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Erstmals beobachtet: Orang-Utans erfinden den Haken neu:
Symbolbild: Orang-Utan.
Copyright: hari-net (via Pixabay.com), CC0
Wien (Österreich) – Während es schon Menschenkindern unter acht Jahren schwer fällt, aus einem Stück Draht einen Haken zu biegen, um nach einem Körbchen mit Futter zu angeln, galt diese Fähigekeit als allein dem Menschen eigen. Kognitionsbiologen und Vergleichende Psychologen haben diese Fähigkeit Hakenwerkzeuge zu erfinden, nun erstmals auch bei Menschenaffen – den Orang-Utans – beobachten können.
Wie das Team um Isabelle Laumer und Alice Auersperg von der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Kollegen um Josep Call von der University of St. Andrews aktuell im Fachjournal „Scientific Reports“ (DOI: 10.1038/s41598-018-34607-0) berichten, stellten die Affen – konfrontiert -mit einer Aufgabe, die das Herstellen von Hackenwerkzeugen bzw. deren Umkehr erforderte – schon beim ersten Versuch spontan Hakenwerkzeuge aus einem geraden Stück Draht her und bogen einen gekrümmten Draht in einer zweiten Aufgabe zu einem geraden Stoßwerkzeug zurück.
„Bereits in jungen Jahren stellen Kinder routiniert Werkzeuge her“, erläutert die Pressemitteilung der Veterinärmedizinischen Universität Wien und führt dazu weiter aus: „Die Aufgabe, auf die Idee zu kommen aus einem Stück Draht einen Haken zu biegen, um ein Körbchen mit Henkel aus einer senkrechten Röhre herauszuholen, gelingt Kindern unter acht Jahren aber nur selten. Wie britische ForscherInnen herausfanden, gelang es der Mehrheit der Kinder erst im Alter von acht Jahren, selbstständig ein Hakenwerkzeug zu erfinden. Nach einer Demonstration waren aber Kinder aller Altersklassen in der Lage selbst einen Haken zu biegen. Obwohl es ein offensichtliches Verständnis davon gibt, welche Art von Werkzeug benötigt wird und auch die Fähigkeit gegeben ist, ein funktionales Werkzeug herzustellen, scheint es ein kognitives Hindernis bei der Erfindung dieses zu geben.“
In ihren Experimenten stellten die Forscher um Laumer dieselbe Aufgabe erstmals einer Menschenaffenart. “Wir konfrontierten die Orang-Utans (im Zoo Leipzig)mit einem geraden Stück Draht und einer senkrechten durchsichtigen Röhre, die ein Körbchen mit Henkel, befüllt mit ihrem Lieblingsfutter, enthielt. In einer zweiten Aufgabe erhielten die Tiere ein um 90 Grad gebogenes Stück Draht und eine horizontale Röhre, die in der Mitte eine Belohnung enthielt“. Um an den Inhalt des Körbchens zu gelangen, mussten die Tiere also auf die Idee kommen die Spitze des Drahts zu einem Haken zu verbiegen, diesen in den Henkel einzuhängen und das Körbchen hochzuziehen. In der zweiten Aufgabe befand sich die Belohnung in der Mitte eines horizontalen Röhrchens. Um zu dem Futter zu gelangen, mussten die Tiere ein um 90 Grad gebogenes Drahtstück gerade biegen. Nur dadurch konnten sie das Futter aus dem Röhrchen herausstoßen.
Das Ergebnis: Mehrere Affen waren in der Lage beide Aufgaben zu lösen. Zwei Orang-Utans lösten sogar beide Aufgaben innerhalb der ersten Minuten des allerersten Versuchs. “Die Orang-Utans haben die Haken meistens direkt mit ihren Zähnen und dem Mund gebogen, während sie den Rest des Werkzeugs gerade gelassen haben. Danach führten sie es sofort richtig herum ein, hakten es in den Henkel ein und zogen das Körbchen hoch.”
Orang-Utans teilen 97 Prozent ihrer DNA mit Menschen und gehören zu den intelligentesten Primaten. Sie haben ein menschenähnliches Langzeitgedächtnis, benutzen routinemäßig eine Vielzahl ausgefeilter Werkzeuge in der Wildnis und bauen jede Nacht aus Laub und Ästen aufwendige Schlafnester. Wie alle vier großen Menschenaffen sind sie vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste der IUCN. Der natürliche Lebensraum beschränkt sich heute nur noch auf die Regenwälder von Sumatra und Borneo. „Der Verlust des Lebensraums aufgrund der extensiven Palmölproduktion, illegaler Handel und Wilderei sind die Hauptbedrohungen für in Freiheit lebende Orang-Utans. Palmöl ist das am häufigsten verwendete Pflanzenöl der Welt. Solange es eine Nachfrage nach Palmöl gibt und die Verbraucher weiterhin Produkte kaufen, die Palmöl enthalten, floriert die Palmöl-industrie. Laut eines Gutachtens des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) aus dem Jahr 2007 werden Orang-Utans innerhalb von zwei Jahrzehnten in freier Wildbahn ausgestorben sein, falls sich die derzeitigen Entwaldungstrends fortsetzen.“ sagt Isabelle Laumer.
“Der Haken-Test hat sich zu einem Standard-Test für die Prüfung der Innovationsfähigkeit von Werkzeugen in der vergleichenden Psychologie entwickelt.”, erläutert Auersperg und führt dazu weitre aus: „Die Tatsache, dass die Affen sehr schnell auf die Lösung gekommen sind, lässt vermuten, dass die Orang-Utans das Hakenwerkzeug aktiv als Lösung für dieses Problem gebaut haben.“
https://www.orangutan.de/
“Diese Fähigkeit bei einem unserer nächsten Verwandten zu finden, ist erstaunlich. In der menschlichen Evolution erscheinen Hakenwerkzeuge erst relativ spät. Erste archäologische Funde von Angelhaken und harpunenartigen, gekrümmten Objekten sind etwa 16.000 – 60.000 Jahre alt”, erklärt Josep Call von der Universität von St. Andrews.
Warum also ist die Erfindung eines Hakenwerkzeugs für jüngere Kinder so schwierig? “Folgestudien zeigten, dass die Probleme der Kinder die Aufgabe zu lösen, nicht darauf zurückzuführen sind, dass sie zu impulsiv wären, auf nichtmodifizierte Werkzeuge fixiert sind oder nicht in der Lage wären eine bereits verfolgte Strategie zu ändern. Die Aufgabe stellt ein komplexes Problem dar, zu dessen Lösung mehrere unbelohnte Teilschritte nötig sind, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren.”, erklärt Laumer abschließend. “Komplexe Problemstellungen werden in bestimmten Arealen des medialen präfrontalen Kortex verarbeitet. Interessanterweise reift dieses Hirnareal bei Kindern erst später vollständig aus. Das könnte den Erfolg der älteren Kinder erklären.”
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Nicht (nur) menschlich: Auch Schimpansen besitzen soziale Kulturen:
Symbolbild: Schimpansen
Copyright: suju (via Pixabay.com), CC 0
Leipzig (Deutschland) – Soziale Kulturen galten bislang als eine dem Menschen einzigartige Fähigkeit. Eine aktuelle Studie über das Sozialverhalten von getrenntlebenden Gruppen von Schimpansen zeigt nun jedoch Unterschiede in eben diesem Sozialverhalten, wie sie über die Zeit hinweg stabil sind. Diese Unterschiede könnten das Ergebnis von kulturellem Lernen sein.
