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Incubus:

in Cumhachd - Damhain Alla: 01.02.2010 16:00
von Atlan • Nexar | 15.454 Beiträge

Im folgenden Artikel der Reihe über Dämonen soll es um Wesenheiten gehen,
die im Laufe der Geschichte immer wieder auftauchen und
eine starke Faszination auf die Menschen ausüben: die Sexualdämonen in Gestalt der Incubi und Succubi.

Die Bezeichnungen Incubus und Succubus sind den lateinischen Wörtern
incubare, „oben liegen, von oben eindringen“, und succumbere, „unten liegen“, entlehnt.
Aus diesen Namen kann man sich bereits herleiten, dass es sich bei Incubi
um männliche Sexualdämonen handelt, bei Succubi um weibliche.

Beide Formen sind dafür bekannt, den Menschen nachts durch erotische Träume heimzusuchen
und ihm die Lebenskraft zu entziehen, wovon sie sich schließlich ernähren.
Mitunter ist auch davon die Rede, dass auf diese Weise dämonisch-menschliche Kinder
gezeugt werden sollen, sogenannte „Wechselbälger“.

Vor allem im Zuge des mittelalterlichen Hexenwahns war die Teufelsbuhlschaft
einer der Hauptmerkmale des Hexenwesens, wodurch sich auch die Lehre
von den Incubi und Succubi verbreitete.

Zunächst ging man dabei davon aus, dass Dämonen als körperlose Wesen nicht in der Lage wären,
Samen hervorzubringen, um Kinder zu zeugen.

Doch durch die drei Scholasten Thomas von Aquin (1225 - 1274), Albertus Magnus (ca. 1200 - 1280)
und Bonaventura (1221 - 1274) wurde die Theorie bejaht,
dass ein eigentlich geschlechtsloser Dämon zunächst als Succubus erscheint,
um dem Mann seinen Samen zu stehlen, und sich schließlich in einen Incubus verwandelt,
um den Samen zur Befruchtung zu nutzen.

Verbreitung des Wissens um Incubi und Succubi erfolgte durch Johannes Duns Scotus (1266 - 1308),
Wilhelm Durandus (ca. 1270 - 1334) und Petrus von Aquila (1275 - 1361).
Bis in die frühe Neuzeit erhielten sich diese Theorien in der Dämonologie.

Im Mittelalter gab es diverse schützende magische Mittel,
damit man nachts vor diesen bösen Geistern verschont blieb.
So sollte ein Kräuterbündel aus Johanniskraut, Beifuß und anderen apotropäischen Kräutern
über dem Bett aufgehängt den Dämonen den Zutritt verwehren.
Auch Bannkreise mit Salz und Asche, sowie diverse Amulette wurden verwendet.



Wann begann die Geschichte dieser Wesen?

Bereits im alten Mesopotamien waren Dämonen bekannt, die mit Sexualität verbunden waren.

So soll Lilu (manchmal auch Lilla), Gilgameshs Vater, eine Wesenheit gewesen sein,
die mit Frauen im Schlaf sexuellen Verkehr hatte.
Das weibliche Pendant hierzu finden wir in Lilitu, die über Männer herfiel.

Des Weiteren sind die Dämonen Ardat-Lili und Irdu-Lili bekannt.
Ardat-Lili ist eine Dämonin, die durch den Geschlechtsverkehr mit Männern Kinder empfängt,
während Irdu-Lili Frauen mit seinem dämonischen Samen befruchtet.

Viel ist über diese Wesen nicht bekannt, sie sollen jedoch allesamt Sturmdämonen gewesen sein,
die erst später für nächtliche Heimsucher gehalten wurden.

Für beide Thesen gibt es Argumente.

Die akkadischen Namen Lilitu, Lilu, Ardat-Lili und Irdu-Lili könnten sich
von der vorsemitischen Wurzel LYL ableiten, die „Nacht“ bedeutet.
Andererseits könnten sie auch vom sumerischen Wort für Luft oder Wind, „LIL“, abstammen.

