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Wer sich eine Weile mit dem Kelch intensiver beschäftigen will,
der wird kaum um den Heiligen Gral und verschiedene Mythen herumkommen.
Allerdings existieren unzählige Varianten darüber, was der Gral denn nun heute ist
und wo er sich befindet.
Welches nun der richtige Gral ist oder ob und wo er überhaupt noch existiert,
muss jeder für sich entscheiden.
Sicher ist es auch nicht für jeden von Relevanz, ob der Gral materialisiert existiert.
Vielmehr geht es doch um die Bedeutung und die Idee, die dahinter steht.
Für viele steht der Gral deshalb schlicht für das höchste erlangbare Wissen,
was auch immer man genau darunter versteht.
Ich möchte gleich zu Beginn erwähnen, dass ich den Gral hier aufgrund der Tatsache,
dass er heute unendlich viele Gesichter hat, hauptsächlich zur Zeit des Mittelalters betrachte.
Denn dort hat der Gral sehr wahrscheinlich seinen Ursprung in der Form,
wie sie heute allgemein bekannt ist.
Ob, inwiefern und in welcher Form er vorher schon existierte, werde ich ganz zum Schluss kurz beleuchten.
Auf die neueren Theorien darüber, was und wo er ist, werde ich aber im Einzelnen nicht eingehen,
denn es gibt erstens unzählige Theorien und zweitens befürwortet jeder eine andere.
Lediglich meine persönliche Meinung ist im Text noch zu finden.
Auf jeden Fall hoffe ich, dass ich einmal andere Betrachtungsweisen aufzeigen werde als die,
die die heutigen Verschwörungstheorien beinhalten.
Und genau deshalb beginne ich beim Ursprung des Wortes „Gral“.
Der Begriff „Gral“:
Über die Herkunft des Begriffes gibt es verschiedene Meinungen.
Die häufigste und bekannteste ist das Wort „grazal“ aus dem Okzitanischen,
aus dem Altfranzösischen das Wort „graal“, was soviel wie „Gefäß“ oder „Schüssel“ bedeutet.
Dieses wiederum stammt vermutlich vom lateinischen „cratalis“/“gradalis“
und dem griechischen „krater“ ab, was soviel wie „Mischgefäß“ bedeutet.
Im Griechischen hat die Bedeutung des Wortes sogar zum Teil einen kosmischen Charakter.
Ein weiterer Ursprung wird im Altspanischen oder Altportugiesischen vermutet. „Grial“ (altsp.)
bzw. „Gral“ (altport.) wurden dort häufig für Mörser oder Trinkgefäße in Mörserform verwendet.
Andere Autoren wiederum sehen den Ursprung des Begriffes in der persischen oder arabischen Sprache.
Dort steht das Wort „ghral“ für einen heiligen Stein oder Edelstein.
Die drei ersten Romane – keltische, christliche und orientalische Elemente der Legende:
Der Begriff „Gral“ stammt von Chrétien de Troyes, der ihn in seinem Roman über Parceval,
an dem er von 1179 bis 1191 arbeitete, verwendete.
Bei Chrétien ist der Gral eine kostbare Goldschale, die mit vielen Edelsteinen besetzt ist.
Gehütet wird er von Rittern in einer Burg.
In dem Gral wird dem Vater des Gralskönigs eine Hostie gebracht.
Parceval ist zum stärksten und heldenhaftesten unter den Rittern aufgestiegen.
So besteht seine Aufgabe darin, den Gralskönig, seinen gelähmten Onkel,
von seinem Leiden zu erlösen, denn dieser kann selbst die Macht des Grals nicht mehr nutzen,
um sich zu heilen und seinem Gefolge zu helfen.
Jedoch konnte der Roman nicht fertiggestellt werden, sodass der Ausgang um die Gralslegende offen blieb.
Der Gral selbst verlieh seinem Hüter eine große Macht, wenn dieser sie zu nutzen wusste.
Die Geschichte um den König Artus, Parceval und den Heiligen Gral
gelangte durch Chrétien erstmals zu Popularität.
Er benutzte für seinen Roman eine unbekannte Quelle, sodass sich heute nicht feststellen lässt,
ob Gral und Parceval bzw. Artussage schon vorher miteinander verbunden waren
oder ob er selbst diese Elemente zusammensetzte.
Es ist aber bekannt, dass er die britischen Artuslegenden und keltische Legenden,
in denen durchaus viel Magie und Mystik vorkamen, kannte.
Allerdings wird zum Teil auch davon ausgegangen, dass Chrétien in diesem, seinem fünften,
Roman damit begann, christliche Elemente einzubauen,
was ihm nach Meinung vieler jedoch nicht wirklich geglückt ist.
Ein weiterer Autor, der den Gralsmythos verarbeitete, ist Robert de Boron.
Er beschreibt die Reise von Josef von Arimathäa, der den Gral schließlich nach „Avaron“ bringt,
wo später das Kloster von Glastonbury gegründet wird.
