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Manche Wünsche haben wir in der Kindheit begraben, still unter einen Stein gelegt.
Lange Zeit haben wir den Stein noch heimlich besucht,
bis wir den Wunsch und den Stein endlich vergaßen.
Eines Tages aber kommen wir zufällig an dieser Stelle im Garten vorbei und entdecken:
Der Stein lebt, Moos und Gras wachsen darauf.
(Theodor Fontane)
Was ist ein Stein ?
In meiner Kindheit hätte ich diese Frage mit Leichtigkeit beantworten können.
Ein Stein hat stets eine graue Farbe, manchmal ist er mit Maserungen durchzogen
und gelegentlich hat er Risse oder sogar kleine Löcher.
In den Löchern leben oft Spinnen.
Steine sind immer irgendwie rund und selbst wenn sie Ecken und Kanten besitzen,
sieht man ganz genau, dass alle Steine rund werden möchten.
Steine wohnen in der Erde und sobald sie an die Oberfläche gelangen,
beginnen sie zu sterben.
Aber sie sterben genau so langsam, wie sie gewachsen sind.
Steine sind uralt und es muss sehr viel regnen, bis sie ganz winzig klein zurück in die Erde kehren,
um vielleicht lange Zeit später wieder Teil eines anderen Steines zu werden.
Ein Stein bekommt keine Kinder im herkömmlichen Sinne,
aber er trennt Teile von sich ab, die dann doch wiederum eigenständige Steine sind.
In den Steinen befindet sich Kraft, denn man kann damit Nüsse knacken und Nägel einschlagen.
Besonders beeindruckend ist, dass sie an kühlen Sommerabenden
noch die Wärme des Tages in sich haben und im zeitigen Frühling
die Kälte des Winters speichern.
Außerdem hält der Stein die Erde unter sich feucht,
auch wenn der restliche Garten schon nach Wasser verlangt.
Ein richtiger Stein, der seinen Namen verdient, zieht lebendige Wesen an.
Auf ihm wächst Moos, dicht neben ihm siedeln zarte Blumen und Efeu
und unter ihm leben Schnecken, Tausendfüßler, Ameisen und Käfer.
Hebt man einen großen Stein blitzschnell hoch, kann man all diese Tiere beobachten,
während sie sich flink in die Erde zurückziehen. Der Stein schützt sie und gibt ihnen Obdach.
Wenn man einen runden Stein in der Hand hält, kann man besser nachdenken,
und sobald man sich auf einen der größeren Steine setzt,
wird man ruhig und gelassen und beginnt zu singen.
Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, die bunten geschliffenen Splitter,
die sich in den Schmuckstücken meiner Mutter befanden, als Steine zu bezeichnen
und ganz sicher hätte ich keinen von ihnen gegen einen meiner grauen Freunde getauscht.
Begriffserklärungen: Steine, Heilsteine, Schmucksteine
Wikipedia sagt, dass Steine kompakte Objekte aus Mineralien oder Gestein sind,
welche von der Gesteinseinheit, der sie einmal angehört haben, getrennt sind.
Dabei gibt es eine Vielzahl von Unterklassifizierungen,
wie zum Beispiel Findlinge, Geoden, Kristalle und Moränen, nur um einige zu nennen.
Uns werden in weiteren Artikeln hauptsächlich Schmucksteine interessieren,
weil gerade im esoterischen Bereich Schmucksteinen besondere Kräfte,
meistens heilender Natur, nachgesagt werden.
Allerdings ist der Begriff Heilstein nicht wirklich korrekt und seit 2008 ist diese Bezeichnung
im Rahmen von Werbung sogar unlauterer Wettbewerb (LG Hamburg, 21.08.08, Az.: 327 O 204/08).
Begründet wird dieses Urteil mit dem Fehlen von wissenschaftlichen Bestätigungen
bezüglich der vermeintlichen Heilwirkung.
Schmucksteine sind keineswegs immer Steine und selten bestehen
sie tatsächlich aus Gestein.
Am bekanntesten sind wohl die Edelsteine, wie z.B. Diamant, Saphir, Smaragd,
die Halbedelsteine (diese Bezeichnung ist übrigens veraltet),
wie z.B. Achat, Türkis, Bergkristall und die Sonderformen,
welche aus organischem bzw. fossilem Material bestehen,
wie z.B. Bernstein, Koralle und versteinertes Holz.
Für Schmucksteine gelten sehr unterschiedliche Richtlinien und im Handel
finden wir heute ganz legal unzählige Imitate, „aufgebesserte“ und „rekonstruierte“ Steine,
die oft nur durch Fachleute von den echten Namensvettern zu unterscheiden sind.
Frühe Faszination:
Größeren Steinen, die aus ihrer Landschaft hervorstechen,
wurden überall auf der Welt und schon sehr frühzeitig besondere Kräfte nachgesagt.
