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Satfertigi:

in Cumhachd - Damhain Alla: 01.02.2010 15:51
von Atlan • Nexar | 15.455 Beiträge

Wenn einem Verstorbenen ein oder mehrere Menschen ins Grab folgen,
nennt man das eine Totenfolge.
Dabei wird zwischen individueller und institutioneller Totenfolge unterschieden.
Von einer individuellen Totenfolge spricht man, wenn eine angenommene Freiwilligkeit
und eine persönliche Verbindung zum Verstorbenen bestehen.
Dagegen ist eine institutionelle Totenfolge eine öffentliche Angelegenheit,
bei welcher der Verstorbene auf Grund seiner gesellschaftlichen Stellung
ein vermeintliches Recht auf eine Totenfolge hat.

Diesen Brauch gibt es vermutlich, seit es Bestattungen gibt;
Doppel- und Mehrfachgräber kennen wir bereits aus der Jungsteinzeit.
Spätestens in Ägypten, während der ersten und zweiten Dynastie (2900-2640 v.u.Z.)
wurden im gesamten Land Grabanlagen angelegt, die schon mal bis zu 590 Tote enthalten konnten,
deren Anordnung eine gewisse Rangfolge der Verstorbenen erkennen lässt.
Hinweise auf gleichzeitige Bestattungen und damit auf Totenfolge sind vorhanden.

Aber auch im übrigen Afrika sowie in Europa, Ozeanien, Asien und Amerika
gibt es Hinweise auf das Praktizieren der Totenfolge,
welche von Gräberfunden bis hin zu schriftlichen Überlieferungen und Augenzeugenberichten reichen.
Allerdings muss klar sein, dass es vielen der vorhandenen Indizien
tatsächlich an endgültiger Beweiskraft fehlt.

Ungeachtet dessen scheint diese Praxis selbst in Europa kein Phänomen
aus ausschließlich grauer Vorzeit zu sein, denn noch 1249 mussten sich die Preußen
im Christburger Vertrag gegenüber dem Deutschen Orden verpflichten,
"dass sie und ihre Nachkommen ihre Toten nicht mehr mit Pferden, Menschen [...],
Waffen, Kleidern und anderen Kostbarkeiten verbrennen oder begraben..."

Ich habe mich für ein besonderes Gesicht der Totenfolge entschieden,
die sogenannte Witwenverbrennung in Indien.
Das hat mehrere Gründe.
Zum einen ist diese Form der Totenfolge die einzige, welche bis in die heutige Zeit besteht
und damit relativ nachvollziehbar ist, und zum anderen ist sie so vielgestaltig,
dass es unmöglich ist, pauschalisierte Aussagen zu treffen,
ohne einen oder mehrere Aspekte unberührt zu lassen.
Darüber hinaus sind hier die Grenzen zwischen individueller und institutioneller Totenfolge so fließend,
dass oft nur Einzelfälle und bestenfalls bestimmte Zeiträume
in die eine oder andere Richtung definiert werden können.

Es liegt mir nicht daran, Urteile über diesen Brauch zu fällen,
aber es ist maßlos schwer, dieses Thema in irgendeiner Weise neutral zu betrachten.
Außerdem ergibt sich eine weitere Schwierigkeit:
Selbst wenn ich mich auf aktuelle Berichte beziehen kann,
die über die sonst üblichen Vermutungen hinausgehen, wie es bei uralten Funden üblich ist,
bin ich keineswegs in die regionalen Bräuche und Denkweisen Indiens involviert.
Da ich aus einem völlig anderen Kulturkreis komme,
kann meine Sicht auf das Geschehen immer nur subjektiv und von außen beobachtend sein.
Die Sensibilität der Thematik ist mir bewusst.


Begrifflichkeit, Ursprung und Mythologie:


Der bekannteste deutsche Begriff für die indische Form der Totenfolge ist Witwenverbrennung.
Allerdings ist dieses Wort nicht korrekt, denn zum einen beinhaltet es
eine Passivität der betroffenen Frau und schließt eine Freiwilligkeit damit geradezu aus.
Zum anderen, und das ist etwas komplizierter, wird eine Ehefrau,
die ihrem Gatten vor oder während der Verbrennung seines Leichnams in den Tod folgt,
nach indischem Verständnis nicht zur Witwe.
Ein Verstorbener gilt nämlich erst dann als tot, wenn sein Körper verbrannt wurde.
Allerdings wird es noch unverständlicher, wenn man bedenkt, dass es hierbei Ausnahmen gibt.