Aus diesem Kelch soll Jesus beim letzten Abendmahl getrunken haben
und in ihm soll Josef dessen Blut am Kreuz aufgefangen und aufbewahrt haben.
An dieser Stelle wird der christliche Einfluss sehr deutlich.
Noch heute wird die rote Farbe des Wassers, welches in der Quelle in Glastonbury sprudelt,
dadurch erklärt, dass der Kelch des letzten Abendmahls unter der Quelle verborgen liegt
und das Blut Jesu zum Vorschein kommt.
Ob Josef von Arimathäa tatsächlich gelebt hat, lässt sich nicht eindeutig belegen,
jedoch wird er an zwei Stellen in der Bibel erwähnt.
Zum einen wird darin beschrieben, dass er zum Jünger Jesu wurde,
zum anderen, dass er Pontius Pilatus um den Körper von Jesus bat.
Diesen wollte er in dem Grab beisetzen, welches eigentlich für ihn selbst bestimmt war.
Viel häufiger jedoch taucht Josef in apokryphischen Schriften auf.
Dort wird beschrieben, wie er das Blut von Jesus auffing,
welches aus einer Wunde stammte, die ihm ein römischer Hauptmann mit einer Lanze zufügte.
In den Acta Pilati (Pilatusakten) findet sich eine Fortsetzung.
Josef wurde für viele Jahre ins Gefängnis gesperrt,
weil er des Leichenraubes von Jesus beschuldigt worden war.
Dort erschien ihm Jesus, der ihm einen Kelch übergab und ihn zu seinem Hüter erklärte.
Jeden Tag kam eine Taube und legte ein Stück Brot auf den Kelch nieder.
Zudem ging von dem Kelch eine gewisse Kraft aus, die Josef überleben ließ.
Weitere Schriften berichten dann den weiteren Fortgang.
Josef oder sein Schwager und sein Neffe brachten den Kelch nach England
und gründeten dort eine kleine Kirche in Glastonbury (Somerset).
Josef soll bei seiner Ankunft seinen Stab, der ihn auf der Wanderschaft begleitete,
in die Erde gesteckt haben und aus ihm soll ein Dornbusch gewachsen sein.
Dieser soll in der Kirche jedes Jahr geblüht haben.
Ein Dornbusch, der noch heute dort wächst, wird als der von Josef angesehen.
Den Kelch soll er am Fuß von Glastonbury Tor
(„Tor“ bedeutet Berg oder Hügel) vergraben haben, wo heute eine Quelle sprudelt.
Ein dritter Autor, Wolfram von Eschenbach, der die Geschichte um Parcival wieder aufnahm,
beschreibt in seinem Werk sehr deutlich, wie man sich den Gral denn nun vorstellen kann.
Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen Kelch, sondern um einen Stein („lapis exilis“),
auf dem jedes Jahr am Karfreitag von einer Taube eine Hostie niedergelegt wird.
Dadurch gelangt dieser zu seiner Kraft.
Er spendet den Rittern um die Herrscher und Fürsten Anjou und Balduin von Bouillon,
um die sich diese Geschichte rankt, Nahrung und Getränke.
Zudem verspricht er demjenigen, der ihn sieht, das Leben für eine weitere Woche
und verhindert ein weiteres Altern der betreffenden Person.
Auf seinem Rand erscheinen kurzzeitig Botschaften „von oben“,
die die Ritter entziffern können, meist die Namen der Gralsritter.
Diese behüten nun den Gral und gelten als die Nachfolger der Engel,
die einst auf der Erde diese Aufgabe übernahmen,
nachdem sie sich nicht zwischen Himmel und Hölle entscheiden konnten.
Bei Eschenbach taucht erstmals eine Verbindung zu orientalischen Mythen
und zum Stein der Weisen aus der Alchemie auf.
Auch wird gesagt, dass der Gral als Stein den Phönix verbrennen
und aus der Asche aufsteigen lassen kann.
Die Bedeutung des Grals:
Das Element eines Gefäßes, das Nahrung oder Getränke spendete, war nicht neu.
So gab es zum Beispiel schon bei den Kelten sehr früh die Idee von Trink- und Füllhörnern,
die gleichzeitig auch Fruchtbarkeit und Reichtum spendeten.
Auch wurden solche Gefäße schon sehr frühzeitig für zeremonielle und rituelle Handlungen verwendet.
Der Begriff „Gral“ an sich war also in der Entstehungszeit des Begriffes im 12. Jahrhundert
vor allem für die Ritterschaft von Bedeutung, weniger für die Allgemeinheit.
Diese Ritterschaft verehrte den Gegenstand, egal um welchen es sich nun genau handelte
und welche genaue Funktion er hatte.
Aber in den drei bekanntesten, hier erläuterten Erzählungen verleiht der Gral immer eine besondere Macht.
Und immer sind keltische Elemente enthalten.