Wie eine internationale Forschungsgruppe um Prof. Dr. Daniel Haun vom Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung (LFE) an der Universität Leipzig aktuell im Fachjournal „“Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America” (PNAS; DOI: 10.1073/pnas.1722614115)“ berichtet, haben sie über drei Jahre hinweg vier Gruppen von Schimpansen in der Chimfunshi Wildlife Orphanage in Sambia erforscht und während dieser Zeit verschiedene Aspekte ihres Sozialverhaltens untersucht – zum Beispiel, wie viele Individuen in temporären Kleingruppen zusammenleben, wie räumlich nah Individuen sich gegenseitig durchschnittlich sind und wie häufig sie gegenseitige Fellpflege betreiben.
„Die Gruppen zeigten die größten Unterschiede in der Anzahl an Individuen, mit denen sie Zeit verbringen, auch bekannt als die Subgruppengröße“, erläutert die Pressemitteilung der Leipziger Universität und führt dazu weiter aus: „Zwei der Gruppen formten signifikant größere Subgruppen als die anderen beiden Gruppen. Die geselligste Gruppe zeigte sich auch in den anderen Aspekten sozialer. Die Schimpansen in diesen Gruppen waren durchschnittlich räumlich näher beieinander und betrieben viel häufiger gegenseitige Fellpflege als die anderen Gruppen.“
Die Bedingungen in diesem Schimpansenschutzgebiet boten den Forschern die einzigartige Möglichkeit, kulturelle Unterschiede bei Schimpansen zu untersuchen. Während in früheren Studien meist Gruppen wilder Schimpansen miteinander verglichen wurden, die in unterschiedlichen Umgebungen leben und große genetische Unterschiede aufweisen, konnten die Forscher in Chimfunshi den Einfluss dieser Faktoren auf die beobachteten Verhaltensunterschiede zwischen Gruppen nicht ausschließen. Da die Schimpansen in Chimfunshi alle in derselben Umgebung leben und es keine systematischen genetischen Unterschiede zwischen ihnen gibt, haben Forscher so die Möglichkeit zu untersuchen, inwiefern andere Prozesse, wie soziales Lernen, Unterschiede zwischen Schimpansengruppen erklären können.
“Obwohl wir die Ursprünge dieser Unterschiede in dieser Studie nicht direkt untersucht haben, wissen wir, dass Schimpansen sozial voneinander lernen können und, dass Primaten ihr Sozialverhalten an ihren Kontext anpassen können“, erläutert Haun und führt weiter aus: „Die Individuen in den jeweiligen Gruppen haben möglicherweise Interaktionsmuster anderer Schimpansen beobachtet, wie die allgemeine Nähe und die Häufigkeit von Fellpflege und sie sozial gelernt.“
Hintergrund
In dem Schimpansen-Schutzgebiet Chimfunshi leben über einhundert gerettete Schimpansen und ihre Nachkommen. Das Forschungsteam arbeitet seit über zehn Jahren mit den Schimpansen und erforscht unterschiedliche Aspekte ihres Verhaltens und ihrer Kognition, wie zum Beispiel ihre Neigung zu Konformität, die Entstehung und Weitergabe von kulturellen “Trends” und ihr Trauerverhalten.
“Wir konnten über die Jahre eine große Variabilität im Verhalten der Schimpansen in Chimfunshi beobachten. Diese aktuelle Studie zeigt einen Teil des Ausmaßes und der Stabilität der Unterschiede in der allgemeinen Geselligkeit und bietet uns eine Grundlage, um zu verstehen, wie diese Unterschiede andere Verhaltensweisen wie Kooperation und Prosozialität beeinflussen könnten“, so Haun abschließend.
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Schimpansen-Gesten folgen Regeln menschlicher Sprache:
Schimpansen
Copyright: Jeremy Weate (via WikimediaCommons) / CC BY 2.0
London (Großbritannien) – Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass die Gestik, mit der Schimpansen untereinander kommunizieren, den gleichen linguistischen Regeln folgt wie die menschliche Sprache.
Wie das Team um Raphaela Heesen von vom Centre for Research in Evolutionary, Social and Interdisciplinary Anthropology and der University of Roehampton aktuell im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B“ (DOI: 10.1098/rspb.2018.2900) berichtet, haben sie die Kommunikation von Schimpansen in freier Wildbahn beobachtet, analysiert und diese dann mit den Regeln menschlicher Kommunikation verglichen.
Nach Jahren der Analyse haben Sprachwissenschaftler herausgefunden, dass – unabhängig davon, welche Sprache gesprochen wird – jede Form der menschlichen Sprache spezifischen Regeln folgt. Zu diesen Regeln gehört unter anderem das „Zipfsche Gesetz“, das die Häufigkeit von Wörtern in einem Text zur Rangfolge in Beziehung setzt und laut dem Wörter u.a. umso kürzer sind, je öfter sie in einer Sprache verwendet werden. Ein anderes linguistisches Gesetz ist das „Menzerathsche Gesetz“, laut dem die Komplexität der direkten Bestandteile einer sprachlichen Einheit, also etwa die Silben eines Wortes, abhängig von der Komplexität der Einheit selbst ist.
Bei ihren Beobachtungen stellten sich die Sprachwissenschaftler um Heesen nun die Frage, ob ähnliche Gesetze auch auf die Gestensprache von Schimpansen anwendbar sind. Da Schimpansen nicht sprechen können, kommunizieren sie miteinander mittels Handgesten, Körperhaltungen, Gesichtsausdrücken und Vokalgeräuschen. Anhand von umfangreichen Videoaufnahmen wildlebender Schimpansen im Budongo Forest Reserve in Uganda gelang es den Forschern nun, etwa 2.000 Beispiele für 58 einzigartige und damit spezifische Gesten der Schimpansenkommunikation zu identifizieren.
Wie die Wissenschaftler feststellten, lassen sich die Regeln menschlicher Sprache auch auf die Verwendung von Gesten unter den Schimpansen anwenden, wenn etwa die meistgebrauchten Gesten eher kurz sind und längere Gesten meist von kürzeren Gesten unterbrochen werden.
Zum Thema
Die Beobachtung legt nahe, dass trotz der doch großen Unterschiede in der Art und Weise der Kommunikation zwischen Schimpansen und Mensch, beide Kommunikationssysteme dennoch gemeinsamen mathematischen Prinzipien folgen.
Erst im vergangenen Jahr hatten Forscher herausgefunden, dass menschliche Kleinkinder und Schimpansen ähnliche Kommunikationssysteme nutzen. Jetzt planen die Forscher ihre Untersuchungen auch auf anderer Arten auszuweiten, da beispielsweis Bonobos eine Vielzahl von Gesten nutzen, die auch Schimpansen zur Kommunikation verwenden.
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Forscher entdecken neue Schimpansen-Kultur:
Östlicher Schimpanse, Pan troglodytes schweinfurthii
Copyright: Rod Waddington (via WikimediaCommons), CC BY-SA 2.0
Leipzig (Deutschland) – Beim Studium von Schimpansen in der Region Bili-Uéré im Kongo haben Verhaltensforscher im Rahmen einer Langzeitstudie ein neues Verhaltensrepertoire der dortigen östlichen Schimpansen beobachtet und beschrieben.
Wie die Forscher um Thurston C. Hicks vom Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie gemeinsam mit Kollegen der Universität Warschau aktuell im Fachjournal „Folia Primatologica“ (DOI: 10.1159/000492998) berichten, gibt es unterschiedliche Kulturen, Gewohnheiten und Verhaltensmuster nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Schimpansen, einem unserer beiden nächsten lebenden Verwandten: „Schimpansen haben eine ausgefeiltere und diversifiziertere materielle Kultur als jeder andere nichtmenschliche Primat. Ihr Verhalten variiert im tropischen Afrika in einer Art und Weise, die sich nicht immer durch die Beschaffenheit ihres Lebensraums erklären lässt.“
„Diese Verhaltensvielfalt besser zu verstehen, könnte auch bei der Erforschung unserer frühesten homininen Vorfahren und der Entstehung ihrer Traditionen von entscheidender Bedeutung sein“ erläutert die Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts.