Im Sanskrit existieren mehrere Worte für die "Witwenverbrennung":
Sahamarana (Mitsterben) oder sahagamana (Mitgehen) benutzt man,
wenn die Ehefrau mit der Verbrennung der Leiche des Mannes verbrannt wird
bzw. sich selbst verbrennt.
Geschieht das erst nach der Bestattung des Mannes, wird es anugamana (Hinterhergehen)
oder anumarana (Nachsterben) genannt.

Obwohl das "Hinterhergehen" nicht die Regel war, kam es dennoch vor.
Erklären kann man das unter anderem damit, dass das "Mitsterben" für Schwangere,
Menstruierende und Minderjährige mindestens zeitweise nicht erwünscht war.
So kam es vor, dass die Witwe in den Tod ging, wenn die Zeit für den Ausschluss von dieser Praxis vorüber war.

Am neutralsten und gleichzeitig umfassendsten erscheint der Begriff sati,
den ich darum auch nachfolgend benutzen werde.

Sati ist die weibliche Form des Wortes sat, welches ursprünglich auf as (sein) zurückgeht.
Daraus wurden Bedeutungen wie "seiend", "was existiert" und "was wahr ist"
und daraus entstanden dann wiederum die Bedeutungen "gut", "aufrichtig" und "treu".

Heute versteht man unter Sati den Inbegriff einer treuen und ergebenen Ehefrau
und erweitert bezeichnet Sati die Frau, die ihrem Mann ergeben in den Tod folgt.
Mittlerweile wird aber auch der Vorgang der indischen Totenfolge insgesamt Sati genannt.


Die mythologische Sati war die Ehefrau Shivas, eine Göttin.
Deren Vater Daksha lehnte Shivas asketischen Lebensstil ab und
lud ihn darum zu einem Opferfest nicht ein.
Als Sati ihren Vater nicht umstimmen konnte, ließ sie sich von einem Feuer,
welches sie aus ihrem Inneren hervorbrachte, verbrennen.

Allerdings lässt sich daraus nicht auf eine Totenfolge schließen,
denn zum einen war Shiva sehr wohl am Leben und zum anderen ist
die Geschichte hier nicht zu Ende.

Shiva trägt Satis verbrannten Leib mit sich, bis er zerfällt.
Später wird Sati als Parvati wieder geboren und die beiden heiraten erneut.

Recht sicher steht damit der Kult um die Satimatas im Zusammenhang.
Eine Satimata ist meistens die Ehefrau eines Verstorbenen,
welche vom Sterben ihres Mannes bis zu ihrem Verbrennungstod
eine regelrechte Metamorphose durchmacht und am Ende zur Ahnengöttin der Familie des Mannes aufsteigt.

In der kurzen Zeit bis zu ihrem eigenen Tod wurde sie oft schon zum Mittelpunkt der Verehrung,
man erbat ihren Segen, fürchtete ihre Flüche und wünschte ihre Prophezeiungen.
Während des Sterbens wurde sie insofern mystifiziert, dass man annahm,
eine echte Sati verspüre keine Schmerzen und entzünde das Feuer zum Teil aus sich selbst heraus.

Nach ihrem Tod errichtete man ihr gelegentlich Tempel oder Satisteine.
Das Ausmaß der Anbetung war (und ist) relativ unterschiedlich,
je weniger Satimatas eine Region oder Familie hatte,
umso umfangreicher war die Verehrung.
Grundsätzlich galt eine Sati als Glück und Segen für die Angehörigen.

Es gibt verschiedene Textstellen in indischen religiösen bzw. kulturell bedeutenden Schriften,
aus denen durchaus Anweisungen und Hinweise für die hinterbliebene Ehefrau
zur (Selbst-) Tötung entnommen werden können.

Pauschalisiert man allerdings diese Texte als Ursache bzw. Begründung für Sati,
wird man der Mentalität der indischen Bevölkerung nicht gerecht.
Bis heute besteht ein nicht geringer Anteil der indischen Einwohner aus Analphabeten.

Das hieße dann, dass die Brahmanenkaste, welche die hinduistische Priesterschaft stellt,
sich auf die Texte berufend, zur Witwenverbrennung aufgefordert hätte.
Allerdings steht das im Widerspruch zur Praxis.