Der Unterschied besteht darin, dass zum einen christliche,
zum anderen orientalische Elemente eingeflochten worden sind.
Es wird zum Teil davon ausgegangen,
dass bei den Kelten anstelle des Grals der Mond dessen Bedeutung hatte.
Er verlieh Macht und wurde geheiligt.
An seine Stelle trat in Zeiten der Christianisierung wahrscheinlich der Kelch
oder die Schüssel des Joseph von Arimathäa.
So konnten die alten Legenden weiterleben und mussten nicht völlig verschwinden,
sondern blieben als „angepasste“ Mythen erhalten.
So stand der Mond bei den Kelten durch seine enge Beziehung zur Landwirtschaft
unter anderem für Fruchtbarkeit, für die große Muttergöttin und schließlich auch für Wiedergeburt.
Eine ganz andere Deutung findet sich in der Möglichkeit, dass mit dem Gral ein Gefäß
bei den Indern gemeint ist, aus dem die Sonne und die solare Energie genährt wird.
Der Fund des Grals:
Schon in der ersten Zeit, in der der Begriff des Grals fiel und verwendet wurde,
gab es verschiedene Meinungen darüber, was der Gral denn nun sei.
Die Idee des Kelches oder eines Gefäßes allgemein scheint allerdings
eine wesentlich größere Anziehung auf die Menschen ausgeübt zu haben,
denn schließlich wurde später versucht, den eigentlichen Stein aus
Eschenbachs Roman zu einem Steingefäß umzudeuten.
Generell wurden im Laufe der Zeit immer wieder verschiedene Interpretationen
für den Gral der drei Autoren erschaffen und veröffentlicht,
sodass heute sehr viele Behauptungen darüber existieren, was der Gral ist.
Ebenso sieht es aus mit den Gralsburgen, in denen er gehütet wurde.
Heute wurden schon unzählige verschiedene Burgen als die eine Gralsburg identifiziert.
So lässt sich nicht einmal mehr sagen, ob der Gral, der zunächst mit diesem Begriff identifiziert wurde,
überhaupt in allen drei Fällen mit dem Abendmahlskelch gleichzusetzen ist,
oder ob er auch einen ganz anderen Kelch darstellt.
Abgesehen davon lässt sich letztlich auch nicht feststellen,
ob er überhaupt existierte oder ob es ein reines literarisches Konstrukt ist.
Wurde der Gral je gefunden?
Wenn man sich obiges durch den Kopf gehen lässt, so wird man schnell zu dem Schluss kommen,
dass das durchaus möglich ist.
Allerdings muss keiner der Funde des Grals tatsächlich wahr sein.
Als Beispiel möchte ich einige Funde von Gegenständen
in den verschiedensten Städten und Ländern nennen, die als der Heilige Gral gelten:
der Nanteos Cup in Wales, der Sacro Catino in Genua, der Santo Cáliz in Valencia, der Goldkessel,
der im Chiemsee gefunden wurde, die Manna-Maschine in Kanada und der Kelch unter der Quelle
„Chalice Well“ im englischen Glastonbury.
Alle diese gefunden Gegenstände haben nach verschiedenen Mythen etwas Nützliches und Gutes
für die Menschen vollbracht.
Dadurch, dass niemand wirklich weiß, was oder wo der Gral denn nun ist,
bleibt das Rätsel um den Heiligen Gral ungelöst.
Mein Fazit:
Beim Heiligen Gral geht es nicht wirklich um den materiellen Gral,
sondern vielmehr um das, was dahinter steht.
Fast jeder wird sich einmal auf die Suche nach ihm begeben, im übertragenen Sinne.
Die Suche nach dem Gral steht für die Suche nach dem Sinn des Lebens,
für die Suche nach der höchsten Erkenntnis.
Wie wir gesehen haben, geht es fast immer um Macht und Kraft.
Die Symbolik deutet auf eine Art göttliche Kraft oder Macht.
Nur der Hüter des Grals kann diese Macht für sich und andere nutzen,
ebenso wie das, was dahinter steht, heute eben nur von denjenigen genutzt werden kann,
die damit umgehen können und an das herankommen, was den Gral nun ausmacht.
In manchen Fällen wird es sich um Priester des christlichen Gottes handeln,
in anderen Fällen um heidnische Priester und Priesterinnen
und natürlich gibt es auch noch weitere Möglichkeiten.
Am Ende kann jeder zum Gral gelangen, es kommt nur darauf an,
an was der einzelne glaubt und wie er damit umgeht.
In diesem Sinne wünsche ich eine gelungene Suche.
Fjörgynn
Quellen:
http://www.wikipedia.de/
http://www.saeti.org/der_heilige_gral.htm
Dr. L. Lang, Die Sage vom Heiligen Gral, 1862
- Vernetze zu: Die liegende Linie:
- bzw. zu: http://basismagie.aktiv-forum.com/grundl...etation-t68.htm
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