Schon zuvor konnten Verhaltensforscher bereits mehrere bei Schimpansen weitverbreitete Verhaltensmuster dokumentieren, darunter die Verwendung von Knüppeln in Zentralafrika, um Bienenstöcke zu öffnen, und langen Hilfsmitteln in Westafrika, um an verschiedenen Standorten nach Algen zu fischen.
Hintergrund: Der grenzwissenschaftliche Bezug
Während der Inhalt dieser Meldung zunächst rein biologischer bzw. verhaltenswissenschaftlicher erscheinen mag, ergibt sich ein direkter Bezug auch aus anomalistisch-grenzwissenschaftlicher Betrachtung, wenn man Zeugenberichten Glauben schenkt, die das Verhalten der angeblich in den Wäldern Nordamerikas, Russlands und Asiens lebenden, aufrechtgehenden und menschenähnlichen Großprimaten beschreiben, die als Bigfoot, Sasquatch, Almas, Yeti, Yeren und vielen weiteren Namen und Bezeichnungen bekannt sind. Auch diese sollen hier und da dabei beobachtet worden sein, primitive Werkzeuge benutzt und einfache Behausungen und Nester angelegt haben, sich durch das schlagen von Stöcken gegen Bäume und Steinewerfen bemerkbar machen, und sogar über eine – wenn auch primitive Form – der Lautkommunikation verfügen. Nicht zuletzt aus diesem Grund könnte also auch die hier vorgestellte Studie zu einem besseren Verständnis derartiger Sichtungsfälle führen. Derzeit stehen die Ergebnisse einer eDNA-Analyse von Materialproben aus möglichen Sasquatch-Nestern noch aus (…GreWi berichtete).
In seinem aktuellen Fachartikel beschreibt das Forscherteam um Hicks nun detailliert ein neues Verhaltensrepertoire östlicher Schimpansen (Pan troglodytes schweinfurthii) in der Region Bili-Uéré, wie es über ein mind. 50.000 Quadratkilometer großes Gebiet verbreitet ist.
“Über einen Zeitraum von zwölf Jahren haben wir Schimpansenwerkzeuge und -gegenstände in 20 Studiengebieten dokumentiert und Daten über Kot, Fütterungsreste und Schlafnester der Tiere gesammelt”, erläutert Hicks und führt dazu weiter aus: “Wir beschreiben ein neues Schimpansen-Werkzeugset: Lange Stöcke zum Sammeln von epigäischen Treiberameisen (Dorylus sp.), kurze Stöcke zum Sammeln von Stechameisen (Ponerinae) und zum Sammeln von Honig aus den Baumnestern stachelloser Bienen, dünne kurze Stöcke zur Extraktion von Ameisen der Art Dorylus kohli und stabile Stöcke, die die Tiere verwenden, um die unterirdischen Nester stachelloser Bienen zu erreichen.”
Hinzu dokumentieren die Forscher eine im Vergleich zu anderen Schimpansenpopulationen erweiterte Schlagtechnik, die mit der Nahrungsverarbeitung zusammenhängt: „Die Bili-Uéré-Schimpansen schlagen nicht nur hartschalige Früchte gegen Substrate (wie andere Schimpansenpopulationen auch), sondern sie öffnen mit Hilfe von Schlägen auch die Termitenhügel der beiden Arten Cubitermes sp. und Thoracotermes macrothorax, eine Nahrungsquelle, die Schimpansen in den meisten anderen Regionen Afrikas ignorieren. Östliche Schimpansen scheinen hingegen nicht auf die Termiten der Art Macrotermes muelleri zuzugreifen, nach denen Schimpansen einer Reihe anderer Langzeitforschungsstätten üblicherweise fischen.“
Die Wissenschaftler sehen zudem erste Belege dafür, dass östliche Schimpansen afrikanische Riesenschnecken und Schildkröten gegen Substrate schlagen. Beide waren als Nahrungsquellen für Schimpansen bisher nicht bekannt. „Außerdem ist es in dieser Region auch üblich, dass Schimpansen ihre Nester auf dem Boden bauen”, fügt Hicks hinzu.
Zum Thema
Obwohl sich die Verhaltensweisen der Schimpansengruppen auf beiden Seiten des Uele-Flusses und über zwei sehr unterschiedliche Typen von Lebensräumen (Mosaik Lebensraumtypen (Mosaik aus Savanne und tropischem Regenwald im Norden und tropischer Feuchtwald im Süden) hinweg stark ähneln, stießen die Forscher auch auf geografische Unterschiede im Verhalten der Tiere und fanden unterschiedlich häufig Werkzeuge zum Fischen nach epigäischen Treiberameisen, im Süden fanden sie keine Werkzeuge zum Graben nach Honig. Lange Stöcke zum Fischen nach Treiberameisen und Stätten, wo Früchte aufgeschlagen wurden, kamen ausschließlich nördlich des Uele-Flusses vor.
“Heutzutage scheint es uns, als hätten wir schon alles entdeckt, was es zu entdecken gibt. Was für eine schöne Überraschung, nun eine neue Schimpansenpopulation mit ihrem interessanten Verhaltensrepertoire beschreiben zu können! Das zeigt uns, dass noch längst nicht alles dokumentiert ist und wir noch sehr viel mehr über unsere natürliche Umwelt lernen können”, sagt Ko-Autor Hjalmar Kühl, ein Ökologe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und am Forschungszentrum iDiv.
“In der überentwickelten Welt von heute gibt es nur noch verschwindend wenige Möglichkeiten, eine große intakte Menschenaffenkultur zu erforschen, die sich über Zehntausende von Waldkilometern erstreckt”, sagt Hicks. “Wir brauchen solche natürlichen Laboratorien, um zu verstehen, wie sich eine materielle Kultur unter gesunden, gedeihenden Hominiden-Populationen verbreitet. Ansonsten wird es uns schwerfallen, die Innovationen unserer eigenen Vorfahren in den Waldgebieten Afrikas vor Millionen von Jahren besser zu verstehen.”
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Termitenfischen: Forscher beobachten kulturelle Vielfalt bei Schimpansen:
Schimpansen in La Belgique, Kamerun.
Copyright: KMDA / MPI -EVA PanAf
Leipzig (Deutschland) – Anhand der Beobachtung von zehn Schimpansengruppen und ihrer Art und Weise an die Termiten zu gelangen, können Verhaltensforscher erstmals 38 verschiedene Elemente beschreiben, aus denen sich verschiedenen Verhaltensweisen des Termitenfischens zusammensetzen. Bislang waren Forscher von nur zwei unterschiedlichen Formen dieser Praktik ausgegangen. Wie sich erneut zeigt, findet die Übertragung kultureller Merkmale von Generation zu Generation nicht nur bei uns Menschen statt. Auch Schimpansen verfügen über eine große Vielfalt an kulturellen Verhaltensweisen und Werkzeuggebrauch.
Wie das Team um Christophe Boesch vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie aktuell im Fachjournal „Nature Human Behaviour“ (DOI: 10.1038/s41562-020-0890-1) berichtet, waren einige dieser Verhaltensweisen bereits zuvor durch einige wenigen Langzeitforschungsstationen bereits gut dokumentiert, doch sei über die gesamte kulturelle Vielfalt verschiedener Schimpansenpopulationen nur wenig bekannt.
Um diese Vielfalt besser zu verstehen, haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Jahr 2010 das Projekt „Pan African Programme: The Cultured Chimpanzee“ (PanAf) ins Leben gerufen, innerhalb dessen anhand eines standardisierten Protokolls an über 40 Standorten in Afrika Kamerafallen platziert, Proben gesammelt und ökologische Daten aufgenommen wurden.