„Ardatu“ ist ein akkadischer Titel, der oft Prostituierten und unverheirateten Frauen gegeben wurde.
Demnach könnte Ardat-Lili, eine „nächtliche Hure“ oder „Jungfrau des Windes“ sein.

Das sumerische Lil-lu deutet zudem auf das Wort für „Tölpel“ hin,
womit Luftgeister gemeint sein könnten, die sich nur sehr unvollkommen
auf der Erde bewegen können.

Man kann im Allgemeinen jedoch davon ausgehen,
dass es sich bei diesen Wesen um Luftgeister handelt,
da diese als Kinder der Schöpfungsgottheiten gelten und ihre Namen
in Verbindung mit diesen auftauchen.

Eine eindeutige Übersetzung und Einordnung ist dennoch nicht möglich.

Lilitu wird oftmals in Verbindung mit der Göttin Inanna oder Ishtar gebracht,
sogar mythologische Überschneidungen sind denkbar.

Höchstwahrscheinlich ist es Lilitu, die auf dem bekannten Burney-Relief im British Museum abgebildet ist.
Dort erscheint sie mit Krallenfüßen, herabhängenden Flügeln, einer göttlichen Krone,
sowie Eulen und Löwen.

Man vermutet durch diese Symbole eine Verbindung zu Unterwelt und Luft.
Jedoch kann man auch hier nicht eindeutig sagen, ob es sich um die Göttin Ishtar
als Herrin der Eulen oder die Dämonin/Göttin Lilitu als Schutzherrin der Prostituierten handelt.

Offensichtlich ist jedoch, dass Lilitu der Prototyp der jüdischen Lilith ist,
die ebenfalls als Sexualdämon gilt.

Die Dämonin Lilith soll nach jüdischem Mythos Adams erste Frau gewesen sein.
Sie weigerte sich jedoch Adam sexuell unterzuordnen,
weshalb sie aus dem Paradies verbannt wurde.

Es gibt die Sage, dass Lilith sich deshalb von Gott abwandte,
weil Samael bei ihrer Erschaffung aus Lehm seinen Speichel beimischte.
Als Dämonin zeugte sie nun in der Wüste mit Mischwesen teuflische Kinder,
die von Gott auf Grund ihrer Bosheit schließlich ausgerottet wurden.

Als Rache soll Lilith daher als Nachtgespenst umherschweifen
und menschliche Säuglinge töten sowie Männern ihren Samen stehlen.

Die Kinder Liliths waren die sogenannten„Lilim“.
Diese wurden von Männern als Succubi gefürchtet und Mütter
versuchten ihre Kinder mit Bannformeln und Amuletten vor ihnen zu schützen.

Man kann daher Lilith durchaus als Mutter der klassischen Succubi sehen.

In der Kabbalah finden wir den Namen Lilith als Herrscherin der Qliphoth.
Als Qlipha selbst stellt sie die unreine, unfruchtbare und todbringende Erde dar,
das dämonische Gegenstück zur Braut Malkuth.

Als Herrscherin von Gamaliel ist sie die Mutter vampirischer Wesen und Sexualdämonen.
Gamaliel ist die Rück- oder Kehrseite der göttlichen Sephirah Yesod,
jener Sphäre, die oft mit der Astralebene und dem Mond in Verbindung gebracht wird.

Yesod ist auch der Sitz der sexuellen Instinkte und des Fortpflanzungswillen des Menschen.
Unschwer kann man daraus ableiten, dass Gamaliel eine Sphäre voller sexueller
Abartigkeit und Obszönität darstellt.

Durch die Verbindung zum Mond und zur Astralwelt heißt es,
dass Lilith und ihre Dämonen vorwiegend durch sexuelle Träume und Phantasien
auf den Menschen wirken.

Sie ziehen seine Lebenskraft hinab in ihre Schattenwelt,
um ihre eigene dämonische Brut zu beleben und an Macht zu gewinnen.