Sati entstand, soviel wir heute wissen, aller Wahrscheinlichkeit nach in der Kriegerkaste
und wurde bei den Brahmanen zunächst abgelehnt.
Später gab es Zeiten, in denen dieser Brauch den Brahmanen vorbehalten war
und dort besonders häufig auftauchte, dennoch zieht sich diese Praxis durch
alle Bevölkerungsschichten Indiens.

Darüber hinaus ist es so, dass es keine einheitliche religiöse Lehre innerhalb des Landes gibt.
Nahezu jede Region hat ihre eigenen Mythen und Auslegungen
und man kann davon ausgehen, dass ein europäischer Indologe bzw.
Religionswissenschaftler die indischen Schriften besser kennt, als der durchschnittliche Inder.

Dennoch möchte ich auf ein Beispiel eingehen:
Die umstrittenste und am meisten diskutierte Passage stammt aus der Rig-Veda, 10,18.
In der 1795 publizierten Fassung von Colebrooke finden wir:

„Lasst diese Frauen nicht zu Witwen werden, sondern als gute Gattinnen,
geschmückt mit Augenbalsam, und mit zerlassener Butter in der Hand,
sich selbst dem Feuer übergeben.
Unsterblich, nicht kinderlos noch gattenlos, wohlgeschmückt mit Edelsteinen, lasst sie ins Feuer steigen.“

Später stellte sich heraus, dass es im ursprünglichen Text nicht „Feuer“ (agneh),
sondern „zuerst“ (agre) heißt. Um 1920 übersetzte Geldner die Textstelle so:

„Diese Frauen, Nichtwitwen mit guten Gatten, sollen mit Butter als Augensalbe
[...] sich niederlegen. Ohne Tränen, frei von Krankheit, mit schönen Kleinodien
sollen die Frauen zuerst das Lager (wieder) besteigen.“


Man könnte meinen, es handle sich um zwei völlig verschiedene Texte.
Eindeutiger wird es unter anderem in den Puranas (400-1000 u.Z.).
Dort heißt es zum Beispiel:

„Wenn eine Frau sich nicht verbrennen läßt, wenn ihr Gatte im Feuer bestattet wird,
so wird sie niemals aus dem Frauenleibe erlöst.“


Woher die Sitte dieser Form der Totenfolge in Indien kommt, bleibt umstritten.
Immer wieder diskutiert man, ob vorarische Einwanderer die Witwenverbrennung
nach Indien mitgebracht haben, oder ob das Gegenteil stattgefunden habe,
dass der Brauch von Indien aus nach Europa gelangt sei.

Gelegentlich wird der Ursprung skythischen Einwanderern zugeschrieben.
Relativ klar scheint zu sein, dass der Brauch in Nordindien üblicher war als im Süden,
wo er in manchen Distrikten scheinbar nie auftauchte.

Der älteste historische Bericht dürfte von Hieronymos von Kardia sein (ca. 316 v.u.Z.)
und beschreibt den Wettstreit zweier Frauen des Heerführers Keteus
um das Recht des Mitsterbens und schlussendlich
den heroisierten Flammentod der Jüngeren.

Der Wahrheitsgehalt dieses Augenzeugenberichts wurde im Kern nicht angezweifelt.
Aber dennoch sollte man bedenken, dass Diodorus, der die Geschichte aufschrieb,
durchaus von Herodot beeinflusst worden sein könnte,
welcher von einem ähnlichen Wettstreit thrakischer Witwen berichtete.

In indischen Texten gibt es nämlich keine Obergrenze
für die Anzahl der Opfer während einer Zeremonie,
sondern jede Frau musste sich individuell entscheiden.

Außerdem lebten die Ehefrauen eines Mannes manchmal an verschiedenen Orten.


Karma und Tod:


Karma ist ein wesentlicher Schlüsselbegriff im Hinduismus,
der Glaube an das Karma erklärt zum Beispiel das Kastenwesen und die Stellung der Frauen.
Im Prinzip bedeutet Karma, dass jeder Mensch durch vorangegangene Taten,
aber auch durch Gedanken und Worte, sein diesseitiges Dasein selbst verursacht hat.
Dadurch ist er wiederum in der Lage, seine zukünftigen Leben selbst zu bestimmen,
indem er durch positives Handeln gutes Karma ansammelt.