Das bekannteste Beispiel ist wahrscheinlich Ayers Rock in Australien,
der in der Sprache der Ureinwohner Uluru - Sitz der Ahnen heißt
und als Heiligtum der Aborigines gilt.
Vielleicht weniger bekannt, aber ebenso verehrt werden bzw. wurden der Kyaiktiyo,
welcher sich vergoldet in Myanmar befindet und eine der heiligsten buddhistischen Stätten ist,
und der Stiefel im Saarland, der bereits in der Steinzeit kultischen Zwecken diente.
Findlinge wurden in Europa zum Bau von Hügelgräbern verwendet
und beinahe immer ranken sich Sagen um sie.
Ebenso sagenumwoben sind die sogenannten Wackelsteine.
Aus der Megalithkultur kennen wir ganze steinerne Anlagen,
die Dolmen. Menhire aus derselben Zeit wurden absichtlich aufgerichtet
zu Gedenksteinen und teilweise mit Schriftzeichen, wie den Runen oder dem Ogham, versehen.
Doch nicht nur die großen, grauen Steine fanden schon vor langer Zeit Beachtung,
auch die kleineren, farbigen Vertreter dieses Oberbegriffes gelangten schon
in der Frühzeit zu Status und Ansehen.
Der Hämatit war eine Grabbeigabe vor 80000 Jahren.
Bereits in der Jungsteinzeit wurden Jadeobjekte in Gräber gelegt.
Die Jade war übrigens schon damals in Europa, Mittelamerika und Asien verbreitet.
Lapislazuli war in Ägypten und Mesopotamien vor 7000 Jahren als Amulettstein bekannt;
die Ägypter kannten bereits Methoden, diesen Stein zu fälschen.
Der Türkis wurde der Göttin Hathor zugeschrieben,
die berühmte chinesische Terrakottaarmee war mit Malachit überzogen.
Im Brihat Jataka, einem Sanskrittext aus dem sechsten Jahrhundert unserer Zeit
werden neun Edelsteine den Tierkreiszeichen zugeordnet.
Auch die Christenheit kannte die Steine,
so heißt es in der Bibel über den Brustschild eines Hohepriesters:
"Das Amtsschild sollst du machen nach der Kunst, wie den Leibrock, von Gold,
blauem und rotem Purpur, Scharlach und gezwirnter weißer Leinwand.
Viereckig soll es sein und zwiefach; eine Spanne breit soll seine Länge sein
und eine Spanne breit seine Breite.
Und sollst's füllen mit 4 Reihen voll Steine.
Die erste Reihe sei ein Sarder, Topas, Smaragd;
die andere ein Rubin, Saphir, Diamant;
die dritte ein Lynkurer (Hyazenit oder Opal), Achat, Amethyst;
die vierte ein Türkis, Onyx, Jaspis."
(2. Moses 28, Vers 15-21)
Schriftliche Aufzeichnungen über die Heilwirkungen von Steinen
fertigte unter anderem Aristoteles (384-322 v.u.Z.) an.
Der griechische Arzt und Pharmakologe Pedanios Dioscurides
beschrieb im ersten Jahrhundert unserer Zeit in seinem Werk De materia medica
102 mineralische Arzneimittel.
Aber am bekanntesten und in esoterischen Kreisen immer noch aktuell ist
das lapis lapidarium der Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179).
Sie zeigt darin 24 Steine und deren Wirkung auf.
Im 16. Jahrhundert extrahierte Paracelsus (1493-1541)
zum Zweck der Heilmittelherstellung Mineralstoffe aus Edelsteinen.
Mit der Zeit der Aufklärung verschwanden die heilenden Steine
vorübergehend von der medizinischen Bildfläche.
Wie Steine helfen sollen:
Die Erklärungen zur Heilwirkung sind nicht ganz eindeutig
und ebenso wenig einhellig.
Am häufigsten wird die Wirksamkeit mit Eigenschwingungen bzw. Strahlungen erklärt,
die der betreffende Stein über seine Kristallgitterstruktur aussendet.
Dabei soll diese Schwingung in unsere Aura eindringen und auf diese Weise unsere,
unter Umständen aus dem Gleichgewicht geratene, Eigenschwingung ausgleichen.
Viele gehen darüber hinaus von einem Ähnlichkeitsprinzip aus, das heißt,
dass sehr kurz gesagt zum Beispiel der klare Bergkristall klärend wirkt,
der sonnengelbe Bernstein Kummer vertreibt und Sonne ins Leben bringt
und der sogenannte Blutstein die Blutbildung fördert.
Außerdem wird oft von einer Wirkung ähnlich wie in der Homöopathie ausgegangen.
Sehr häufig werden dabei sogenannte Edelsteinessenzen und Edelsteinwasser eingesetzt.