Während bislang davon ausgegangen worden warm dass das Angeln von Termiten nur in zwei Formen vorkommt und mithilfe eines oder mehrerer Werkzeuge durchgeführt wird, um aus oberirdisch oder unterirdisch gelegenen Bauten Termiten zu holen, erlaubten es die neuen Beobachtungen für jeden einzelnen Schimpansen der beobachteten Gruppen einen Katalog von Verhaltensweisen (Ethogramm) zu erstellen. Dabei identifizierten Boesch und Kollegen 38 verschiedene Elemente, aus denen sich die verschiedenen Verhaltensweisen des Termitenfischens zusammensetzen. Die Forscher beobachteten, dass in jeder dieser Schimpansengruppen ein Teil dieser Elemente genutzt und zusätzlich auf unterschiedliche Weise kombiniert wurde. „Darüber hinaus haben Angehörige derselben Gemeinschaft im Vergleich zu Schimpansen aus anderen Gruppen beim Termitenfischen mehr dieser Verhaltenselemente gemein und kombinieren diese auf eine jeweils einzigartige Weise“, erläutert die Pressemitteilung des Instituts.
„Die Vielfalt der Techniken, die Schimpansen beim Angeln von Termiten anwenden, war für mich eine große Überraschung. Jede Gemeinschaft verfügt nicht nur über ihre ganz eigene Art des Angelns, sondern kombiniert auch eine Reihe verschiedener technischer Elemente in ganz eigenen Formen“, erklärt Christophe Boesch. „Die auffallendsten Beispiele dafür sind, wie die Wonga Wongue Schimpansen in Gabun sich normalerweise auf die Seite legen, um Termiten zu fischen, während die Korup Schimpansen in Kamerun sich auf den Ellbogen stützen und die Schimpansen aus Goualougo in der Republik Kongo beim Angeln sitzen.“
Da die Schimpansengemeinschaften in ähnlichen Lebensräumen mit Zugang zu den gleichen Ressourcen leben, konnten ökologische Unterschiede zur Erklärung der beobachteten Unterschiede weitgehend ausgeschlossen werden. „Das unterstützt die Annahme, dass Schimpansen in der Lage sind, Techniken des Termitenfischens zu imitieren, was über alternative Erklärungen hinausgeht, wie zum Beispiel, dass jedes Individuum das Termitenfischen jedes Mal neu erfindet“, erklärt Co-Autorin Ammie Kalan.
Ähnlich wie bei kulturell geprägten Verhaltensweisen beim Menschen drehe sich auch bei Schimpansen nicht alles um Effizienzsteigerung, sondern vielmehr darum, sich dem Verhalten der Gruppe anzupassen. Beim Menschen kann man dies in den verschiedenen Esskulturen in Asien beobachtet. „In Thailand und Japan zum Beispiel sind die Essstäbchen nicht nur irgendwie anders geformt, sondern auch die Art, wie sie gehalten werden, unterscheidet sich. Das erinnert sehr an das, was wir hier bei Schimpansen sehen: In La Belgique in Kamerun formen Schimpansen ihre Stäbchen, indem sie sie zerfasern, um eine lange Bürste zu erhalten. Dann legen sie das mit Termiten bedeckte Stäbchen während des Essens auf ihr Handgelenk. An einem anderen Ort in Kamerun namens Korup hingegen machen die Schimpansen überhaupt keine Bürste und benutzen ihren Mund, um den eingeführten Stock zu schütteln, während er sich im Erdhügel befindet“, erklärt Boesch.
Beim Menschen wurde kulturelle Vielfalt in Hunderten verschiedener Populationen dokumentiert. Dies erklärt, warum die Schimpansenkultur im Vergleich so begrenzt erscheint. „Was wir zuvor über Schimpansen wussten, stammte aus höchstens 15 Gemeinschaften“, sagt Co-Autor Hjalmar Kühl. „Durch das PanAf-Projekt konnten wir viel mehr Gemeinschaften untersuchen und dadurch mehr über den Reichtum der Schimpansenvielfalt und -kultur erfahren und konnten zeigen, dass es noch so viel mehr zu entdecken gibt.“
Weitere Analysen von Videos und anderen im Rahmen des PanAf-Projektes gesammelten Daten sind derzeit im Gange. „Das Angeln von Termiten und andere kulturelle Verhaltensweisen von freilebenden Schimpansen können aus erster Hand beobachtet werden, wenn man sich als Bürgerwissenschaftler auf Chimp&See anmeldet”, sagt Co-Autorin Mimi Arandjelovic.
“Auf Chimp&See können sich Bürgerwissenschaftler über eine Million Videoclips von Schimpansen, Gorillas, Elefanten, Büffeln, Leoparden und vielen anderen Arten ansehen, die im Rahmen des PanAf-Projektes in ganz Afrika aufgenommen wurden. Unter www.chimpandsee.org kann Jede und Jeder als Bürgerwissenschaftler dazu beitragen, Daten zu analysieren und bei weiteren Entdeckungen aus dem Freiland dabei sein.”
Quelle: Max-Planck-Gesellschaft
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Menschenaffen: Keine Kulturweitergabe über Generationen:
Symbolbild: Schimpansen
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Tübingen (Deutschland) – Eine neue Studie erklärt, weshalb Menschenaffen vermutlich nie über ihr derzeitiges kulturelles Intelligenzstadium hinausgelangen. Der Grund: Sie geben Erlerntes und neue Verhaltensmuster nicht wie wir Menschen weiter, kopieren das Wissen ihrer Artgenossen nicht, sondern müssen dieses in jeder Generation neu erlernen. Selbiges erklärt ebenfalls, warum auch die als extrem intelligent bekannten Oktopoden vermutlich nie die Weltherrschaft übernehmen werden.
Wie Dr. Alba Motes-Rodrigo und Dr. Claudio Tennie von der Arbeitsgruppe „Werkzeuge und Kultur bei frühen Homininen“ an der Universität Tübingen aktuell im Fachjournal „Biological Reviews“ (DOI: 10.1111/brv.12710) berichten, sind Affen darauf angewiesen, das sprichwörtliche Rad immer wieder neu zu erfinden. Die Form des Rades ändere sich dabei aber nicht, erläutern die Forschenden.
In ihrer Studie suchten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem Fachbereich Ältere Urgeschichte und Quartärökologie zunächst in allen veröffentlichten Berichten und Fachartikeln über Menschenaffen nach Aussagen über lokal einzigartige Verhaltensmuster, wie etwa über Schimpansen, die Blätter als Löffel einsetzen. Anschließend wurden diese systematisch auf Richtigkeit untersucht. „Auf diese Weise wurde auf indirektem Wege überprüft, ob Menschenaffenkulturen auf den gleichen Mechanismen wie menschliche Kulturen aufgebaut sind“, erläutert die Pressemitteilung der Tübinger Universität.
Wir Menschen erlernen kulturelle Verhaltensweisen dadurch, dass wir uns gegenseitig beobachten und kopieren. Auf diese Weise wird dann wertvolles Wissen an die nächste Generation weitergegeben. Zugleich werden Verhaltensweisen oft leicht abgewandelt, denn Menschen machen beim Kopieren Fehler oder fügen selbst Aspekte hinzu. Auf diese Weise verändert sich menschliche Kultur von Generation zu Generation. Alba Motes vergleicht dies mit dem Spiel „Stille Post“, bei dem ein Spieler seinem Nachbarn einen Begriff ins Ohr flüstert. Der Begriff wird von Mitspieler zu Mitspieler weitergegeben, was durch Hörfehler am Ende häufig zu einem anderen Begriff führt als dem Ursprungswort.