Weiterhin sind in der Kabbalah vier sogenannte Engel der Prostitution bekannt,
die ebenfalls starke Gemeinsamkeiten mit den Succubi aufweisen.

Ihre Namen sind Agrat-Bat-Mahlat, Isheth Zenunim, Naamah und Lilith.
Sie werden als die Gemahlinnen Samaels oder Huren Satans bezeichnet.
Sie verkörpern ebenfalls Unreinheit, sexuelle Freizügigkeit und Verführung zur Sünde.

Wir können anhand dieser traditionellen Zuordnungen annehmen,
dass es sich bei den Incubi und Succubi um unterdrückte Triebe und sexuelle Instinkte handelt,
die verteufelt und als Sünde dargestellt wurden.

Die Verbannung und Dämonisierung Liliths wird daher vor allem
von Feministinnen in der Moderne als Abwehrmechanismus des Patriarchats
gegen die angsteinflößende Macht der ausgelebten Weiblichkeit verstanden.

- Vernetze zu Lilith: topic.php?id=567



Generell werden Incubi und Succubi heute mehr als Allegorie und Metapher
für menschliche, verselbstständigte sexuelle Komplexe und Psychosen verwendet,
denn als äußere, dämonische Wesenheiten verstanden.

Nichtsdestotrotz haben sie in ihrer wesenhaften Form einen Platz in der Magie und Esoterik der Moderne.

Heute gibt es in der okkulten Szene verschiedenste Theorien über die Entstehung,
die Eigenschaften und Kräfte der Incubi und Succubi.

Man findet in der Regel zwei Möglichkeiten der Entstehung dieser Geistwesen.
Zum einen geht man davon aus, dass unterdrückte sexuelle Gefühle
sich bei magisch begabten Personen verselbstständigen
und die Form eines Psychogonen annehmen können.

Diese selbsterschaffenen Wesen gieren nach Aufmerksamkeit und entziehen ihrem Opfer Lebenskraft,
während sie selbst stärker werden.

Zum anderen gibt es die Theorie, dass es vom Menschen unabhängige Geistwesen der Astralebene
(analog Gamaliel) sind, die sich von starker sexueller Energie und teilweise von Blut angezogen fühlen.

Während man die Erstgenannten eher als einen ungewollten magischen Unfall bezeichnet,
wird der Kontakt zu Letzteren mitunter sogar gesucht.

Der Grund dafür sind Motive wie Spaß, Erforschung der eigenen sexuellen Tiefen,
Schadensmagie und die Initiation in dunkle und sexualmagische Mysterien.

Man findet in der magischen Literatur des linkshändigen Pfades jedoch nicht nur Wege,
um bereits existente Incubi und Succubi anzulocken, sondern auch diese zu erschaffen.

Hierfür wird über längere Zeit die Sexualität bewusst unterdrückt
und die so entstehende Energie mit Hilfe sigillenmagischer Techniken
zur Formung eines Psychogonen verwendet.

Eine andere Möglichkeit besteht im exzessiven und lang anhaltenden Ausleben
der Sexualität, wobei die Gegenwart eines Sexualdämons imaginiert wird.

Diese imaginierte Form wird so durch die freiwerdende sexuelle Energie belebt
und gewinnt ein eigenständiges Dasein.

Andere magische Arbeiten mit Sexualdämonen finden wir in der qliphotischen Kabbalah.
Hier werden diese Wesen als Initiatoren in tiefere Ebenen des Bewusstsein
und der Qliphoth verstanden.

Durch Begegnung und
Vereinigung mit ihnen soll der Magier zu tiefgreifender Transformation
und Belebung seiner eigenen Lüste und Leidenschaften gelangen
und sich seiner animalischen Natur bewusst werden.

Man kann hier Parallelen zu den tantrischen Friedhofsdakinis ziehen,
die trotz ihres teils furchterregenden Charakters den Praktizierenden
durch Sex in tantrische Geheimnisse einweihen und ihm magische Fähigkeiten verleihen können.

