen Reisen kann es mitunter zu stark emotionalen Erfahrungen
von Sex und Tod kommen.
Die Dämonen scheinen sich dabei zwar vampirisch von der Lebenskraft
des Praktizierenden zu ernähren, schenken im Gegenzug dafür
aber Erkenntnisse und lustvolle Begegnungen mit
den eigenen verborgenen und verdrängten Aspekten der Psyche.

Nicht selten wird die systematische Arbeit mit den Qliphoth als ein Initiationsweg beschrieben,
der schließlich zur Gottwerdung führt.

Dies erinnert uns vielleicht an den Tantrismus, wo dasselbe nur
in anderem mythologischen Gewand erscheint.

Nikolas und Zeena Schreck beschreiben in „Demons of the Flesh:
The complete guide to Left Hand Path Sex Magic“ die sexualmagische Arbeit
mit Dämonen als Weg der Selbstentfaltung und Apotheose.

Wir sehen also, dass die praktische Dämonologie von ihren Anfängen bis heute
große Wandlungen durchlebt hat.
Während früher von den Dämonen erwartet wurde, dass sie verborgene Schätze herbei holen
oder die Sprache der Tiere lehren, stellen sie heute mitunter Initiatoren dar,
die den Weg zur Selbstvervollkommnung eröffnen sollen.

Danny


Quellen:

Thomas Karlsson, Kabbalah, Qliphoth und die goetische Magie, 2006
Nikolas und Zeena Schreck, Demons of the Flesh: The complete guide to Left Hand Path Sex Magic, 2002
Eliphas Levi, Transzendentale Magie, 1986
Arthur Edward Waite, The Book of Black Magic and of Pacts, 1984
Franz Bardon, Die Praxis der magischen Evokation. Anleitung zur Anrufung von Wesen uns umgebender Sphären, 2002

Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, De Occulta Philosophia. Die magischen Werke, 1988

- Vernetze zu: Zauber. -



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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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