Wann genau die Mechanismen des Kopierens, die der menschlichen Kultur zugrunde liegen, entstanden sind, wird unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. „Eine These besagt, dass die Fähigkeit, Verhalten zu kopieren, schon Millionen von Jahren zurückreicht und dass auch Menschenaffen einander kopieren. Eine andere These geht davon aus, dass Menschenaffen und auch viele Vorfahren der Menschen einander nicht kopieren.“
Motes-Rodrigo und Tennie suchten mit einer neuen Herangehensweise nach Beweisen für den Prozess des Kopierens bei Menschenaffen. Sie versuchten, Verhaltensweisen in Affenpopulationen zu identifizieren, die Veränderungen von Generation zu Generation durchlaufen haben: „Beruht das Verhalten der Menschenaffen wirklich auf Nachahmung, wie es bei Menschen der Fall ist, würden wir erwarten, dass sich ihr Auftreten kulturell verändert hat und es deshalb inzwischen einzelne Verhaltensweisen geben müsste, die nur auf eine Population an einem Ort beschränkt sind“, erklärt Motes.
Das Team suchte deshalb nach regional einzigartigen Verhaltensmustern von Menschenaffen, sowohl in allen veröffentlichten Berichten über Menschenaffen sowie in Gesprächen mit Experten für Menschenaffen. Ihr Ergebnis: „Die überwältigende Mehrheit der Verhaltensweisen von Menschenaffen ist nicht regional begrenzt.“ Aus hunderten Verhaltensmustern konnten lediglich drei nicht andernorts nachgewiesen werden.
Zum Thema
Laut dem Forscherteam zeigen diese Ergebnisse, „dass die Kultur der Affen durch andere Lernmechanismen aufrechterhalten wird als die menschliche Kultur. Im Gegensatz zum Menschen kopieren sich Affen nicht gegenseitig, sondern erfänden jede ihrer Verhaltensweisen in jeder Population und in jeder Generation immer wieder neu.“
„Dabei werden sie lediglich durch andere zu diesen Neuerfindungen angeregt, ohne dass die jeweilige Form der Verhaltensweise kopiert wird. Diese Erkenntnis erscheint zunächst überraschend, wird aber von neuesten Studien der vergleichenden Kognitionswissenschaften gestützt“, erklärt Tennie abschließend. „In diesen Untersuchungen kopierten Menschenaffen nur dann neue Verhaltensweisen, wenn sie vorher durch Menschen auf Verhaltenskopien trainiert worden waren.“
Auf diese Weise sind sich durchsetzende bahnbrechenden Erfindungen eher unwahrscheinlich, da nicht auf bereits vorhandenem Wissen zu Praktiken und Verhaltensweisen aufgebaut wird.
Ein ähnlicher Umstand kann auch bei Oktopoden und hier ganz gezielt bei Kraken beobachtet werden. Obwohl die extrem intelligenten Kopffüßler bereits seit Millionen von Jahren existieren, haben sie noch keine Kraken-Kultur entwickelt oder uns Menschen unsere evolutionäre Vormachtstellung streitig gemacht. Der Grund hierfür liegt in dem Umstand, dass Krakenweibchen alleine für die Brutpflege verantwortlich sind und sich dabei derart für ihren in eiern heranwachsenden Nachwuchs aufopfern und keine Nahrung zu sich nehmen, dass sie mit dem Schlüpfen der jungen Kraken derart geschwächt sind, dass sie sterben. Ein Mutertier selbst kann also noch so intelligent gewesen sein und „Tricks“ (wie das aufdrehen einer verschlossenen Schraubverschluss-Dose) erlernt haben, es kommt schlichtweg nicht zur Weitergabe des in Laufe des Lebens der Mutter erlernten Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissens. Auf diese Weise beginnt jede Krakengeneration sei Jahrmillionenen immer wieder von vorne.
Quelle: Universität Tübingen
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Kein Planet der Affen: Schimpansen leben noch vor der Steinzeit:
Schimpansen sind dafür bekannt, verschiedene Werkzeuge zu benutzen. Scharfe Steinwerkzeuge gehören jedoch nicht dazu.
Copyright/Quelle: Kevin Langergraber / Universität Tübingen
Tübingen (Deutschland) – Zwar ist bekannt, dass Menschenaffen Werkzeuge herstellen und nutzen können, doch wie weit diese Kultur bereits fortgeschritten ist, war bislang unklar. Eine aktuelle Studie zeigt nun aber, dass Schimpansen sozusagen noch vor der eigenen Steinzeit leben.
„Anders als frühe Menschenarten scheinen Schimpansen nicht in der Lage zu sein, spontan scharfe Steinwerkzeuge herzustellen und zu nutzen, auch wenn ihnen dafür alle Materialien zur Verfügung stehen und ein Anreiz besteht.“ Zu dieser Schlussfolgerung kommt ein Team um Dr. Elisa Bandini und Dr. Alba Motes-Rodrigo von der Universität Tübingen im Rahmen des von Dr. Claudio Tennie geleiteten Projekts STONECULT, das vom Europäischen Forschungsrat finanziert wird.
Wie die Forschenden gemeinsam mit Dr. Shannon McPherron vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig aktuell in der ERC-Fachzeitschrift „Open Research Europe“ (DOI: 10.12688/openreseurope.13186.2) berichten, haben sie ihre Studie an insgesamt elf Schimpansen in einem Zoo im norwegischen Kristansand und dem Chimfunshi Wildlife Orphanage, einer Schutzstation in Sambia durchgeführt.
„Scharfkantige Steinwerkzeuge, die von frühen Menschen hergestellt wurden, sind mindestens aus den vergangenen 2,6 Millionen Jahren bekannt – zu Beginn der Steinzeit“, erläutert Elisa Bandini. Das Forschungsteam wollte wissen, ob Schimpansen als einer der engsten lebenden Verwandten heutiger Menschen, die Fähigkeit zur spontanen Herstellung solcher Werkzeuge besitzen. „Das war bisher ausschließlich an sogenannten ‚kultivierten‘ Menschenaffen getestet worden, also Affen die trainiert oder vom Menschen aufgezogen wurden, und denen die Herstellungstechniken von Menschen gezeigt wurden“, sagt Motes-Rodrigo.
Zum Thema
In den neuen Versuchen erhielten untrainierte Schimpansen zwei verschiedene verschlossene Behälter, die – sichtbar durch eine Plexiglasscheibe – Futter enthielten. An dieses konnten sie nur gelangen, wenn sie scharfe Steinwerkzeuge herstellten. Sie erhielten einen sogenannten Steinkern und Hammersteine, um selbst scharfkantige Steine von diesem Kern abzuschlagen. Anders als in allen bisherigen Studien, erhielten die Menschenaffen in der Studie keine Gelegenheit, sich die Herstellung solcher Werkzeuge abzuschauen. „Obwohl die Schimpansen vermutlich verstanden hatten, dass die Behälter Futter enthielten und auch klar motiviert waren, an diese Belohnung zu kommen, machte keines der Tiere im Test auch nur den Versuch, scharfe Steinwerkzeuge anzufertigen“, stellt Claudio Tennie fest. Die Forschenden schließen daraus, dass Schimpansen diese spontane Fähigkeit offenbar nicht besitzen. „Wahrscheinlich können sie dies nur nach intensivem Kontakt mit Menschen und/oder durch Nachahmen erlernen“, sagt Tennie, und fügt hinzu: „Schimpansen befinden sich also, was diese Fähigkeiten betrifft, noch in der Vor-Steinzeit.“
Hintergrund
Zeitgleich mit der Publikation der Studie zur Werkzeugnutzung durch Schimpansen, berichtet ein Forschungsteam der Universität Osnabrück und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie aus Leipzig erstmals über die Beobachtung tödlicher Angriffe von Schimpansen auf Gorillas in freier Wildbahn.