Frauen dagegen müssen erst als Mann wiedergeboren werden,
um dadurch eventuell in eine höhere Kaste und damit in
bessere Lebensumstände geboren werden zu können.

Obwohl das Kastenwesen 1948 offiziell abgeschafft wurde,
bestimmen dessen Regeln nach wie vor das Leben der meisten Inder.

Eng verbunden mit der Vorstellung des Karmas ist der Tod,
der lediglich einen Übergang von einem Leben in das nächste darstellt.
In der Zeit des Todes können die Verstorbenen zu Geistern, Dämonen,
Halbgöttern oder Ahnen werden, abhängig von der Todesart,
den Hinterbliebenen und den vorangegangen verstorbenen Verwandten.

Der Verstorbene sollte von seinem Dasein als Toter gerettet werden,
um wiedergeboren werden zu können.
Dafür kennen die Hindus zahllose Riten, die nahezu alle damit zu tun haben,
dass mit dem Auftreten eines Todesfalls die Hinterbliebenen
und der Verstorbene als unrein gelten und gereinigt werden müssen.

Auf Grund der besonderen Bedeutung des Todes gibt es nur selten Begräbnisse
und keine Aufstellung von Grabsteinen.
Der tote Körper ist endlich und als Opfergabe an den Feuergott Agni gedacht,
die unsterbliche Seele dagegen muss befreit werden.



Tod und Sterben zählen zu den wichtigsten Ereignissen, die es gut vorzubereiten gilt.
Bereits der Sterbende sollte sich möglichst gereinigt und mit positiven Gedanken dem Tod stellen.

Stirbt jemand durch einen Unfall, Gewalt oder Selbstmord aus Verzweiflung,
dann spricht man von einem „schlimmen Tod“.
Dann kann es sein, dass er eine rastlose Seele bleibt, dasselbe gilt,
wenn die Totenrituale nicht korrekt ausgeführt wurden.

Nach einem „heldenhaften Tod“, zum Beispiel Sati, dem Kriegertod
oder einem rituellen Selbstmord, kann der Verstorbene das Zwischenreich umgehen.

Kinder oder Asketen haben eine Sonderstellung,
denn sie haben ihr negatives Karma verbraucht.
Darum müssen sie auch nicht verbrannt, d.h. geopfert werden.

Für Leprainfizierte und Pockenerkrankte gilt, dass sie von der Göttin Śitala gezeichnet wurden,
weil sie zu Lebzeiten nicht ausreichend Opfer darbrachten.


Das Geschehen selbst.

Sobald der Ehemann verstarb, musste die Hinterbliebene
innerhalb weniger Stunden ihre Entscheidung zum Ausdruck bringen,
da eine Leichenverbrennung traditionellerweise binnen 24 Stunden durchgeführt wurde.

Hin und wieder wurde das Mitsterben schon unter den Eheleuten vereinbart.
Dennoch gehörte es zum Brauch, dass die Frau ihren Entschluss nach dem Tod des Mannes bekräftigte.

Die meisten Ehefrauen starben auf dem Scheiterhaufen.
Das ist das Resultat der üblichen Bestattungsweise der Leichenverbrennung.
Es gab Vorrichtungen, von denen die Frauen in das Feuer sprangen,
manchmal wurden sie auch an die Leiche des Mannes gebunden
oder man schloss sie in eine Art Hütte auf dem Scheiterhaufen ein.

Sehr oft wird davon berichtet, dass die Ehefrau den Kopf des Mannes in ihren Schoß legte.
Oft wurden ihr Nachrichten und Geschenke für den Toten mitgegeben.
In aller Regel entzündete ein männlicher Angehöriger oder
ein Priester das Feuer, selten die Frau selbst.


In manchen Gegenden wurde kein Scheiterhaufen errichtet,
sondern eine Grube mit brennbaren Materialien gefüllt.
Dahinein sprang die Frau nach dem Entzünden des Feuers
und die Umstehenden warfen Holzklötze und ähnliches auf sie.