Das bedeutet, dass der Stein für eine gewisse Zeit in der Flüssigkeit liegt
und dadurch seine Schwingungen oder Mineralspuren in die Flüssigkeit abgeben soll.
Die Flüssigkeit wird entweder getrunken oder äußerlich angewendet.
Im Internet findet man unzählige Rezepte und regelrechte Rituale dafür.
Übrigens stammt die Herstellung solcher Essenzen aus der Spagyrik,
dem medizinischen Teilgebiet der Alchemie.
Gelegentlich wird der Stein als empfindsames Individuum bezeichnet,
welches bei guter Behandlung dem Besitzer Glück und Gesundheit beschert (z.B. Moqui Marbles).
Beinahe alle Esoteriker gehen davon aus, dass ein Stein über ein gewisses Maß an Eigenleben verfügt.
Alles Lüge?
Raubbau, Fälschungen und Veredelungen:
Vergegenwärtigen wir uns einmal den Werdegang eines Steines
von seinem Ursprung bis zum Händler, dann werden die sensibleren Naturen
unter uns vermutlich das Bedürfnis bekommen, den Stein zu heilen.
In Sierra Leone schürfen auf einer Fläche von 20 000 Quadratkilometern
ca. 120 000 Menschen Diamanten.
Das einstige Waldgebiet ist von rotbraunen Kratern überzogen.
Die Arbeiter erhalten oftmals kein Geld, sondern etwas Reis als Entlohnung.
In Indien werden 80% der Weltproduktion an Diamanten größtenteils von Kindern geschliffen.
In Brasilien werden Smaragd, Topas, Amethyst, Rosenquarz und Bergkristall
durch Sprengungen gewonnen, oft mit fatalen Folgen für das Ökosystem.
Von Arbeitsschutz ist dort keine Rede, das kostet zuviel Geld.
Wen es interessiert, der kann sich bei Greenpeace informieren.
Während diese Steine unser Wasser energetisieren sollen,
wird das Trinkwasser in deren Herkunftsland gerade durch
den aggressiven Abbau unbrauchbar gemacht.
Ist der Stein an die Oberfläche befördert worden, wird er gespalten,
gereinigt, gebohrt, geschliffen, poliert - und als würde das alles nicht genügen, aufgewertet.
Das ist ein sehr freundliches Wort für die verschiedensten Methoden,
um die Beschaffenheit, aber viel öfter noch die Farbe des Steines zu verändern,
damit auf diese Weise höhere Gewinne erzielt werden können.
Risse werden mit Wachs, Kunstharz oder Harz aufgefüllt,
damit wird auch häufig die Farbe verändert.
Manche Schmucksteine werden gebrannt, dass heißt auf bis zu 550°C erhitzt.
Auf diese Weise werden zum Beispiel aus Amethysten Citrine gemacht.
Gelegentlich werden die Steine mit radioaktiven Strahlen farblich verändert.
Onyx kann man fälschen, indem man Achate in Zuckerlösungen legt
und später die Flüssigkeit entzieht.
Der meiste heute erhältliche Bernstein besteht aus verschmolzenem Bernsteinpulver.
Dabei kann man noch einigermaßen glücklich sein, wenn der Schmuckstein
nicht gleich aus Glas oder Kunststoff hergestellt wurde,
denn der Laie hat eigentlich kaum eine Chance,
den Unterschied zu echten Steinen zu bemerken.
Die Nachfrage bestimmt auch hier, wie überall, das Angebot.
Und spätestens seit die Esoterikszene verstärkt nach allen möglichen
und möglichst preiswerten Steinen verlangt, wird „industriell behandelt“, was das Zeug hält.
Wen will es da noch wundern, dass die Heilwirkung von Steinen nicht nachgewiesen werden kann
und einige Aussagen darüber wirklich in Welt der Phantasie gehören.
Was sollen solche Steine denn bewirken können?
Wer tatsächlich einen Stein spüren möchte, sollte den Läden den Rücken kehren
und selbst auf die Suche gehen.
Vielleicht kommt ein unbehandelter, nicht ganz so bunter Stein für dich aus der Erde hervor,
vielleicht spricht auch ein Kiesel zu dir...
Im der nächsten Ausgabe, lassen wir einen Sammler zu Wort kommen,
der euch Hinweise zum Selberfinden geben kann.
Dwalin
Quellen:
Michael Gienger und Wolfgang Dengler, Lexikon der Heilsteine, 1999
Michael Gienger, Anja Gienger, Ines Blersch, Die Heilsteine der Hildegard von Bingen, 2004
- Vernetze zu: http://basismagie.aktiv-forum.com/grundl...eibchen-t60.htm
- bzw. zu: Steine & Ihre Kräfte. -
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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
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