Schimpansen im Loango-Nationalpark. Copyright: Lara Southern, ozouga.org
Wie das Team um Dr. Tobias Deschner und Prof. Dr. Simone Pika aktuell im Nature-Fachjournal „Scientific Reports“ (DOI: 10.1038/s41598-021-93829-x) berichtet, ereignete sich der Vorfall im Loango-Nationalpark in Gabun, in dem Schimpansen mit Gorillas gemeinsam im gleichen Habitat leben: Zunächst hörten die Forschenden nur Schreie der Schimpansen und dachten, es handele sich um eine typische Begegnung zwischen benachbarten Schimpansen-Gemeinschaften. Doch dann war Brusttrommeln, ein Imponierverhalten, das charakteristisch für Gorillas ist zu hören und es zeigte sich, dass die Schimpansen auf eine Gruppe von fünf Gorillas gestoßen waren. Wie sich zeigte, bildeten die Schimpansen eine Koalition und griffen die Gorillagruppen an, woraufhin die beiden Silberrücken und die Weibchen der Gruppen sich und ihre Kinder verteidigten. Die Silberrücken und mehrere erwachsene Weibchen konnten fliehen, während zwei Gorillakinder ihren Müttern entrissen und getötet wurden. „Unsere Beobachtungen liefern den ersten Beweis dafür, dass die Anwesenheit von Schimpansen einen tödlichen Einfluss auf Gorillas haben kann. Wir wollen nun untersuchen, was die Gründe für die überraschend aggressiven Interaktionen sind“, so Tobias Deschner. „Es könnte sein, dass das Zusammenleben von Schimpansen, Gorillas und Waldelefanten im Loango Nationalpark in Gabun zu stark erhöhter Konkurrenz um Nahrung geführt hat, die sich in Extremfällen in tödlichen Konflikten zwischen den beiden Menschenaffenarten entlädt. Die Verhaltensforscher und Biologen vermuten, dass eine solche Situation auch durch den Klimawandel bedingten Rückgang der Produktivität des Regenwaldes bedingt sein, wie er vor kurzem in anderen Nationalparks in Gabun beobachtet wurde.
Die Abstammungslinien von Menschen und Menschenaffen trennten sich vor rund sieben Millionen Jahren. Die Fähigkeit, scharfe Steinwerkzeuge herzustellen, habe sich wohl erst lange nach dieser Trennung in der menschlichen Linie entwickelt, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler abschließend und merken an, dass dafür offenbar bestimmte Fähigkeiten nötig seien, die sich erst in der Evolution unserer menschlichen Vorfahren herausgebildet haben.
Recherchequellen: Universität Tübingen, Universität Osnabrück
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Auch Menschenaffen begrüßen und verabschieden sich:
nteraktion zwischen Bonobos.
Copyright: Emilie Genty
Neuchâtel (Schweiz) – Ähnlich wie wir Menschen eine Interaktion mit Artgnossen in der Regel mit Begrüßungsgesten und -formeln beginnen und meist auch entsprechend beenden, wurde ein vergleichbares Verhalten nun auch bei Schimpansen und Bonobos dokumentiert.
Wie das Team um Raphaela Heesen und Emilie Genty von der Université de Neuchâtel und Kollegen der University of Durham aktuell im Cell-Fachjournal „iScience“ (DOI: 10.1016/j.isci.2021.102872) berichtet, haben sie die Interaktionen von 1.242 Individuen in Schimpansen- und Bonobo-Gruppen in verschiedenen Zoos beobachtet und ausgewertet.
Die Beobachtungen zeigen, dass auch die untersuchten Menschenaffen den Beginn ihrer Interaktionen mit Artgenossen mit bestimmten Blicken, Körperhaltungen und Gesten sowohl beginnen als auch beenden – ganz ähnlich, wie dies auch die meisten Menschen tun.
Die Forschenden ziehen aus ihren Beobachtungen auch Rückschlüsse für ein besseres Verständnis über den Ursprung und die Evolution unseres eigenen Interaktions-und Kommunikationsverhaltens.
Als übliche Eröffnung der Interaktionen beobachteten die Forschenden meist Berührungen, Händehalten oder auch Anstupsen der Artgenossen mit dem Kopf. Noch häufiger konnten die Forschenden allerdings das Beenden des Austauschs in Form von „Verabschiedungen“ beobachten.
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Auf die beobachtete Weise, also durch die kommunikativen Zeichen, entstehe nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei unseren Verwandten ein Empfinden einer „gegenseitigen Verpflichtung“ (joint commitment), das sowohl den Beginn des Austauschs in Form einer „Begrüßung“ untereinander als auch dessen Ende beschreibt. Im direkten Vergleich zu uns Menschen verweisen die Verhaltensforscherinnen und -forscher, dass Experimente mit Kleinkindern gezeigt hätten, zu welch heftigen Protesten das Weglassen entsprechender Signale für den Beginn, aber auch das Beenden etwa des gemeinsamen Spiels, schon sehr früh in unserer Entwicklung führen.
Ähnlich wie auch bei uns Menschen, beobachteten die Forschenden auch unterschiedliche Höflichkeitsgrade bei den Schimpansen und Bonobos. Dieser Grad der Höflichkeit richte sich meist nach den Machtverhältnissen bzw. dem Gruppen-Status der Beteiligten: Je größer das Gefälle, umso mehr Signale sind offenbar notwendig, um zum eigentlichen Austausch oder der angestrebten gemeinsamen Aktivität zu gelangen und diese dann auch wieder zu beenden. Ebenfalls vergleichbar mit dem menschlichen Verhalten sei denn auch die reduzierte Leichtigkeit dieser Gesten und Floskeln unter befreundeten Tieren: „Trifft man auf einen guten Freund, so muss man sich offenbar weniger anstrengen, höflich zu sein.“
Recherchequelle: Université de Neuchâtel, iScience
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Studie findet Belege für Trauer von Primatenmüttern um verstorbenen Nachwuchs:
Ein Pavianweibchen trägt den Körper seines verstorbenen Kindes mit sich.
Copyright: thanatobase.mystrikingly.com
London (Großbritannien) – Schon oft haben Verhaltensforscher beobachtet, dass Primatenmütter die Körper verstorbener Kinder noch vergleichsweise lange Zeit mit sich umhertragen und halten. Eine aktuelle Meta-Studie hat die vorliegenden dokumentierten Fälle dieses Verhaltens nun eingehend analysiert und kommt zu dem Schluss, dass es sich dabei tatsächlich um Trauerverhalten der Affenweibchen zu handeln scheint. Das wiederum belegt, dass die Tiere den Tod auch als emotionales Konzept und seine Konsequenzen verstehen.
Wie das Team um Dr. Alecia Carter und Elisa Fernández Fueyo vom University College London aktuell im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B“ (DOI: 10.1098/rspb.2021.0590) berichtet, haben sie 126 Publikationen mit insgesamt 409 beschriebenen Fällen über das beobachtete Verhalten innerhalb von mehr als 50 unterschiedlichen Primatenarten ausgewertet.