Allerdings wird oft auch vor diesen Wesen gewarnt,
da sie trotz aller scheinbaren Günste für den Magier nur auf ihre eigenen Vorteile bedacht sind,
und sich von seiner Lebenskraft ernähren.

Es wird behauptet, dass dies im Extremfall zu schwerer Krankheit und Tod führen kann.

Über direkte Besessenheit durch Incubi und Succubi habe ich nichts finden können.
Es scheint wohl in der Regel so zu sein, dass sie allein durch die sexuelle Aktivität
ihrer menschlichen Partner leben und kein Interesse an der Besetzung
eines physischen Körpers haben.

Dennoch soll es möglich sein, dass der Sexualdämon seinen Partner
durch dessen triebhafte Abhängigkeit völlig kontrollieren kann.

Möglichkeiten des Exorzismus bestehen daher grundlegend darin,
den Betroffenen auf irgendeine Weise von seinem sexuellen Erleben zu trennen,
um so der Wesenheit ihre „Nahrungsgrundlage“ zu entziehen.




Obwohl man Sexualdämonen meist auf der astralen Ebene oder in Träumen begegnet,
gibt es dennoch Erfahrungsberichte von Begegnungen im Wachzustand.

Einer dieser Berichte wird von einer Frau erzählt, die mit sexualmagischen Sigillen arbeitete.
Eines Abends, als sie noch wachend im Bett lag,
sah sie in der Zimmerecke eine große, männliche, schattige Gestalt,
die ihrer Meinung nach sogar Flügel besaß.

Das Wesen näherte sich ihr, und als es schließlich über ihr schwebte,
fühlte sie sich bewegungsunfähig, aber elektrisiert und voller Erregung.
Sie fühlte einen riesigen und eiskalten Phallus in sich eindringen.

Sie beschreibt diese Erfahrung als ihre schmerz- und zugleich lustvollste sexuelle Begegnung.
Am Tag darauf besaß sie überdurchschnittliche Körperkraft
und eine Erweiterung ihrer medialen Fähigkeiten.

Es gibt Hexen, die ebenfalls davon berichten, dass sich ihnen eine gehörnte Wesenheit
mit eher dunklen Zügen sexuell näherte.
Man kann also stark davon ausgehen, dass die Theorie der Teufelsbuhlschaft,
wie sie in der Zeit des Hexenwahns Verbreitung fand,
vielleicht doch nicht völlig an den Haaren herbeigezogen ist.

Egal ob ihr sexueller Partner dabei den Namen eines gehörnten Gottes
oder eines Dämon trug, prinzipiell handelt es sich hier um eine
n sexualmagischen und oftmals initiatorischen Akt durch eine spirituelle Wesenheit.

Die Hexen berichten als Wirkung dieses Aktes über den Zugewinn
magischer Fähigkeiten und andere illuminatorische Wandlungen.

Wer diesen Erfahrungen Glauben schenkt, wird entweder völlig schockiert und angewidert sein
oder in seinem Inneren das Kitzeln der Neugier und Abenteuerlust empfinden.
Welche dieser Gefühle und Bilder beim Leser auch immer hervorgerufen wurden,
ich wünsche dadurch jede Menge Inspiration.


Danny


Quellen:

Nikolas und Zeena Schreck, Demons of the Flesh: The complete guide to Left Hand Path Sex Magic, 2002
Thomas Karlsson, Kabbalah, Qliphoth und die goetische Magie, 2006
Sigmund Hurwitz, Lilith-The First Eve: Historical and Psychological Aspects of the Dark Feminine
Walter Stephens, Demon Lovers: Witchcraft, Sex and the Crisis of Belief
www.wikipedia.org (Stand: Januar 2010)


Frater Nimrod, The Red Grimoire”



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"Die Erlösung kann nicht verdient, nur empfangen werden, - darum ist sie die Erlösung". -
zuletzt bearbeitet 29.04.2014 11:27 | nach oben springen
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