Bei den wenigen Kasten, welche Erdbestattungen praktizierten, kam es vor,
dass die Ehefrau lebendig begraben wurde.
Dazu setzte sie sich in das Grab des Mannes und
nahm auch hier wieder seinen Kopf in den Schoß.
Das Grab wurde mit Erde bedeckt:
Wurde der Kopf der Frau freigelassen, dann wurde sie erdrosselt
oder es wurde ihr das Genick gebrochen.
In Grüften wurde nicht bestattet.
Stets waren Priester anwesend. Aus dem „Mitgehen“ wurde im Prinzip
immer eine feierliche Zeremonie für viele Anwesende gemacht.


Die Frage nach der (Un-)Freiwilligkeit.


Es sollte klar sein, dass sich diese Frage nicht eindeutig beantworten lässt.
Darum werde ich lediglich einige Gedanken zusammentragen:

Sehr gut dokumentiert ist die Zeit von 1815-1828, vor dem Verbot der Witwenverbrennung.
Schaut man sich Indien insgesamt an, stellt man fest, dass etwa jede tausendste Witwe
ihrem Mann in den Tod folgte, wobei es natürlich große regionale Unterschiede gab.
Schon auf Grund dieser Zahlen kann nicht von einem generellen Zwang ausgegangen werden.

Es finden sich in der indischen Literatur Hinweise und Anregungen für das Praktizieren des Mitsterbens,
allerdings keine Gesetze.
Im Gegenzug gab es relativ viele Gesetze für das Weiterleben
der Hinterbliebenen nach dem Tod des Ehemannes.

Gab die Frau den Entschluss zum Sterben nach dem Tod des Mannes bekannt,
wurde er allerdings als endgültig betrachtet und durchaus auch gewaltsam umgesetzt.
Es existieren zahlreiche Berichte, dass Frauen ins Feuer zurückgestoßen wurden,
wenn sie versuchten zu fliehen, auch wurde mancherorts eine Flucht
von vornherein zu verhindern versucht (z.B. durch Festbinden,
in eine Hütte einschließen, mit schweren Gegenständen bewerfen).

Aber ebenso viele Berichte kündeten vom heroischen Tod der Frauen,
die gelassen, ruhig und stolz in den Tod gingen.

Ich bin der Meinung, dass die Schmerzen beim Verbrennungstod
häufig schlichtweg unterschätzt wurden und dass eben jene
zu Abbruchversuchen während der Zeremonie geführt haben.
Das mag in der relativen Seltenheit und in der gleichzeitigen
Mystifizierung des Brauches begründet sein.

Immer wieder wird die schwierige Lage von indischen Witwen als Argument
für einen gesellschaftlichen Zwang ins Feld geführt.
Das ist zweifellos berechtigt, auch heute noch steht die Witwe in der indischen Hierarchie ganz unten.

Inzwischen wurde zwar das Erbrecht zugunsten der Ehefrauen geregelt
und auch eine Wiederverheiratung von Witwen erlaubt,
dennoch wurden und werden diese Frauen immer noch häufig
von ihren Familien verstoßen und von der Öffentlichkeit geächtet.

Um die sehr kontrovers diskutierte Frage nach der Freiwilligkeit einigermaßen zu beantworten,
müsste man die indischen Frauen selbst zu Wort kommen lassen.
Und selbst dann bekämen wir keine befriedigende Auskunft,
denn während sich Bürgerrechtlerinnen und Hilfsorganisationen
für ein würdiges Leben der Witwen einsetzen, demonstrieren gleichzeitig
Inderinnen gegen das Verbot von Sati, so geschehen 1987,
anlässlich einer Witwenverbrennung in Rajasthan.

Seit 1862 ist Sati in ganz Indien offiziell verboten.
Erst seit 1987 steht die Verherrlichung der Tradition, die Teilnahme an Zeremonien
und die Errichtung von Gedenktempeln unter Strafe.
Ausgestorben ist Sati nicht.


Styx


Quellen:

www.wikipedia.de (Stand August 2009)
http://www.geistigenahrung.org/ftopic10140.html (Stand August 2009)
Sylvia Stapelfeld, Kamakhya - Sati - Mahamaya: Konzeptionen der Grossen Göttin im Kalikapurana, 2001
Jörg Fisch, Tödliche Rituale, 1998
Axel Michaels, Der Hinduismus, Geschichte und Gegenwart, 1998

- Vernetze zu: http://uebergaenge.jimdo.com/drinnen-draussen-1/



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zuletzt bearbeitet 02.05.2014 18:46 | nach oben springen
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