Während Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen immer noch darüber streiten, ob auch Primaten den Tod als solchen und seine Konsequenzen begreifen, stütze das Ergebnis der Studie die Vorstellung davon, das Primatenweibchen durchaus ein Bewusstsein für den Tod besitzen oder entwickeln können. „Unsere Studie legt nahe, dass Primaten in ähnlicher Weise lernen können, was der Tod eines Kindes oder Artgenossen bedeutet, wie wir Menschen. Es kann sein, dass Primaten hierzu erleben und erfahren müssen, dass der Tod zu einer lang anhaltenden ‚Funktionsstörung‘ führt, vergleichbar mit den Todes-Konzept von uns Menschen.“ Allerdings beantworte die Studie noch nicht die Frage, ob Primaten auch verstehen, dass der Tod ein universelles Konzept ist und dass alle Lebewesen einmal sterben müssen. „Gut möglich, dass wir diese Frage nie beantworten werden können.“
Die Studie habe aber ganz sicher Auswirkungen auf unser Verständnis darüber, wie nicht-menschliche Arten Trauer verarbeiten. Schließlich sei bekannt, dass Menschenmütter, die eine Totgeburt erleiden, aber die Möglichkeit haben, ihr tot geborenes Kind noch eine Weile bei sich zu halten, weniger oft schwere Depressionen ob ihres Verlustes erleiden – vermutlich, weil sie auf diese Weise die Möglichkeit haben, ihre Verbindung zu ihrem verlorenen Kind auszudrücken, den Trauerprozess intensiv zu erleben.
„Einige Primatenmütter scheinen auch Zeit zu benötigen, um sich mit ihrem Verlust auseinanderzusetzen. Das zeigt uns einmal mehr, wie stark und wichtig die mütterliche Verbindung für Primaten und vermutlich auch für viele Säugetiere ist“, so Carter.
Von den in der Studie untersuchten Arten zeigten 80 Prozent jenes Verhalten, das die Forschenden als „corpse carrying behaviour“ bezeichnen. Auch wenn dieses „Leichentragen“ bei vielen Primatenarten beobachtet werden konnte, beschreiben die meisten Fälle dieses Verhalten dennoch bei Menschenaffen und Meerkatzenverwandten Arten (Affen der Alten Welt). Letztere tragen ihren verstorbenen Nachwuchs zudem am längsten mit sich.
Die Forscher stellten auch fest, dass es auch von der Art abhängt, ob Mütter die Körper ihrer verstorbenen Kinder mit sich tragen: „So findet sich das Leichentragen bei Arten, die sich schon vor langer Zeit evolutionäre getrennt haben, wie etwa Lemuren, nicht. Dennoch kann auch hier ein Ausdrücken von Trauer durch andere Verhaltensweisen beobachtet werden.“
Zum Thema
Auch spiele das Alter der Mutter einer zum Zeitpunkt des Todes des Säuglings und die Art und Weise eine Rolle, wie das Kind starb, eine Rolle für die Wahrscheinlichkeit, dass die eine Säuglingsleiche mit sich getragen werde. So fanden die Forschenden etwa heraus, dass jüngere Mütter ihre Kinder nach dem Tod eher trugen, während traumatische Todesfälle wie Kindstötung oder Unfälle weniger wahrscheinlich zum Tragen von Leichen führten als Todesfälle durch nicht-traumatische Ereignisse wie Krankheiten. Die Studie ergab auch, dass bei den Primatenarten, die ihre toten Säuglinge weiterhin mit sich tragen, die Tragedauer der Leiche abhängig von der Stärke der Mutter-Kind-Bindung in Abhängigkeit zum Alter des Säuglings zum Zeitpunkt des Todes abhängig ist und entsprechend variiert. So wurden tote Säuglinge länger getragen, wenn sie in jüngerem Alter starben. Die Fälle nehmen offenbar zusehends ab, wenn die Verstorbenen zum Todeszeitpunkt bereits über die Hälfte des Entwöhnungsalters hinaus waren. „Wir zeigen, dass Mütter, die beim Tod stärker an ihr Kind gebunden waren, die Leiche länger tragen und damit Emotionen möglicherweise eine wichtige Rolle spielen“, erläutert Fernández Fueyo und führt dazu weiter aus: „Unsere Studie zeigt jedoch auch, dass Primatenmütter durch Erfahrungen mit dem Tod und externen Hinweisen möglicherweise ein besseres Bewusstsein für den Tod erlangen und sich daher „entschließen“, ihren toten Säugling nicht mit sich herumzutragen, auch wenn sie möglicherweise noch verlustbezogene Emotionen erleben. Wir fanden zudem heraus, dass Bindungen, insbesondere die Mutter-Kind-Bindung, möglicherweise die Reaktionen von Primaten auf den Tod antreiben. Aufgrund unserer gemeinsamen Evolutionsgeschichte ähneln menschliche soziale Bindungen in vielerlei Hinsicht denen nicht-menschlicher Primaten. Daher ist es wahrscheinlich, dass menschliche Bestattungspraktiken und Trauer ihren Ursprung in sozialen Bindungen haben.“
Die thanatologischen Verhaltensweisen, die wir heute bei nicht-menschlichen Primaten sehen, könnten demnach auch bei frühen menschlichen Spezies vorhanden gewesen sein – und sie könnten sich während der menschlichen Evolution zu den verschiedenen Ritualen und Praktiken verwandelt haben: „Allerdings brauchen wir mehr Daten, um unser Verständnis dafür weiterzuentwickeln und wie sehr sich das Verhalten von Primaten in Bezug auf den Tod nicht nur durch Bindungen, sondern auch durch die damit verbundenen Emotionen erklären lässt und damit menschlicher Trauer ähnelt.“
Abschließend räumen die Studienautoren aber ein, dass ihre Studie aufgrund der unsystematischen Erfassung des thanatologischen Verhaltens mehrere Einschränkungen unterliegen kann. Um diese anzugehen, haben sie die Website „ThanatoBase“ ins Leben gerufen, die auch andere Forschende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einlädt, ihre eigenen Beobachtungen zu einer Datenbank und somit dazu beizutragen, grundlegende Fragen zur Evolution der Kognition und Emotion von Tieren zu beantworten.
Recherchequelle: University College London
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Schimpansen-„Sprache“ komplexer und umfangreicher als bislang bekannt:
Schimpansenmutter gibt Laute von sich
Copyright: Liran Samuni, Taï Chimpanzee Project
Leipzig (Deutschland) – Dass Schimpansen miteinander auch und gerade durch Laute kommunizieren, ist hinlänglich bekannt. Eine neue Studie zeigt nun aber, dass Schimpansen ihre Rufe auch zu einer Vielzahl von Lautsequenzen kombinieren. Die Erkenntnis, dass diese „Sprache“ somit wesentlich komplexer und vielfältiger ist als bislang angenommen, erlaubt auch Aufschlüsse über die menschliche Sprachevolution.
Wie das Team um Cédric Girard-Buttoz vom CNRS-Instituts für Kognitionswissenschaften im französischen Bron gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen vom Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) und Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI-CBS) in Leipzig aktuell im Fachjournal „Communications Biology“ (DOI: 10.1038/s42003-022-03350-8) berichtet, erscheint Tierkommunikation verglichen mit dem komplexen Sprachgebrauch des Menschen rechteinfach.
Hintergrund
Der Mensch ist die einzige bekannte Art auf der Erde, die Sprache verwendet. Menschen tun dies, indem sie Laute zu Wörtern und Wörter zu hierarchisch strukturierten Sätzen zusammensetzen. Woher diese außergewöhnliche Fähigkeit stammt, blieb bisher ungeklärt. Ob und wie sich unsere Sprache aus einem so einfachen System wie der tierischen Lautkommunikation heraus entwickelt haben könnte, blieb jedoch bisher ungeklärt.
„Im Gegensatz zum Menschen verwenden nicht-menschliche Primaten häufig einzelne Rufe, die sie aber nur selten zu Lautfolgen miteinander kombinieren“, erläutert die Pressemitteilung des MPI-EVA. „Die Lautkommunikation bei nicht-menschlichen Primaten erscheint daher viel weniger komplex zu sein als die menschliche Kommunikation.“
„Die Zusammensetzung von Wörtern oder Wortgruppen zu Sätzen – die Syntax – ist ein Merkmal menschlicher Sprache. Um ihren Ursprung zu ergründen, müssen wir zunächst verstehen, wie genau die Lautäußerungen von Menschenaffen strukturiert sind“, fügt Emiliano Zaccarella, einer der Hauptautoren der Studie, hinzu.
„Wenn Schimpansen miteinander kommunizieren, verwenden sie Hunderte von verschiedenen Sequenzen, die sich aus jeweils bis zu zehn verschiedenen Typen von Rufen aus ihrem Gesamtrepertoire zusammensetzen.“ In der aktuellen Studie dokumentieren die Autorinnen und Autoren diese Vielfalt erstmalig für eine nicht-menschliche Primatenart.
Zum Thema
Allerdings ergibt sich die Komplexität der menschlichen Sprache nicht aus der Anzahl der Laute, die wir beim Sprechen verwenden – in den meisten Sprachen sind das weniger als 50 Laute – sondern aus der Art und Weise, wie wir Laute strukturiert zu Wörtern kombinieren und diese hierarchisch zu Sätzen zusammensetzen, um so eine nahezu unendliche Anzahl von Bedeutungen auszudrücken. „Tatsächlich verwenden auch nicht-menschliche Primaten bis zu 38 verschiedene Rufe, um zu kommunizieren, kombinieren diese aber nur selten miteinander.“
Die Struktur und Vielfalt der tierischen Lautsequenzen wurden bisher allerdings nicht ausreichend detailliert untersucht. Für ihre aktuelle Studie haben die Forschenden daher Tausende von Lautäußerungen von freilebenden Schimpansen in Taï an der Elfenbeinküste aufgezeichnet und können nachweisen, dass die Tiere Hunderte von verschiedenen Lautsequenzen produzierten, die aus bis zu zehn unterschiedlichen Rufen bestanden.
„Die Reihenfolge der Rufe folgt Regeln, die auf eine strukturierte Art und Weise miteinander verbunden ist“, so die Forschenden. Ob Ähnlichkeiten zu Strukturen menschlicher Sprache bestehen und ob Schimpansen diese Sequenzen nutzen, um in ihrem komplexen sozialen Umfeld eine größere Bandbreite an Bedeutungen zu kommunizieren, die Fragen sollen in weiterführenden Untersuchungen erforscht werden.
Recherchequelle: MPG
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Jane Goodall, was unterscheidet Uns vom Schimpansen ?
https://archive.org/details/jane-goodall...phie-srf-kultur
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Sinn für Ordnung unterscheidet uns Menschen auch von Menschenaffen:
Archivbild: Bonobo.
Copyright: Pierre Fidenci (via WikimediaCommons) / CC BY-SA 2,5
Stockholm (Schweden) – Die Fähigkeit, die Reihenfolge von Informationen zu erkennen, ist ein charakteristisches Merkmal von Menschen, etwa, wenn sie an Gesprächen teilnehmen, ihren Alltag planen oder eine Ausbildung durchlaufen. Eine schwedische Studie kommt nun zu dem Schluss, dass diese Fähigkeit wahrscheinlich einzigartig für Menschen ist, da selbst unsere engsten Verwandten wie Bonobos nicht auf die gleiche Weise die Fähigkeit erwerben, sich an die Reihenfolge zu erinnern. Macht uns Ordnung also menschlich…?
Wie das Team um den Ethnologen Prof. Johan Lind, stellvertretender Direktor am Zentrum für Kulturelle Evolution an der Universität Stockholm aktuell im Fachjournal „PLoS ONE“ (DOI: 10.1371/journal.pone.0290546) berichtet, trage die Studie ein weiteres Puzzlestück zur Beantwortung der Frage bei, wie sich die geistigen Fähigkeiten von Menschen und anderen Tieren unterscheiden und warum nur Menschen Sprachen sprechen, Raumfahrt planen aber auch gelernt haben, die Erde so effizient nutzen gelernt haben, dass wir jetzt eine ernsthafte Bedrohung für uns unzählige andere Lebensformen und sogar uns selbst darstellen.
Schon zuvor hatten Studien an der Stockholmer Universität vorgeschlagen, dass nur wir Menschen die Fähigkeit besitzen, sequenzielle Informationen zu erkennen und abzurufen, was eine grundlegende Grundlage für einzigartige menschliche kulturelle Fähigkeiten bildet. Diese Hypothese wurde jedoch bisher nicht an unseren engsten Verwandten, den Menschenaffen, getestet. Die neuen Experimente zeigen nun, dass Bonobos, eine der Menschenaffenarten, Schwierigkeiten haben, die Reihenfolge von Reizen zu erlernen.
Gemeinsam mit seinen Kollegen Magnus Enquist und dem Psychologen Stefano Ghirlanda vom Brooklyn College beschreiben Lind auch in einem demnächst erscheinenden Buch mit dem Titel „The Human Evolutionary Transition: From Animal Intelligence to Culture“ bei Princeton University Press (Der Menschliche Evolutionäre Übergang: Von der Tierischen Intelligenz zur Kultur) ihre Theorie darüber, wie der Mensch zum Kulturwesen wurde. Ein zentraler Aspekt dieser Theorie dreht sich um den Unterschied darin, wie Menschen und andere Tiere sequenzielle Informationen wahrnehmen und sich erinnern.
„Wir haben zuvor eine große Anzahl von Studien analysiert, die darauf hinweisen, dass nur Menschen sequenzielle Informationen genau erkennen und sich daran erinnern“, erläutert Lind. „Aber trotz der Analyse von Daten aus verschiedenen Säugetieren und Vögeln, einschließlich Affen, fehlten Informationen über unsere engsten Verwandten, die anderen Menschenaffen.“
In einer Reihe von Experimenten, in denen die Gedächtnisleistungen von Bonobos und Menschen getestet wurden, wurden die Tiere aufgefordert, mit Computerbildschirmen zu interagieren, um zwischen kurzen Sequenzen zu unterscheiden. Dazu gehörten Aufgaben wie das Drücken nach rechts, wenn ein gelbes Quadrat vor einem blauen Quadrat erschien, oder das Drücken nach links, wenn das blaue Quadrat vor dem gelben Quadrat erschien.
Die Ergebnisse zeigen demnach, dass Bonobos vergessen, dass sie ein blaues Quadrat bereits fünf bis zehn Sekunden nach dem Verschwinden vom Bildschirm gesehen haben, und dass sie große Schwierigkeiten haben, die Sequenzen wie ‚blaues Quadrat vor gelbem Quadrat‘ von ‚gelbem Quadrat vor blauem Quadrat‘ zu unterscheiden, und dies selbst nach Tausenden von Versuchen.
Im Gegensatz dazu deutet die Studie darauf hin, dass Menschen diese kurzen Sequenzen schnell erlernt haben, zu unterscheiden. Es sei jedoch immer noch unklar, wie genau unsere engsten Verwandten sich an sequenzielle Informationen erinnern und diese nutzen können.
„Wir wissen jetzt, dass unsere engsten Verwandten nicht die gleichen sequenziellen geistigen Fähigkeiten wie wir Menschen teilen“, so Enquist. „Obwohl die Ergebnisse darauf hinweisen, dass ihr Arbeitsgedächtnis im Prinzip genauso funktioniert wie bei Ratten und Tauben, wurde dies bisher nicht praktisch nachgewiesen.“
Für die Forscher stützen die neuen Ergebnisse die Hypothese der Sequenzspeicherung, wonach während der menschlichen Vorgeschichte eine Fähigkeit zur Erinnerung und Verarbeitung von Sequenzen entstanden ist, ein notwendiger Mechanismus für zahlreiche einzigartig menschliche Phänomene wie Sprache, Planungsfähigkeit und sequenzielles Denken. Ein Mechanismus, der uns Menschen von anderen Tieren und selbst von unseren direkten Verwandten unterscheidet.
Recherchequelle: Stockholm University
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